Infraschallkanone: Unterschied zwischen den Versionen

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==Die Gavreau-Experimente in Marseille==
 
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Weiter soll schon um 1964 eine Infraschallkanone im ''Forschungsinstitut für Elektroakustik'' der CNRS in Marseille unter der Leitung von Gavreau entwickelt worden sein. Dabei sollen die Infraschallschwingungen eines Ventilators in einem Neubau bei den Mitarbeitern Symptome wie Kopfschmerzen, Brechreiz, Juckreiz und Schüttelfrost verursacht haben und das Institut so zur Entwicklung mehrerer Schallkanonen inspiriert haben. Auf Grundlage dieser zufälligen Entdeckung wurde ein Gerät entwickelt, welches einen sehr lauten Ton von 196 Hz (also nicht Infraschall, sondern hörbaren Schall) erzeugte und damit Symptome bei anwesenden Mitarbeitern ausgelöst haben soll. Eine weitere Schallkanone nach dem Sirenenprinzip arbeitete bei 37&nbsp;Hz. Sie soll eine maximale Schallleistung von 2&nbsp;kW gehabt haben, wurde jedoch nur mit geringerer Leistung betrieben, um die Mauern des Institutsgedäudes nicht zu beschädigen<ref> V. Gavreau, R. Condat, H. Saul: Infra Sons: Générateurs, Détecteurs, Propriétés physiques, Effets biologiques. Acustica, Vol .17 (1966), S. 1-10</ref>.
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Weiter soll schon um 1964 eine Infraschallkanone im ''Forschungsinstitut für Elektroakustik'' der CNRS in Marseille unter der Leitung von Vladimir Gavreau entwickelt worden sein. Dabei sollen die Infraschallschwingungen eines Ventilators in einem Neubau bei den Mitarbeitern Symptome wie Kopfschmerzen, Brechreiz, Juckreiz und Schüttelfrost verursacht haben und das Institut so zur Entwicklung mehrerer Schallkanonen inspiriert haben. Auf Grundlage dieser zufälligen Entdeckung wurde ein Gerät entwickelt, welches einen sehr lauten Ton von 196 Hz (also nicht Infraschall, sondern hörbaren Schall) erzeugte und damit Symptome bei anwesenden Mitarbeitern ausgelöst haben soll. Eine weitere Schallkanone nach dem Sirenenprinzip arbeitete bei 37&nbsp;Hz. Sie soll eine maximale Schallleistung von 2&nbsp;kW gehabt haben, wurde jedoch nur mit geringerer Leistung betrieben, um die Mauern des Institutsgedäudes nicht zu beschädigen<ref> V. Gavreau, R. Condat, H. Saul: Infra Sons: Générateurs, Détecteurs, Propriétés physiques, Effets biologiques. Acustica, Vol .17 (1966), S. 1-10</ref>.
  
 
==Quellen==
 
==Quellen==

Version vom 11. Januar 2009, 20:50 Uhr

Eine Infraschallkanone ist ein hypothetisches Gerät zur Erzeugung von Schallwellen hoher Intensität mit niedrigen Frequenzen unterhalb des menschlichen Hörbereichs (Infraschall). Solche Schallwellen können unter bestimmten Umständen Menschen in Angstzustände versetzen. Laut Verschwörungstheorien sollen derartige Waffen existieren und ihnen kämen tödliche Wirkungen zu. Ähnliche Vermutungen gibt es auch zu der militärischen LRAD (long range acoustic device) im hörbaren Frequenzbereich der Schallwellen.

Eine Infraschallkanone könnte beispielsweise aus einer sehr langen Pfeife (ähnlich einer Orgelpfeife) bestehen, in die Druckluft hineingeblasen wird, wordurch Infraschall hoher Intensität entsteht. Ein weiteres Prinzip zur Erzeugung hoher Schallpegel ist die Sirene, also eine elektromechanisch modulierte Luftströmung[1][2].

