David Berger: Unterschied zwischen den Versionen
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* Michael Albus: ''Katholisch. Schwul. David Berger: Schluss mit dem heiligen Schein.'' Claudius Verlag, München 2015, ISBN 978-3-532-62473-9. | * Michael Albus: ''Katholisch. Schwul. David Berger: Schluss mit dem heiligen Schein.'' Claudius Verlag, München 2015, ISBN 978-3-532-62473-9. | ||
− | * Paul Holmes: ''Forderung nach fundamentalem Umbau'' (Rezension zu: ''Der heilige Schein: Als schwuler Theologe in der katholischen Kirche''). In: Werkstatt schwule Theologie 16 – Menschenrechte und Macht. 2013 | + | * Paul Holmes: ''Forderung nach fundamentalem Umbau'' (Rezension zu: ''Der heilige Schein: Als schwuler Theologe in der katholischen Kirche''). In: Werkstatt schwule Theologie 16 – Menschenrechte und Macht. 2013, S. 199–201. |
* Peter Jobst: ''Der Fall David Berger''. In: Werkstatt schwule Theologie 16 – Menschenrechte und Macht. 2013, S. 112–118. | * Peter Jobst: ''Der Fall David Berger''. In: Werkstatt schwule Theologie 16 – Menschenrechte und Macht. 2013, S. 112–118. | ||
* Lorenz Jäger: ''Das Schicksal des David Berger.'' In: FAZ vom 25. April 2010.<ref>{{Literatur |Autor=Lorenz Jäger |Titel=Theologie und Homosexualität: Das Schicksal des David Berger |Sammelwerk=FAZ.NET |Datum=2010-04-25 |ISSN=0174-4909 |Online=http://www.faz.net/1.964490 |Abruf=2018-02-13}}</ref> | * Lorenz Jäger: ''Das Schicksal des David Berger.'' In: FAZ vom 25. April 2010.<ref>{{Literatur |Autor=Lorenz Jäger |Titel=Theologie und Homosexualität: Das Schicksal des David Berger |Sammelwerk=FAZ.NET |Datum=2010-04-25 |ISSN=0174-4909 |Online=http://www.faz.net/1.964490 |Abruf=2018-02-13}}</ref> |
Version vom 29. Mai 2018, 18:33 Uhr
David Berger (geb. 8. März 1968 in Würzburg) ist ein römisch-katholischer Theologe, Lehrer, Publizist und Blogger mit aktuellem Wohnort Berlin. Seine theologischen Arbeitsschwerpunkte waren Geschichte und Doktrin des Thomismus. Von 2013 bis 2015 wirkte Berger bis zu seinem Rauswurf als Chefredakteur der deutschsprachigen schwulen Monatszeitschrift Männer. Heute betreibt er unter anderem das rechtspopulistische Blog Philosophia perennis.
Kurzbiographie
David Berger studierte von 1991 bis 1998 in Würzburg, Köln und Dortmund Philosophie, Theologie und Germanistik. Im Jahr 1998 promovierte er beim Theologen Thomas Ruster in Philosophie. Berger erhielt den geteilten Dissertationspreis der Technische Universität Dortmund für den Fachbereich Gesellschaftswissenschaften, Philosophie und Theologie und lehrte anschließend von 1998 bis 1999 an der theologischen Ausbildungsstätte der Kongregation der Diener Jesu und Mariens (SJM) in Blindenmarkt (Niederösterreich) im Bistum St. Pölten.[1] Während seines Referendariats unterrichtete er in deren Ausbildungsstätte Blindenmarkt seit dem Jahr 2000 Fundamentaltheologie. 2010 ging er auf Distanz zu der Gemeinschaft.[2][3]
Zusammen mit Rudolf Michael Schmitz (Institut Christus König und Hoherpriester) gründete er 2000/2001 das Jahrbuch Doctor Angelicus. Im Januar 2001 folgte die Ernennung zum Socio Corrispondente der Päpstlichen Akademie des heiligen Thomas von Aquin und am 25. September 2003 wurde Berger der Status eines „Korrespondierenden Akademikers“ dieser Akademie verliehen;[4] im selben Jahr wurde er Vizepräsident der neu gegründeten Deutschen Thomas-Gesellschaft e. V.
