Pierre Jacques Antoine Béchamp: Unterschied zwischen den Versionen
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− | + | Béchamp begann seine Ausbildung in Bukarest, wo sein Onkel französischer Konsul war. 1834 kehrte er nach Frankreich zurück schrieb er sich an der ''École supérieure de Pharmacie'' in Straßburg ein, wo er später eine Apotheke eröffnete. 1851 wechselte er zur Universität Straßburg und wurde Toxikologe. 1856 wurde er Professor für klinische Chemie der medizinischen Fakultät von Montpellier und 1876 Dekan der medizinischen Fakultät von Lille. Angeblich aufgrund von Streitigkeiten mit Louis Pasteur (ab 1881) musste er dort seinen Posten 1888 räumen und erwarb eine Apotheke in Le Havre. Heute wird sein Werk von einer „Fondation Antoine Béchamp“ weiter gepflegt und verbreitet. | |
== Béchamps Theorien zum historischen Pleomorphismus== | == Béchamps Theorien zum historischen Pleomorphismus== | ||
− | Aufgrund experimenteller Arbeiten entwickelte Béchamp eine inzwischen widerlegte Hypothese des Pleomorphismus, nach der alle tierischen und pflanzlichen Zellen aus kleinsten Partikeln beständen, die sich unter bestimmten Umständen zu Bakterien weiterentwickeln könnten. Nach dem Tode der Zelle hätten diese Partikel die Fähigkeit weiter zu existieren. Béchamp nannte diese kleinen Partikel „Mikrozyme“ (microzymas, oder granulations moleculaires). | + | Aufgrund experimenteller Arbeiten entwickelte Béchamp eine inzwischen widerlegte Hypothese des [[Pleomorphismus]], nach der alle tierischen und pflanzlichen Zellen aus kleinsten Partikeln beständen, die sich unter bestimmten Umständen zu Bakterien weiterentwickeln könnten. Nach dem Tode der Zelle hätten diese Partikel die Fähigkeit, weiter zu existieren. Béchamp nannte diese kleinen Partikel „Mikrozyme“ (microzymas, oder granulations moleculaires). |
− | Nach Béchamps Überzeugung sei das Mikrozym in der Lage sich zu replizieren, habe einen eigenen Stoffwechsel, könne Zeichen der Gärung zeigen, sei imstande Gewebe zu bilden und könne sich zu Bakterien oder Pilzen weiterentwickeln. | + | Nach Béchamps Überzeugung sei das Mikrozym in der Lage, sich zu replizieren, habe einen eigenen Stoffwechsel, könne Zeichen der Gärung zeigen, sei imstande Gewebe zu bilden und könne sich zu Bakterien oder Pilzen weiterentwickeln. |
− | + | Das Mikrozym sei laut Béchamp die Basis allen Lebens. Béchamp warf den Forschern seiner Zeit vor, ihre Beobachtungen lediglich an fixierten, in Scheiben aufgetrennten und angefärbten, also toten Lebewesen, vorzunehmen, während sich seine Beobachtungen auf lebende Präparate beziehen. | |
Béchamp war Zeitgenosse von Louis Pasteur und Robert Koch. Pasteur warf er zeitlebens vor, seine Theorien in verfälschter Form aufgegriffen zu haben, ohne den Urheber zu nennen. Pasteur solle dadurch die damalige Medizin auf einen falschen Weg gebracht haben. So soll Béchamp in diesem Zusammenhang geäußert haben: ''Ich bin der Vorgänger von Pasteur, exakt so wie der Bestohlene der Vorläufer eines glücklichen und dreisten Diebes ist, der ihn verhöhnt und beleidigt'' (''Je suis le précurseur de Pasteur, exactement comme le volé est le précurseur de la fortune du voleur heureux et insolent qui le nargue et le calomnie''). <ref> Brief aus dem Mai 1900 von Antoine Béchamp an Vitteaut, in Marie Nonclercq: Antoine Béchamp, Verlag Maloine (1982), S. 43. </ref> | Béchamp war Zeitgenosse von Louis Pasteur und Robert Koch. Pasteur warf er zeitlebens vor, seine Theorien in verfälschter Form aufgegriffen zu haben, ohne den Urheber zu nennen. Pasteur solle dadurch die damalige Medizin auf einen falschen Weg gebracht haben. So soll Béchamp in diesem Zusammenhang geäußert haben: ''Ich bin der Vorgänger von Pasteur, exakt so wie der Bestohlene der Vorläufer eines glücklichen und dreisten Diebes ist, der ihn verhöhnt und beleidigt'' (''Je suis le précurseur de Pasteur, exactement comme le volé est le précurseur de la fortune du voleur heureux et insolent qui le nargue et le calomnie''). <ref> Brief aus dem Mai 1900 von Antoine Béchamp an Vitteaut, in Marie Nonclercq: Antoine Béchamp, Verlag Maloine (1982), S. 43. </ref> | ||
