Niels Holger Harrit: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Niels Holger Harrit''' (geb. 1945) ist ein dänischer promovierter Chemiker und [[Verschwörungstheorie|Verschwörungstheoretiker]], der an der Universität Kopenhagen im Fachbereich Chemie seit 2001 als Dozent (''associated professor'') tätig ist.<ref>http://chem.ku.dk/ansatte/beskrivelse/?id=138970</ref> Harrit geriet ins selbst gewählte Rampenlicht der Öffentlichkeit, nachdem er im April 2009 ein [[pseudowissenschaft]]liches paper<ref>http://www.bentham-open.org/pages/content.php?TOCPJ/2009/00000002/00000001/7TOCPJ.SGM</ref> über die angebliche Anwesenheit von ''Nanothermit'' ("Unreacted Thermite") in angeblich vom [[Verschwörungstheorien um den 11. September 2001|World-Trade-Center-Anschlag 2001]] stammenden Staubproben in einer minderwertigen "vanity publication" Zeitschrift namens "Open Chemical Physics Journal" veröffentlichte. In seiner Publikationsliste auf den Webseiten der Universität Kopenhagen taucht die Arbeit jedoch nicht auf.<ref>http://chem.ku.dk/ansatte/publikationsliste/?sprog=en&offset=0&ordering=submittedYear&size=50&renderStyle=standard&linkingStrategy=externalId&personid=138970&org_id=&desc=true</ref> Seit dieser Veröffentlichung im April 2009 sind keine weiteren Veröffentlichungen von Harrit bekannt.
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'''Niels Holger Harrit''' (geb. 15. Januar 1945) ist ein dänischer promovierter Chemiker, Musiker und [[Verschwörungstheorie|Verschwörungstheoretiker]]<ref>http://politiken.dk/debat/profiler/mikkelandersson/ECE2076094/derfor-er-911-konspirationsteorien-tosset/</ref>, der ab 2001 an der Universität Kopenhagen im Fachbereich Chemie als Dozent (''associated professor'') beschäftigt war. Aktuell (2015) wird er nicht mehr als Mitarbeiter der Fakultät für Chemie der Universität geführt.<ref>http://chem.ku.dk/ansatte/beskrivelse/?id=138970</ref> Harrit geriet ins selbst gewählte Rampenlicht, nachdem er im April 2009 ein [[pseudowissenschaft]]liches Paper<ref>http://www.bentham-open.org/pages/content.php?TOCPJ/2009/00000002/00000001/7TOCPJ.SGM</ref> über die vorgebliche Anwesenheit von ''Nanothermit'' ("Unreacted Thermite") in angeblich vom [[Verschwörungstheorien um den 11. September 2001|World-Trade-Center-Anschlag 2001]] stammenden Staubproben in einer minderwertigen, dem Bereich "vanity publications" zugehörigen Zeitschrift namens "Open Chemical Physics Journal" veröffentlichte. In seiner inzwischen gelöschten Publikationsliste auf den Webseiten der Universität Kopenhagen tauchte die Arbeit jedoch nicht auf.<ref>http://chem.ku.dk/ansatte/publikationsliste/?sprog=en&offset=0&ordering=submittedYear&size=50&renderStyle=standard&linkingStrategy=externalId&personid=138970&org_id=&desc=true</ref> Seit dieser Veröffentlichung im April 2009 sind keine weiteren Veröffentlichungen von Harrit bekannt.
  
Harrit ist bekennender Anhänger von Verschwörungstheorien zum Hergang des Anschlags auf das World Trade Center (WTC) am 11.&nbsp;September 2001, und sah seine, mit Sinnesgenossen verfasste, Veröffentlichung als einen Beitrag, um ''die Wahrheit herauszufinden''. Im Eigenverständnis sieht sich Harrit als ein Anti-Verschwörungstheoretiker, der sich gegen die angebliche "Verschwörungstheorie" wendet, nach der die Anschläge von Al-Quaida-Mitgliedern durchgeführt wurden. Laut Harrit sei die "offizielle Verschwörungstheorie" ''die bislang größte Vertuschungsaktion der Geschichte'' und dazu da, lediglich geglaubt zu werden, da ''kein einziger Beweis vorliege''. Harrit ist Mitglied der Vereinigung "Scholars for 9/11 Truth & Justice" (STJ).
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Harrit ist bekennender Anhänger von [[Verschwörungstheorien um den 11. September 2001|Verschwörungstheorien zum Hergang des Anschlags auf das World Trade Center]] (WTC) am 11.&nbsp;September 2001 und sah seine mit Sinnesgenossen verfasste Veröffentlichung als einen Beitrag, um ''"die Wahrheit herauszufinden"''. Im Eigenverständnis sieht sich Harrit als Anti-Verschwörungstheoretiker, der sich gegen die angebliche "Verschwörungstheorie" wendet, nach der die Anschläge von Al-Qaida-Mitgliedern durchgeführt wurden. Laut Harrit sei die "offizielle Verschwörungstheorie" ''"die bislang größte Vertuschungsaktion der Geschichte"'' und solle lediglich geglaubt werden, da ''kein einziger Beweis vorliege''. Harrit ist Mitglied der Vereinigung "Scholars for 9/11 Truth & Justice" (STJ).
  
