Europa-Universität Viadrina: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Psiram
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 85: Zeile 85:
 
==Projekt Wiki-Watch==
 
==Projekt Wiki-Watch==
 
'''Für eine ausführliche Darstellung siehe [[Wiki-Watch]]'''
 
'''Für eine ausführliche Darstellung siehe [[Wiki-Watch]]'''
[[image:Wiki-Watch.jpg|Logo (Bild: Wiki-Watch")|200px|left|thumb]]
+
[[image:Wiki-Watch.jpg|Logo (Bild: Wiki-Watch")|200px|thumb]]
 
Wiki-Watch ist der Name eines umstrittenen internetbasierten Projekts, das sich als ein System zur Beurteilung der Qualität von Wikipedia-Artikeln versteht. Das Projekt will laut eigener Darstellung dazu beitragen, Wikipedia "transparenter zu machen". Wiki-Watch stellt sich als wissenschaftliches Projekt der Europa-Universität Viadrina dar, wird aber weder mit Universitäts- noch mit Drittmitteln betrieben. Den Projektbeteiligten wird vorgeworfen, selbst unter verschiedenen Identitäten Wikipedia-Artikel bearbeitet und dabei wiederholt gegen Grundprinzipien der Onlineenzyklopädie verstoßen zu haben. Dabei geht es sowohl um Beiträge zu einem Diabetes-Wirkstoff der Firma Sanofi-Aventis, der in einer dem Unternehmen zuträglichen Weise dargestellt wurde, als auch um Einflussnahme auf Artikel von Einrichtungen und Personen, die Arzneistoffe auf ihren Nutzen und ihre Sicherheit überprüfen und im Falle des genannten Präparats zu einer verhaltenen Bewertung gekommen waren. Ein weiterer Kritikpunkt ist die jahrelange weltanschauliche Einflussnahme von Projektangehörigen auf Artikel aus dem Themenbereich [[Evangelikalismus]] und Homosexualität, die ebenfalls unter Verwendung zahlreicher Benutzerkonten bearbeitet wurden.<ref>Jörg Wittkewitz: Hier prüft der Staatsbürger das Insulin noch persönlich. FAZ, 2. Juli 2011, Seite 42. [http://www.faz.net/artikel/C31013/wiki-watch-im-zwielicht-hier-prueft-der-buerger-das-insulin-noch-persoenlich-30452874.html Überarbeitete Version vom 8. Juli 2011]</ref>
 
Wiki-Watch ist der Name eines umstrittenen internetbasierten Projekts, das sich als ein System zur Beurteilung der Qualität von Wikipedia-Artikeln versteht. Das Projekt will laut eigener Darstellung dazu beitragen, Wikipedia "transparenter zu machen". Wiki-Watch stellt sich als wissenschaftliches Projekt der Europa-Universität Viadrina dar, wird aber weder mit Universitäts- noch mit Drittmitteln betrieben. Den Projektbeteiligten wird vorgeworfen, selbst unter verschiedenen Identitäten Wikipedia-Artikel bearbeitet und dabei wiederholt gegen Grundprinzipien der Onlineenzyklopädie verstoßen zu haben. Dabei geht es sowohl um Beiträge zu einem Diabetes-Wirkstoff der Firma Sanofi-Aventis, der in einer dem Unternehmen zuträglichen Weise dargestellt wurde, als auch um Einflussnahme auf Artikel von Einrichtungen und Personen, die Arzneistoffe auf ihren Nutzen und ihre Sicherheit überprüfen und im Falle des genannten Präparats zu einer verhaltenen Bewertung gekommen waren. Ein weiterer Kritikpunkt ist die jahrelange weltanschauliche Einflussnahme von Projektangehörigen auf Artikel aus dem Themenbereich [[Evangelikalismus]] und Homosexualität, die ebenfalls unter Verwendung zahlreicher Benutzerkonten bearbeitet wurden.<ref>Jörg Wittkewitz: Hier prüft der Staatsbürger das Insulin noch persönlich. FAZ, 2. Juli 2011, Seite 42. [http://www.faz.net/artikel/C31013/wiki-watch-im-zwielicht-hier-prueft-der-buerger-das-insulin-noch-persoenlich-30452874.html Überarbeitete Version vom 8. Juli 2011]</ref>
  

