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Koerners Atlasmedizin wird von ihm bei Schmerzzuständen, Stress und Depression eingesetzt, sowie zur Motivations- und Leitungssteigerung im Sport. | Koerners Atlasmedizin wird von ihm bei Schmerzzuständen, Stress und Depression eingesetzt, sowie zur Motivations- und Leitungssteigerung im Sport. |
Version vom 22. April 2009, 20:10 Uhr
Atlasmedizin ist der Name einer humankybernetischen Alternativmedizin ohne bekanntgewordene Wirksamkeit des Berliner Orthopäden, Ingenieurs und Geistheiler Herbert Koerner. Die Methode kann im weitesten Sinne als eine esoterisch-inspirierte Methode der Chiropraktik oder manuellen Medizin verstanden werden. Dies fand zwar in der Medizin keine erwähnenswerte Resonanz und Rezeption, führte jedoch immerhin zu einer Berichterstattung durch RTL-TV [1] und Artikel in den VDI-Nachrichten des Vereins Deutscher Ingenieure, sowie in Die Welt und Berliner Morgenpost. Seriös zu nennenden Fachliteratur oder Fachartikel über die Atlasmedizin in annerkannten Journalen sind in wissenschaftlichen Datenbanken nicht auffindbar.
Koerners Atlasmedizin wird von ihm bei Schmerzzuständen, Stress und Depression eingesetzt, sowie zur Motivations- und Leitungssteigerung im Sport.
Die Koernersche Atlasmedizin wird von ihren Befürwortern als eine Reflextherapie bezeichnet, die nicht näher erläuterte biologische Regelkreise des menschlichen Körpers günstig beeinflussen könne. Ziel jeder atlasmedzinischen Therapie sei eine angestrebte Harmonisierung von Informationssignalen. Zu den von Koerner vermuteten zugrunde liegenden Effekten sind Angaben lediglich in seiner Patentschrift, nicht jedoch in der Fachliteratur zu finden. In seiner Patenanmeldung schreibt Koerner, dass er über besondere Fähigkeiten verfüge, die es ihm ermöglichten, Energien unbekannter Art an seine Patienten zu senden, die angeblich weder medizinisch noch naturwissenschaftlich zu erklären seien. Im Verlaufe der Zeit habe sich der Schwerpunkt seiner ärztlichen Arbeit von der konventionellen oder schulmedizingemäßen Patientenbehandlung auf eine andersartige Behandlung von Schmerzpatienten verlagert, vor allem von solchen, die unter Gesichtspunkten der konventionellen Methodik als "austherapiert" anzusehen wären. Als einen Ansatz zur Erklärung im Sinne einer Arbeitshypothese beschreibt der Anmelder die von ihm angewandte Methode als eine von ihm vorgenommene Übertragung von Energie bzw. Information in das komplexe Regelsystem, als welches der Patient in seiner Gesamtheit anzusehen ist, hinunter bis auf eine Systemebene der Zellstrukturen. Dabei fungierten Arzt und Patient wechselweise als Sender oder als Empfänger mit der Sendepriorität beim Arzt. Analoge Vermutungen sind typisch für die Geistheilerszene. Durch Experimente habe Koerner herausgefunden, dass eine Energieübertragung mittels elektrischer, magnetischer oder elektromagnetischer Mechanismen auszuschließen sei, aber Gravitationsfelder in Betracht kämen. Ebenso sei eine psychologische Beeinflussung des Patienten nicht in Betracht zu ziehen, da der Patient durch die Wunderbehandlung auch dann Wirkungen empfinden soll, wenn er z.B. aufgrund einer ihn vom behandelnden Arzt trennenden Wand, diesen weder sehe noch höre. Aber genau diesen Aspekt seiner Heilungen wollte Koerner partout bei einer Demonstration vor geladenen Skeptikern und Zuschauern nicht experimentell zeigen.
Bei der Atlastherapie nach Koerner spielt der menschliche Atlas eine besondere Rolle. Im Gegensatz zu konkurrierenden anderen Verfahren um den Atlas (Beispiele: Atlasprofilax, Vitalogie, Vitametik oder Atlantotec) soll seine Methode jedoch nur Ärzten vorbehalten bleiben.
Bei einigen vor Zeugen durchgeführten Vorführungen und Tests am 21. April 2006 kam es zu keinen nennenswerten, von Koerner postulierten, Heileffekten, die über einen möglichen zu erwartenden Placeboeffekt hinausgingen. Eine Demonstration des angesagten Remote Viewing durch eine geschlossene Tür wurde bei dieser Gelegenheit abgesagt. [1]
Methodik
Nach einer Anamnese wird von Koerner angegeben, dass er zu diagnostischen Zwecken ein sogenanntes medizinisches Kontrollgerät aus der russischen Raumfahrttechnik einsetze, das computergestützte Expertensystem PROGNOS. Dieses soll auf Grundlage von Annahmen der Traditionellen Chinesischen Medizin eine energetische Meridianmessung dokumentieren können, die frühzeitig Erkrankungen erkennen helfe.
