Alternative Pferdeheilkunde

Siehe auch: Alternative Tierheilkunde

In der Pferdebranche (wie auch in der Humanmedizin) existieren aktuell viele alternative Heilmethoden, die oft als Ergänzung oder als Ersatz der Schulmedizin genutzt werden. Sehr viele dieser Methoden beruhen auf pseudowissenschaftlichen Annahmen, die wissenschaftlich längst widerlegt sind, teils physikalisch unmöglich sind und nicht über den Placeboeffekt hinaus wirken.

Der Placeboeffekt wirkt bei Pferden über Konditionierung und indirekt über den Behandler - der sogenannte Placebo-by-Proxy Effekt. Dieser Effekt ist in der Wissenschaft gut untersucht. In mehreren Studien wurde gezeigt, dass 50 - 70 % der von Tierärzten als Heilungserfolg deklarierten Fälle tatsächlich gesundheitlich unverändert waren (zum Beispiel bei Lahmheit von Hunden und Schmerzen von Katzen).

Viele alternative Heilmethoden sind für den Endverbraucher sehr teuer und werden über unseriöse Vertriebsstrukturen vertrieben - oft von denselben Herstellern, die bereits ähnliche Produkte für Menschen vertreiben. Leider gibt es zu diesem Thema von den Herstellern und der Fachpresse keine neutrale Aufklärung, da sich die Fachpresse hauptsächlich durch Werbung (u.a. von eben diesen Herstellern) finanziert. Der Markt der alternativen Heilmethoden für Tiere im Allgemeinen und für Pferde im Besonderen ist wesentlich weniger überwacht als der Markt der Humanmedizin, sodass es Scharlatane einfach haben, ihre Produkte ungehindert zu verkaufen und Kunden nicht über deren Unwirksamkeit aufgeklärt werden. Zudem ist die Bezeichnung Tierheilpraktiker nicht geschützt, was bedeutet, dass sich jeder ohne jegliche Ausbildung Tierheilpraktiker nennen darf.

Dieser Artikel soll als ständig erweiterte Referenz einen Überblick über Produkte im Pferdebereich bieten, bei denen der behauptete Wirkungsmechanismus physikalisch oder chemisch unmöglich ist oder medizinisch umstritten ist.

Physikalisch unmögliche Wirkungsmechanismen

Bioresonanz

Angeblicher Wirkungsmechanismus der Bioresonanz

Bioresonanz-Therapien basieren auf der Annahme, dass Körper, Bakterien und Viren jeweils spezifische Schwingungen hätten, die man durch die Schwingungen eines Bioresonanzgeräts beeinflussen könnte. Physikalisch ist dies unmöglich, da Organismen und Viren keine für sie spezifischen Schwingungen haben, die sie als Körper, Bakterium oder Virus kennzeichnen würden. In einem Test konnte ein Bioresonanz-Gerät namens Bioscan nicht zwischen Fleischkäse, lebenden Patienten, einem nassen Tuch und einer Leiche unterscheiden.

Die für Bioresonanz eingesetzten Geräte messen medizinisch nichtssagende Parameter wie z.B. den Hautwiderstand für einen elektrischen Strom. Existierende Geräte wie Bioscan generieren Daten aus Eingaben wie Alter und Geschlecht und suggerieren bei wiederholter Eingabe derselben Daten an einem späteren Datum einen Behandlungserfolg. Für diesen Betrug wurden Geschäftsführer und Vertriebsdirektorin verurteilt. Jedoch sind dieses und andere Bioresonanz-Geräte weiterhin auf dem Markt und werden weiterhin für teils kostspielige Therapien eingesetzt.

Für Pferde vertriebene Bioresonanzgeräte

Healy

siehe auch: Healy

Ein klassisches Bioresonanzgerät vertrieben in MLM-Struktur. Die Gründer haben eine lange Tradition im Vertrieb wissenschaftlich fragwürdiger Produkte, wie z.B. dem Timewaver.

Equusir BestBox

siehe auch: Equusir

Dies ist kein klassisches Bioresonanzgerät, da es Farblichttherapie mit Chakrenanalyse und Bioresonanz kombiniert. Physikalisch und medizinisch gesehen sind alle drei dieser Therapien vollkommen unplausibel und die von der Firma durchgeführte Studien genügen wissenschaftlichen Standards nicht.

