Commander Jansen - SHAEF Bande: Unterschied zwischen den Versionen
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Die Bande begann ihre Aktivitäten spätestens im Jahre 2020 und agierten in Niedersachsen aus dem Raum Oldenburg, Bovenden (Ortsteil von Göttingen) und Bad Sachsa (Landkreis Göttingen). Als Kopf der Bande machte ein 54 Jähriger mit dem Phantasienamen "Thorsten Gerhard Jansen, Soldier, Lieutenant Commander SHAEF" auf sich aufmerksam. Ihm zur Seite stand eine Frau, die sich als "lieutenant Andra" bezeichnete und von Beobachtern einer Anna Tischler zugeordnet wurde. Die Gruppe gab in Reichsbürgerjargon vor eine erfundene "S.H.A.E.F. Regierungsinstitution Deutschland" zu vertreten. | Die Bande begann ihre Aktivitäten spätestens im Jahre 2020 und agierten in Niedersachsen aus dem Raum Oldenburg, Bovenden (Ortsteil von Göttingen) und Bad Sachsa (Landkreis Göttingen). Als Kopf der Bande machte ein 54 Jähriger mit dem Phantasienamen "Thorsten Gerhard Jansen, Soldier, Lieutenant Commander SHAEF" auf sich aufmerksam. Ihm zur Seite stand eine Frau, die sich als "lieutenant Andra" bezeichnete und von Beobachtern einer Anna Tischler zugeordnet wurde. Die Gruppe gab in Reichsbürgerjargon vor eine erfundene "S.H.A.E.F. Regierungsinstitution Deutschland" zu vertreten. | ||
− | Zusammen mit tausenden Hassbotschaften wurden persönliche Kontaktdaten, dienstliche Anschriften und Bilder der von der Gruppe Verhassten und zum "Tode Verurteilten" veröffentlicht. Inhaltlich orientierten sich die inzwischen Beschuldigten Bandenmitglieder an typischen Reichsbürgernarrativen und an Verschwörungstheorien und Falschnachrichten der Querdenker in Deutschland. Zahlreiche der Zielpersonen der Hassbotschaften und "Todesurteile" sind Politiker, Polizeibeamte, Schulleiter, Bürgermeister, Befürworter von Schutzimpfungen gegen das neue Coronavirus oder Befürworter einer Maskenpflicht. | + | Zusammen mit tausenden Hassbotschaften wurden persönliche Kontaktdaten, dienstliche Anschriften und Bilder der von der Gruppe Verhassten und zum "Tode Verurteilten" veröffentlicht. |
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+ | Ein verhasster Gerichtsvollzieher fand ein an ihn adressiertes "Todesurteil" an der Haustür eines von ihm aufgesuchten Schuldners, der sich selbst als "First Commander" bezeichnete (möglicher Weise "Commander Jansen"). | ||
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+ | Inhaltlich orientierten sich die inzwischen Beschuldigten Bandenmitglieder an typischen Reichsbürgernarrativen und an Verschwörungstheorien und Falschnachrichten der Querdenker in Deutschland. Zahlreiche der Zielpersonen der Hassbotschaften und "Todesurteile" sind Politiker, Polizeibeamte, Schulleiter, Bürgermeister, Befürworter von Schutzimpfungen gegen das neue Coronavirus oder Befürworter einer Maskenpflicht. Die übliche Hinrichtungsart war "Tod durch Erschiessen". | ||
Ihre Hassbotschaften verbreitete die Gruppe anonym über Twitter und Telegram. | Ihre Hassbotschaften verbreitete die Gruppe anonym über Twitter und Telegram. | ||
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==SHAEF== | ==SHAEF== | ||
− | Die Abkürzung SHAEF bezieht sich auf "Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force", die nach der Kapitulation der Wehrmacht existierte und danach aufgelöst wurde. Die hier thematisierte Gruppe versuchte den Anschein zu erwecken, dass die SHAEF weiter existiere und in Deutschland als eigentliche machtausübende Institution anzusehen sei. Die Existenz der Bundesrepublik Deutschland wird dabei in Reichsbürgermanier geleugnet. | + | Die Abkürzung SHAEF bezieht sich auf "Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force", die nach der Kapitulation der Wehrmacht existierte und danach aufgelöst wurde. Die hier thematisierte Gruppe versuchte den Anschein zu erwecken, dass die SHAEF weiter existiere und in Deutschland als eigentliche machtausübende Institution nach Besatzungsrecht anzusehen sei. Die Existenz der Bundesrepublik Deutschland wird dabei in Reichsbürgermanier geleugnet. |
