Digitale Biologie: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Die '''Digitale Biologie''' (frz. ''biologie digitale, biologie numérique'') ist die Bezeichnung einer auf den französischen [[Pseudowissenschaft]]ler [[Jacques Benveniste]] zurückgehenden Hypothese aus der Zeit um das Jahr 2000, nach der elektromagnetische Felder einerseits einen Einfluss auf biologische Systeme hätten und gleichzeitig in Wasser stark verdünnte RNA- und DNA-Moleküle von Bakterien und Viren sich über eine elektromagnetische Strahlung bemerkbar machen | + | Die '''Digitale Biologie''' (frz. ''biologie digitale, biologie numérique'') ist die Bezeichnung einer auf den französischen [[Pseudowissenschaft]]ler [[Jacques Benveniste]] zurückgehenden Hypothese aus der Zeit um das Jahr 2000, nach der schwache elektromagnetische Felder einerseits einen Einfluss auf biologische Systeme hätten und gleichzeitig in Wasser stark verdünnte RNA- und DNA-Moleküle von Bakterien und Viren sich über eine eigene, charakteristische elektromagnetische Strahlung ("Digitale Biologie Strahlung") bemerkbar machen sollen, die technisch detektierbar sei. Dabei sei für das jeweilige Bakterium oder Virus eine spezifische [[Frequenz]] ermittelbar. Medizin-Nobelpreisträger [[Luc Montagnier]], der sich seit 2005 mit der Digitalen Biologie befasst, ist zudem der Meinung, dass nur von pathogenen (also Krankheiten auslösenden) Mikroorganismen bzw. ihren ''Nanostrukturen'' eine derartige Strahlung ausgehe. Ähnliche Überlegungen sind auch von bekannten Scharlatanen wie [[Royal Raymond Rife]] oder [[Hulda Clark]] bekannt. Das Konzept der Digitalen Biologie ist dabei dem Spektrum von Methoden zuzuordnen, zu der auch die [[Bioresonanz]] gehört. Eine wissenschaftliche Rezeption steht aus. |
− | 1995 wurde Beneviste aus dem renommierten l’INSERM entlassen. Benveniste stellte Überlegungen zu einem [[Wassergedächtnis]] an, die zwar widerlegt wurden, jedoch im Umfeld der [[Homöopathie]] weiter Beachtung fanden und finden. Nach Beneviste | + | 1995 wurde Beneviste aus dem renommierten l’INSERM entlassen. Benveniste stellte Überlegungen zu einem [[Wassergedächtnis]] an, die zwar widerlegt wurden, jedoch im Umfeld der [[Homöopathie]] weiter Beachtung fanden und finden. Nach Beneviste lasse sich hypothetische, im Wasser gespeicherte Informationen digitalisieren. Derartig digitalisierte Informationen sollen auch per Telefon übertragbar sein, was jedoch ebenfalls widerlegt wurde. Seine Bemühungen führten schließlich im Jahr 1998 zum Ig-Nobelpreis. |
− | Benveniste gründete eine eigene Firma namens DigiBio SA (www.digibio.com), die 2006, nach dem Tod von Benveniste, in der Nanectis Biotechnologies von [[Luc Montagnier]] aufging, der sich | + | Benveniste gründete eine eigene Firma namens DigiBio SA (www.digibio.com), die 2006, nach dem Tod von Benveniste, in der Nanectis Biotechnologies von [[Luc Montagnier]] aufging, der sich seit dem Tod von Benveniste mit der Digitalen Biologie befasst. |
==Postulierte Eigenschaften der Digitale Biologie Strahlung== | ==Postulierte Eigenschaften der Digitale Biologie Strahlung== | ||
