Gabriel-Chip: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 5. Juni 2013, 18:12 Uhr
Der Gabriel-Chip ist ein Scharlatanerieprodukt aus dem Bereich der Elektrosmog-Schutzprodukte. Er besteht aus einer aluminiumbedampften, selbstklebenden Plastikfolie, die zum Preis von 30 bis 50 Euro eine höchst heilsame Wirkung auf den Geldbeutel des Herstellers hat[1] und vor dem so genannten Elektrosmog schützen soll.
Hergestellt wird sie nach einem patentierten Verfahren (AT 409 930 B),[2] was aber über die Wirksamkeit nichts aussagt: Diese wird zur Patenterteilung nicht überprüft; Patente werden auch ohne einen Nachweis der Wirksamkeit eines Verfahrens erteilt. Deswegen darf, trotz der vorgeblichen Messbarkeit der behaupteten Wirkung, der folgende Hinweis auf der Webseite des Anbieters[3] nicht fehlen: Rechtliche Hinweise zum Gabriel-Chip: Beim Gabriel-Chip handelt es sich nicht um ein Arzneimittel nach dem Arzneimittelgesetz beziehungsweise auch nicht um ein Medizinprodukt nach dem Medizinproduktgesetz. Zusätzlich wollen und müssen wir darauf hinweisen, dass weder das Wirkprinzip, noch die Herstellungstechnologie, noch eine positive Wirkung auf das gesundheitliche Wohlbefinden bisher allgemein wissenschaftlich gesichert bzw. anerkannt sind. Ab dem Kaufdatum gewähren wir daher innerhalb von 6 Wochen eine uneingeschränkte Rückgabegarantie.
Der unterstellte Wirkmechanismus des Gabriel-Chip ist auch dem deutschen Marken- und Patentamt nicht bekannt. "Welche Art von Informationen auf die Folie aufgebracht werden oder wie diese wirkt, ist nicht Gegenstand der Erfindung", bestätigt Eva Franke, Sprecherin des Patentamts Berlin.[4] Das Amt für Natur- und Umweltschutz im österreichischen Linz prüfte den Gabriel-Chip nach einer eigens dafür geschaffenen Messmethode. Der ehemalige Leiter des Amtes, Walter Medinger, erklärte den Gabriel-Chip von Amts wegen für wirksam. Merkwürdig nur, dass Walter Medinger gleichzeitig Vorstand eines Vereins namens Gabriel-Forschungsgesellschaft war. Die amtliche Bestätigung fand bei der Stadtverwaltung Linz aber keinen Beifall und Walter Medinger ist seither nicht mehr im Amt. Er ging nach Graz und gründete dort gemeinsam mit einem Wolfgang Homann (der ebenfalls für den Hersteller des Gabriel-Chip tätig war) als kaufmännischem Leiter eine Firma mit dem anspruchsvollen Namen International Institute for Research on Electromagnetic Compatibility (IIREC). Hauptgeschäftsfeld des IIREC: Gutachten für alle erdenklichen Anhänger, Aufkleber, Folien, Kästchen etc. zum Schutz vor Strahlen und zur „Entstörung" der Umgebung. Gleichzeitig brachten Medinger und Homann auch ein Buch auf den Markt, das mit dem peinlichen Titel „Rechtsherum tanzt die Natur" den eingebildeten „rechtsdrehenden Wellen" des Gabriel-Chips zur Anerkennung verhelfen sollte.
Der Erfinder des Chips, Franz Gabriel, hat mit dem Vertrieb des Produkts anscheinend nichts mehr zu tun. In einem Fax schreibt er, dass die Firma Gabriel-Tech weder von ihm mit Chips beliefert werde, noch habe sie eine Lizenz von ihm erhalten.
Professor Jiri Silny vom Forschungszentrum für elektro-magnetische Umweltverträglichkeit in Aachen untersuchte 2006 den Gabriel-Chip. Er bewies mittels Geomagnetometer, dass ein eingeschaltetes Handy ohne Chip und eines mit Chip die gleiche Einwirkung auf das Magnetfeld der Erde hat. Die von Gabriel-Tech behauptete Neuordnung eines Erdmagnetfeldes ist nicht zu sehen. "Dieser Chip hat keinen Einfluss auf das Erdmagnetfeld. Das ist physikalisch auch nicht zu erwarten. Deshalb kann auch keine gesundheitliche Verbesserung erwartet werden", sagt Silny.
Um die etwaige Wirksamkeit des Gabriel-Chip zu untermauern, beruft sich der Hersteller ausgerechnet auch auf die Kanadierin Hulda Clark, die bislang durch pseudomedizinische Äußerungen zu ihrem Zapper auffiel.[5]
Eine Kooperation ging die Gabriel Gruppe[6] mit der Firma ROM Elektronik aus Deisenhausen[7] von Robert Mayr ein. Mayr bezeichnet sich als "Professor für Elektrosmog und Geobiologie" an einem "Instituto Tecnico Central" in Bogotá" (Kolumbien). Mayr ist auch zweiter Vorsitzender des mobilfunkkritischen "Bundesverband Elektrosmog e.V.".
Gabriel - Berater
Mittlerweile werden kostenpflichtige Kurse zum "Gabriel Berater" angeboten. So bietet die Firma Gabriel-Tech GmbH aus Hofheim am Taunus derartige Kurse für 2460,- Euro an.[8] Auch die in Großbritannien angemeldete Firma Gabriel Deutschland LTD von Martin Kronisch und Wilbert Kronisch[9] bietet an der deutschen Niederlassung in Sehnde[10] derartige Kurse an. Ebenfalls in Sehnde findet sich die Firma Energy Concept GmbH[11], die Gabriel Chips anbietet.
Weblinks
- http://www.scienceblogs.de/kritisch-gedacht/2008/09/gabriel-chip.php
- WISO (ZDF) 9. März 2006
- http://www.zeit.de/2004/11/C-Handychip
- http://www.swr.de/infomarkt/gesund/-/id=2249166/nid=2249166/did=2331726/4y02ae/index.html
- FAZ: Humbug auf hoher Ebene
- Liste von Gabriel Chip Anbietern bei Promed e.V.
Quellennachweise
- ↑ http://wiso.zdf.de/ZDFde/inhalt/12/0,1872,3990476,00.html?dr=1
- ↑ http://www.joern.de/Gabrielwie.htm
- ↑ http://www.gabriel-chip.de
- ↑ http://wiso.zdf.de/ZDFde/inhalt/12/0,1872,3990476,00.html?dr=1
- ↑ http://www.gabriel-chip.de/gabrielchip/fakten/fakten.php
- ↑ Gabriel-Tech GmbH, Am Stegskreuz 8, DE-65719 Hofheim am Taunus
- ↑ ROM Elektronik GmbH, Am Grund 13, DE 86489 Deisenhausen
- ↑ Gabriel-Tech GmbH, Am Stegskreuz 8, D-65719 Hofheim am Taunus
Geschäftsführer: Gerd Lehmann - ↑ GABRIEL DEUTSCHLAND LTD, Suite F 1st Floor, New City Chambers 36 Wood Street, Wakefield West Yorkshire WF1 2HB, Great Britain
Companies House: Cardiff, Great Britain. Director: Martin Kronisch - ↑ Gabriel Deutschland LTD, Im Buchenkamp 13, D-31319 Sehnde
- ↑ Energy Concept GmbH, Vor dem Berge 18, D-31319 Sehnde
Geschäftsführung: Wilbert Kronisch