Zuckermythen: Unterschied zwischen den Versionen
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Ein Vertreter zuckerkritischer Thesen/Mythen ist der amerikanische Endokrinologe Robert Lustig. Seit 2009 verbreitet er Behauptungen, Zucker löse Suchtverhalten aus.<ref>https://en.wikipedia.org/wiki/Robert_Lustig</ref> Durch ein virales Youtube-Video erhielt diese Behauptung mit spektakulären, dramatischen Aussagen eine breite Öffentlichkeit in den USA. Diese Behauptung ist aber heftig umstritten, auch wenn Zucker im Belohnungsareal Reize ähnlich einer Droge auslöst, die den Konsum begünstigen. Eine Sucht mit Entzugserscheinungen wie Heroin löst Zucker aber sicher nicht aus; die gängige deutsche Formulierung ist daher "suchtähnliches Verhalten". In Deutschland finden sich solche spektakulären Aussagen vor allem bei alternativen Anbietern wie dem Zentrum der Gesundheit, selbstverständlich mit kostenpflichtigen Angeboten zum "Ausstieg". | Ein Vertreter zuckerkritischer Thesen/Mythen ist der amerikanische Endokrinologe Robert Lustig. Seit 2009 verbreitet er Behauptungen, Zucker löse Suchtverhalten aus.<ref>https://en.wikipedia.org/wiki/Robert_Lustig</ref> Durch ein virales Youtube-Video erhielt diese Behauptung mit spektakulären, dramatischen Aussagen eine breite Öffentlichkeit in den USA. Diese Behauptung ist aber heftig umstritten, auch wenn Zucker im Belohnungsareal Reize ähnlich einer Droge auslöst, die den Konsum begünstigen. Eine Sucht mit Entzugserscheinungen wie Heroin löst Zucker aber sicher nicht aus; die gängige deutsche Formulierung ist daher "suchtähnliches Verhalten". In Deutschland finden sich solche spektakulären Aussagen vor allem bei alternativen Anbietern wie dem Zentrum der Gesundheit, selbstverständlich mit kostenpflichtigen Angeboten zum "Ausstieg". | ||
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====== Dr. Max Otto Bruker====== | ====== Dr. Max Otto Bruker====== |
Version vom 27. Dezember 2016, 19:25 Uhr
Zuckermythen bezeichnen seit Jahren gängige Behauptungen zu Gesundheitsschäden und Risiken, wie auch positive Auswirkungen auf den Menschen durch Zucker, die wissenschaftlich nicht belegt oder umstritten sind. Diese Behauptungen sind von anerkannten schädlichen Folgen des Zuckerkonsums (Beispiel: "Honig-Schnuller-Karies" bei Kleinkindern) zu unterscheiden
Allgemeines zu Zucker/Konsum/Mythen
Zucker ist ein Überbegriff für chemisch ähnliche, jedoch im Detail sehr unterschiedliche Substanzen. Gemeinhin versteht man darunter die Monosaccharide Glukose und Fructose und die Di-und Oligosaccharide Saccharose, Maltose und Laktose.
Am meisten gebräuchlich ist der gewöhnliche Haushaltszucker, der zum Süßen von Speisen verwendet wird. Diesen Zucker bezeichnet der Chemiker als Saccharose. Der "Braune Zucker" aus dem Supermarkt ist chemisch das gleiche, aber weniger stark gereinigt ("raffiniert")[1]. Erzeugt wird Haushaltszucker heute hauptsächlich aus Zuckerrüben, die das Zuckerrohr in Europa weitgehend verdrängt haben.[2]
Entwicklung/Hintergründe der Mythen
Zucker wurde schon 500 v.C. in Indien in kristalliner Form hergestellt. Im Prinzip begann der Siegeszug des weißen Stoffes mit der Entdeckung der „Neuen Welt“ durch Christoph Columbus. Ab dem 16. Jahrhundert wurden vor allem in der Karibik Kolonien zur Zuckerproduktion gegründet.
In Europa war Zucker aufgrund der geringen Verfügbarkeit lange Zeit ein Luxusgut. In den letzten 200 Jahren hat sich der Konsum drastisch vervielfacht (Stand 2014: etwa 35 kg/Person/Jahr). Ein großer Teil der Verwendung fällt mittlerweile auf gesüßte Getränke, die einen immer größeren Anteil bei der täglichen Aufnahme von Flüssigkeit einnehmen und in einer breiten Produktpalette beworben und angeboten werden.
Der am häufigsten verwendete raffinierte Zucker hat quasi den Charakter einer Rein-Chemikalie. Dennoch ist diese Substanz damit nicht unmittelbar und per se krankheitsfördernd, kann aber durch die vermehrte und einseitige Aufnahme das Fehlen anderer bioaktiver Substanzen (Xenobiotika) bewirken, die in Kombination vorbeugende und schützende Effekte ausüben, in der Folge Auswirkungen auf die Gesundheit haben.
Es liegen sehr viele Mythen zu positiven und negativen Aspekten und Fragen bzgl. Inhalte, Formen der Aufnahme, Auswirkungen zugrunde, wie zb.
- "Ist Zucker giftig; -macht Zucker süchtig; -macht Zucker dick; -verursacht Zucker Diabetes oder ADHS; -welche Nährstoffe oder Lebensmittelprodukte enthalten wieviel Zucker; -spielt die Farbe/Herkunft eine Rolle; -wird der Zuckerstoffwechsel in den Genen bestimmt; -ist Zucker notwendig für den Energieverbrauch und steigert er die Leistungsfähigkeit; -verbessert Zucker die Gehirnleistung; -ist Milchzucker wirklich Zucker; -ist Fructose der bessere Zucker; und nicht fehlen darf natürlich -gibt es Zuckerverschwörungen…..…u.s.w.".
Die Vielfalt der Mythen und Geschichten ist schwer zu überschauen und beliebig zu kombinieren. Diese Mythen und Unklarheiten werden auch gerne aus kommerziellen Gründen gepflegt und aufrechterhalten. Tausende von Untersuchungen und Studienergebnissen der letzten Jahre haben unmissverständlich belegt: Es gibt keinen einheitlichen wissenschaftlichen Beleg, dass irgendeine Ernährungsform oder gar ein Lebensmittel per se krank, gesund, schlank oder dick macht. Auch lassen sich aus den recht schwachen Daten der Ernährungsforschung keine allgemeingültige Ernährungsregeln ableiten. Die abstrakten oder gar nicht vorhandenen Ernährungsempfehlungen und Infos lassen Verbraucher und Konsumenten im Unklaren und sind der Boden für die entsprechenden Mythen.
Diese wurden und werden dann von Industrie, Handel, Verkündern von Ernährungswahrheiten und natürlich von Konsumenten instrumentalisiert und dient damit als Rechtfertigung für die nicht immer adäquate Zufuhr. So wird das schlechte Gewissen auch schon mit blumigen Begriffen wie "Kulinarische Körperintelligenz" abgefangen.
Gerade das Internet, speziell soziale Medien und Werbung, werden quasi als interaktive Schlachtfelder benutzt, um Glaubenskriege zu entfesseln. Es gibt zahlreiche Studien, die von Ideologen und Lobbyisten der jeweiligen Ernährungsreligionen entsprechend zurechtgebogen werden, um eine Art Gesundheitskraft bzw. negative Folgen für die Gesundheit zu belegen. Zucker ist ein elementarer Bestandteil davon.
Nicht zu vergessen: die Stärke und Macht der Mythen ist verbunden mit den tiefen Emotionen und Gewohnheiten, die mit der Aufnahme verbunden sind. So ist das Essen von Süßigkeiten mehr als nur Nahrungsaufnahme, es ist Erinnerung, Ritual, Unterhaltung, oft Belohnung und manchmal Qual. Und dies manifestiert die Mythen noch mehr.
Und dennoch, auch wenn die Folgen von zu viel Zuckerkonsum drastisch sein können, besteht trotz allem kein Anlass, Zucker generell zu verteufeln. Wir wollen versuchen, einige Mythen aufzugreifen und zu beleuchten.
