Akupressur: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 2. März 2009, 09:07 Uhr
Die Akupressur ist eine Variante der in China begründeten Tuina-Therapie. Tunai steht für eine einfache, chiropraktische Handgriffe benutzende Therapieform, die als umfassende Massagetechnik zu verstehen ist und in der Traditionellen Chinesischen Medizin einen gewissen Stellenwert hat.
Die Akupressur wird zur Selbstbehandlung bei Ermüdung durch Verspannungen oder zur Vorbeugung von Krankheiten empfohlen. Die japanische Variante der Methode nennt sich Shiatsu. Beide Methoden bauen auf der Denkwelt der Akupunktur auf. Der gestörte Fluss der Lebensenergie durch die Meridiane soll durch die Anwendungen erleichtert werden.
Der Akupressur-Therapeut arbeitet mit den Fingerkuppen oder auch dem Fingernagel. Bei Shiatsu wird zusätzlich mit Händen, Ellbogen und Füßen gedrückt. Manchmal werden die Druckstellen auch mit Pflanzenölen eingerieben. Der Therapeut drückt mit kreisenden Bewegungen bestimmte Areale rund um Akupunktur- oder Schmerzpunkte. Kräftiger Druck soll beruhigen, zarte Handgriffe stimuleiren und mittelstarke Handgriffe kräftigen. Beim Shiatsu können aber sehr schmerzhafte Griffe angewendet werden. Die Therapie dauert bis zu 30 Minuten.
Die Ausbildung für Akupressur ist nicht standardisiert. Die Methode wird meistens von Heilpraktikern und Masseuren angeboten. Hier besteht die Gefahr von Fehlinterpretationen behandelter Grundleiden aufgrund mangelnder medizinischer Kenntnisse.
Die Akupressur ist allerdings nebenwirkungsärmer als die Akupunktur, weil sie weniger invasiv ist. An entzündeten Hautstellen sollten aber weder Akupressur noch Shiatsu ausgeübt werden. Bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Krankheiten sind beide Methoden kontraindiziert. Krebskranke und Schwangere sollten ebenfalls diese Methoden nicht anwenden.
Die Studienlage ist mit Vorsicht zu interpretieren
Glaubwürdige Wirksamkeitsnachweise für Akupressur und Shiatsu gibt es bis heute in einer eher überblickbaren Zahl.
Zur Gewichtsreduktion eigent sich die Methode nachweislich nicht, wie Allison et al. (1995) zeigen konnten. 96 Ambulante Patienten des New York Obesity Research Center bekamen entweder eine Akupressurtherapie oder eine Scheinbehandlung. Im Durchschnitt verloren beide Behandlungsgruppen über die Studienzeit 0.96 kg, jedoch gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen der Schein- und der Akupressurtherapie.
Auch die schwangerschaftsbedingte Übelkeit kann mit Akupressur nicht beeinflusst werden. O'Brien et al. (1996) behandelten 149 Frauen entweder mit Akupressur am Punkt P6 oder mit einer Scheinbehandlung an einem Nicht-Akupressur-Punkt oder gar nicht. Nach siebentätiger Behandlung zeigte sich zwischen keinen der drei Studienarme ein signifikanter Unterschied hinsichtlich der Wirksamkeit. Ho et al. (1996) kamen aber zu einem anderen Ergebnis. Sie konnten die Häufigkeit von Übelkeit und Erbrechen bei Frauen, die wegen postoperativer Schmerzen nach einem Kaiserschnitt epidural Morphin erhalten hatten, unter Akupressur am P6-Punkt (Neiguan) reduzieren. Die Frauen der Kontrollgrupe litten in 43% an Übelkeit und in 23% an Erbrechen, während dies nur bei 3% bzw. 0% der Akupressurgruppe der Fall war. Stein et al. (1997) führten eine Akupressurtherapie vor der intravenösen Gabe des schmerzlindernden Mittels Metoclopramid bei geplantem Kaiserschnitt durch und stellten fest, dass die alleinige Anwendung von Akupressur plus Placebo (Kochsalzlösung) ebenso gut war wie die Anwendung von Schein-Akupressur (am falschen Akupunkturpunkt) plus Metoclopramid.
Übelkeit im Rahmen einer Chemotherapie wegen Krebserkrankungen konnte in der lediglich 17 Patientinnen umfassenden Studie von Dibble et al. (2000) erfolgreich behandelt werden, wenn die Punkte P6 (Unterarm) und ST36 (Knie) behandelt wurden. Die Häufigkeit und Intensität der medikamentenbedingten Übelkeit konnte jeweils signifikant reduziert werden. Allerdings wies diese Studie eine sehr kleine Fallzahl auf und hatte auch keine Kontrollgruppe, so dass der Wirksamkeitsnachweis nicht glaubhaft erbracht werden konnte.
Felhendler und Lisander (1999) behaupten, bei 24 gesunden männlichen Freiwilligen den Blutdruck, die Herzfrequenz und die Hautdurchblutung durch Akupressur gesenkt zu haben. Die Testpersonen wurden zunächst mittels Akupressur, dann durch Druck auf die Meridianlinien und schließlich mit Schein-Akupressur behandelt. Bei korrekter Akupressurtechnik fanden sich die niedrigsten Messwerte.
In der Studie von Taylor et al. (2002) kam es unter Akupressuranwendung zu einer Herabsetzung der Symptomatik bei Frauen mit Dysmenorrhoe. Allerdings war ihre Studiengruppe mit insgesamt 58 Patientinnen ebenfalls relativ klein.
Gesamtbewertung
Die Fachliteratur deutet also insgesamt auf eine gewisse Wirksamkeit der Akupressur bei bestimmten Indikationen hin. Für eine glaubwürdige und abschließende Bewertung liegen aber keine ausreichend hochqualitativen und umfangreichen klinischen Studien vor, zumal offensichtlich derzeit die Mehrzahl der Studien sich mit der Akupressur und nicht mit Shiatsu befasst hat. Die Krankenkassen sind derzeit nicht verpflichtet, die Akupressur zu bezahlen.
Quellennachweise
- Allison DB, Kreibich K, Heshka S, Heymsfield SB: A randomised placebo-controlled clinical trial of an acupressure device for weight loss. Int J Obes Relat Metab Disord, 19, 653-658, 1995
- Dibble SL, Chapman J, Mack KA, Shih AS: Acupressure for nausea: results of a pilot study. Oncol Nurs Forum, 27, 41-47, 2000
- Felhendler D, Lisander B: Effects of non-invasive stimulation of acupoints on the cardiovascular system. Complement Ther Med, 7, 231-234, 1999
- Ho CM, Hseu SS, Tsai SK, Lee TY: Effect of P-6 acupressure on prevention of nausea and vomiting after epidural morphine for post-cesarean section pain relief. Acta Anaesthesiol Scand, 40, 372-375, 1996
- O'Brien B, Relyea MJ, Taerum T: Efficacy of P6 acupressure in the treatment of nausea and vomiting during pregnancy. Am J Obstet Gynecol, 174, 708-715, 1996
- Stein DJ, Birnbach DJ, Danzer BI, Kuroda MM, Grunebaum A, Thys DM: Acupressure versus intravenous metoclopramide to prevent nausea and vomiting during spinal anesthesia for cesarean section. Anesth Analg, 84, 342-345, 1997
- Taylor D, Miaskowski C, Kohn J: A randomized clinical trial of the effectiveness of an acupressure device (relief brief) for managing symptoms of dysmenorrhea. J Altern Complement Med, 8, 357-370, 2002
Dieser Text ist ganz oder teilweise von Paralex übernommen