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| == Mutmaßlicher Betreiber, Migrantenschreck und Patriotenshop Waffenhandel == | | == Mutmaßlicher Betreiber, Migrantenschreck und Patriotenshop Waffenhandel == |
− | Nach schriftlichen Zeugenaussagen gegenüber der Zeitschrift Focus betrieb der Erfurter Mario Rönsch die Facebookseite. Rönsch, der sich bis zu seiner Festnahme im März 2018 in Budapest aufhielt, war bis mindestens 2014 AfD-Mitglied. Auch die Webseite des Waffenhandels ''www.migrantenschreck.net'' ist auf seinen Namen eingetragen.<ref name="focus"/> Die Webseite war ein Online-Shop, auf dem Gewehre, Pistolen, Revolver und Armbrüste bestellt werden konnten. Insbesondere wurden von Ungarn aus Gaspistolen einer ungarischen Waffenfirma, mit denen gefährliche Hartgummigeschosse abgefeuert werden können angeboten, zum Schutz vor „Merkels vergewaltigenden Invasoren“ und „Asylforderer“ wie es bei Migrantenschreck hieß. Schusstests der Ermittler ergaben, dass die kleinen Hartgummigeschosse, die aus täuschend echt wirkenden Gewehren, Revolvern und Pistolen gefeuert werden, schwere Wunden hinterlassen und Menschen töten können. Verkauft wurden die Waffen in deutschsprachige Länder. Den Käufern drohen Strafen. Ermittelt wird auch gegen viele Kunden. In ganz Deutschland ließ die Frankfurter Staatsanwaltschaft Anfang 2017 Wohnungen nach den bei "Migrantenschreck" gekauften Waffen durchsuchen. Nachdem der illegale Handel über Migrantenschreck stillgelegt werdenkonnte, wich man auf das Folgeprojekt den Versandhandel "Patriotenshop" aus. Dieser nennt eine Schweizer Briefkastenadresse. "Anonymousnews" bewirbt den "Patriotenshop" aktiv. Nach Presseangaben sollen Spuren ebenfalls nach Budapest weisen.<ref>https://www.tagesschau.de/inland/roensch-haftbefehl-festnahme-101.html</ref> | + | Nach schriftlichen Zeugenaussagen gegenüber der Zeitschrift Focus betrieb der Erfurter Mario Rönsch die Facebookseite. Rönsch, der sich bis zu seiner Festnahme im März 2018 in Budapest aufhielt, war bis mindestens 2014 AfD-Mitglied. Auch die Webseite des Waffenhandels ''www.migrantenschreck.net'' ist auf seinen Namen eingetragen.<ref name="focus"/> Die Webseite war ein Online-Shop, auf dem Gewehre, Pistolen, Revolver und Armbrüste bestellt werden konnten. Insbesondere wurden von Ungarn aus Gaspistolen einer ungarischen Waffenfirma, mit denen gefährliche Hartgummigeschosse abgefeuert werden können angeboten, zum Schutz vor „Merkels vergewaltigenden Invasoren“, ""Ficki-Ficki-Fachkräfte" und „Asylforderer“ wie es bei Migrantenschreck hieß. Schusstests der Ermittler ergaben, dass die kleinen Hartgummigeschosse, die aus täuschend echt wirkenden Gewehren, Revolvern und Pistolen gefeuert werden, schwere Wunden hinterlassen und Menschen töten können. Verkauft wurden die Waffen in deutschsprachige Länder. Den Käufern drohen Strafen. Ermittelt wird auch gegen viele Kunden. In ganz Deutschland ließ die Frankfurter Staatsanwaltschaft Anfang 2017 Wohnungen nach den bei "Migrantenschreck" gekauften Waffen durchsuchen. Nachdem der illegale Handel über Migrantenschreck stillgelegt werdenkonnte, wich man auf das Folgeprojekt den Versandhandel "Patriotenshop" aus. Dieser nennt eine Schweizer Briefkastenadresse. "Anonymousnews" bewirbt den "Patriotenshop" aktiv. Nach Presseangaben sollen Spuren ebenfalls nach Budapest weisen.<ref>https://www.tagesschau.de/inland/roensch-haftbefehl-festnahme-101.html</ref> |
