Sanafon: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Sanafon''' (sana.fon) ist der Handelsname eines Scharlatanerieproduktes in Form eines Chips. Es handelt sich dabei um eine der zahlreichen Varianten von unseriösen [[Elektrosmog-Schutzprodukte|Elektrosmogschutzprodukten]]. Aufgeklebt auf ein Mobiltelefon soll es den Käufer auf nicht plausibel erläuterte Weise vor so genanntem [[Elektrosmog]] schützen, ohne dabei jedoch die elektromagnetische Strahlung des Telefons zu beeinflussen. Zitat aus der Sanafon-Werbung: ''Der sanafon® chip schützt zuverlässig vor gesundheitsschädigenden Auswirkungen elektromagnetischer Strahlung.''
 
'''Sanafon''' (sana.fon) ist der Handelsname eines Scharlatanerieproduktes in Form eines Chips. Es handelt sich dabei um eine der zahlreichen Varianten von unseriösen [[Elektrosmog-Schutzprodukte|Elektrosmogschutzprodukten]]. Aufgeklebt auf ein Mobiltelefon soll es den Käufer auf nicht plausibel erläuterte Weise vor so genanntem [[Elektrosmog]] schützen, ohne dabei jedoch die elektromagnetische Strahlung des Telefons zu beeinflussen. Zitat aus der Sanafon-Werbung: ''Der sanafon® chip schützt zuverlässig vor gesundheitsschädigenden Auswirkungen elektromagnetischer Strahlung.''
  
Anbieter in Deutschland ist die Neu-Ulmer Firma sana.mind LTD von Alexander Beierl.<ref>sana.mind LTD, Geschäftsführer: Alexander Beierl, Blumenstrasse 9, D-89231 Neu-Ulm</ref> Behauptet wird, dass der 29,90 Euro teure und wirkungslose Sanafon Chip über 100.000 mal verkauft worden sei.
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Anbieter in Deutschland ist die Neu-Ulmer Firma sana.mind von Alexander Beierl.<ref>sana.mind LTD, Geschäftsführer: Alexander Beierl, Blumenstraße 9, D-89231 Neu-Ulm. Beierl betreibt hier ansonsten die Werbeagentur scoutdesigner.de.</ref> Behauptet wird, dass der 29,90 Euro teure und wirkungslose Chip über 100.000 mal verkauft worden sei. Abgesehen vom Aufdruck des Firmennamens ähnelt das Produkt sehr dem "FOSTAC Chip" der schweizerischen Firma [[Fostac]], einem ebenfalls 2 x 4&nbsp;cm großen Aufkleber aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff, der für 24 Euro verkauft wird.
  
Um den Verkauf zu fördern, werden auch laienhaft interpretierte, ausgesuchte Studienergebnisse genannt, die eine Gefahr der Nutzung von Mobiltelefonen und der drahtlosen Kommunikation aufzeigen sollen und geeignet sind, Ängste und [[Nocebo]]-Effekte zu schüren, insbesondere bei Schwangeren. Einzigartig für die Branche wird vom Anbieter sana.mind auch ein Bild einer schwangeren Frau gezeigt, deren Ungeborenes durch einen auf den Bauch der Mutter aufgeklebten Sanafon-Chip vor Strahlen "geschützt" sei (siehe Abbildung rechts).
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Um den Verkauf zu fördern, werden laienhaft interpretierte, ausgesuchte Studienergebnisse genannt, die eine Gefahr der Nutzung von Mobiltelefonen und der drahtlosen Kommunikation aufzeigen sollen und geeignet sind, Ängste und [[Nocebo]]-Effekte zu schüren, insbesondere bei Schwangeren. Einzigartig für die Branche wird ein Bild einer schwangeren Frau gezeigt,<ref>http://www.webcitation.org/68zAKoIg7 aufgenommen 7.7.2012</ref> deren Ungeborenes durch einen auf den Bauch der Mutter geklebten Sanafon-Chip vor Strahlen "geschützt" sei (siehe Bild rechts).
  