Magnetfeldtherapie

Angeblicher Wirkmechanismus

Die für die Magnetfeldtherapie eingesetzten Geräte arbeiten häufig nach dem Prinzip von gepulsten elektromagnetischen Feldern (PEMF), die laut Behauptung der Hersteller die Durchblutung (Mikrozirkulation) anregen und dem Körper so Energie bereitstellen würden. Die Geräte verwenden verschiedene Formen von Signalen und verschiedene Hersteller behaupten, jeweils das beste Signal gefunden zu haben. Seriöse wissenschaftliche Studien an Menschen zeigen, dass diese Produkte keinen Effekt haben, der über den Placeboeffekt hinausgeht. Auch bei Pferden zeigte sich innerhalb der statistischen Toleranz bei der von Bemer selbst auf der Website genannten Studie kein Effekt. Physikalisch gesehen ist ein Effekt unplausibel, da die meisten Magnetfeld-Decken oder -Matten ca. die Stärke des Erdmagnetfeldes (50 Mikrotesla) haben. Das im Wasser (und somit auch im Körper) existierende elektrische Feld ist jedoch mehr als 200.000 mal stärker als das Erdmagnetfeld, und neutralisiert somit jegliches Signal, das von einer elektromagnetischen Decke oder Matte aus gesendet wird. Eine therapeutische Wirkung der zur Magnetfeldtherapie eingesetzten Matten und Decken auf den Körper ist somit unplausibel.

Weiterführende Quellen:

• https://medizin-transparent.at/pemf-pulsierende-magnetfelder/

Magnetfeldtherapien für Pferde

Bemer

siehe auch: Bemer

Bemer ist einer der größten Anbieter auf dem Markt der Magnetfeldtherapie. Der Gründer hat eine lange Geschichte als Betrüger. Angebliche wissenschaftliche Institute, die Studien für Bemer durchführen, gibt es nicht. Unabhängige Studien zeigen, dass der bei der Therapie häufig beobachtete positive Effekt beim Anwender ausschließlich auf dem Placeboeffekt beruht. Auch für Pferde konnte in einer von Bemer finanzierten wissenschaftlichen Studie kein statistisch signifikanter Effekt festgestellt werden.

Centropix

siehe auch: Centropix

Das Unternehmen Centropix wurde vom Sohn des Bemer Gründers und einigen ehemaligen Bemer Angestellten gegründet. Die angebliche Verbesserung des Signals (im Vergleich zu dem von Bemer genutzten Signal) erfolgte durch den Erfinder des Bemer Signals, der sich fälschlicherweise als Professor ausgibt. Centropix vertreibt ebenfalls andere pseudomedizinische Produkte, wie beispielsweise E-Smog Converter, und verwendet esoterische Verfahren (z.B. Wasserkristalle nach Masuru Emoto) als angebliche Beweise der Wirksamkeit seiner Produkte.

Equusir BIOS

siehe auch: Equusir

BIOS ist eine Magnetfelddecke für Menschen, Hunde und Pferde, die energetisch negative Situationen wie Ernährungsmängel, Zeitnot und psychische Belastungen und ihre Folgen (wie Bluthochdruck, Immunschwäche, Verspannungen und Vitalitätsmangel) “positiv umpolen” soll. Der medizinische oder physikalische Wirkungsmechanismus, sowie die Art und Stärke des eingesetzten Magnetfeldes werden nicht erklärt. Zudem gibt es für die Bios Produkte auch keinen wissenschaftlichen Nachweis der Wirkung.

Hofmag

siehe auch: Hofmag

Hofmag vertreibt Magnetfeldgeräte, die positive neurologische, physiologische und psychologische Effekte haben sollen. Die von Hofmag angepriesenen Qualitätsmerkmale sind irreführend: Das von Hofmag beworbene CE-Kennzeichen ist Pflicht für alle technischen Produkte in der EU, und kennzeichnet rein technische (und nicht etwa medizinische) Merkmale. Ein angeblich wissenschaftliches White Paper, das auf der Hofmag Website bereitgestellt wird, erwähnt den Namen Hofmag kein einziges Mal. Die Funktionsweise der Therapie wird auf der Hofmag Website nicht erklärt.