Im Jahr 2005 habilitierte sich Berger mit seinem Buch Thomismus. Große Leitmotive der thomistischen Synthese und ihre Aktualität für die Gegenwart im Fach Dogmatik an der Katholischen Universität Lublin in Polen. Am 2. Oktober 2005 erfolgte seine Investitur zum Ritter des 1991 gegründeten polnischen Ritterordens der Gottesmutter von Jasna Góra (poln.: Stowarzyszenie Rycerstwa Orderu Jasnogórskiej Bogarodzicy).[5] Nach Angaben von Berger gab er im Juli 2007 diesen Titel zurück, allerdings noch ohne offenen Protest gegen das, was er später als Konservativismus und Homophobie bestimmter, diesem Ritterorden nahestehender polnischer Politiker bezeichnete.[6]
Im Herbst 2007 sprach die Fördergemeinschaft der Zeitschrift Theologisches Berger erneut ihr Vertrauen aus und bestätigte ihn in seinem Amt, nachdem laut Bergers Darstellung in bestimmten traditionalistischen Kreisen über Monate der Versuch unternommen worden war, ihn als Herausgeber zu verdrängen.[7]
Im Mai 2009 wurde Berger zum Lektor der Päpstlichen Kongregation für die Glaubenslehre bestellt mit der Aufgabe, zwei theologische Zeitschriften zu überwachen.[8]
Ende März 2010 wurden die Vorwürfe von 2007 erneut aktuell, da Bergers Facebook-Profil „eindeutig das Verwurzeltsein in einem homosexuellen Milieu“ bekunde. Vor einem vom Vorstand der Fördergemeinschaft angesetzten „klärenden Gespräch“ legte Berger von sich aus das Amt als Herausgeber der Zeitschrift Theologisches nieder, verwahrte sich aber gegen die von Manfred Hauke geäußerten Vorwürfe,[9][10] bevor er sich am 23. April 2010 in einem von ihm verfassten Artikel in der Frankfurter Rundschau als homosexuell outete. Der entscheidende bzw. letzte Anlass für sein Coming-out, so Berger, sei eine Äußerung von Bischof Franz-Josef Overbeck in Bezug auf die Sündhaftigkeit von Homosexualität in der Fernsehsendung Anne Will gewesen.[11] Im Juli 2010 wurde ihm der Status „Korrespondierender Akademiker“[12] in der Päpstlichen Akademie des heiligen Thomas von Aquin entzogen.[13]
Sofort nach Erscheinen seines Buches Der heilige Schein (November 2010) prüfte die Erzdiözese Köln, ob ihm die Lehrerlaubnis als Religionslehrer zu entziehen sei. Am 2. Mai 2011 entzog der Erzbischof von Köln ihm diese mit sofortiger Wirkung.[14] Dies führte bei Schülerschaft und deren Eltern zu Protesten und einem Demonstrationsmarsch zum Amtssitz des Erzbischofs in Köln, an dem etwa 400 bis 500 Schüler teilnahmen.[15]
Berger ist inzwischen „aus Protest … aus der römisch-katholischen Kirche als Körperschaft des öffentlichen Rechts ausgetreten“, betrachtet sich selbst aber weiterhin als Katholik.[16]
Zwischen 2011 und 2013 arbeitete er als freier Journalist u. a. für die die tageszeitung (taz), die Wochenzeitung Die Zeit und die Magazine Cicero und Vice. Berger war ab 1. Mai 2013 Chefredakteur des im Bruno Gmünder Verlag erscheinenden Lifestylemagazins Männer.[17] In einem kontrovers diskutierten Beitrag forderte er im Mai 2013 den Ausschluss von „Homohassern“ aus Talkshows.[18][19] Inzwischen hat er diese Position in einem Revoco (Widerruf) offiziell zurückgenommen.[20] Auf den Autor Akif Pirinçci, dessen Aussagen im Buch Die große Verschwulung er als homophob kritisierte, Bezug nehmend, forderte er Meinungs- und Pressefreiheit auch für Autoren, die politisch nicht korrekt seien.[21]
Im Dezember 2014 stoppte die Deutsche AIDS-Hilfe ihre Anzeigenschaltungen in Männer, da das Magazin unter der Federführung Bergers „immer häufiger zur Ausgrenzung und Diskriminierung“ beitrage und damit „im Widerspruch zu den Grundsätzen der HIV-Prävention in Deutschland“ stehe. Berger propagiere ein „traditionelles Männlichkeitsbild“ und werte damit Menschen ab, die diesem Bild nicht entsprächen. Außerdem provoziere er „mit teils rechtspopulistischen Aussagen“.[22]
