Sennex Tumor-Therapie nach Warnke: Unterschied zwischen den Versionen

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Das Wirkprinzip und der Ablauf einer Behandlung werden von BionMed nicht öffentlich gemacht. Auch ist in wissenschaftlichen Datenbanken kein Eintrag zur Methode und zu den in der Werbung angedeuteten erfolgreichen klinischen Tests zu finden. Auf den BionMed-Webseiten wird nur ungenau ein mögliches Funktionsprinzip umrissen. Demnach solle das Gerät die Physiologie "nachahmen", da diese (Zitat) "bereits alle wesentlichen Informationen zur Initialisierung von Regenerationsprozessen in sich trägt." Ausgangspunkt der Methode sei zudem die Erkenntnis der Erfinder, "dass Proteine und Enzyme, die Bausteine des Lebens, u.a. durch physikalische Kräfte auf gewünschte Weise beeinflusst werden können."
 
Das Wirkprinzip und der Ablauf einer Behandlung werden von BionMed nicht öffentlich gemacht. Auch ist in wissenschaftlichen Datenbanken kein Eintrag zur Methode und zu den in der Werbung angedeuteten erfolgreichen klinischen Tests zu finden. Auf den BionMed-Webseiten wird nur ungenau ein mögliches Funktionsprinzip umrissen. Demnach solle das Gerät die Physiologie "nachahmen", da diese (Zitat) "bereits alle wesentlichen Informationen zur Initialisierung von Regenerationsprozessen in sich trägt." Ausgangspunkt der Methode sei zudem die Erkenntnis der Erfinder, "dass Proteine und Enzyme, die Bausteine des Lebens, u.a. durch physikalische Kräfte auf gewünschte Weise beeinflusst werden können."
  
Ob die Sennex Tumor-Therapie nach dem anerkannten Prinzip der Elektroporation funktioniert, lässt sich aufgrund der fehlenden Literatur derzeit (2014) nicht klären. In Mitteilungen der Firma BionMed wird von einer "optimierten Elektroporation mit integrierter Kontrolle" gesprochen. Die Methode sei patentrechtlich geschützt. Damit ist offenbar eine Patentanmeldung aus dem Jahr 2010 mit dem Titel ''Vorrichtung zur Stimulierung von Zellmembranen in biologischem Gewebe'' gemeint.<ref>DE 102010035587 A1: Vorrichtung zur Stimulierung von Zellmembranen in biologischem Gewebe. Anmeldedatum: 27.08.2010. Erfinder: Warnke, Ulrich, Dr.  Die Erteilung eines Patents wurde vom DPMA im Mai 2014 "wegen fehlender Neuheit seines Gegenstandes" und mit dem Verweis auf eine Patentanmeldung aus den USA aus dem Jahr 2006 (US 2006/0212078 A1) abgelehnt. Auf diesen Bescheid hat der Antragsteller, die Warnke United Research & Development GmbH, Einspruch erhoben. Anfang 2015 war das Patentverfahren noch anhängig.</ref> Bei dieser Erfindung werden elektrische Impulse von etwa 100&nbsp;µs Dauer an "in das Gewebe einstechbare Elektroden" gelegt, wodurch es zu einer "Stimulierung von Zellmembranen" kommen soll, auf deren Zweck nicht eingegangen wird. Es wird eine relativ niedrige maximale Feldstärke von etwa 1000&nbsp;V/m genannt. Die Patentschrift enthält aber auch die Bemerkung, dass bei einer maximalen Feldstärke von etwa 1000&nbsp;V/cm (also 100&nbsp;000&nbsp;V/m) "eine noch intensivere, zum Absterben der Zelle führende Porenbildung" einsetze. Dieser Wert entspricht etwa der Feldstärke, die bei der so genannten Irreversiblen Elektroporation (siehe folgender Abschnitt) benutzt wird.
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Ob die Sennex Tumor-Therapie nach dem anerkannten Prinzip der Elektroporation funktioniert, lässt sich aufgrund der fehlenden Literatur derzeit (2014) nicht klären. In Mitteilungen der Firma BionMed wird von einer "optimierten Elektroporation mit integrierter Kontrolle" gesprochen. Die Methode sei patentrechtlich geschützt. Damit ist offenbar eine Patentanmeldung aus dem Jahr 2010 mit dem Titel ''Vorrichtung zur Stimulierung von Zellmembranen in biologischem Gewebe'' gemeint.<ref>DE 102010035587 A1: Vorrichtung zur Stimulierung von Zellmembranen in biologischem Gewebe. Anmeldedatum: 27.08.2010. Erfinder: Warnke, Ulrich, Dr.  Die Erteilung eines Patents wurde vom DPMA im Mai 2014 "wegen fehlender Neuheit seines Gegenstandes" und mit dem Verweis auf eine Patentanmeldung aus den USA aus dem Jahr 2006 (US 2006/0212078 A1) abgelehnt. Gegen diesen Bescheid hat der Antragsteller, die Warnke United Research & Development GmbH, Einspruch erhoben. Anfang 2015 war das Patentverfahren noch anhängig.</ref> Bei dieser Erfindung werden elektrische Impulse von etwa 100&nbsp;µs Dauer an "in das Gewebe einstechbare Elektroden" gelegt, wodurch es zu einer "Stimulierung von Zellmembranen" kommen soll, auf deren Zweck nicht eingegangen wird. Es wird eine relativ niedrige maximale Feldstärke von etwa 1000&nbsp;V/m genannt. Die Patentschrift enthält aber auch die Bemerkung, dass bei einer maximalen Feldstärke von etwa 1000&nbsp;V/cm (also 100&nbsp;000&nbsp;V/m) "eine noch intensivere, zum Absterben der Zelle führende Porenbildung" einsetze. Dieser Wert entspricht etwa der Feldstärke, die bei der so genannten Irreversiblen Elektroporation (siehe folgender Abschnitt) benutzt wird.
  