Version vom 11. Juni 2012, 19:28 Uhr

Logo der Europa-Universität Viadrina

Die Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder wurde 1991 gegründet.[1] Neben den Fakultäten Rechtswissenschaft, Kulturwissenschaften und Wirtschaftswissenschaften wird hier auch ein Masterstudiengang Komplementäre Medizin - Kulturwissenschaften - Heilkunde angeboten.[2] Der Masterstudiengang wurde 2008 genehmigt und nahm 2009 seinen Betrieb auf. Abgeschlossen wird der Studiengang mit dem akademischen Grad eines Master of Arts (M.A.). 60 Studienplätze sollen jährlich vergeben werden. Die Kosten dafür betragen 10.000 € je Studienplatz bzw. 2500 € pro Semester.[3]

Inhalt des Masterstudiengangs Komplementärmedizin

INTRAG-Leiter Harald Walach
Struktur des Masterstudienganges Komplementärmedizin[4]
Bild aus einer unwissenschaftlichen Masterarbeit an der Europa-Universität Viadrina über den pseudowissenschaftlichen Kozyrev-Spiegel mit Bezug zur Betrugsmasche Global Scaling (rot markiert). (Autor: Peter Conrad aus Berlin, Gutachter Prof. Harald Walach)
Hinweis zum zu erlangenden "Dr. phil" am INTRAG-Institut
Demonstration des pseudodiagnostischen kinesiologischen Muskeltest in einer Broschüre zum Masterstudiengang Komplementärmedizin. Am Intrag ist neuerdings nicht mehr vom kinesiologischen Muskeltest die Rede, sondern von einer so genannten "Muskelwiderstandstestung", was offenbar unverfänglicher klingen bzw. an "grobe Kraft"-Prüfungen der etablierten Neurologie erinnern oder mit dieser verwechselt werden soll
Zeitungsartikel über Esoterik an der Universität Viadrina[5]

Der Masterstudiengang wird vom 2007 gegründeten Institut für transkulturelle Gesundheitswissenschaften (IntraG) getragen; verantwortlich ist dessen Leiter Harald Walach, der an der Europa-Universität Viadrina Inhaber einer privat finanzierten Stiftungsprofessur ist. Es handelt sich dabei um eine Stiftungsprofessur, die durch die Firma Biologische Heilmittel Heel GmbH finanziert wird, einem der Big Player der Homöopathie-Pharmaindustrie. Die Aktivitäten werden aber z.B. auch von dem Soziologen und Sprachwissenschaftler Hartmut Schröder unterstützt. Inhalt des berufsbegleitenden Programms sind zahlreiche pseudowissenschaftliche Disziplinen, vor allem "Biologische Medizin" und medizinische Fachkunde sowie "Sprechende Medizin" als Pflichtmodule und gesundheitswissenschaftliche Forschung (Methoden der evidenzbasierten Medizin und ihre Kritik sowie weitere Methoden komplementärmedizinischer Forschung), Medizinethnologie (Konzepte von Krankheit und Gesundheit, Erfahrungen anderer Kulturen), Ethik – Recht – Wirtschaft (u.a. ethische und rechtliche Aspekte der Komplementärmedizin), Homöopathie, Naturheilverfahren (u.a. Vermittlung von salutogenetischen Prinzipien) sowie biologische Schmerzmedizin (u.a. Überwindung von Regulationsblockaden) als Wahlpflichtmodule.[6] Kooperationspartner ist derzeit (2010) der der Homotoxikologie und der Firma Heel nahestehende Lobbyverein Internationale Gesellschaft für Biologische Medizin e.V. aus Baden-Baden, der einen großen Teil der Lehrinhalte des Studienganges verantwortet. Ein mit dieser eng verbandelter weiterer Kooperationspartner ist die "Internationale Gesellschaft für Homöopathie und Homotoxikologie" (IGHH).

Themen des insgesamt neuntägigen Kurses der Europa-Universität Viadrina im Wintersemester 2010/2011 sind ausschließlich pseudomedizinische Verfahren wie:

Klangtherapie, Traditionelle Abendländische Medizin, Energiemedizinische Diagnostik und Therapie, diverse energiemedizinische Testverfahren, bioinformative Verfahren, Bewusstseinsmedizin, Orgon-Therapie und Radionik, Systematik der energiemedizinischen Diagnostik und Therapie - Spezialtechniken der muskuloskelettären Therapie, Elektroakupunktur nach Voll, Meridian- und Segmentardiagnostik.[7]

Als weitere Wahlpflichtmodule werden seit dem Sommersemester 2010 Traditionelle Abendländische Medizin und Energy Medicine angeboten (Anfang Oktober 2010 wurde allerdings bekanntgegeben, dass alle Termine des Wahlpflichtmoduls Energy medicine ausfallen). Auch die Neue Homöopathie nach Körbler ist Lehrinhalt des Curriculums des Masterstudiengangs "Komplementäre Medizin". 2011 wurden als weitere Module Ayurvedische Medizin und Mitochondrienmedizin eingeführt, vorgesehen waren außerdem Anthroposophische Medizin und NLP.