 
==Behauptetes Funktionsprinzip==
 
==Behauptetes Funktionsprinzip==
[[image:Sanafon_Schwangerschaft.jpg|Auf den Bauch einer werdenden Mutter aufgeklebter Sanafon-Chip (Bild: sana mind ltd, Neu-Ulm)|thumb]]
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Nach Angaben der sana.mind LTD reduziere die Anwesenheit des Sanafon-Chips nicht die elektromagnetischen Aussendungen des betreffenden Mobiltelefons. Vielmehr "kümmere sich" der Chip auf eine nicht erläuterte Weise um "den Inhalt der Strahlung" des Handys, von sana.mind auch als "biologisch verwertbarer Teil" bezeichnet, der "biologisch gefährlich" sei. Werbezitat:
Nach Angaben der sana.mind LTD reduziere die Anwesenheit des Sanafon-Chips nicht die elektromagnetischen Aussendungen des betreffenden Mobiltelefons. Vielmehr "kümmere sich" der Chip auf eine nicht erläuterte Weise um "den Inhalt der Strahlung" des Handys, von sana.mind auch als "biologisch verwertbaren Teil" bezeichnet, der "biologisch gefährlich" sei. Werbezitat:
 
  
:''..Der sanafon® chip informiert nun die biologisch schlechten Inhalte der Strahlung so, dass Sie für den menschlichen Organismus wieder verwertbar werden und keinen Schaden mehr anrichten können. So einfach wie sich das anhört ist es auch...Alle sanafon® chips werden programmiert. Dieses Programm läuft permanent und ohne Einschränkungen. Er wirkt unmittelbar in seiner Umgebung.''<ref>http://www.sanafon.de/wie-arbeitet-der-sanafon-chip.html</ref>
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:''Der sanafon® chip informiert nun die biologisch schlechten Inhalte der Strahlung so, dass Sie für den menschlichen Organismus wieder verwertbar werden und keinen Schaden mehr anrichten können. So einfach wie sich das anhört ist es auch [...] Alle sanafon® chips werden programmiert. Dieses Programm läuft permanent und ohne Einschränkungen. Er wirkt unmittelbar in seiner Umgebung.''<ref>http://www.sanafon.de/wie-arbeitet-der-sanafon-chip.html</ref>
  
Interessanter Weise bezieht sich Anbieter sana.mind im Zusammenhang mit dem Wunderchip auf die [[Esoterik]]:
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Interessanterweise bezieht sich sana.mind im Zusammenhang mit dem Wunderchip auf die [[Esoterik]]:
  
 
:''Esoterik oder Wissenschaft? Ist die Wissenschaft mit ihrem Latein am Ende, fängt die Esoterik an. Oder auch schon oft gelesen und gehört: Die Esoterik ist der Bereich, den die Wissenschaft nicht zu erklären vermag.''
 
:''Esoterik oder Wissenschaft? Ist die Wissenschaft mit ihrem Latein am Ende, fängt die Esoterik an. Oder auch schon oft gelesen und gehört: Die Esoterik ist der Bereich, den die Wissenschaft nicht zu erklären vermag.''
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==Zu Werbezwecken zitiertes Gutachten==
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Als "Wirkungsnachweis" für den Sanafon-Chip wird ein Gutachten der Firma [[Hagalis AG|Dr. Höfer - Labor für Kristallanalyse und Qualitätsforschung]] in Überlingen genannt. Dieses Schreiben des Labors ist aus mehreren Gründen nicht geeignet, eine etwaige Wirkung des Sanafon-Chips zu belegen, denn ein dazu durchgeführter Test wurde mit einem untauglichen Testverfahren namens [[Kristallanalyse nach Hagalis]] durchgeführt, es fand keine Verblindung statt und lediglich eine einzige Person wurde getestet.
  
