Basische Ernährung: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 16. August 2015, 17:27 Uhr
Basische Ernährung (engl. alkaline diet) bezeichnet eine in der wissenschaftlichen Medizin nicht anerkannte Ernährungsweise, die Nahrungsmittel bevorzugt, die angeblich weniger säureproduzierende und mehr basisch wirkende Anteile enthalten soll. Außerdem soll ernährungsbedingt mehr Säure ausgeschieden werden. Beworben wird die die basiche Ernährung auch für das pseudomedizinische Konzept einer "Entgiftung".
Aus Sicht der Befürworter einer basischen Ernährung sind Nahrungsmittel in Gruppen einteilbar, je nach ihrer angeblichen Beeinflussung einer so genannten Übersäuerung. Die damit gemeinte "Übersäuerung" hat jedoch nichts mit dem aus der Intensivmedizin bekannten Zustand der Azidose zu tun.
Säurebildende Nahrungsmittel
Ungünstige Nahrungsmittel im Sinne einer basischen Ernährung seien demnach Kaffee, schwarzer Tee, Alkohol, Fleisch, Hartkäse oder Süßigkeiten.
Produkte für die basische Ernährung
Für eine basische Ernährung werden spezielle Nahrungsergänzungsmittel wie "Basentabletten" oder Basenpulver angeboten, die unterschiedlichste Mischungen aus Spurenelementen und anderen Mineralstoffen enthalten, oft auch in Kombination mit weiteren Stoffen wie Vitaminen.
Ernährung und Osteoporose-Risiko
Häufig wird eine basische Ernährung zur Prävention (Vorbeugung) der Osteoporose beworben. Auf zahlreichen privaten Webseiten und in an Laien gerichteten Büchern wird diese Ernährungsweise als gegen Osteoporose wirksam beschrieben. In diesem Zusammenhang sollen die Kunden den pH-Wert ihres Urins messen, um damit ein Osteoporoserisiko abschätzen zu können. Eine dazu passende Theorie wurde als "acid-ash hypothesis" wissenschaftlich diskutiert. Eine prospektive Studie an 651 Personen, die über mehrere Jahre geführt wurde, konnte 2010 keinen Zusammenhang zwischen Urin-pH und Säureausscheidung über den Urin einerseits und dem Osteoporoserisko erkennen. Andere Risikofaktoren wurden dabei mit berücksichtigt.[1]
Beispiele für basische Ernährungskonzepte
Die Neue Biologie nach Young (New Biology) ist eine pseudomedizinische Gesundheitslehre des US-amerikanischen Buchautors und Unternehmers Robert O. Young (geb. 1952, Spitzname "Mr. PH"), die hauptsächlich auf dem amerikanischen Kontinent bekannt ist. Kern der "Neuen Biologie" ist die Ansicht, dass die meisten chronischen Erkrankungen des Menschen in Wirklichkeit durch ein medizinisch ansonsten unbekanntes Ungleichgewicht der Säuren und Basen im Blut verursacht würden, das auf Ernährungfehler zurückgehe. Dem sei mit der Einnahme bestimmter Nahrungsergänzungsmittel im Rahmen des Youngschen "pH Miracle Program" abzuhelfen. Die auf falschen Annahmen beruhende Neue Biologie nach Young wird von Robert O. Young und seiner Ehefrau, der Physiotherapeutin Shelley Redford Young, in Büchern und im Internet verbreitet und dient als Basis, um eigene Produkte durch Multilevel Marketing über seine Firmen "InnerLight Inc." und "Health Education Foundation" zu verkaufen. Geworben wird u.a. damit, dass die Produkte zum Abnehmen geeignet seien.
Bewertung
Eine Wirksamkeit der basischen Ernährung zur Vermeidung angeblich übersäuerungsbedingter Krankheiten konnte bisher nicht nachgewiesen werden, abgesehen von Nebeneffekten durch eine insgesamt gesundere Ernährung. Die Verbraucherzentrale Bayern bezeichnete eine basische Ernährung und entsprechende Nahrungsergänzungsmittel als überflüssig:[2] Die natürlichen Puffersysteme des Körpers sowie eine ausgewogene Ernährung schützen ausreichend vor Übersäuerung. Den Säuregrad im Urin regelmäßig zu messen, wie Anhänger der Übersäuerungstheorie empfehlen, sei nicht notwendig.
Aus einer Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Ernährung: Eine basenüberschüssige Kost bringt keine nachweisbaren gesundheitlichen Vorteile. Eine Übersäuerung des Körpers ist beim Gesunden nicht zu befürchten, da Puffersysteme den Säure-Basen-Spiegel im Blut und Gewebe konstant halten.[3] Der menschliche Säure-Basen-Haushalt erfüllt den Zweck, das Verhältnis von Säuren und Basen im Körper in sehr engen Grenzen konstant zu halten. Folglich ist der pH-Wert des Blutes recht konstant. Fette, Proteine und Kohlenhydrate, die durch die Nahrung zugeführt werden, führen zu keiner einseitigen Belastung des Organismus mit Säuren oder Basen. Deshalb ist eine Einteilung der Nahrungsmittel in "sauer", "basisch" oder "neutral" überflüssig, weil weder eine säure- noch eine basenüberschüssige Kost einen Vorteil gegenüber der anderen bedeutet.
Siehe auch
Literatur
- Fenton TR, Eliasziw M, Tough SC, Lyon AW, Brown JP, Hanley DA.Low urine pH and acid excretion do not predict bone fractures or the loss of bone mineral density: a prospective cohort study., BMC Musculoskelet Disord. 10.5.2010;11:88.
- Fenton TR, Tough SC, Lyon AW, Eliasziw M, Hanley DA.Causal assessment of dietary acid load and bone disease: a systematic review & meta-analysis applying Hill's epidemiologic criteria for causality., Nutr J. 2011 Apr 30;10:41.
Quellennachweise
- ↑ Fenton TR, Eliasziw M, Tough SC, Lyon AW, Brown JP, Hanley DA.Low urine pH and acid excretion do not predict bone fractures or the loss of bone mineral density: a prospective cohort study., BMC Musculoskelet Disord. 10.5.2010;11:88.
- ↑ Verbraucherzentrale Bayern: Krank durch Übersäuerung? 9. August 2006
- ↑ http://www.dge.de/modules.php?name=News&file=article&sid=12