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− | Er gab an, dass die erzielte Vergrößerung über die theoretisch erreichbare Vergrößerung für optische Mikroskope hinausgegangen sei | + | Er gab an, dass die erzielte Vergrößerung über die theoretisch erreichbare Vergrößerung für optische Mikroskope hinausgegangen sei und nannte Vergrößerungen bis zu 31.000-fach (nach anderen Angaben: sogar 60.000). Nach den Gesetzen der Wellenoptik ist die Auflösung des Lichtmikroskops bei optimalen Bedingungen auf etwa 0,3 Mikrometer beschränkt (sogenannte Abbe-Beschränkung). Das Auflösungsvermögen eines Lichtmikroskops ist entscheidend, nicht die Vergrößerung. |
==Medizinische Hypothesen von Rife== | ==Medizinische Hypothesen von Rife== |
Version vom 28. Dezember 2010, 14:38 Uhr
Royal Raymond Rife (16. Mai 1888 - 5. August 1971, El Cajon - Kalifornien) war ein US-amerikanischer Erfinder von in der Alternativmedizin verwendeten Geräten und pseudomedizinischen Hypothesen. Um sein Schaffen und seinen Tod ranken sich noch heute verschiedene abwegige Verschwörungstheorien. Seine Ansichten zur Wellenoptik und zu medizinischen Fragen stießen auf Ablehnung und waren bereits zu Lebzeiten nicht mit wissenschaftlichen Erkenntnissen vereinbar.
Kurzbiographie
Rife wuchs in Elkhorn (Nebraska / USA) auf und zog später nach San Diego, wo er zunächst eine Stelle als Chauffeur bei der einflussreichen und wohlhabenden Familie Timken annahm, die ihn später finanziell weiter unterstützte, als er nicht mehr als Chauffeur tätig war. Er arbeitete sodann für das deutsche Carl-Zeiss-Unternehmen für optische Geräte und begann, privat als Autodidakt Lichtmikroskope und medizinische Behandlungsgeräte zu entwickeln. Nach Rifes eigenen Angaben sei er für das Carl-Zeiss-Unternehmen nach Deutschland gekommen, habe dort mit einem Hans Luckel zusammengearbeitet und nebenbei in Heidelberg Medizin studiert. Dass Rife je in Deutschland war, gilt heute als unwahrscheinlich, da jegliche Belege dafür fehlen. Rife forschte privat zu medizinischen Themen und interessierte sich insbesondere für die Krebsentstehung. Einige seiner Erfindungen ließ er in den USA patentieren und versuchte diese zu vermarkten. Rife starb am 5. August 1971 im Grossmont Hospital in El Cajon (Kalifornien) auf Grund einer Vergiftung mit Valium und Alkohol im Alter von 83 Jahren.
In den 1980er Jahren, nach seinem Tode, lebten Rifes Erfindungen wieder auf. Verschiedene Personen und Unternehmen nahmen sich der Erfindungen und Hypothesen von Rife an und brachten diese auf den amerikanischen alternativmedizinischen Markt.
Zu den heute unter dem Namen Rife vermarkteten Produkten zählen:
- Plasmalampe und "Beam Ray" Geräte
- Nachbauten des Universal microscope
- Rife machines: Geräte, die eine schwache Wechselspannung abgeben, die angeblich therapeutisch zur elektromedizinischen Stimulation nutzbar sei
Kriminalgeschichte
1960 wurde seine Entwicklungswerkstatt durchsucht und Teile der Laboreinrichtung wurden von den Behörden beschlagnahmt. Hintergrund waren Ermittlungen der Food and Drug Administration (FDA), die einige von Rife entwickelte Geräte als medizinische Geräte ohne Zulassung ansah. Es kam zu einem Prozess gegen Rife und seinen Mitarbeiter John Crane. Rife selbst wurde verhaftet und auf Kaution freigelassen. Später floh er nach Mexiko, um einer Gefängnisstrafe zu entgehen und kehrte erst 1964 zurück in die USA. Sein Mitarbeiter Crane wurde zu zehn Jahren Haft verurteilt, aber bereits nach drei Jahren freigelassen.
Die Rife-Mikroskope
Rife erfand im Jahre 1933 ein sogenanntes Universal Microscope, mit dem er Mikroorganismen selbst untersuchte. Nach seinen Angaben handelte es sich um ein komplexes, optisches Mikroskop mit mehreren Linsen und Prismen sowie einem Polarisationsfilter. Bis 1938 entwickelte er fünf verschiedene optische Mikroskope (Rife 1 bis Rife 5).
Er gab an, dass die erzielte Vergrößerung über die theoretisch erreichbare Vergrößerung für optische Mikroskope hinausgegangen sei und nannte Vergrößerungen bis zu 31.000-fach (nach anderen Angaben: sogar 60.000). Nach den Gesetzen der Wellenoptik ist die Auflösung des Lichtmikroskops bei optimalen Bedingungen auf etwa 0,3 Mikrometer beschränkt (sogenannte Abbe-Beschränkung). Das Auflösungsvermögen eines Lichtmikroskops ist entscheidend, nicht die Vergrößerung.
Medizinische Hypothesen von Rife
Mithilfe dieses Mikroskopes gab Rife an in der Lage gewesen zu sein, im Dunkelfeld oder unter Zuhilfenahme von Polarisationsfiltern die Existenz von Viren direkt in vivo zu beobachten zu können und glaubte, auch dank seiner eigenen Mikroskope, bislang unbekannte Erreger entdeckt zu haben. Dazu gehörten sein Bacillus X und Bacillus Y (später in Virus BX und Virus BY umbenannt). Nach Rifes Ansichten wären diese angeblichen Viren die Ursache von Krebserkrankungen.