Des Weiteren wird den 10.000 Euro zahlenden Kursteilnehmern die Möglichkeit der Promotion zum "Dr. phil." geboten. Allerdings soll die Erstellung einer Dissertation die Promotionswilligen nicht abschrecken:[8]

Daher muss an dieser Stelle betont werden, dass die Teilnehmer des philosophischen/philologischen Zweitstudiums häufig nebenher arbeiten und man an ihre Abschlussarbeiten nicht die Maßstäbe anlegen darf, die gemeinhin an geisteswissenschaftliche Doktoranden gestellt werden.

Ein weiteres Projekt, das vom 1. Mai 2009 bis zum 1. Dezember 2012 veranschlagt wurde, ist "Sexualität und Volksmedizin". Als eine Literaturquelle dazu wird eine Publikation über den Wunderheiler und Scharlatan Bruno Gröning (Heilstrom, Wunderheilung, Hysterie? Das Phänomen Bruno Gröning in Herford 1949 und Deutschland) genannt.[9]

Eine unwissenschaftlich formulierte Masterarbeit über den esoterischen Kozyrev-Spiegel (Autor: Peter Conrad aus Berlin, Gutachter Prof. Harald Walach) war im Jahre 2012 Gegenstand mehrerer kritischer Zeitungsberichte und von Blog-Einträgen im Internet. So ist in der Masterarbeit zu erfahren, dass der Kozyrev-Spiegel Hellsehen, Kontakte zu Außerirdischen und Verstorbenen möglich machen soll. Die Masterarbeit ist, wenig erstaunlich, auf den Webseiten der Firma Fostac komplett downloadbar:[10] Trotz des Ignorierens statistischer Standards, des Bezugs zur Betrugsmasche Global Scaling und ihrem Erfinder, dem flüchtigen Hartmut Müller, und des unwissenschaftlichen Stils der Arbeit, der sich in Textpassagen wie "Diese reine Gefühlsebene läßt sich nicht mit Worten beschreiben (das soll auch Napoleon so ähnlich empfunden haben, erzählte man mir hinterher). Am ehesten umschreiben kann man es vielleicht mit: Aufladen, wie an einem Akku - schwerelos - zeitlos - wooohlfüüühlen" zeigt, wurde die Arbeit von Seiten der Universität unverständlicherweise ausdrücklich gelobt. Mitarbeiter der Viadrina sahen indes den Skandal nicht in der Anerkennung dieser Masterarbeit und den Bezügen zum Global Scaling und Hartmut Müller, sondern allein in einer angeblichen "Rufmordkampagne" gegen die Europa-Universität Viadrina. Der Masterarbeit-Gutachter Walach sah in Kritikern der desaströsen Arbeit gar "Inquisitoren". (Weitere Einzelheiten zur Conrad-Masterarbeit finden sich im Artikel zum Kozyrev-Spiegel). Sogar das renommierte Fachblatt Science befasste sich in ihren "news of the week" mit der Arbeit, nachdem in mehreren deutschen Medien darüber berichtet worden war: A recent master's degree thesis at European University Viadrina Frankfurt (Oder) in Germany is generating waves — though not the "time waves" the student was looking for.[11]

Zielgruppe

Zielgruppen des Masterstudiengangs sind Ärzte, Apotheker und Psychotherapeuten. Ärzte mit Fortbildungsverpflichtung können zusätzlich zum akademischen Grad bis zu 250 Fortbildungspunkte erwerben. Da der Lehrbetrieb großteils als Fernstudium mit nur maximal 20 Tagen Präsenzzeit an Wochenenden stattfindet, erlaubt dies ein berufsbegleitendes Studium neben dem Praxisbetrieb. Für Nicht-Ärzte kann der Studiengang als Vorbereitung auf die Heilpraktikerprüfung genutzt werden.[12]

Dozenten und Kooperationspartner

Eintrag für Dietmar Cimbal auf Seiten der Firma University of Global Scaling
Nennung von Hartmut Müller als Vortragenden bei der Universität Viadrina in einem Artikel der Süddeutschen Zeitung vom 31.8.2010[13] Harald Walach bestreitet in Pressemitteilungen hingegen eine derartige Vortragstätigkeit von Hartmut Müller.

