Alternativmedizin: Unterschied zwischen den Versionen

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*Randi J.: ''Flim-Flam!'' Buffalo: Prometheus 1982, chapter 9 (The medical humbugs)
 
*Randi J.: ''Flim-Flam!'' Buffalo: Prometheus 1982, chapter 9 (The medical humbugs)
 
*Stalker D., C. Glymour (eds.): ''Examining holistic medicine.'' Buffalo: Prometheus 1985
 
*Stalker D., C. Glymour (eds.): ''Examining holistic medicine.'' Buffalo: Prometheus 1985
*R. Barker Bausell: ''Snake Oil Science.'' The Truth about Complementary and Alternative Medicine, B&T, 2007
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*R. Barker Bausell: ''Snake Oil Science. The Truth about Complementary and Alternative Medicine.'' Oxford University Press 2009
 
*Margaret Thaler Singer und Janja Lalich: (1996) ''"Crazy" Therapies - What are they? Do They Work?'' San Francisco: Jossey-Bass Publishers, 1996
 
*Margaret Thaler Singer und Janja Lalich: (1996) ''"Crazy" Therapies - What are they? Do They Work?'' San Francisco: Jossey-Bass Publishers, 1996
 
*Edzard Ernst: ''The Desktop Guide to Complementary and Alternative Medicine.'' An evidence-based approach. Mosby, Harcourt Publishers Limited 2001
 
*Edzard Ernst: ''The Desktop Guide to Complementary and Alternative Medicine.'' An evidence-based approach. Mosby, Harcourt Publishers Limited 2001
*Edzard Ernst: ''How to get rich quickly with 'alternative' medicine.'' Skeptical Inquirer 2009, Mar-Apr S. 57
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*Edzard Ernst: ''How to get rich quickly with 'alternative' medicine.'' Skeptical Inquirer 2009, Mar-Apr S. 57
 
*Simon Singh, Edzard Ernst: ''Trick or Treatment: The Undeniable Facts about Alternative Medicine.'' Random House 2008  
 
*Simon Singh, Edzard Ernst: ''Trick or Treatment: The Undeniable Facts about Alternative Medicine.'' Random House 2008  
 
*Ben Goldacre: ''Bad Science: Quacks, Hacks, and Big Pharma Flacks.'' Faber & Faber, ISBN 978-0865479180
 
*Ben Goldacre: ''Bad Science: Quacks, Hacks, and Big Pharma Flacks.'' Faber & Faber, ISBN 978-0865479180

Version vom 3. Januar 2014, 13:17 Uhr

Alternativmedizin.jpg
Alternativmedizin2.jpg

Unter Alternativmedizin (zur Etymologie siehe [1]) versteht man Methoden und Behandlungen, welche nicht von der wissenschaftsbasierten Medizin (auch evidenzbasierte Medizin[2] oder evidence based medicine, EBM) angewendet werden. Vor allem von Befürwortern werden auch die Begriffe Komplementärmedizin, Erfahrungsmedizin und Integrative Medizin benutzt. Im englischen Sprachraum, aber zunehmend auch bei uns, werden komplementär- und alternativmedizinische Verfahren als CAM bezeichnet. Daneben ist aus dem Umfeld der anthroposophischen Medizin der Begriff Cognition-based Medicine (CBM) vorgeschlagen worden.[3]

Allgemeines

Edzard Ernst, ehemaliger Professor für Komplementärmedizin an der Universität von Exeter in England argumentierte, dass die Bezeichnung "Complementary and Alternative Medicine"("CAM") ein fast sinnloser Überbegriff ist und dass Unterscheidungen zwischen diesen Modalitäten gemacht werden müssten. Alle Behandlungen, ob "etabliert" oder "alternativ", müssen denselben Standards der wissenschaftlichen Methodik entsprechen. Die "Evidenzbasierte Medizin" ist ein Ideal, das weder von der etablierten noch von der alternativen Medizin erreicht wurde. Ernst bezeichnet die Beweislage für viele alternative Techniken als schwach, nichtexistent oder negativ, gibt aber an, dass für etwa 20 Behandlungsmethoden Belege vorliegen, speziell für manche Kräuter und Akupunktur – was aber nicht bedeutet, dass die Behandlungsmethoden etabliert sind, speziell nicht weltweit.[4][5]