Kurz zusammengefasst, besagt die veröffentlichte umstrittene Studie, dass im Staub aus dem Zusammensturz des WTCs ''Nanothermit''-Partikel gefunden worden seien. Des Weiteren wurde später der Eindruck erweckt, dass das gemeinte Nanothermit als ein gefährlicher militärischer Sprengstoff anzusehen sei. Somit wäre auf wissenschaftliche Weise der Beweis erbracht, dass der Anschlag am 11.&nbsp;September 2001 in Wirklichkeit ein Nanothermit-Sprengstoffanschlag war. Die Arbeit war eine Zusammenarbeit mehrerer Wissenschaftler, von denen viele unzweifelhaft ebenfalls der [[Truther|Truther-Bewegung]] zuzuordnen sind, etwa der Physiker Steven&nbsp;E. Jones, welcher seit Jahren von einer kontrollierten Sprengung des WTC spricht. Von Jones' Universität sind zwei Kollegen im Autorenteam: Jeffrey Farrer und Daniel Farnsworth. Kevin&nbsp;R. Ryan, Gregg Roberts und James&nbsp;R. Gourley sind ebenfalls aus der Truther-Bewegung.
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Kurz zusammengefasst besagt die umstrittene Studie, dass im Staub aus dem Zusammensturz des WTCs ''Nanothermit''-Partikel gefunden worden seien. Des Weiteren wurde später der Eindruck erweckt, dass das gemeinte Nanothermit als gefährlicher militärischer Sprengstoff anzusehen sei. Somit sei auf wissenschaftliche Weise der Beweis erbracht, dass der Anschlag am 11.&nbsp;September 2001 in Wirklichkeit ein Nanothermit-Sprengstoffanschlag war. Die Arbeit entstand in Zusammenarbeit mehrerer Wissenschaftler, die überwiegend ebenfalls unzweifelhaft der [[Truther|Truther-Bewegung]] zuzuordnen sind, etwa der Physiker Steven&nbsp;E. Jones, welcher seit Jahren von einer kontrollierten Sprengung des WTC spricht. Von Jones' Universität sind zwei Kollegen im Autorenteam: Jeffrey Farrer und Daniel Farnsworth. Kevin&nbsp;R. Ryan, Gregg Roberts und James&nbsp;R. Gourley entstammen ebenfalls aus der Truther-Bewegung.
  
Die Ansicht, dass der WTC-Anschlag durch Thermit durchgeführt wurde, war bereits Jahre zuvor behauptet und inzwischen widerlegt worden.<ref>http://www.911myths.com/WTCTHERM.pdf</ref>
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Die Ansicht, dass der WTC-Anschlag mittels Thermit durchgeführt wurde, wurde bereits Jahre zuvor verbreitet. Mike Williams, Betreiber der Webseite 911myths, widerlegt die Behauptungen von Harrit auf einer seiner Webseiten.<ref>http://www.911myths.com/WTCTHERM.pdf</ref>
  
Die Nanothermitstudie wurde von der Truther-Szene begeistert gefeiert, sah man endlich einen vermeintlich wissenschaftlichen Beweis dafür, dass die USA den Anschlag selbst durchgeführt hätten. Interviews mit bekannten Verschwörungstheoretikern wie [[Alex Jones]] und Vorträge von Harrit vor [[Alles Schall und Rauch]]-Anhängern waren die Folge.
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Die Nanothermitstudie wurde von der Truther-Szene begeistert gefeiert, da man endlich einen vermeintlich wissenschaftlichen Beweis dafür sah, dass die USA den Anschlag selbst durchgeführt hätten. Interviews mit bekannten Verschwörungstheoretikern wie [[Alex Jones]] und Vorträge von Harrit vor [[Alles Schall und Rauch]]-Anhängern waren die Folge.
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Niels Harrit spielt Tenor- und Baritonsaxophon, Flöte und Keybord. Es spielte in Avantgarde-Jazz-Gruppen wie "The Contemporary Jazz Quintet" und "Cadentia Nova Danica", "The Maxwell".
  
 
==Kurzbiographie==
 
==Kurzbiographie==
Harrit studierte bis 1971 Chemie und promovierte 1975 an der Universität von Kopenhagen in Mechanischer Photochemie. Er war danach ein Jahr an der Columbia Universität in New York.
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Harrit studierte bis 1971 Chemie und promovierte 1975 an der Universität von Kopenhagen in Mechanischer Photochemie. Er war danach ein Jahr an der Columbia-Universität in New York.
  
 
==Die umstrittene Nanothermit-Studie==
 
==Die umstrittene Nanothermit-Studie==
 
[[image:wtcstaub.jpg|thumb]]
 
[[image:wtcstaub.jpg|thumb]]
Die Harrit-Studie mit dem Titel ''Active Thermitic Material Discovered in Dust from the 9/11 World Trade Center Catastrophe''<ref>Niels H. Harrit, Jeffrey Farrer, Steven E. Jones, Kevin R. Ryan, Frank M. Legge, Daniel Farnsworth, Gregg Roberts, James R. Gourley, Bradley R. Larsen. Active Thermitic Material Discovered in Dust from the 9/11 World Trade Center Catastrophe. The Open Chemical Physics Journal, Volume 2, Seiten 7-31 (25), ISSN: 1874-4125, doi: 10.2174/1874412500902010007</ref> wurde am 4.&nbsp;April 2009 in der Vanity-Publikation "Open Chemical Physics Journal" veröffentlicht, angeblich ohne Wissen und Zustimmung des zuständigen Editor in Chief, Marie-Paule Pileni. Pileni, die später zurücktrat, bedauerte die Veröffentlichung mit den Worten: ''[...] I cannot accept that this topic is published in my journal. The article has nothing to do with physical chemistry or chemical physics, and I could well believe that there is a political viewpoint behind its publication. If anyone had asked me, I would say that the article should never have been published in this journal. Period.''
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Die Harrit-Studie mit dem Titel ''Active Thermitic Material Discovered in Dust from the 9/11 World Trade Center Catastrophe''<ref>Niels H. Harrit, Jeffrey Farrer, Steven E. Jones, Kevin R. Ryan, Frank M. Legge, Daniel Farnsworth, Gregg Roberts, James R. Gourley, Bradley R. Larsen. Active Thermitic Material Discovered in Dust from the 9/11 World Trade Center Catastrophe. The Open Chemical Physics Journal, Volume 2, Seiten 7-31 (25), ISSN: 1874-4125, doi: 10.2174/1874412500902010007</ref> wurde am 4.&nbsp;April 2009 in der Vanity-Publikation "Open Chemical Physics Journal" veröffentlicht, angeblich ohne Wissen und Zustimmung des zuständigen Editor in Chief, Marie-Paule Pileni. Pileni, die später zurücktrat, bedauerte die Veröffentlichung mit den Worten: ''"[...] I cannot accept that this topic is published in my journal. The article has nothing to do with physical chemistry or chemical physics, and I could well believe that there is a political viewpoint behind its publication. If anyone had asked me, I would say that the article should never have been published in this journal. Period."''
  