Rife gab ebenfalls an, zu einzelnen Mikroorganismen mit Hilfe von Prismen individuelle Spektrogramme anfertigen zu können. Jeder Mikroorganismus hätte sein spezifisches Spektrogramm. Durch Anwendung eines Prismas glaubte er in Lage gewesen zu sein, die Beleuchtung seines Mikroskops auf den jeweiligen Spektralbereich für das jeweilige Mikroorganismus einzustellen zu können. Laut Rife seien 75% der von ihm bis dahin unbekannten Erreger nur bei ultraviolettem Licht sichtbar. Da UV-Licht jedoch für den Menschen unsichtbar ist, setzte er aus zwei Lichtquellen UV-Licht unterschiedlicher Wellenlänge ein und versuchte die Differenzfrequenz zwischen ihnen im Bereich der Wellenlängen des sichtbaren Lichtes sehen zu können.
Zugleich glaubte er, bestimmte Frequenzbereiche des Lichtes (auch des ultravioletten Lichtes) identifiziert zu haben, die, wenn sie von außen zugeführt würden, bestimmte Mikroorganismen selektiv abtöten könnten. Hierbei käme es zu einem Resonanzphänomen zwischen diesen Organismen und dem Licht der entsprechenden Wellenlänge bzw. Frequenz. Diese Resonanzfrequenz bezeichnete er als "Mortal Oscillation Rate". Eine in den letzten Jahren veröffentliche Untersuchung eines derartigen Mikroskops aus dem Jahre 1938 zeigte jedoch eine übliche elektrische Glühbirne als Lichtquelle. Eine allmähliche Erwärmung von beleuchteten Objektträgern führt üblicherweise zur Austrocknung von Gewebeproben und somit zum Absterben von Zellen oder Mikroorganismen. Analog zu einem selektiv wirksamen Teil des Lichtspektrums glaubte er auch an eine therapeutische Wirksamkeit von sinusförmigen Wechselspannungen bestimmter Frequenzen im Bereich von Radiowellen. Einzelnen Frequenzen käme hierbei eine selektiv schädigende Wirkung auf bestimmte Mikroorganismen zu.
Rife glaubte an die Existenz eines Tuberkulose-Virus, das kleiner wäre als die entsprechenden die Tuberkulose auslösenden Mykobakterien und er meinte darüber hinaus, dass es ein Krebsvirus gebe, das er BX-Virus oder Bacillus X oder Cryptocides primoriales nannte und stets in Tumorgewebe zu finden sei. Sein begeißeltes BX-Virus sei aktiv beweglich und soll eine Länge von 66 nm haben und von der Bakterie Escherichia abstammen. Mit Hilfe anderer Personen züchtete er das gemeinte BX-Virus in einer Gewebeprobe an. Wie einige Forscher seiner Zeit glaubte er an eine inzwischen widerlegte Pleomorphismushypothese, nach der Mikroorganismen sich zu Körperzellen oder Tumorzellen entwickeln könnten.
Das beam ray-Gerät (Plasmalampe)
1954 ließ er eine mit Hochfrequenz betriebene Blitzlampe unter dem Namen beam ray patentieren, von der er glaubte, dass diese für therapeutische Zwecke geeignet sei. Die Blitzlampe wurde dabei von einem bei 3 MHz arbeitenden Generator angesteuert, der stufenlos mit einer Modulationsfrequenz zwischen 20 Hz und 200 KHz modulierbar war. Spätere Untersuchungen zeigten, dass der freilaufende Oszillator dabei sehr frequenzinstabil war. Zur Vermarktung gründete er eine Firma zusammen mit dem eigentlichen Hersteller Hoyland, die Beam Ray Inc. Es wurden jedoch insgesamt nur etwa 17 Geräte hergestellt. Das beam-ray wurde von der FDA nicht für medizinische Anwendungen zugelassen und ihr Einsatz für Heilzwecke verboten.
Rife-Anwendungen ab 1980
Nach seinem Tode interessierte sich zunächst niemand für seine Mikroskope und Krebstherapien. Ab 1980 änderte sich dies. Der Buchauto Barry Lynes schrieb ein Buch über Rife mit dem Titel The Cancer Cure That Worked!. Dies führte zu einem steigenden Interesse an Rife, aber auch zu ablehnenden Äußerungen der amerikanischen American Cancer Society die in Lynes Buch die Verbreitung von unbelegten Verschwörungstheorien sah. Es kam auf Grund des Buches zu einem Boom von verschiedensten nicht zugelassenen Geräten im alternativmedizinischen Sektor die alle auf Rife und seine Hypothesen bezogen waren.
Kritik
Bereits zu Lebzeiten wurden viele von Rifes Hypothesen und Ansichten wegen fehlender Nachweise und Widersprüchen zu wissenschaftlichen Erkenntnissen heftig kritisiert und stießen auf allgemeine Ablehnung. Viele von Rifes Experimenten und Ansichten stehen in eklatantem Widerspruch zu heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Weder zu seinen Mikroskopen, noch zu seinen Behauptungen zu Therapien gegen Mikroorganismen oder Krebs sind je wissenschaftliche Arbeiten in anerkannten Publikationen erschienen. Mehrere Geschäftsleute, die medizinische Produkte, die sich auf Rife bezogen, vermarkteten, wurden inzwischen in den USA verurteilt. Rifes Behauptung an der Universität Heidelberg promoviert zu haben erscheinen unglaubhaft da auf Anfrage die Universität dieses verneinte.
Literatur
- American Cancer Society: Questionable methods of cancer management: Electronic devices. A Cancer Journal for Clinicians 44:115-127, 1994
- Barry Lynes, The Cancer Cure That Worked