Am 1. Februar 2015 wurde Berger als Chefredakteur von Männer fristlos entlassen.[23][24][25] In einem Statement auf der Verlagshomepage wurde dieser Schritt damit begründet, dass Berger wenige Tage nach dem 70. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz mitverantwortlich für die Veröffentlichung eines antisemitischen und den Holocaust relativierenden Textes sei.[26] Auch von queeren Medien werden David Bergers Meinungen als rechtspopulistisch bewertet.[27][28]
Kurz nach seiner Entlassung bei Männer wurde Berger Chefredakteur des zusammen mit seinem Lebenspartner gegründeten Internetportals Gaystream.[29]
Von September 2016 bis Februar 2018 war Berger Mitglied der CDU.[30] Im Vorfeld der Bundestagswahl 2017 bekannte er sich indes als Wähler der AfD.[31] Am 27. Februar 2018 kündigte Berger an, die CDU zu verlassen.[32] Im März 2018 gab die AfD-nahe Desiderius-Erasmus-Stiftung bekannt, dass sie Berger in das Kuratorium der Stiftung berufen habe.[33]
Er lebt mit seinem langjährigen Lebenspartner seit August 2012 in Berlin.[34]
Theologisches Betätigungsfeld
David Berger ist ein Vertreter des Neuthomismus[35][36][37] und galt eine Zeit lang als vehementer Gegner der Theologie Karl Rahners und seiner Schüler. Berger war von 2001 bis zu deren letzter Ausgabe 2007 Herausgeber des von ihm mitbegründeten Internationalen Thomistischen Jahrbuchs Doctor Angelicus. Von 2003 bis 2010 war er zudem Herausgeber und Schriftleiter der von Wilhelm Schamoni begründeten Zeitschrift Theologisches: Katholische Monatsschrift.
David Berger selbst äußerte sich zur Relevanz des Thomismus u. a. wie folgt: „Die Doktrin des heiligen Lehrers bietet weniger detaillierte Patentrezepte für einzelne zu lösende Fragen. Was sie uns im Hinblick auf die von uns mitzugestaltende Zukunft von Kirche und Theologie zu sagen hat, geht weit über kurzfristige Handlungsanweisungen hinaus. Es sind sozusagen grundsätzliche Einstellungen oder Leitmotive, die gerade dadurch, dass sie uns eine echte Alternative zu den in Gesellschaft, Kirche und Theologie herrschenden Leitmotiven aufzeigen, höchste Aktualität für das neue Jahrhundert besitzen. Vielleicht kann man sagen, dass es niemals eine Zeit gab, in der der Ruf der Kirche Ite ad Thomam: Geht zu Thomas so aktuell war, wie er heute ist“.[38]
Zu Bergers gegen Rahners Theologie gerichteten Beiträgen äußerte der Rahner-Schüler Herbert Vorgrimler: „Berger ist jedes Mittel recht, seine moralische Hemmschwelle liegt immer niedriger. Er unterliegt dem triebhaften Zwang zur Jagd auf Rahner und auf die, die zu Rahner halten. Seine Krankheit ist das ‚Fertigmachen‘, das Kränken- und Beleidigen-Müssen.“[39] Berger hat seine Kritik an Rahner mittlerweile relativiert.[40]
Seit seinem Coming-out und der Publikation seines Buches Der heilige Schein beschäftigt sich Berger vor allem kritisch mit der Einstellung der katholischen Kirche zur Homosexualität. Bei der Abschlusskundgebung der Proteste gegen den Papstbesuch in Berlin im September 2011 war er einer der Redner. Hier kritisierte er die vom Papst im Bundestag vorgetragene Naturrechtslehre als philosophisch obsolet und sah in ihr die Grundlage für homophobe Einstellungen.[41]
Auseinandersetzung mit kreuz.net
Berger tritt seit dem Amtsantritt Papst Benedikts XVI. als Gegner eines von ihm namentlich bei der Priesterbruderschaft St. Pius X. und auf dem rechtsextremen Blog kreuz.net verorteten „Vulgärtraditionalismus“[42] auf und vermutete Verbindungen zwischen der umstrittenen Website und der Priesterbruderschaft;[43] diese Vermutung hat er jedoch aufgrund neuerer Hinweise im Oktober 2012 revidiert und nimmt an, hinter kreuz.net steckten im kirchlichen Dienst stehende Personen.[44] Auf kreuz.net wurde Berger mehrmals an Leib und Leben bedroht.[45][46]
