Blutelektrifizierung: Unterschied zwischen den Versionen
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Als "Blutelektrifizierung" werden in alternativmedizinischen Kreisen auch Methoden der extrakorporalen oder in Blutgefäßen durchzuführenden elektrischen Desinfektion nach William Lyman und Steven Kaali bezeichnet. Kaali und Lyman benutzten diesen Begriff einer "Blood Electrification" nicht. Steven G. Kaali ist ein Gynäkologe am New Yorker Albert Einstein College of Medicine<ref>http://www.einstein.yu.edu/faculty/5296/steven-kaali/</ref>, auf den mehrere Patente zurückgehen. Weitere Patente von Kaali beziehen sich auf elektrisch betriebene Vorrichtungen zur Verhütung.<ref>US Patent 4616640: Birth control method and device employing electric forces. Date of Patent: Oct 14, 1986</ref><ref>US Patent 4932421: Electrified intrauterine device. Date of Patent: June 12, 1990</ref> | Als "Blutelektrifizierung" werden in alternativmedizinischen Kreisen auch Methoden der extrakorporalen oder in Blutgefäßen durchzuführenden elektrischen Desinfektion nach William Lyman und Steven Kaali bezeichnet. Kaali und Lyman benutzten diesen Begriff einer "Blood Electrification" nicht. Steven G. Kaali ist ein Gynäkologe am New Yorker Albert Einstein College of Medicine<ref>http://www.einstein.yu.edu/faculty/5296/steven-kaali/</ref>, auf den mehrere Patente zurückgehen. Weitere Patente von Kaali beziehen sich auf elektrisch betriebene Vorrichtungen zur Verhütung.<ref>US Patent 4616640: Birth control method and device employing electric forces. Date of Patent: Oct 14, 1986</ref><ref>US Patent 4932421: Electrified intrauterine device. Date of Patent: June 12, 1990</ref> | ||
− | Von Kaali liegt in Datenbanken eine einzige veröffentlichte Arbeit von 1996 zu seiner Erfindung einer extrakorporalen Desinfektion vor,<ref>Lyman WD, Merkatz IR, Kaali SG. "Biocompatible electric current attenuates HIV infectivity", Surg Technol Int. 1996;5:75-9.</ref> die jedoch offenbar nie zitiert wurde. Veröffentlichte Studienergebnisse oder von unabhängiger Stelle veröffentlichte Beurteilungen sind nicht auffindbar. Selbst bei Google Scholar finden sich nur einige wenige Hinweise zu alternativmedizinischer Literatur über Kaali. Zu keinem | + | Von Kaali liegt in Datenbanken eine einzige veröffentlichte Arbeit von 1996 zu seiner Erfindung einer extrakorporalen Desinfektion vor,<ref>Lyman WD, Merkatz IR, Kaali SG. "Biocompatible electric current attenuates HIV infectivity", Surg Technol Int. 1996;5:75-9.</ref> die jedoch offenbar nie zitiert wurde. Veröffentlichte Studienergebnisse oder von unabhängiger Stelle veröffentlichte Beurteilungen sind nicht auffindbar. Selbst bei Google Scholar finden sich nur einige wenige Hinweise zu alternativmedizinischer Literatur über Kaali. Zu keinem seiner Patente zur elektrischen Desinfektion ist eine praktische Umsetzung bekannt, die Patente sind inzwischen abgelaufen. Zu den Patenten und dem zu Grunde liegenden Prinzip sind [[Verschwörungstheorie]]n im Umlauf, nach denen drei große ungenannte Pharmaunternehmen die Umsetzung behindern würden. Behauptet wird dies beispielsweise in dem an Laien gerichtenen medizinkritischen Buch "Das Kaali-Patent! Sieg über Krebs und Aids" von Sigmund C. Arnim und Carl H. Hammerstein. |
Bei mehreren der patentierten Methoden<ref>US Patent 5139684: Electrically conductive methods and systems for treatment of blood and other body fluids and/or synthetic fluids with electric forces. Inventors: Steven Kaali, Peter M. Schwolsky. Filed: Nov 16, 1990. Date of Patent: Aug 18, 1992</ref><ref>US-Patent 5185086: Method and system for treatment of blood and/or other body fluids and/or synthetic fluids using combined filter elements and electric field forces. Inventors: Steven Kaali, Peter M. Schwolsky. Filed Jul 16, 1991. Date of Patent: Feb 9, 1993. ''"A method and system for the treatment of blood and/or other body fluids (such as amniotic fluids) as well as synthetic fluids such as tissue culture medium whereby a fluid to be treated is mechanically filtered for elimination of particles contained therein which exceed 0.2 microns in size (or some other minutely small size) and in addition subjecting the fluid being treated to electric field forces in the microwatt/milliwatt region induced by relatively low voltage of a few volts and low current density which does not exceed values which could impair the biological usefulness and characteristics of the blood or other fluid being treated."''