Zellinformationstherapie: Unterschied zwischen den Versionen
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Der Werbung zufolge werden magnetische Wechselfelder mit einer Grundfrequenz f von 3,3 Hz bis 101,8 Hz erzeugt, "mit Oberwellen bis den Lichtquantenbereich, also ca. 10**15 Hz". Die letzte Aussage soll anscheinend die Verbindung zu den Biophotonen herstellen, ist aber trivial bzw. unsinnig: Jedes Signal, das von der Sinusform abweicht (beim Somagen ist beispielsweise von Nadelimpulsen die Rede), hat mathematisch gesehen eine unendliche Reihe Oberschwingungen mit der Frequenz 2f, 3f, usw. Die Amplitude nimmt mit steigender Frequenz ab und ist irgendwann vernachlässigbar niedrig, andernfalls würden z.B. merklich Radiowellen oder im vorliegenden Fall sogar Licht abgestrahlt. | Der Werbung zufolge werden magnetische Wechselfelder mit einer Grundfrequenz f von 3,3 Hz bis 101,8 Hz erzeugt, "mit Oberwellen bis den Lichtquantenbereich, also ca. 10**15 Hz". Die letzte Aussage soll anscheinend die Verbindung zu den Biophotonen herstellen, ist aber trivial bzw. unsinnig: Jedes Signal, das von der Sinusform abweicht (beim Somagen ist beispielsweise von Nadelimpulsen die Rede), hat mathematisch gesehen eine unendliche Reihe Oberschwingungen mit der Frequenz 2f, 3f, usw. Die Amplitude nimmt mit steigender Frequenz ab und ist irgendwann vernachlässigbar niedrig, andernfalls würden z.B. merklich Radiowellen oder im vorliegenden Fall sogar Licht abgestrahlt. |
Version vom 19. September 2013, 20:56 Uhr
Die Zellinformationstherapie (ZIT, auch cell information therapy, CIT oder cell regeneration therapy, CRT) ist eine pseudomedizinische Therapiemethode des Kaufmanns Jens Sachtleben aus Hamburg[1] aus dem Bereich der pulsierenden Magnetfeldtherapien (PEMF). Sie wird mit einem Gerät namens SOMAGEN durchgeführt. Als hauptsächliche Anwendungsgebiete werden schlecht heilende Wunden, Gelenkbeschwerden und Allergien wie Heuschnupfen genannt. Ein Vorläufer des Gerätes ist unter dem Namen Auralon C bekannt geworden, bei dem die "Lüscher-Farben" eine Rolle spielen.
Zur Erklärung der Wirkungsweise führt Sachtleben die in der Pseudomedizin beliebte Hypothese an, nach der die DNA in den Zellkernen Licht zu Kommunikationszwecken aussende. Dabei beruft er sich auf Fritz Albert Popp und dessen Biophotonentheorie. Er meint aber auch,"dass die von den CIT-Geräten ausgesendeten extrem schwachen elektromagnetischen Felder Einfluss auf die Bindungskräfte von Biomolekülen nehmen können".
Wissenschaftlich zu nennende Literatur liegt zur Methode nicht vor (Juni 2013). In der Alternativmedizinzeitschrift CoMed erschien ein für diese Zeitschrift typischer unkritischer Bericht, der die Methode einer "holistischen Quantenphysik" zuordnet.[2] Sachtleben wirbt mit Fallberichten einiger Anwender, die aber keinen ursächlichen Zusammenhang zwischen Heilungsprozess und der Anwendung des Gerätes belegen. Laut Sachtleben werde das Verfahren aber an mehreren Universitätskliniken und anderen Einrichtungen wissenschaftlich untersucht.
Methode
Über das Somagen-Gerät sind nur wenige Details in Erfahrung zu bringen. Es wird mit Batterien betrieben und besteht aus einem Gehäuse mit wenigen Bedienungselementen und angeschlossenen "Applikatoren", bei denen es sich vermutlich um flache Spulen handelt. Die Applikatoren sollen auf die zu behandelnden Körperstellen gelegt oder dort mit Verbandsmaterial befestigt werden. Die Anwendung wird mit "Chipkarten" gesteuert, die in das Gerät gesteckt werden. Eine Behandlung mit der Bezeichnung "Chronische Wunde" z.B. dauere 30 Minuten. Gefertigt wird das Gerät von der Firma Hiller Feinwerktechnik & Gerätebau GmbH in Neumünster.