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| Der gelernte Bankkaufmann Mario Rönsch wurde 2012 als Vertreter von Webseiten wie ''Fandealer'' und ''Cyburios'' bekannt, die gegen Gebühr Fan- und Follower-Zuwächse an Firmen verkaufen.<ref>Der Spiegel, 23. Juli 2012: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-87482751.html ''Soziale Netzwerke: Falsche Fans'']</ref> Er soll wegen Betrugs, Urkundenfälschung und Insolvenzverschleppung mehrfach verurteilt worden sein. Nach Angaben von ''Anonymous'' führten vier Anonymous-Mitglieder, darunter Rönsch, die Facebookseite ''Anonymous.kollektiv'' bis 2012. Nach einem Streit zwischen ihnen habe Rönsch die Seite allein übernommen und die übrigen drei als V-Männer und verdeckte Scientologen zu diskreditieren versucht.<ref name="Diener"/> Er versuchte die ZDF-Reporterin Dunja Hayali im Oktober 2015 an einer Befragung von Teilnehmern einer AfD-Kundgebung in Erfurt zu hindern. In Facebookdialogen drohte ein Absender der Webseite in Ich-Form, er werde alle verklagen, die seinen Namen nennen.<ref name="Vogel"/> | | Der gelernte Bankkaufmann Mario Rönsch wurde 2012 als Vertreter von Webseiten wie ''Fandealer'' und ''Cyburios'' bekannt, die gegen Gebühr Fan- und Follower-Zuwächse an Firmen verkaufen.<ref>Der Spiegel, 23. Juli 2012: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-87482751.html ''Soziale Netzwerke: Falsche Fans'']</ref> Er soll wegen Betrugs, Urkundenfälschung und Insolvenzverschleppung mehrfach verurteilt worden sein. Nach Angaben von ''Anonymous'' führten vier Anonymous-Mitglieder, darunter Rönsch, die Facebookseite ''Anonymous.kollektiv'' bis 2012. Nach einem Streit zwischen ihnen habe Rönsch die Seite allein übernommen und die übrigen drei als V-Männer und verdeckte Scientologen zu diskreditieren versucht.<ref name="Diener"/> Er versuchte die ZDF-Reporterin Dunja Hayali im Oktober 2015 an einer Befragung von Teilnehmern einer AfD-Kundgebung in Erfurt zu hindern. In Facebookdialogen drohte ein Absender der Webseite in Ich-Form, er werde alle verklagen, die seinen Namen nennen.<ref name="Vogel"/> |
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− | Rönsch trat Medienberichten über ihn zunächst mit Abmahnungen entgegen und gab eine eidesstattliche Versicherung ab, er sei nicht Administrator der Seite. Nach dem 20. Mai 2016 veröffentlichte ein Seitenbetreiber die private Handynummer des Focus-Autors, so dass dieser Telefonterror ausgesetzt wurde.<ref name="Diesing"/> | + | Rönsch trat Medienberichten über ihn zunächst mit Abmahnungen entgegen und gab eine eidesstattliche Versicherung ab, er sei nicht Administrator der Seite. Nach dem 20. Mai 2016 veröffentlichte ein Seitenbetreiber die private Handynummer des Focus-Autors, so dass dieser Telefonterror ausgesetzt wurde.<ref name="Diesing"/> Seit Januar 2016, als die Staatsanwaltschaft Rönsch zur Fahndung ausschrieb, tauchte Rönsch unter, und war ab Mai 2016 nicht mehr in Erfurt gemeldet; eine Fahndung nach ihm wurde eingeleitet.<ref>Süddeutsche Zeitung, 31. Mai 2016: [http://www.sueddeutsche.de/digital/mario-roensch-mutmasslicher-betreiber-der-hetzseite-anonymouskollektiv-taucht-unter-1.3014157 ''Mario Rönsch: Mutmaßlicher Betreiber der Hetzseite Anonymous.Kollektiv taucht unter'']</ref> Dann zog die bei Facebook gesperrte Seite unter dem gleichen Namen auf das russische Netzwerk ''vk.com'' um. Zudem wurde die Webseite ''anonymousnews.ru'' eröffnet.<ref name="Diesing"/> Diese Seite ist inzwischen offline, die Domain nicht mehr registriert.<ref name="Diener"/> |
