Rebirthing
Rebirthing (auch "Rebirthing-Atmen") ist eine Methode aus dem Spektrum der Alternativmedizin und wurde ursprünglich in den 1970er Jahren vom Amerikaner Leonard Orr (geb. 1938) entwickelt und veröffentlicht.[1] Vor der Erfindung des Rebirthing war Orr als Verkäufer tätig. Orr ist im Bereich des US-Esoterikmarkts aktiv. Er bildet dort 'Rebirthing-Therapeuten' aus und verdient an deren Lizensierung. Auch in Europa, vor allem in Deutschland, ist Orr gelegentlich anzutreffen. Er wird von einschlägigen Esoterik-Verlagen (z.B. Spirit Rainbow Verlag) propagandistisch unterstützt.
In der Psychosekte des Bhagwan-Osho-Rajneesh gelangte Rebirthing (auch als Vivation oder Prana-Energie bezeichnet) zur weltweiten Verbreitung. Der Patient wird angewiesen, schneller als normal und pausenlos zu atmen.
Orr behauptete, durch Hyperventilieren (stark vertiefte und beschleunigte Atmung, siehe auch Holotropes Atmen) könne man sich in einen Zustand versetzen, in dem man sich an vorgeburtliche Ereignisse erinnern könne.
Methode
Das Rebirthing und Rebirthing-Atmen basiert auf der Annahme, dass der Geburtsvorgang als ein traumatisches Ereignis für den späteren Erwachsenen erhalten bleibt. Dem Neugeborenen wird dabei unterstellt Angst im engen Geburtskanal zu erleben (als sogenanntes Wurzeltrauma) und später wütend über die "Vertreibung" aus dem Paradies Gebärmutter zu werden. Das behauptete Wurzeltrauma sei im späteren Leben Ursache für psychische wie auch körperliche Störungen. Diese Störungen sollen dadurch behebbar werden, indem man angenommene "blockierten Erinnerungen" an die Geburt wieder zu erinnern sucht.
Erreicht werden soll das mit einer speziellen Atemtechnik. Dazu liegt der Kunde oder Patient zugedeckt auf dem Rücken, der Rebirther sitzt neben ihm. Der Patient wird angewiesen, durch die Nase zu atmen, und das tiefer als gewöhnlich. Dann soll er die natürliche Pause zwischen dem Aus- und Einatmen weglassen - "Kreisatmung" nennen das die Rebirther. Viele "Therapeuten" versprechen, dadurch werde mehr Sauerstoff aufgenommen. Entgegen der Aussagen vieler Rebirthing-Anbieter wird aber durch die Hyperventilation beim lungengesunden Menschen nicht Sauerstoff im Blut angereichert (der normale Sättigungsgrad liegt bereits bei 98%), sondern es wird vermehrt Kohlendioxid abgeatmet, was zu einer Anhebung des Blut-pH-Wertes führt. Dies kann Synkopen (kurze Bewusstlosigkeit) bzw. tranceähnliche Zustände herbeiführen.
Gefahren
Durch die Hyperventilation entstehen gelegentlich Fantasie- und Wahnbilder. Für Menschen mit Herz-Kreislauf-Problemen ist diese Technik sehr gefährlich. Auch kann es zu unkontrollierten Stürzen mit Verletzungen kommen. Psychisch labile Personen oder Borderline-Patienten können dadurch psychotische oder auch suizidale Krisen erleiden. Ein Todesfall wurde in Deutschland bekannt: 1998 starb eine Asthma-Patientin während einer Behandlung. Die "Therapeutin" verfügte nicht über eine Zulassung als Heilpraktikerin und wurde zu 9 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.
Nach einem Bericht des EZW-Materialdienstes[2] wurde im US-Bundesstaat Colorado die Rebirthing-Therapie inzwischen verboten. Vorausgegangen war der Todesfall eines zehnjährigen Mädchens, das während der Therapie erstickte.
Zusammenfassung
Die Atemtechnik des Hyperventilierens wird bei vielen Psychomethoden schon sehr lange als bekannte Möglichkeit eingesetzt, Fantasie- oder Wahnbilder auszulösen. "Rebirthing" behauptet, dadurch "Geburtstraumata" auflösen zu können, konnte dies aber bisher nicht belegen.
Weblinks
Quellennachweise
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