==Kriminalgeschichte== | ==Kriminalgeschichte== | ||
Am 1. Dezember 2021 konnte von der Schwerpunktstaatsanwaltschaft "Göttinger Zentralstelle zur Bekämpfung von Hasskriminalität im Internet" (gegründet September 2020) die bereits seit vielen Monaten aktive Commander Jansen/SHAEF - Bande von Reichsbürgern und Gegnern von Coronaschutzmassnahmen festnehmen. Zugleich wurden bei Hausdurchsuchungen Computer, Smartphones und Tablets beschlagnahmt. Als Zeitpunkt wählte man den bundesweiten "Aktionstag gegen Hasskriminalität" am 1. Januar 2021. Nach den Festnahmen wurden die von "Commander Jansen" benutzten Telegramkanäle abgeschaltet. | Am 1. Dezember 2021 konnte von der Schwerpunktstaatsanwaltschaft "Göttinger Zentralstelle zur Bekämpfung von Hasskriminalität im Internet" (gegründet September 2020) die bereits seit vielen Monaten aktive Commander Jansen/SHAEF - Bande von Reichsbürgern und Gegnern von Coronaschutzmassnahmen festnehmen. Zugleich wurden bei Hausdurchsuchungen Computer, Smartphones und Tablets beschlagnahmt. Als Zeitpunkt wählte man den bundesweiten "Aktionstag gegen Hasskriminalität" am 1. Januar 2021. Nach den Festnahmen wurden die von "Commander Jansen" benutzten Telegramkanäle abgeschaltet. | ||
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+ | Zu den fünf Festgenommenen soll ein 54 jähriger aus Bovenden (Gö) und ein 72 jähriger Mann aus Bad Sachsa (LK Gö) gehören. Der Mann aus Bovenden soll laut Presse gedroht haben alle Politiker sofort zu erschiessen oder zu erhängen. Der 72 jährige soll gefordert haben die Mitglieder der Bundesregierung, Richter und Flüchtlinge standrechtlich zu erschiessen. | ||
Der vermutete 54 jährige Haupttäter (alias Commander Jansen) war bereits vor dem Aktionstag ins Visier der Ermittler geraten und war nach Stuttgart abgetaucht. Er wurde im Stuttgarter Raum zusammen mit einer ebenfalls beschuldigten Frau verhaftet. Gegen eine weitere Person aus Baden-Württemberg soll es weitere Ermittlungen geben. | Der vermutete 54 jährige Haupttäter (alias Commander Jansen) war bereits vor dem Aktionstag ins Visier der Ermittler geraten und war nach Stuttgart abgetaucht. Er wurde im Stuttgarter Raum zusammen mit einer ebenfalls beschuldigten Frau verhaftet. Gegen eine weitere Person aus Baden-Württemberg soll es weitere Ermittlungen geben. |
Version vom 2. Dezember 2021, 14:30 Uhr
Spätestens seit 2020 verbreitete eine anonyme Commander Jansen - SHAEF Bande im deutschsprachigen Internet (vornehmlich Telegram) Hassbotschaften und so genannte Todesurteile gegen von Ihnen verhasste Personen. Auf Grund der Inhalte der Botschaften, Wortwahl und Vorgehen ist die Band dem Überschneidungsbereich zwischen Reichsbürgerbewegung und den Coronamassnahmengegnern zuzuordnen.
Die Bande begann ihre Aktivitäten spätestens im Jahre 2020 und agierten in Niedersachsen aus dem Raum Oldenburg, Bovenden (Ortsteil von Göttingen) und Bad Sachsa (Landkreis Göttingen). Als Kopf der Bande machte ein 54 Jähriger mit dem Phantasienamen "Thorsten Gerhard Jansen, Soldier, Lieutenant Commander SHAEF" auf sich aufmerksam. Ihm zur Seite stand eine Frau, die sich als "lieutenant Andra" bezeichnete und von Beobachtern einer Anna Tischler zugeordnet wurde. Die Gruppe gab in Reichsbürgerjargon vor eine erfundene "S.H.A.E.F. Regierungsinstitution Deutschland" zu vertreten.
