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*4. Werden die Erwartungen des Patienten nachvollziehbar erfüllt? | *4. Werden die Erwartungen des Patienten nachvollziehbar erfüllt? | ||
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− | *8. Ist die Diät mit Kosten verbunden (z. B. durch unnötige teure Lebensmittel bzw. Nahrungsergänzungsmittel<ref>Erickson: Ernährungspraxis Onkologie. ISBN: 978-3-7945-3074-8. Schattauer GmbH</ref> | + | *8. Ist die Diät mit Kosten verbunden, die der Patient auf jedem Fall selbst tragen muss.(z. B. durch unnötige teure Lebensmittel bzw. Nahrungsergänzungsmittel, welche von Kassen nicht übernommen werden.<ref>Erickson: Ernährungspraxis Onkologie. ISBN: 978-3-7945-3074-8. Schattauer GmbH</ref> |
Prinzipiell sind Krebsdiäten im engeren Sinne bis heute [[pseudomedizin]]ische Praktiken geblieben. Die meisten Krebskranken wenden jedoch zusätzlich zu etablierten Therapien auch Maßnahmen der Pseudomedizin an. Studien, welche sich mit dem Thema beschäftigten, kamen zu dem Ergebnis, dass bis zu 77 % der Patienten dem behandelnden medizinischen Team diese Krebsdiäten verschweigen.<ref>Robinson u. McGrail 2004; Wanchai et al. 2010</ref>) | Prinzipiell sind Krebsdiäten im engeren Sinne bis heute [[pseudomedizin]]ische Praktiken geblieben. Die meisten Krebskranken wenden jedoch zusätzlich zu etablierten Therapien auch Maßnahmen der Pseudomedizin an. Studien, welche sich mit dem Thema beschäftigten, kamen zu dem Ergebnis, dass bis zu 77 % der Patienten dem behandelnden medizinischen Team diese Krebsdiäten verschweigen.<ref>Robinson u. McGrail 2004; Wanchai et al. 2010</ref>) |
Version vom 6. Mai 2017, 12:52 Uhr
Unter einer Krebsdiät wird eine Ernährungsempfehlung verstanden, die kausal bei Krebserkrankungen die Prognose (Überlebensdauer nach Therapie) verbessern soll. Auch Ernährungsempfehlungen und Diäten, die ausschließlich palliativ den Gesundheitszustand und die Lebensqualität eines Krebspatienten verbessern sollen, ohne jedoch seine Prognose zu beeinflussen, können in einem weiteren Sinne als Krebsdiät verstanden werden.
Tatsächlich spielen Ernährungsinterventionen im Kontext onkologischer Behandlungen durchaus einen Rolle, da der grundsätzliche Ernährungszustand auf Ablauf und Erfolge Auswirkungen haben kann. Darüber hinaus müssen gegebenenfalls die veränderten oder reduzierten Möglichkeiten der Nahrungsaufnahme, Transport, Verarbeitung und Ausscheidung berücksichtigt werden. Laut dem European Palliativ Research Collaborativ gibt es ausreichend Fachlitertaur, welche grundsätzlich eine positive Korrelation zwischen, dem Ernährungszustand, der Intervention und der Lebensqualität Betroffener zeigt. Kurative Effekte werden nirgendwo belegt.
Auch kann keine der im pseudomedzinischen Bereiche angebotenen Krebsdiäten kann die im Hinblick auf die Auswirkungen und Erfolge notwendigen Fragen zufriedenstellend beantworten oder mit klinischen Arbeiten gar belastbar belegen. Für Betroffen wäre zu beachten:
- 1. Werden die für den gesamten Energiebedarf und Bedarf notwendigen essenziellen Makro- und Mikronährstoffen ausreichend gedeckt?
- 2. Enthält die Ernährungsform Nährstoffe entsprechend den Empfehlungen, welche dem Krankheitsbild, Verlauf und dem Status angemessen sind?
- 3. Sind die Anforderungen tatsächlich zu realisieren? Ist die Diät für Patienten nachhaltig und einfach umzusetzen?
- 4. Werden die Erwartungen des Patienten nachvollziehbar erfüllt?
- 5. Sind belastbare seriöse Publikationen zu finden Weist, bei der für die Diätform eine wissenschaftlich bewiesene Heilwirkung belegt ist? Wurde dies redpoduziert?
- 6. Hat der Patient messbare Vorteile, wie z. B. eine Verbesserung der Lebensqualität, des Ernährungszustands oder eine Senkung der Morbidität bzw. Mortalität?
- 7. Ist die Diät risikofrei? Ist gesichert das laufende Behandlungsmaßnahmen nicht be- oder gar verhindert werden.
