Krebsdiät nach Coy: Unterschied zwischen den Versionen
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Außerdem empfiehlt Coy die Einnahme ungehärteter Pflanzenöle wie Lein-, Hanf- oder Rapsöl sowie die Ernährung mit Kaltwasserfischen wie Hering, Makrele oder Lachs. Auf diese Weise sollen vermehrt ungesättigte Omega-3-Fettsäuren aufgenommen werden. Auch vergorene Lebensmittel mit viel Milchsäure und wenig Kohlenhydraten seien hilfreich, da sie den Gärungsstoffwechsel von Tumorzellen hemmen sollen. Diese Überlegung scheint auch die Basis über angebliche krebshemmende Eigenschaften des [[Diätetisches Lebensmittel|diätetischen Lebensmittels]] [[Avemar]] zu sein. | Außerdem empfiehlt Coy die Einnahme ungehärteter Pflanzenöle wie Lein-, Hanf- oder Rapsöl sowie die Ernährung mit Kaltwasserfischen wie Hering, Makrele oder Lachs. Auf diese Weise sollen vermehrt ungesättigte Omega-3-Fettsäuren aufgenommen werden. Auch vergorene Lebensmittel mit viel Milchsäure und wenig Kohlenhydraten seien hilfreich, da sie den Gärungsstoffwechsel von Tumorzellen hemmen sollen. Diese Überlegung scheint auch die Basis über angebliche krebshemmende Eigenschaften des [[Diätetisches Lebensmittel|diätetischen Lebensmittels]] [[Avemar]] zu sein. | ||
− | ===Rationale der Coy-Diät=== | + | ===Rationale der Coy-Diät und Zuckerkonsum bei Krebs=== |
Laut Coy spreche für seine Methode die angebliche Beobachtung, dass Inuit, die über Fleisch und Fisch viele Omega-3-Fettsäuren, aber kaum Kohlenhydrate verzehrten, nicht an Krebs, Alzheimer, Diabetes oder Herzinfarkt sterben würden. Krebs in seiner aggressiven Form, als metastasierender Krebs, komme laut Coy daher ''"nur beim Menschen mit westlicher Lebensweise"'' und einigen von ihm gefütterten Haustieren vor. Bei allen anderen Lebewesen stelle Krebs kein entscheidendes Problem dar und der Tod durch Krebs beschränke sich im Wesentlichen auf wenige Lebewesen: den Menschen mit "westlicher Lebensweise", den Hund, die Hauskatze und im Labor gehaltene Tiere, die von Menschen gefüttert werden (Labormaus, Laborratte). | Laut Coy spreche für seine Methode die angebliche Beobachtung, dass Inuit, die über Fleisch und Fisch viele Omega-3-Fettsäuren, aber kaum Kohlenhydrate verzehrten, nicht an Krebs, Alzheimer, Diabetes oder Herzinfarkt sterben würden. Krebs in seiner aggressiven Form, als metastasierender Krebs, komme laut Coy daher ''"nur beim Menschen mit westlicher Lebensweise"'' und einigen von ihm gefütterten Haustieren vor. Bei allen anderen Lebewesen stelle Krebs kein entscheidendes Problem dar und der Tod durch Krebs beschränke sich im Wesentlichen auf wenige Lebewesen: den Menschen mit "westlicher Lebensweise", den Hund, die Hauskatze und im Labor gehaltene Tiere, die von Menschen gefüttert werden (Labormaus, Laborratte). | ||
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Laut Coy seien Diabetiker aufgrund der hohen Blutzuckerwerte auch für Krebs anfälliger. Ähnlich argumentieren Befürworter der alternativmedizinischen [[Insulinpotenzierte Therapie|Insulinpotentierten Therapie]] (IPT, Insulin Potentation Therapy), welche jedoch nicht diätetisch, sondern durch den Einsatz von überdosiertem Insulin eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) des gesamten Körpers bewirken will, die sich nach Angaben der Befürworter dieser Methode auch auf Tumorzellen auswirke. Diese würden durch die therapeutische Hypoglykämie quasi ausgehungert. Des Weiteren soll Traubenzucker nicht nur Krebs, sondern auch andere Krankheiten wie Multiple Sklerose auslösen. Belege für diese Außenseitermeinung gibt es jedoch nicht. Zwar ergaben epidemiologische Untersuchungen tatsächlich ein erhöhtes Krebsrisiko bei Diabetikern, dies stand aber nach derzeitigem Wissen im Zusammenhang mit bestimmten Insulinpräparaten, während andere Insuline oder Diabetesmedikamente das Krebsrisiko von Diabetikern gar nicht oder nur gering erhöhten und manchmal sogar senkten.