Steinzeitdiät: Unterschied zwischen den Versionen

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Wenn der Körper gezwungen wird, einen Großteil seiner Kalorien aus Protein zu gewinnen, tritt ein Phänomen auf, das rabbit starvation (Hasen-Hungern) genannt wird. Das ist eine Art von Hungersnot, die bei Inuit auftritt, wenn nur Hasen, aber keine fettreichen Meerestiere zur Verfügung stehen. Der hohe Stickstoffanteil des Proteins überfordert die Niere, was innerhalb von 3 Wochen zu ernsten Gesundheitsstörungen oder sogar zum Tode führen kann.
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Wenn der Körper gezwungen wird, einen Großteil seiner Kalorien aus Protein zu gewinnen, tritt ein Phänomen auf, das [http://en.wikipedia.org/wiki/Rabbit_starvation rabbit starvation] (Hasen-Hungern) genannt wird. Das ist eine Art von Hungersnot, die bei Inuit auftritt, wenn nur Hasen, aber keine fettreichen Meerestiere zur Verfügung stehen. Der hohe Stickstoffanteil des Proteins überfordert die Niere, was innerhalb von 3 Wochen zu ernsten Gesundheitsstörungen oder sogar zum Tode führen kann.
  
 
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Version vom 3. Februar 2010, 10:24 Uhr

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Die Steinzeitdiät (Paleo-Diät) ist eine Diät, die sich laut Befürwortern an Vorstellungen orientiert, wie eine Ernährungsweise des Menschen zur Altsteinzeit (Paleolithikum: -2 Millionen Jahre bis etwa -20.000 Jahre) ausgesehen haben könnte - und zwar bevor der Mensch Ackerbau und Viehzucht betrieb.

Die Steinzeitdiät geht im deutschsprachigen Raum auf das Buch ("Steinzeitdiät") von Walter L. Voegtlin aus dem Jahr 1975 zurück. Voegtlin ging davon aus, dass der damalige Altsteinzeitmensch ein Fleischfresser war, während die heutige Forschung im damaligen Menschen einen Allesfresser sieht. Der amerikanische Arzt Boyd Eaton propagiert die Steinzeitdiät ebenfalls seit 1985 und geht davon aus, dass die Ernährung unserer Vorfahren aus der Steinzeit die optimale und artgerechte Kost für den Menschen sei. Der Mensch soll an die Art der Nahrung, wie sie in der Altsteinzeit aufgenommen wurde, genetisch angepasst sein, so dass moderne Ernährungsformen für die Zivilisationskrankheiten verantwortlich seien.

Enge Beziehungen existieren zu den "low carb" Diäten (Beispiele Atkins-Diät, LOGI und Glyx) und Ernährungsweisen, wie auch zur ketogenen Ernährungsweise. Gemeinsam ist diesen Ernährungsweisen ein geringer Konsum von Kohlenhydraten (Zucker). Meist werden die Diäten und Ernährungsempfehlungen zur angestrebten Gewichtsreduktion eingesetzt.

Ein wissenschaftlicher Beleg für die Eignung dieser Methode zur dauerhaften Gewichtsreduktion existiert nicht. Der deutsche Lebensmittelchemiker Udo Pollmer bezeichnete die Steinzeitdiät als eine Hypothese ohne jeden wissenschaftlichen Beweis.

Grundannahmen

Die Grundannahmen zur Steinzeitdiät beziehen sich auf die Altsteinzeit, also den Zeitraum vor ca. 20.000 bis 10.000 Jahren. Im Gegensatz zu den Annahmen der Steinzeitdiät ist heute bekannt, dass zur Altsteinzeit unbegrenzte Mengen an hochglykämischen Speisen wie getrocknete Datteln oder Feigen geläufig waren.

Die Grundannahme ist, dass sich das menschliche Erbgut seit der Steinzeit nicht verändert habe. Folglich sei die steinzeitliche Ernährung die einzig „artgerechte Ernährung“ des Menschen, da sich der menschliche Organismus im Laufe von Millionen Jahren an diese perfekt angepasst habe. Die Altsteinzeit umfasste einen Zeitraum von fast 2,4 Mio. Jahren, alle weiteren Zeitalter bis heute insgesamt nur rund 15.000 Jahre, angeblich zu kurz für die nötige Anpassung des Körpers an neue Nahrungsmittel, wie z.B. Getreideprodukte und Milch.

Die „nicht artgerechte“ Ernährung mit nach-steinzeitlichen Nahrungsmitteln führt zu einer Vielzahl von Krankheiten, vor allem zum metabolischen Syndrom. Dabei kommt Hyperinsulinismus und Insulinresistenz durch einen hohen Anteil von Kohlenhydraten in der üblichen „Zivilisationskost“. Weitere Erkrankungen sind Bluthochdruck (Hypertonie), erhöhte Blutfettwerte (Hyperlipidämie) und erhöhter Blutzuckerspiegel (Hyperglykämie). Erkenntnisse aus der Paläopathologie sollen belegen, dass die altsteinzeitlichen Vorfahren größer und gesünder waren als die Menschen der folgenden Epochen. Knochenfunde erlauben jedoch nur bedingte Rückschlüsse auf den Zustand der nicht mehr erhaltenen inneren Organe und der Blutwerte. Die medizinischen Aussagen stützen sich daher auf Studienergebnisse zu Völkern, die heute noch als Nomaden oder Jäger und Sammler leben. Diese ließen den Schluss zu, dass sie auch im Alter nicht an typischen Zivilisationskrankheiten litten. Allerdings ist die Lebenserwartung dieser Ethnien deutlich niedriger als in Industriestaaten. Da jedoch bei der Lebenserwartung die hohe Säuglingssterblichkeit mit einfließt, lässt dies nur bedingt Rückschlüsse zu.