</ref> wird Blut am Arm abgenommen, durchfließt (analog zur Dialyse) in einem geschlossenen Kreislauf eine Kammer, in dem es einem elektrischen Wechselfeld ausgesetzt ist und in einem Filter gefiltert wird (Porengröße 200 nm), und wird danach dem Körper wieder zugeführt. In der Kammer wird der Blutfluss auf mehrere parallele Röhren aufgeteilt, in denen sich in einigen Millimetern Abstand Elektroden bzw. Kondensatorplatten befinden. Zwischen den Platten liegt eine Wechselspannung von "0,2 bis 12 Volt", über die Frequenz werden keine Angaben gemacht. Die Ströme sollen im Bereich von 50 bis 100 µA liegen. Ein anderes Patent von Kaali<ref name="pat5188738"/> beschreibt außerdem die Implantation einer Vorrichtung, die in den Verlauf einer großen Vene (beispielsweise am Arm) geschaltet wird und dort den gleichen Zweck erfüllen soll wie im vorherigen Fall. | Bei mehreren der patentierten Methoden<ref>US Patent 5139684: Electrically conductive methods and systems for treatment of blood and other body fluids and/or synthetic fluids with electric forces. Inventors: Steven Kaali, Peter M. Schwolsky. Filed: Nov 16, 1990. Date of Patent: Aug 18, 1992</ref><ref>US-Patent 5185086: Method and system for treatment of blood and/or other body fluids and/or synthetic fluids using combined filter elements and electric field forces. Inventors: Steven Kaali, Peter M. Schwolsky. Filed Jul 16, 1991. Date of Patent: Feb 9, 1993. ''"A method and system for the treatment of blood and/or other body fluids (such as amniotic fluids) as well as synthetic fluids such as tissue culture medium whereby a fluid to be treated is mechanically filtered for elimination of particles contained therein which exceed 0.2 microns in size (or some other minutely small size) and in addition subjecting the fluid being treated to electric field forces in the microwatt/milliwatt region induced by relatively low voltage of a few volts and low current density which does not exceed values which could impair the biological usefulness and characteristics of the blood or other fluid being treated."''</ref> wird Blut am Arm abgenommen, durchfließt (analog zur Dialyse) in einem geschlossenen Kreislauf eine Kammer, in dem es einem elektrischen Wechselfeld ausgesetzt ist und in einem Filter gefiltert wird (Porengröße 200 nm), und wird danach dem Körper wieder zugeführt. In der Kammer wird der Blutfluss auf mehrere parallele Röhren aufgeteilt, in denen sich in einigen Millimetern Abstand Elektroden bzw. Kondensatorplatten befinden. Zwischen den Platten liegt eine Wechselspannung von "0,2 bis 12 Volt", über die Frequenz werden keine Angaben gemacht. Die Ströme sollen im Bereich von 50 bis 100 µA liegen. Ein anderes Patent von Kaali<ref name="pat5188738"/> beschreibt außerdem die Implantation einer Vorrichtung, die in den Verlauf einer großen Vene (beispielsweise am Arm) geschaltet wird und dort den gleichen Zweck erfüllen soll wie im vorherigen Fall. |
Version vom 28. August 2012, 06:56 Uhr
Als Blutelektrifizierung wird in der Alternativmedizin eine pseudomedizinische Methode bezeichnet, bei der zu vermeintlichen Heilzwecken menschliches Blut entnommen und auf unterschiedliche Weise "elektrifiziert" wird. Der alternativmedizinische Begriff Blutelektrifizierung bezeichnet dabei verschiedene "Elektrifizierungs"-Methoden.