<ref>Chang CH et al., PloS one 2011.</ref><ref>Wilson C, Nature reviews 2011</ref><ref>Buchs AE et al, Metabolism: clinical and experimental 2011</ref>. Andere Autoren führen die höhere Entdeckungsrate von Krebs bei Diabetikern auf die engmaschige medizinische Betreuung und Kontrolluntersuchungen zurück, die im Rahmen des Diabetes durchgeführt werden - so werden die meisten Krebserkrankungen von Diabetikern innerhalb der ersten Monate nach Erstdiagnose des Diabetes entdeckt.<ref>Johnson JA et al.: Diabetologica 2011</ref> | Laut Coy seien Diabetiker aufgrund der hohen Blutzuckerwerte auch für Krebs anfälliger. Ähnlich argumentieren Befürworter der alternativmedizinischen [[Insulinpotenzierte Therapie|Insulinpotentierten Therapie]] (IPT, Insulin Potentation Therapy), welche jedoch nicht diätetisch, sondern durch den Einsatz von überdosiertem Insulin eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) des gesamten Körpers bewirken will, die sich nach Angaben der Befürworter dieser Methode auch auf Tumorzellen auswirke. Diese würden durch die therapeutische Hypoglykämie quasi ausgehungert. Des Weiteren soll Traubenzucker nicht nur Krebs, sondern auch andere Krankheiten wie Multiple Sklerose auslösen. Belege für diese Außenseitermeinung gibt es jedoch nicht. Zwar ergaben epidemiologische Untersuchungen tatsächlich ein erhöhtes Krebsrisiko bei Diabetikern, dies stand aber nach derzeitigem Wissen im Zusammenhang mit bestimmten Insulinpräparaten, während andere Insuline oder Diabetesmedikamente das Krebsrisiko von Diabetikern gar nicht oder nur gering erhöhten und manchmal sogar senkten.<ref>Chang CH et al., PloS one 2011.</ref><ref>Wilson C, Nature reviews 2011</ref><ref>Buchs AE et al, Metabolism: clinical and experimental 2011</ref>. Andere Autoren führen die höhere Entdeckungsrate von Krebs bei Diabetikern auf die engmaschige medizinische Betreuung und Kontrolluntersuchungen zurück, die im Rahmen des Diabetes durchgeführt werden - so werden die meisten Krebserkrankungen von Diabetikern innerhalb der ersten Monate nach Erstdiagnose des Diabetes entdeckt.<ref>Johnson JA et al.: Diabetologica 2011</ref> | ||
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+ | Tatsächlich verbrauchen Krebszellen mehr Zucker als gesunde Zellen. Der Verzicht von Zucker hat jedoch keinen Einfluss auf das Krebsgeschehen. Der Zuckerverbrauch eines Tumors ist im Vergleich zu der durchschnittlichen Zuckermenge, die wir täglich benötigen, sehr gering. Darüber hinaus produziert unser Körper auch selbst Zucker in Form von Glukose ("Traubenzucker"), indem er Glykogen (eine gespeicherte Form von Zucker) in der Leber zu Zucker aufspaltet. | ||
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+ | Der Erwachsene produziert auf diese Weise jeden Tag etwa 200 Gramm Glukose, auch wenn überhaupt kein Zucker gegessen wird. Im Durchschnitt verbraucht ein Tumor weniger als zwei Gramm Zucker pro 100 Gramm Tumorgewebe. Ein Krebstumor von einem halben Kilogramm (in diesem Fall bereits fortgeschritten) verbraucht nur einen Bruchteil des von der Leber täglich freigesetzten Zuckers. Eine zuckerfreie Ernährung macht für einen Krebspatienten daher keinen Sinn. | ||
==Bedeutung von TKTL1 in der Coy-Diät== | ==Bedeutung von TKTL1 in der Coy-Diät== |
Aktuelle Version vom 24. September 2024, 10:11 Uhr
Die Krebsdiät nach Coy (Ernährung nach Coy, TKTL1-Ernährungstherapie oder Tavarlin-Kost) ist ein diätetisches Behandlungskonzept im Sinne einer Anti-Krebs-Ernährung des promovierten Biologen, Bestsellerautors und Medizingeschäftsmannes (Vorstand Tavarlin AG) Johannes Coy aus Darmstadt. Aufmerksamkeit erfuhr die umstrittene Methode insbesondere durch eine groß aufgemachte Berichterstattung in einer Artikelserie der Bild-Zeitung im September 2009[1] sowie in unkritischen Jubelartikeln mit Nennung von Prominenten in Bunte[2], Gong[3] und Bella.