Die Studie berichtet davon, dass ''unusual looking'' rot-graue Chips im Staub aller 4&nbsp;Proben gefunden wurden, die mit Magneten aus dem Staub isoliert wurden und etwa 0,1% der Gesamtmasse ausmachten. Harrit schätzte daraufhin die Gesamtmasse dieser Chips auf 10&nbsp;Tonnen. In den Chips die nach Lackfarbpartikeln aussehen, wurde Eisen, Rost, Aluminium, Sauerstoff und Kohlenstoff nachgewiesen. Das rote Chipmaterial soll Partikel von etwa 100&nbsp;nm Breite enthalten, welche im Wesentlichen aus Eisenoxid und Aluminium sind. Aluminium sei hingegen in winzigen plattenförmigen Strukturen enthalten. Rote Chips wurden demnach als ''noch ungezündetes, hoch energetisches, thermitisches Material'' bezeichnet. Wörtlich: ''These observations reminded us of nano-thermite fabricated at the Lawrence Livermore National Laboratory and elsewhere [...] We would like to make detailed comparisons of the red chips with known super-thermite composites, along with comparisons of the products following ignition, but there are many forms of this high-tech thermite, and this comparison must wait for a future study.'' Reaktionsprodukte aus der Thermit-Reaktion wurden jedoch nicht nachgewiesen.
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Die Studie berichtet, es seien ''"unusual looking"'' rot-graue Chips im Staub aller 4&nbsp;Proben gefunden worden, die mit Magneten aus dem Staub isoliert wurden und etwa 0,1% der Gesamtmasse ausmachten. Harrit schätzte daraufhin die Gesamtmasse dieser Chips auf 10&nbsp;Tonnen. In den Chips, die nach Lackfarbpartikeln aussehen, wurde Eisen, Rost, Aluminium, Sauerstoff und Kohlenstoff nachgewiesen. Das rote Chipmaterial soll Partikel von etwa 100&nbsp;nm Breite enthalten, welche im Wesentlichen aus Eisenoxid und Aluminium bestehen. Aluminium sei hingegen in winzigen plattenförmigen Strukturen enthalten. Die roten Chips wurden demnach als ''"noch ungezündetes, hoch energetisches, thermitisches Material"'' bezeichnet. Wörtlich heißt es: ''"These observations reminded us of nano-thermite fabricated at the Lawrence Livermore National Laboratory and elsewhere [...] We would like to make detailed comparisons of the red chips with known super-thermite composites, along with comparisons of the products following ignition, but there are many forms of this high-tech thermite, and this comparison must wait for a future study."'' Reaktionsprodukte aus der Thermit-Reaktion wurden jedoch nicht nachgewiesen.
  
Über die Herkunft der Proben gibt es keine gesicherten Erkenntnisse. Eine Probe soll zehn Minuten nach dem Zusammenbruch des zweiten WTC-Turms von einem Bewohner Manhattans als "Souvenir" eingesammelt worden sein, zwei am nächsten Tag, und die vierte ungefähr eine Woche später. Alle Proben wären demnach sechs Jahre lang irgendwo unter ungeklärten Umständen aufbewahrt worden.
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Über die Herkunft der Proben gibt es keine gesicherten Erkenntnisse. Eine Probe soll zehn Minuten nach dem Zusammenbruch des zweiten WTC-Turms von einem Bewohner Manhattans als "Souvenir" eingesammelt worden sein, zwei am nächsten Tag und die vierte ungefähr eine Woche später. Alle Proben wären demnach sechs Jahre lang irgendwo unter ungeklärten Umständen aufbewahrt worden.
  
 
Die Eigenschaften dieser "Chips" wurden mit Hilfe der Lichtmikroskopie, Elektronenmikroskopie (SEM), Röntgenspektroskopie (XEDS) und Differentialkalorimetrie (DSC) analysiert.
 
Die Eigenschaften dieser "Chips" wurden mit Hilfe der Lichtmikroskopie, Elektronenmikroskopie (SEM), Röntgenspektroskopie (XEDS) und Differentialkalorimetrie (DSC) analysiert.
  
Den Studienautoren wurde methodische Schwächen angelastet. Ob eine rasterelektronenmikroskopische Aufnahme Nanopartikel zeige, sei unsicher, da bei 20&nbsp;kV Beschleunigungsspannung keine Nanopartikel nachweisbar sind. Eine "Röntgenspektroskopie" weist weder metallisches Aluminium noch Eisenoxid in ihrer strukturellen Zusammensetzung nach, sondern lediglich die Elemente an sich (genauer: Die ungefähren Massenanteile der Elemente in der Probe). In welcher Verbindung die Elemente vorliegen, kann nicht bestimmt werden. Der Nachweis von Sauerstoff mit einer EDX ist problematisch. Bei EDX-Untersuchungen werden üblicherweise die Massenprozente angegeben. Die Peak-Bildchen im Artikel sind nicht aussagekräftig. Der Leser müsste selbst mit einem Taschenrechner errechnen, wieviel Fe, Si, Al u.s.w. nun die Probe enthalten haben soll. Ein Vergleich mit tatsächlichem Nanothermit fehlt. Auch der Nachweis von elementarem Aluminium mit Methylethylketon Trennungen (MEK) gilt als unsicher. Auch hätte die Differentialkalorimetrie nicht in Luft sondern unter Schutzgas ablaufen müssen, oder einmal in O2-Strom und zum Vergleich unter Schutzgas.  
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Den Studienautoren wurden methodische Schwächen angelastet. Ob eine rasterelektronenmikroskopische Aufnahme Nanopartikel zeige, sei unsicher, da bei 20&nbsp;kV Beschleunigungsspannung keine Nanopartikel nachweisbar sind. Eine "Röntgenspektroskopie" weist weder metallisches Aluminium noch Eisenoxid in ihrer strukturellen Zusammensetzung nach, sondern lediglich die Elemente an sich (genauer: die ungefähren Massenanteile der Elemente in der Probe). In welcher Verbindung die Elemente vorliegen, kann nicht bestimmt werden. Der Nachweis von Sauerstoff mit einer EDX ist problematisch. Bei EDX-Untersuchungen werden üblicherweise die Massenprozente angegeben. Die Peak-Bildchen im Artikel sind nicht aussagekräftig. Der Leser müsste selbst mit einem Taschenrechner errechnen, wieviel Fe, Si, Al u.s.w. die Probe nun enthalten haben soll. Ein Vergleich mit tatsächlichem Nanothermit fehlt. Auch der Nachweis von elementarem Aluminium mit Methylethylketon-Trennungen (MEK) gilt als unsicher. Auch hätte die Differentialkalorimetrie nicht in Luft, sondern unter Schutzgas ablaufen müssen, oder einmal in O2-Strom und zum Vergleich unter Schutzgas.
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Die Frage wird nicht aufgeworfen, warum die angeblichen Al-Nanopartikel nicht schon an der Luft oxidiert sind, da kein Hinweis auf eine schützende Nanothermit-Matrix gegeben wird. Bei einem Durchmesser von 100&nbsp;nm müsste sich an Luft ringsherum eine passivierende Oxidschicht aufgebaut haben.
 