Sinn der alternativmedizischen Blutelektrifizierungen sollen desinfizierende Wirkungen sein. Bakterien oder Viren würden durch das Einwirken elektrischer Wechselströme selektiv geschädigt, während körpereigenes Gewebe nicht beeinträchtigt werde.
Der Begriff einer "Blutelektrifizierung" ist in der wissenschaftlichen Medizin unbekannt. In der deutschsprachigen Wikipedia findet sich auch kein Artikel zu diesem Begriff, vielmehr wurde in der Vergangenheit zweimal ein entsprechender Artikelentwurf gelöscht (SLA).[1] Auch in der englischsprachigen Wikipedia wurde der Artikel "Blood Electrification" gelöscht.
Methoden
Beckzapper
Beim so genannten Beckzapper handelt es sich um ein Gerät zur "Blutreinigung" mittels Blutelektrifizierung des US-amerikanischen Physikers und Privatforschers Robert Beck. Es handelt sich um eine Zapper-Variante, die einer relativ niedrigen Frequenz von 3,92 Hz arbeiten soll. Diese "halbe Schumann-Frequenz" stünde "in Harmonie mit körpereigenen Rhythmen". Bei dieser Variante kommen die stromführenden Elektroden nicht direkt mit Blut in Kontakt. Viemehr glaubt Erfinder Beck durch das Anlegen eines schwachen elektrischen Wechselfeldes an die Haut, Induktions-Effekte in den darunterliegenden Blutgefässen zu erzielen. Äusserungen von Medizinlaie Beck lassen erkennen, dass ihm die Patente von Kaali und anderen (siehe nächster Abschnitt) bekannt waren.
Methoden nach William Lyman und Steven Kaali
Als "Blutelektrifizierung" werden in alternativmedizinischen Kreisen auch Methoden der extrakorporalen oder in Blutgefäßen durchzuführenden elektrischen Desinfektion nach William Lyman und Steven Kaali bezeichnet. Kaali und Lyman benutzten diesen Begriff einer "Blood Electrification" nicht. Steven G. Kaali ist ein Gynäkologe am New Yorker Albert Einstein College of Medicine[4], auf den mehrere Patente zurückgehen. Weitere Patente von Kaali beziehen sich auf elektrisch betriebene Vorrichtungen zur Verhütung.[5][6]
Von Kaali liegt in Datenbanken eine einzige veröffentlichte Arbeit von 1996 zu seiner Erfindung einer extrakorporalen Desinfektion vor,[7] die jedoch offenbar nie zitiert wurde. Veröffentlichte Studienergebnisse oder von unabhängiger Stelle veröffentlichte Beurteilungen sind nicht auffindbar. Selbst bei Google Scholar finden sich nur einige wenige Hinweise zu alternativmedizinischer Literatur über Kaali. Zu keinem seiner Patente zur elektrischen Desinfektion ist eine praktische Umsetzung bekannt, die Patente sind inzwischen abgelaufen. Zu den Patenten und dem zu Grunde liegenden Prinzip sind Verschwörungstheorien im Umlauf, nach denen drei große ungenannte Pharmaunternehmen die Umsetzung behindern würden. Behauptet wird dies beispielsweise in dem an Laien gerichtenen medizinkritischen Buch "Das Kaali-Patent! Sieg über Krebs und Aids" von Sigmund C. Arnim und Carl H. Hammerstein.
