Torsten van Geest: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 11. Dezember 2017, 22:02 Uhr
Torsten van Geest (geb. 26. Oktober 1965) ist ein deutscher Rechtsanwalt aus der Stadt Essen.[2] Selbst bezeichnet sich van Geest als "Anwalt, Unternehmer und Schriftsteller" und als "Prominenter Wirtschaftsanwalt" mit Wohnort Kettwig bei Düsseldorf.[3]
Van Geest studierte von 1983 bis 1989 Rechts- und Wirtschaftswissenschaften in Bochum. Von 1996 bis 1999 arbeitete er in Partnerschaft in der Sozietät Tiegelkamp & Van Geest. Van Geest ist in Nebentätigkeit auch Dozent für Rhetorik und Kommunikation. Seit Frühjahr 2012 gehörter auch der Piratenpartei an und kandidierte im April 2012 für den Posten des stellvertretenden Vorsitzenden der Partei. Die Wahl fand auf dem 10. Bundesparteitag am 28.-29. April 2012 in Neumünster statt.[4][5] In der Vergangenheit war er Mitglied der "Freien Union" und im Essener Bürgerbündnis EBB.
Zu den Erfolgen seiner juristischen Laufbahn zählt die Kanzlei unter anderem (Zitat "Fallbeispiele"):
- [...] Unternehmen konnte geholfen werden, die Gründung eines Betriebsrates abzuwenden; so genannte unkündbare Mitarbeiter wurden erfolgreich freigesetzt; in zahlreichen Fällen wurde anwaltlich die videografische Beobachtung von delinquenten Mitarbeitern begleitet und die abfindungslose Kündigung der Straftäter vorbereitet und durchgesetzt; [...][6]
Ende Mai 2011 machte van Geest durch einen in die Öffentlichkeit getragenen Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Berliner Innensenator auf sich und seine Anliegen aufmerksam. Mit seinem Antrag, der von der deutschen Truther-Szene im Internet verbreitet wurde, erhoffte sich van Geest vordergründig die Verhinderung eines angeblich drohenden staatsterroristischen Anschlages mit einer Atombombe auf das Berliner Olympiastadion im Juni 2011 (Megaritual 2011). Van Geest war jedoch nicht der Urheber der Verschwörungstheorie um einen Atombombenanschlag auf das Olympiastadion. Vielmehr scheint es sich um eine Reaktion auf mehrere im Internet kursierende Videos zu handeln. Um seinen Ansichten Nachdruck zu verleihen, postete van Geest unter dem inzwischen von ihm offengelegten Pseudonym[7] "iltraviata" (das mit seinem Skype-Account übereinstimmt) zahlreiche Beiträge in einem Forum der "Partei der Vernunft" (PDV, siehe Oliver Janich), in denen er von sich in der 3. Person sprach und sich dabei lobte.
Das Truther-Projekt "Infokriegernews" (Jens Blecker) versuchte den Spekulationen nachzuhelfen, indem mit Torsten van Geest ein 70-minütiges Interview-Video mit dem Titel "Megaritual 2011" produziert wurde, das bei Youtube zu sehen ist. Der Rechtsanwalt Dominik Storr sah sich durch den Hoax veranlasst, einen "offenen Brief" an den Präsidenten des Bundeskriminalamts Ziercke zu senden:
- "Sehr geehrter Herr Präsident des Bundeskriminalamtes Ziercke, in den letzten Wochen mehrten sich bei mir die Anfragen von besorgten Bürgerinnen und Bürger, die mich als Organ der Rechtspflege darauf hinwiesen, dass im Internet zahlreiche Indizien zu finden seien, die angeblich auf einen Terroranschlag durch ausländische Geheimdienste bei der Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland schließen lassen, der den Islamisten in die Schuhe geschoben werden soll [...]