Die Frage wird nicht aufgeworfen, warum die angeblichen Al-Nanopartikel nicht schon an der Luft oxidiert sind, da kein Hinweis auf eine schützende Nanothermit-Matrix gegeben wird. Bei einem Durchmesser von 100&nbsp;nm müsste sich an Luft ringsherum eine passivierende Oxidschicht aufgebaut haben.
Ein Pulverdiffraktogramm fehlt, es hätte Aufschluss darüber gegeben, ob Fe2O3 vorliegt, eventuell FeO und elementares Al und hätte das ungefähre Molverhältnis der Phasen offenbart.
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Nanothermit muss zwingend in eine Matrix eingearbeitet sein, um die Oxidation des Al zu verhindern. Der Artikel gibt keinerlei Hinweise zu einer derartigen Matrix.
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Ein Pulverdiffraktogramm fehlt; dieses hätte Aufschluss darüber gegeben, ob Fe2O3, eventuell FeO und elementares Al vorliegt, und das ungefähre Molverhältnis der Phasen offenbart.
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Nanothermit muss zwingend in eine Matrix eingearbeitet sein, um die Oxidation des Al zu verhindern. Der Artikel gibt keinerlei Hinweise auf eine derartige Matrix.
  
 
Schutzanstriche und Rostschutzfarben des WTC wurden nicht zum Vergleich hinzugezogen, obwohl sie in einem NIST-Report ausführlich erwähnt werden und als grau-rote Partikel sehr wohl in Frage kommen, da sie die gleichen chemischen Elemente wie die Analyse aufweisen.
 
Schutzanstriche und Rostschutzfarben des WTC wurden nicht zum Vergleich hinzugezogen, obwohl sie in einem NIST-Report ausführlich erwähnt werden und als grau-rote Partikel sehr wohl in Frage kommen, da sie die gleichen chemischen Elemente wie die Analyse aufweisen.
  
==Studienautoren==
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==Die Autoren der Studie==
 
[[image:StevenJones.jpg|Steven Jones|thumb]]
 
[[image:StevenJones.jpg|Steven Jones|thumb]]
Viele der beteiligten Wissenschaftler gehören zur so genannten "Truther"-Bewegung und gelten als Anhänger der Hypothese, dass der Anschlag vom 11.&nbsp;September 2001 ein "inside job" war. Physiker Steven&nbsp;E. Jones behauptet seit Jahren, dass eine kontrollierte Sprengung des WTC erfolgt sei. Von Jones' Universität sind zwei Kollegen im Team: Jeffrey Farrer und Daniel Farnsworth. Kevin&nbsp;R. Ryan, Gregg Roberts und James&nbsp;R. Gourley sind ebenfalls aus der Truther-Bewegung.
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Viele der beteiligten Wissenschaftler gehören zur so genannten "Truther"-Bewegung und gelten als Anhänger der Hypothese, dass der Anschlag vom 11.&nbsp;September 2001 ein "inside job" gewesen sei. Der Physiker Steven&nbsp;E. Jones behauptet seit Jahren, dass eine kontrollierte Sprengung des WTC erfolgt sei. Von Jones' Universität sind zwei Kollegen im Team: Jeffrey Farrer und Daniel Farnsworth. Kevin&nbsp;R. Ryan, Gregg Roberts und James&nbsp;R. Gourley gehören ebenfalls der Truther-Bewegung an.
  
Von Steven Jones sollen einige der Staubproben stammen, die untersucht wurden. Jones ist wie Harrit Mitglied der Vereinigung "Scholars for 9/11 Truth & Justice" (STJ). Der Physiker soll nach Veröffentlichung von seiner Universität in den bezahlten Ruhestand gedrängt worden sein.<ref>http://www.deseretnews.com/article/1,5143,650200587,00.html</ref> Autor Kevin Ryan soll von den Underwriters Laboratories gefeuert worden sein.
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Von Steven Jones sollen einige der Staubproben stammen, die untersucht wurden. Jones ist wie Harrit Mitglied der Vereinigung "Scholars for 9/11 Truth & Justice" (STJ). Der Physiker soll nach Veröffentlichung von seiner Universität in den bezahlten Ruhestand gedrängt worden sein.<ref>http://www.deseretnews.com/article/1,5143,650200587,00.html</ref> Der Autor Kevin Ryan soll von den Underwriters Laboratories entlassen worden sein.
  
 
==Thermit, Thermat und Nanothermit==
 
==Thermit, Thermat und Nanothermit==
 
*Die Thermit-Reaktion wurde von Hans Goldschmidt in den 1890er Jahren entdeckt und 1895 patentiert. Thermit ist der Handelsname für ein Gemisch aus Eisen(III)-oxid- und Aluminium-Pulver, welches vorrangig durch die hohe Hitze beim Abbrand zum aluminothermischen Schweißen und für andere Thermitverfahren oder die Aluminothermie eingesetzt wird. Die beiden Stoffe sind normalerweise mit einem Bindemittel granuliert, um sie rieselfähig zu halten und Entmischung und Wasseraufnahme zu verhindern.
 
*Die Thermit-Reaktion wurde von Hans Goldschmidt in den 1890er Jahren entdeckt und 1895 patentiert. Thermit ist der Handelsname für ein Gemisch aus Eisen(III)-oxid- und Aluminium-Pulver, welches vorrangig durch die hohe Hitze beim Abbrand zum aluminothermischen Schweißen und für andere Thermitverfahren oder die Aluminothermie eingesetzt wird. Die beiden Stoffe sind normalerweise mit einem Bindemittel granuliert, um sie rieselfähig zu halten und Entmischung und Wasseraufnahme zu verhindern.
 
*Thermat ist Thermit, welches zusätzlich Schwefel enthält.
 
*Thermat ist Thermit, welches zusätzlich Schwefel enthält.
*Nanothermit ist Thermit, das durch nanotechnische Methoden hergestellt wird, und in eine schützende Matrix eingearbeitet wird.
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*Nanothermit ist Thermit, das durch nanotechnische Methoden hergestellt und in eine schützende Matrix eingearbeitet wird.
  