− | Louis Pasteur lehnte die Sichtweise des Pleomorphismus jedoch strikt ab und propagierte seinerseits den ''Monomorphismus'', nach der die Gestalt und Funktion jedes Organismus durch seine Gattung, Art bzw. Erbanlagen bestimmt werden | + | Louis Pasteur lehnte die Sichtweise des Pleomorphismus jedoch strikt ab und propagierte seinerseits den ''Monomorphismus'', nach der die Gestalt und Funktion jedes Organismus durch seine Gattung, Art bzw. den unveränderlichen Erbanlagen bestimmt werden. |
− | Béchamps Hypothesen inspirierten verschiedene Wissenschaftlern des 19. und 20. Jahrhunderts. Zu diesen gehört der deutsche Zoologe [[Günther Enderlein]] und [[Wilhelm Reich]] ([[Bion]]). Weitere Personen, die | + | Béchamps Hypothesen inspirierten verschiedene Wissenschaftlern des 19. und 20. Jahrhunderts. Zu diesen gehört der deutsche Zoologe [[Günther Enderlein]] und [[Wilhelm Reich]] ([[Bion]]). Weitere Personen, die Béchamps Hypothesen folgen, sind der Amerikaner [[Royal Raymond Rife]] und die Russin [[Tamara Lebedewa]]. |
Bei seinen pharmakologischen Forschungen entdeckte Béchamp 1863 das als Heilmittel verwendete Präparat Atoxyl, dem später auch Robert Koch und Paul Ehrlich Beachtung schenkten. | Bei seinen pharmakologischen Forschungen entdeckte Béchamp 1863 das als Heilmittel verwendete Präparat Atoxyl, dem später auch Robert Koch und Paul Ehrlich Beachtung schenkten. | ||
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==Literatur und Bibliographie == | ==Literatur und Bibliographie == | ||
− | *Béchamp | + | *A. Béchamp: ''Recherches sur la pyroxyline'', G. Silbermann, Strasbourg 1853. |
− | *Béchamp | + | *A. Béchamp: ''De l'Action Chimique de la Lumière.'' Dissertation im Fachbereich Physik (Strasburg 19.8.1853), G. Silbermann, Strasbourg 1853. |
− | *Béchamp | + | *A. Béchamp: ''Essai sur les substances albuminoides et sur leur transformation en urée.'' G. Silbermann, Strasburg 1856. |
− | * | + | *K. L. Manchester: ''Antoine Bechamp: pere de la biologie. Oui ou non?'' Endeavour, Volume 25, Number 2, 1. Juni 2001, S.68-73(6). |
− | * | + | *A. Béchamp: ''Les microzymas.'' Verleger unbekannt (1883), (Neuauflage durch ''le Centre international d'études A. Béchamp'' 1990). |
− | *M | + | *M: Nonclercq: ''Antoine Béchamp, l'homme et le savant:'' Maloine, 1982, ISBN 2-224-00854-6. |
==Quellennachweise== | ==Quellennachweise== |
Version vom 22. Dezember 2012, 16:30 Uhr
Pierre Jacques Antoine Béchamp (16. Oktober 1816 - 15. April 1908) war ein französischer Mediziner, Biologe und Pharmakologe.
Kurzbiographie
Béchamp begann seine Ausbildung in Bukarest, wo sein Onkel französischer Konsul war. 1834 kehrte er nach Frankreich zurück schrieb er sich an der École supérieure de Pharmacie in Straßburg ein, wo er später eine Apotheke eröffnete. 1851 wechselte er zur Universität Straßburg und wurde Toxikologe. 1856 wurde er Professor für klinische Chemie der medizinischen Fakultät von Montpellier und 1876 Dekan der medizinischen Fakultät von Lille. Angeblich aufgrund von Streitigkeiten mit Louis Pasteur (ab 1881) musste er dort seinen Posten 1888 räumen und erwarb eine Apotheke in Le Havre. Heute wird sein Werk von einer „Fondation Antoine Béchamp“ weiter gepflegt und verbreitet.