Vom Wintersemester 2010 an zählen unter der Leitung von Harald Walach zahlreiche in der Esoterikszene bekannte Dozenten zu den Lehrbeauftragten für den Masterstudiengang an der Viadrina. Walach selbst hat eine Stiftungsprofessur inne, die durch die Firma Biologische Heilmittel Heel GmbH finanziert wird, eine in der Homöopathie-Industrie in großem Rahmen tätige Firma.

Fester Miterabeiter war von 2010 bis 2011 Marco Bischof, "Experte" für "freie Energie" (Ausweichbegriff für Perpetua Mobile) oder Biophotonen (ein Konzept von Fritz-Albert Popp), der seine private Bibliothek in den Räumlichkeiten des Institutes für Transkulturelle Gesundheitswissenschaften untergebracht hatte.[14]

Als Dozent des Intrag wird der Internist Bodo Kuklinski genannt. Nach Kuklinski ist eine "Kuklinski-Therapie" benannt, die auf Hypothesen fußt, nach denen eine "instabile Halswirbelsäule", "HWS-Traumata" oder "nitrosativer Stress" die Ursache zahlreicher chronischer Erkrankungen seien. Kuklinski steht der orthomolekularen Medizin nahe und kann als Anhänger von Konzepten einer so genannten Mitochondrienmedizin gesehen werden. Kuklinski, der auch Befürworter der wissenschaftlich nicht anerkannten Krankheitserfindung Kryptopyrrolurie ist, ist Erfinder einer eigenen Krankheitslehre, die unter Nichtbeachtung wissenschaftsmedizinischer Erkenntnisse eine große Zahl von Krankheiten auf Einwirkungen auf den Genickbereich zurückführt. Sowohl seine Krankheitslehre als auch die dazu gehörige Therapie haben keine nennenswerte wissenschaftliche Rezeption erfahren. Zur an der Viadrina gelehrten "Mitochondrienmedizin" findet sich in der deutschsprachigen Wikipedia kein Eintrag. Die gemeinte außerakademisch diskutierte Lehre ist natürlich nicht mit den Mitochondriopathien zu verwechseln.

Gastprofessuren und Lehrbeauftragte

Ein Gastprofessor ist der Altenburger Tierarzt und Scheinprofessor Dietmar Cimbal[15], der auf den Seiten einer außerwissenschaftlichen Titelmühle namens University of Global Scaling genannt wird, einer privaten Münchner Einrichtung des Ehlers Verlags. Cimbal bezeichnet sich als astrologischer Ernährungs-, Gesundheits- und Lebensberater; er ist für die Firma "Medprevent" tätig und dort zuständig für die Weiterentwicklung von pseudomedizinischen Gerätschaften wie dem Prognos, das in der Lage sein soll, so genannte Meridiane nachzuweisen. Cimbal bewirbt selbst die Systeme Prognos oder Metascan. Auf diversen Webseiten wird Cimbal als "Professor" vorgestellt, entweder mit dem Hinweis RUS (für Russland) oder "Internationale Interakademische Union" (IIU). Bei der IIU handelt es sich um eine nicht akkreditierte, private Organisation, die wertlose Scheintitel und Orden verkauft.

Einen ebenfalls wertlosen Professorentitel der IIU hat der Orthopäde Kai Börnert aus Machern bei Grimma, der von der Europa-Universität Viadrina im "überregionalen Beirat" des Instituts für transkulturelle Gesundheitswissenschaften genannt wird (Stand Februar 2012). Auf den Webseiten der Viadrina wird Börnert als "Prof. Dr. med. Kai Börnert, Facharzt für Orthopädie, Spezielle orthopädische Chirurgie, Sportmedizin, Naturheilverfahren, Homöopathie, Akupunktur, Grimma" bezeichnet.[16] Auf den Webseiten von Börnert ist ein "Entwurf Masterstudiengang Energieinformationsmedizin" zu finden, in dem Börnert ein Sammelsurium pseudomedizinischer und pseudowissenschaftlicher Verfahren auflistet, unter anderem die Germanische Neue Medizin des Antisemiten Ryke Geerd Hamer, Global Scaling, Elektrische Kreml-Pille usw.[17]

Eine Broschüre zum Studiengang[18] enthält eine Liste von 37 Lehrbeauftragten. Neben zahlreichen Ärzten für Homöopathie und TCM, Anwendern von Bioresonanz-Geräten usw. sind Namen wie Joachim Mutter (Amalgam- und Mobilfunkgegner) und Dieter Lazik (wirbt für das Scenar-Gerät) zu finden. Mit dem Psychologen Uwe Reißig und dem Theologen Ralf Lemke sind gleich zwei Therapeuten bzw. "Ausbilder" für Systemaufstellungen und die Festhaltetherapie nach Prekop aufgeführt; letzteres ist ein höchst umstrittenes psychotherapeutisches Verfahren zur Anwendung bei Kindern.