Thermit ist kein Explosivstoff und die Thermit-Entzündung benötigt extrem hohe Temperaturen von über 1.500&nbsp;°C. Die volumen- oder gewichtsmäßig bezogene Energiedichte (spezifische Enthalpie) von Thermitschweißmassen ist wesentlich geringer, als diejenige von Brandstoffen, die mit Hilfe des Luftsauerstoffs verbrennen (Leichtmetalle, Phosphor, Benzine, Benzol, Napalm&nbsp;II). Vergleich: Thermit zum Schweißen besitzt knapp ein Viertel der spezifischen Enthalpie von Holz.
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Thermit ist kein Explosivstoff und die Thermit-Entzündung benötigt extrem hohe Temperaturen von über 1.500&nbsp;°C. Die volumen- oder gewichtsmäßig bezogene Energiedichte (spezifische Enthalpie) von Thermitschweißmassen ist wesentlich geringer als diejenige von Brandstoffen, die mit Hilfe des Luftsauerstoffs verbrennen (Leichtmetalle, Phosphor, Benzine, Benzol, Napalm&nbsp;II). Vergleich: Thermit zum Schweißen besitzt knapp ein Viertel der spezifischen Enthalpie von Holz.
  
 
==Open Chemical Physics Journal==
 
==Open Chemical Physics Journal==
Das Blatt "Open Chemical Physics Journal" aus dem Hause "Bentham publishing" ist eine angeblich peer-reviewte Zeitschrift, die kostenlos online eingesehen werden kann. Im Eigenverständnis sieht sich die Zeitschrift als ein ''open access online journal which publishes research articles, reviews and letters in all areas of chemical physics''. In Wirklichkeit handelt es sich um eine Zuschusszeitschrift ("vanity publication"), die von den Autoren finanziert wird. Autoren zahlen dabei 800&nbsp;US-Dollar, um einen Artikel nach Wunsch veröffentlichen zu können. Zuvor sollen erst 12&nbsp;Artikel in der Publikation erschienen sein. Problemlos gelang es beispielsweise einen völlig unzusammenhängenden und computergenerierten Text ohne jeglichen wissenschaftlichen Wert als Artikel im Journal unterzubringen.<ref>http://screwloosechange.blogspot.com/search?q=bentham</ref>
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Das Blatt "Open Chemical Physics Journal" aus dem Hause "Bentham Publishing" ist eine angeblich peer-reviewte Zeitschrift, die kostenlos online eingesehen werden kann. Im Eigenverständnis sieht sich die Zeitschrift als ein ''"open access online journal which publishes research articles, reviews and letters in all areas of chemical physics"''. Tatsächlich handelt es sich um eine Zuschusszeitschrift ("vanity publication"), die von den Autoren finanziert wird. Autoren zahlen dabei 800&nbsp;US-Dollar, um einen Artikel nach Wunsch veröffentlichen zu können. Zuvor sollen erst 12&nbsp;Artikel in der Publikation erschienen sein.  
  
Laut der englischen Zeitung "The Guardian" gelang es problemlos, einen computergenerierten und unverständlichen Nonsense-Artikel in der Zeitschrift zu platzieren. Der Autor, der pikanterweise behauptete, an einem "Centre for Research in Applied Phrenology (CRAP)" beschäftigt zu sein, wurde nur aufgefordert 800&nbsp;US-Dollar zu zahlen.<ref>http://www.guardian.co.uk/education/2009/jun/18/science-editor-resigns-hoax-article</ref> Als der Autor den [[Hoax]] offenbarte, zog sich der Schriftleiter Bambang Parmanto von seinem Job zurück.<ref>http://www.newscientist.com/article/dn17288-spoof-paper-accepted-by-peerreviewed-journal.html</ref>
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Wie die englische Zeitung "The Guardian" berichtete, gelang es beispielsweise problemlos, einen völlig unzusammenhängenden und computergenerierten Text ohne jeglichen wissenschaftlichen Wert als Artikel im Journal zu platzieren.<ref>http://screwloosechange.blogspot.com/search?q=bentham</ref> Der Autor, der pikanterweise behauptete, an einem "Centre for Research in Applied Phrenology (CRAP)" beschäftigt zu sein, wurde nur aufgefordert, den Betrag von 800&nbsp;US-Dollar zu zahlen.<ref>http://www.guardian.co.uk/education/2009/jun/18/science-editor-resigns-hoax-article</ref> Als der Autor den [[Hoax]] offenbarte, zog sich der damalige Schriftleiter Bambang Parmanto von seinem Job zurück.<ref>http://www.newscientist.com/article/dn17288-spoof-paper-accepted-by-peerreviewed-journal.html</ref>
  
 
==Rezeption und Instrumentarisierung==
 
==Rezeption und Instrumentarisierung==
 
Das spoof-paper von Harrit et al wurde nicht wissenschaftlich weiter zitiert.
 
Das spoof-paper von Harrit et al wurde nicht wissenschaftlich weiter zitiert.
  
Das dänische Fernsehen interviewte Harrit am 11.&nbsp;April 2009 in seiner Hauptnachrichtensendung zehn Minuten lang zum Thema.<ref>http://www.youtube.com/watch?v=8_tf25lx_3o</ref> Auch Russia Today führte ein Interview mit Harrit, in dem dieser von hunderten Tonnen Nanothermit sprach ''Niels Harrit: Tons! Hundreds of tons! Many, many, many tons!''<ref>http://www.russiatoday.com/Politics/2009-07-09/Did_nano-thermite_take_down_the_WTC.html?fullstory</ref>
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Das dänische Fernsehen interviewte Harrit am 11.&nbsp;April 2009 in seiner Hauptnachrichtensendung zehn Minuten lang zum Thema.<ref>http://www.youtube.com/watch?v=8_tf25lx_3o</ref> Auch [[Russia Today]] führte ein Interview mit Harrit, in dem dieser (laut RT) von hunderten Tonnen Nanothermit sprach: ''"Niels Harrit: Tons! Hundreds of tons! Many, many, many tons!"''<ref>http://www.russiatoday.com/Politics/2009-07-09/Did_nano-thermite_take_down_the_WTC.html?fullstory</ref>
  