Zusammen mit tausenden Hassbotschaften wurden persönliche Kontaktdaten, dienstliche Anschriften und Bilder der von der Gruppe Verhassten und zum "Tode Verurteilten" veröffentlicht.
Ein verhasster Gerichtsvollzieher fand ein an ihn adressiertes "Todesurteil" an der Haustür eines von ihm aufgesuchten Schuldners, der sich selbst als "First Commander" bezeichnete (möglicher Weise "Commander Jansen").
Inhaltlich orientierten sich die inzwischen Beschuldigten Bandenmitglieder an typischen Reichsbürgernarrativen und an Verschwörungstheorien und Falschnachrichten der Querdenker in Deutschland. Zahlreiche der Zielpersonen der Hassbotschaften und "Todesurteile" sind Politiker, Polizeibeamte, Schulleiter, Bürgermeister, Befürworter von Schutzimpfungen gegen das neue Coronavirus oder Befürworter einer Maskenpflicht. Die übliche Hinrichtungsart war "Tod durch Erschiessen".
Ihre Hassbotschaften verbreitete die Gruppe anonym über Twitter und Telegram.
Unterstützerszene
Die inzwischen von der Polizei zerschlagene Bande agierte nicht ohne aktive Unterstützer. Die Gruppe hatte im Internet rund 15.000 so genannte "follwer", das heisst Abonennten der Botschaften. Zahlreiche der Hassbotschaften und "Todesurteile" wurden von Unterstützern und Sympathisanten gelobt, weiterverbreitet und somit "multipliziert". Zu den Unterstützern gehören (Liste nicht vollständig):
- deutschsprachige Qanon-Anhänger
SHAEF
Die Abkürzung SHAEF bezieht sich auf "Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force", die nach der Kapitulation der Wehrmacht existierte und danach aufgelöst wurde. Die hier thematisierte Gruppe versuchte den Anschein zu erwecken, dass die SHAEF weiter existiere und in Deutschland als eigentliche machtausübende Institution nach Besatzungsrecht anzusehen sei. Die Existenz der Bundesrepublik Deutschland wird dabei in Reichsbürgermanier geleugnet.
Kriminalgeschichte
Am 1. Dezember 2021 konnte von der Schwerpunktstaatsanwaltschaft "Göttinger Zentralstelle zur Bekämpfung von Hasskriminalität im Internet" (gegründet September 2020) die bereits seit vielen Monaten aktive Commander Jansen/SHAEF - Bande von Reichsbürgern und Gegnern von Coronaschutzmassnahmen festnehmen. Zugleich wurden bei Hausdurchsuchungen Computer, Smartphones und Tablets beschlagnahmt. Als Zeitpunkt wählte man den bundesweiten "Aktionstag gegen Hasskriminalität" am 1. Januar 2021. Nach den Festnahmen wurden die von "Commander Jansen" benutzten Telegramkanäle abgeschaltet.
Zu den fünf Festgenommenen soll ein 54 jähriger aus Bovenden (Gö) und ein 72 jähriger Mann aus Bad Sachsa (LK Gö) gehören. Der Mann aus Bovenden soll laut Presse gedroht haben alle Politiker sofort zu erschiessen oder zu erhängen. Der 72 jährige soll gefordert haben die Mitglieder der Bundesregierung, Richter und Flüchtlinge standrechtlich zu erschiessen.
Der vermutete 54 jährige Haupttäter (alias Commander Jansen) war bereits vor dem Aktionstag ins Visier der Ermittler geraten und war nach Stuttgart abgetaucht. Er wurde im Stuttgarter Raum zusammen mit einer ebenfalls beschuldigten Frau verhaftet. Gegen eine weitere Person aus Baden-Württemberg soll es weitere Ermittlungen geben.
Beobachter der Gruppe hatten zuvor mehrfach die Behörden auf die Gruppe aufmerksam gemacht.
Siehe auch
- Deutsches Polizeihilfswerk, gewaltbereite Reichsbürgergruppe, ebenfalls inzwischen zerschlagen. Straftäter wurden verurteilt.
Presseartikel
- Ermittler verhaften mutmaßlichen Verfasser von "Todesurteilen", Göttinger Tageblatt, S. 27, 2. Dezember 2021 (kostenpflichtig)