Gastprofessur für Ayurveda

Am 21. Oktober 2010 wurde durch den Botschafter der Republik Indien, den Kulturattaché und zwei Gäste, die von der indischen Regierung entsandt wurden, offiziell eine Gastprofessur für Ayurveda eingerichtet. Diese Professur wird von der indischen Regierung finanziert und gehört dem Institut für Transkulturelle Gesundheitswissenschaften der Kulturwissenschaftlichen Fakultät an. Der künftige Inhaber der Professur soll im Rahmen des postgradualen Master-Studiengangs „Komplementärmedizin, Kulturwissenschaften, Heilkunde“ Lehrmodule zur Einführung in Ayurveda entwickeln sowie Forschungen auf dem Gebiet der Ayurveda vorantreiben.[19][20] Uni-Rektor Gunter Pleuger:

Wir würden gerne zur führenden Hochschule auf dem Ayurveda-Gebiet und darüber hinaus werden.[21]

Kooperationspartner aus dem Bereich der Pseudomedizin

Als weitere Kooperationspartner werden genannt:[22]

Hauptpartner:

Weitere internationale Partner:

  • International Society for Complementary Medicine Research
  • University of Northampton, School of Social Sciences, Northampton, UK
  • National College of Natural Medicine (NCNM), Portland, Oregan, USA

Weitere inländische Partner:

  • Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie, Projektbereich Komplementärmedizin, Universitätsklinikum Charité, Medizinische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin, Prof. Dr. med. Claudia Witt, MBA (stellv. Direktorin)
  • Horst-Görtz-Stiftungsinstitut für Chinesische Lebenswissenschaften, Universitätsklinikum Charité, Medizinische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin, Prof. Dr. Paul Unschuld (Direktor)
  • Fachbereich Chinesische Medizin an der Universität Witten-Herdecke, Dr. med. Stefan Kirchhoff (Leiter des Fachbereichs)
  • Deutsche Gesellschaft für Energetische und Informationsmedizin e.V., Priv. Doz. Dr. med. Hendrik Treugut (Präsident und Privatdozent für Radiologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Ulm)
  • Grönemeyer Institut für Mikrotherapie im Technologiezentrum Ruhr der Stadt Bochum, Prof. Dr. med. Dietrich Grönemeyer (Lehrstuhlinhaber für Radiologie und Mikrotherapie an der Privaten Universität Witten-Herdecke)
  • Thure von Uexküll-Akademie für Integrierte Medizin, Frankfurt (Main), Dr. med. Bernd Hontschik (Vorstand)
  • Steinbeis Hochschule Berlin, STI Institute of Complementary Medicine, (INCOM)
  • Die Pharmafirma Heel, Hersteller homöopathischer Mittel, unterstützt eine Stiftungsprofessur an der Europa-Universität Viadrina mit jährlich 100.000 Euro.

Zusammenarbeit mit der DGEIM

In Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Energetische und Informationsmedizin e.V. DGEIM wurde 2010 ein Wahlpflichtmodul "Energy Medicine" angeboten[23]. Zum Inhalt wurde auf den Masterstudiengang Komplementäre Gesundheitswissenschaften des Interuniversitären Kollegs für Gesundheit und Entwicklung in Graz (Österreich) verwiesen, an dem ebenfalls ein von der DGEIM gestaltetes Curriculum Energie- und Informationsmedizin existiert. Die DGEIM wirbt für Therapiekonzepte wie Geistheilung und andere obskure Ideen, in denen Begriffe wie Schwingungen, Resonanz, Energiewellen oder ähnliches vorkommen. Ihr zweiter Vorstand ist Konstantin Meyl. Der Ingenieur hält die Relativitätstheorie für widerlegt und tritt mitunter gemeinsam mit Vertretern des so genannten Lichtfastens auf. Dies sind Menschen, die behaupten, ganz auf Nahrung zu verzichten. Meyl steht vor allem für sein pseudowissenschaftliches Konzept der Skalarwellen - hypothetische elektromagnetische Longitudinalwellen, mit denen sich Krankheiten heilen ließen.[24] Die Liste der Autoren, die zum Modul "Energy Medicine" beigetragen haben, enthält Namen wie z.B. Dieter Broers, Rüdiger Dahlke, Wadim Saidow (Säidow), Bernd Senf, Ulrich Warnke, Konstantin Meyl und Hendrik Treugut.[25] Später wurde die Liste der Autoren drastisch gekürzt und das Curriculum zu unverdächtigeren Begriffen hin geändert.

