Geistheilen: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Geistheilen''', oder '''geistiges Heilen''' (englisch faith-healing) werden Versuche bezeichnet Heilungen bei Erkrankungen durch religiöse oder [[Esoterik|esoterisch]] inspirierte Einwirkungen ohne Anwendung von Heilmitteln oder Medikamenten zu erzielen. Unterstellt wird hierbei dass ein ''Geist'' eines entsprechend begabten Heilers in der Lage wäre psychogen positiv auf den Erkrankten einzuwirken, und zwar nach Aussagen ihrer Befürworter teilweise auch bei schwerer Krankheiten für die in der wissenschaftlichen Medizin Wirksamkeitsnachweise vorliegen.
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Als '''Geistheilen''', oder '''geistiges Heilen''' (englisch faith-healing) werden Versuche bezeichnet, Heilungen bei Erkrankungen durch religiöse oder [[Esoterik|esoterisch]] inspirierte Einwirkungen ohne Anwendung von Heilmitteln oder Medikamenten zu erzielen. Unterstellt wird hierbei, dass der ''Geist'' eines entsprechend begabten Heilers in der Lage wäre, psychogen positiv auf den Erkrankten einzuwirken, und zwar nach Aussagen der Befürworter teilweise auch bei schweren Krankheiten.
 
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Angeblich sollen in der wissenschaftlichen Medizin Wirksamkeitsnachweise für diese Heilungen vorliegen, tatsächlich aber werden die dem Geistheilen zugrunde liegenden Mechanismen dem ''Placebo-Effekt'' zugeschrieben, über den Placeboeffekt hinausgehende Wirkungen sind unbekannt.
Die dem Geistheilen zugrunde liegenden Mechanismen werden wissenschaftlich dem ''Placebo-Effekt'' zugeschrieben, über den Placeboeffekt hinausgehende Wirkungen sind unbekannt.
 
  
 
==bekannte Formen des Geistheilens==
 
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Das elf-jährige Mädchen Madeline Kara Neumann aus Weston in Wiskonsin (USA) litt an einer bekannten Zuckerkrankheit (Typ I). Als im Jahre 2008 sich ihr Zustand stark verschlechterte, beschlossen ihre fundamentalchristlich eingestellten Eltern nicht etwa ärztliche Hilfe zu holen, sondern begannen stattdessen solange für ihr Kind zu beten bis es am Ostersonntag 2008 tot war. Der letzte Arztbesuch des Mädchens lag acht Jahre zurück. Zur ermittelnden Polizei erklärten sich ihre Eltern den Tod damit dass ihr Kind angeblich ''zu wenig Glauben'' hätte <ref>http://www.foxnews.com/story/0,2933,341574,00.html</ref> und dass zuwenig Menschen für sie gebetet hätten. Ihre Mutter glaubte sowieso dass ihr Kind nach dem Tode wieder ''auferstehen'' könne.
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Das elfjährige Mädchen Madeline Kara Neumann aus Weston in Wisconsin (USA) litt an einer bekannten Zuckerkrankheit (Typ I). Als sich ihr Zustand im Jahre 2008 stark verschlechterte, beschlossen ihre fundamentalchristlich eingestellten Eltern nicht etwa ärztliche Hilfe zu holen, sondern begannen stattdessen solange für ihr Kind zu beten, bis es am Ostersonntag 2008 tot war. Der letzte Arztbesuch des Mädchens lag acht Jahre zurück. Der ermittelnden Polizei erklärten ihre Eltern den Tod damit, dass ihr Kind angeblich ''zu wenig Glauben'' gehabt hätte <ref>http://www.foxnews.com/story/0,2933,341574,00.html</ref> und dass zuwenig Menschen für sie gebetet hätten. Ihre Mutter glaubte sowieso, dass ihr Kind nach dem Tode wieder ''auferstehen'' könne.
  
