Doppelgänger Kampagne: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 14. Juli 2024, 14:08 Uhr

Die Doppelgänger Kampagne (Projekt "Dvoinik", engl. Doppelganger Campaign oder Doppelganger Operation[1]) ist eine internetbasierte Propaganda- und Desinformationskampagne russischen Ursprungs, die 2022 entdeckt wurde. Zielländer sind bislang die Ukraine, Frankreich, Deutschland, Italien[2] und die USA. Ab dem Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine soll die Kampagne medial eine Unterstützung der Ukraine durch andere Länder in Frage stellen oder in anderer Weise behindern. Sanktionen gegen Russland werden über die Kampagne als unwirksam dargestellt. Ebenso werden in der Kampagne ukrainische Flüchlinge als unnötige Last für die aufnehmenden Länder dargestellt. Generell wird versucht den Eindruck zu erwecken, dass pro-russische Ansichten weitverbreitet und mehrheitsfähig seien.

Andere Artikel haben die Aufgabe Misstrauen und eine generelle kritische oder feindliche Einstellung zur gewählten Regierung zu fördern.[3] Des weiteren werden Inhalte gegen so genannte LGBT-Bewegungen im Westen verbreitet, sowie Falschnachrichten zum Krieg in Gaza. In diesem Zusammenhang trat zeitgleich in Frankreich im November 2023 eine antisemitische Graffiti-Kampagne auf, die auf Anatoliï Prizenko zurückgeführt werden konnte.

Weiteres Ziel der Kampagne ist es, über gefälschte "Doppelgänger Artikel", die sich äusserlich nicht von seriösen Nachrichtenquellen unterscheiden lassen, als zitierbare Quellen für Propagandazwecke zu schaffen. Dies ist eine seit Jahrzehnte praktizierte Methode zur Verbreitung ("Multiplikation") von desinformierenden Falschnachrichten. In diesen Fällen gehört zu den Zielgruppen auch die eigene russische Bevölkerung. (Beispiel aus der Vergangenheit: Operation INFEKTION).

Zeitlicher Ablauf

Die Doppelgänger Kampagne begann im Mai 2022, wenige Monate nach Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine.

Erste öffentliche Hinweise stammen von "t-online" im August 2022 und EU DisinfoLab im September 2022.[4] Im Juni 2023 warnten französische Behörden vor gefälschten Artikeln französischer Medien.[5][6]

Erste Massnahmen gegen die Kampagne begannen erst im Mai 2024, zwei Jahre nach Beginn der Kampagne. So wurden anonyme oder gefälschte Nutzeraccounts in sozialen Medien gesperrt, die Links zu den gefälschten Webseiten verbreiteten.

Vorgehensweise und Technik

Die Akteure der Doppelgänger Kampagne bedienen sich zahlreicher falscher Identitäten in sozialen Netzwerken wie facebook (Meta), Youtube, TikTok oder twitter (X). Diese haben die Aufgabe Links zu scheinbar seriös erscheinenden Medien zu verbreiten. Beispielsweise zu vermeintlichen Artikeln von Der Spiegel, Bild, Welt, Süddeutsche Zeitung, Le Monde, Le Parisien oder Washington Post. Es erschienen auch gefälschte Webseiten von Ministerien westlicher Länder (Aussenministerium von Frankreich). Die gefälschten Artikel sind vom äusseren Anschein her nicht von echten Artikeln dieser Medien zu unterscheiden. Querverweise und Navigationslinks werden vom HTML-Quellcode der Originalseite kopiert, so dass ein Nutzer, der einen Link klickt, nach dem lesen unauffällig auf die echte (.de)-Webseite weitergeleitet wird und nicht merkt, dass er sich zuvor auf einer gefälschten Seite befunden hatte.

Genutzt wurden auch AI-gefälschte Videos und Kurzvideos mit Interviews so beispielsweise mit Michael Mross oder Christoph Hörstel. . Eine weitere Quelle sind Fake-Nachrichtenseiten mit Namen wie RRI, kaputte Ampel, Wanderfalke, Grüne Hummel, Der Glaube oder Rattenfänger.