Einstweilige Verfügung wegen eines angeblichen Terroranschlags in Berlin
Wegen des Verdachts auf einen möglichen staatsterroristischen Terroranschlag "unter falscher Flagge" mit einer (möglichen schmutzigen) Atombombe gegen das Berliner Olympiastadion (Frauen-Fußball-WM) am 26. Juni 2011 stellte van Geest am 31. Mai 2011 an das Verwaltungsgericht Berlin einen Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung. Antragsgegner sind die deutsche Bundeskanzlerin Andrea Merkel und der Berliner Innensenator Ehrhart Körting.
Unterstellt werden kann, dass van Geest mit seinem, wie von ihm gewünscht, aggressiv im Internet verbreiteten Antragstext in Wirklichkeit das Ziel verfolgt, eigene Verschwörungstheorien und Überzeugungen durch das Medieninteresse besser verbreiten zu können.
Laut Artikel in "Der Spiegel" ging das BKA den Prophezeiungen in einem Internetvideo nach, in dem von einem bevorstehenden Atombombenanschlag die Rede war. Laut Spiegel sehe das BKA in den Warnungen jedoch einen Internet-Hoax: :Die Inhalte des Videos sind als gefährdungsirrelevant einzustufen.[8]
Die 405 Seiten des Antrags
In seinem Antragstext findet sich keinerlei konkreter Hinweis auf einen möglichen bevorstehenden Bombenanschlag am 26. Juni in Berlin. Vielmehr werden seit Jahren oder auch Jahrzehnten bekannte Verschwörungstheorien und Bedrohungsszenarien zitiert und miteinander in Verbindung gebracht. Als angebliche Beweise werden Zitate aus der Wikipedia und von Youtube-Videos vorgelegt. Sogar der israelische "Löffelbieger" Uri Geller wird als Zeuge zitiert. Neue, bislang unbekannte Bedrohungen werden nicht explizit genannt. Als "Beweis" wird Werbung für Computer oder Kühlschränke genannt. Der gemeinte Anschlag stehe seiner Meinung nach auch mit der Sommersonnenwende in Zusammenhang:
- [...] Im Übrigen wird in Minute 24:24 ff. des Filmes „Megaritual 2011 Berlin„ das Fifa Logo einer näheren Inaugenscheinnahme unterzogen. Oben rechts befindet sich erneut ein kreisrundes Gebilde, das große Ähnlichkeit mit der signifikanten Struktur der NYer The Sphere hat - Reminizenz sowohl an den Anschlag auf das World Trade Center wie auch an die dahinterstehende Idee des Sieges der neuen Ära über die Alte - schließlich weist der Macher des Films auf das Datum und die Nähe des 26.06.2011 zur Sommersonnenwende hin, die am 21.05.2011 stattfindet. In geschichtlicher Parallele zur jahrhundertealten Tradition war die Darbringung von Opfern in der Antike bei Spielen, insbesondere olympischen, üblich.
Immerhin befindet sich das Ereignis vom 26.06.2010 zumindest in zeitlicher Nähe hierzu. Die letzte Sommersonnenwende war im Jahre 2001, die nächste wird in diesem Jahr stattfinden, am 21.06.2011 und damit nur 5 Tage vor den Spielen! [...]
Als mögliche Drahtzieher werden Bilderberger, Freimaurer oder Großbanken genannt, die ein Interesse an einem staatsterroristischen "false flag"-Anschlag hätten. In lächerlicher Weise übernimmt van Geest unkritisch in der Truther-Szene gängige Hypothesen zu angeblichen Gesten und Geheimzeichen von Geheimorganisationen und angeblichen bedeutungsvollen Symbolen von Geheimorganisationen (siehe Zitat rechts).
Eine großen Anteil nehmen private Analysen zum Al-Qaida-Anschlag am 11. September 2001 gegen das New Yorker World Trade Center ein. Van Geest zitiert hier die bekannten Verschwörungstheorien, ohne auf Widerlegungen oder Widersprüche einzugehen. Es folgen Ausführungen zum Komplex Gladio. Über zahlreiche Seiten ziehen sich Betrachtungen zu Freimaurern und Bilderbergern, deren Ziel es sei, eine "Weltrepublik" und Neue Weltordnung (NWO) zu errichten. Auch existiere insgeheim noch die ehemalige UdSSR. Kommunistische Umtriebe sieht van Geest auch in der EU, da diese nach einem quasi-kommunistischen Modell ohne Macht eines Parlaments funktioniere.