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− | Nach Montagnier sei die gemeinte Stahlung im Niederfrequenzbereich (20 Hz - 20.000 Hz) mit der Technik der herkömmlichen Elektroakustik erfassbar. Eine übliche elektromagnetische niederfrequente Hintergrundstrahlung löse letzendlich die Strahlung aus, und zwar im Sinne eines ''Resonanzphänomens''. Bedingung sei, dass die in Wasser befindlichen DNA- oder RNA-Moleküle stark verdünnt vorlägen. Die Substanzen sollen dabei auf Konzentrationen von 10<sup>-5</sup> bis 10<sup>-12</sup> verdünnt werden. Um auswertbare Signale zu erzielen, muss jedoch zwischen jedem Verdünnungsschritt die Probe 15 Sekunden stark durch eine Maschine (''Vortex'' genannt) geschüttelt werden - wie bei der Herstellung homöopathischer Heilmittel. Dies sieht zumindest die Montagnier-Patentschrift 0605599 vor. Probengläser mit der postulierten Signalaussendung sollen auch ihre Eigenschaften verlieren, wenn sie neben eine Probe verbracht werden, die zwar denselben Keim | + | Nach Montagnier sei die gemeinte Stahlung im Niederfrequenzbereich (20 Hz - 20.000 Hz) mit der Technik der herkömmlichen Elektroakustik erfassbar. Eine übliche elektromagnetische niederfrequente Hintergrundstrahlung löse letzendlich die Strahlung aus, und zwar im Sinne eines ''Resonanzphänomens''. Bedingung sei, dass die in Wasser befindlichen DNA- oder RNA-Moleküle stark verdünnt vorlägen. Die Substanzen sollen dabei auf Konzentrationen von 10<sup>-5</sup> bis 10<sup>-12</sup> verdünnt werden. Um auswertbare Signale zu erzielen, muss jedoch zwischen jedem Verdünnungsschritt die Probe 15 Sekunden stark durch eine Maschine (''Vortex'' genannt) geschüttelt werden - wie bei der Herstellung homöopathischer Heilmittel. Dies sieht zumindest die Montagnier-Patentschrift 0605599 vor. Probengläser mit der postulierten Signalaussendung sollen auch ihre Eigenschaften verlieren, wenn sie neben eine Probe verbracht werden, die zwar denselben Keim enthalte, aber in höherer Konzentration. Der Verlust der Sendefähigkeit trete hingegen nicht ein, wenn die hochverdünnte Probe neben eine Probe gebracht wird, die in geringer Verdünnung einen anderen Keim/Virus enthalte. Diesen Auslöscheffekt glaubt Luc Montagnier auch diagnostisch nutzen zu können: Eine ''aktive'', hochverdünnte Probe eines bestimmten pathogenen Erregers brauche nur in die Nähe einer mit dem gleichen Erreger infizierten Person gelangen, um inaktiviert zu werden. Um inaktiviert zu werden, müsse der Patient die Probe 5 Minuten lang in der Hand halten. Die hohe Erregerkonzentration im Körper des Infizierten lösche quasi die Sendeeigenschaft der Probe aus, und der Test der Probe sei dann negativ und beweise somit eine Infektion im Sinne der Digitalen Biologie. Analoge Pseudodiagnosen sind auch von der [[Elektroakupunktur nach Voll]] bekannt. |
− | Die erfassten Signale sollen in nichtstädtischer Umgebung weniger intensiv sein. Die Abschaltung elektrischer Geräte in der Umgebung führe ebenfalls zu einer Abnahme der Signale. Dies ist ein Hinweis darauf, dass die gemeinten Spektren in Wirklichkeit Artefakte sind. Das trotz der Differenzbildung der Signale aus zwei verschiedenen Spulen (nicht im Bild gezeigt), von denen eine für eine Leermessung sorgen soll. Dazu werden die beiden Eingänge einer Stereo-Soundkarte benutzt. Da die Spule für die Leermessung jedoch nicht | + | Die erfassten Signale sollen in nichtstädtischer Umgebung weniger intensiv sein. Die Abschaltung elektrischer Geräte in der Umgebung führe ebenfalls zu einer Abnahme der Signale. Dies ist ein Hinweis darauf, dass die gemeinten Spektren in Wirklichkeit Artefakte sind. Das trotz der Differenzbildung der Signale aus zwei verschiedenen Spulen (nicht im Bild gezeigt), von denen eine für eine Leermessung sorgen soll. Dazu werden die beiden Eingänge einer Stereo-Soundkarte benutzt. Da die Spule für die Leermessung jedoch nicht mit der Messspule identisch ist und beide räumlich getrennt sind, ergibt sich keine exakte Möglichkeit der Unterscheidung. Bei ausreichend hoher Verstärkung werden so externe [[Störfeld]]er in der Differenz erscheinen. Von Montagnier gezeigte Spektren stammen von der Software WaveLab, die keine automatische Differenzbildung der beiden Kanäle kennt. 50 Hertz-Felder aus dem öffentlichen Stromnetz und ihre Oberwellen sowie Spektren von Schaltnetzteilen, Lampendimmern und Energiesparlampen kommen hier als Störquellen in Frage. |