 
==Quellennachweise==
 
==Quellennachweise==

Aktuelle Version vom 4. September 2012, 11:00 Uhr

Sanafon-Chip (Bild: sana mind Ltd, Neu-Ulm)
Auf den Bauch einer werdenden Mutter geklebter Sanafon-Chip (Bild: sana mind Ltd, Neu-Ulm)

Sanafon (sana.fon) ist der Handelsname eines Scharlatanerieproduktes in Form eines Chips. Es handelt sich dabei um eine der zahlreichen Varianten von unseriösen Elektrosmogschutzprodukten. Aufgeklebt auf ein Mobiltelefon soll es den Käufer auf nicht plausibel erläuterte Weise vor so genanntem Elektrosmog schützen, ohne dabei jedoch die elektromagnetische Strahlung des Telefons zu beeinflussen. Zitat aus der Sanafon-Werbung: Der sanafon® chip schützt zuverlässig vor gesundheitsschädigenden Auswirkungen elektromagnetischer Strahlung.

Anbieter in Deutschland ist die Neu-Ulmer Firma sana.mind von Alexander Beierl.[1] Behauptet wird, dass der 29,90 Euro teure und wirkungslose Chip über 100.000 mal verkauft worden sei. Abgesehen vom Aufdruck des Firmennamens ähnelt das Produkt sehr dem "FOSTAC Chip" der schweizerischen Firma Fostac, einem ebenfalls 2 x 4 cm großen Aufkleber aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff, der für 24 Euro verkauft wird.

Um den Verkauf zu fördern, werden laienhaft interpretierte, ausgesuchte Studienergebnisse genannt, die eine Gefahr der Nutzung von Mobiltelefonen und der drahtlosen Kommunikation aufzeigen sollen und geeignet sind, Ängste und Nocebo-Effekte zu schüren, insbesondere bei Schwangeren. Einzigartig für die Branche wird ein Bild einer schwangeren Frau gezeigt,[2] deren Ungeborenes durch einen auf den Bauch der Mutter geklebten Sanafon-Chip vor Strahlen "geschützt" sei (siehe Bild rechts).

Behauptetes Funktionsprinzip

Nach Angaben der sana.mind LTD reduziere die Anwesenheit des Sanafon-Chips nicht die elektromagnetischen Aussendungen des betreffenden Mobiltelefons. Vielmehr "kümmere sich" der Chip auf eine nicht erläuterte Weise um "den Inhalt der Strahlung" des Handys, von sana.mind auch als "biologisch verwertbarer Teil" bezeichnet, der "biologisch gefährlich" sei. Werbezitat:

Der sanafon® chip informiert nun die biologisch schlechten Inhalte der Strahlung so, dass Sie für den menschlichen Organismus wieder verwertbar werden und keinen Schaden mehr anrichten können. So einfach wie sich das anhört ist es auch [...] Alle sanafon® chips werden programmiert. Dieses Programm läuft permanent und ohne Einschränkungen. Er wirkt unmittelbar in seiner Umgebung.[3]

Interessanterweise bezieht sich sana.mind im Zusammenhang mit dem Wunderchip auf die Esoterik:

Esoterik oder Wissenschaft? Ist die Wissenschaft mit ihrem Latein am Ende, fängt die Esoterik an. Oder auch schon oft gelesen und gehört: Die Esoterik ist der Bereich, den die Wissenschaft nicht zu erklären vermag.

Zu Werbezwecken zitiertes Gutachten

Als "Wirkungsnachweis" für den Sanafon-Chip wird ein Gutachten der Firma Dr. Höfer - Labor für Kristallanalyse und Qualitätsforschung in Überlingen genannt. Dieses Schreiben des Labors ist aus mehreren Gründen nicht geeignet, eine etwaige Wirkung des Sanafon-Chips zu belegen, denn ein dazu durchgeführter Test wurde mit einem untauglichen Testverfahren namens Kristallanalyse nach Hagalis durchgeführt, es fand keine Verblindung statt und lediglich eine einzige Person wurde getestet.

Quellennachweise

  1. sana.mind LTD, Geschäftsführer: Alexander Beierl, Blumenstraße 9, D-89231 Neu-Ulm. Beierl betreibt hier ansonsten die Werbeagentur scoutdesigner.de.
  2. http://www.webcitation.org/68zAKoIg7 aufgenommen 7.7.2012
  3. http://www.sanafon.de/wie-arbeitet-der-sanafon-chip.html