Pro und Contra: Wesentliche Vertreter und ihre Thesen
Robert Lustig
Ein Vertreter zuckerkritischer Thesen/Mythen ist der amerikanische Endokrinologe Robert Lustig. Seit 2009 verbreitet er Behauptungen, Zucker löse Suchtverhalten aus.[3] Durch ein virales Youtube-Video erhielt diese Behauptung mit spektakulären, dramatischen Aussagen eine breite Öffentlichkeit in den USA. Diese Behauptung ist aber heftig umstritten, auch wenn Zucker im Belohnungsareal Reize ähnlich einer Droge auslöst, die den Konsum begünstigen. Eine Sucht mit Entzugserscheinungen wie Heroin löst Zucker aber sicher nicht aus; die gängige deutsche Formulierung ist daher "suchtähnliches Verhalten". In Deutschland finden sich solche spektakulären Aussagen vor allem bei alternativen Anbietern wie dem Zentrum der Gesundheit, selbstverständlich mit kostenpflichtigen Angeboten zum "Ausstieg".
Durch Aussagen wie "Viele wissen gar nichts von ihrer Sucht" werden im Sinne einer Krankheitserfindung / "disease mongering" Ängste geschürt und genutzt um einen ein Markt für überflüssige Produkte und Dienstleistungen zu erschließen (siehe-> Macht Zucker süchtig?). Auch Zitate wie "Fructose ist Gift. Fructose schädigt die Leber, in derselben Art und Weise wie Alkohol und Ich stehe heute hier um Euch zu rekrutieren. Für einen Krieg gegen schlechtes Essen. sorgten für Aufsehen.[4]
Dr. Max Otto Bruker
Max Otto Bruker war Anhänger einer grundsätzlich zivilisationskritischen Naturheilkunde. In Deutschland war er einer derjenigen, die den Konsum von Zucker heftig kritisierten und ihm eine Reihe von Erkrankungen wie z.B. Magen- und Darmprobleme zuschrieben. Besonders industriell hergestellte raffinierte Kohlenhydrate wie „Fabrikzucker“ bezeichnete er als schädlich, aber auch Fruchtsäfte lehnte Bruker ab.
Allerdings sind zahlreiche Aussagen und Empfehlungen von Bruker aus medizinischer Sicht nicht vertretbar und insbesondere für Säuglinge und Kleinkinder sogar gefährlich. Als gefährlich wird auch Brukers Behauptung gewertet, dass wer sich vollwertig ernähre, keinerlei Sorgen um eine Erkrankung an AIDS zu machen brauche.
Dazu gab es eine Nähe zur rechtsgerichteten Szene, die sich in rechtskräftigen Urteilen widerspiegelt. Im Urteil des 16. Zivilsenats des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main heißt es: "Der Verfügungskläger muß es sich (...) gefallen lassen, als Scharnierstelle zwischen Ökologie- und Naturkostbewegung auf der einen und Neonazi-Szene auf der anderen Seite bezeichnet zu werden."[5]
Zu den Vertretern, die Thesen und Mythen für den Konsum von Zucker bilden und pflegen, gehören natürlich auch Lobbyverbände der Nahrungsmittelhersteller mit Aussagen: "Zucker ist ein Grundnahrungsmittel", und lapidaren Ergänzungen wie: "Na ja, jeder trägt die Verantwortung für sich selbst, zunächst einmal."[6]
Zuckermythen in Politik/Medien
Medien
Ein exemplarisches Beispiel für die Mitwirkung diverser Medien an der Dynamik bei der Entstehung und Entwicklung von Mythen durch kritiklose und ungeprüfte Übernahme von künstlich erzeugten Aussagen lieferte im Jahr 2015 eine von ZDF und Arte inszenierte Geschichte um die Forschung und Ergebnisse bzgl. Schokolade als Schlankmacher. Es wurde dokumentiert, wie Untersuchungen und ihre Ergebnisse manipuliert werden können und wie diese dann aufgenommen und verbreitet werden. Es wurde die Schokoladendiät "The Chocolate Transformation" erfunden und eine wissenschaftlich begleitete Studie durchgeführt, die so absurd war, dass man sie eigentlich nicht ernst nehmen durfte.
- "Man nehme eine sehr schlechte, aus wissenschaftlicher Sicht gar hochgradig peinliche „Studie“. Dazu wird ein Abstrakt erstellt, das auf den ersten Blick der standardisierten Studien-Darstellung entspricht. Verfasst wird es natürlich auf Englisch, idealerweise mit vielen Fachbegriffen gespickt, das hebt die Leseschwelle an. Im Text lässt man viel im Dunkeln, bleibt nebulös und bastelt ein paar schwer verständliche, aber seriös aussehende Blender-Grafiken mit ein. Wenn alles „angerührt“ ist, sucht man sich ein wissenschaftliches Journal, das die Studie publiziert. Wenn man weiß, „dieses Schundwerk wird niemals den Review-Prozess eines auch nur halbwegs seriösen Journals bestehen“, dann kauft man sich eben in ein halbseidenes Journal ein, wo keine besondere Prüfung des „wissenschaftlichen Materials“ erfolgt – und schon wird aus der Science-Fiction eine „echte Publikation“.[7]
Ergebnisse wurden hin- und hergeschoben, bis das gewünschte Ergebnis feststand: Schokolade macht dünn. Genau das soll das Fake-Projekt deutlich machen: Ernährungsstudien sind oft fragwürdig. Dann wurde wurde eine PR-Kampagne gestartet mit einer attraktiven Headline: "„Schoko statt Jojo - Studie: Schokolade wirkt als Diät-Turbo“. ". Als Initiator fungierte das deutsche „Institute of Diet and Health“ – eine Non-Profit-Organisation, die „weder von der Industrie beauftragt noch finanziert wird“. Alle Leitmedien sprangen auf den Zug, Bild brachte die Meldung auf Seite eins. Brigitte, Focus und RTL folgten. Die Nachricht ging auch durch die internationale Presse.[8]
Dies ist nur ein Beispiel und eine Ursache, aus welchem Grund und auf welchem Weg Ernährungsmythen wie die des Zuckers entstehen und gepflegt werden. Allerdings ein wesentlicher, nämlich der kommerzielle Nutzen, der daraus gezogen gewonnen wird. Nicht wenige der existierenden Mythen basieren auf diesem Prinzip und ein großer Teil der Werbung ist darauf abgestimmt, so auch schon in einem Werbevideo aus dem Jahre 1954 mit der Aussage: "Zucker macht schlank".[9]
Politik
In den USA zeichneten Ärzte der University of California in San Francisco in einer Ausgabe des Fachblatts PLOS Medicine nach, wie die Zuckerindustrie von 1950 bis 1971 massiv daran arbeitete, die Folgen von gesüßten Getränken und Speisen auf die Zähne zu verharmlosen. Gesundheitswissenschaftler werteten 319 Dokumente von 30 internationalen Lebensmittel- und Süßwarenherstellern aus - darunter Coca-Cola. Dabei zeigte sich, dass der Einfluss der Industrie auf das 1971 in den USA verabschiedete "Nationale Karies-Programm" erheblich war.[10]
Wie sieht es der Rest der Welt?
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Physiologie/Stoffwechselprozesse
Die Ernährung des Menschen besteht im Wesentlichen aus sieben Grundkomponenten, sechs Gruppen aus festen Nährstoffen und Wasser. Kohlenhydrate und Fette sind die wichtigsten Träger der täglichen Energiezufuhr, Proteine, Vitamine, Mineralien und Spurenelemente beeinflussen Wachstum und Entwicklung. Allesamt haben sie eines gemeinsam: sie sind unabdingbar für die menschliche Physiologie und den Stoffwechsel und müssen zugeführt werden. Die einen mehr, die anderen weniger, auch abhängig von dem Energiebedarf des jeweiligen Menschen.
Zucker, als selbstständiger und explizit aufgenommener Stoff, gehört nicht dazu, er erfüllt im Körper keine unmittelbare und zwingend notwendige spezifische Funktion.