Biorelax (German Health technology GmbH)

siehe auch: Biorelax

Die “Kleinschen Felder” beruhen angeblich auf stromlosen Magnetfeldern, die auf die beweglichen Strukturen im Körper wie Blut, Lymphe und Nerven wirken sollen, da diese Wasser und teilweise elektrisch geladene Teilchen enthalten. Es gibt keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass Magnetfelder auf Strukturen im Körper wie Blut, Lymphe und Nerven Einfluss nehmen können.

Der Begriff  “Kleinsche Felder” ist in der Wissenschaft nicht bekannt und der Wirkungsmechanismus nicht nachweisbar, was sogar auf der Website von Biorelax zu lesen ist.

Weitere alternativmedizinische Anbieter ohne Wirkungsnachweis sind u.a. BMS MDMS, Equimag, Vitrotron, Vitapulse, Magnetovital, Magsan und Medithera.

Frequenzbehandlungen

Angeblicher Wirkmechanismus

Siehe auch: Frequenz

Ahnlich wie bei der Bioresonanztherapie wird bei Frequenzbehandlungen angenommen, dass Zellen, Proteine oder andere Körperteile spezifische Frequenzen haben. Darauf beruht die Annahme, dass mit bestimmten Geräten Frequenzen erzeugt werden können, die dann in Resonanz mit dem Körper treten. Allerdings haben Zellen, Proteine oder andere Körperteile keine für sie spezifischen Frequenzen, was den behaupteten Wirkungsmechanismus unmöglich macht.

Beispiele für Frequenzbehandlungen

Klangschalen

Siehe auch: Klangschalen

Die von Klangschalen erzeugten Schallwellen sind grundsätzlich nicht anders als die von einem Lautsprecher erzeugten Schallwellen. Eine heilende Wirkung auf molekularer Ebene ist in keinem Fall wissenschaftlich nachgewiesen. Eine allgemein psychisch entspannende Wirkung von Klang ist selbstverständlich möglich und wurde auch schon in Studien nachgewiesen.

Ätherische Öle/Aromatherapie

siehe auch: Aromatherapie und ätherische öle

Ätherische Öle werden für Menschen wie auch für Pferde als Aromatherapie angeboten. Auf einschlägigen Websites wird auf die Frequenzen der ätherischen Öle eingegangen. Wissenschaftlich ist dies vollkommen unsinnig, da ätherischen Öle keine spezifische Frequenzen haben. Ätherische Öle können tatsächlich in geringer Konzentration als Heilmittel wirken, jedoch nicht über ihre Frequenz, sondern über pharmakologische Eigenschaften (z.B. schleimlösendes Eukalyptusöl). Bei unsachgemäßer Einnahme können jedoch auch Nebenwirkungen wie allergische Reaktionen, zum Beispiel durch Kontaktdermatitis, eintreten.

Obgleich der behauptete Wirkungsmechanismus der angeblichen Frequenzen von ätherischen Ölen unsinnig ist, ist es generell möglich und teilweise auch erwiesen, dass Düfte Effekte auf Stimmungen und Verhalten haben. In einer Studie konnte die Reaktionszeit durch das Einatmen von Düften verkürzt werden, wobei es allerdings keine Rolle spielte, ob diese Düfte angenehm oder unangenehm waren. Die stressreduzierende Wirkung von bestimmten Düften in Kombination mit Licht wurde in einer Studie festgestellt, eine andere klinische Studie konnte allerdings nicht feststellen, dass Patienten eine MRT Behandlung stressfreier überstanden, wenn sie angenehme Aromen bekamen. Es scheint daher möglich, dass das Einatmen von Düften einen Patienten (Tier order Mensch) kurzfristig aufmerksamer macht oder in eine andere Stimmung versetzt. Ein therapeutischer Effekt wurde allerdings nicht nachgewiesen.

