Hifi-Voodoo: Unterschied zwischen den Versionen
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− | *Lautsprecherkabel. Es sind Lautsprecherkabel im Handel, die einen unnötig großen Leiterquerschnitt aufweisen oder aus unnötig teuren Materialien ("Reinsilber-Kabel") hergestellt werden. Bestrebungen, den Widerstand der Lautsprecherkabel wesentlich unter 1 Ω (Ohm) zu senken, sind aber schon deshalb technisch unsinnig, weil in Reihe mit den Anschlüssen immer der ohmsche Widerstand des Lautsprechers liegt (also der Kupferwiderstand der Schwingspule). bei einem 8-Ohm-Lautsprecher beträgt dieser typisch 3 bis 4 Ω. Für die üblichen Kabellängen im Wohnzimmer reicht deshalb ein Leiterquerschnitt von 1,5 mm<sup>2</sup> völlig aus. Die Kapazität zwischen den Leitern eines Lautsprecherkabels kann ebenfalls vernachlässigt werden. Ein 10 m langes Kabel hat eine Kapazität von vielleicht 1 nF und damit selbst bei 20 kHz noch einen kapazitiven Widerstand von etwa 8 kΩ und ist damit gegenüber der parallel liegenden Quellimpedanz des Verstärkers von meist unter 1 Ω irrelevant. Auch die Induktivität des Kabels keine Rolle, und zwar schon allein deshalb, weil sie im Ersatzschaltbild in Serie mit der sehr viel größeren Induktivität der Schwingspule des Lautsprechers liegt. Manche Hersteller verkaufen auch so genannte "aktive Lautsprecherkabel" oder es wird ein absurdes Konzept von klanglich "eingebrannten" Kabeln vertreten, die sich von baugleichen Kabeln durch einen besseren Höreindruck unterscheiden würden. | + | *Lautsprecherkabel. Es sind Lautsprecherkabel im Handel, die einen unnötig großen Leiterquerschnitt aufweisen oder aus unnötig teuren Materialien ("Reinsilber-Kabel") hergestellt werden. Bestrebungen, den Widerstand der Lautsprecherkabel wesentlich unter 1 Ω (Ohm) zu senken, sind aber schon deshalb technisch unsinnig, weil in Reihe mit den Anschlüssen immer der ohmsche Widerstand des Lautsprechers liegt (also der Kupferwiderstand der Schwingspule). bei einem 8-Ohm-Lautsprecher beträgt dieser typisch 3 bis 4 Ω. Für die üblichen Kabellängen im Wohnzimmer reicht deshalb ein Leiterquerschnitt von 1,5 mm<sup>2</sup> völlig aus. Die Kapazität zwischen den Leitern eines Lautsprecherkabels kann ebenfalls vernachlässigt werden. Ein 10 m langes Kabel hat eine Kapazität von vielleicht 1 nF und damit selbst bei 20 kHz noch einen kapazitiven Widerstand von etwa 8 kΩ und ist damit gegenüber der parallel liegenden Quellimpedanz des Verstärkers von meist unter 1 Ω irrelevant. Auch die Induktivität des Kabels spielt keine Rolle, und zwar schon allein deshalb, weil sie im Ersatzschaltbild in Serie mit der sehr viel größeren Induktivität der Schwingspule des Lautsprechers liegt. Manche Hersteller verkaufen auch so genannte "aktive Lautsprecherkabel" oder es wird ein absurdes Konzept von klanglich "eingebrannten" Kabeln vertreten, die sich von baugleichen Kabeln durch einen besseren Höreindruck unterscheiden würden. |