Für diese Methode liegt bis heute kein wissenschaftlicher Wirksamkeitsnachweis bei Krebserkrankungen vor. Ebenso existiert keine einzige Empfehlung einer Fachgesellschaft. Im Gegenteil rät die Deutsche Krebsgesellschaft:
- "Eine Anwendung der "Anti TKTL1 - Diät" kann nicht empfohlen werden."[4]
Methode
Die "Ernährungsweise nach Coy" entspricht einer öl- und proteinreichen Diät mit möglichst geringem Kohlenhydratanteil. Nach Coy soll der erhöhte Zuckerverbrauch von Krebszellen diese angreifbar machen - und zwar durch das Meiden von Lebensmitteln, die durch die Verdauung viel Traubenzucker zur Verfügung stellen. Laut Coy solle seine Methode zu einer Art "Aushungerung"[5] der Krebszellen beitragen. Coy behauptet, dadurch sowohl einen Schutzeffekt vor Krebs als auch eine Wirksamkeit bei bereits eingetretener Krebserkrankung zu erzielen. Durch die Anwendung seiner Methode ließen sich außerdem die Streuung von Tumorzellen (Metastasierung) und eine körperliche Auszehrung (Kachexie) des Patienten verhindern sowie Nebenwirkungen der Chemotherapie mildern.
Die Ernährungsempfehlung ähnelt der ketogenen Ernährung, der "Glyx-Diät", der Öl-Eiweißkost nach Budwig und verschiedenen "Low Carb"-Diäten wie der Atkins-Diät oder der Montignac-Methode, die meist zur Gewichtsreduktion bei Übergewicht angewandt werden. Eine Ähnlichkeit zeigt sich auch zur so genannten Steinzeitdiät. Bei der Coy-Diät werden etwa 60 bis 70 Gramm Kohlenhydrate pro Tag als Obergrenze angesehen. Verboten sind insbesondere Nudeln, Kartoffeln, Bananen oder Käse. Empfohlen wird dagegen Fleisch und Fisch, was wiederum im Gegensatz zu vielen anderen Ernährungsempfehlungen bei Krebs steht.
Außerdem empfiehlt Coy die Einnahme ungehärteter Pflanzenöle wie Lein-, Hanf- oder Rapsöl sowie die Ernährung mit Kaltwasserfischen wie Hering, Makrele oder Lachs. Auf diese Weise sollen vermehrt ungesättigte Omega-3-Fettsäuren aufgenommen werden. Auch vergorene Lebensmittel mit viel Milchsäure und wenig Kohlenhydraten seien hilfreich, da sie den Gärungsstoffwechsel von Tumorzellen hemmen sollen. Diese Überlegung scheint auch die Basis über angebliche krebshemmende Eigenschaften des diätetischen Lebensmittels Avemar zu sein.
Rationale der Coy-Diät und Zuckerkonsum bei Krebs
Laut Coy spreche für seine Methode die angebliche Beobachtung, dass Inuit, die über Fleisch und Fisch viele Omega-3-Fettsäuren, aber kaum Kohlenhydrate verzehrten, nicht an Krebs, Alzheimer, Diabetes oder Herzinfarkt sterben würden. Krebs in seiner aggressiven Form, als metastasierender Krebs, komme laut Coy daher "nur beim Menschen mit westlicher Lebensweise" und einigen von ihm gefütterten Haustieren vor. Bei allen anderen Lebewesen stelle Krebs kein entscheidendes Problem dar und der Tod durch Krebs beschränke sich im Wesentlichen auf wenige Lebewesen: den Menschen mit "westlicher Lebensweise", den Hund, die Hauskatze und im Labor gehaltene Tiere, die von Menschen gefüttert werden (Labormaus, Laborratte).