Bachblüten

siehe auch: Bachblüten-Therapie

Die Bachblüten-Therapie wurde 1930 vom Arzt Edward Bach entwickelt, weil er glaubte, dass jeder Mensch eine unsterbliche Seele, eine sterbliche Persönlichkeit und ein "spirituelles Selbst" besitze. Nach Bach ist jeder Mensch Teil eines kosmischen Energiefeldes und hat somit "Aufgaben". Diese Aufgaben versuche die Seele mit Hilfe des spirituellen Selbst in der Persönlichkeit zu verwirklichen. Störungen im Verhältnis zwischen den Aufgaben und der Lebensrealität äußerten sich demnach durch negative Seelenzustände, die ihrerseits durch körperliche Erkrankungen sichtbar würden. Die Bachblüten helfen angeblich, solche Negativzustände durch Schwingungen zu harmonisieren. Wie dieser Wirkungsmechanismus konkret funktionieren soll, ist unklar. Für die Bachblüten-Therapie wurden bereits einige wissenschaftliche Studien durchgeführt, die jedoch keinen Effekt über den Placeboeffekt hinaus zeigen konnten.

Sauerstoff Therapie

Angeblicher Mechanismus

siehe auch: Sauerstofftherapie

Mit Sauerstoff angereicherte Luft ist bei vielen degenerativen Krankheiten der Lunge (u.a. COPD oder akutes COVID-19) notwendig, um dem Patienten das Atmen zu erleichtern. Es existieren aber auch viele alternativmedizinische Therapien, die den Namen Sauerstofftherapie missbrauchen. Bei der hyperbaren Sauerstofftherapie wird beispielsweise in einer Überdruckkammer Sauerstoff eingeatmet. Bei anderen Therapien wird Sauerstoff angeblich mit Energie aufgeladen. Die Wirkungsweise dieser Therapien ist unklar und es gibt keine Beweise für deren Wirksamkeit.

Airnergy

siehe auch: Airnergy

Das Energie-Tankstelle genannte Gerätes des Unternehmens Airnergy AG dient angeblich als "Atmungs Ergänzung", um Luftsauerstoff in eine körpergerechte Form zu bringen, um ihn für den Organismus besser nutzbar zu machen. Das Gerät hat nichts mit den in der Medizin eingesetzten Sauerstoff-Konzentratoren zu tun, die bei Menschen mit Herzinsuffizienz oder anderen schweren Erkrankungen eingesetzt werden. Das Unternehmen Airenergy beauftragte Wissenschaftler an einer Universität mit einer Studie. Als diese keine Wirkung des Produkt fanden, bezahlte Airenergy ihre Rechnungen an die Universität nicht und erwähnt die Studie nicht auf ihrer Website.

Chemisch unmögliche Wirkungsmechanismen

Kolloide Mineralien

siehe auch: Kolloide Mineralien Kolloides Silber

Für verschiedene Metalle (wie z.B. Silber, Zink und Eisen) wird behauptet, diese könnten in kolloidaler Form besonders gut aufgenommen werden und somit Mineralmängel im Körper beheben und allerhand Krankheiten heilen. Kolloidale Mineralien haben angeblich keine Nebenwirkungen. Beworben werden manche der Präparate damit, dass sie mit Protonenresonanz hergestellt werden.

Chemisch gesehen gibt es keinen Grund, warum Metalle in kolloidaler Form besser aufgenommen werden könnten als in ionischer Form (die ionische Form ist typischerweise in Nahrungsergänzungsmitteln aus Drogeriemärkten enthalten). Nebenwirkungen bei der Einnahme von kolloidalem Silber sind gut dokumentiert (u.a Argyrie). Eine Herstellung von Kolloiden durch Protonenresonanz ist in der Wissenschaft unbekannt; der Begriff Protonenresonanz existiert für ein mit Kolloiden nicht zusammenhängendes Phänomen.  

Weiterführende Quelle:

• https://medwatch.de/alternativmedizin/kolloidales-silber-kein-harmloser-alleskoenner/

Schüssler Salze

siehe auch: Schüssler Salze

Nach der Lehre der Schüssler Salze entstehen alle Krankheiten durch einen Mangel an Mineralsalzen. Für die von Schüssler eingeführte Methode ist kein plausibler Wirkungsmechanismus bekannt und es gibt keine wissenschaftlichen Studien, die eine Wirksamkeit über einen möglichen Placeboeffekt hinaus nachweisen. Die von Schüssler genannten Eigenschaften der Schüssler Salze widersprechen den etablierten Erkenntnissen der Medizin.