Die stärksten bekannten künstlichen Infraschallquellen sind Raketentriebwerke. Die Feststoff-Triebwerke des Space Shuttle z.B. erzeugen eine akustische Leistung von rund 40 Megawatt; das Maximum der Schallabstrahlung liegt im Frequenzbereich 6-10 Hz[3]. Zum Vergleich: Ein LKW strahlt bei normaler Fahrt unter 1 Watt Schallleistung ab.

Bis jetzt konnten weder ein Einsatz von Infraschallkanonen in Kriegen noch die Existenz einer solchen funktionsfähigen Waffe überhaupt glaubwürdig nachgewiesen werden. Infraschallkanonen hätten eine enorme Baugröße, Verkleinerungen ihrer Abmessungen wären aus physikalischen Gründen kaum möglich. Allfällige Berichte von Vorfällen, die auf den Einsatz von Infraschallwellen zurückzuführen wären, sind daher derzeit als reine Verschwörungstheorien zu betrachten.

Die Schallkanone und die Luftwirbelkanone im 2. Weltkrieg

sog. Windkanone
Schallkanone

Gegen Ende des zweiten Weltkrieges soll auf Seiten der Wehrmacht der Versuch gemacht worden sein mit Schallwellen und Luftdruckwellen Luftturbulenzen zu erzeugen um anfliegende feindliche Flugzeuge zum Absturz zu bringen. Mehrere entsprechende Vorrichtungen sind gerüchtweise bekannt geworden, die jedoch alle nicht funktionierten.

  • In Lofer bei Salzburg wurde eine sogenannte Schallkanone von einem Richard Wallauschek entwickelt. Diese soll aus zwei 3 m Parabolspiegeln mit einer Brennkammer bestanden haben, in die durch Düsen Methan und Sauerstoff eingespritzt und kontinuierlich 800-1500 mal in der Sekunde zur Detonation gebracht wurden. Zum Einsatz gegen Flugzeuge kam diese Kanone nie. Eine verrostete Anlage wurde 1945 in Hillersleben von den Alliierten entdeckt [4].
  • Die Windkanone war eine andere Erfindung. Dabei handelte es sich um ein Rohr in Form eines riesigen L. Eine Knallgasexplosion sollte ein schnellfliegendes Geschoss aus komprimierter Luft und Wasserdampf erzeugen. Man erwartete von diesem Pressluftball die Durchschlagskraft eines kleinen Geschosses. Die Windkanone war auf einem Eisenbahnwagen montiert und funktionierte nie [5]
  • Eine ähnliche Erfindung soll die Luftwirbelkanone, Windkanone bzw Wirbelwind Kanone nach Zippermeyer gewesen sein. Ein grosskalibriger Mörser verschoss dabei Geschosse mit Pulverkohle um Luftwirbel zu erzeugen. Alle Angaben zu diesen Vorrichtungen des 2. Weltkrieges sind nicht durch belastbare Quellen belegt und daher spekulativ.