Das US-amerikanische National Center for Complementary and Alternative Medicine NCCAM definiert komplementär- und alternativmedizinische Therapien als Behandlungen, die anstatt ("alternativ") oder zusätzlich ("komplementär") zu einer konventionellen, etablierten Therapie durchgeführt werden.[6] Eine Behandlung gilt dann als etabliert, wenn die klinische Wirksamkeit in prospektiven, randomisierten Studien zweifelsfrei belegt ist oder eine biologische Rationale die Behandlung als sinnvoll erscheinen lässt. Eine englisch-australische Forschergruppe zeigte 2009 mit einem Rechenmodell, dass merkwürdigerweise gerade wenig oder nicht wirksame Methoden die Eigenschaft haben, sich schnell zu verbreiten.[7][8]

Die Begriffe Alternativmedizin und Komplementärmedizin sind daher beschönigend, da sie in der Regel keine wirklichen Alternativen anbieten, sondern nicht oder weniger wirksame Methoden. Das gilt auch für die Bezeichnung Erfahrungsmedizin, mit der die Berufung auf anekdotische Heilerfolge statt auf solide Wirkungsnachweise als positive Eigenschaft dargestellt werden soll.[9] Fast alle alternativmedizinischen Verfahren sind der Pseudomedizin zuzurechnen. In der Regel beruhen die Konzepte der Alternativ- und Komplementärmedizin auf einem Axiom, eine selbstverständliche Wahrheit, die keinen Beweis benötigt.[10][11]

CAM hat sich zu einem großen Geschäft entwickelt: der weltweite Umsatz wird auf 60 Milliarden US-Dollar geschätzt.[7]

Der typische Patient

Der durchschnittliche Patient oder Kunde kann laut Studien durch folgende Eigenschaften charakterisiert werden:[12]

  • jung (30-50 Jahre)[13], höhere Ausbildung, schlechtere Gesundheit, tendiert dazu politisch "links" oder "grün" zu sein[14], relativ hohes Einkommen, weiblich, eine "ganzheitliche" Einstellung zur Gesundheit und leidet an Angstgefühlen, Rückenschmerzen, chronischen Schmerzen oder Harnwegsproblemen.

Anziehungskraft der Alternativmedizin

Für die Beliebtheit von Angeboten außerhalb der wissenschaftsbasierten Medizin wurden einige Faktoren identifiziert. Menschen, die alternative Behandlungen suchten, hatten oft extreme Erlebnisse, die ihre Weltsicht veränderten, setzen sich für die Umwelt und Feminismus ein und zeigen Interesse an Spiritualität und persönlichem geistigem Wachstum. Eine Studie stellte fest, dass Unzufriedenheit mit konventioneller Medizin kein entscheidender Faktor für die Verwendung von Alternativmedizin ist. Nur 4,4% der befragten Personen erklärten, sich primär auf alternative Therapien zu verlassen. Die Studie folgerte, dass Menschen die alternative Gesundheitsversorgung besser zu ihren eigenen Werten, Glauben und philosophischer Einstellung zu Gesundheit und Leben passend finden.[12] Dennoch werden Argumente wie "Heilpraktiker nehmen sich mehr Zeit für den Patienten als Ärzte" häufig gehört. Andere Studien fanden, dass Enttäuschung und Misstrauen gegenüber konventioneller Medizin durchaus eine Rolle spielen. Viele Patienten und Kunden finden auch Gefallen an einer mehr oder weniger deutlichen Kritik an "der Schulmedizin" oder auch "der Pharmaindustrie", die im alternativmedizinischen Umfeld nicht selten ist. Oft wird auch eine anti-wissenschaftliche Einstellung mit New Age-Mystizismus verknüpft. Energisches Marketing und extravagante Behauptungen erzeugen falsche Hoffnungen. Wenn Menschen krank werden, ist jedes Heilversprechen verführend.[15]