Der Zucker in unserem Körper
Nicht nur Zucker, der direkt und unmittelbar mit der Nahrung aufgenommen wird, spielt eine Rolle, auch Kohlenhydrate (wie auch pflanzliche Stärke) spielen eine herausragende Rolle. Sie sind sehr energiereich und enthalten den Zuckerbaustein Glukose (Traubenzucker). Kohlenhydrate sind in verschiedenen Lebensmitteln enthalten: in Obst, Brot, Getreideprodukten, Kartoffeln und Milchprodukten. Der Körper zerlegt die Kohlenhydrate in ihre Bestandteile, denn der Mensch kann nur sogenannte Monosaccharide (Einfachzucker) aufnehmen. Wenn diese dann im Blut gelöst sind, dienen sie als der sogenannte Blutzucker als Energielieferant für die Zellen.
Es wird oft und an vielen Stellen erwähnt und ist bemerkenswert, dass bei gesunden Menschen im normalen Ernährungszustand keinerlei essentielle Notwendigkeit besteht, diese dem Körper in der Menge zuzuführen wie es mittlerweile passiert. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Die Bedeutung, vor allem für das menschliche Gehirn, da dieses nur sehr kurze Zeit ohne Glukose auskommt (das gleiche gilt auch für Erythrozyten), hat die Evolution den Körper mit der Fähigkeit ausgestattet, permanent aus allem Glukose zu produzieren, auch aus Laktat, Aminosäuren und Glycerin (Glykolyse – Glukoneogenese - Glykogenolyse). [11]
Der tägliche Glucosebedarf eines erwachsenen Menschen liegt bei rund 180 g, wovon allein das Gehirn als größter Konsument 80% dieser Menge zur Energiegewinnung benötigt. Das ist der Grund dafür, dass bei kurzfristigen Hungerperioden Glucose neu synthetisiert werden muss. Diesen Vorgang bezeichnet man als Gluconeogenese. Sie findet in der Leber, in der Nierenrinde und auch im Darm statt. Als Substrate werden Pyruvat, Lactat, Glycerol, und Alanin verwendet. Überschüssige Glucose wird in Form von Glycogen im Körper gespeichert und bei Bedarf, zum Beispiel bei körperlicher Aktivität, wieder in Glucose überführt.
Zwingend notwendig ist die separate Zufuhr von Extraportionen Zucker somit also nicht. Es sind auch keine symptomatischen Mangelerscheinungen bekannt. Dennoch beeinflusst (und teilweise dominiert) Zucker unser Essverhalten in vielerlei Hinsicht
Nahrung
Grundsätzlich existieren recht strenge Regeln für Hersteller und Vermarkter von Lebensmitteln. In einer EU-Verordnung VERORDNUNG (EG) Nr. 1924/2006 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 20. Dezember 2006, finden sich auch Angaben zu Zucker und Ballaststoffen.
Dennoch ist es ratsam, immer einen kritischen Blick auf die Nährwertkennzeichnung zu werfen, besonders bei "Light"-Produkten mit reduziertem Zuckergehalt. Ein Joghurt mit 30 Prozent weniger Zucker kann beispielsweise immer noch einen hohen Zuckeranteil haben. Außerdem heißt bei vielen Produkten "weniger Zucker" oft "mehr Fett" oder umgekehrt.[12]
Beispiel Angaben zu Zucker:
- Zuckerarm: Das Produkt enthält nicht mehr als 5 Gramm Zucker pro 100 Gramm oder 2,5 Gramm Zucker pro 100 Milliliter bei flüssigen Lebensmitteln.
- Zuckerfrei: Das Produkt enthält nicht mehr als 0,5 Gramm Zucker pro 100 Gramm bzw. 100 Milliliter.
- Ohne Zuckerzusatz: Diese Angabe ist nur zulässig, wenn das Produkt keine zugesetzten Mono- oder Disaccharide (zum Beispiel Traubenzucker, Glucose, Fruktose, Maltose, Sacharose) oder eine andere Zutat mit süßender Wirkung (etwa natürliche Fruchtsüße, Fruchtsirup) enthält. Wenn das Lebensmittel von Natur aus Zucker enthält, soll das Etikett nach EU-Verordnung auch den folgenden Hinweis enthalten: "Enthält von Natur aus Zucker".
- Reduzierter Zuckeranteil: Die Aussage ist zulässig, wenn mindestens 30 Prozent weniger Zucker im Vergleich zu anderen Lebensmitteln gleicher Art enthalten sind.[13]
Problematisch ist auch der Streit um die Interpretation epidemiologischer Daten, bei denen es um die Begriffe wie „Freier Zucker“ geht. Denn Zucker ist ein Bestandteil vieler Nahrungsmittel wie Früchte oder als Glykogen in der Leber zu finden. Laut WHO werden Mono- und Disaccharide Lebensmitteln zugesetzt. Dazu kommen noch Zucker, die natürlicherweise in Honig, Sirupen, Fruchtsäften und Fruchtsaftkonzentraten enthalten sind. Dies macht Berechnungen und Empfehlungen sehr schwierig und wenig transparent für die Verbraucher.
Es bleibt auch unklar, warum z.B. Zucker in Obst „harmlos“ und in Obstsäften, mit denen sie der Nahrung wieder zugesetzt werden, „riskant“ sein sollen.[14]
Natürliches Vorkommen/Gewinnung
Zucker wird aus verschiedenen Pflanzen gewonnen. Für den Zucker, wie Verbraucher ihn hierzulande kennen und zu sich nehmen, sind Zuckerrüben das Ausgangsprodukt. In den heute angepflanzten Zuckerrüben stecken etwa 20 Prozent Zucker: Saccharose. Diese Rüben aus Deutschland decken heute fast unseren gesamten Zuckerbedarf. Dafür werden pro Jahr etwa 4 Millionen Tonnen Rüben geerntet. Eine weitere Möglichkeit ist die Gewinnung aus Zuckerrohr, welche heute aber nicht mehr die Bedeutung hat wie noch im 18. oder 19. Jahrhundert. Schon um 1900 wurde die Hälfte der weltweiten Zuckerproduktion durch Rüben gedeckt.[15]
Bei Unterdruck und etwa 70 Grad Celsius bilden sich in einem Kessel langsam Zuckerkristalle aus reinem Haushaltszucker (Saccharose). Mit einer Zentrifuge werden die Kristalle von der braunen Flüssigkeit, der Melasse, getrennt: Sie werden durch die Fliehkraft gegen ein Sieb gedrückt, durch das nur die flüssige Melasse abfließen kann. Dabei ändert sich die Farbe des zurückbleibenden Zuckers langsam von dunklem Braun zu Weiß. Um besonders reinen Kristallzucker herzustellen – die „Raffinade“ – wird der Weißzucker aufgelöst und nochmals auskristallisiert Raffinade wird mit Aktivkohle, Kieselgur und Entfärbeharzen durch mehrfaches Auflösen und Auskristallisieren gereinigt. Sie besteht zu 99,7 Prozent aus Saccharose.
Dazu kommt noch Fructose, die als Einfachzucker vor allem in Früchten vorhanden ist, ist daher auch unter dem Namen Fruchtzucker bekannt. In einem Apfel mit einem Gewicht von 100 Gramm stecken zum Beispiel rund sechs Gramm Fructose.[16] Alle anderen Endprodukte wie z.B. Puderzucker, Kandiszucker, Hagelzucker und auch brauner Zucker, basieren auf diesen Rohstoffen und Verfahren.
Industrieprodukte
Begriffe wie Maltodextrin, Invertzuckersirup oder Laktose sind vielen Verbrauchern nicht oder nicht in ihrer vollen Bedeutung geläufig. Denn mit diesen Bezeichnungen können Hersteller den Zucker auf ihren Verpackungen deklarieren, ohne dass der Verbraucher wirklich weiß, was dahinter steckt. So werden grundsätzlich tatsächliche Zuckermengen in Produkten verschleiert, denn nur der Haushaltszucker, die Saccharose, muss auf der Zutatenliste auch als „Zucker“ ausgewiesen werden. Hersteller ersetzen diesen aber durch einen anderen. Je mehr andere Zuckerarten enthalten sind, um so geringer der Anteil an Haushaltszucker: die Ersatz-Zucker stehen dann in der Zutatenliste entsprechend weit hinten. Zutaten wie Maltodextrin oder Glukose-Sirup sind prinzipiell nichts anderes als Zucker. So werden kleinere Glucose-Ketten zu Maltodextrin verarbeitet. Diese Zuckerketten dienen zum Beispiel als „Füllstoff“ in Corn-Flakes.
