Gabriel-Chip: Unterschied zwischen den Versionen
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Der unterstellte Wirkmechanismus des Gabriel-Chip ist auch dem deutschen Marken- und Patentamt nicht bekannt. "Welche Art von Informationen auf die Folie aufgebracht werden oder wie diese wirkt, ist nicht Gegenstand der Erfindung", bestätigte das Patentamt Berlin gegenüber der ZDF-Sendund WiSo.<ref>http://wiso.zdf.de/ZDFde/inhalt/12/0,1872,3990476,00.html?dr=1</ref> Das Amt für Natur- und Umweltschutz im österreichischen Linz prüfte den Gabriel-Chip nach einer eigens dafür geschaffenen Messmethode. Der ehemalige Leiter des Amtes, [[Walter Medinger]], erklärte den Gabriel-Chip von Amts wegen für wirksam. Medinger war gleichzeitig Vorstand eines Vereins namens "Gabriel-Forschungsgesellschaft". Die amtliche Bestätigung fand bei der Stadtverwaltung Linz aber keinen Beifall und Medinger ist seither nicht mehr im Amt. Er ging nach Graz und gründete dort gemeinsam mit Wolfgang Homann (der ebenfalls für den Hersteller des Gabriel-Chip tätig war) als kaufmännischem Leiter die Firma [[International Institute for Research on Electromagnetic Compatibility]] (IIREC). | Der unterstellte Wirkmechanismus des Gabriel-Chip ist auch dem deutschen Marken- und Patentamt nicht bekannt. "Welche Art von Informationen auf die Folie aufgebracht werden oder wie diese wirkt, ist nicht Gegenstand der Erfindung", bestätigte das Patentamt Berlin gegenüber der ZDF-Sendund WiSo.<ref>http://wiso.zdf.de/ZDFde/inhalt/12/0,1872,3990476,00.html?dr=1</ref> Das Amt für Natur- und Umweltschutz im österreichischen Linz prüfte den Gabriel-Chip nach einer eigens dafür geschaffenen Messmethode. Der ehemalige Leiter des Amtes, [[Walter Medinger]], erklärte den Gabriel-Chip von Amts wegen für wirksam. Medinger war gleichzeitig Vorstand eines Vereins namens "Gabriel-Forschungsgesellschaft". Die amtliche Bestätigung fand bei der Stadtverwaltung Linz aber keinen Beifall und Medinger ist seither nicht mehr im Amt. Er ging nach Graz und gründete dort gemeinsam mit Wolfgang Homann (der ebenfalls für den Hersteller des Gabriel-Chip tätig war) als kaufmännischem Leiter die Firma [[International Institute for Research on Electromagnetic Compatibility]] (IIREC). | ||
− | + | Jiri Silny, der damalige Leiter des Forschungszentrums für Elektromagnetische Umweltverträglichkeit der RWTH Aachen untersuchte 2006 den Gabriel-Chip. Er belegte mittels eines Geomagnetometers, dass ein eingeschaltetes Handy ohne Chip und eines mit Chip die gleiche Einwirkung auf das Magnetfeld der Erde hat (nämlich keine). Eine von Gabriel-Tech behauptete "Neuordnung eines Erdmagnetfeldes" sei nicht feststellbar gewesen. | |
− | Um die etwaige Wirksamkeit des Gabriel-Chip zu untermauern, beruft sich der Hersteller auch auf die Kanadierin [[Hulda Clark]], die durch ein [[pseudomedizin]]isches Gerät, dem [[Zapper]] ,bekannt wurde. | + | Um die etwaige Wirksamkeit des Gabriel-Chip zu untermauern, beruft sich der Hersteller auch auf die Kanadierin [[Hulda Clark]], die durch ein [[pseudomedizin]]isches Gerät, dem [[Zapper]], bekannt wurde. |
− | Eine Kooperation ging die Gabriel Gruppe<ref>Gabriel-Tech GmbH, Am Stegskreuz 8, DE-65719 Hofheim am Taunus</ref> mit der Firma ROM Elektronik aus Deisenhausen<ref>ROM Elektronik GmbH, Am Grund 13, DE 86489 Deisenhausen </ref> von [[Robert Mayr]] ein. Mayr bezeichnet sich als "Professor für Elektrosmog und Geobiologie" an einem Instituto Tecnico Central in Bogotá (Kolumbien). Mayr ist auch zweiter Vorsitzender des mobilfunkkritischen Bundesverband Elektrosmog e.V. Ein weiterer Kooperationspartner ist die Firma iMB Ingenieurbüro Michael Baacke aus D-85649 Brunnthal. | + | Eine Kooperation ging die Gabriel-Gruppe<ref>Gabriel-Tech GmbH, Am Stegskreuz 8, DE-65719 Hofheim am Taunus</ref> mit der Firma ROM Elektronik aus Deisenhausen<ref>ROM Elektronik GmbH, Am Grund 13, DE 86489 Deisenhausen </ref> von [[Robert Mayr]] ein. Mayr bezeichnet sich als "Professor für Elektrosmog und Geobiologie" an einem Instituto Tecnico Central in Bogotá (Kolumbien). Mayr ist auch zweiter Vorsitzender des mobilfunkkritischen Bundesverband Elektrosmog e.V. Ein weiterer Kooperationspartner ist die Firma iMB Ingenieurbüro Michael Baacke aus D-85649 Brunnthal. |