Traubenzucker soll nach Coys Sichtweise der einzig "effektive" Energielieferant der Krebszellen sein; so könnten Krebszellen angeblich nicht auf die Energiereserven in Form von Körperfett zurückgreifen, weil "die Mitochondrien abgeschaltet" oder "funktionsuntüchtig" geworden seien. Tumorzellen sollen nach seiner Theorie ihren Energiebedarf durch die Zuckervergärung ohne Sauerstoffverbrauch (unter Bildung von Milchsäure) decken. Bei der Vergärung werden aus einem Molekül Glucose jedoch nur 2 Moleküle ATP gebildet, bei der vollständigen Oxidation mit Sauerstoff entstehen aus einem Molekül Glucose jedoch 36 Moleküle ATP. Die Vergärung ist demnach deutlich weniger energieeffizient. Eine entsprechende Hypothese war bereits in den 1920er Jahren von Otto Warburg (1883 - 1970) geäußert worden, aber eine praktische Anwendung konnte daraus nicht abgeleitet werden. Zahlreiche neuere Forschungsergebnisse widersprechen jedoch inzwischen dieser Darstellung [6].
Laut Coy seien Diabetiker aufgrund der hohen Blutzuckerwerte auch für Krebs anfälliger. Ähnlich argumentieren Befürworter der alternativmedizinischen Insulinpotentierten Therapie (IPT, Insulin Potentation Therapy), welche jedoch nicht diätetisch, sondern durch den Einsatz von überdosiertem Insulin eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) des gesamten Körpers bewirken will, die sich nach Angaben der Befürworter dieser Methode auch auf Tumorzellen auswirke. Diese würden durch die therapeutische Hypoglykämie quasi ausgehungert. Des Weiteren soll Traubenzucker nicht nur Krebs, sondern auch andere Krankheiten wie Multiple Sklerose auslösen. Belege für diese Außenseitermeinung gibt es jedoch nicht. Zwar ergaben epidemiologische Untersuchungen tatsächlich ein erhöhtes Krebsrisiko bei Diabetikern, dies stand aber nach derzeitigem Wissen im Zusammenhang mit bestimmten Insulinpräparaten, während andere Insuline oder Diabetesmedikamente das Krebsrisiko von Diabetikern gar nicht oder nur gering erhöhten und manchmal sogar senkten.[7][8][9]. Andere Autoren führen die höhere Entdeckungsrate von Krebs bei Diabetikern auf die engmaschige medizinische Betreuung und Kontrolluntersuchungen zurück, die im Rahmen des Diabetes durchgeführt werden - so werden die meisten Krebserkrankungen von Diabetikern innerhalb der ersten Monate nach Erstdiagnose des Diabetes entdeckt.[10]
Tatsächlich verbrauchen Krebszellen mehr Zucker als gesunde Zellen. Der Verzicht von Zucker hat jedoch keinen Einfluss auf das Krebsgeschehen. Der Zuckerverbrauch eines Tumors ist im Vergleich zu der durchschnittlichen Zuckermenge, die wir täglich benötigen, sehr gering. Darüber hinaus produziert unser Körper auch selbst Zucker in Form von Glukose ("Traubenzucker"), indem er Glykogen (eine gespeicherte Form von Zucker) in der Leber zu Zucker aufspaltet.
Der Erwachsene produziert auf diese Weise jeden Tag etwa 200 Gramm Glukose, auch wenn überhaupt kein Zucker gegessen wird. Im Durchschnitt verbraucht ein Tumor weniger als zwei Gramm Zucker pro 100 Gramm Tumorgewebe. Ein Krebstumor von einem halben Kilogramm (in diesem Fall bereits fortgeschritten) verbraucht nur einen Bruchteil des von der Leber täglich freigesetzten Zuckers. Eine zuckerfreie Ernährung macht für einen Krebspatienten daher keinen Sinn.
Bedeutung von TKTL1 in der Coy-Diät
Um herauszufinden, ob eine bestimmte Tumorart für seine Ernährungsempfehlung empfindlich sei, muss ein von Coy entwickelter Test (siehe unten) durchgeführt werden, der anzeigen soll, ob das TKTL1-Gen im Tumorgewebe aktiv ist oder nicht. Das von Coy im Jahr 1995 selbst entdeckte TKTL1(Transketolase-like-1)-Gen wird von Befürwortern sowohl für die Entwicklung einer Krebszelle hin zu einer besonderen aggressiven Form als auch für die Metastasierung verantwortlich gemacht. TKTL1-aktive Tumorzellen sollen nach dieser Theorie ihren Energiebedarf durch die weniger effektive Zuckervergärung ohne Sauerstoffverbrauch (unter Bildung von Milchsäure) decken.