Homöopathie

siehe auch: Homöopathie

Die Homöopathie beruht auf dem Simileprinzip nach Hahnemann (Ähnlichkeitsprinzip), bei dem pharmakologisch wirksame Stoffe, die ähnliche Symptome wie die zu behandelnde Krankheit hervorrufen, stark verdünnt verabreicht werden. Angeblich wird die Wirkung potenziert, je stärker die Verdünnung ist. Dies wird oft einem angeblichen Wassergedächtnis zugeschrieben. Trotz jahrelanger Forschung existiert kein Beweis, dass Homöopathie über den Placebo (oder Placebo by proxy) Effekt hinaus funktioniert. Hohe Potenzen erhalten oft kein einziges Molekül des Wirkstoffs mehr und können somit auf chemischer Ebene nicht wirken.

Weiterführende Quelle:

https://www.quarks.de/gesundheit/medizin/homoeopathie-wissenschaftlich-nicht-nachvollziehbar/

Medizinisch fragwürdige Produkte

Verklebte Faszien

Angebliche Ursache

Faszien ist ein Oberbegriff für das Bindegewebe inklusive der Sehnen. Die Faszien werden erst seit kurzer Zeit von der Wissenschaft untersucht. Der Begriff verklebte Faszien existiert in der Alternativmedizin allerdings schon länger. Wissenschaftlich ist bekannt, dass die Faszien durch einen unterschiedlichen Gehalt an Hyaluron weicher und fester werden können, aber die Mechanismen des Verklebens und des Lösens der Verklebung durch bestimmte Therapien sind bisher nicht bekannt.

Novafon Vet

siehe auch: Novafon

Die Behandlung mit dem Novafon kommt ursprünglich aus dem alternativmedizinischen Humanbereich und wurde in der Vergangenheit mit medizinisch falschen Konzepten wie der Entschlackung beworben. Das Lösen angeblich verklebter Faszien durch das Novafon Vet ist nicht bewiesen. Die Firma bewirbt das Produkt als Medizinprodukt der Klasse II, was aber nichtssagend ist (in der gleichen Kategorie finden sich auch Pflaster). Eine generell entspannende Wirkung eines Massagegeräts wie Novafon auf verspannte Muskulatur ist selbstverständlich möglich, Massagegeräte mit vergleichbarer Wirkung gibt es allerdings schon für ca. 20 Euro (Novafon: 399 Euro).

Phytotherapie

siehe auch: Phytotherapie

In der Phytotherapie werden pflanzliche Wirkstoffe eingesetzt, um Krankheiten zu heilen. Wissenschaftlich ist das per se nicht falsch, da einige Heilpflanzen existieren. Es gilt hierbei also genau zu prüfen, ob eine Wirkung des jeweiligen Präparats nachgewiesen ist. Ein Beispiel für ein unwirksames Präparat sind Echinacea-Produkte. Für diese gibt es keinen glaubhaften Nachweis einer Wirksamkeit. Echinacea hat laut Studien weder in der Vorbeugung, noch in der Dauer und Schwere von Erkältungskrankheiten einen Nutzen. Manche der pflanzlichen Wirkstoffe haben ebenso wie ätherische Öle eine hohes Allergiepotential, und können somit zu einem anaphylaktischen Schock mit Todesfolge führen.

TCM & Akupunktur

siehe auch: TCM und Akupunktur

Das ursprünglich für Menschen entwickelte Konzept der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) wurde mittlerweile auch auf Pferde übertragen. Nach dem Krankheitsverständnis wird in der TCM ein “Zuviel” abgeleitet und ein Mangel ausgeglichen, bzw. Heißes gekühlt und Kaltes erwärmt. Die Konzepte der TCM sind teils tausend Jahre alt und widersprechen dem heutigen Stand des Wissens.