Der Verbraucher erkennt das aber nicht und glaubt, ein gesunderes Produkt zu kaufen. Und erst, wenn er in der Nährwert-Tabelle unter Kohlenhydraten nachschaut, sieht er, wie viel Zucker wirklich enthalten ist, da dort meist noch ein kleiner Hinweis auf den Gesamtzuckergehalt („Kohlenhydrate – davon Zucker“) gegeben wird.
Die Gefahr liegt dann in den hohen Mengen, gerade bei Menschen mit ohnehin schon gestörtem Essverhalten. Damit nimmt man Zuckermengen auf, die die Tagesbilanz ganz schnell sprengen – ein unkalkulierbarer Konsum.[17]
Industriell erzeugte Produkte und Substanzen-> • brauner Zucker • Kandiszucker • Einmachzucker • Vanillezucker • Invertzucker • Fruchtzucker (Fruktose, Laevulose) • Traubenzucker (Glukose, Dextrose) • Milchzucker (Laktose) • Malzzucker (Maltose) • Vollrohrzucker (Sucanat) • Ur-Süße, Ur-Zucker • Rapadura (Vollrohrzucker) • Demarara (Rohrzucker) • Panelista • Melasse • Maissirup (Isoglucose) • Ahorn- oder Rübensirup • Apfel- oder Birnendicksaft • Frutilose (flüssiger Obstdicksaft) • Maltodextrin • Reis- oder Gerstenmalz • Glukosesirup • Leucrose
Zuckerersatzstoffe
Lange Zeit schien für Verbaucher die Rechnung bestechend einfach: Ein Stückchen Würfelzucker enthält zehn Kalorien, eine Tablette Süßstoff gar keine. Folglich wurde geschlussfolgert, dass Süßstoff schlank macht.
Noch relativ neu sind Erkenntnise, dass synthetische Süßstoffe den Zuckerstoffwechsel stören. Das zeigte eine kürzlich in "Nature" veröffentlichte Studie israelischer Forscher. Bei Mäusen, denen häufig genutzte Süßstoffe wie Saccharin, Aspartam oder Sucralose über das Trinkwasser verabreicht wurden, kam es nach kurzer Zeit im Glukosebelastungstest zu überhöhten Blutzuckerwerten. "Ein Anstieg des Blutzuckers könnte deshalb bedeuten, dass Süßstoffe die Entwicklung der Zuckerkrankheit fördern", resümieren die Forscher. Diese Arbeit sei dennoch mit Vorsicht zu betrachten, brauchbare Ergebnisse seien nur an Mäusen erzielt worden und dies sei keineswegs so einfach auf den Stoffwechsel des Menschen übertragbar.
Darauf weisen auch die Ergebnisse der laufenden ernährungsphysiologischen Studie "Personalized Nutrition Project" hin. "Teilnehmer, die Süßstoffe verzehrten, wogen mehr, sie hatten höhere Werte im Nüchtern-Blutzucker und im Langzeit-Blutzucker HbA1c, und ihre Ergebnisse im Glukosebelastungstest waren gestört". Die ungünstige Wirkung scheint über eine Veränderung der Darmbakterien zustande zu kommen ("Molecular Aspects of Medcine"). "Die Süßstoffe begünstigen das Wachstum von Bakterien, die die Aufnahme von Zucker und möglicherweise auch von kurzkettigen Fettsäuren aus dem Darm steigern", erläutert DGE-Mediensprecher Helmut Schatz. "Die regelmäßige Einnahme von Süßstoffen könnte deshalb die Nahrungsverwertung steigern."
Dazu kommt noch, dass Süßstoff zudem langfristig appetitanregend wirken kann. Der Effekt ist einfach: der süße Geschmack löst einen Reflex aus, die Bauchspeicheldrüse schüttet Insulin aus, weil sie mit Süßen rechnet. Denn der süße Geschmack wird von der Bauchspeicheldrüse mit Zucker gleichgesetzt, sie kennt aber den Unterschied zwischen Süßstoff und Zucker nicht. Das ausgeschüttete Insulin läuft dann aber zunächst ins Leere, weil Süßstoff keinen Blutzucker liefert, den das Insulin abbauen könnte. Da greift das Insulin auf den vorhandenen Blutzucker zurück, Ihr Blutzuckerspiegel sinkt und Ihr Körper antwortet darauf mit Heißhunger. Das bedeutet in der Folge: Süßstoff macht auch hungrig.
Süßstoffe, die nicht nur in "Diät"- oder "Light"-Getränken enthalten sind, sondern auch immer häufiger Fertignahrungsmitteln zugesetzt werden, galten in den vergangenen Jahren als unbedenklich. "Diese Einschätzung kann nicht mehr aufrecht gehalten werden" und "Übergewichtige Menschen, die mit Süßmitteln ihr Gewicht senken wollen, müssen wissen, dass sie nach dem neuen Wissensstand möglicherweise ihr Diabetesrisiko sogar erhöhen", so die neuen Aussagen.[18] [19]
- Stevia:
- Pro: Die Steviolglycosidgemische haben praktisch keine Wirkung auf den Blutzuckerspiegel, sind damit für Diabetiker geeignet und haben keine Kalorien.
- Kontra: Nur weil Stevia keine Kalorien hat, wird Verbrauchern empfohlen, nicht zu viel des Stoffes zu konsumieren. Denn einerseits warnt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) **vor Überdosierung. Sie untersuchte zuletzt 2014 das Ausmaß, in dem Menschen und die Umwelt mit Stevia in Berührung kommen. Der Behörde zufolge sind lediglich vier Milligramm Steviolglycosid pro **Kilogramm Körpergewicht unbedenklich.[20]
- Saccharin ist der am längsten bekannte synthetische Süßstoff und hat keine Kalorien. Heute ist Saccharin eines der gängigsten Süßungsmittel und wird häufig in Kombination mit anderen Süßstoffen eingesetzt, auch in kalorienreduzierten Lebensmitteln und Getränken. Zumindest bei Mäusen scheint Saccharin, wie auch einige andere, künstliche Süßstoffe, eher das Gegenteil zu bewirken. In einer 2010 in Ungarn durchgeführten Studie und einer weiteren 2013 in Brasilien legten die mit Saccharin im Trinkwasser versorgten Mäuse bei gleichem Nahrungsangebot erheblich mehr an Gewicht zu als die Mäuse einer Vergleichsgruppe, die keine Süßstoffe bekamen. Der künstliche Süßstoff Saccharin wird im Körper nicht verstoffwechselt und über das Nierensystem unverändert ausgeschieden. So gelangt der in großen Mengen eingesetzte Süßstoff ins Abwasser und das stellt laut einer 2009 in Deutschland durchgeführten Studie angeblich ein zunehmendes Umweltproblem dar.[21]
Untersucht werden noch Wechselwirkungen auf die sogenannte Carboanhydrase. Diese gelten als Ansatzpunkte für die Therapie von Erkrankungen mit erhöhtem Augeninnendruck (Glaukom) oder zur Diurese.[22] Eine im Jahr 1970 erschienene Vermutung "Kann Saccharin Krebs hervorrufen?" wurde so nicht bestätigt.[23] Warnhinweise für den Verzehr liegen nicht vor. Auch aus Sicht der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) gibt es nach wie vor keinen Beleg dafür, dass der maßvolle Gebrauch von Süßstoff dem Menschen schadet und etwa das Risiko für Typ-2-Diabetes erhöht.[24]
- Aspartam ist einer der Zuckerersatzstoffe, um die sich Verschwörungstheorien ranken. Schon 1977 witterten Verschwörungsanhänger ein Komplott als Donald Rumsfeld an die Spitze von G. D. Searle berufen wurde. Später soll er bei seiner Rückkehr in die Politik unter anderem dafür gesorgt haben, dass Arthur Hull Hayes Chef der bislang Aspartam-skeptischen Lebensmittelbehörde FDA wurde, der dann dort den Süßstoff zuließ.[25] Trotz aller spektakulärer Kampagnen und Aussagen: "Krebserregend? Pepsi verbannt Süßstoff Aspartam aus Diät-Cola"[26], "Süßstoff Aspartam erhöht das Krebsrisiko",[27] "Gefahr Aspartam? – Die Süßstoff-Lüge"[28] ist es ein Fakt, dass bislang keine belastbaren, das heißt fehlerfreien und unabhängigen medizinischen Studien existieren, die einen Zusammenhang zwischen dem Verzehr des Süßstoffs und Krankheiten wie Krebs oder ähnlichen Gesundheitsschäden nachweisen konnten. Es gab Untersuchungen wie die Studie der Ramazzini Foundation an Nagetieren. Doch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) kam zu dem Schluss, dass auch diese Studie "keinen wissenschaftlichen Beweis dafür liefert, die Verwendung von Aspartam in Lebensmitteln nochmals zu überdenken". 2013 erklärte die Behörde den Süßstoff erneut für unbedenklich.[29] [30]. Kein Aspartam aufnehmen dürfen laut Efsa lediglich Menschen, die an der seltenen Stoffwechselkrankheit Phenylketonurie leiden. Ihr Körper kann Phenylalanin, eines der drei Abbauprodukte von Aspartam, nicht umwandeln. Betroffene müssen daher eine strikte phenylalanin-arme Diät halten.
