Aromatherapie: Unterschied zwischen den Versionen
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==Pharmakologische Wirkungen von ätherischen Ölen== | ==Pharmakologische Wirkungen von ätherischen Ölen== |
Version vom 15. August 2018, 10:40 Uhr
Die Aromatherapie ist eine pseudomedizinischen geruchsheilkundliche Therapie, bei der verschiedene Duftstoffe, vor allem ätherische Öle zur Heilung, Linderung oder Verhütung von Krankheiten, Infektionen oder Unwohlsein eingesetzt werden, wobei die entsprechenden Substanzen ausschließlich inhaliert werden sollen. Die Aromatherapie geht auf den französischen Chemiker R. M. Gattefossé (1881–1950) zurück, der den Begriff in den 1920er Jahren einführte. Er glaubte, dass bestimmte ätherische Öle eine antiseptische Wirkung haben und durch die Haut zu dringen vermögen.
Pharmakologische Wirkungen von ätherischen Ölen
Ätherische Öle können durchaus pharmakologische Wirkungen besitzen, wenn sie z.B. direkt auf die Haut aufgetragen oder als Pflanzenheilmittel eingenommen werden:
- leicht antibakteriell bei äußerlicher Anwendung: Myrrhe, Rosmarin, Wacholder
- antidepressiv: Jasmin
- entzündungshemmend: Kamille, Lavendel, Muskatellersalbei, Myrrhe, Nelke, australischer Teebaum (Teebaumöl)
- fiebersenkend: Eukalyptus, Zitrone
- hustenstillend: Thymian, Ysop
- die Gallensaftproduktion anregend: Ingwer, Pfefferminze, Poleiminze, Rosmarin
- desodorierend: Bergamotte, Lavendel, Orange, Rosmarin, Sandelholz, australischer Teebaum, Zitrone
- harntreibend: Fenchel, Rosmarin, Wacholder
- schleimlösend (Lunge): Anis, Benzoe, Eukalyptus, Fenchel, Sandelholz
- durchblutungsfördernd: Kampfer, Muskat, Rosmarin, Zimt
- entkrampfend: Pfefferminz
Durchführung
Angewendet werden die ätherischen Öle als Ab-/Einreibungen, Auflagen mit Wickeln/Kompressen, Dampfbäder, Inhalationen, Geruchspflaster, (Mund-)Spülungen, Voll- und Teilbäder. In Kapselform werden manche Öle auch eingenommen; es können auch Tinkturen, Sirupe oder Weine verwendet werden. Relativ häufig finden sich Duftkissen oder -lampen, Räucherstäbchen und Vernebelungskerzen.
Im New-Age-Bereich wird behauptet, dass Heilpflanzen ein Energiepotential besäßen, das durch den Duft auf den Menschen übertragbar sei. Dies entspricht nicht wissenschaftlichen Fakten.
Nebenwirkungen
Für gewöhnlich wird der Aromatherapie ein geringes Nebenwirkungspotential zugesprochen; dies ist jedoch nur bedingt richtig. Beispielsweise ist Teebaumöl ein starkes Allergikum, so dass bei Personen, die dieses sehr intensiv anwenden, allergische Reaktionen auftreten können. Zudem wirkt der hohe Gehalt an Terpenen lebertoxisch. Auf die Anwendung ätherischer Öle bei Säuglingen und Kleinkindern sollte verzichtet werden. Das arznei-telegramm berichtete 2001 von einem dreijährigen Kind mit schwerer Atemnot nach Inhalation ätherischer Öle.[1]
Befürworter dieser Methode, wie die US-amerikanische Krankenschwester Joanna Trevelyan[2] warnen vor der Verwendung bestimmter Öle bei Epilektikern (Fenchel), Patienten mit hohem Blutdruck (Rosmarin, Thymian) sowie bei Schwangeren (Arnica, Zypresse, Jasmin, Majoran, Myrrhe, Pfefferminz, Kamille oder Lavendel).
