Kuno Hottenrott
Kuno Hottenrott (geb. 11. Januar 1959) ist ein deutscher Sportwissenschaftler und Universitätsprofessor für Trainingswissenschaft. Er war von 1988 bis 1993 Nationaltrainer der Jugend und Junioren der Deutschen Triathlon Union. Hottenrott entwickelte 2008 eine Formel zur Berechnung einer günstigen Pulsfrequenz bei Ausdauersport auf Grundlage einer Untersuchung mit Marathonläufern. Die Hottenrott-Pulsformel berücksichtigt dabei die Unterschiede in der Belastungsherzfrequenz zwischen Frauen und Männern.[1]
Aktuell betätigt sich Hottenrott als Befürworter des pseudomedizinischen Übersäuerungskonzepts und von so genanntem basischem Wasser und entsprechender Gletscherwasser-Produkte (Grönland‐Gletscherwasser p9.38 / 938 der Quantisana GmbH / "basisches Gletscherwasser" ICEIS GmbH) mit angeblichen stets positiven Gesundheits-Wunderwirkungen.
Kurzbiographie
Von 1982 bis 1987 hat Hottenrott Mathematik und Sportwissenschaft für das Lehramt an Gymnasien an der Universität Kassel studiert. Nach seiner Promotion zu einem trainingswissenschaftlichen Thema war er bis 2002 Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Hochschulassistent im sportmedizinischen Bereich des Instituts für Sportwissenschaft und Motologie sowie Hochschuldozent im Fachgebiet Sportmedizinische Bewegungswissenschaft an der Philipps-Universität Marburg. Von 1987 bis 1993 war er Nachwuchstrainer der Deutschen Triathlon Union. Seit 2003 ist er Universitätsprofessor an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und leitet den Arbeitsbereich Trainingswissenschaft und Sportmedizin. 2005 gründete er das Institut "Leistungsdiagnostik und Gesundheitsförderung e.V." an der Martin-Luther-Universität.
Hottenrott ist Direktor des Institut für Leistungsdiagnostik und Gesundheitsförderung ILUG sowie Leiter des Master-Studiengang "Sport & Ernährung" an der Universität Halle-Wittenberg.
Von 2009 bis 2013 war Hottenrott Vizepräsident und seit 2013 ist er Präsident der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft.[2]
Er ist selbst aktiver Ausdauersportler.
Forschungsgebiete im Bereich Sport
Hottenrotts Forschungen haben den Schwerpunkt im Bereich des Ausdauersports, in dem er Sportfachbücher und Monographien veröffentlicht hat. Insbesondere auf dem Gebiet der Herzfrequenzvariabilität hat er Arbeiten verfasst.
Seine Forschungsgebiete im Einzelnen sind:
- Methoden und Anwendungen der Herzfrequenzvariabilität in Sport und Medizin
- Belastung, Beanspruchung und Adaptation in Sport und Rehabilitation
- Biomechanik, Muskelaktivität und Bewegungsstruktur
- Sensomotorik und sensomotorisches Training in Prävention und Rehabilitation
- Leistungsdiagnostik, Trainings- und Belastungssteuerung
- Nachwuchstraining und langfristiger Leistungsaufbau
- Energiestoffwechsel, Ernährung und Substitution im Sport
- Adaptation unter Normoxie und Hypoxie
- Hirnaktivität (EEG) und Ermüdung im Sport
Engagement für "Basisches Wasser" und "Gletscherwasser"
Kuno Hottenrott ist im so genannten "Expertenrat" der Schweizer Firma Quantisana Gesundheitszentrum AG[3]. Die Firma ist eine Gründung von Alexander Glogg (siehe Fostac Scharlatanerieprodukte). Hier werden unter Leitung von Manfred Doepp pseudomedizinische Behandlungen durchgeführt, beispielsweise mit Hilfe des Timewaver-Gerätes (ein älterer Name des Unternehmens ist TimeWaver Gesundheitszentrum AG), "Meridianmessungen", Kinesiologie, Behandlungen in einer "Kozyrev-Kammer" und einer "Schungit-Kammer" und vieles mehr.[4]Geschäftsführer des Gesundheitszentrums sind Alexander Glogg und der Kaufmann Alfons Handermann (geb. 1940), die beide auch Geschäftsführer bei Fostac sind. Zum genannten Expertenrat gehören neben Hottenrott Manfred Doepp, Marcus Schmieke, John Gruia Ionescu, Gábor Róza und ein Dieter Weiner (Triunity Seminare).
Die Firma Quantisana verbreitet auf ihren Webseiten eine einfach verblindete Studie von Hottenrott aus dem Jahr 2016 (Hottenrott, K., Lutzke, E., Mücke, M., Zurleit, A.: Effekte von Gletscher- und Mineralwasser auf die Ausdauerleistung, unveröffentlicht), die eine leistungsfördernde Eigenschaft eines von Quantisana angebotenen Gletscherwassers (ISEIS) gegenüber einem herkömmlichen Mineralwasser bei 18 Radsportlern belegen soll. Die Autoren spekulieren dabei über eine mögliche höhere Sauerstoffbindungskapazität des Blutes in Abhängigkeit zum Blut-pH-Wert und dem Quantisana Gletscherwasser. (Zitat: ..Die erhöhte Leistungsfähigkeit in den Radtests lässt sich u.a. der verbesserten Pufferkapazität und Sauerstoffbindungskapazität bei der Intervention mit Gletscherwasser erklären...Schlussfolgerung: Die Studie konnte zeigen, dass bei mehrtägiger erhöhter Trinkmenge von basischen natürlichen Wasser (Gletscherwasser) die aerobe und anaerobe Ausdauerleistung gesteigert werden kann..) Ein derartiger Zusammenhang hätte durch Messung des Blut pH-Werts der Sportler plausibel gemacht werden können, auch wenn sowieso der Blut pH-Wert beim Gesunden robusten Regelkreisen unterliegt und zwischen 7,36 und 7,44 schwankt. Eine derartige pH-Messung unterblieb aus nicht diskutierten Gründen. Auch hätte dies zur Folge daß die millionenfach gegen Sodbrennen eingesetzten freiverkäuflichen Mittel wie Bullrich-Salz (mit Natriumhydrogencarbonat - inzwischen medizinisch obsolet, mit unangenehme Nebenwirkungen wie Gasbildung, Aufstoßen, Störungen des Elektrolytstoffwechsel, Blutdrucksteigerung, Nervenstörungen, Krämpfe, Herzrhythmusstörungen oder die Bildung von Nierensteinen usw) oder entsprechende Kaugummis letztendlich als Dopingmittel im Sport nutzbar wären. Natriumhydrogencarbonat ist aber nicht auf der Dopingliste verbotener Substanzen.
Da die Studie nicht in einer Publikation veröffentlicht wurde, scheint es sich um eine vom Anbieter finanzierte Auftragsstudie zu handeln. In der Arbeit findet sich keine Angabe zur Finanzierung der Studie und zum "conflict of Interest" des Hauptautors Hottenrott, der für Quantisana beratend tätig ist.
Weblinks
Quellennachweise
- ↑ http://www.loges.de/sportwissen/die-neue-hottenrottformel
- ↑ http://idw-online.de/pages/de/news334654
- ↑ QuantiSana GesundheitsZentrum AG, Schloss Wartensee, Wartensee 2, CH-9404 Rorschacherberg
- ↑ http://www.gz-bichwil.ch/de/methoden.html
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