Mit Hilfe der Steinzeiternährung soll nicht nur das metabolische Syndrom verhindert werden, sondern auch das Risiko für Krebserkrankungen und Allergien soll signifikant sinken, die Leistungsfähigkeit soll steigen. Bisher gibt es keine wissenschaftlichen Langzeitstudien zu dieser Ernährungsform, die diese Erwartungen bestätigten könnten.

Methode

Die Paleo-Ernährungspyramide

Laut Befürwortern seien im Rahmen der Steinzeitdiät nur Nahrungsmittel zu konsumieren, die bereits in der Altsteinzeit zur Verfügung gestanden haben sollen. Dazu werden Fleisch (Wild), Fisch, Insekten, Larven und Würmer, Meeresfrüchte, Eier, Obst und Gemüse, ergänzend Kräuter, Pilze, Nüsse, Esskastanien und Honig genannt. Auf diese Weise soll der Körper seine Energie überwiegend aus Proteinen, Fett und Kohlenhydraten auf Gemüse- und Salatbasis gewinnen. Auf aufbereitete Nahrung wie Mehl, Getreide oder Milch- und Milchprodukte soll verzichtet werden. Lebensmittel wie Oliven, die ohne Verarbeitung ungenießbar wären, sollen ebenfalls gemieden werden.

Kritik

Eine wissenschaftliche Definition einer abstrakten "Steinzeiternährung" existiert nicht. Das Ernährungsverhalten von damaligen Sammler- und Jägergemeinschaften variierte erheblich. So konsumierten bestimmte Populationen (grönländische Inuits oder sibirische Evenkis) vorwiegend Lebensmittel tierischen Ursprungs. Andere Völker bevorzugten dagegen eher Wild­pflanzen.

Die Steinzeit umfasst einen Zeitraum von rund zwei Millionen Jahren; in diesem Zeitraum lebten verschiedene Spezies der Gattung Homo in unterschiedlichen Lebensräumen. Es gab daher keine einheitliche „Steinzeiternährung“, der Fleischanteil war sehr unterschiedlich. Für Evolutionsbiologen und Paläoanthropologen beginnt die Entwicklung des modernen Menschen (Homo sapiens), die so genannte Hominisation, auch nicht erst in der Steinzeit, sondern deutlich früher. Übliche Kriterien sind der aufrechte Gang, der bereits beim Australopithecus vorhanden war (biologische Evolution) oder die Nutzung von Kulturtechniken (kulturelle Evolution) beim Homo erectus. Der Australopithecus ernährte sich von Früchten, Samen, Pilzen, Wurzeln, Blättern, Eiern und kleinen Tieren, aber überwiegend vegetarisch. Die Kost des folgenden Homo habilis war ähnlich, ebenfalls mit geringem Fleischanteil. Homo erectus war dann in der Lage, die Pflanzennahrung durch Jagdbeute zu ergänzen.

Die Vertreter der Steinzeiternährung geben an, dass diese auch der Ernährungsweise der als Jäger und Sammler lebenden Völker entspricht. Tatsächlich differiert die Ernährung dieser Populationen erheblich, je nach Lebensraum, und reicht von überwiegend vegetarischer Kost bei den afrikanischen Gwi und !Kung bis zur fast ausschließlichen Ernährung von Fleisch und Fisch bei den Inuit in Grönland. Bei den Massai und den Turkana – beides Nomadenvölker – ist Milch das Hauptnahrungsmittel.

Die Aussage, dass sich das menschliche Erbgut seit der Steinzeit nicht verändert hat, ist nicht haltbar. Wissenschaftler haben rund 700 genetische Veränderungen gefunden, die in den letzten 10.000 Jahren aufgetreten sind. Zu diesen genetischen Veränderungen gehört die Entwicklung der Lactosetoleranz bei Erwachsenen, und zwar vor allem bei den Nachkommen der Stämme, die vor rund 10.000 Jahren die Viehzucht einführten und die heute in Europa, den USA und Australien leben. Hier verfügen 80 bis 90 Prozent der Bevölkerung über das für die Verarbeitung des Milchzuckers nötige Enzym Lactase. Entgegen der These der Steinzeitdiät-Vertreter habe diese Anpassung an ein neues Nahrungsmittel in einem relativ kurzen Zeitraum längst stattgefunden.

Gefahren

Wenn der Körper gezwungen wird, einen Großteil seiner Kalorien aus Protein zu gewinnen, tritt ein Phänomen auf, das rabbit starvation (Hasen-Hungern) genannt wird. Das ist eine Art von Hungersnot, die bei Inuit auftritt, wenn nur Hasen, aber keine fettreichen Meerestiere zur Verfügung stehen. Der hohe Stickstoffanteil des Proteins überfordert die Niere, was innerhalb von 3 Wochen zu ernsten Gesundheitsstörungen oder sogar zum Tode führen kann.

Weblinks



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