Im Oktober 2012 übernahm Berger die Koordination einer vom Bruno Gmünder Verlag initiierten „Kopfgeldaktion“, in der Absicht, gegen eine Belohnung in Höhe von über 15.000 Euro die Betreiber von kreuz.net mit dem Ziel ihrer rechtskräftigen Verurteilung zu ermitteln.[47] Er vertritt die These, dass kreuz.net die konservative Wende der katholischen Kirche in Extremform spiegelte.[48] Während die Deutsche Bischofskonferenz diese Kampagne nicht unterstützte, arbeiteten die römisch-katholische Kirche in Österreich und die Schweizer Bischofskonferenz mit Berger zusammen.[49][50] Im Herbst 2012 stellten sich Verbindungen zwischen kreuz.net und dem Netzwerk katholischer Priester heraus.[51][52][53]
Am 2. Dezember 2012 ging kreuz.net aus bisher nicht öffentlich bekannten Gründen vom Netz. Die Süddeutsche Zeitung betrachtete dies als Verdienst Bergers und der von ihm koordinierten Aktion „Stoppt kreuz.net“.[54]
Im Jahr 2014 stellte die Bruno Gmünder Group einen Insolvenzantrag, teilte aber mit, die ausgesetzte Prämie sei kein Teil der Insolvenzmasse und stehe somit weiter zur Auszahlung bereit.[55] Im Dezember 2014 wurde berichtet, dass einerseits der Gmünder Verlag seinen Anteil der ausgesetzten Prämie nie bezahlt habe, dass die Hälfte der Spenden als Honorar für David Berger verwendet und die Restsumme in die Insolvenzmasse des Verlages eingegangen sei.[56] Der Verlagsgründer Bruno Gmünder sicherte zu, sein Anteil in Höhe von 10.000 € stehe weiter der Person, die zur Verurteilung der kreuz.net-Betreiber führe, als Belohnung zur Verfügung.[57]
Äußerungen zu Benedikt XVI.
Berger hat mehrmals angegeben, dass er von einer homosexuellen Veranlagung Papst Benedikts XVI. ausgehe, die dieser mit homophoben Äußerungen zu überdecken versuche.[58] In einem Interview mit der tageszeitung vom 30. November 2012[59] erklärte Berger, es gebe „keine Neujahrsansprache des Papstes, wo er die Homosexuellen nicht nur indirekt als Menschen zweiter Klasse bezeichnet und homosexuelle Veranlagungen verteufelt werden“.
Der Journalist Alexander Kissler schrieb in diesem Zusammenhang im Magazin The European am 4. Dezember 2012, dass Berger in dieser Hinsicht die Unwahrheit schreibe und mit seiner Kritik am Papst die Grenze zur Schmähung überschreite. Von den bisher sieben Neujahrsansprachen Benedikts XVI. hätten drei keinen Bezug zum Themenfeld Ehe oder Gleichgeschlechtlichkeit; bei den übrigen vier Ansprachen fänden sich knappe familienpolitische Hinweise.[60]
Im August 2016 bat Berger Benedikt XVI. um Entschuldigung für seine öffentlich geäußerte Vermutung der Homosexualität des damaligen Papstes und erklärte, sich auf „zweifelhafte Studien“ gestützt zu haben. Er gehe davon aus, dass der Papst den Zölibat strikt eingehalten und keinen Sex gehabt habe. Seine Äußerungen über die Sexualität des Papstes seien kein echtes Outing gewesen. Er bedaure, das Gesagte „nicht mehr einfangen und zurückholen“ zu können;[61] Benedikt erscheine als die große Lichtgestalt auf dem Petersthron. Im selben Artikel warf Berger Papst Franziskus vor, das Papstamt schwer zu beschädigen.[62]
Buch Der heilige Schein
In seinem Buch Der heilige Schein: Als schwuler Theologe in der katholischen Kirche, das bereits innerhalb der ersten sechs Wochen nach Erscheinen drei Auflagen erlebte, analysiert Berger kritisch den Umgang der katholischen Kirche mit Homosexualität.
Dabei konstatiert er eine zunehmende Homophobie in der katholischen Kirche. Die Zahl homosexuell veranlagter katholischer Priester sei überproportional hoch, ihre seit 2005 vom kirchlichen Lehramt explizit als unzulässig verurteilte Veranlagung werde von Kirchenoberen dazu benutzt, diese Priester möglichst loyal, das heißt im damaligen Kontext konservativ, zu halten.[63]
Bergers Buch trägt stark autobiografische Züge, indem er einen Einblick in eine bestimmte Phase seines Lebens gewährt. Dabei beleuchtet er auch teilweise selbstkritisch und im Duktus einer Aufarbeitung sein eigenes früheres Verhalten sowie seine Zugehörigkeit zu ultrakonservativen katholischen Kreisen, denen er mittlerweile den Rücken gekehrt hat.