Der therapeutische Arm der Atlasmedizin beinhaltet sogenannte Handimpulse und TBS-Impulse (Temporary-Brain-Splitting). Des Weiteren erwartet Koerner von seinen Patienten sportliche Aktivitäten an der Grenze der schmerzlichen Erträglichkeit und ohne dabei auf Schmerzmittel zurückzugreifen. Nach Koerner seien therapeutisch prinzipiell drei Behandlungsebenen erkennbar:
- Beabsichtigtes Ausschalten angenommener cerebraler Fehlregulationen, einschließlich Schmerzen und Depressionen, durch einen TBS-IMPULS (Temporary-Brain-Splitting). Der Therapeut zieht dabei den sitzenden Patienten mit seiner Stirn auf Höhe des eigenen Brustbeins. Dann werden Manipulationen mit dem Mittelfinger am Hinterkopf im Bereich des Atlas durchgeführt. Dabei komme es zu einem hochenergetischen Impuls in Richtung Stammhirn. Hierbei soll es auch zu einer vorübergehenden Trennung der beiden Hirnhälften kommen, behauptet Koerner. Dies führe zu einer Stimmungsaufhellung mit Wirkung als Ganzheitstherapie.
- Beeinflussung von angenommenen Fehlregulationen und Schmerzsignalen innerer Organe über Beeinflussungen bestimmter Hautreflexzonen.
- Manuelle, kontralaterale sogenannte Reflextherapie von Schmerzen. Dabei soll der Schmerz durch einen kontralateralen Handimpuls aus dem Körper herausgedrückt werden, wobei Manipulationen in der Atlasgegend eine besondere Rolle spielen.
Das Pilsglasexperiment nach Herbert Koerner
Im Jahre 2005 ließ Koerner ein Mechanisches Signalübertragungssystem mit Biergläsern zum Patent Aktenzeichen DE102005013203A1 [2] anmelden, weil er dafür keine physikalische Erklärung fand. Dabei werden zwei benachbarte Pils-Biergläser jeweils mit Wasser gefüllt und in diese je ein kleineres Kölschglas gesetzt, die ebenfalls mit etwas Wasser gefüllt sind. Eine Drehbewegung eines Kölschglases soll demnach eine Drehung des anderen Kölschglases bewirken, ohne dass dieses dabei berührt werde. Wichtig sei nach Koerner, dass die Pilsgläser so bis zum Überlaufen mit Wasser gefüllt werden, dass sich ein kleiner "Wasserberg" bilde.
Nach Meinung von Koerner sei für die Drehbewegung des zweiten Glases die Anwesenheit von beobachtenden Personen sowie begleitende quantenmechanische Effekte als nichtmaterieller Steuerungseffekt verantwortlich, und nicht hypothesensparsamer im Sinne von Ockhams Rasiermessers klassische Koppeleffekte über einen gemeinsamen Tisch oder eine sonstige gemeinsame mechanische Verbindung. So ist seit dem 17. Jahrhundert durch Christiaan Huygens bekannt [3], dass Pendeluhren an einer gemeinsamen Wand auf gut mit klassischer Physik erklärbare Weise (Lock-in-Effekt [4]) geringe mechanische Energien austauschen können, die nach einer Weile zu synchronen gekoppelten Pendelbewegungen führen [5].
Als bei einer Demonstration des Koernerschen Pilsglaseffekts der Physiker und bekannte Skeptiker Martin Lambeck hinzugezogen wurde, und dieser experimentell die Biergläser auf zwei getrennten Tischen aufstellen ließ, ließen sich - wie aus der klassischen Physik her zu erwarten - die Dreheffekte nicht mehr zeigen [6].
Literatur
- Bettina Reckter: Ein Ingenieur lässt Energien fließen. VDI-Nachrichten vom 7. Juni 2002
- Matthias J. Müncheberg: Arzt unter weißem Tuch. Berliner Morgenpost vom 22. Februar 2003
- Bettina Reckter: Sechster Sinn gegen Schmerz. VDI-Nachrichten, 6. Juni 2003
- Carola Wittkowski: Alle Hände voll zu tun. Skirennläuferin Hilde Gerg verdankt ihr erfolgreiches Comeback der Alternativmedizin – Schwimm-Funktionäre lehnen sie ab. DIE WELT vom 11. Dezember 2003
- Raik Hannemann: Völker hört die Signale ihres Körpers. DIE WELT vom 14. Februar 2004
Weblinks
Quellennachweise
- ↑ http://www.zeit.de/zeit-wissen/2006/06/Lambeck-Test.xml
- ↑ http://www.patent-de.com/20060928/DE102005013203A1.html
- ↑ C. Huygens: Die Pendeluhr - Horologium Oscillatorium, Hrsg.: A. Heckscher, A. v. Oettingen, Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig (1913) S. 24.
- ↑ http://de.wikipedia.org/wiki/Lock-in-Effekt_(Physik)
- ↑ http://de.wikipedia.org/wiki/Gekoppelte_Pendel
- ↑ http://www.zeit.de/zeit-wissen/2006/06/Lambeck-Test.xml