National Geographic befasste sich mit dem Thema und wies darauf hin, dass das genannte Aluminium aus den Flugzeuge stammen könnte und ein Experiment zeigte, dass selbst ein Stahlträger, der kleiner als die im WTC war, nicht durch Thermit zum Schmelzen gebracht werden konnte.<ref>http://channel.nationalgeographic.com/episode/9-11-science-and-conspiracy-4067#tab-conspiracy-vs-science#ixzz0OluAGzVR</ref>
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National Geographic befasste sich mit dem Thema und wies darauf hin, dass das genannte Aluminium aus den Flugzeugen stammen könnte und ein Experiment zeigte, dass selbst ein kleinerer Stahlträger als die im WTC verbauten durch Thermit nicht zum Schmelzen gebracht werden konnte.<ref>http://channel.nationalgeographic.com/episode/9-11-science-and-conspiracy-4067#tab-conspiracy-vs-science#ixzz0OluAGzVR</ref>
  
Große Beachtung und unkritische Wiedergabe des Inhaltes fand das Papier jedoch in Kreisen der Anhänger von Verschwörungstheorien um die Anschläge vom 11.&nbsp;September 2001. So wurde Harrit von [[Alex Jones]] interviewt<ref>anonym.to?http://www.prisonplanet.com/the-alex-jones-show-l-i-v-e-may-1-with-niels-harrit.html</ref><ref>http://www.youtube.com/watch?v=x73G2eMkBpw</ref><ref>http://www.youtube.com/watch?v=SzSxtnA7pr4&feature=related</ref> und er hielt einen Vortrag vor Anhängern und Usern des [[Alles Schall und Rauch]] Blog.
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Große Beachtung und unkritische Wiedergabe des Inhaltes fand das Papier jedoch in Kreisen der Anhänger von Verschwörungstheorien um die Anschläge vom 11.&nbsp;September 2001. So wurde Harrit von [[Alex Jones]] interviewt<ref>anonym.to?http://www.prisonplanet.com/the-alex-jones-show-l-i-v-e-may-1-with-niels-harrit.html</ref><ref>http://www.youtube.com/watch?v=x73G2eMkBpw</ref><ref>http://www.youtube.com/watch?v=SzSxtnA7pr4&feature=related</ref> und hielt einen Vortrag vor Anhängern und Usern des Blogs [[Alles Schall und Rauch]].
  
 
==Weblinks==
 
==Weblinks==
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[[category:Pseudowissenschaftler]]
 
[[category:Pseudowissenschaftler]]
 
[[category:Verschwörungstheoretiker]]
 
[[category:Verschwörungstheoretiker]]
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[[category:Verschwörungstheorien zum 11. September 2001]]

Aktuelle Version vom 14. September 2017, 16:54 Uhr

Niels Harrit
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Niels Holger Harrit (geb. 15. Januar 1945) ist ein dänischer promovierter Chemiker, Musiker und Verschwörungstheoretiker[1], der ab 2001 an der Universität Kopenhagen im Fachbereich Chemie als Dozent (associated professor) beschäftigt war. Aktuell (2015) wird er nicht mehr als Mitarbeiter der Fakultät für Chemie der Universität geführt.[2] Harrit geriet ins selbst gewählte Rampenlicht, nachdem er im April 2009 ein pseudowissenschaftliches Paper[3] über die vorgebliche Anwesenheit von Nanothermit ("Unreacted Thermite") in angeblich vom World-Trade-Center-Anschlag 2001 stammenden Staubproben in einer minderwertigen, dem Bereich "vanity publications" zugehörigen Zeitschrift namens "Open Chemical Physics Journal" veröffentlichte. In seiner inzwischen gelöschten Publikationsliste auf den Webseiten der Universität Kopenhagen tauchte die Arbeit jedoch nicht auf.[4] Seit dieser Veröffentlichung im April 2009 sind keine weiteren Veröffentlichungen von Harrit bekannt.

Harrit ist bekennender Anhänger von Verschwörungstheorien zum Hergang des Anschlags auf das World Trade Center (WTC) am 11. September 2001 und sah seine mit Sinnesgenossen verfasste Veröffentlichung als einen Beitrag, um "die Wahrheit herauszufinden". Im Eigenverständnis sieht sich Harrit als Anti-Verschwörungstheoretiker, der sich gegen die angebliche "Verschwörungstheorie" wendet, nach der die Anschläge von Al-Qaida-Mitgliedern durchgeführt wurden. Laut Harrit sei die "offizielle Verschwörungstheorie" "die bislang größte Vertuschungsaktion der Geschichte" und solle lediglich geglaubt werden, da kein einziger Beweis vorliege. Harrit ist Mitglied der Vereinigung "Scholars for 9/11 Truth & Justice" (STJ).

Kurz zusammengefasst besagt die umstrittene Studie, dass im Staub aus dem Zusammensturz des WTCs Nanothermit-Partikel gefunden worden seien. Des Weiteren wurde später der Eindruck erweckt, dass das gemeinte Nanothermit als gefährlicher militärischer Sprengstoff anzusehen sei. Somit sei auf wissenschaftliche Weise der Beweis erbracht, dass der Anschlag am 11. September 2001 in Wirklichkeit ein Nanothermit-Sprengstoffanschlag war. Die Arbeit entstand in Zusammenarbeit mehrerer Wissenschaftler, die überwiegend ebenfalls unzweifelhaft der Truther-Bewegung zuzuordnen sind, etwa der Physiker Steven E. Jones, welcher seit Jahren von einer kontrollierten Sprengung des WTC spricht. Von Jones' Universität sind zwei Kollegen im Autorenteam: Jeffrey Farrer und Daniel Farnsworth. Kevin R. Ryan, Gregg Roberts und James R. Gourley entstammen ebenfalls aus der Truther-Bewegung.

Die Ansicht, dass der WTC-Anschlag mittels Thermit durchgeführt wurde, wurde bereits Jahre zuvor verbreitet. Mike Williams, Betreiber der Webseite 911myths, widerlegt die Behauptungen von Harrit auf einer seiner Webseiten.[5]

Die Nanothermitstudie wurde von der Truther-Szene begeistert gefeiert, da man endlich einen vermeintlich wissenschaftlichen Beweis dafür sah, dass die USA den Anschlag selbst durchgeführt hätten. Interviews mit bekannten Verschwörungstheoretikern wie Alex Jones und Vorträge von Harrit vor Alles Schall und Rauch-Anhängern waren die Folge.