Zucker in der Forschung
Was haben Osterhasen, Klapperstörche, Feen und Zauberer mit Zuckermythen gemeinsam: Viele glauben an sie; evidente und belastbare Nachweise für die Existenz liegen jedoch nicht vor. Die Gründe für die Problematik der Beweisführung liegen auf der Hand. Der weitaus größte Teil der Arbeiten und Publikationen sind entweder Beobachtungsstudien, epidemiologische Studien oder Meta-Analysen/Reviews. Das bedeutet in der Praxis Beobachtung der Verzehrmengen und Art der Aufnahme, Befragungen zum Thema und Auswertungen der Fragebögen, Vergleich statistischer Daten aus irgendwelchen Erhebungen.
Allesamt liefern sie keinerlei Nachweis einer Kausalität, sprich Ursache-Wirkungsbeziehung. Es werden nur Korrelation und statistische Auswirkungen und Zusammenhänge betrachtet und bewertet. Daraus lassen sich Hypothesen ableiten, be- und erwiesen ist damit gar nichts. So zum Beispiel mit der sogenannte Havard-Zuckerstudie.[31]
In dieser Studie wurde nicht der Gesamtzuckergehalt der Nahrungsmittel herangezogen, sondern lediglich der „hinzugefügte“ Zucker („added sugar“). Die Gehalte wurden anhand einer Nährwerttabelle („MyPyramid Equivalents Database“) kalkuliert. Als „added sugar“ gelten darin beispielsweise Ahornsirup und Honig. Fruchtkonzentrate zum Süßen hingegen gelten nicht als „zugesetzter Zucker“. Das Verfahren zur „Berechnung“ des zugesetzten Zuckers wird als dubios betrachtet.[32] Auf diesem Weg lässt sich so ziemlich jede Vermutung generieren, die man sich vorstellen kann.
Die enorme Anzahl von Studien und Untersuchungen zu Zucker und Gesundheit lässt folglich keine gesicherten Schlüsse zu. Viele Untersuchungen sind nicht vergleichbar und daher leider nutzlos. Trotz jahrzehntelanger Forschung fehlen handfeste Beweise, dass Zucker mal abgesehen von seinem Beitrag zur Entstehung von Karies, tatsächlich ein Risikofaktor für die menschliche Gesundheit darstellt.[33]
Mythen
Zucker und Gesundheit
Verursacht Zucker Krebs?
Für die Entstehung und die Pflege des Mythos, dass Zucker unmittelbar Krebs auslöst, gibt es eine simple physiologische Grundlage. Nämlich die beobachtete Tatsache, dass Tumorzellen verstärkt aus Zucker Bausteine für neue Krebszellen gewinnen können. Allerdings ist die Diagnose eben der erkannte Tumor, der schon vorhanden ist. Das bedeutet noch lange nicht, dass Zucker an sich ein direkter Risikofaktor ist und Krebs verursacht. Frühere Studien haben einen Zusammenhang von energiereicher Nahrung und bestimmten Krebserkrankungen gefunden, allerdings wurde dabei der Einfluss von Übergewicht oder Bewegungsarmut nicht berücksichtigt.[34] [35]. So betont auch das deutsche Krebsforschungszentrum: ...Für viele Tumoren sind zufällige Fehler bei der Zellteilung verantwortlich, denen man nicht vorbeugen kann[36]
Aktuellere Übersichtsarbeiten sehen weniger den Zucker allein als Gefahr, sondern eher die Kalorienbilanz insgesamt.[37][38] Auch bekannte Risikofaktoren wie beispielsweise das Rauchen oder der Alkohol, wurde nicht oder nicht ausreichend berücksichtigt. Insgesamt lassen sich sich keine belastbaren wissenschaftlichen Hinweise dafür finden, dass Zucker das Krebsrisiko maßgeblich beeinflusst. Zu beachten ist aber, dass es viele Arten von Zucker und viele Risikofaktoren gibt, die miteinander in Verbindung stehen. Manche Krebsarten stehen möglicherweise mit solchen Risikofaktoren in Verbindung: Beispielsweise könnte eine Ernährung, die reich an Einfachzuckern wie Fruktose oder Glukose ist, das Risiko für Bauchspeicheldrüsen-Krebs erhöhen. Aber auch hier stehen belastbare Ergebnisse auf der Basis von Humanstudien noch aus.
Plakative Aussagen wie "Zucker sorgt für Brustkrebs und Metastasen" oder "Krebs liebt Zucker (Fructose)"''[39] [40] sind entweder nicht belegt oder völlig aus dem Zusammenhang wiedergegeben. In der Regel bedienen diese Behauptungen kommerzielle Interessen und sollen die Bereitschaft erhöhen, angebotene Produkte und Methoden zu nutzen die zur Vorbeugung oder gar Heilung dienen sollen.
Selbst deutsche Leitmedien springen auf diesen Zug und berichten z.B. über die Ketogene Diät.[41]. Es entsteht der Eindruck, als wären die beschriebenen Methoden durchaus als Fakten zu betrachten. Erst am Ende des Artikels kommt der Hinweis der beteiligten Forscher: "Wir können die Ketogene Diät derzeit nicht prinzipiell empfehlen", erklärt Sütterlin, "aber wir haben genug Hinweise darauf, dass die Ernährungsumstellung einen positiven Effekt haben könnte, dass es Sinn ergibt, sie weiter zu untersuchen." Trotzdem wird die Verzweiflung und die Hoffnung Betroffener instrumentalisiert und es werden Produkte und Methoden auf den einschlägigen Portalen intensiv beworben und vertrieben, für die es keinerlei Wirkungsnachweis gibt.
Hydroxymethylfurfural : Diese Substanz entsteht beim Erhitzen von kohlenhydrat- bzw. zuckerhaltigen Lebensmittel und ist Bestandteil von z.B. Karamel-Farbstoffen und Raucharomen. Zwischenzeitlich war sie, aufgrund des stark ansteigenden Konsums von karamellisierten Produkten (Gehalt: bis zu 9500mg/kg/L) im Verdacht an der Entstehung von Krebs beteiligt zu sein. Dementsprechend wurde untersucht und vom Bundesinstitut für Risikobewertung beurteilt. Mit dem Ergebnis:" Derzeit kann aus den vorliegenden experimentellen Studien hinsichtlich einer krebserzeugenden und erbgutschädigenden Wirkung von 5-HMF keine Relevanz für den Menschen abgeleitet werden. [42] Auch hier wäre damit einer möglichen Mythenbildung, die zur Panikmache und damit zum Vertrieb diverser Entgitungsmittel oder ähnlichem führen würde, entgegen gewirkt.