Der Münchner Dermatologe Professor Dr. Hans C. Korting von der Dermatologischen Klinik der Ludwig-Maximilians-Universität München beschrieb 1995 einen Fall eines 53-jährigen Patienten, der zwei Jahre lang die Aromatherapie wegen verschiedener leichterer Erkrankungen anwendete, wobei er entsprechende Bäder nahm bzw. getränkte Wickel auf die Haut applizierte. Der Mann hatte zuhause 40 verschiedene Öle bereit stehen, von denen er zumeist Teebaum-, Ylang-Ylang-, Rosen-, Jasmin-, Sandelholz- oder Jasminöl verwendete. Der Mann wies schwere Hautreaktionen in Form eines teilweise ödematösen, exudativen und erosiven Erythems an Kopf, Nacken, Gesicht und Händen auf. Die Hauterscheinungen ließen sich durch eine Cortisonbehandlung wieder deutlich bessern. Nach Entlassung aus dem Krankenhaus entwickelte er erneut Hautausschläge, obgleich er lediglich die Düfte der Öle eingeatmet hatte und sie nicht mehr auf die Haut auftrug. Die Allergietestung ergab eine Sensibilisierung des Patienten u.a. gegen Eukalyptus-, Lavendel-, Rosenholz- und Jasminöl.[3]
Die Dermatologen Rochelle R. Weiss und William D. James von der dermatologischen Universitätsklinik Philadelphia/Pennsylvania berichteten 1997 über eine 39-jährige Patientin, die mehrere Jahre lang täglich aromatherapeutische Produkte eingesetzt hatte. Sie hatte pfefferminzölhaltiges Haarspray benutzt und täglich Sprays aus Jasmin- und Lavendelölen zur Gesichtspflege verwendet. Sie entwickelte eine allergische Kontaktdermatitis im Gesicht, die zehn Wochen anhielt. Erst nach Absetzen der verwendeten Lotionen und Shampoos bildeten sich die Hauterscheinungen zurück.[4]
Weitere Fälle von allergischer Kontaktdermatitis wurden in England bekannt. In der Dermatologischen Klinik des Royal Hallamshire Hospital in Sheffield stellte sich eine seit zwölf Jahren praktizierende 32-jährige Aromatherapeutin vor, die sich gegen mehrere ätherische Öle (Lemone, Lavendel, Cananga, Ylang-Ylang) sensibilisiert hatte und an beiden Händen erhebliche Ausschläge aufwies.[5] Im Monklands District General Hospital im britischen Airdrie wurde eine 53jährige Aromatherapeutin behandelt, die auf verschiedene Öle (Ringelblume, Zypresse, Lavendel, Basilikum, Lemone, Majoran) mit einem allergischen Ekzem reagierte.[6]
In Portugal erschien eine erst 18-jährige Friseurin, die seit vier Jahren beruflichen Umgang mit Aromatherapieprodukten hatte, in der Dermatologischen Klinik des Santa Maria Hospitals in Lissabon. Ihre Hände wiesen Ekzeme auf, die Haut war rissig und gerötet. Sie reagierte im Allergietest stark auf das von ihr beruflich verwendete lavendelhaltige Shampoo.[7]
Man sollte sich bei der Anwendung von Aromatherapeutika sehr genau der Problematik der Allergisierung bewusst sein. Vor allem in geschlossenen Räumen können Personen, die empfindlich oder allergisch auf Umweltreize wie Hausstaubmilbenkot, Lacke, ausgasende Möbel oder Teppiche reagieren bzw. an einem so genannten Sick-Building-Syndrom leiden, allergische Reaktionen zeigen.
Osmologie
Die Osmologie ist eine Variante der Aromatherapie, die auf den Heilpraktiker zurückgeht. Er kreierte einen so genannten Duftkreis, der die Düfte nach ihren Themen ordnen soll. Im Duftkreis soll sich das "geistige Gedankengut" der traditionellen paracelsischen Lehre mit den einzelnen ätherischen Ölen wiederspiegeln.
Weblinks
- https://www.csicop.org/specialarticles/show/essential_considerations_about_aromatherapy
- The History of Aromatherapy Essentials-of-Aromatherapy.com
- Daniela Schoberer et al.: Effektivität von Aromapflege in der klinischen Praxis. LKH-Univ. Klinikum Graz, Fachbereich Evidence-based Nursing 19. Januar 2011
- Robert Todd Carroll: Aromatherapie The Sceptic's Dictionary, 21. Februar 2009 (Übersetzung: Tobias Budke)
Quellennachweise
- ↑ Schwerer Stridor mit Atemnot nach Inhalation ätherischer Öle arznei-telegramm 2001; 32: 103, 12. Oktober 2001
- ↑ Trevelyan J: Aromatherapy. Nursing Times 89: 38-40, 1993
- ↑ Schaller M, Korting HC: Allergic airborne contact dermatitis from essential oils used in aromatherapy. Clin Exp Dermatol 20: 143-145, 1995
- ↑ Weiss RR, James WD: Allergic contact dermatitis from aromatherapy. Am J Contact Derm 8: 250-251, 1997
- ↑ Cockayne SE, Gawkrodger DJ: Occupational contact dermatitis in an aromatherapist. Contact Dermatitis 37: 306-307, 1997
- ↑ Bilsland D, Strong A: Allergic contact dermatitis from the essential oil of French marigold (Tagetes patula) in an aromatherapist. Contact Dermatitis 23: 55-56, 1990
- ↑ Brandao FM: Occupational allergy to lacender oil. Contact Dermatitis 15: 249-250, 1986