Stigmata: Unterschied zwischen den Versionen
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==Erklärungsmodelle== | ==Erklärungsmodelle== |
Version vom 1. November 2010, 13:39 Uhr
Stigmata sind im christlichen Glauben vermeintliche Wundmale, üblicherweise an Händen und Füßen, die an die Wundmale des gekreuzigten Christus erinnern. Ein berühmter Stigmatisierter ist Pater Pio, weniger bekannt sind Judith von Halle, Therese Neumann und Anna Katharina Emmerick. Über Pater Pio wird berichtet, dass er heimlich große Mengen Karbolsäure gekauft habe, so dass seine Stigmata wohl auf schlichten Betrug zurückzuführen sind. Z.B. Karbolsäure setzt langsam verheilende ätzende Wunden. Erstaunlich viele Stigmatisierte gaben an, gleichzeitig nahrungslos zu sein.
Stigmatisierte in Geschichte und Religion
Der erste bekannte Fall von Stigmatisation ist der des Franz von Assisi (1181/82–1226). Das Phänomen seiner spontanen Stigmatisation soll sich am 17. September 1224 ereignet haben. Die erste Frau, die Stigmata erhielt, soll die selige Christina von Stommeln (1242–1312) gewesen sein, deren Reliquien heute in Jülich in der dortigen Propsteikirche aufbewahrt werden; am Schädel der Seligen sind Spuren einer Dornenkrone zu sehen.
In der Folgezeit gibt es vermehrt Berichte über Stigmatisationen. Die Zahl der bekannten Stigmatisierten schwankt je nach Autor zwischen 100 und über 330, da genaue Kriterien fehlen, was unter Stigmatisation zu verstehen ist (innere und äußere Stigmatisation).
Durch die römisch-katholische Kirche wurden 13 Stigmatisierte heilig und einige weitere selig gesprochen, wobei eine Stigmatisation nicht automatisch als übernatürlich oder als Beweis der Heiligkeit gewertet wird.[1]
Erklärungsmodelle
Obwohl von streng religiösen Menschen Stigmata als ein Zeichen einer besonderen Vorsehung Gottes und als Wunder angesehen werden, geht die Mehrzahl der Mediziner wie auch Theologen von wissenschftlich erklärbaren Ursachen der Stigmatisation aus. Diese können beispielsweise sein:
- Betrug
- Hysterie
- selbstverletzendes Verhalten (SVV)
- autoaggressives Verhalten
Selbstverletzendes Verhalten ist typisch bei Borderline-Persönlichkeitsstörungen, schweren Depressionen, Essstörungen wie Anorexia nervosa und Bulimie. Ausgangspunkt können Missbrauchserfahrungen, Deprivationen, Traumatisierungen, Zwangsstörungen, schwere Demütigungen, psychotische oder schizophrenen Schübe sein. Auch sehr adipöse (dicke) Menschen können zur Selbstverletzung neigen.
Die Stigmatisation ist anscheinend verwandt mit dem Blutschwitzen und Blutweinen, bei denen eine natürliche Ursache gesichert scheint.
bekannte Stigmatisierte
- Franz von Assisi ab dem 17. September 1224
- Christina von Stommeln
- Anna Katharina Emmerick (1774 - 1824 Dülmen, Westfalen)
- Therese Neumann aus Konnersreuth
- Pater Pio
- Marthe Robin (19. Jahrhundert), französische Bäuerin. Angebliche Nahrungslose
- Bruder Elia (19. Jahrhundert), italienischer Ordensmann
- Myrna Nazzour (19. Jahrhundert), griechisch-katholische Syrierin
- Judith von Halle Berliner anthroposophische Architektin
- Manduria Debora aus dem italienischen Taranto
- Elisabeth Galgòczy, ungarische Mystikerin im 19. Jahrhundert
- Marie-Julie Jahenny
- Adrienne von Speyr (19. Jahrhundert)
- Barbara Pfister, fiel nach Empfang der heiligen Kommunion in Ohnmacht, in ihrem 23. Lebensjahr traten die fünf Wundmale Christi und die Abzeichen der Dornenkrone auf.
- Alfonsina Cottoni, lebte bis 1984 in Italien und war angeblich 15 Jahre nahrungslos. Eine Wallfahrt nach Lourdes brachte keine Linderung. Ab Herbst 1969 schlief sie fast nur noch und nahm keine Speisen und Getränke mehr zu sich.
- Alexandrina Maria da Costa, seit dem 19. Lj. gelähmt ans Bett gefesselt. War angeblich 13 Jahre lang nahrungslos.
- Martha Cambon, angeblich 4 Jahre nahrungslos.
- Viktoria Hecht, lebte von 1840 bis 1890 in Deutschland, die Wundmale wurden auf ihre Bitte hin unsichtbar, ihre Nahrungslosigkeit wurde ärztlich festgestellt
- Maria Furtner, angeblich 52 Jahre nahrungslos, ernährte sich nur vom Wasser der heiligen Kommunion.
- Dominika Lazza, angeblich 14 Jahre nahrungs- und schlaflos ohne Körperausscheidungen.
- Margareta von Beaune, angeblich 6 Monate nahrungslos
- Lidwina von Schiedam (1433 – 1553).
- Niklaus von Flüe (1417 bis 1487), soll sich zwei Jahrzehnte lang nur von dem Wasser aus einem Bach ernährt haben.
- Elisabeth von Reute („die gute Beth“), lebte 1380 bis 1420 in Deutschland
Literatur
- Josef Hanauer: Die stigmatisierte Seherin Anna Katharina Emmerick. Bock und Herrchen, Bad Honnef 1979