Der Journalist Christian Geyer schrieb dazu: „So viel scheint mir für die moraltheologische Bewertung der Homosexualität klar zu sein: Mit der Mischung aus Diskretion und Repression kommt der Vatikan nach diesem Buch nicht mehr weiter.“[64]
Thomas Assheuer rechnete in seiner Besprechung in Die Zeit zwar „dieses Buch [...] zum Unglaublichsten, was derzeit über die katholische Kirche zu lesen ist“, blieb nach der Lektüre aber ratlos darüber: Der rechte Theologe Berger habe in der Kirche eine steile Karriere hingelegt, liberale Kirchenvertreter verabscheut und den „liturgischen Zauber“ der tridentinischen Messe geliebt, sich aber in seinem Buch von einschlägigen rechten Kreisen wie Opus Dei, dem Engelwerk und Piusbrüdern abgewandt. Unklar bleibe, wie repräsentativ Bergers Erlebnisse nun seien.[65]
Der Theologe Manfred Hauke bezeichnete in seiner Eigenschaft als Vorstand der Fördergemeinschaft der Zeitschrift Theologisches in einer Stellungnahme vom 15. Januar 2011 das Buch als eine „Schmähschrift“. Er hielt Berger vor, er projiziere in seinem Werk den von ihm selbst lange Zeit gelebten „heiligen Schein“ nun auf andere Menschen. Auch habe er in seinen früheren Publikationen nie die Kirche oder den Papst kritisiert, tue dies nun aber umso heftiger und polemischer. Bergers Lebenswandel sei „von Lüge und Verstellung geprägt“ gewesen. Auch stelle Berger in seinem Buch unzutreffende Behauptungen über die Zeitschrift auf und unterstelle der Fördergemeinschaft zu Unrecht, man habe dort von seinem „der Lehre der Kirche nicht entsprechenden Lebenswandel“ gewusst und dieses Wissen dazu benutzt, ihn unter Druck zu setzen. Hauke rief die Leser der Zeitschrift dazu auf, dafür zu beten, dass Berger sich von seinen „Irrwegen“ abwenden und ein Leben führen möge, „das der Würde eines katholischen Christen“ entspreche.[66]
Debatte um Felix Rexhausen
Am 27. März 2014 beschloss die Stadt Köln auf Antrag des Bundes Lesbischer und Schwuler JournalistInnen die Benennung eines Platzes am Hauptbahnhof Köln nach dem Schriftsteller und Mitgründer der deutschen Sektion von Amnesty International, Felix Rexhausen.[67] Im Mai 2015 wurde die Benennung ausgesetzt, nachdem Berger Rexhausen vorgeworfen hatte, sich 1969 positiv über Pädophilie geäußert zu haben. Der Bund Lesbischer und Schwuler JournalistInnen widersprach Bergers Darstellung, der Grünen-Politiker Volker Beck forderte eine Untersuchung der Vorwürfe gegen Rexhausen.[68] Nachdem die Vorwürfe Bergers geprüft wurden, wurde beschlossen, den Platz am 10. Dezember 2015 einzuweihen, da sich die Vorwürfe Bergers „in Luft aufgelöst“ hätten, wie der zuständige Bezirksbürgermeister erklärte.[69]
Aufgrund der Vorwürfe gegen Rexhausen erstattete der LGBT-Arbeitskreis Nordrhein-Westfalen der Partei Die Linke Strafanzeige gegen Berger wegen Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener.[70]
Auseinandersetzung mit dem Islam
Seit 2016 positioniert sich Berger verstärkt gegen die – wie er es nennt – Islamisierung Europas und betätigt sich auch allgemein islamkritisch. In diesem Zusammenhang warf er, unter anderem in der Jungen Freiheit, den deutschen Bischöfen sowie Papst Franziskus ein Anbiedern an den Islam vor. Damit verrieten sie die Juden und Christen im Nahen Osten[71] und zeigten eine „dekadente Lust am Untergang“.[72] Berger erklärte im Zusammenhang mit dem Islam, die Alternative für Deutschland scheine im Umgang mit dieser Religion die fortschrittlichste Partei zu sein.[73]