Über das Desinformationssystem werden ausserdem Beiträge von Webseiten verbreitet, die zum eigenen Konzept passen. So wurden mit der Doppelgänger Kampagne Artikel von Nachdenkseiten, Overton Magazin, Deutschlandkurier oder Tichy's Einblick verbreitet und somit "multipliziert".[7]

Hunderttausende der eingebundenen accounts können bis zu einem Verlinkungsbeitrag pro Sekunde verbreiten.[8]

Um ein Abschalten der domains durch Hoster oder Behörden zu behindern, die für die eigentliche Verbreitung genutzt werden, werden ständig wechselnde domains genutzt (Wegwerf-Domain), die zwischengeschaltet werden und die lediglich die Aufgabe haben die eigentlichen Zieldomains vor einer Entdeckung zu schützen und Sperren zu umgehen.[9]

RRN und waronfakes

Mitbeteiligt an der Doppelgänger Kampagne ist auch Recent Reliable News (RRN, rrn.media), ein anonymes Internetprojekt, das fast zeitgleich mit dem Beginn der Doppelgänger Kampagne am 10 März 2022 gegründet wurde. Recent Reliable News nannte sich ursprünglich "Reliable Russian News" ("Zuverlässige russische Nachrichten" – RRN) und nutzte anfangs die domain rrussianews[.]com. Der Name "Zuverlässige russische Nachrichten" war den Machern offenbar zu verräterisch sodass die Seite drei Monate nach Beginn, im Juni 2022, umbenannt wurde.[10] Anfänglich teilte sich RRN Artikel mit der russischen Fake Faktencheckerseite "War on Fakes" (waronfakes[.]com), die nur Stunden nach dem Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine gegründet wurde. Die Nähe dieser beiden Projekte zeigt sich auch daran, dass sie eine gemeinsame technische Administratorenwebadresse nutzen.[11]

Organisatoren und erkannte Beteiligte

Vadim Chayka (Vadim Chaika)

Obwohl das Netzwerk anonym betrieben wird, und die Betreiber mit Decknamen arbeiten, konnte T-Online zwei russische Beteiligte am Doppelgänger - Netzwerk identifizieren. Es handelt sich um Vadim C. (erster TV Kanal Russland) und einen Alexander J. von der russischen Zeitung "Iswestja" und RRN. T-Online schreibt:

Vadim C. und Alexander J. treten nicht unter ihren richtigen Namen auf. Über ihre Kontaktdaten und Datenlecks konnte t-online dennoch herausfinden, wer sie sind. Spuren führen zu einem Medienkonzern in Putins Umfeld.[12]

Die ermittelten Namen sind Vadim Chayka (Vadim Chaika) und Alexander (Alexandre) Кnyazev.[13]

Reaktionen

  • Meta (facebook) hat „Doppelgänger“ als fortgeschrittene andauernde Bedrohung („Advanced Persistent Threat“, APT) eingestuft und die Anpassungsfähigkeit und Langlebigkeit des Netzwerkes betont.
  • das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland schreibt: ..Die Desinformations-Kampagne „Doppelgänger“ verbreitet seit Beginn der russischen Invasion der Ukraine im Februar 2022 pro-russische Narrative und Desinformation, welche insbesondere darauf abzielen, westliche Außenpolitik im Allgemeinen und besonders die Unterstützung der Ukraine zu diskreditieren...Zum Instrumentarium des Netzwerkes gehören u.a. hunderttausende inauthentische Accounts in den sozialen Medien, dutzende gefälschte Webseiten von Leitmedien, eigene Fake-Nachrichtenportale sowie multimedialer Content (insb. Kurzvideos). Aufgrund des Umfangs und der Intensität der Kampagne ist davon auszugehen, dass es sich bei „Doppelgänger“ um eine der größten bisher entdeckten Desinformationskampagnen weltweit handelt, die pro-russische Narrative und Desinformation streut. „Doppelgänger“ operiert in mehreren Sprachen und hat mehrere Zielländer in Europa und der Welt, darunter Deutschland..[14]

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Siehe auch

  • News-pravda (mehrsprachiges russisches Desinformationsnetzwerk "Portal Kombat")
  • Voice of Europe
  • "Operation Matrjoschka", ein automatisches Bot-Netzwerk, welches an bestimmte Journalisten ständige Falschinformationen sendet, um sie damit zu überlasten und von ihrer eigentlichen Tätigkeit abzuhalten.