Sensationelle Behauptungen um Infraschall in den Medien

In einer Studie aus dem Jahre 1968 über die Wirkungen sehr hoher Schalldrücke [6] beschreibt der französische Forscher Vladimir Gavreau die Auswirkungen länger anhaltender hoher Schalldrücke auf den Menschen. Er untersuchte hier jedoch keinen Infraschall, sondern sehr wohl hörbare Töne mit einer Frequenz von 196 Hz. Bei einem Schallpegel von 160 dB beschreibt er seine eigenen Eindrücke: "Wir bemerkten eine schmerzhafte Resonanz im eigenen Körper, wir hatten das Gefühl alles vibriere in uns wenn wir sprachen oder uns bewegten." Ein derartig hoher Schalldruck herrscht in wenigen Metern Entfernung zu Jet-Triebwerken. Weiter vermutete Gavreau, dass es zu inneren Blutungen hätte kommen können, wenn der Versuch länger als 5 Minuten angedauert hätte. Einen Nachweis für eine derartige Wirkung konnte er jedoch nicht zeigen, da keine derartigen Experimente durchgeführt worden waren. Nach Veröffentlichung des Fachartikels im Science Journal kam es zur Veröffentlichung verschiedener sensationell aufgemachter Artikel in Tageszeitungen über tödliche Wirkungen von Schallwellen. So schrieb der Miami Herald einen Artikel über Gavreaus Artikel sound ray developped as a killer, ohne die Tatsachen zu berücksichtigen, später wurden mit Bezug auf denselben Wissenschaftler Vermutungen darüber geäußert, dass der Infraschall der an geöffeneten Fensterscheiben fahrender Fahrzeuge entsteht, tödlich sei[7]. Zwar können im fahrenden Auto bereits bei geschlossenen Fenstern relativ hohe Infraschallpegel auftreten[8], die Behauptung, dieser Schall sei tödlich, ist jedoch offenkundiger Unsinn.

Die Gavreau-Experimente in Marseille

Vladimir Gavreau

Weiter soll schon um 1964 eine Infraschallkanone im Forschungsinstitut für Elektroakustik der CNRS in Marseille unter der Leitung von Vladimir Gavreau entwickelt worden sein. Dabei sollen die Infraschallschwingungen eines Ventilators in einem Neubau bei den Mitarbeitern Symptome wie Kopfschmerzen, Brechreiz, Juckreiz und Schüttelfrost verursacht haben und das Institut so zur Entwicklung mehrerer Schallkanonen inspiriert haben. Auf Grundlage dieser zufälligen Entdeckung wurde ein Gerät entwickelt, welches einen sehr lauten Ton von 196 Hz (also nicht Infraschall, sondern hörbaren Schall) erzeugte und damit Symptome bei anwesenden Mitarbeitern ausgelöst haben soll. Eine weitere Schallkanone nach dem Sirenenprinzip arbeitete bei 37 Hz. Sie soll eine maximale Schallleistung von 2 kW gehabt haben, wurde jedoch nur mit geringerer Leistung betrieben, um die Mauern des Institutsgedäudes nicht zu beschädigen[9].

Quellen

  1. J.N. Cole, R.G. Powell, H.L. Oestreicher, H.E. von Gierke: Acoustic Siren for Generating Wide-Band Noise. J. Acoust. Soc. Am. Vol. 35 (1963), S. 173-191
  2. K.M. Hankel, J.P. Henderson: Design and performance of a 15 kW wide band acoustic facility. Air Force Flight Dynamics Lab, Wright-Patterson AFB, Ohio, Mar 1966
  3. T.S. Adams: Sound power level and directivity pattern determination of a space shuttle solid rocket booster. J. Acoust. Soc. Am. Vol. 85 (1989), S. S23
  4. Rudolf Lusar, Die deutschen Waffen und Geheimwaffen des Zweiten Weltkrieges und ihre Weiterentwicklung, München 1971
  5. Man-Made UFOs, 1944-94: Fifty Years of Suppression. Von Renato Vesco, David Hatcher Childress. Veröffentlicht von Adventures Unlimited Press, 1994
  6. V. Gavreau: Infrasound. Science journal 4(1) 1968, S. 33
  7. the low pitched killer Melbourne sunday press vom 7.9.1973
  8. K. Betke, H. Remmers: Messung und Bewertung von tieffrequentem Schall. In: Fortschritte der Akustik. Plenarvorträge der 24. Deutschen Jahrestagung für Akustik 1998, S. 472-473
  9. V. Gavreau, R. Condat, H. Saul: Infra Sons: Générateurs, Détecteurs, Propriétés physiques, Effets biologiques. Acustica, Vol .17 (1966), S. 1-10

Literatur

  • Gavreau V., "Sons graves intenses et infrasons" in: Scientific Progres – la Nature (Sept. 1968) S. 336-344

Weblinks