 
==Irreversible Elektroporation==
 
==Irreversible Elektroporation==

Version vom 9. Januar 2015, 18:51 Uhr

Sennex Tumor-Therapiegerät Pie Sys (Bild: Firma BionMed)

Die Sennex Tumor-Therapie ist ein elektromedizinisch-alternativmedizinisches Behandlungsverfahren des Saarbrücker Biologen Ulrich Warnke, bei der ein Behandlungsgerät mit dem Namen "Pie Sys" der Firma BionMed Technologies GmbH aus Saarbrücken[1] zum Einsatz kommt. Die Firma wird von einem Sohn Warnkes geleitet. Das Verfahren soll für Hautkrebs und Tumoren dicht unter der Hautoberfläche geeignet sein. Dabei sei die Methode bei "jeder Histologie und Malignität" geeignet und habe laut einer Pressenotiz "eine Erfolgsquote von 80%".[2] Allerdings ist fraglich, ob überhaupt ein funktionsfähiges Gerät existiert, denn in derselben Mitteilung vom Mai 2011 heißt es, dass das Geld zum Bau eines Prototypen fehle. In einer Mitteilung von Mitte 2013 heißt es wiederum, im Rahmen von Studien habe man mit der Methode "bisher ca. 1009 Geschwülste bei 247 Patienten" therapiert und die Therapie sei "bei 85% der Tumore erfolgreich" gewesen.[3] Veröffentlichungen der behaupteten Studien sind nicht bekannt.

Nach Herstellerangaben funktioniere die Therapie mittels Elektroporation[4] mit zwei Elektroden und führe zu einer Art "lokalen Chemotherapie". Dabei sollen durch die zugeführte elektrische Ladung Turmorzellen selektiv zerstört werden. Gesundes Gewebe werde nicht geschädigt.

Die Wortmarke Sennex ist beim DPMA auf die Firma BionMed Technologies GmbH eingetragen. Sie soll u.a. für "elektronische Bionik-Geräte" gelten.

Prinzip

Das Wirkprinzip und der Ablauf einer Behandlung werden von BionMed nicht öffentlich gemacht. Auch ist in wissenschaftlichen Datenbanken kein Eintrag zur Methode und zu den in der Werbung angedeuteten erfolgreichen klinischen Tests zu finden. Auf den BionMed-Webseiten wird nur ungenau ein mögliches Funktionsprinzip umrissen. Demnach solle das Gerät die Physiologie "nachahmen", da diese (Zitat) "bereits alle wesentlichen Informationen zur Initialisierung von Regenerationsprozessen in sich trägt." Ausgangspunkt der Methode sei zudem die Erkenntnis der Erfinder, "dass Proteine und Enzyme, die Bausteine des Lebens, u.a. durch physikalische Kräfte auf gewünschte Weise beeinflusst werden können."