Der Werbung zufolge werden magnetische Wechselfelder mit einer Grundfrequenz f von 3,3 Hz bis 101,8 Hz erzeugt, "mit Oberwellen bis den Lichtquantenbereich, also ca. 10**15 Hz". Die letzte Aussage soll anscheinend die Verbindung zu den Biophotonen herstellen, ist aber trivial bzw. unsinnig: Jedes Signal, das von der Sinusform abweicht (beim Somagen ist beispielsweise von Nadelimpulsen die Rede), hat mathematisch gesehen eine unendliche Reihe Oberschwingungen mit der Frequenz 2f, 3f, usw. Die Amplitude nimmt mit steigender Frequenz ab und ist irgendwann vernachlässigbar niedrig, andernfalls würden z.B. merklich Radiowellen oder im vorliegenden Fall sogar Licht abgestrahlt.
Zur Stärke des Magnetfeldes werden verschiedene Angaben gemacht. Auf Sachtlebens Internetseite cellinformationtherapy.com heißt es, dass die "Magnetische Induktion in 10 cm 150 dB Pikotesla/s" betrage. Ob damit 150 dB re 1 pT gemeint ist (das wären rund 30 µT), oder einfach 150 pT, wie an anderer Stelle zu lesen,[3] ist unklar. Die Angabe "/s", also "pro Sekunde", hat in beiden Fällen physikalisch überhaupt keinen Sinn. Laut citresearch.de, einer anderen Internetseite von Sachtleben, wurden in 5 mm Abstand über den Applikatoren 260 nT gemessen.
Auralon und Vialon Schmuck
Mit der Zellinformationstherapie verwandt ist eine weitere Marketingidee von Sachtleben: Heilschmuck, den er zusammen mit der studierten Betriebswirtin und "Meditationsbegleiterin" Mercè Barahona unter der Bezeichnung "Intelligenter Schmuck" oder "Intelligent Jewellery" vertreibt.[4] Die gebürtige Spanierin Barahona lebt ebenfalls in Hamburg und hat "den erfolgreichen Quantenphysiker und Medizinforscher Jens Sachtleben" nach eigenen Angaben 2006 kennengelernt.
Die zwischen 2000 und 4000 Euro teuren Auralon- Medaillons sollen beim Träger dazu führen, dass sich eine "Geistige Klarheit" und eine "Harmonisierung auf allen Ebenen – Körper, Geist und Seele" einstellt. Wie immer bei Scharlatanerieprodukten dieser Art gebe es keine zu erwartenden Nebenwirkungen. Die Medaillons sollen einen geheimnisvollen Quarz enthalten, der eine Verbindung vom Träger zum "Inneren des Medaillons" herstellen soll. Es handele es sich bei den Auralon-Produkten um "Schmumann-Wellen-Generatoren". "Lichtquanten" des Auralon-Besitzers sollen von einer "hochempfindlichen Lichtzelle" aufgefangen werden. Gemeint ist damit offenbar nur die Tatsache, dass durch eine kleine Solarzelle eine im inneren befindliche Elektronik betrieben wird, die Signale an eine Spule mit Ferritkern "weitergeleite". Tagsüber (bei Licht) stelle sich eine höhere Frequenz ein, nachts sinke sie wieder. Garniert wird die Werbung mit zahlreichen frei erfundenen Aussagen. Beispielsweise heißt es zur Schumann-Frequenz: "In der Wissenschaft kennt man sie als eine Resonanzfrequenz des menschlichen Gehirns."
Als Vialone werden Glasphiolen für etwa 200 Euro verkauft, die "auf Basis der Quantenphysik" funktionieren sollen und "informiert" seien. Als Heilschmuck sollen die Vialone "Felder" aussenden, auf die der Käufer sich zwangsläufig durch die räumliche Nähe "einschwinge". Auralon und Vialon sind wie Somagen eingetragene Marken von Sachtleben.
Quellennachweise
- ↑ Sachtleben GmbH, Stratenbarg 27, D-22393 Hamburg. An dieser Adresse hat Sachtleben auch mit dem Namen Creative Factory firmiert.
- ↑ Jürgen Neuenhausen: Zell-Informations-Therapie mit Photonen durch Auralon Color. COMED, August 1997
- ↑ Adriane Visan: Wirksamkeit und Verträglichkeit von ultraschwachen elektromagnetischen Feldern (CIT) bei Wundheilungsprozessen frei von Transplantaten. Kosmetische Medizin 2/2007, 16-22
- ↑ http://www.maerce.com/deutsch/maerc%C3%A8-intelligent-jewellery/auralon-die-anwendung/