Unterstützung zur Vermarktung der fragwürdigen Gabriel-Produkte liefert auch der Verein "Geophysikalische Forschungsgruppe" GFG e.V. aus Bad Honnef eines Thomas Schreier.<ref>Geophysikalische Forschungsgruppe e.V., Thomas Schreier, Drieschweg 9, D-53604 Bad Honnef<br>www.gfgev.com</ref> | Unterstützung zur Vermarktung der fragwürdigen Gabriel-Produkte liefert auch der Verein "Geophysikalische Forschungsgruppe" GFG e.V. aus Bad Honnef eines Thomas Schreier.<ref>Geophysikalische Forschungsgruppe e.V., Thomas Schreier, Drieschweg 9, D-53604 Bad Honnef<br>www.gfgev.com</ref> |
Version vom 3. September 2017, 09:41 Uhr
Der Gabriel-Chip ist ein Scharlatanerieprodukt aus dem Bereich der Elektrosmog-Schutzprodukte. Er besteht aus einer aluminiumbedampften, selbstklebenden Plastikfolie, die zum Preis von 30 bis 60 Euro vor dem so genannten Elektrosmog schützen soll.
Die Chips werden von der 2002 gegründeten Gabriel-Tech GmbH in Kelkheim (Taunus) verkauft. Geschäftsführer Gerd Lehmann (geb. 1946) betreibt an gleicher Anschrift außerdem die Firma GL Verleih Arbeitsbühnen GmbH. Der Erfinder des Chips, der Österreicher Franz Gabriel (1930 - 2009), hatte mit dem Vertrieb zuletzt nichts mehr zu tun. Hergestellt werden die Chips nach einem patentierten Verfahren (AT 409 930 B),[1] was aber über die Wirksamkeit nichts aussagt; Patente werden auch ohne einen Nachweis der Wirksamkeit eines Verfahrens erteilt.
Aussagen zur Wirksamkeit
Der unterstellte Wirkmechanismus des Gabriel-Chip ist auch dem deutschen Marken- und Patentamt nicht bekannt. "Welche Art von Informationen auf die Folie aufgebracht werden oder wie diese wirkt, ist nicht Gegenstand der Erfindung", bestätigte das Patentamt Berlin gegenüber der ZDF-Sendund WiSo.[2] Das Amt für Natur- und Umweltschutz im österreichischen Linz prüfte den Gabriel-Chip nach einer eigens dafür geschaffenen Messmethode. Der ehemalige Leiter des Amtes, Walter Medinger, erklärte den Gabriel-Chip von Amts wegen für wirksam. Medinger war gleichzeitig Vorstand eines Vereins namens "Gabriel-Forschungsgesellschaft". Die amtliche Bestätigung fand bei der Stadtverwaltung Linz aber keinen Beifall und Medinger ist seither nicht mehr im Amt. Er ging nach Graz und gründete dort gemeinsam mit Wolfgang Homann (der ebenfalls für den Hersteller des Gabriel-Chip tätig war) als kaufmännischem Leiter die Firma International Institute for Research on Electromagnetic Compatibility (IIREC).
Jiri Silny, der damalige Leiter des Forschungszentrums für Elektromagnetische Umweltverträglichkeit der RWTH Aachen untersuchte 2006 den Gabriel-Chip. Er belegte mittels eines Geomagnetometers, dass ein eingeschaltetes Handy ohne Chip und eines mit Chip die gleiche Einwirkung auf das Magnetfeld der Erde hat (nämlich keine). Eine von Gabriel-Tech behauptete "Neuordnung eines Erdmagnetfeldes" sei nicht feststellbar gewesen.
Um die etwaige Wirksamkeit des Gabriel-Chip zu untermauern, beruft sich der Hersteller auch auf die Kanadierin Hulda Clark, die durch ein pseudomedizinisches Gerät, dem Zapper, bekannt wurde.
Eine Kooperation ging die Gabriel-Gruppe[3] mit der Firma ROM Elektronik aus Deisenhausen[4] von Robert Mayr ein. Mayr bezeichnet sich als "Professor für Elektrosmog und Geobiologie" an einem Instituto Tecnico Central in Bogotá (Kolumbien). Mayr ist auch zweiter Vorsitzender des mobilfunkkritischen Bundesverband Elektrosmog e.V. Ein weiterer Kooperationspartner ist die Firma iMB Ingenieurbüro Michael Baacke aus D-85649 Brunnthal.