Ob die Sennex Tumor-Therapie nach dem anerkannten Prinzip der Elektroporation funktioniert, lässt sich aufgrund der fehlenden Literatur derzeit (2014) nicht klären. In Mitteilungen der Firma BionMed wird von einer "optimierten Elektroporation mit integrierter Kontrolle" gesprochen. Die Methode sei patentrechtlich geschützt. Damit ist offenbar eine Patentanmeldung aus dem Jahr 2010 mit dem Titel Vorrichtung zur Stimulierung von Zellmembranen in biologischem Gewebe gemeint.[5] Bei dieser Erfindung werden elektrische Impulse von etwa 100 µs Dauer an "in das Gewebe einstechbare Elektroden" gelegt, wodurch es zu einer "Stimulierung von Zellmembranen" kommen soll, auf deren Zweck nicht eingegangen wird. Es wird eine relativ niedrige maximale Feldstärke von etwa 1000 V/m genannt. Die Patentschrift enthält aber auch die Bemerkung, dass bei einer maximalen Feldstärke von etwa 1000 V/cm (also 100 000 V/m) "eine noch intensivere, zum Absterben der Zelle führende Porenbildung" einsetze. Dieser Wert entspricht etwa der Feldstärke, die bei der so genannten Irreversiblen Elektroporation (siehe folgender Abschnitt) benutzt wird.

Irreversible Elektroporation

Das System Nano-Knife zur Irreversiblen Elektroporation (IRE). Rechts oben: Schematische Darstellung der Elektroden und des elektrischen Feldes in der Nähe eines Tumors (Bilder: AngioDynamics, Inc)

Die angesprochene Elektroporation ist in der Gentechnik, der Molekularbiologie und der Lebensmitteltechnik ein anerkanntes Verfahren zur Permeabilitätserhöhung von Zellen oder zur Sterilisation. Dabei wird die Zellmembran durch Spannungspulse von maximal einigen Millisekunden Dauer beispielsweise für DNA oder Arzneimittel permeabel gemacht. Bei den meisten Verfahren der Elektroporation wird das elektrische Feld auf isolierte Proben bzw. auf Körperflüssigkeiten angewendet. Gegenwärtig wird auch wissenschaftlich untersucht, inwieweit die Elektroporation zur Behandlung von Krebserkrankungen geeignet ist. Die Technik wird als Irreversible Elektroporation (IRE) bezeichnet, dabei werden Elektroden in die Nähe des Tumors gebracht. Durch den elektrischen Impuls sollen Poren in den Zellwänden der Tumorzellen entstehen und diese daraufhin absterben. Ein kommerzielles IRE-Gerät wurde beispielsweise von der US-Firma AngioDynamics unter dem Namen NanoKnife auf den Markt gebracht.[6] Das System ist in den USA für das Entfernen von Weichgewebe zugelassen, aber bislang nicht für die Behandlung spezifischer Krankheiten. Wegen Werbung mit Vokabeln wie "treatment" und "therapy" wurde AngioDynamics daraufhin im Januar 2011 von der Food and Drug Administration FDA verwarnt.[7][8]

Siehe auch

Quellennachweise

  1. BionMed Technologies GmbH, Science Park 2, Universität des Saarlandes, D-66123 Saarbrücken. Geschäftsführender Gesellschafter: Thomas U. Warnke
  2. www.business-on.de/saarlorlux (Wirtschaftsmagazin für die Region Saarland, Pfalz, Lothringen, Luxemburg und Trier), 25. Mai 2011
  3. firmenpresse.de, 30.07.2013
  4. Elektroporation in der englischsprachigen Wikipedia und in der deutschsprachigen Wikipedia
  5. DE 102010035587 A1: Vorrichtung zur Stimulierung von Zellmembranen in biologischem Gewebe. Anmeldedatum: 27.08.2010. Erfinder: Warnke, Ulrich, Dr. Die Erteilung eines Patents wurde vom DPMA im Mai 2014 "wegen fehlender Neuheit seines Gegenstandes" und mit dem Verweis auf eine Patentanmeldung aus den USA aus dem Jahr 2006 (US 2006/0212078 A1) abgelehnt. Gegen diesen Bescheid hat der Antragsteller, die Warnke United Research & Development GmbH, Einspruch erhoben. Anfang 2015 war das Patentverfahren noch anhängig.
  6. http://www.angiodynamics.com/products/nanoknife
  7. AngioDynamics Warned by FDA on NanoKnife Promotion. Bloomberg, 26. Januar 2011
  8. http://www.fda.gov/ICECI/EnforcementActions/WarningLetters/2011/ucm242346.htm WARNING LETTER, JAN 21 2011