Eine Attraktivität kann sich auch aus den typischen Merkmalen pseudomedizinischer Verfahren ergeben, beispielsweise schlichte, anschauliche Erklärungen zum Wirkmechanismus oder das angebliche Fehlen von Nebenwirkungen. Edzard Ernst zeigte mit einer Studie, dass diese Vorstellung falsch ist und tatsächlich Nebenwirkungen auftreten können.[16]

In einem Interview mit der englischen Zeitung "The Independent" beschuldigte Ernst die Anbieter und die Nachlässigkeit der Ärzte, die die Lücke, in die die alternativen Therapien eingedrungen sind, aufgetan haben:

"People are told lies. There are 40 million websites and 39.9 million tell lies, sometimes outrageous lies. They mislead cancer patients, who are encouraged not only to pay their last penny but to be treated with something that shortens their lives. "At the same time, people are gullible. It needs gullibility for the industry to succeed. It doesn't make me popular with the public, but it's the truth."[17]

Deutscher Markt

Umsätze Homöopathika und Anthroposophika in Deutschland für die Jahre 2000 bis 2010 in Millionen Euro. Der Homöopathika-Umsatz nahm im Zeitraum um 11,2 Prozent zu, der Umsatz der Anthroposophika um 59,3 Prozent, die Inflation betrug im gleichen Zeitraum 17,5%. Quellen: Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e.V. und Statistisches Bundesamt.

In Deutschland ist ein Anstieg der CAM-Anbieter zu verzeichnen. Von 1993 bis 2000 stieg die Anzahl der Heilpraktiker als wichtigster, nichtärztlicher CAM-Beruf um 90 Prozent (von 11/100.000 auf 21/100.000 Einwohner). Die ärztlichen CAM-Qualifikationen erhöhten sich im gleichen Zeitraum um 125 Prozent (von 19/100.000 auf 43/100.000).[18] 65 Prozent der Bevölkerung und fast alle Krebspatienten nutzen die Dienste von CAM mindestens ein mal pro Jahr.[5]

Jährlich werden in Deutschland pflanzliche Heilmittel für rund zwei Milliarden Euro verschrieben und rund neun Milliarden Euro für komplementär- und alternativmedizinische Verfahren ausgegeben (Stand 2006).[19] Fünf Milliarden Euro davon zahlen die Patienten selbst. Vier Milliarden Euro erstatten die Krankenkassen. 40.000 Ärzte bieten entsprechende Therapien an.[20]

Eine weitere Schätzung ergibt, dass in Deutschland der Gesamtumsatz der Branche bei etwa 20% der gesamten Wellnessbranche liegt, die jährlich etwa 50 Milliarden Euro umsetzt.[21]

Amerikanischer Markt

Eine Umfrage 2008 unter amerikanischen Krankenhäusern durch das "Health Forum", einer Tochter der American Hospital Association, stellte fest, dass mehr als 37% der antwortenden Krankenhäuser angaben, eine oder mehrere alternativmedizinische Therapien anzubieten, was einen Zuwachs von 26,5% seit 2005 darstellt. Mehr als 70% der Krankenhäuser, die CAM Therapien anboten, befanden sich im städtischen Bereich.[22]

Für das Jahr 2007 gibt das National Health Statistic Report an, dass amerikanische Patienten 33,9 Milliarden Dollar für CAM-Leistungen und Produkte ausgegeben haben.[23] Auf die Homöopathie entfielen 3 Milliarden, auf Qigong 4 Milliarden. Bei dieser Summe sind Ausgaben für Nahrungsergänzungsmittel mit Vitaminen und Mineralstoffen nicht enthalten.[24] 1997 wurden in den USA für Komplementärmedizin 36 bis 47 Milliarden US-Dollar ausgegeben. Davon wurden 12 bis 20 Milliarden US-Dollar aus eigener Tasche für Komplementär-Therapeuten eingesetzt.[25] Dies entspricht der Hälfte der aus eigener Tasche ausgegebenen Summe für eine ärztliche Dienstleistung.