Transketolase und Transketolase-like-1
Das Enzym Transketolase (TKT) spielt eine Rolle im Zuckerstoffwechsel in der DNA- und in der RNA-Synthese. Es katalysiert einen Reaktionsschritt, bei dem eine Ketolgruppe von Xylulose-5-phosphat auf ein Aldol überträgt (beispielsweise Ribose-5-phosphat). Diese Reaktion verbindet die Glykolyse biochemisch mit dem Pentosephosphatweg. Mutationen am TKT-Gen führen zum Mangel an Transketolase-Aktivität, was zusammen mit Mangel an ihrem Coenzym Thiamin (Vitamin B1) zum Wernicke-Korsakow-Syndrom z.B. bei Alkoholikern führt. Das Enzym TKTL1 kommt in mindestens drei verschiedenen Isoenzymformen im menschlichen Körper vor und ist mit dem Enzym Transketolase (siehe Citratzyklus) verwandt.
Der EDIM-TKTL1-Bluttest
Der EDIM-TKTL1-Bluttest soll Aufschluss darüber geben, ob beim Patienten das Enzym TKTL1 nachweisbar ist. Befürworter glauben, mit diesem Test "besonders aggressive Krebszellen" erkennen und frühzeitig Hinweise auf Rezidive erhalten zu können. In Frankfurt a.M. bot zunächst eine "Gemeinschaftspraxis Pathologie Franfurt a.M." einen TKTL1-Nachweis an. Später wurde der TKTL1-EDIM Test von der Firma biovis´ Diagnostik MVZ GmbH in Limburg-Offheim[12] übernommen. Die Biovis wird dabei als "exklusiver Partner" der Firma Tavarlin bezeichnet, die Erfinderin des Test sei.
In einer Stellungnahme zur "anti-TKTL1-Diät" von Mai 2015 schreibt die Deutsche Krebsgesellschaft: "Der EDIM-TKTL1-Test ist kein Testverfahren, das von der Arbeitgemeinschaft Prävention und Integrative Onkologie (PRiO) in der Deutschen Krebsgesellschaft zur Diagnose, Prognoseeinschätzung oder als Hinweis auf ein mögliches Therapieansprechen empfohlen wird. Bei diesem Testverfahren und dem ähnlichen Verfahren der EDIM-Apo10-Bestimmung handelt es sich nach aktuellem Wissensstand um kein validiertes Verfahren der in-vitro-Diagnostik, das prospektiv mit adäquater Vergleichsgruppe geprüft wurde. Diese Beurteilung beruht auf einer systematischen Literaturrecherche im April 2014 und den vom Anbieter vorgelegten Publikationen. Berücksichtigt wurden nur klinische Arbeiten, bei denen der EDIM-Test zum Einsatz kam. "[6]
Rezeption
Der SWR äußerte sich im September 2009 kritisch zur Krebsdiät nach Coy. Im Internet war in der (inzwischen gelöschten) Zusammenfassung zu lesen:[13]
- "In seinem Buch "Die neue Anti-Krebs-Ernährung" stellt der Krebsforscher Johannes Coy ein Ernährungskonzept vor, das angeblich vor Krebs schützen soll. Die Grundannahme: Möglichst wenig Kohlenhydrate in der Ernährung senken das Risiko an Krebs zu erkranken. Auf der "roten Liste" stehen unter anderem Nudeln, Kartoffeln, Bananen, Käse und Nüsse. Um seine Seriosität zu belegen, beruft sich Coy auf das renommierte Krebsforschungszentrum in Heidelberg, für das er selbst einige Jahre gearbeitet hat. Aber dort will man nichts von Coy und seiner neuen Anti-Krebs-Diät wissen: Was die größte deutsche Boulevardzeitung da – wieder mal – schreibt, hat mit dem Krebsforschungszentrum und seriöser Forschung nichts zu tun. Eine schlichte Internet-Recherche zeigt: Hinter der neuen, vermeintlichen Anti-Krebs-Diät stecken ganz simple finanzielle Interessen."
Berichterstattung in der Boulevardpresse
Die Coy-Methode wurde in der Boulevardpresse mehrfach völlig unkritisch thematisiert, mit einem Höhepunkt der Berichterstattungen im Jahre 2009. Den staunenden Lesern wurde dabei vermittelt, dass man mit der Methode "Krebszellen vorsorglich aushungern", im Blut schwimmende "Zuckerjunkies" beseitigen und mit Hilfe der Coy-Methode eine "Krebszellen-Reinigungs-Kur [...] ohne Risiko und Nebenwirkungen" machen könne. Belege wurden dazu nicht genannt. Stattdessen finden sich Hinweise zum Anbieter entsprechender Bluttests.
