Darmreinigung: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 28. August 2010, 12:24 Uhr
Darmreinigung ist nach pseudomedizinischem Verständnis die Reinigung des Darmes von Schlacken, "Verschleimungen" und "Verkrustungen".
Einsatzgebiete
Es wird behauptet, dass durch industriell hergestellte Nahrung (Fertiggerichte, Konserven, tiefgekühlte Lebensmittel), zu viel Fleisch und Genussmittel sowie Medikamente (vor allem Antibiotika) sich im Darm vor allem in Ausstülpungen (Divertikeln), aber auch in der Darmschleinhaut "Schlacken" ablagern, die zunächst zu Darmträgheit und infolge dessen zu einer "schleichenden Vergiftung" des Körpers (Autointoxiktion), Darmkrebs und anderen Krankheiten, wie Blähungen, Akne und Übergewicht führen sollen. Ein "verschlackter" Darm soll auch Ursache für Rheuma, "Übersäuerung" des Körpers, dickflüssiges Blut, Darmverpilzung und Depressionen sein. Eine regelmäßige Reinigung des Darmes soll all diesen Krankheiten vorbeugen, sie heilen und das Immunsystem stärken, also auch vor anderen Erkrankungen schützen.
Methoden
Zur Darmreinigung werden die Einnahme von Ballaststoffen, Abführmitteln, Gaubersalz (Natriumsulfat), Darmbakterien und Einläufe (reines Wasser oder mit Zusätzen wie Tees, Kaffee, Seife) bzw. der Colon-Hydro-Therapie empfohlen. Auch Heilfasten und Heilerde soll den Darm reinigen. Die verschiedenen Methoden werden einzeln oder kombiniert angewendet. Einige Anbieter vermarkten auch spezielle Darmreinigungsmittel. Eine Darmreinigung mittels Heilerde ist besonders bei Vertretern der Urkostszene verbreitet. Die Darmreinigung ist auch Bestandteil der Franz Xaver Mayr-Kur und der ayurvedischen Medizin.
Die Vorstellung, dass sich im Darm "Schlacken" anreichern, ist wissenschaftlich nicht erwiesen. Da sich die Schleimhautzellen des Darms kontinuierlich schnell erneuern und er durch die Peristaltik ständig in Bewegung ist, reinigt sich der Darm selber. Eine zusätzliche Reinigung ist daher im Normalfall nicht notwendig.
Risiken und Gefahren
Durch häufige Einläufe und Darmspülungen ist kurzfristig eine Elektrolytverschiebung im Darm möglich, die bei kreislaufschwachen Patienten zu Herz- oder Nierenversagen führen kann. Unsachgemäße Anwendungen können Verletzungen der Darmwand, Geschwürbildung, infektiöse Erkrankungen, Bauchkrämpfe und Darmblutungen zur Folge haben. Zusätze wie Kaffee, Seife, Essig oder andere Chemikalien erhöhen das Risiko von Komplikationen. Einige Zusätze können auch durch die Darmschleimhaut resorbiert werden, wodurch sie in den Blutkreislauf gelangen und ggf. eine schädliche Wirkung im Körper entfalten können.
Wirksamkeit
Die Behauptung, eine Darmreinigung könne Erkrankungen wie etwa Krebs vorbeugen oder sogar heilen, trifft nicht zu.
Medizinisch notwendige Darmreinigung
Darmreinigungen sind medizinisch vor allem zur Diagnostik z.B. vor einer Koloskopie, als Colon-Kontrasteinlauf oder zur Vorbereitung von Darmoperationen notwendig. Dabei kommt vor allem die orthograde Darmspülung mit einer Polyethylenglykol-Lösung zur Anwendung. Der Darm kann auch mit Einläufen und/oder mit Abführmitteln in höherer Dosierung oder auch ohne Verwendung traditioneller Abführmittel mit einer Kombination spezieller Kräutermischungen entleert und gereinigt werden.