Niels Harrit spielt Tenor- und Baritonsaxophon, Flöte und Keybord. Es spielte in Avantgarde-Jazz-Gruppen wie "The Contemporary Jazz Quintet" und "Cadentia Nova Danica", "The Maxwell".

Kurzbiographie

Harrit studierte bis 1971 Chemie und promovierte 1975 an der Universität von Kopenhagen in Mechanischer Photochemie. Er war danach ein Jahr an der Columbia-Universität in New York.

Die umstrittene Nanothermit-Studie

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Die Harrit-Studie mit dem Titel Active Thermitic Material Discovered in Dust from the 9/11 World Trade Center Catastrophe[6] wurde am 4. April 2009 in der Vanity-Publikation "Open Chemical Physics Journal" veröffentlicht, angeblich ohne Wissen und Zustimmung des zuständigen Editor in Chief, Marie-Paule Pileni. Pileni, die später zurücktrat, bedauerte die Veröffentlichung mit den Worten: "[...] I cannot accept that this topic is published in my journal. The article has nothing to do with physical chemistry or chemical physics, and I could well believe that there is a political viewpoint behind its publication. If anyone had asked me, I would say that the article should never have been published in this journal. Period."

Die Studie berichtet, es seien "unusual looking" rot-graue Chips im Staub aller 4 Proben gefunden worden, die mit Magneten aus dem Staub isoliert wurden und etwa 0,1% der Gesamtmasse ausmachten. Harrit schätzte daraufhin die Gesamtmasse dieser Chips auf 10 Tonnen. In den Chips, die nach Lackfarbpartikeln aussehen, wurde Eisen, Rost, Aluminium, Sauerstoff und Kohlenstoff nachgewiesen. Das rote Chipmaterial soll Partikel von etwa 100 nm Breite enthalten, welche im Wesentlichen aus Eisenoxid und Aluminium bestehen. Aluminium sei hingegen in winzigen plattenförmigen Strukturen enthalten. Die roten Chips wurden demnach als "noch ungezündetes, hoch energetisches, thermitisches Material" bezeichnet. Wörtlich heißt es: "These observations reminded us of nano-thermite fabricated at the Lawrence Livermore National Laboratory and elsewhere [...] We would like to make detailed comparisons of the red chips with known super-thermite composites, along with comparisons of the products following ignition, but there are many forms of this high-tech thermite, and this comparison must wait for a future study." Reaktionsprodukte aus der Thermit-Reaktion wurden jedoch nicht nachgewiesen.

Über die Herkunft der Proben gibt es keine gesicherten Erkenntnisse. Eine Probe soll zehn Minuten nach dem Zusammenbruch des zweiten WTC-Turms von einem Bewohner Manhattans als "Souvenir" eingesammelt worden sein, zwei am nächsten Tag und die vierte ungefähr eine Woche später. Alle Proben wären demnach sechs Jahre lang irgendwo unter ungeklärten Umständen aufbewahrt worden.

Die Eigenschaften dieser "Chips" wurden mit Hilfe der Lichtmikroskopie, Elektronenmikroskopie (SEM), Röntgenspektroskopie (XEDS) und Differentialkalorimetrie (DSC) analysiert.

Den Studienautoren wurden methodische Schwächen angelastet. Ob eine rasterelektronenmikroskopische Aufnahme Nanopartikel zeige, sei unsicher, da bei 20 kV Beschleunigungsspannung keine Nanopartikel nachweisbar sind. Eine "Röntgenspektroskopie" weist weder metallisches Aluminium noch Eisenoxid in ihrer strukturellen Zusammensetzung nach, sondern lediglich die Elemente an sich (genauer: die ungefähren Massenanteile der Elemente in der Probe). In welcher Verbindung die Elemente vorliegen, kann nicht bestimmt werden. Der Nachweis von Sauerstoff mit einer EDX ist problematisch. Bei EDX-Untersuchungen werden üblicherweise die Massenprozente angegeben. Die Peak-Bildchen im Artikel sind nicht aussagekräftig. Der Leser müsste selbst mit einem Taschenrechner errechnen, wieviel Fe, Si, Al u.s.w. die Probe nun enthalten haben soll. Ein Vergleich mit tatsächlichem Nanothermit fehlt. Auch der Nachweis von elementarem Aluminium mit Methylethylketon-Trennungen (MEK) gilt als unsicher. Auch hätte die Differentialkalorimetrie nicht in Luft, sondern unter Schutzgas ablaufen müssen, oder einmal in O2-Strom und zum Vergleich unter Schutzgas.

Die Frage wird nicht aufgeworfen, warum die angeblichen Al-Nanopartikel nicht schon an der Luft oxidiert sind, da kein Hinweis auf eine schützende Nanothermit-Matrix gegeben wird. Bei einem Durchmesser von 100 nm müsste sich an Luft ringsherum eine passivierende Oxidschicht aufgebaut haben.

Ein Pulverdiffraktogramm fehlt; dieses hätte Aufschluss darüber gegeben, ob Fe2O3, eventuell FeO und elementares Al vorliegt, und das ungefähre Molverhältnis der Phasen offenbart.

Nanothermit muss zwingend in eine Matrix eingearbeitet sein, um die Oxidation des Al zu verhindern. Der Artikel gibt keinerlei Hinweise auf eine derartige Matrix.

Schutzanstriche und Rostschutzfarben des WTC wurden nicht zum Vergleich hinzugezogen, obwohl sie in einem NIST-Report ausführlich erwähnt werden und als grau-rote Partikel sehr wohl in Frage kommen, da sie die gleichen chemischen Elemente wie die Analyse aufweisen.

Die Autoren der Studie

Steven Jones

Viele der beteiligten Wissenschaftler gehören zur so genannten "Truther"-Bewegung und gelten als Anhänger der Hypothese, dass der Anschlag vom 11. September 2001 ein "inside job" gewesen sei. Der Physiker Steven E. Jones behauptet seit Jahren, dass eine kontrollierte Sprengung des WTC erfolgt sei. Von Jones' Universität sind zwei Kollegen im Team: Jeffrey Farrer und Daniel Farnsworth. Kevin R. Ryan, Gregg Roberts und James R. Gourley gehören ebenfalls der Truther-Bewegung an.