Eine Studie stellte fest, dass im Jahr 2002 27 Milliarden US-Dollar für komplementär- und alternativmedizinische Verfahren durch die Konsumenten selbst ausgegeben wurden.[26] Nach einer weiteren Studie wurde in den USA 1987 viermal mehr Geld für Komplementärmedizin ausgegeben als für die gesamte Krebsforschung.[27] 1981 erzielte Laetrile, ein damals populäres, aber unwirksames alternatives Krebsmedikament aus Aprikosenstein-Extrakt, einen Umsatz von 2 Milliarden US-Dollar. Im gleichen Zeitraum wurde für Chemotherapie 0,2 Milliarden US-Dollar ausgegeben.

Forschung

Forschungsgelder für den Bereich der Alternativmedizin stammen in Deutschland zu einem großen Teil von privaten Stiftungen wie:

  • Karl und Veronica Carstens-Stiftung (27 Mio. Euro). Im Mai 2008 sponserte sie mit 1,5 Mio. Euro die Stiftungsprofessur für alternative Medizin an der Berliner Charité.
  • Krupp-Stiftung
  • Kneipp-Stiftung
  • Gerhard Kienle Stiftung
  • Erich Rothenfußer Stiftung

Aber auch die Hersteller alternativmedizinischer Präparate finanzieren Forschung auf diesem Gebiet. Bionorica und Schwabe haben Forschungsetats von 17 und 25 Mio. Euro. Zwar lassen sich Substanzen, die in der Natur vorkommen (etwa Pflanzen), nicht patentieren, spezielle Zubereitungen hingegen schon.

Das staatliche National Center for Complementary and Alternative Medicine (NCCAM) hat in den USA ein jährliches Budget von 2,5 Milliarden US-Dollar und hat bisher 2,5 Millarden Dollar für die Untersuchung von CAM-Therapien verwendet.[28][29] Das NCCAM-Budget wurde kritisiert, da trotz der Dauer und Intensität der Studien bisher keine einzige CAM-Therapie durch wissenschaftliche Beweise gedeckt werden konnte.[30][31] 2010 gaben das NCCAM und das Office of Cancer Complementary and Alternative Medicine (OCCAM) zusammen pro Jahr 240 Millionen US-Dollar der Behörde National Institutes of Health (NIH) aus.[32]

Kritik

Anwender alternativmedizinischer Methoden berufen sich bei der Frage nach einer Wirksamkeit häufig lediglich auf ihre eigene Erfahrung, die sich auf die selektive Auswahl bestimmter eigener Wahrnehmungen in der Vergangenheit bezieht. Derartige retrospektive Betrachtungen haben jedoch keinen beweisenden Charakter. Deshalb ist auch die gelegentlich zu hörende Argumentation Wer heilt hat Recht irreführend, da ihr fast immer eine Verwechslung von Kausalität mit Korrelation aufgrund anekdotischer Erlebnisse oder Berichte zugrunde liegt. Anders ausgedrückt, die Erkrankung könnte statt durch homöopathische Globuli auch genauso gut "von selbst" verschwunden sein.

Der Begriff einer postulierten und unscharf formulierten "Ganzheitlichkeit" (meist verbunden mit "von Körper, Geist und Seele") bleibt innerhalb der Alternativmedizin ein reines Versprechen, das aufgrund des zeitlichen oder finanziellen Bedarfs auch nur schwer umzusetzen wäre (siehe Ganzheitlichkeit nach Josef Issels).