- 8. Ist die Diät mit Kosten verbunden, die der Patient auf jedem Fall selbst tragen muss.(z. B. durch unnötige teure Lebensmittel bzw. Nahrungsergänzungsmittel, welche von Kassen nicht übernommen werden.[2]
Prinzipiell sind Krebsdiäten im engeren Sinne bis heute pseudomedizinische Praktiken geblieben. Die meisten Krebskranken wenden jedoch zusätzlich zu etablierten Therapien auch Maßnahmen der Pseudomedizin an. Studien, welche sich mit dem Thema beschäftigten, kamen zu dem Ergebnis, dass bis zu 77 % der Patienten dem behandelnden medizinischen Team diese Krebsdiäten verschweigen.[3])
Dezidierte Krebsdiäten gehen über allgemein gehaltenen Empfehlungen hinaus und enthalten oft hervorgehobene, ungewöhnliche Komponenten, etwa die Einnahme bestimmter pflanzlicher Substanzen oder das prinzipielle Weglassen bestimmter Nahrungsmittel. Häufig werden dabei zur Begründung rein theoretische Angaben gemacht, die wissenschaftlich wenig oder gar nicht abgesichert sind.
In diesem Zusammenhang warnt der Krebsinformationsdienst des deutschen Krebsforschungszentrums vor der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln.[4] Ebenso wird gewarnt vor sogenannten Superfoods und unausgewogenen Ernährungsempfehlungen, alles Aspekte, die bei den angeboten Alternativ-Diäten mit großen Versprechungen, bedingt durch die häufige Einseitigkeit der Nährstoffe, auftreten können.[5]
Ebenfalls fast allen Krebsdiäten ist zu beobachten, dass Maßnahmen, die gegebenenfalls präventiv vor einer Krebserkrankung schützen könnten, mit kurativen Maßnahmen verwechselt werden. Diesem Irrglauben wird von Anbietern auch nicht ausreichend widersprochen. Und ein vom Krebs betroffenen Patienten interessiert weniger die Frage, ob er zukünftig an einem weiteren Tumor erkranken könnte, sondern für ihn steht meist der aktuelle Zustand und seine Prognose im Vordergrund. Im Gegenteil sind sich viele Krebspatienten bewusst, dass eine in Anspruch genommene Strahlentherapie oder Chemotherapie selbst krebsauslösend sein kann.
Häufig anzutreffende Erklärungsmodelle sind:
- Eine angebliche "Entgiftung" oder Entschlackung des Organismus von meist nicht genau beschriebenen Giften oder Schlacken.
- Stärkung der körpereigenen Abwehrkräfte / des Immunsystems
- Andere Ansätze hoffen die Krebszellen "auszuhungern" (siehe Breuß-Kur) oder selektiv zu vergiften, was einer bildhaften Vorstellung entspricht, die jeder wissenschaftlichen Grundlage entbehrt und Gefahren in sich birgt.
- Hypothesen auf der Basis der Warburg-Hypothese zum Energiestoffwechsel
Bekannte Krebsdiäten
- Anthroposophische Krebsdiät nach Renzenbrink. Eine Vollwertkost, jedoch ohne Nachtschattengewächse (Tomaten, Kartoffeln). Entwickelt von dem deutschen Arzt Udo Renzenbrink (1913 - 1994)
- Breuß-Kur: Sechs Wochen lang ausschließlich Gemüsesäfte (Karotten, Sellerie, Kartoffeln, Rettich) und bestimmte Tees. Entwickelt von dem österreichischen Landwirt und Heilpraktiker Rudolf Breuß (1899-1990)
- Ketogene Diät
- Gerson-Diät: Einläufe mit Kaffee, Abführmittel, Leberextrakte, Jod, Vitamine, Pepsin. Wenig Eiweiß, Zucker, Salz.
- Glutaminentzug, eine Methode des deutschen Arztes Rainer Schäfer
- Trennkost nach Howard Hay: Eiweiße und Kohlenhydrate streng getrennt.
- Instinctotherapie nach Guy Claude Burger: Keinerlei gekochte oder gebratene Speisen, auch Fleisch und Fisch dürfen nur roh gegessen werden.
- Halleluja Diät des Reverend George M. Malkmus und seiner Frau Rhonda Jean
- Isopathische Milchsäurendiät oder Schutzkost nach Johannes Kuhl: Rechtsdrehende Milchsäure.
- Diät nach Leupold/Ohler (Krebsdiät nach Ernst Leupold): Extrem kohlenhydratarme Kost, Infusionen mit Zucker und Insulin. Kein Obst außer Zitronen.
- Makrobiotische Kost nach Kushi-Ohsawa und Schülern (Makrobiotik): Vorwiegend Getreideprodukte, verstärkt grüne blanchierte Blätter und 100% Verzicht auf alle so genannten "yinnigen Nachrungsmittel".
- Krebsdiät nach Cornelius Moerman: Vollwertkost sowie Jod, Zitronensäure, Hefe, Weizen, Schwefel und Vitamine.
- Öl-Eiweißkost nach Johanna Budwig: Leinsamen- und Nussöl, Sauerkrautsaft, Gemüse- und Obstsäfte.
- Krebsdiät nach Catherine Kousmine: Getreide und Rohkost, kein Fleisch.
- 3E-Programm nach Hirneise: Entwickelt von dem ehemaligen Krankenpfleger Lothar Hirneise.