Ähnliche Behauptungen wurden bereits von den Berliner Pseudowissenschaftlern [[Fosar und Bludorf]] im Zusammenhang mit ihrer [[Verschwörungstheorie]] [[Teddybär]] vorgebracht. | Ähnliche Behauptungen wurden bereits von den Berliner Pseudowissenschaftlern [[Fosar und Bludorf]] im Zusammenhang mit ihrer [[Verschwörungstheorie]] [[Teddybär]] vorgebracht. | ||
==Methodik zur Erfassung der Molekül-Signale== | ==Methodik zur Erfassung der Molekül-Signale== | ||
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Laut Patentschrift soll das Signal einer PC-Soundkarte mit einem Verstärker verstärkt und einer Spule zugeführt werden, die die Probe dem erzeugten magnetischen Wechselfeld aussetzt (Bild links). | Laut Patentschrift soll das Signal einer PC-Soundkarte mit einem Verstärker verstärkt und einer Spule zugeführt werden, die die Probe dem erzeugten magnetischen Wechselfeld aussetzt (Bild links). | ||
− | Um die Signale zu detektieren, wird das hypothetische Signal mit einer Soundkarte aufgenommen | + | Um die Signale zu detektieren, wird das hypothetische Signal mit einer Soundkarte aufgenommen; mit Hilfe des mathematischen Verfahrens der Fourier-Analyse wird der jeweilige Energiegehalt eines Frequenzsegments über einen bestimmten Frequenzumfang im Niederfrequenzbereich berechnet. Es ergibt sich also eine herkömmliche Spektralanalyse (Bild rechts). |
Das in der Patentschrift gezeigte schematische Bild ist dabei mit einem Bild identisch, das von dem verstorbenen Benveniste bereits vorher gezeigt wurde, um Wasser mit ''homöopathischen Signaturen'' zu versehen. | Das in der Patentschrift gezeigte schematische Bild ist dabei mit einem Bild identisch, das von dem verstorbenen Benveniste bereits vorher gezeigt wurde, um Wasser mit ''homöopathischen Signaturen'' zu versehen. | ||
− | Der mittlerweile betagte Montagnier veröffentlichte 2009 zur Digitalen Biologie<ref>Montagnier, L, | + | Der mittlerweile betagte Montagnier veröffentlichte 2009 zur Digitalen Biologie<ref>Montagnier, L, AISSA, J et al. ''Electromagnetic Signals Are Produced by Aqueous Nanostructures Derived from Bacterial DNA Sequences''. Interdiscip Sci Comput Life Sci (2009) DOI: 10.1007/s12539-009-0036-7 [http://www.scienceblogs.de/weitergen/Montagnier-2009-Interdiscip-Sci-Electromagnetic-Signals-Are-Produced-by-AqueousNanostructures-Derived-from-Bacterial-DNA-Sequences.pdf Volltext]</ref> und stellte dazu seine positiven Messergebnisse in der Arbeit vor. Mitautor war der ehemalige Benveniste-Mitarbeiter Jamal Aissa. Aissa war zuvor dafür bekannt geworden, dass in seiner Anwesenheit bestimmte Experimente von Benveniste zur Homöopathie gelangen, in seiner Abwesenheit hingegen misslangen. |
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+ | ==Patentstreitigkeiten== | ||