Berger selbst erklärte in einem Artikel in der Zeit seine Islamkritik zur Ursache dafür, dass er nun von Jakob Augstein u. a. als „rechts“ bezeichnet werde: „Seit dem Erscheinen meines Buches Der Heilige Schein im Herbst 2010 galt ich als liberaler Kirchenkritiker, dem Spiegel wie Zeit mehrfach Raum für Interviews gaben. Der Spiegel lobte, ich hätte ‚ein Ende der kirchlichen Schwulendiskriminierung verlangt‘. Bin ich also ein Liberaler? Oder ein Rechtsradikaler? Tatsächlich ist die heiße Liebe einiger Journalisten zu mir erkaltet, und bei Augstein findet sich auch ein Hinweis, warum. Er kritisiert, dass in meinem Blog die Rede sei von ‚Islamisten, die Homosexuelle von Dächern werfen‘. In der Tat. Ich habe irgendwann begonnen, die Homophobie nicht nur im Christentum, sondern auch im Islam scharf zu geißeln. Das war der Wendepunkt. Nun erntete ich Kritik von links und avancierte vom aufklärerischen Vorzeige-Homo zum islamophoben Rechten.“[74]
Haltung zur gleichgeschlechtlichen Ehe
Am 30. Juni 2017 veröffentlichte Berger auf seinem Blog Philosophia perennis einen mit Johannes Gabriel gezeichneten Artikel gegen die gleichgeschlechtliche Ehe,[75] der vielfach als homophob empfunden wurde und einen Shitstorm auslöste. Der Artikel war auch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung unter dem gleichen Pseudonym veröffentlicht worden. Die FAZ distanzierte sich auf Twitter von den Inhalten des Artikels, der nur die Meinung des Gastautors wiedergebe, nicht aber die der Zeitung. Auf die Frage, ob „Johannes Gabriel“ Bergers eigenes Pseudonym sei, behauptete letzterer die Wichtigkeit, die „Strategien der ‚inneren Emigration‘ wieder auszugraben“. Später löschte Berger den Tweet. Der FAZ wurde vorgeworfen, ihrem Gastautor eine erfundene Biografie zugeschrieben zu haben.[76] Die Zeitung hatte „Gabriel“ als Philosophen und Psychologen, der Nichtregierungsorganisationen unterstütze, dargestellt.[77][78] Nach Presseangaben war Berger in jüngerer Vergangenheit mit rechtspopulistischen Thesen aufgefallen.[79][25] Im Juli 2017 gab Berger an, nicht der Verfasser des Artikels zu sein.[80][73] Am 14. September 2017 sprach der Deutsche Presserat wegen des Textes eine öffentliche Rüge aus.[81][82]
Werke (Auswahl)
Eigenpublikationen
- Natur und Gnade in systematischer Theologie und Religionspädagogik von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. S. Roderer, Regensburg 1998, ISBN 3-89073-980-6.
- Thomas von Aquin und die Liturgie. Ed. Thomisticae, Köln 2000, ISBN 3-89811-286-1 (Übersetzungen ins Englische [USA] und Französische).
- Thomismus. Große Leitmotive der thomistischen Synthese und ihre Aktualität für die Gegenwart. Ed. Thomisticae, Köln 2001, ISBN 3-8311-1620-2 (dort S. 401–406 Bibliographie bis 2000).
- Thomas von Aquins „Summa theologiae“. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2004, ISBN 3-534-17456-9.
- Was ist ein Sakrament? Der hl. Thomas von Aquin und die Sakramente im Allgemeinen. Franz Schmitt, Siegburg 2004, ISBN 3-87710-278-6.
- Thomas von Aquin begegnen. Sankt-Ulrich, Augsburg 2002, ISBN 3-929246-77-5 (Übersetzung ins Ungarische: Budapest 2008).
- In der Schule des hl. Thomas von Aquin. Studien zur Geschichte des Thomismus. nova et vetera, Bonn 2005, ISBN 3-936741-30-1.
- Der heilige Schein: Als schwuler Theologe in der katholischen Kirche. Ullstein, Berlin 2010, ISBN 978-3-550-08855-1.
Herausgeber und Mitverfasser
- Ratio fidei fundamenta demonstrat. Fundamentaltheologisches Denken zwischen 1870 und 1960. In: Hubert Wolf (Hrsg.): Die katholisch-theologischen Disziplinen in Deutschland 1870–1962. Ihre Geschichte, ihr Zeitbezug. Schöningh, Paderborn 1998, S. 95–127, ISBN 3-506-73763-5.