*Kabelklang. Es werden Kabel zur Verbindung von Heimelektronikkomponenten beworben, denen vom Hersteller bestimmte Wundereigenschaften zugesagt werden. So gibt es Kabel, bei deren Einsatz es zu einer Erhöhung der Dynamik käme, oder einer "verbesserten Tiefenstaffelung" oder "besonders guten Räumlichkeit". Bei Kabeln mit niedriger Leitungskapazität und einem sehr dünnen Innenleiter kann bei "hochohmigen" Anwendungen (z.B. Röhrentechnik) es zu einem "Mikrofonieeffekt" durch das Kabel selbst kommen. | *Kabelklang. Es werden Kabel zur Verbindung von Heimelektronikkomponenten beworben, denen vom Hersteller bestimmte Wundereigenschaften zugesagt werden. So gibt es Kabel, bei deren Einsatz es zu einer Erhöhung der Dynamik käme, oder einer "verbesserten Tiefenstaffelung" oder "besonders guten Räumlichkeit". Bei Kabeln mit niedriger Leitungskapazität und einem sehr dünnen Innenleiter kann bei "hochohmigen" Anwendungen (z.B. Röhrentechnik) es zu einem "Mikrofonieeffekt" durch das Kabel selbst kommen. | ||
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==Zitate== | ==Zitate== | ||
− | * | + | *Schon 1967 war in einem Buch über Hifi-Technik zu lesen: ''Leider gibt es auf kaum einen vergleichbaren Gebiet eine solche Mischung von Glauben und Aberglauben wie in der HiFi-Stererophonie. Hoffentlich fallen nicht auch Sie in die Hände jenes Fachhändlers der seine Kunden in langen Monologen zu überzeugen sucht, daßss überhaupt nur Lautsprechermembranen aus afrikanischem Steppengras entfernte Aussichten haben, jemals HiFi-Qualität zu vermitteln. Oder jenes Fachhändlers, der in vertraulicher direkter Korrespondenz mit einem maßgeblichen Hersteller von Transistoren erfahren haben will, daß man zukünftig wieder auf Röhren übergehen wird, weil bei Transistoren ein völlig neuartiger und ungeklärter Klirrfaktor entstehe. Diese "vertrauliche" Information gibt er aber fleißig an jeden Kunden weiter.''<ref>Curt Menke: ''Sterero und HiFi. Das Erlebnis des dredimensonalen Klanges.'', Seite 74</ref> |
==Weblinks== | ==Weblinks== |
Version vom 9. April 2010, 13:23 Uhr
Als Hifi-Voodoo (von hifi, high fidelity und der Religion Voodoo, auch Hifi-Esoterik oder Hifi-Glaube) wird umgangssprachlich der Markt für Scharlatanerieprodukte, pseudowissenschaftlich begründete oder wissenschaftlich nicht falsifizierbare Aussagen zu Technik und Zubehör im Bereich der audiovisuellen Heimelektronik bezeichnet, die unter verblindeten Kontrollbedingungen versagen.
Bei vielen der Produkte muss von einer Art "audiophilem Placebo-Effekt" ausgegangen werden.
Zu diesem Bereich können auch Produkte gezählt werden, deren Preis in keinem sinnvollen Verhältnis zum Aufwand steht.
Zum handfesten Betrug und zur Esoterik sind fließende Übergänge zu beobachten.
Hifi-Voodoo-Produkte sind typische Produkte für Endverbraucher und finden sich seltener bei professionellen Anwendern (Rundfunk oder Tonstudios). Das Marketing profitiert davon, dass die Produkte für Endverbraucher nicht vor dem Kauf in Eignungstests auf die Einhaltung der versprochenen Eigenschaften gepüft werden. Der Absatz kann auch davon profitieren, dass enttäuschte Kunden sich aus Scham, auf Wundereigenschaften hereingefallen zu sein, nicht öffentlich melden. Bestimmte Produkte erlangen auch Bedeutung als Statussymbol und werden Besuchern zu Hause stolz vorgeführt (etwa Lautsprecherkabel mit unsinnig großem Kabeldurchmesser). In diesen Fällen sind stark überhöhte Preise durchzusetzen oder technisch überdimensionierte oder unsinnig verkomplizierte Produkte vermarktbar. Aus Verkäufersicht sind bei Käufern hochwertiger Elektroakustik auch Geldausgaben für einen akustisch perfekten Raumumbau plausibel zu machen. Dem Käufer kann plausibel erläutert werden, dass der Signalzug von der Signalquelle bis zum Lautsprecher qualitativ nicht unterbrochen werden darf. Die Zusatzkosten für überteuerte Verbindungskabel oder bestimmte Wundergeräte erscheinen dann relativ gesehen geringer.