Die zusammenfassende Endbewertung der Stiftung Warentest für die "Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)" kommt zu folgendem Ergebnis: "[...] Die Wirksamkeit der TCM ist außer für Kopfschmerzen für keine andere Erkrankung belegt. Die Risiken sind erheblich. Den diagnostischen Techniken der TCM konnte keine Zuverlässigkeit bestätigt werden. Eine Nutzen-Risiko-Abwägung fällt bei Kopfschmerzen aufgrund des schwachen Wirksamkeitsnachweises und der bestehenden Risiken eher negativ, für alle anderen Erkrankungen negativ aus. TCM ist zur Behandlung von Kopfschmerzen wenig geeignet, zur Diagnose oder Therapie bei allen anderen Erkrankungen nicht geeignet [...]".

Weiterführende Quelle:

https://www.quarks.de/gesundheit/medizin/was-du-schon-immer-ueber-tcm-wissen-wolltest/

Ozontherapie

siehe auch: Ozontherapie

Ozon wird industriell als Desinfektionsmittel eingesetzt. Eine positive Wirkung der Ozontherapie wurde jedoch bisher noch nie nachgewiesen. Im Gegenteil, es starben bereits mehrere Menschen bei der Behandlung mit Ozon.

Eigenbluttherapie

siehe auch: Eigenbluttherapie

Eigenbluttherapien umfassen eine Vielzahl unterschiedlicher und oft pseudomedizinischer Verfahren, denen gemeinsam ist, dass dem Patienten eine bestimmte Menge Blut entnommen und nach bestimmten Behandlungen wieder zurück injiziert wird. Einige wenige Spezialanwendungen wurden in der akademischen Medizin wissenschaftlich validiert und anerkannt. Im Einzelfall muss jeweils geprüft werden, ob es sich um anerkannte Verfahren mit Wirksamkeitsnachweis oder nutzlose Verfahren handelt.

Aufgrund der schwer zu überschauenden Anzahl von Methoden (mit meist verwirrenden und komplizierten Bezeichnungen) ist selbst Ärzten eine zutreffende Einordnung mitunter nicht möglich. Wird das Verfahren von einem Heilpraktiker oder einer anderen medizinisch unqualifizierten Person durchgeführt ist davon auszugehen, dass das Verfahren keine Wirkung hat. Insbesondere, wenn das Blut mit bestimmten Stoffen gemischt wird, wie beispielsweise Echinacea, können schwere Nebenwirkungen bis anaphylaktischer Schock und Tod eintreten. Mehrere Pferde sind durch solche Therapien bereits verstorben, u.a ein Pferd im Wert von 1 750 000 Euro. Der behandelnde Tierarzt wurde zu 250 000 Euro Schadensersatz verurteilt.

Weiterführende Quelle:

https://www.quarks.de/gesundheit/medizin/was-bringt-eine-eigenbluttherapie-wirklich/

Blutegel

siehe auch: Blutegel

Die medizinische Wirkung des Blutegels beruht auf den in seinem Speichel enthaltenen Substanzen (hauptsächlich Proteinen). Die bedeutendste Substanz ist das Hirudin, ein natürliches gerinnungshemmendes Enzym, das kleine Blutgerinnsel auflösen kann. Eine Stärkung des Immunsystems durch Blutegel ist nicht erwiesen. Bei unsachgemäßer Handhabe oder mehrfachem Einsatz der Egel kann es zur Infektion durch Bakterien kommen. Das wirksame Protein aus dem Speichel des Egels, Hirudin, kann mittlerweile künstlich hergestellt werden, weshalb der Einsatz von Blutegeln nicht mehr notwendig ist.

Kinesiologie

siehe auch: Kinesiologie

Die Kinesiologie beruht auf der Annahme, dass sich Krankheiten als Schwäche bestimmter Muskelgruppen manifestieren, die ein geschulter Kinesiologe erfühlen kann.

Wissenschaftliche Tests an menschlichen Probanden zeigten keine über die Zufallswahrscheinlichkeit hinausgehende diagnostische Trefferquote. Wurde ein Proband durch mehrere Kinesiologen untersucht, kamen diese zudem zu voneinander abweichenden Diagnosen.

Zur Tierkinesiologie existiert kein wissenschaftlicher Nachweis einer Eignung oder Wirksamkeit. Mit einem kinesiologischen Test können daher keinerlei valide klinische Befunde erhoben und keine medizinischen Diagnosen gestellt werden.

