Pseudomedizin: Unterschied zwischen den Versionen

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# Einfache, anschauliche, wenn nicht sogar naive Theorien zum angeblichen Wirkmechanismus, oft auch zusätzlich zur Bezugnahme auf Quantenphysik o.ä. Beispiele:
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# Einfache, anschauliche, wenn nicht sogar naive Theorien zum angeblichen Wirkmechanismus, oft auch zusätzlich zur Bezugnahme auf Quantenphysik o.ä. Beispiele: Krebs aushungern durch eine [[Krebsdiät]], Tumorverbrennung durch [[Hyperthermie|Ganzkörperhyperthermie]], Löschen von schädlichen Schwingungen durch Zufuhr von umgekehrt gepolten Schwingungen ([[Bioresonanz]])
::– Krebs aushungern durch eine [[Krebsdiät]]
 
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# Verfahren sind bei vielen Krankheiten (wenn nicht sogar allen) und in allen Krankheitsstadien wirksam
 
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Version vom 7. März 2009, 10:06 Uhr

Als Pseudomedizin werden Verfahren bezeichnet, die den Anspruch erheben, wirksame Konzepte der Medizin zu sein, ohne dass jedoch eine Eignung aus neutraler Sicht nachweisbar ist oder dass sie mit dem aktuellen Kenntnisstand der wissenschaftsbasierten Medizin (auch evidenzbasierte Medizin oder evidence based medicine, EBM) vereinbar sind. Pseudomedizinische Verfahren präsentieren sich dennoch häufig als etablierte Verfahren, oft unter Anwendung oder Missbrauch von Begriffen aus der wissenschaftlichen Medizin und den Naturwissenschaften. Sie sind die Pseudowissenschaften der Medizin.

Die evidenzbasierte Medizin nutzt teilweise auch Verfahren, deren Wirksamkeit reproduzierbar belegt ist, von denen man aber noch nicht im Detail weiß, wie oder warum sie wirken. Solche Verfahren sind nicht der Pseudomedizin zuzurechnen.

Der Begriff Pseudomedizin überschneidet sich teilweise mit den Begriffen Alternativmedizin und Komplementärmedizin, die sowohl von Befürwortern pseudomedizinischer Verfahren benutzt werden als auch von Kritikern als Synonym zu Pseudomedizin. Andererseits bezeichnen Pseudomediziner die wissenschaftsbasierte Medizin meistens als Schulmedizin.

Typische Merkmale

Oft erkennt man pseudomedizinische Verfahren am Vorhandensein von einigen der folgenden Merkmale:

  1. Anbieter verweisen auf eine ungewöhnlich umfangreiche Ausbildung und Qualifikation an vielen Instituten ("bei Dr. Soundundso")
  2. Präparate sind chemisch ungenau definiert, ihre Zusammensetzung wird laufend verändert
  3. Behauptungen, "die Schulmedizin" würde den Menschen "nur als chemische Maschine betrachten" o.ä.
  4. Deshalb sei in der Medizin ein "Paradigmenwechsel" notwendig, stehe bevor, oder habe bereits stattgefunden
  5. Betonung, dass das Verfahren auf der modernen Wissenschaft basiere und Berufung auf etablierte, aber für Laien schwer verständliche Konzepte wie Relativitätstheorie und (zur Zeit häufig) Quantenmechanik
  6. Aus den Naturwissenschaften entlehnte Begriffe wie Energie, Welle, Frequenz, Resonanz oder Feld werden in verschwommener Weise benutzt, aber häufig so, als ob jedermann klar sei, was z.B. ein "Feld" ist
  7. Aufzählung von Namen berühmter Wissenschaftler wie Planck, Bohr, Einstein und Heisenberg
  8. Nennung von Namen wie Galilei oder Semmelweis, als Beispiele für Forscher, deren Erkenntnisse sich erst viel später durchsetzten und allgemein anerkannt wurden
  9. Einfache, anschauliche, wenn nicht sogar naive Theorien zum angeblichen Wirkmechanismus, oft auch zusätzlich zur Bezugnahme auf Quantenphysik o.ä. Beispiele: Krebs aushungern durch eine Krebsdiät, Tumorverbrennung durch Ganzkörperhyperthermie, Löschen von schädlichen Schwingungen durch Zufuhr von umgekehrt gepolten Schwingungen (Bioresonanz)
  10. Keine Kontraindikationen und keine Nebenwirkungen
  11. Verfahren sind bei vielen Krankheiten (wenn nicht sogar allen) und in allen Krankheitsstadien wirksam
  12. Diagnose- und Therapiegeräte werden außer zur Behandlung von Erkrankungen auch zur Anwendung durch z.B. Unternehmensberater, Partnervermittlungen, Baubiologen und Landwirte empfohlen

Siehe auch: Zehn Indizien für Quacksalberei des arznei-telegramms.