Diabetes/Adipositas und Zucker-Mythen
In der Ernährungsmedizin unterscheidet man zwischen ernährungsbedingten (Mangelerscheinungen) und ernährungsmitbedingten Erkrankungen. Diese entstehen in der Regel durch ein Nährstoff-Überangebot. Dazu gehören auch Diabetes und Adipositas. Was nach Haarspalterei aussieht, ist im Prinzip zwingend notwendig, da Ursachen der Erkrankung multiple Ursachen hat, die sich in Kombination auswirken. Dies wirkt sich entscheidend auf Diagnostik und Behandlung aus. Um Diabetes und Adipositas dauerhaft zu therapieren, bedarf es eben mehr, als nur den Zuckerkonsum zu reduzieren. Auch wenn dies in der Regel einer der ersten Maßnahmen sind.
Der Typ-2-Diabetes mellitus beruht nach heutiger Erkenntnis auf genetisch bedingten, multifaktoriellen Ursachen. Zucker- und Kohlenhydratreiche Ernährung kann ein Teil davon sein. Zur Entwicklung eines klinisch relevanten Krankheitsbildes kommt es dann unter dem Einfluss sogenannter Manifestations- oder Risikofaktoren, die häufig in Form eines metabolischen Syndroms vorliegen. Nicht ausgewogene Ernährung, insbesondere die übermäßige Aufnahme von Zuckerhaltigem Produkten ist ein wesentlicher Faktor bei diesem Syndrom. Über den tatsächlichen Anteil des Zuckers an diesen Krankheiten wird reichlich geforscht und publiziert. Die Erkenntisse sind sehr unterschiedlich und werden kontrovers diskutiert.
Stress->Zucker-Adipositas->Diabetes: Das Cortisol-Modell
Auf Dauer fördert ein hoher Cortisolspiegel Gewichtszunahme, vor allem am Bauch und damit einher geht dann ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Diabetes. Für einen pathologischen und dauerhaft hohen Cortisolspiegel gibt es aber mehrere Möglichkeiten und Zusammenhänge, wie z.B. bei Morbus Cushing,[43] auch Tumore wie bei Lungenkrebs oder auch auch Alkoholiker können im Verlauf ihrer Erkrankung zu viel Cortisol ins Blut schwemmen.
Physiologen des Monell-Institutes für Chemische Sinne in Philadelphia wollen unlängst herausgefunden haben, dass Stress auf hormonellem Wege die Rezeptoren für Süßes im Mund manipuliert. Und zwar so, dass der Appetit auf Zuckerzeug zwangsläufig ansteigt. Der Schlüssel dafür ist laut des Instituts das Hormon Cortisol. Cortisol hilft Stresssituationen zu meistern. Unter Stress steigt mit dem Cortisol auch der Energiebedarf, vor allem das Gehirn benötigt mehr Treibstoff, sprich mehr Glucose. Deshalb ist der Hang zum kalorienreichen Zucker, in dem Moment, eine sinnvolle Reaktion des Körpers. Sobald der Mensch Süßes wie Schokolade isst, sinkt ein erhöhter Cortisolspiegel schnell ab.
Ärger und Angst gelten als wesentlichen Ursachen des metabolischen Syndroms. Eine aktuelle Studie aus dem belgischen Gent sollte zeigen, dass Kinder mit hohem aus einem schwierigen sozialen Umfeld mit hohem Cortisolspiegel deutlich dicker sind als Kinder in entspannten Lebensverhältnissen. Folgerichtig hätten Cortisolkinder auch einen ausgeprägten Hang nach Süßem. Wer will, kann daraus einen Zusammenhang zwischen Zuckerverzehr und Gewicht konstruieren. In Wirklichkeit wäre es aber genau umgekehrt. Zucker würde schnell und effektiv das riskante Cortisol senken und damit der Adipositas entgegen. wirken[44] [45]
Macht Zucker süchtig?
Die Tatsache das Menschen Süßes lieben, gilt schon als angeboren. Dies lässt sich schon an Babys beobachten: Gibt man Neugeborenen eine Zuckerlösung auf die Zunge, wirkt ihr Gesicht zufrieden. Diese biologische Präferenzen sind aber individuell unterschiedlich ausgeprägt. Mittlerweile wurde ein entsprechendes Gen des „süßen” Geschmackzellproteins identifiziert. Variationen (Polymorphismen) des Gens könnten zu einer unterschiedlich starken Wahrnehmung von süßem Geschmack führen. Deshalb fällt es selbst den Menschen, die den Zucker für gefährlich halten, so schwer, darauf zu verzichten.[46]. Es existieren auch Thesen, die Aussagen, das die Süße in früheren Zeiten eine Art Signal war für Menschen: "Nicht giftig".
Schlagzeilen und Aussagen wie "Zucker macht so süchtig wie Kokain" [47] sind nicht belastbar belegt. Die in diesem Artikel erwähnte Forschungsarbeit führte ihre Studien an Ratten durch.
- .. Auch hier gaben die Forscher Ratten Zuckerwasser zu schlecken. Sechs Wochen lang labten sich die Tiere statt an Wasser an dem süßen Nass. Nach dieser Zeit sollten die Tiere eine vorher trainierte Strecke durch ein Labyrinth zurücklegen und schnitten dabei auffallend schlecht ab. Daraus folgerten die Wissenschaftler, dass diese Tiere "weniger klar denken" könnten.
Auch solche Schlagzeilen "So verwandelt uns Zucker in Sklaven[48], dienen eher der plakativen Auflagensteigerung, als einer fundierten Betrachtung der Sachlage
Grundsätzlich existieren einige Genussmittel, die aufgrund ihrer Inhaltsstoffe ein gewisses "Suchtpotenzial" aufweisen. Nicht nur originäre Inhaltsstoffe wie Morphin in Hopfen oder Diazepam in Weintrauben entfalten ihre Wirkung über opiatähnliche Mechanismen, sondern auch zahlreiche Aromastoffe welche beim Rösten, Braten oder Backen gebildet werden, wirken ähnlich. Nur weil sie sagen oder denken: "Ich brauche jetzt Schokolade", dann bedeutet das nicht, dass Sie sich ähnlich wie ein Süchtiger verhalten [49] Nicht jedes Verlangen nach einer Substanz ist gleichzusetzen mit einer chronischen und nicht mehr veränderbaren Sucht und auch nicht mit den dann folgenden körperlichen Auswirkungen. Es ist auch bekannt, dass Zucker Dopamin- bzw. Opiatrezeptoren im Gehirn sensibilisiert. Und einer Studie der Universität Princeton zufolge zieht der regelmäßige Zuckerkonsum Veränderungen im Gehirn nach sich[50]
Am Zentralinstitut für seelische Gesundheit in Mannheim, beschäftigen sich Suchtmediziner mit suchtartigem Essverhalten und Übergewicht. In einer Studie wurden übergewichtigen Probanden Bilder von verschiedenen Gerichten, darunter Süßigkeiten, Kuchen und Eis gezeigt. Dabei lagen die Probanden in einem Kernspin-Gerät, das die Reaktionen ihres Gehirns aufzeichnete. Die Forscher fanden heraus: Übergewichtige reagieren auf Bilder von Süßigkeiten deutlich anders als auf Bilder von Gemüse, Salat oder Fleisch, vor allem im Vergleich mit den normalgewichtigen Teilnehmern. In einem bestimmten Bereich des Gehirns, dem sogenannten Belohnungssystem, zeigen die übergewichtigen Probanden beim Anblick der Süßigkeiten eine wesentlich stärkere Aktivierung. [51]
Dennoch ist eine Relevanz für eine pathologische physische wie auch psychische Ausprägung einer Sucht nach Süßem bis heute nicht evident nachgewiesen. Die Schlussfolgerungen sind gewagt, konstruiert und werden den tatsächlichen, körperlichen und psychischen Auswirkungen eine Kokain-Sucht nicht gerecht und gelten als übertrieben. Alle Faktoren, von den Toleranzentwicklung bis hin zur Entzugs-Symptomatik und der Unumkehrbarkeit (Irreversibel) einer Alkohol- oder Heroinsucht sind so nicht gegeben.