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− | Ab Mai 2016 war Rönsch nicht mehr in Erfurt gemeldet; eine Fahndung nach ihm wurde eingeleitet.<ref>Süddeutsche Zeitung, 31. Mai 2016: [http://www.sueddeutsche.de/digital/mario-roensch-mutmasslicher-betreiber-der-hetzseite-anonymouskollektiv-taucht-unter-1.3014157 ''Mario Rönsch: Mutmaßlicher Betreiber der Hetzseite Anonymous.Kollektiv taucht unter'']</ref> Dann zog die bei Facebook gesperrte Seite unter dem gleichen Namen auf das russische Netzwerk ''vk.com'' um. Zudem wurde die Webseite ''anonymousnews.ru'' eröffnet.<ref name="Diesing"/> Diese Seite ist inzwischen offline, die Domain nicht mehr registriert.<ref name="Diener"/>
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| Am 2. Juni 2016 führte ''compact''-Verleger [[Kai Homilius]] mit Rönsch ein Interview und bezeichnete ihn als „Friedensaktivist“, weil er Montagsmahnwachen organisiert und Jürgen Elsässer dazu nach Erfurt eingeladen hatte. Rönsch erklärte, er sei seit Januar im Ausland und habe nichts mit den Webseiten ''anonymous.kollektiv'' und ''migrantenschreck'' zu tun. Jemand habe den online-Waffenhandel missbräuchlich auf seinen Namen angemeldet. Am 11. Juni verschickte ''migrantenschreck'' Werbemails an Kunden von ''compact'', die den Kauf einer in Deutschland verbotenen Waffe für Hartgummigeschosse empfahlen, um sich gegen „Erlebnisse der orientalischen Art“ zu wappnen und auf „soziale Unruhen“ vorzubereiten. Die Werbemail verweist auf die Nachfolgeseite von ''anonymous.kollektiv'' und erklärt: „Unsere Kriegskasse ist dank zahlloser Unterstützer prall gefüllt. Wir können auch ohne Facebook und zwar sehr, sehr, sehr lange. Ideen und Ideale, liebe Blockwarte und Mietmäuler der Lügenpresse, sind kugelsicher. Erwartet uns!“<ref>Jürgen P. Lang, Theresa Authaler (BR, 13. Juni 2016): [http://www.br.de/nachrichten/migrantenschreck-compact-100.html ''„Migrantenschreck“: E-Mails von den Waffenbrüdern'']</ref> | | Am 2. Juni 2016 führte ''compact''-Verleger [[Kai Homilius]] mit Rönsch ein Interview und bezeichnete ihn als „Friedensaktivist“, weil er Montagsmahnwachen organisiert und Jürgen Elsässer dazu nach Erfurt eingeladen hatte. Rönsch erklärte, er sei seit Januar im Ausland und habe nichts mit den Webseiten ''anonymous.kollektiv'' und ''migrantenschreck'' zu tun. Jemand habe den online-Waffenhandel missbräuchlich auf seinen Namen angemeldet. Am 11. Juni verschickte ''migrantenschreck'' Werbemails an Kunden von ''compact'', die den Kauf einer in Deutschland verbotenen Waffe für Hartgummigeschosse empfahlen, um sich gegen „Erlebnisse der orientalischen Art“ zu wappnen und auf „soziale Unruhen“ vorzubereiten. Die Werbemail verweist auf die Nachfolgeseite von ''anonymous.kollektiv'' und erklärt: „Unsere Kriegskasse ist dank zahlloser Unterstützer prall gefüllt. Wir können auch ohne Facebook und zwar sehr, sehr, sehr lange. Ideen und Ideale, liebe Blockwarte und Mietmäuler der Lügenpresse, sind kugelsicher. Erwartet uns!“<ref>Jürgen P. Lang, Theresa Authaler (BR, 13. Juni 2016): [http://www.br.de/nachrichten/migrantenschreck-compact-100.html ''„Migrantenschreck“: E-Mails von den Waffenbrüdern'']</ref> |
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− | Am 28. März 2018 konnte der mit internationalem Haftbefehl gesuchte Mario Rönsch von der ungarischen Antiterroreinheit "TÉK" und in Begleitung von Ermittlern des Berliner LKA in Budapest festgenommen werden. | + | Am 28. März 2018 konnte der mit internationalem Haftbefehl gesuchte Mario Rönsch von der ungarischen Antiterroreinheit "TÉK" und in Begleitung von Ermittlern des Berliner LKA im Budapester Stadtteil "Pasarét" festgenommen werden. |
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| ==Weblinks== | | ==Weblinks== |