Tierkommunikation

siehe auch: Tierkommunikation

Tierkommunikatoren bieten an, kostenpflichtig mit Haus- oder Nutztieren auf telepathischem Weg zu kommunizieren. Die Tiere müssen sich dabei häufig nicht zwingend am Ort der telepathischen Handlung aufhalten. Zudem müssen sie nicht (mehr) zwingend lebendig sein. Tierkommunikatoren behaupten nämlich, einzig anhand eines Fotos des Tieres mit diesem kommunizieren zu können und auch den Kontakt zu einem verstorbenen Tier problemlos herstellen zu können. Des Weiteren wird angeboten, mit entlaufenen Tieren Kontakt aufzunehmen. Bei erkrankten Tieren wollen Tierkommunikatoren auch erfahren können, welches homöopathische Mittel oder welche Bachblüte das Tier gerade wünscht. Tierkommunikation ist - wie alle Formen der Telepathie - wissenschaftlich in keiner Weise nachgewiesen.

Neuraltherapie

siehe auch: Neuraltherapie

Bei der Neuraltherapie werden Betäubungsmittel intravenös oder unter die Haut gespritzt. Für Menschen ist Ersteres mittlerweile verboten. Selbst bei "kunstgerechter" Anwendung der Neuraltherapie nach Huneke kann es zu schweren Verletzungen der Patienten kommen. Mehrfach haben Injektionen von Neuraltherapeutika entlang der Wirbelsäule zu Nervenwurzelläsionen geführt. Immer wieder wurde und wird auch von schweren Zwischenfällen berichtet wie Sehstörungen, Kreislaufzusammenbrüche, Atem- und Herzstillstände und sogar tödlich verlaufende Komplikationen.

Laser und Rotlichttherapie

siehe auch: Lasertherapie

Der Laserstrahl oder das Rotlicht soll die Haut (oder Schleimhaut) durchqueren, die Unterhautschichten erreichen und dort auf eine nicht exakt erläuterte Weise eine "heilsame Biostimulation" auf den Stoffwechsel ausüben. Angebliche Wirkungen sind u.a. eine "Regeneration der Hörzellen" (im Innenohr), eine "Stimulation des Immunsystems", eine "Förderung der Zellteilung" und eine "Aktivierung von Abwehrmolekülen". Das Laserlicht soll nach Angaben seiner Anwender auch durchblutungsfördernd, antibakteriell und entzündungshemmend wirken und eine Wundheilung fördern. All dies ist wissenschaftlich nicht plausibel und unbewiesen. Einzig die wärmende Wirkung des Rotlichts führt typischerweise zu einer muskulären Entspannung.

Edelsteintherapie

siehe auch: Edelsteintherapie

Bei der Edelsteintherapie werden Minerale neben Klängen, Düften und Farben eingesetzt, um Gesundheit und Wohlbefinden zu fördern. Wissenschaftlich anmutende Argumente sollen die These von der Heilkraft der Steine untermauern. Die vermeintliche Wirkung von Kristallen wird häufig auf eine besondere Kraft oder Energie zurückgeführt. Wissenschaftlich gesehen haben Edelsteine oder Kristalle keine andere Energie als andere Steine, und es gibt keine Studien, die deren Heilkraft belegen. Verschiedenen Anbietern wurde bereits gerichtlich verboten mit Heilaussagen zu Edelsteinen zu werben.

Osteopathie

siehe auch: Osteopathie

Osteopathie und Chiropraktik sind alternativmedizinische Therapien, die im Grunde keine wissenschaftlichen Grundlagen haben. In medizinischen Studien mit Rückenschmerz-Patienten und in Metastudien (Studien, die viele wissenschaftliche Studien zusammenfassen) konnte keine Evidenz für ein Wirken der Osteopathie über den Placeboeffekt hinaus gefunden werden. Insbesondere craniosakrale Therapien oder Einrenken sollten kritisch betrachtet werden und können zu Schlaganfällen führen.