Johannes Coy
Johannes Coy (geb. 15. Dezember 1963) studierte Biologie in Tübingen und arbeitete von 1990 bis 2001 am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. 1995 entdeckte er das Enzym TKTL1 und erhielt ein Patent dazu. 2001 wurde Coy für die Biotech-Firma mtm laboratories AG im Bereich der Entwicklung neuer Krebsfrüherkennungstests tätig. 2004 wechselte er als Leiter der Onkologie zur R-Biopharm AG nach Darmstadt. 2003 gründete Coy die Firma Tavartis GmbH zur Entwicklung von Krebsdiagnostika. 2006 gründete Coy das pharmazeutische Unternehmen Tavargenix GmbH, das ein Anti-TKTL1-Medikament zur Therapie von Krebserkrankungen entwickelte. 2008 gründete er mit Investoren die Tavarlin AG, die Tests zum TKTL1-Nachweis und weitere Produkte wie Lebensmittel anbietet.
Coy ist ehrenamtlich für die Gesellschaft für Ernährungsmedizin und Diätetik e.V. in Aachen tätig.
Tavarlin AG
Die Firma Tavarlin AG in Darmstadt ist Anbieter von Produkten zur Krebsdiät nach Coy. Angeboten werden kohlenhydratarmes Brot, Fette, Büffelsalami, Kakaokekse, Kakaocreme, Erdbeermarmelade, Bierwurst, Nusskuchen und weitere Produkte. Die Tavarlin AG wurde im November 2007 durch Johannes Coy zusammen mit privaten Investoren gegründet, um bestimmte passende Produkte und eine proprietäre Diagnostik zu vermarkten.
Siehe auch
Patente
Von Coy wurden im Zusammenhang mit dem TKTL1-Enzym und -Gen verschiedene Patente angemeldet.
- EP 1972209, zu einem KH-armen "Drink" mit Milchsäurezusatz und ggf. Alkohol und ketogenen Aminosäuren. Angemeldet am 24.09.2008
- US 2008/0095703 A1 vom 3.3.2006. "Method For Checking And Controlling The Mammalian Lactic Acid Fermentation"
Literatur
- J. Hübner, K. Münstedt: Alternative Therapien in der Onkologie. Können sie die konventionelle Medizin ersetzen? Der Onkologe, 2009;15(9):912, ISSN 0947-8965
- Johannes F. Coy, Maren Franz: Die neue Anti-Krebs-Ernährung. Gräfe und Unzer, 2009
- Johannes Coy, Maren Franz: Die neue Anti-Krebs-Ernährung: Wie Sie das Krebs-Gen stoppen. Gräfe und Unzer, 2012
Quellennachweise
- ↑ Bildzeitung: "Dr. Johannes Coy erklärt, wie Sie wirksam Krebs vorbeugen", "Der Tagesplan für die Anti-Krebs-Ernährung". 3.9.2009
- ↑ "Sensationell: Die Anti-Krebsernährung. Entziehen Sie Krebszellen den Treibstoff!", Bunte, Heft 38 vom 10.9.2009
- ↑ 2Die besten Lebensmittel gegen Krebs - Richtig essen stoppt Krebs", Gong, 4.9.2009
- ↑ https://www.psiram.com/ge/images/d/d0/Stellungnahme_TKTL1_Diaet_18032010.pdf
- ↑ Coy J: Anti-Krebs Ernährung, Seite 9
- ↑ 6,0 6,1 http://www.krebsgesellschaft.de/deutsche-krebsgesellschaft/klinische-expertise/wissenschaftliche-stellungnahmen.html?file=files/dkg/deutsche-krebsgesellschaft/content/pdf/Klinische%20Forschung/Stellungnahme%20der%20DKG_Enzym%20TKTL1%20mit%20EDIM-Test_20140826.pdf
- ↑ Chang CH et al., PloS one 2011.
- ↑ Wilson C, Nature reviews 2011
- ↑ Buchs AE et al, Metabolism: clinical and experimental 2011
- ↑ Johnson JA et al.: Diabetologica 2011
- ↑ http://www.dermatologie-frankfurt.de/docs/coy_et_al_clin_lab_2005.pdf
- ↑ biovis´ Diagnostik MVZ GmbH, Justus-Staudt-Str. 2, D-65555 Limburg-Offheim
- ↑ Radio-Interview Werner Eckert - Johannes Coy, "Das Geschäft mit der gesunden Ernährung", "Treff nach drei", SWR4 1.1.2009 (inzwischen von den SWR-Webseiten gelöscht)