Im Oktober 2010 wurde von der Viadrina bekanntgegeben, dass alle Termine des bereits angekündigten neuen Wahlpflichtmoduls Energy medicine "gecancelt" seien. Vermutet wurde, dass dies eher eine Folge der öffentlichen Kritik an dem Projekt als Einsicht in einen Irrtum war.[26] Claus Fritzsche teilte mit, dass sich die DGEIM nicht für ihr seltsames Kursangebot an der Viadrina Frankfurt schäme, sondern dass die Informationen zum Wahlpflichtfachmodul "Energy Medicine" deswegen korrigiert wurden, weil deren Darstellung auf der DGEIM-Homepage falsch war. Sie bezogen sich laut Fritzsche nicht auf das Studium in Frankfurt, sondern auf einen Studiengang am Interuniversitären Kolleg für Gesundheit und Entwicklung in Graz.

Nach der Verurteilung von Hartmut Müller wegen Anlagebetrugs im Zusammenhang mit seiner pseudowissenschaftlichen Global Scaling-Theorie, die auch in der DGEIM befürwortet wird, gab Harald Walach 2012 der Presse gegenüber an, dass es keine Zusammenarbeit mehr mit der DGEIM gebe: "Schließlich will ich damit nicht meinen Ruf zerstören."[27]

Qualitätssiegel SalutoCert vom INTRAG-Institut der Europa Universität Viadrina

Salutocert-Siegel des INTRAG-Instituts

Das INTRAG-Institut vergibt ein "SalutoCert Qualitätssiegel" (Qualitätssiegel für komplementäre und integrative Medizin) an bestimmte Heilpraktiker- und Arztpraxen, die Methoden aus der Alternativmedizin anwenden. Damit gekennzeichnete Einrichtungen können sich sodann, auch explizit bei Anwendung von Methoden ausserhalb der evidenzbasierten Medizin, auch als "Akademische Lehrpraxis des INTRAG" aufgewertet sehen. Das Siegel wird von einer Firma SalutoCert GmbH vergeben. Geschäftsführerin Cosima Stromer ist gleichzeitig unter gleicher Telefonnummer für die "Projekkoordination "Leuchtturm Bildung" der Versicherungsfirma ERGO-direkt tätig. Als Kontakadresse wird ein "Büro Berlin" an der Anschrift der "Humboldt-Viadrina School of Governance" (Präsidentin: Gesine Schwan) angegeben.[28] Die Internetdomain salutocert.org gehört privat Prof. Stephan Breidenbach, Dekan der "Humboldt-Viadrina School of Governance". Um zertifiziert zu werden, müssen offenbar die Dienstleistungen einer Firma autogenex GmbH in Anspruch genommen werden. In einem Newsletter der Viadrina heisst es zu Salutocert: Die der Qualitätsauszeichnung SalutoCert zugrunde liegenden Kriterien für ein transparentes, lebendiges Praxismanagement beruhen auf neuesten Erkenntnissen der Qualitätssicherung und Wirksamkeitsforschung. Das Qualitätssiegel SalutoCert dient nicht zuletzt der aktiven Kommunikation der Qualitätsorientierung Ihrer Praxisleistung für Patienten. SalutoCert soll das Qualitätssiegel für den gesamten Bereich der komplementären Medizin und integralen Heilkunde werden, der Qualitätssicherung und der Transparenz für Patienten dienen sowie das Erkennungszeichen der „sprechenden“ Medizin sein.[29]

Projekt Wiki-Watch

Für eine ausführliche Darstellung siehe Wiki-Watch

Logo (Bild: Wiki-Watch")