Béchamps Theorien zum historischen Pleomorphismus
Aufgrund experimenteller Arbeiten entwickelte Béchamp eine inzwischen widerlegte Hypothese des Pleomorphismus, nach der alle tierischen und pflanzlichen Zellen aus kleinsten Partikeln beständen, die sich unter bestimmten Umständen zu Bakterien weiterentwickeln könnten. Nach dem Tode der Zelle hätten diese Partikel die Fähigkeit, weiter zu existieren. Béchamp nannte diese kleinen Partikel „Mikrozyme“ (microzymas, oder granulations moleculaires).
Nach Béchamps Überzeugung sei das Mikrozym in der Lage, sich zu replizieren, habe einen eigenen Stoffwechsel, könne Zeichen der Gärung zeigen, sei imstande Gewebe zu bilden und könne sich zu Bakterien oder Pilzen weiterentwickeln.
Das Mikrozym sei laut Béchamp die Basis allen Lebens. Béchamp warf den Forschern seiner Zeit vor, ihre Beobachtungen lediglich an fixierten, in Scheiben aufgetrennten und angefärbten, also toten Lebewesen, vorzunehmen, während sich seine Beobachtungen auf lebende Präparate beziehen.
Béchamp war Zeitgenosse von Louis Pasteur und Robert Koch. Pasteur warf er zeitlebens vor, seine Theorien in verfälschter Form aufgegriffen zu haben, ohne den Urheber zu nennen. Pasteur solle dadurch die damalige Medizin auf einen falschen Weg gebracht haben. So soll Béchamp in diesem Zusammenhang geäußert haben: Ich bin der Vorgänger von Pasteur, exakt so wie der Bestohlene der Vorläufer eines glücklichen und dreisten Diebes ist, der ihn verhöhnt und beleidigt (Je suis le précurseur de Pasteur, exactement comme le volé est le précurseur de la fortune du voleur heureux et insolent qui le nargue et le calomnie). [1] Louis Pasteur lehnte die Sichtweise des Pleomorphismus jedoch strikt ab und propagierte seinerseits den Monomorphismus, nach der die Gestalt und Funktion jedes Organismus durch seine Gattung, Art bzw. den unveränderlichen Erbanlagen bestimmt werden.
Béchamps Hypothesen inspirierten verschiedene Wissenschaftlern des 19. und 20. Jahrhunderts. Zu diesen gehört der deutsche Zoologe Günther Enderlein und Wilhelm Reich (Bion). Weitere Personen, die Béchamps Hypothesen folgen, sind der Amerikaner Royal Raymond Rife und die Russin Tamara Lebedewa.
Bei seinen pharmakologischen Forschungen entdeckte Béchamp 1863 das als Heilmittel verwendete Präparat Atoxyl, dem später auch Robert Koch und Paul Ehrlich Beachtung schenkten.
Béchamps 100 Jahre alte Ansichten sind von der modernen Biologie und Medizin widerlegt worden, spielen aber weiterhin bei einigen alternativmedizinischen Lehren eine Rolle. Aber bereits vor Béchamps Lebzeiten waren die Hypothesen des historischen Pleomorphismus experimentell widerlegt.
Literatur und Bibliographie
- A. Béchamp: Recherches sur la pyroxyline, G. Silbermann, Strasbourg 1853.
- A. Béchamp: De l'Action Chimique de la Lumière. Dissertation im Fachbereich Physik (Strasburg 19.8.1853), G. Silbermann, Strasbourg 1853.
- A. Béchamp: Essai sur les substances albuminoides et sur leur transformation en urée. G. Silbermann, Strasburg 1856.
- K. L. Manchester: Antoine Bechamp: pere de la biologie. Oui ou non? Endeavour, Volume 25, Number 2, 1. Juni 2001, S.68-73(6).
- A. Béchamp: Les microzymas. Verleger unbekannt (1883), (Neuauflage durch le Centre international d'études A. Béchamp 1990).
- M: Nonclercq: Antoine Béchamp, l'homme et le savant: Maloine, 1982, ISBN 2-224-00854-6.
Quellennachweise
- ↑ Brief aus dem Mai 1900 von Antoine Béchamp an Vitteaut, in Marie Nonclercq: Antoine Béchamp, Verlag Maloine (1982), S. 43.
Dieser Text ist teilweise oder vollständig der deutschen Wikipedia entnommen