Gefahrenpotential

Die Alternativmedizin birgt Gefahren und Risiken[33][34][35]:

  • Ablehnung effektiver Diagnostik oder Therapie zugunsten pseudomedizinischer Methoden ohne Wirksamkeitsnachweis, mit der Folge einer Verschleppung einer Krankheit oder dem Erscheinen vermeidbarer Symptome
  • Fehldiagnosen aufgrund mangelhafter medizinischer Ausbildung von in der Alternativmedizin Tätigen
  • Verschlechterung der Therapieaussichten durch vergebliche pseudomedizinische Bemühungen
  • Entstehung von Schuldgefühlen bei Misserfolg, sich selbst oder Angehörigen gegenüber
  • Psychische oder finanzielle Ausbeutung aufgrund eines Heilangebots, das sektenartige Strukturen aufweist
  • Entstehung einer psychischen Abhängigkeit bis hin zur Heilersucht
  • Todesfälle oder körperliche Schäden durch nicht geeignete Verfahren

In einer im Dezember 2010 veröffentlichten Studie des Royal Children's Hospital in Melbourne wurden 39 Fälle untersucht, bei denen Kinder nach alternativmedizinischen Behandlungen zu Schaden gekommen waren. In 30 Fällen konnte ein Zusammenhang zwischen der Schädigung der Patienten und dem Einsatz alternativmedizinischen Therapieansätzen beziehungsweise der Verweigerung der von den Ärzten verordneten Medikamente hergestellt werden. Vier der Kinder starben, weil die Eltern medizinische Therapien verweigerten: Ein acht Monate alter unterernährter Säugling erlag einem septischen Schock, nachdem er seit dem 3. Lebensmonat wegen einer vermeintlichen Verstopfung auf eine “naturopathische” Reismilchdiät gesetzt worden war. Ein 10 Monate alter Säugling starb ebenfalls an einem septischen Schock, nachdem er wegen eines chronischen Ekzems auf eine restriktive Diät gesetzt worden war. Ein weiteres Kind starb nach mehrfachen epileptischen Anfällen, nachdem die Eltern die antiepileptischen Medikamente aus Angst vor Nebenwirkungen abgesetzt und das Kind mit alternativmedizinischen Mittelchen behandelt hatten. Das vierte Kind erlitt tödliche Blutungen, weil die Eltern die Therapie mit Gerinnungsfaktoren zugunsten einer komplementärmedizinischen Behandlung verweigert hatten.[36][37]

Einschüchterungsversuche und Aktivitäten gegen Kritiker

Personen oder Institutionen, die die Alternativmedizin kritisch betrachten und auf den pseudomedizinischen Charakter hinweisen, müssen auch mit persönlichen Angriffen rechnen. So wurden zwei Frauen, die auf einer Veranstaltung von Helmut Pilhar zur Germanischen neuen Medizin in Frankfurt kritische Fragen zu dem Verfahren stellten, von glatzköpfigen Herren "nach Hause" begleitet. Die beiden Frauen mussten die Polizei zu Hilfe holen. Auch wollten Frischzellen-Therapeuten einem Kritiker gerichtlich verbieten lassen, gegenüber der Presse auf Anfrage seine Beurteilung der Frischzellentherapie mitzuteilen.[38] Ein weiteres Beispiel sind Zivilklagen gegen das Projekt Paralex, die zur dessen zeitweiser Einstellung führten.

Die Stiftung Warentest wollte ein Buch mit kritischer Analyse und Bewertung von Natur- und Alternativmedizin herausgeben. Die Zeitschrift Stern nutzte die Gelegenheit für eine Vorveröffentlichung: Krista Federspiel, eine der beiden Autorinnen, und ihr Kollege Hans Weiss boten an, eine "Wallraffiade" durch diese Szene zu unternehmen und sich von je zehn Naturheilern eine Diagnose erstellen zu lassen. Der Stern garantierte eine großzügige Bezahlung für die Reportage und forderte einen zweiten Teil an, in dem von Alternativmethoden Geschädigte namentlich vorgestellt werden sollten. Zum Nachweis, dass die Journalisten tatsächlich bei den Naturheilern waren, hielt ein Fotograf das Geschehen fest. Jeder besuchte Heiler dichtete den Probanden mehrere Krankheiten an: Insgesamt wurden 38 verschiedene Krankheiten sowie eine Unzahl von Störungen und Allergien attestiert und mehr als 130 Medikamente verschrieben. Als die Reportage "Wunderheiler und Krankbeter" im Stern 49/1991 zu lesen war, löste die darin erhobene Kritik so viel Empörung und massive Proteste von Heilpraktikern aus, dass die Redaktion aus Angst vor Leserverlust die Veröffentlichung des zweiten Teils scheute und ihn schließlich ganz absagte. Man gab die Rechte an die Autoren zurück.[39]