Unterstützung zur Vermarktung der fragwürdigen Gabriel-Produkte liefert auch der Verein "Geophysikalische Forschungsgruppe" GFG e.V. aus Bad Honnef eines Thomas Schreier.[5]
Kritik an dem Gabriel-Chip durch einen Blogger versuchte die Firma Gabriel-Tech GmbH per einstweiliger Verfügung und Unterlassungsklage zu unterbinden.[6]
Der Hersteller wirbt auf seiner Webseite mit zahlreichen wissenschaftlichen Studien, die die Wirksamkeit des Aufklebers belegen sollen. Darunter befindet sich eine angebliche Doppelblind-Studie der Universität Mainz, die die Effekte anhand von EEG-Messungen untersucht haben will. Genaue Angaben zur Studie, wie etwa Studienleiter und Institut, werden nicht gemacht. Die Studie soll auch nicht publiziert worden sein. Ähnlichkeiten zu einer Untersuchung des AkuRy-Chips sind sehr auffällig.
Gabriel-Berater
Mittlerweile werden kostenpflichtige Kurse zum "Gabriel-Berater" angeboten. So bietet die Firma Gabriel-Tech solche Kurse für 2.460,- Euro an. Auch die in Großbritannien angemeldete Firma Gabriel Deutschland LTD von Martin Kronisch und Wilbert Kronisch[7] offeriert an der deutschen Niederlassung in Sehnde[8] derartige Kurse. Ebenfalls in Sehnde findet sich die Firma Energy Concept GmbH[9], die Gabriel-Chips anbietet.
Die wenige Tage dauernden Kurse erlauben den Kursabsolventen, den markenrechtlich geschützten Begriff "Gabriel-Berater" zu nutzen, um kostenpflichtige Dienstleistungen wie "Gabriel-Beratung" anbieten zu können. Die Gabriel-Berater wollen dabei den Kunden glaubhaft machen, sie könnten "Mobilfunknetze entstören", "Kraftfahrzeuge entstören", Räumlichkeiten oder Arbeitsplätze "entstören" oder HIFI-Anlagen "optimieren". Die Scharlatanerie einer so genannten "Hifi-Optimierung" wird mit 60 Euro teuren Chips bewerkstelligt, die am zur Stereoanlage gehörenden Sicherungskasten angeklebt werden sollen. Zuvor werden noch für 250 bis 350 Euro eine "Gabriel-Objekt-Beratung" und ein "Mesurement Home-Service" [sic] durchgeführt (plus Anfahrtkosten).
Messergebnisse werden auf eigens erfundene und wissenschaftlich unbekannte "Gabriel-Richtwerte" sowie so genannte "Baubiologische Richtwerte" der Firma Institut für Baubiologie + Ökologie (IBN) GmbH[10] bezogen. Diese "baubiologischen Richtwerte" sind Erfindungen der Firma IFN. Die "Gabriel-Richtwerte" sind im Prinzip verzehnfachte IFN-Werte "für Schlafplätze".[11]
Weblinks
- Ulrich Berger: Der Gabriel-Chip – eine österreichische Tragikomödie. Scienceblogs, 15. September 2008
- Humbug fürs Handy. Zeit Online, 4. März 2004
- Humbug auf hoher Ebene. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1. Juli 2003
- Der Gabriel-Chip – eine unrühmliche Geschäftsidee? (aktualisiert 2. September 2017)
- Das Geschäft mit der Angst vor Handystrahlen. "Help", das Ö1-Konsumentenmagazin, 27. Mai 2017
- Waveex: dubioser Aufkleber gegen Handystrahlung. Medizin-Transparent.at, 27. April 2017
Quellennachweise
- ↑ http://www.joern.de/Gabrielwie.htm
- ↑ http://wiso.zdf.de/ZDFde/inhalt/12/0,1872,3990476,00.html?dr=1
- ↑ Gabriel-Tech GmbH, Am Stegskreuz 8, DE-65719 Hofheim am Taunus
- ↑ ROM Elektronik GmbH, Am Grund 13, DE 86489 Deisenhausen
- ↑ Geophysikalische Forschungsgruppe e.V., Thomas Schreier, Drieschweg 9, D-53604 Bad Honnef
www.gfgev.com - ↑ https://gabrielachipsy.wordpress.com
- ↑ GABRIEL DEUTSCHLAND LTD, Suite F 1st Floor, New City Chambers 36 Wood Street, Wakefield West Yorkshire WF1 2HB, Great Britain
Companies House: Cardiff, Great Britain. Director: Martin Kronisch - ↑ Gabriel Deutschland LTD, Im Buchenkamp 13, D-31319 Sehnde
- ↑ Energy Concept GmbH, Vor dem Berge 18, D-31319 Sehnde
Geschäftsführung: Wilbert Kronisch - ↑ Institut für Baubiologie + Ökologie (IBN) GmbH, Holzham 25, D-83115 Neubeuern
- ↑ http://www.prospekte.gabriel-technologie.de/DEFlyA4_GOB.pdf