Ist Fructose gesünder?
Fructose ist der wichtigste natürlich vorkommende Zucker in Honig und Obst (z.B. Datteln, Rosinen, Feigen, Äpfeln und Säften) und in kleinen Mengen in einigen Gemüsesorten (z.B. Karotten).Eine weitere Fructosequelle ist Glucose-Fructosesirup, der aus Mais und Weizen hergestellt und als Süßungsmittel in einer Vielzahl von Lebensmitteln wie z.B. Marmelade, Konserven und Süßwaren verwendet wird.[52]
Grundsätzlich hat Fruchtzucker (Fruktose) einen guten Ruf. Da er in Obst und Honig vorkommt gilt damit als „natürlich“. Lange Zeit versuchten Hersteller von Wellnessgetränken oder Müsliriegeln per Werbung den Eindruck zu erwecken Kristallzucker, der Haushaltszucker wäre schlecht und Fruchtzucker gut. Diese Produkte wurden gerne Diabetikern empfohlen. Anders als die Glukose ist Fruktose unabhängig von dem Hormon Insulin. Fruktose wird in den Leberzellen aufgenommen und verstoffwechselt, ohne Beteiligung des Insulins. Dadurch entsteht der Eindruck, dass dies ideal für Diabetiker ist, wenn der Insulinstoffwechsel außer Kontrolle geraten ist oder gar nicht funktioniert.
Nun haben aber Studien gezeigt, dass ein hoher Softdrinkkonsum mit Fructose bei Männern dazu führt, dass sie ein erhöhtes Bluthochdruckrisiko haben, eher Gicht oder eine Fettleber bekommen, erhöhte Blutfettwerte haben und schneller übergewichtig werden, ähnlich wie bei Versuchsmäusen, die Fruktoselösung trinken mussten. All diese Krankheitsbilder bedeuten vor allem für Diabetiker ein großes Risiko. Denn ihr Stoffwechsel ist bereits entgleist.[53]
Seit Mitte der 1980er-Jahre gibt es vermehrt Studien, die darauf hindeuten, dass zu viel Fruktose schaden kann. Und möglicherweise sind sie beteiligt, wenn es um den Aspekt der Auswirkung von Haushaltszucker geht. Denn Haushaltszucker wird im Körper aufgespalten – und zwar in Glukose und Fruktose im Verhältnis eins zu eins. Diese Studien wurden an Tieren durchgeführt oder in Form von kurzfristigen Überernährungsstudien an Menschen, in denen ein erheblich höheres Maß an Fructose konsumiert wurde als normalerweise (zum Beispiel 100 bis 150 g reine Fructose/Tag [54] [55]
Probleme mit Fruktose können bereits im Darm beginnen. Dieser kann nur bestimmte Menge an Fruchtzucker aufnehmen und verarbeiten. Anders als die Glukose ist die Fruktose auf spezielle Transportmechanismen in den Darmzellen angewiesen. Auf große Mengen ist der Verdauungstrakt nicht eingestellt. Alles, was zu viel ist, wird im Dünn- und oberen Dickdarm von Bakterien oft unter erheblicher Gasbildung verdaut. Betroffene haben Bauchweh und Durchfälle. Unter solch einer Fruchtzuckerunverträglichkeit, auch Fruktose-Malabsorption genannt, leiden zwischen drei und zehn Prozent der Menschen. [56]
Fruchtzucker wird in der Leber abgebaut und steigert dort die Fettproduktion. Deshalb wird Fructose auch mit der Entstehung einer Fettleber assoziiert, der sogenannten "nicht Alkohol bedingten Fettleber“. In Tierversuchen konnte ein Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Fruchtzucker und einer Steigerung des Harnsäurespiegels gezeigt werden. Das wiederum kann zu Gicht führen. In einigen Studien ist bei den Tieren auch der Blutdruck gestiegen, wenn sie sehr viel gelöste Fruktose trinken mussten. Allerdings gibt es auch auch Studien, die den Zusammenhang zwischen Fruktose und Stoffwechselstörungen so nicht finden. Ernährungswissenschaftler der Uni Hohenheim haben in einer Pilotstudie Menschen mit einer "nicht alkoholbedingten Fettleber" ein halbes Jahr lang eine Fruchtzuckerdiät verordnet. Das Ergebnis war, laut den Wissenschaftlern überraschend: Bei fast allen Patienten ist das Fett in der Leber zurückgegangen. Nun sollen weitere Studien folgen; unter anderem eine mit Kindern. [57]
Und Schweizer Studien warnen davor, dass der Fruchtzucker "Teufelskreise auslöse", die unter anderem Übergewicht und Diabetes förderten – und sogar den Herzmuskel ungebremst wachsen lassen sollen. Das erste Ergebnis kam von der Uni Basel: "Fruchtzucker erzeugt weniger Belohnungsgefühle im Gehirn". Das bedeutet das dann wieder mehr gegessen werden müßte, bis es mit den Gefühlen wieder passt. Dies betont auch die ETH Zürich. Denn Fruktose führe zur Insulinresistenz – weil die Insulinausschüttung verhalten erfolgt. Bis dato wurde die Fruktose gerade deshalb empfohlen. Jetzt gilt das Gegenteil: Durch das niedrige Insulin würden Betroffene nicht mehr richtig satt und würden wieder mehr essen. Das fördere Übergewicht und Diabetes, so die ETH. [58] [59]
Für dramatische Formulierungen und Betrachtungen wie "Fructose (Fruchtzucker) - Die gefährlichste Form aller Zuckerarten"[60] besteht allerdings kein erkennbarer konkreter Anlass und sind als Übertreibung zu werten. In dem Zusammenhang genannte Symptome und Studien beziehen sich auf Untersuchungen und Schlussfolgerungen bei Pferden und Rehen. [61] Dies spiegelt in etwa die Qualität der Aussagen zu solchen Themen, wie sie auf Seiten wie der des Zentrum der Gesundheit zu finden sind.Oft steht ein direkter oder indirekter Vertriebs-Aspekt dahinter, unter dem alle Aussagen betrachtet werden müssen. Grundsätzlich wird Verbrauchern immer empfohlen sich aus mehreren Quellen zu informieren.
Hyperaktivität und Zucker
Begründet wurde dieser Mythos Mitte der 70er-Jahre durch den kalifornischen Arzt und Allergologen Ben Feingold. Er formulierte erstmals eine entsprechende Hypothese in seinem Buch „Why your Child is hyperactive?“ Danach stellen auch Nahrungsmittelzusätze wie künstliche Aroma-, Farb- und Konservierungsstoffe die Ursache für Hyperaktivität, Lernstörungen und Verhaltensauffälligkeiten dar. Seine Aussagen beruhten aber nur auf einzelnen Fall-Beobachtungen.
Wissenschaftlich belegt wurde diese These nie. In den 1990ern mit der Entwicklung des Internets und dann ab den 2000ern, als Foren und Blogs wie Pilze aus dem Boden wuchsen, nahm das Thema noch einmal an Fahrt auf. Vor allem Hausärzte kennen dies: Besorgte Mütter, die sich über Erfahrungsberichte in Internetforen, zuweilen auch über Lehrer an Schulen, verunsichern lassen und wissen möchten, ob ein zu hoher Zuckerkonsum ADHS verstärken oder gar auslösen kann. Dies Besorgnis wird in entsprechenden Portalen, in der Regel verbunden mit kommerziellen Interessen massiv verstärkt[62] [63]. Aufklärung und Information sind dann immer in Zusammenhang mit dem Angebot entsprechender Produkte, Dienstleistungen und Ernährungsmethoden zu sehen.