In einer Sendung des ZDF vom 5. September 2007 mit dem Titel "Heilen mit dem Nichts?" berichtete der Journalist Joachim Bublath über wissenschaftliche Erkenntnisse zur Homöopathie (unter anderem über eine Analyse des renommierten The Lancet[40]), die eine etwaige Wirksamkeit dieser umstrittenen Methode gegenüber Placebos in Frage stellte. Die Folge waren Aufrufe von Homöopathie-Befürwortern zum spamming und das ZDF kuschte, indem es die Webseiten mit den zitierten Lancet-Angaben löschte.[41][42]

Anderssprachige Psiram-Artikel

Literatur

(Deutsch)

  • M. Shermer und Lee Traynor: Heilungsversprechen - Alternativmedizin zwischen Versuch und Irrtum, Skeptisches Jahrbuch III, Alibri, 2004, ISBN 3-932710-86-X
  • Christian Ullmann: Fakten über die „andere Medizin“. Augsburg, Foitzick 2006
  • Martin Lambeck: Irrt die Physik? Über alternative Medizin und Esoterik, 2003 Beck Verlag
  • Uwe Heyll: Wasser, Fasten, Luft und Licht. Die Geschichte der Naturheilkunde in Deutschland, 2006 Campus Verlag
  • Colin Goldner: Alternative Diagnose- und Therapieverfahren. Eine kritische Bestandsaufnahme. Alibri 2008 ISBN-10: 3865690432
  • Krista Federspiel, I. Lackinger-Karger: Kursbuch Seele. Köln, Kiepenheuer & Witsch 1996 (544 S.)
  • B.L. Beyerstein: Warum falsche Therapien zu wirken scheinen. In: Shermer/Traynor (s. o.)
  • Bernd Harder: Stimmt es, dass Recht hat, wer heilt? Skeptiker 2/07, S.74-75
  • Theodor Much: Der veräppelte Patient? Alternativmedizin zwischen (Aber-)Glauben und Wissenschaft. Verlag EDITION VA BENE, Klosterneuburg 2003. ISBN-10: 3851671430
  • Irmgard Oepen: An den Grenzen der Schulmedizin. Eine Analyse umstrittener Methoden. Köln: Dt. Ärzte-Verlag 1985
  • Irmgard Oepen, Otto Prokop (Hrsg.): Außenseitermethoden in der Medizin. Ursprünge, Gefahren, Konsequenzen. WBG 1989
  • Irmgard Oepen: Unkonventionelle medizinische Verfahren. Stuttgart 1993
  • Irmgard Oepen, Amardeo Sarma (Hrsg.): Paramedizin - Analysen und Kommentare. Münster 1998
  • Irmgard Oepen, Rolf Scheidt: Wunderheiler heute. Eine kritische Literaturstudie. München, Zuckschwerdt 1989
  • Arvid Siebert: Strafrechtliche Grenzen ärztlicher Therapiefreiheit. Berlin: Springer 1983
  • Tobias Weber: Christian Ullmanns „Fakten über die andere Medizin“. Skeptiker 19 (3/06) 103-106

(Englisch)