Wiki-Watch ist der Name eines umstrittenen internetbasierten Projekts, das sich als ein System zur Beurteilung der Qualität von Wikipedia-Artikeln versteht. Das Projekt will laut eigener Darstellung dazu beitragen, Wikipedia "transparenter zu machen". Wiki-Watch stellt sich als wissenschaftliches Projekt der Europa-Universität Viadrina dar, wird aber weder mit Universitäts- noch mit Drittmitteln betrieben. Den Projektbeteiligten wird vorgeworfen, selbst unter verschiedenen Identitäten Wikipedia-Artikel bearbeitet und dabei wiederholt gegen Grundprinzipien der Onlineenzyklopädie verstoßen zu haben. Dabei geht es sowohl um Beiträge zu einem Diabetes-Wirkstoff der Firma Sanofi-Aventis, der in einer dem Unternehmen zuträglichen Weise dargestellt wurde, als auch um Einflussnahme auf Artikel von Einrichtungen und Personen, die Arzneistoffe auf ihren Nutzen und ihre Sicherheit überprüfen und im Falle des genannten Präparats zu einer verhaltenen Bewertung gekommen waren. Ein weiterer Kritikpunkt ist die jahrelange weltanschauliche Einflussnahme von Projektangehörigen auf Artikel aus dem Themenbereich Evangelikalismus und Homosexualität, die ebenfalls unter Verwendung zahlreicher Benutzerkonten bearbeitet wurden.[30]

Kritik durch die Hochschulstrukturkommission des Landes Brandenburg

Die Hochschulstrukturkommission des Landes Brandenburg kritisierte in ihrem am 8. Juni 2012 vorgelegten Abschlussbericht das Institut für Transkulturelle Gesundheitswissenschaften an der Europa-Universität Viadrina. Im Bericht heißt es:[31]

Gegen das Institut für Transkulturelle Gesundheitswissenschaften an der EUV bestehen seitens der Kommission durchgreifende strukturelle Bedenken. Das Institut besitzt nur in begrenztem Umfang Bezüge zu den fachlichen Schwerpunkten der Universität. Zugleich besteht in seiner Aufstellung und der Konzeption des über das Institut angebotenen weiterbildenden MA-Studienganges „Kulturwissenschaften – Komplementäre Medizin“ dabei aus Sicht der Kommission eine qualitative Problematik.
Eine in der Zielsetzung des Instituts formulierte geisteswissenschaftliche Reflexion an den Rändern der naturwissenschaftlichen Medizin ist zwar grundsätzlich wünschenswert. Auch in den medizinischen Fakultäten deutscher Universitäten finden sich (zweifellos nicht in dem wünschenswerten Ausmaß) Reflexionen medizinischen Handelns und Entscheidens. Es erscheint jedoch äußerst zweifelhaft, dass diese Reflexion im Rahmen des Instituts in geeigneter Weise erfolgen kann. Denn die Befassung mit komplementärer Medizin erfordert zwingend die enge Verbindung mit der naturwissenschaftlichen Seite, der Medizin, da sie nicht alleine als kulturwissenschaftliches Thema wissenschaftlich und praktisch bearbeitet werden kann. Komplementarität bedarf notwendigerweise des Zusammenwirkens von zwei sich gleichwertig einbringenden Komponenten. Die personellen Voraussetzungen hierfür sind allerdings an der EUV nicht gegeben.
Die personelle Ausstattung des Studienganges findet auf der Seite der naturwissenschaftlichen Medizin nahezu ausschließlich über Lehrbeauftragte, überwiegend aus niedergelassenen Praxen, statt. Ein wissenschaftlicher Hintergrund vom Range universitärer Medizin lässt sich dabei nicht in ausreichendem Maße feststellen. Die Zielgruppe der Ärzte, Apotheker und Psychotherapeuten, an die sich das Studienangebot „Komplementäre Medizin“ des Instituts besonders richtet, wird insgesamt von einem Lehrkörper betreut, dem überwiegend medizinische Kenntnisse fehlen. Dies gilt besonders für die Forschung, die der Lehre zugrunde liegen sollte.
Insgesamt ist die für eine der Themenstellung adäquate Forschung im universitären Rahmen erforderliche personelle wie sachliche Ausstattung des Instituts aus Sicht der Kommission nicht erkennbar. Auch erschließt sich der Wert des seitens des Instituts formulierten „Praktika-basierten Forschungszweckes“ nicht.
Mit Blick auf das Gesamtprofil der EUV erscheint schließlich auch die Feststellung angezeigt, dass keine Hinweise auf eine Internationalisierung des MA-Studienganges erkennbar sind. Insbesondere liegt auch keine sichtbare internationale Anbindung an die naturwissenschaftliche Medizin vor.
Die Hochschulstrukturkommission empfiehlt der EUV dementsprechend nachdrücklich den künftigen Verzicht auf das Angebot des MA-Studienganges „Kulturwissenschaften – Komplementäre Medizin“. Eine Fortführung des Instituts für transkulturelle Gesundheitswissenschaften ist weder wie bisher als In-Institut noch als An-Institut zu befürworten. Vertretbar erscheint allenfalls, das Institut privatwirtschaftlich außerhalb der Hochschule weiter zu betreiben.”