Von Steven Jones sollen einige der Staubproben stammen, die untersucht wurden. Jones ist wie Harrit Mitglied der Vereinigung "Scholars for 9/11 Truth & Justice" (STJ). Der Physiker soll nach Veröffentlichung von seiner Universität in den bezahlten Ruhestand gedrängt worden sein.[7] Der Autor Kevin Ryan soll von den Underwriters Laboratories entlassen worden sein.

Thermit, Thermat und Nanothermit

  • Die Thermit-Reaktion wurde von Hans Goldschmidt in den 1890er Jahren entdeckt und 1895 patentiert. Thermit ist der Handelsname für ein Gemisch aus Eisen(III)-oxid- und Aluminium-Pulver, welches vorrangig durch die hohe Hitze beim Abbrand zum aluminothermischen Schweißen und für andere Thermitverfahren oder die Aluminothermie eingesetzt wird. Die beiden Stoffe sind normalerweise mit einem Bindemittel granuliert, um sie rieselfähig zu halten und Entmischung und Wasseraufnahme zu verhindern.
  • Thermat ist Thermit, welches zusätzlich Schwefel enthält.
  • Nanothermit ist Thermit, das durch nanotechnische Methoden hergestellt und in eine schützende Matrix eingearbeitet wird.

Thermit ist kein Explosivstoff und die Thermit-Entzündung benötigt extrem hohe Temperaturen von über 1.500 °C. Die volumen- oder gewichtsmäßig bezogene Energiedichte (spezifische Enthalpie) von Thermitschweißmassen ist wesentlich geringer als diejenige von Brandstoffen, die mit Hilfe des Luftsauerstoffs verbrennen (Leichtmetalle, Phosphor, Benzine, Benzol, Napalm II). Vergleich: Thermit zum Schweißen besitzt knapp ein Viertel der spezifischen Enthalpie von Holz.

Open Chemical Physics Journal

Das Blatt "Open Chemical Physics Journal" aus dem Hause "Bentham Publishing" ist eine angeblich peer-reviewte Zeitschrift, die kostenlos online eingesehen werden kann. Im Eigenverständnis sieht sich die Zeitschrift als ein "open access online journal which publishes research articles, reviews and letters in all areas of chemical physics". Tatsächlich handelt es sich um eine Zuschusszeitschrift ("vanity publication"), die von den Autoren finanziert wird. Autoren zahlen dabei 800 US-Dollar, um einen Artikel nach Wunsch veröffentlichen zu können. Zuvor sollen erst 12 Artikel in der Publikation erschienen sein.

Wie die englische Zeitung "The Guardian" berichtete, gelang es beispielsweise problemlos, einen völlig unzusammenhängenden und computergenerierten Text ohne jeglichen wissenschaftlichen Wert als Artikel im Journal zu platzieren.[8] Der Autor, der pikanterweise behauptete, an einem "Centre for Research in Applied Phrenology (CRAP)" beschäftigt zu sein, wurde nur aufgefordert, den Betrag von 800 US-Dollar zu zahlen.[9] Als der Autor den Hoax offenbarte, zog sich der damalige Schriftleiter Bambang Parmanto von seinem Job zurück.[10]

Rezeption und Instrumentarisierung

Das spoof-paper von Harrit et al wurde nicht wissenschaftlich weiter zitiert.

Das dänische Fernsehen interviewte Harrit am 11. April 2009 in seiner Hauptnachrichtensendung zehn Minuten lang zum Thema.[11] Auch Russia Today führte ein Interview mit Harrit, in dem dieser (laut RT) von hunderten Tonnen Nanothermit sprach: "Niels Harrit: Tons! Hundreds of tons! Many, many, many tons!"[12]

National Geographic befasste sich mit dem Thema und wies darauf hin, dass das genannte Aluminium aus den Flugzeugen stammen könnte und ein Experiment zeigte, dass selbst ein kleinerer Stahlträger als die im WTC verbauten durch Thermit nicht zum Schmelzen gebracht werden konnte.[13]

Große Beachtung und unkritische Wiedergabe des Inhaltes fand das Papier jedoch in Kreisen der Anhänger von Verschwörungstheorien um die Anschläge vom 11. September 2001. So wurde Harrit von Alex Jones interviewt[14][15][16] und hielt einen Vortrag vor Anhängern und Usern des Blogs Alles Schall und Rauch.

Weblinks

Quellennachweise

  1. http://politiken.dk/debat/profiler/mikkelandersson/ECE2076094/derfor-er-911-konspirationsteorien-tosset/
  2. http://chem.ku.dk/ansatte/beskrivelse/?id=138970
  3. http://www.bentham-open.org/pages/content.php?TOCPJ/2009/00000002/00000001/7TOCPJ.SGM
  4. http://chem.ku.dk/ansatte/publikationsliste/?sprog=en&offset=0&ordering=submittedYear&size=50&renderStyle=standard&linkingStrategy=externalId&personid=138970&org_id=&desc=true
  5. http://www.911myths.com/WTCTHERM.pdf
  6. Niels H. Harrit, Jeffrey Farrer, Steven E. Jones, Kevin R. Ryan, Frank M. Legge, Daniel Farnsworth, Gregg Roberts, James R. Gourley, Bradley R. Larsen. Active Thermitic Material Discovered in Dust from the 9/11 World Trade Center Catastrophe. The Open Chemical Physics Journal, Volume 2, Seiten 7-31 (25), ISSN: 1874-4125, doi: 10.2174/1874412500902010007
  7. http://www.deseretnews.com/article/1,5143,650200587,00.html
  8. http://screwloosechange.blogspot.com/search?q=bentham
  9. http://www.guardian.co.uk/education/2009/jun/18/science-editor-resigns-hoax-article
  10. http://www.newscientist.com/article/dn17288-spoof-paper-accepted-by-peerreviewed-journal.html
  11. http://www.youtube.com/watch?v=8_tf25lx_3o
  12. http://www.russiatoday.com/Politics/2009-07-09/Did_nano-thermite_take_down_the_WTC.html?fullstory
  13. http://channel.nationalgeographic.com/episode/9-11-science-and-conspiracy-4067#tab-conspiracy-vs-science#ixzz0OluAGzVR
  14. anonym.to?http://www.prisonplanet.com/the-alex-jones-show-l-i-v-e-may-1-with-niels-harrit.html
  15. http://www.youtube.com/watch?v=x73G2eMkBpw
  16. http://www.youtube.com/watch?v=SzSxtnA7pr4&feature=related