Beispiele für Wunder-Hifi-Produkte mit unhaltbaren Versprechen
CD/DVD-Conditioner und andere Wunderprodukte
Dabei handelt es sich um Geräte und Produkte die nachträglich die Qualität aufgezeichneter Daten auf CDs oder DVDs erhöhen sollen.[1] Auch ist ein "Original Transformer" erhältlich, der als ein Zauberstab aus einer Bronzelegierung mit "besonders feiner kristalliner Metallstruktur" beschrieben wird. Er wird sogar einzeln in Handarbeit getestet. Auf damit abgeriebenen CDs, Kabel, Stecker oder Lautsprecherchassis wird "Energie" übertragen. Das führt laut Hersteller zu einer deutlichen Klangverbesserung. Insbesondere Frauenstimmen auf der CD sollen davon profitieren.
Beispiele für extrem überteuerte Hifi-Produkte mit nur geringem zusätzlichen Nutzen
Kabel-Voodoo
- Lautsprecherkabel. Es sind Lautsprecherkabel im Handel, die einen unnötig großen Leiterquerschnitt aufweisen oder aus unnötig teuren Materialien ("Reinsilber-Kabel") hergestellt werden. Bestrebungen, den Widerstand der Lautsprecherkabel wesentlich unter 1 Ω (Ohm) zu senken, sind aber schon deshalb technisch unsinnig, weil in Reihe mit den Anschlüssen immer der ohmsche Widerstand des Lautsprechers liegt (also der Kupferwiderstand der Schwingspule). bei einem 8-Ohm-Lautsprecher beträgt dieser typisch 3 bis 4 Ω. Für die üblichen Kabellängen im Wohnzimmer reicht deshalb ein Leiterquerschnitt von 1,5 mm2 völlig aus. Die Kapazität zwischen den Leitern eines Lautsprecherkabels kann ebenfalls vernachlässigt werden. Ein 10 m langes Kabel hat eine Kapazität von vielleicht 1 nF und damit selbst bei 20 kHz noch einen kapazitiven Widerstand von etwa 8 kΩ und ist damit gegenüber der parallel liegenden Quellimpedanz des Verstärkers von meist unter 1 Ω irrelevant. Auch die Induktivität des Kabels spielt keine Rolle, und zwar schon allein deshalb, weil sie im Ersatzschaltbild in Serie mit der sehr viel größeren Induktivität der Schwingspule des Lautsprechers liegt. Manche Hersteller verkaufen auch so genannte "aktive Lautsprecherkabel" oder es wird ein absurdes Konzept von klanglich "eingebrannten" Kabeln vertreten, die sich von baugleichen Kabeln durch einen besseren Höreindruck unterscheiden würden.
- Kabelklang. Es werden Kabel zur Verbindung von Heimelektronikkomponenten beworben, denen vom Hersteller bestimmte Wundereigenschaften zugesagt werden. So gibt es Kabel, bei deren Einsatz es zu einer Erhöhung der Dynamik käme, oder einer "verbesserten Tiefenstaffelung" oder "besonders guten Räumlichkeit". Bei Kabeln mit niedriger Leitungskapazität und einem sehr dünnen Innenleiter kann bei "hochohmigen" Anwendungen (z.B. Röhrentechnik) es zu einem "Mikrofonieeffekt" durch das Kabel selbst kommen.