Besonders im Bereich der Tiermedizin verschwimmen häufig die Grenzen der Osteopathie und der evidenzbasierten wissenschaftlich soliden Physiotherapie. Weder die Bezeichnung Tierphysiotherapeut noch die Bezeichnung Tierosteopathie sind geschützte Berufsbezeichnungen. Weiterbildungen zum Tierosteopath werden ausschließlich privatwirtschaftlich angeboten. Die Wirkung von Osteopathie-Behandlungen hängt somit davon ab, inwieweit der individuelle Osteopath physiotherapeutische Kenntnisse besitzt und diese anwendet.

Weiterführende Links:

• https://www.quarks.de/gesundheit/medizin/wie-hilfreich-ist-osteopathie/
• https://www.igel-monitor.de/igel-a-z/igel/show/osteopathie-bei-unspezifischen-kreuzschmerzen.html

Quick Check : Schwachsinn oder empfehlenswert?

Mit folgenden Tipps kann in den meisten Fällen relativ schnell entschieden werden, ob eine Behandlungsmethode für Pferde seriös ist, oder einzig und allein dem finanziellen Interesse des Herstellers (und oftmals des Vertreibers) dient.

Tipp 1:      

Vorsicht bei folgenden Begriffen, die sehr häufig von pseudowissenschaftlichen Behandlungen verwendet werden, aber wissenschaftlich gesehen keine medizinische Relevanz haben:

Entschlackung, Entgiftung, Übersäuerung, Ausleitung, Quanten, Schwingungen, Frequenzen, Energie

Tipp 2:

Vertriebsnetz checken: Wer verkauft das Produkt? Ist es ein Schneeballsystem? Wird mit schnellem einfachem Nebeneinkommen geworben? Bei unseriosen Produkten kann häufig jeder einsteigen und darf sich als Medizinprodukteberater oder Therapeut bezeichnen.

Tipp 4:

Ist die Leistung im IGEL Monitor (Gesundheitsleistungen für Selbstzahler) gelistet, und falls ja, was sind die Informationen darüber? Die meisten Therapien für Pferde werden auch für Menschen angeboten, und sind somit häufig im IGEL Monitor gelistet.

Tipp 5:

Gibt es einen Artikel auf Psiram darüber? Hier findet man häufig von den Herstellern unabhängige Artikel mit überprüfbarer Einschätzung (inkl. Quellen), ob das Produkt seriös ist.

Tipp 6:

Sind wissenschaftliche Studien angegeben? Sind diese in PubMed gelistet? Haben die Studien eine randomisierte Kontrollgruppe? Beliebt bei der Pseudomedizin sind Verweise auf die Seite PubMed oder auf Universitäten, ohne direkt konkrete Artikel zu verlinken. Die Hersteller sollten immer direkt den Link zu den jeweiligen Studien auf einer externen Website eines wissenschaftlichen Verlags wie Springer, Nature, Wiley, Taylor & Francis, Frontiers oder Elsevier angeben.

Tipp 7:      

Sind die genannten Wissenschaftler auch wirklich Wissenschaftler, und sind sie überhaupt auf dem entsprechenden Gebiet tätig? Haben sie ein wirtschaftliches Interesse an der Firma (und damit einen Interessenskonflikt)?

Tipp 8:

Finden sich Hinweise, dass die Therapie nicht belegt ist und keine medizinische Diagnose ersetzt (häufig auch auf den Websiten der Hersteller, da diese juristisch dazu verpflichtet sind)?

Tipp 9:

Wird mit der Zertifizierung als Medizinprodukt der Klasse II geworben? Wird das Produkt als CE zertifiziert beworben? Werden entsprechende Patente genannt? All diese Zertifizierungen erfordern keinen klinischen Nachweis der Wirkung.

Tipp 10:

Ist die Therapie mit einem sensoriellen Eindruck gekoppelt, der generell als angenehm oder entspannend empfunden wird? Behandlungen, die mit Wärme, Massagen, angenehmen Düften, Klängen oder Licht arbeiten, können sich selbstverständlich positiv auf das Allgemeinbefinden auswirken. Wenn der Wirkungsmechanismus allerdings nicht über diese Sinneseindrücke hinausgeht, könnte man denselben Effekt mit viel kostengünstigeren Mitteln ereichen.

Weiterführende Links:

https://www.quarks.de/umwelt/tierwelt/darum-gibt-es-den-placebo-effekt-bei-tieren/