- Die Enzyklika Humani generis Papst Pius' XII. 1950–2000. Geschichte, Doktrin und Aktualität eines prophetischen Lehrschreibens. Una Voce, Köln 2000, ISBN 978-3-926377-24-1.
- Karl Rahner – Kritische Annäherungen. Franz Schmitt, Siegburg 2004, ISBN 3-87710-280-8.
- zusammen mit Jörgen Vijgen: Thomistenlexikon. nova et vetera, Bonn 2006, ISBN 3-936741-37-9.
- Beiträge „Thomasforschung am Beginn des 21. Jahrhunderts“, „Die quaestiones disputatae“, „Schöpfungslehre“, „Eschatologie“ in: Volker Leppin (Hrsg.): Thomas Handbuch. Mohr Siebeck, Tübingen 2016, ISBN 3-16-150084-9.
Auszeichnungen und Preise (Auswahl)
- 2005: Ritter der Gottesmutter von Jasna Góra (2007 zurückgegeben)[83]
- 2012 (überreicht 2016): Kulturpreis des ehrenamtlichen „International Lesbian and Gay Cultural Network“[84]
- 2017: Negativpreis Mister Homophobia 2017[85]
Literatur über David Berger
- Michael Albus: Katholisch. Schwul. David Berger: Schluss mit dem heiligen Schein. Claudius Verlag, München 2015, ISBN 978-3-532-62473-9.
- Paul Holmes: Forderung nach fundamentalem Umbau (Rezension zu: Der heilige Schein: Als schwuler Theologe in der katholischen Kirche). In: Werkstatt schwule Theologie 16 – Menschenrechte und Macht. 2013, S. 199–201.
- Peter Jobst: Der Fall David Berger. In: Werkstatt schwule Theologie 16 – Menschenrechte und Macht. 2013, S. 112–118.
- Lorenz Jäger: Das Schicksal des David Berger. In: FAZ vom 25. April 2010.[86]
Weblinks
Websites von David Berger
Berger ist mit zwei Blogs im Internet präsent und unterhielt bis 2015 eine dritte Website:
- Ehemalige Website von David Berger auf archive.is
- Philosophia perennis. Blog von David Berger
- David Berger Berlin. Blog von David Berger bei Tumblr
Sonstige Weblinks zum Thema
- David Berger and Dirk Schulz in Conversation: Where Two Worlds Coincide. On Repression, Transgression, and the Roman Catholic Church, in: Gender Forum 34 (2011).
- Rudolf Neumaier: Artikel in der Süddeutschen Zeitung über Berger, 14. Januar 2012.
- Rezension von Franz-Xaver Hiestand SJ
Quellennachweise
- ↑ Zur Person David Berger. Kölner Stadt-Anzeiger vom 27. April 2010
- ↑ David Berger: Der heilige Schein. Ullstein Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-550-08855-1.
- ↑ David Berger: Der heilige Schein. Ullstein Verlag, Berlin 2010, Kindle-Ausgabe Pos. 2836. ISBN 978-3-550-08855-1
- ↑ Vorlage:Webarchiv
- ↑ Vorlage:Webarchiv
- ↑ Vgl. David Berger: Der heilige Schein. Berlin 2010, S. 254.
- ↑ Vorstand der Fördergemeinschaft Theologisches: Stellungnahme zu den Vorwürfen David Bergers. Ein fataler Bruch in der Lebensgeschichte. Abschnitt: Wurde Berger erpreßt? Website von Theologisches, undatiert
- ↑ Interview: Sabrina Ebitsch: Kirche und Homosexualität – „Sie sind eine Schande für unsere Kirche!“. In: Süddeutsche Zeitung. 2012-01-16. Abgerufen am 2015-02-20.
- ↑ Stellungnahme der Fördergemeinschaft „Theologisches“ vom 13. April 2010 (Abonnement erforderlich)
- ↑ David Berger: Ansonsten muss ich dies als Verleumdung betrachten, kath.net, 14. April 2010 (Abonnement erforderlich)
- ↑ David Berger: Homosexualität in der Kirche: „Ich darf nicht länger schweigen“. In: fr-online.de. 2010-04-23. Abgerufen am 2015-02-20.
- ↑ Vorlage:Webarchiv, in der Version vom 7. Februar 2010.
- ↑ Joachim Frank: Rom: Kirche feuert schwulen Theologen. In: Frankfurter Rundschau. 2010-07-27. Abgerufen am 2015-02-20.