Grundsätzlich beruht die These schlicht darauf, dass Ernährung theoretisch Einfluss auf die Entstehung oder den Verlauf von ADHS haben kann, da bestimmte Nährstoffe und Stoffwechselprodukte eben von Bedeutung für die Abläufe im Gehirn sind, wie eben die Glukose für die Energiegewinnung. Daraus wurden dann die entsprechenden Aussagen abgeleitet und Schlüsse gezogen. Allerdings wurden in den letzten 20 Jahren, die immer wieder auftauchenden Schlagzeilen in den Medien, mit klinischen Studien über einen möglichen Zusammenhang zwischen ADHS und hohem Zuckerkonsum, sehr gut untersucht. Die Ergebnisse von methodisch einwandfreien Studien zeigen ausnahmslos einheitliche Resultate. Weder bei Kindern, bei denen ADHS bereits diagnostiziert worden war, noch bei gesunden Kindern führte Zuckerkonsum zu Verhaltensauffälligkeiten, unabhängig davon, ob zu zuckerhaltigen Drinks, Fruchtzucker, Schokolade oder anderen Süßigkeiten gegriffen wurde.[64] [65] [66] Eine weitere Übersichtsarbeit aus 23 Studien mit über 560 kindern belegen dies [67]
Auch die Frage, wie es zu erklären ist, dass trotz der wissenschaftlichen Widerlegung, noch immer so viele, rein persönliche und individuelle, Erfahrungsberichte einen Nutzen der zuckerfreien Diät bei ADHS vermitteln, wurde erforscht. Man kam zu dem Schluss, das die Erwartung der Eltern hierbei eine große Rolle spielen könnte. Dies zeigt eine Untersuchung bei der die Forscher 35 Jungen im Alter von fünf bis sieben Jahren zufällig in zwei Gruppen einteilten. Den Müttern wurde mitgeteilt, dass ein Teil der Kinder extrem zuckerhaltige Nahrung erhalte, der andere ein Placebo. Tatsächlich erhielten alle Kinder zuckerfreie Nahrung. Doch die Mütter, die davon ausgingen, dass ihr Nachwuchs Süßes bekommen hatte, beurteilten das Verhalten der Jungen im Anschluss häufiger als hyperaktiv und auffällig.[68]
In diesem Zusammenhang wäre auch noch zu erwähnen, dass Hyperaktivität oftmals mit ADHS gleichgesetzt wird. Kernsymptom der ADHS ist allerdings nicht allein der gesteigerte Bewegungsdrang, sondern auch ein Konzentrationsdefizit. Auch davon lassen sich viele schlichtweg zu Fehlschlüssen verleiten. Wenn Kinder zu besonderen Anlässen Süßes bekommen und dann aufgedreht sind, ist das keinesfalls krankhaft. Oder umgekehrt könnte auch der erhöhte Energiebedarf dafür gesorgt haben, dass Kinder zu Zucker greifen.
Ist Zucker ein Vitamin- und Mineralienräuber?
Der Mythos, dass Zucker dem Körper Calcium raubt und damit die Knochen "weich macht", geht auf falsche Folgerungen aus Tier-Versuchen aus den 1920er Jahren an Ratten zurück. Daraus entstand das Gerücht, Zucker führe zu einer Entkalkung der Knochen. Diese These ist aber nicht haltbar und durch keinerlei Untersuchungen und Ergebnisse bestätigt. Es gibt einige Lebensmittel die Bestandteile enthalten, welche eine Einlagerung von Calcium in den Knochen hemmen und sich damit negativ auf die Calcium-Bilanz auswirken, deshalb nennt man sie sie 'Calcium-Räuber'. Dazu gehören Phosphate und Oxalsäure. Ein weiterer Calciumräuber ist Phytin, ein pflanzlicher Stoff, der z.B. in den Randschichten von Getreide vorkommt. Phosphor und Phosphat behindern die Calciumaufnahme im Darm. Und zu viel aufgenommener Phosphor löst das Calcium aus den Knochen. Anschließend wird das Calcium über die Niere ausgeschieden und geht damit dem Körper "verloren".[69].
Es sind keine Publikationen bekannt die solche oder ähnliche Effekte bei Zucker beschreiben. Es bestehen noch weitere Gründe für eine Unterversorgung z.B. an Calcium, verschiedene Erkrankungen, Zöliakie, Morbus Crohn oder Phenylkentonurie bewirken dies. Für keine ist ein Zusammenhang mit der Zuckeraufnahme belegt. Dies gilt auch für andere Mineralien. Bei keinem wurde belegt das Zucker, das Milieu des Mineralhaushaltes steuern kann oder einen negativen Einfluss auf die Knochen hat und damit Osteoporose fördern würde.
Das Gleiche gilt für Vitamine. Dort beruht der Mythos auf den Aufgaben des Vitamin B1 (Thiamin). Diese spielt eine entscheidende Rolle im Energie-, Kohlenhydrat- und damit auch im Zucker-Stoffwechsel. Theoretisch könnte tatsächlich eine gewisse Unterversorgung eintreten. Diese Befürchtungen sind jedoch weitgehend unbegründet. Ein klinisch relevanter Thiamin-Mangel ist außerordentlich selten und dann auch nicht auf Zuckerkonsum zurückzuführen. Er tritt gelegentlich auf bei chronischem Alkoholmissbrauch, bei chronisch gestörter Darmfunktion und bei schweren Leberfunktionsstörungen. Bei einer ausgewogenen Ernährung ist der Bedarf an Vitamin B1 leicht zu decken.[70]. Im Normalfall nimmt der Mensch täglich etwa 2 mg Vitamin B1. zu sich. Orientiert man sich an den Empfehlungen, würde dies ausreichen um mehr als 1,5 kg Zucker pro Tag zu kompensieren.
Liegt der Zuckerstoffwechsel in den Genen?
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Noch mehr Mythen konkret beleuchtet
Verbesserung der Gehirnleistung
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Ist brauner Zucker besser als weißer
Dieser Mythos wird bestimmt und aufrechterhalten durch die Assoziation der dunklen Farbe mit Nährstoffgehalten (ähnlich wie bei dunklem Vollkornbrot). Tatsächlich werden aber beide Varianten aus den gleichen Produkten, nämlich aus Zuckerrohr oder -Rübe gewonnen. Sie werden zerkleinert gekocht, gepresst und behandelt. Aus dem Saft entsteht durch Eindampfen ein dickflüssiger Sirup, aus dem brauner Zucker entsteht. Der braune Zucker ist also eine Art „Zwischenprodukt“ auf dem Weg zum weißen Zucker. An seinen Teilchen klebt einfach noch ein wenig mehr Sirup. Dieses wird dann teilweise separat verarbeitet und vertrieben. Ansonsten haben beide Zuckersorten den gleichen Gehalt an Kalorien und Kohlenhydraten und beide bestehen zu fast 99 Prozent aus Saccharose.[71]
Honig ist besser als Zucker
Honig enthält zwar Spuren von Vitaminen, Mineralstoffen und Enzymen. Aber zu 80 Prozent besteht er aus Fruchtzucker, Traubenzucker und anderen Zuckerarten. Der Rest ist Wasser, weshalb Honig eigentlich als eine übersättigte Zuckerlösung zu bezeichnen ist. Von daher sind Aussagen, dass Honig besser als Zucker und wichtig für den täglichen Vitamin- oder Mineralstoffhaushalt ist, nicht korrekt. Im Gegenteil, für Kinder im ersten Lebensjahr kann Honig sogar gefährlich werden. Als Naturprodukt kann er das Bakterium Clostridium botulinum enthalten, das sich aufgrund der noch nicht stabilisierten Darmflora der Säuglinge im Darm der Kinder einnisten kann. [72]
Zuckerfreie Lebensmittel enthalten keinen Zucker
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Gibt es eine Zuckerallergie?
In der Alternativmedizin finden sich gelegentlich Nennungen einer so genannten Zuckerallergie, also einer allergischen Reaktion auf Zucker. Da Zucker (Saccharose) nicht immunogen und daher nicht "allergisierend" ist, handelt es sich um eine typische Krankheitserfindung. (siehe auch: Wasserallergie)
Gibt es eine Zuckerverschwörung?
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Weblinks
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Literatur
Quellennachweise
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