Beispiele

Eine große Zahl pseudomedizinischer Behandlungs- und Diagnoseverfahren ist bei EsoWatch in den folgenden Kategorien aufgeführt:


Pseudomedizinische Phytotherapie mit geschützten Pflanzenarten

Viele Methoden verwenden Wirkstoffe pflanzlicher Herkunft. Unter den Pflanzen sind auch etwa 350 geschützte Pflanzenarten zu finden. Beispiele sind:

  • Hoodia spp.
  • Afrikanisches Stinkholz (Prunus africana, syn.Pygeum africanum). Handel verboten
  • Indische Kostuswurzel (Saussurea costus, syn. S. lappa)
  • Arnika
  • Kanadische Gelbwurz
  • Adonisröschen

Ein Handel mit diesen Pflanzen oder mit Präparaten daraus ist nur unter besonderer Kontrolle der Organisation CITES erlaubt.

Durch intensiven Abbau sind für die kommerzielle internationale Nutzung viele Pflanzenarten so rücksichtslos ausgebeutet worden, dass sie heute vom Aussterben bedroht sind [1]. Gleichzeitig ist der Wirksamkeitsnachweis oftmals schwach oder nicht existent [2].

Pseudomedizin und Tierschutz

Gefangen gehaltene Asiatische Schwarzbären zur Gewinnung von Galle

Einige Mittel, die bei pseudomedizinischen Verfahren (insbesondere fernöstlicher Herkunft) verwendet werden, stammen aus der Jagd nach Tieren, die entweder vom Aussterben bedroht oder auf andere Weise gesetzlich geschützt sind.

Verwendet werden beispielsweise Tigerknochen oder Rhinozeroshörner zur angestrebten Potenzsteigerung. Die Wilderei an diesen Arten, auch wegen der zugeschriebenen Wirkung der aus ihnen gewonnenen Mittel, gefährdet viele Arten zusätzlich auf sinnlose Weise. Ein weiteres Beispiel ist der massenhafte Fang von Seepferdchen oder Haien zur Gewinnung von Haiknorpel zu "medizinischen" Zwecken, wodurch einige Arten bereits vom Aussterben bedroht sind.

Noch immer wird die Ursodeoxycholsäure, ein Mittel der Traditionellen Chinesischen Medizin aus der Galle von lebenden asiatischen Schwarzbären gewonnen, denen zu diesen Zwecken eine Dauerkanüle verlegt wird, um die Tiere täglich "anzuzapfen". Dies bedeutet für die in engen Käfigen in sogenannten Bärenfarmen gehaltenen Tiere eine unvorstellbare Tierquälerei. Die medizinisch bei Lebererkrankungen wirksame Substanz Ursodeoxycholsäure kann dagegen seit längerer Zeit rein synthetisch hergestellt werden. Dennoch bevorzugen viele Abnehmer die tierisch gewonnene Variante.

Literatur

  • J. Brissonnet: Les pseudomédecines, coll. Zététique, Book-e-book.com, 2003 [1]
  • Edzard Ernst: The Desktop Guide to Complementary and Alternative Medicine. An evidence-based approach. Mosby, Harcourt Publishers Limited 2001
  • Colin Goldner: Alternative Diagnose- und Therapieverfahren: Eine kritische Bestandsaufnahme. Alibri 2008
  • Martin Lambeck: Irrt die Physik? Über alternative Medizin und Esoterik, Beck Verlag 2003
  • Simon Singh, Edzard Ernst: Trick or Treatment: The Undeniable Facts about Alternative Medicine. Random House 2008

Siehe auch: Literaturhinweise im Artikel Alternativmedizin

Weblinks

Quellen