  • Randi J.: Flim-Flam! Buffalo: Prometheus 1982, chapter 9 (The medical humbugs)
  • Stalker D., C. Glymour (eds.): Examining holistic medicine. Buffalo: Prometheus 1985
  • R. Barker Bausell: Snake Oil Science. The Truth about Complementary and Alternative Medicine. Oxford University Press 2009
  • Margaret Thaler Singer und Janja Lalich: (1996) "Crazy" Therapies - What are they? Do They Work? San Francisco: Jossey-Bass Publishers, 1996
  • Edzard Ernst: The Desktop Guide to Complementary and Alternative Medicine. An evidence-based approach. Mosby, Harcourt Publishers Limited 2001
  • Edzard Ernst: How to get rich quickly with 'alternative' medicine. Skeptical Inquirer 2009, Mar-Apr S. 57
  • Simon Singh, Edzard Ernst: Trick or Treatment: The Undeniable Facts about Alternative Medicine. Random House 2008
  • Ben Goldacre: Bad Science: Quacks, Hacks, and Big Pharma Flacks. Faber & Faber, ISBN 978-0865479180

Siehe auch

Helsana-Studie

Weblinks

Quellenangaben

  1. "alternativ": etymologische Bedeutung. Adj. "eine zweite Möglichkeit bildend". In lateinischer Form begegnet das Adverb alternative (vgl. mlat. alternativus Adj.) seit dem 15. Jh. in dt. Texten. Mit beginnendem 18. Jh. wird das auslautende -e aufgegeben und adjektivischer Gebrauch möglich. Zugrunde liegt lat. alternus "abwechselnd". Ableitung von lat. alter "der eine von zweien, der andere". - Alternative für "Entscheidungszwang zwischen zwei Möglichkeiten." Zuerst in lat. Form Alternativa (Leibniz 1670); danach gewinnt das Wort mit deutscher Endung (wohl unter Einfluss von gleichbed. frz. alternative) rasch an Verbreitung. Quelle: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 5. Auflage 2000. München: DTV
  2. Die Bezeichnung Evidenz wird in Zusammenhang mit Medizin auf die Bedeutung von evidence (Beweis) im Englischen bezogen, welche nicht mit der von Evidenz im Deutschen übereinstimmt. Eine sinngemäßere Übersetzung wäre vielleicht "beweisbasierte Medizin"
  3. Helmut Kiene: Komplementäre Methodenlehre der klinischen Forschung. Cognition-based Medicine. Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2001. Zitat aus dem Vorwort: Die komplementäre Methodenlehre bietet die Grundlagen für eine wissenschaftliche Fortentwicklung der Medizin über die sogenannte Evidence-based Medicine hinaus. Dort wurde bisher nur die wissenschaftliche Basis für die „externe“ Evidenz entwickelt; die komplementäre Methodenlehre fügt nun die Basis für „interne“ Evidenz, für individuelle ärztliche Erkenntnis hinzu. Zur Unterscheidung gegenüber Evidence-based Medicine wird deshalb von einer „Cognition-based Medicine“ gesprochen.
  4. Cosmo Learning: Alternative medicine, abgerufen am 4. Juni 2011
  5. 5,0 5,1 GWUP-Tagung in Wien, zweiter Tag: Homöopathie und der Mozart-Effekt, Florian Freistetter, ScienceBlogs, abgerufen am 4. Juni 2011
  6. What Is Complementary and Alternative Medicine?, National Center for Complementary and Alternative Medicine NCCAM, abgerufen am 3. Juni 2011
  7. 7,0 7,1 Tanaka MM, Kendal JR, Laland KN (2009) From Traditional Medicine to Witchcraft: Why Medical Treatments Are Not Always Efficacious. PLoS ONE 4(4): e5192. doi:10.1371/journal.pone.0005192
  8. Quack remedies spread by virtue of being useless, New Scientist, May 01, 2009
  9. complementary medicine im Skeptic Dictionary, abgerufen am 4. Juni 2011
  10. So genannte „alternative“ Behandlungen der ADHS, Götz-Erik Trott, 17. Dezember 2008, p. 10
  11. axiom. Dictionary.com. Dictionary.com Unabridged. Random House, Inc. http://dictionary.reference.com/browse/axiom (abgeholt: 3. Juni 2011).