Ein ganz ähnlicher Fall ereignete sich in Minnesota im Jahre 1989, als ein ebenfalls 11 jähriges Mädchen mit Zuckerkrankheit starb, da es nicht effektiv behandelt worden war. Ihre Eltern orientierten sich nach der ''Christan Science'' <ref>Minnesota Supreme Court Entscheidung (1991) im Falle ''State v. McKown''</ref>.
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Ein ganz ähnlicher Fall ereignete sich in Minnesota im Jahre 1989, als ein ebenfalls elfjähriges Mädchen mit Zuckerkrankheit starb, da es nicht effektiv behandelt worden war. Ihre Eltern orientierten sich nach der ''Christan Science'' <ref>Minnesota Supreme Court Entscheidung (1991) im Falle ''State v. McKown''</ref>.
  
Eine wissenschaftliche Studie fand in der Fachliteratur für den zwanzig jährigen Zeitraum von 1975 bis 1995 172 Todesfälle von Kindern von Eltern die sich zu Sekten bekennen bei denen die Geistheilung eine gängige Praxis ist, und die die Kinder ärztlicher Hilfe aus religiösen Gründen vorenthielten. Bei 140 von diesen Kindern wäre nach Ansicht der Studienautoren ein Überleben bei effektiver Therapie sehr wahrscheinlich gewesen und bei weiteren 18 wäre ein Überleben gut möglich gewesen. Bis auf drei Fälle hätte ärztliche Hilfe den Kindern in irgendeiner Weise helfen können <ref>Asser SM, Swan R., Child fatalities from religion-motivated medical neglect, Pediatrics. 1998 Apr;101(4 Pt 1):625-9</ref>.
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Eine wissenschaftliche Studie fand in der Fachliteratur für den zwanzigjährigen Zeitraum von 1975 bis 1995 172 Todesfälle von Kindern mit Eltern, die sich zu Sekten bekennen, bei denen die Geistheilung eine gängige Praxis ist und die den Kindern ärztliche Hilfe aus religiösen Gründen vorenthielten. Bei 140 dieser Kinder wäre nach Ansicht der Studienautoren ein Überleben bei effektiver Therapie sehr wahrscheinlich gewesen und bei weiteren 18 wäre ein Überleben gut möglich gewesen. Bis auf drei Fälle hätte ärztliche Versorgung den Kindern in irgendeiner Weise helfen können <ref>Asser SM, Swan R., Child fatalities from religion-motivated medical neglect, Pediatrics. 1998 Apr;101(4 Pt 1):625-9</ref>.
  
 
==Bundesverfassungsgericht: Werbeverbot für Geistheiler==
 
==Bundesverfassungsgericht: Werbeverbot für Geistheiler==

Version vom 31. Juli 2008, 17:11 Uhr

Geistheilen.jpg
serbische Geistheiler Karadzic und Minic

Als Geistheilen, oder geistiges Heilen (englisch faith-healing) werden Versuche bezeichnet, Heilungen bei Erkrankungen durch religiöse oder esoterisch inspirierte Einwirkungen ohne Anwendung von Heilmitteln oder Medikamenten zu erzielen. Unterstellt wird hierbei, dass der Geist eines entsprechend begabten Heilers in der Lage wäre, psychogen positiv auf den Erkrankten einzuwirken, und zwar nach Aussagen der Befürworter teilweise auch bei schweren Krankheiten. Angeblich sollen in der wissenschaftlichen Medizin Wirksamkeitsnachweise für diese Heilungen vorliegen, tatsächlich aber werden die dem Geistheilen zugrunde liegenden Mechanismen dem Placebo-Effekt zugeschrieben, über den Placeboeffekt hinausgehende Wirkungen sind unbekannt.

bekannte Formen des Geistheilens

Spirituelle Scheinoperation



Tod durch Gebet

Madeline Neumann (11)

Das elfjährige Mädchen Madeline Kara Neumann aus Weston in Wisconsin (USA) litt an einer bekannten Zuckerkrankheit (Typ I). Als sich ihr Zustand im Jahre 2008 stark verschlechterte, beschlossen ihre fundamentalchristlich eingestellten Eltern nicht etwa ärztliche Hilfe zu holen, sondern begannen stattdessen solange für ihr Kind zu beten, bis es am Ostersonntag 2008 tot war. Der letzte Arztbesuch des Mädchens lag acht Jahre zurück. Der ermittelnden Polizei erklärten ihre Eltern den Tod damit, dass ihr Kind angeblich zu wenig Glauben gehabt hätte [1] und dass zuwenig Menschen für sie gebetet hätten. Ihre Mutter glaubte sowieso, dass ihr Kind nach dem Tode wieder auferstehen könne.