- Netzkabel. Auch für die wenigen Meter von Verstärker zur Steckdose werden spezielle Kabel angeboten. Selbst unter Annahme einer "Hochleistungsparty" oder Veranstaltung, bei der zweimal 400 Watt eingesetzt werden, ergeben sich bei 1400 Watt Gesamtleistungsaufnahme Spitzenströme von weniger als 7 A aus dem Netz und bei einem üblichen zwei Meter langen Netzkabel von 0,75 mm2 ergibt sich ein nur sehr geringer und "unhörbarer" Spannungsabfall von 0,6 Volt.
Voodoo-Sicherungen
- Im Handel sind beispielsweise 19,90 Euro teure "Feinsicherungen" des Herstellers PADIS, deren etwa hundert mal höherer Preis gegenüber normalen Sicherungen damit begründet wird, dass die Sicherungen induktionsarm, antimagnetisch und resonanzarm seien, alles Eigenschaften, die auf übliche Schmelzsicherungen genauso zutreffen. Der Hersteller bewirbt die Sicherungen damit, dass sich bei Anwendung eine "enorme Steigerung der Feindynamik und Auflösung" einstelle und "Luft um Instrumente und Stimmen greifbarer" erschienen.[2][3]
Vorrichtungen zur Raumklangverbesserung
Dazu gehören
- Besondere Sockel zur Aufstellung von Lautsprechern.
- Hölzerne Halbkugeln, die entweder auf die elektrischen Geräte und die Kabel direkt gelegt, oder einfach im Raum platziert werden sollen. Die Holzhalbkugeln "harmonisieren" dann die elektromagnetischen Felder. Sie sind mit speziellen Materialien gefüllt und in verschiedenen Größen erhältlich.
Die Rolle der Fachzeitschriften
Bestimmte Fachzeitschriften spielen eine wichtige Rolle bei der Vermarktung von Hifi-Voodoo. Das Veröffentlichen von einschlägigen Anzeigen förderte und fördert weiter den Absatz derartiger Produkte. Hinzu kommen aber auch Artikel, in denen diese Produkte lobend erwähnt werden.
Der Streit um Hifi-Voodoo Produkte und entsprechenden Test führte auch zu regelrechten Glaubenskriegen, bei denen sich einzelne Publikationen positionierten.
Zitate
- Schon 1967 war in einem Buch über Hifi-Technik zu lesen: Leider gibt es auf kaum einen vergleichbaren Gebiet eine solche Mischung von Glauben und Aberglauben wie in der HiFi-Stererophonie. Hoffentlich fallen nicht auch Sie in die Hände jenes Fachhändlers der seine Kunden in langen Monologen zu überzeugen sucht, daßss überhaupt nur Lautsprechermembranen aus afrikanischem Steppengras entfernte Aussichten haben, jemals HiFi-Qualität zu vermitteln. Oder jenes Fachhändlers, der in vertraulicher direkter Korrespondenz mit einem maßgeblichen Hersteller von Transistoren erfahren haben will, daß man zukünftig wieder auf Röhren übergehen wird, weil bei Transistoren ein völlig neuartiger und ungeklärter Klirrfaktor entstehe. Diese "vertrauliche" Information gibt er aber fleißig an jeden Kunden weiter.[4]
Weblinks
- Blog Weitergen: Staunen im Hifi Voodoo-Land, März 2010
- Ein Diskussionsforum zum Thema
- http://www.hifiaktiv.at/diverses/realistische_betrachtungen.htm
Quellennachweise
- ↑ www.teeundmusik.de/images/lads_stereo_12_2008.jpg
- ↑ http://www.dienadel.de/PADIS+Progressive+Audio+Distribution+High-End+Performance+Feinsicherung+5x20mm.htm
- ↑ Bericht der Sicherungen in Stereo 2-2008
- ↑ Curt Menke: Sterero und HiFi. Das Erlebnis des dredimensonalen Klanges., Seite 74