Bei mehreren der patentierten Methoden[8][9] wird Blut am Arm abgenommen, durchfließt (analog zur Dialyse) in einem geschlossenen Kreislauf eine Kammer, in dem es einem elektrischen Wechselfeld ausgesetzt ist und in einem Filter gefiltert wird (Porengröße 200 nm), und wird danach dem Körper wieder zugeführt. In der Kammer wird der Blutfluss auf mehrere parallele Röhren aufgeteilt, in denen sich in einigen Millimetern Abstand Elektroden bzw. Kondensatorplatten befinden. Zwischen den Platten liegt eine Wechselspannung von "0,2 bis 12 Volt", über die Frequenz werden keine Angaben gemacht. Die Ströme sollen im Bereich von 50 bis 100 µA liegen. Ein anderes Patent von Kaali[2] beschreibt außerdem die Implantation einer Vorrichtung, die in den Verlauf einer großen Vene (beispielsweise am Arm) geschaltet wird und dort den gleichen Zweck erfüllen soll wie im vorherigen Fall.
Erfinder Kaali behauptet, dass sämtliche Bakterien und Viren einschließlich HIV sowie Pilze und andere Parasiten damit unschädlich gemacht werden können, zumindest soweit, dass eine "normal gesunde menschliche Zelle" nicht befallen werde. Das Blut werde durch die Behandlung nicht nachteilig verändert. Das System hat im Gegensatz zu den wesentlich einfacher anzuwendenden Zappern, für die ähnliche Wunderwirkungen versprochen werden, keine Verbreitung gefunden.
Literatur
- Lyman WD, Merkatz IR, Kaali SG. "Biocompatible electric current attenuates HIV infectivity", Surg Technol Int. 1996;5:75-9 Webseite, die den Artikel wiedergibt
Quellennachweise
- ↑ http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:L%C3%B6schkandidaten/10._Oktober_2006#Blutelektrifikation_.28zum_zweiten_Mal_nach_SLA_gel.C3.B6scht.29
- ↑ 2,0 2,1 US Patent 5188738: Alternating current supplied electrically conductive method and system for treatment of blood and/or other body fluids and/or synthetic fluids with electric forces. Inventors: Steven Kaali, Peter M. Schwolsky. Filed: Nov 16, 1990. Date of Patent: Feb 23, 1993
- ↑ Sigmund C Arnim, Carl H Hammerstein: Das Kaali-Patent! Sieg über Krebs und Aids. Indigo Buchverlag 2007. [PDF-Version
- ↑ http://www.einstein.yu.edu/faculty/5296/steven-kaali/
- ↑ US Patent 4616640: Birth control method and device employing electric forces. Date of Patent: Oct 14, 1986
- ↑ US Patent 4932421: Electrified intrauterine device. Date of Patent: June 12, 1990
- ↑ Lyman WD, Merkatz IR, Kaali SG. "Biocompatible electric current attenuates HIV infectivity", Surg Technol Int. 1996;5:75-9.
- ↑ US Patent 5139684: Electrically conductive methods and systems for treatment of blood and other body fluids and/or synthetic fluids with electric forces. Inventors: Steven Kaali, Peter M. Schwolsky. Filed: Nov 16, 1990. Date of Patent: Aug 18, 1992
- ↑ US-Patent 5185086: Method and system for treatment of blood and/or other body fluids and/or synthetic fluids using combined filter elements and electric field forces. Inventors: Steven Kaali, Peter M. Schwolsky. Filed Jul 16, 1991. Date of Patent: Feb 9, 1993. "A method and system for the treatment of blood and/or other body fluids (such as amniotic fluids) as well as synthetic fluids such as tissue culture medium whereby a fluid to be treated is mechanically filtered for elimination of particles contained therein which exceed 0.2 microns in size (or some other minutely small size) and in addition subjecting the fluid being treated to electric field forces in the microwatt/milliwatt region induced by relatively low voltage of a few volts and low current density which does not exceed values which could impair the biological usefulness and characteristics of the blood or other fluid being treated."