Siehe auch

Weblinks

Links Europa-Universität Viadrina

Links zu Zeitungsartikeln, Sendungen und Artikeln in Fachzeitschriften

Blogs

Quellenverzeichnis

  1. http://www.euv-frankfurt-o.de/de/ueber_uns/index.html
  2. http://www.euv-frankfurt-o.de/de/forschung/institut/institut_intrag/dokumentation/auftakt/index.html
  3. http://www.euv-frankfurt-o.de/de/forschung/institut/institut_intrag/studium/postgraduierter/Bewerbung/Studiengeb__hren/index.html
  4. http://www.euv-frankfurt-o.de/de/forschung/institut/institut_intrag/studium/postgraduierter/Downloads___Links/Downloads/6453_IGHH_Brosch_Master_KMKH_WEB.pdf
  5. Bernd Kramer: Pseudowissenschaften. Der akademische Geist - Esoteriker unterwandern die deutschen Hochschulen. Der Unterschied zwischen Wissenschaft und Unsinn verwischt. Zeit Online, 31. Mai 2011
  6. http://www.euv-frankfurt-o.de/de/forschung/institut/institut_intrag/studium/postgraduierter/Studium/Inhalte/index.html
  7. http://www.euv-frankfurt-o.de/de/forschung/institut/institut_intrag/Anmeldung.pdf
  8. http://www.euv-frankfurt-o.de/de/forschung/institut/institut_intrag/Newsletter_Archiv/NewsletterDezember2009.pdf
  9. http://www.kuwi.euv-frankfurt-o.de/de/lehrstuhl/sw/sw2/forschung/forschungsbericht/Sexualitaet/index.html
  10. http://www.fostac.ch/de/docs/kurse/kozyrev-prinzip-masterarbeit-dr.med.-peter-conrad-2011.pdf
  11. News of the week, Science 18. Mai 2012,Vol. 336 no. 6083 Seiten 787-788 DOI: 10.1126/science.336.6083.787-a
  12. http://www.euv-frankfurt-o.de/de/forschung/institut/institut_intrag/studium/postgraduierter/index.html
  13. http://www.sueddeutsche.de/karriere/studiengang-komplementaere-medizin-immer-mehr-spinner-1.994002-2
  14. http://master-kmkh.eu/e-learning/mod/resource/view.php?id=678
  15. http://www.euv-frankfurt-o.de/de/forschung/institut/institut_intrag/institut/Mitarbeiter/index.html
  16. http://www.europa-uni.de/de/forschung/institut/institut_intrag/institut/beiraete/index.html
  17. Webseite eingesehen Mai 2012, [1]
  18. http://www.master-kmkh.eu/files/master-kmkh_2012.pdf Abruf am 14. Februar 2012
  19. Indische Regierung finanziert Ayurveda-Gast-Professur an der Europa Universität Viadrina, Medieninformation vom 15.10.2010
  20. http://www.niederlausitz-aktuell.de/artikel_6_11748.php
  21. http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/berlin/315702/315703.php
  22. http://www.euv-frankfurt-o.de/de/forschung/institut/institut_intrag/studium/postgraduierter/Kooperationen/index.html
  23. http://webcache.googleusercontent.com/search?q=cache:http://www.dgeim.de/page56/page59/page59.html
  24. http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/510284
  25. http://webcache.googleusercontent.com/search?q=cache:www.dgeim.de/page56/page60/page60.html
  26. http://www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2010/09/esoterikstudium-an-der-viadrina-die-dgeim-schamt-sich.php
  27. Betrug mit „Gravitationswellen“: Erfolgreich, aber erfunden. FAZ.net, 21. April 2012
  28. SalutoCert GmbH, Büro Berlin, Wilhelmstraße 67, D-10117 Berlin
  29. newsletter Dezember 2008
  30. Jörg Wittkewitz: Hier prüft der Staatsbürger das Insulin noch persönlich. FAZ, 2. Juli 2011, Seite 42. Überarbeitete Version vom 8. Juli 2011
  31. Abschlussbericht der Hochschulstrukturkommission des Landes Brandenburg vom 8. Juni 2012, Seiten 196ff