In Zusammenhang mit der Doppelgänger-Kampagne können auch zahlreiche Webseiten genannt werden, die sich als herkömmliche deutschsprachige "Tageszeitungen" oder "Depeschen" darstellen, und teilweise gleichzeitig prorussische Propaganda und/oder Desinformation verbreiten.

Tageszeitungsgruppe der GSmedia:

Depeschengruppe:[16][17][18]

  • Sachsen Depesche 08/15 INSOMNIA MEDIA S.R.L. / Popularen Network GmbH (PNG)
  • Bayern Depesche, 08/15 INSOMNIA MEDIA S.R.L. / Popularen Network GmbH (PNG)
  • Hessen Depesche Popularen Network GmbH (PNG)

Weitere Beispiele:

Weblinks (deutschsprachig)

Weblinks (englischsprachig)


Quellennachweise

  1. https://www.disinfo.eu/doppelganger-operation/
  2. https://tg.la7.it/cronaca/doppelganger-loperazione-di-disinformazione-russa-che-in-italia-ha-colpito-anche-lagenzia-ansa-17-03-2024-208685
  3. https://www.mimikama.org/desinformationskampagne-doppelgaenger/
  4. https://web.archive.org/web/20231123053358/https://www.disinfo.eu/doppelganger/
  5. https://web.archive.org/web/20240307115802/https://www.sgdsn.gouv.fr/files/files/20230719_NP_VIGINUM_SYNTHESE_RAPPORT-CAMPAGNE-RRN_EN.pdf
  6. https://www.lemonde.fr/en/pixels/article/2023/06/13/doppelganger-the-russian-disinformation-campaign-denounced-by-france_6031227_13.html
  7. https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/id_100366874/fake-seiten-und-bots-diese-russen-arbeiten-fuer-kampagne-gegen-den-westen-.html
  8. https://www.mimikama.org/desinformationskampagne-doppelgaenger/
  9. https://correctiv.org/faktencheck/russische-desinformation/2024/07/11/doppelgaenger-wie-russland-eu-unternehmen-fuer-desinformation-und-propaganda-nutzt/
  10. https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/id_100366874/fake-seiten-und-bots-diese-russen-arbeiten-fuer-kampagne-gegen-den-westen-.html
  11. https://www.sgdsn.gouv.fr/files/files/Publications/20230719_NP_VIGINUM_RAPPORT-CAMPAGNE-RRN_EN.pdf
  12. https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/id_100366874/fake-seiten-und-bots-diese-russen-arbeiten-fuer-kampagne-gegen-den-westen-.html
  13. https://hive.blog/desinformation/@tomberuk1337/a-russian-disinformation-network-in
  14. https://www.auswaertiges-amt.de/blob/2660362/73bcc0184167b438173e554ba2be2636/technischer-bericht-desinformationskampagne-doppelgaenger-data.pdf
  15. The Hongkong Telegraph, La Gaceta de Mexico, Le Pays de France, Gazeta Buenos Aires, The National Times, Jornal Do Brasilia, The Peninsula Times (Südafrika), Il Messaggiere (Italien), Morning Chronicle (UK), Bombay Durpun
    wahrscheinlich: Neue Zürcher Nachrichten (NZN)
  16. https://www.op-online.de/region/seligenstadt/verantwortlichen-hessen-depesche-schwester-plattformen-sitzen-seligenstadt-mainhausen-8494637.html
  17. https://rechtemedieninfo.blogspot.com/2019/09/der-depesche-verbund-popularen-network.html
  18. https://www.zeit.de/politik/deutschland/2021-09/tom-rohrboeck-politikberater-afd-npd-rechtsextremismus/seite-2