- Vollwertkost nach Maximilian Bircher-Benner: Wenig Fett, viel Gemüse und Getreide, Milchprodukte, Obst, Fisch statt Fleisch
- Kelley-Gonzalez-Therapie
- 10-Wege-Therapie nach Seeger
- Krebsdiät nach Coy
- Salzborn-Diät: eine Art Rohkost-Fasten, wurde von Eduard Salzborn in Österreich praktiziert
- Zabel-Diät. Dabei handelt es sich um eine Rohkost-Ernährung mit Magermilch, Sauermilchprodukten und Vollkornprodukten. Verzichtet werden soll auf Zucker.
- Diät nach Leupold/Ohler. Dabei handelt es sich um eine Diät mit sehr wenig Kohlenhydraten bei gleichzeitiger Insulingabe. Diese Diät kann zu einer erheblichen Unterzuckerung der Patienten führen.
Kritik
Die einzelnen Empfehlungen widersprechen sich häufig und präventive Effekte werden häufig mit kurativen Effekten verwechselt.
Für keine Krebs-Diätform wurde bisher nach den Maßstäben der evidenzbasierten Medizin die Wirksamkeit nachgewiesen. Im Gegenteil kann eine sehr einseitige Kost, etwa die Makrobiotische Kost in der höchsten Anwendungsstufe, bei Gesunden und Kranken zu Mangelerscheinungen führen.
Literatur und Zeitungsartikel
- Ansgar Mertin:Ernährung: Die Scharlatanerie mit Krebsdiäten, Spiegel Online, 20.3.2015
- Obst und Gemüse schützen (kaum) vor Krebs Deutsche Ärzteblatt 7. April 2010
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Tumorentstehung – hemmende und fördernde Ernährungsfaktoren DGEInfo 05/2005, Teil 3, Kapitel 5
- Stellungnahme zur ketogenen und kohlenhydratarmen Diät, Arbeitgemeinschaft Prävention und Integrative Onkologie (PRiO) in der Deutschen Krebsgesellschaft
- Kasper H, Bartram P, Scheppach W (1992) Tumorentstehung - hemmende und fördernde Effekte von Ernährungsfaktoren. In: Deutsche Gesellschaft für Ernährung (Hrsg) Ernährungsbericht 1992. Frankfurt: Eigenverlag, S. 251-286
- Dötsch R (1994) Die Bewertung von Außenseitermethoden (”Krebsdiäten”) in der Onkologie. Akt Ernähr-Med 19: 322
- Ollenschläger, G: Welchen Nutzen haben sogenannte "Krebsdiäten"? Zusammenfassung, in: Der informierte Arzt - Gazette Médicale 1996; 17: 213-220
- Jungi WF (1986) Krebsdiäten. In: Jungi WF, Senn HJ (Hrsg) Krebs und Alternativmedizin. Aktuelle Onkologie, Bd. 32. München: Zuckschwerdt Verlag, S: 284-294
- Kasper H (1991) Tumordiät - Fakt oder Phantasie. In: Schauder P (Hrsg) Ernährung und Tumorerkrankungen. Basel: Karger, S. 440-453
- Halliwell B (1994) Free radicals, antioxidants and human disease: curiosity, cause, or consequence. Lancet 344: 721-724
- Bitsch R, Sinnhuber, Oberritter H, Großklaus R, Müller MJ, Wolfram G (1994) Alternative Diäten - Wunderdiäten? Akt Ernähr-Med 19: 195-211
- Birkhan B (1993) Unkonventionelle Konzepte in der Diätetik. In: Oepen I (Hrsg) Unkonventionelle medizinische Verfahren. Stuttgart: Gustav Fischer, S. 221-241
- Strube H (1995) Außenseiterdiäten. In: Biesalski HK et al (Hrsg) Ernährungsmedizin. Stuttgart: Thieme, S. 483-493
- Ollenschläger G, Thomas W, Konkol K, Diehl V, Roth E (1992) Nutritional behaviour and quality of life during oncological polychemotherapy: Results of a prospective study on the efficacy of oral nutrition
Siehe auch
Anderssprachige Psiram-Artikel
- English: Cancer diet
Weblinks
- http://www.zeit.de/2017/10/ernaehrung-gesundheit-krankheiten-diaeten-heilung
- http://www.geocities.com/~ollenschlaeger/krebsdiat.pdf
- http://www.spektrum.de/artikel/1028402&_z=798888
Quellennachweise
- ↑ Bildzeitung, erste Seite vom 28.1.2010
- ↑ Erickson: Ernährungspraxis Onkologie. ISBN: 978-3-7945-3074-8. Schattauer GmbH
- ↑ Robinson u. McGrail 2004; Wanchai et al. 2010
- ↑ https://www.krebsinformationsdienst.de/behandlung/nahrungsergaenzungsmittel.php
- ↑ https://www.krebsinformationsdienst.de/behandlung/ernaehrung-therapie-diaeten.php
- ↑ Gong 4.9.2009