Es folgen Ausführungen zum befürchteten Atombombenanschlag auf das Olympiastadion zum Zeitpunkt der Frauen-Fußballweltmeisterschaft am 26. Juni 2011. Demnach solle an diesem Tag der von einem ausländischen Staat und seinen Geheimdienst organisierte Anschlag erfolgen. Ziel sei es, die Schuld islamischen Kreisen in die Schuhe zu schieben, um Kriege führen zu können. Vehement wehrt sich van Geest gegen Erkenntnisse und Analysen zu bekannten islamischen Terrornetzwerken wie "Al Qaida". Eigentliche Gefahren gingen in Wirklichkeit von staatlich organisiertem Terror aus. Als Mitspieler sieht van Geest auch die US-amerikanische Filmindustrie (Hollywood).
Konkret fordert van Geest im Antrag, dass Merkel und Körting die Öffentlichkeit vor den angeblich geplanten Anschlägen als staatsterroristische Attentate warnen sollen. Außerdem sollen sie die gemeinten Bilderberger und andere spekulativ bezichtigte Kreise in ihren angeblichen Bestrebungen nicht in der von ihm angenommenen Weise unterstützen.
In seinem Antrag findet sich auch indirekt Werbung. So schreibt van Geest:
- [...] Den einzig wirksamen Detektor Explonix zur Erkennnung von schmutzigen Bomben von Green Dynamics hat man nicht angeschafft [...]
Der Antrag endet mit den Sätzen:
- Auf ein Copyright an Ausführungen dieses Schriftsatzes wird ausdrücklich - außer für gewerbliche Nutzung - verzichtet - weitere, rasche Verbreitung ist im Interesse der Verhinderung des Attentates und seiner okkulten Zielsetzungen in hohem Maße erwünscht.
Möge Gott uns vor dem geplanten Unheil bewahren!
van Geest
Rechtsanwalt
Die Antwort des Verwaltungsgerichts Berlin
Unter dem Aktenzeichen VG 33 L 259.11 befasste sich das VG Berlin mit dem Antrag und wies ihn am 6. Juni 2011 zurück:
- Der Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung wird zufückgewiesen
Der Antragsteller trägt die Kosten den Verfahrens
Der Wert des Verfahrensgegenstandes wird auf 2.500,-Euro festgesetzt
Das Gericht sah den Antrag als "unzulässig" an, da Antragssteller van Geest nach deutschem Recht persönlich keine Antragsbefugnis hat.
Weblinks
Blog-Kommentare
- http://geistig-befreit.blogspot.com/2011/06/mega-ritual-am-26062011-neue-beweise.html
- http://de.paperblog.com/megaritual-2011-anwalt-van-geest-ein-blick-hinter-die-fassade-164556/
Zur Beachtung
Zu inzwischen korrigierten fehlerhaften Angaben in diesem Artikel verweisen wir auf den Errata-Artikel.
Quellennachweise
- ↑ Van Geest Webseite, eingesehen am 22. Juni 2011
- ↑ Rechtsanwaltskanzlei van Geest, Zweigertstraße 9, 45130 Essen
- ↑ http://iltraviata.germany.ru/
- ↑ http://wiki.piratenpartei.de/Bundesparteitag_2012.1/Kandidatur
- ↑ http://blog.fefe.de/?ts=b1675a3b
- ↑ http://van-geest.de/index.php?option=com_content&task=view&id=23&Itemid=38
- ↑ Zitat: Es ist zutreffend, dass meine Beiträge bei der PdV unter Iltraviata gepostet werden.
- ↑ Jörg Diehl, Fußball-WM der Frauen - BKA prüfte Hinweise auf angeblichen Terroranschlag. Der Spiegel, 17. Juni 2011 [1]