  12. 12,0 12,1 Astin JA (May 1998). "Why patients use alternative medicine: results of a national study". JAMA 279 (19): 1548–53.
  13. Richardson MA, Ramirez T, Palmer JL (2000): Complementary/alternative medicine use in a comprehensive cancer center and the implications for oncology. J Clin Oncol 18: 2505-2514
  14. Lee MM, Lin SS, Wrensch MR (2000): Alternative therapies used by women with breast cancer in four ethnic populations. J Natl Cancer Inst 92: 42-47
  15. Beyerstein BL (March 2001). "Alternative medicine and common errors of reasoning". Academic Medicine 76 (3): 230–7.
  16. , N. C. Abbot, A. R. White & E. Ernst: Complimentary Medicine Nature 381, 361 (30 May 1996), doi:10.1038/381361a0
  17. Complementary therapies: The big con?, The Independent, 22. April, 2008, abgeholt 4. Juni, 2011
  18. Susanne Weinbrenner, MPH FG Management im Gesundheitswesen, Technische Universität Berlin
  19. Anja Achenbach: Millionenmarkt Naturheilkunde. In: Financial Times, 21. Januar 2009
  20. [http://www.aerzteblatt.de/archiv/57593 Petra Spielberg: Schul- und Komplementärmedizin: Miteinander statt nebeneinander. Dtsch Arztebl 2007; 104(46)
  21. Horst Klinkmann, Third National Conference for Health Economics (Rostock), 2007
  22. Latest Survey Shows More Hospitals Offering Complementary and Alternative Medicine Services, Press Release, American Hospital Association, accessed June 4, 2011
  23. Richard L. Nahin, Patricia M. Barnes, Barbara J. Stussman, Barbara Bloom. NHSR, Number 18 n July 30, 2009. Costs of Complementary and Alternative Medicine (CAM) and Frequency of Visits to CAM Practitioners: United States, 2007
  24. http://www.quackometer.net/blog/2009/07/what-would-34-billion-of-quack-money.html
  25. Eisenberg DM, Davis RB, Ettner SL, Appel S, Wilkey S, Van Rompay M, Kessler RC. Trends in alternative medicine use in the United States, 1990–1997: results of a follow-up national survey. JAMA 1998;280:1569–75
  26. Curt G.A.: Introduction: Complementary and Alternative Medicine in Cancer Treatment. Sem Oncol 2002; 29: 529-530
  27. McGinnis L.S.: Alternative therapies, 1990. An overview. Cancer 1991; 67 (6 Suppl): 1788-1792
  28. The AP shoots and scores again, scienceblogs.com
  29. Research Results NCCAM
  30. Scientists Speak Out Against Federal Funds for Research on Alternative Medicine, David Brown, Washington Post, March 17, 2009
  31. Why the National Center for Complementary and Alternative Medicine (NCCAM) Should Be Defunded, Wallace I. Sampson M.D., Quackwatch, December 2002
  32. Steven Salzberg: Save NIH $$$: eliminate “alternative” medicine. Genomics, Medicine, and Pseudoscience, 13. Juni 2010
  33. Markman M (2002): Safety issues in using complementary and alternative medicine. J Clin Oncol 20: 39-41
  34. http://sekten-info-nrw.de/index.php?option=com_content&task=view&id=59&Itemid=36
  35. http://www.eurekalert.org/pub_releases/2010-12/bmj-cmc122210.php (engl.)
  36. http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/44039/Paediatrie--Tod-nach-Alternativmedizin.htm
  37. http://adc.bmj.com/content/early/2010/11/24/adc.2010.183152.short?q=w_adc_ahead_tab (engl.)
  38. LG Stuttgart AZ 17 0 289/76 Streitwert 500.000 DM
  39. http://kritischgedacht.wordpress.com/2007/12/25/sanfte-alternative/
  40. Are the clinical effects of homoeopathy placebo effects? Comparative study of placebo-controlled trials of homoeopathy and allopathy, The Lancet, 2005
  41. http://www.promed-ev.de/modules/news/article.php?storyid=110
  42. http://www.bdhn-ev.de/uploads/media/Die_modernen_Wunderheiler.pdf abgerufen am 13. Juni 2011