- ↑ Kardinal Meisner: Schwuler Theologe darf nicht lehren. In: Kölner Stadt-Anzeiger. 5. Mai 2011
- ↑ Nach Angaben des WDR über 500, nach Angaben der Die Welt etwa 400 Désirée Therre: Schüler protestieren gegen Kardinal. In: Die Welt. 2011-05-18. Abgerufen am 2015-02-20.
- ↑ Evelyn Finger: Katholische Kirche: Der verlorene Vater. In: Die Zeit. 2011-09-25. Abgerufen am 2015-02-20.
- ↑ Leute Kompakt. In: welt.de]]. 2013-02-16. Abgerufen am 2015-02-20.
- ↑ Elmar Kraushaar: Debatte um David Berger: Homohasser raus?. In: Frankfurter Rundschau. 2013-05-07. Abgerufen am 2015-02-20.
- ↑ Homophobie in Talkshows Vorlage:Webarchiv Die Tageszeitung
- ↑ theeuropean.de
- ↑ heise.de
- ↑ Deutsche AIDS-Hilfe stoppt Anzeigenschaltungen in „Männer“. In: aidshilfe.de. 2014-11-24. Abgerufen am 2015-02-20.
- ↑ Gmünder-Verlag feuert David Berger. In: queer.de. 2015-02-02. Abgerufen am 2015-02-20.
- ↑ Jan Feddersen: Schwulen-Magazin „Männer“: David Berger fristlos entlassen. In: Die Tageszeitung. 2015-02-04. Abgerufen am 2015-02-20.
- ↑ 25,0 25,1 Der schwule Rechtsruck. die tageszeitung vom 3. Februar 2015
- ↑ Bruno Gmünder Verlag: Wechsel in der Chefredaktion vom Männer Verlag. In: Bruno Gmünder Verlag. 2015-02-02. Archiviert vom Original am 2015-09-15. Abgerufen am 2015-09-13.
- ↑ Referenzfehler: Es ist ein ungültiger
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-Tag vorhanden: Für die Referenz namenssg-11257312
wurde kein Text angegeben. - ↑ David Bergers Rechtspopulismus. In: queer.de. 2015-02-04. Abgerufen am 2018-02-16.
- ↑ Norbert Schäfer, Moritz Breckner: Schwuler Islamkritiker: Sorge vor Gewalt in Europa. Pro – Christliches Medienmagazin, 14. Juni 2016
- ↑ David Berger: Warum ich trotzdem CDU-Mitglied bin. Philosophia perennis, 21. September 2016
- ↑ Vorlage:Literatur
- ↑ Vorlage:Literatur
- ↑ Desiderius-Erasmus-Stiftung benennt erste Kuratoriumsmitglieder. In: Webseite der Desiderius-Erasmus-Stiftung. 2018-03-20. Abgerufen am 2018-03-20.
- ↑ Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 6. September 2012, S. 4.
- ↑ Eduard von Habsburg-Lothringen schreibt: „Berger hat sich in den letzten Jahren durch mehrere sehr gelungene deutschsprachige Einführungen in Thomas, sein Werk und den Thomismus allgemein hervorgetan.“ – Das Ende des Neuthomismus, Bonn 2007, 275.
- ↑ Der Oberhaider Pfarrer Stefan Hartmann urteilte 2006: „Thomismus ist für David Berger kein museales Phänomen, sondern hat gerade heute eine ganz einzigartige Aktualität […]. Vieles deutet darauf hin, daß für eine Neubelebung des Thomismus die Stunde geschlagen hat. Das bisherige Werk Bergers bietet dafür entscheidende Anstöße.“ in: Die neue Ordnung 1-2006. Online
- ↑ Administrator: Dr. David Berger. Abgerufen am 2018-02-13. (en-GB)
- ↑ D. Berger: Ist Thomas von Aquin heute noch aktuell? Vortrag, München 2006.
- ↑ Vgl. Herbert Vorgrimler: Zum Kampf Bergers gegen Karl Rahner (PDF; 156 kB)
- ↑ Vgl. David Berger: Der heilige Schein, Berlin 4. verb. Aufl. 2011, 189.
- ↑ Der Papst kommt! „Eine brandgefährliche Rede“. In: derpapstkommt.lsvd.de. 2011-09-27. Abgerufen am 2015-02-20.
- ↑ David Berger: Vorlage:Webarchiv, und Vorlage:Webarchiv sowie Vorlage:Webarchiv.
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