Ein ganz ähnlicher Fall ereignete sich in Minnesota im Jahre 1989, als ein ebenfalls elfjähriges Mädchen mit Zuckerkrankheit starb, da es nicht effektiv behandelt worden war. Ihre Eltern orientierten sich nach der Christan Science [2].

Eine wissenschaftliche Studie fand in der Fachliteratur für den zwanzigjährigen Zeitraum von 1975 bis 1995 172 Todesfälle von Kindern mit Eltern, die sich zu Sekten bekennen, bei denen die Geistheilung eine gängige Praxis ist und die den Kindern ärztliche Hilfe aus religiösen Gründen vorenthielten. Bei 140 dieser Kinder wäre nach Ansicht der Studienautoren ein Überleben bei effektiver Therapie sehr wahrscheinlich gewesen und bei weiteren 18 wäre ein Überleben gut möglich gewesen. Bis auf drei Fälle hätte ärztliche Versorgung den Kindern in irgendeiner Weise helfen können [3].

Bundesverfassungsgericht: Werbeverbot für Geistheiler

Das Bundesverfassungsgericht hat in einem Urteil entschieden, dass Geistheiler ihre Werbung im Internet nicht verbreiten dürfen. Eine derartige Werbung verstoße gegen das Heilmittelwerbegesetz, welches u.a. Kranke gegen Übertreibungen und Beeinflussungen in der Werbung schützen soll. Anlass zu diesem Urteil war eine Werbung von Geistheilern im Internet, die versprach einen Beckenschiefstand ohne Körperberührung in sekundenschnelle beheben zu können. In einem zivilrechtlichen Verfahren wurden die Geistheiler verurteilt, diese Werbung zu unterlassen. Dagegen hatten sie Verfassungsbeschwerde eingelegt und die Heilung als einen spirituellen Vorgang bezeichnet, der folglich nicht unter das Heilmittelwerbegesetz falle. (Aktenzeichen: 1 BvR 1226/06, Urteil vom 20. 3. 2007) [4] [5].

Literatur

  • New York Times: Faith-healing couple guilty in meningitis death of child, 12. September 1984.
  • NY Times vom 11.6.1997 :Faith healers sentenced in daughter's death
  • Dyer O, Parents jailed after child dies of diabetes, BMJ. 1993 Nov 13;307(6914):1232-3
  • Daileader C., Child abuse or deep faith: medical neglect as a result of spiritual beliefs, Med Moral Newsl. 1999 Jan-Feb;36(1-2):1-5
  • Hughes RA., The death of children by faith-based medical neglect, J Law Relig. 2004-2005;20(1):247-65.
  • Hartsell JL., Mother may I ... live? Parental refusal of life-sustaining medical treatment for children based on religious objections, Tenn Law Rev. 1999 Winter;66(2):499-530
  • Berkowitz CD., Fatal child neglect. Adv Pediatr. 2001;48:331-61.
  • Anderson JJ., Capital punishment of kids: when courts permit parents to act on their religious beliefs at the expense of their children's lives , Vanderbilt Law Rev. 1993 Apr;46(3):755-77

Weblinks

Quellennachweise

  1. http://www.foxnews.com/story/0,2933,341574,00.html
  2. Minnesota Supreme Court Entscheidung (1991) im Falle State v. McKown
  3. Asser SM, Swan R., Child fatalities from religion-motivated medical neglect, Pediatrics. 1998 Apr;101(4 Pt 1):625-9
  4. http://www.berufsrecht-aktuell.de/43/
  5. http://www.agpf.de/inf98-4.htm