+ | Um von Montagnier angemeldete Patente (siehe unten) entwickelten sich Streitigkeiten mit dem Erfinder Bruno Robert, die zu Gunsten von Montagnier endeten. Robert hatte die Firma Digibio von Jacques Benveniste weitergeführt und 2005 ein Patent zu einem Verfahren angemeldet, das biologisches Material durch seine angeblichen elektromagnetischen Felder anzeigen sollte. Es stellte sich heraus, dass sich die Patentansprüche zum größten Teil auf Forschungen von Montagnier bezogen. Montagnier meldete kurz nach Robert selbst ein Patent an. Das französische Patentamt INPI sah jedoch Hindernisse bei der Erteilung des Patents FR2006002735 von Montagnier: | ||
+ | :''"..the invention is based on phenomena which contradict the fundamental principle of physics and of chemistry, i.e. the existence of biological or effect without an active molecule and no explanation or theoretical basis makes it impossible at the current time to explain the results obtained..." | ||
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==Literatur== | ==Literatur== | ||
− | *MONTAGNIER, L, | + | *MONTAGNIER, L, AISSA, J et al. Electromagnetic Signals Are Produced by Aqueous Nanostructures Derived from Bacterial DNA Sequences. Interdiscip Sci Comput Life Sci (2009) DOI: 10.1007/s12539-009-0036-7 [http://www.scienceblogs.de/weitergen/Montagnier-2009-Interdiscip-Sci-Electromagnetic-Signals-Are-Produced-by-AqueousNanostructures-Derived-from-Bacterial-DNA-Sequences.pdf Volltext] |
==Weblinks== | ==Weblinks== | ||
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==Patente== | ==Patente== | ||
− | *WO/2007/147982 METHOD OF DETECTING MICROORGANISMS WITHIN A SPECIMEN. Inventors: MONTAGNIER, Luc; AISSA, Jamal; eingereicht 22.06.2006 | + | *WO/2007/147982 METHOD OF DETECTING MICROORGANISMS WITHIN A SPECIMEN. Inventors: MONTAGNIER, Luc; AISSA, Jamal; (NANECTIS BIOTECHNOLOGIES, 98 rue Albert Calmette, F-78350 Jouy en Josas); eingereicht 22.06.2006. Identisch zu: FR2902883 (A1), "PROCEDE DE DETECTION DE MICROORGANISME AU SEIN D'UN ECHANTILLON" [http://worldwide.espacenet.com/publicationDetails/originalDocument?CC=FR&NR=2902883A1&KC=A1&FT=D&ND=1&date=20071228&DB=&locale=en_EP Patentanmeldung] |
− | *WO2007/068831 A3. METHOD FOR CHARACTERISING A BIOLOGICALLY ACTIVE BIOCHEMICAL ELEMENT BY ANALYSING LOW FREQUENCY ELECTROMAGNETIC SIGNALS. Inventor MONTAGNIER LUC, publication date 2007-08-09 | + | *WO2007/068831 A3. METHOD FOR CHARACTERISING A BIOLOGICALLY ACTIVE BIOCHEMICAL ELEMENT BY ANALYSING LOW FREQUENCY ELECTROMAGNETIC SIGNALS. Inventor MONTAGNIER LUC, publication date 2007-08-09. Identisch zu: FR2894673 (A1) "PROCEDE DE CARACTERISATION D'UN ELEMENT BIOCHIMIQUE PRESENTANT UNE ACTIVITE BIOLOGIQUE, PAR ANALYSES DES SIGNAUX ELECTROMAGNETIQUES DE BASSES FREQUENCES",[http://worldwide.espacenet.com/publicationDetails/originalDocument?FT=D&date=20070615&DB=&&CC=FR&NR=2894673A1&KC=A1&ND=1&locale=en_EP Patentanmeldung] |
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+ | *WO 00/17637 A, Benveniste / Guillonnet (Verfahren zu Aufzeichnung und Speicherung von Signalen mittels PC-Soundkarte) | ||
+ | *WO 02/04958 A, Benveniste / Guillonnet | ||
==Quellennachweise== | ==Quellennachweise== |
Aktuelle Version vom 16. Oktober 2014, 22:32 Uhr
Die Digitale Biologie (frz. biologie digitale, biologie numérique) ist die Bezeichnung einer auf den französischen Pseudowissenschaftler Jacques Benveniste zurückgehenden Hypothese aus der Zeit um das Jahr 2000, nach der schwache elektromagnetische Felder einerseits einen Einfluss auf biologische Systeme hätten und gleichzeitig in Wasser stark verdünnte RNA- und DNA-Moleküle von Bakterien und Viren sich über eine eigene, charakteristische elektromagnetische Strahlung ("Digitale Biologie Strahlung") bemerkbar machen sollen, die technisch detektierbar sei. Dabei sei für das jeweilige Bakterium oder Virus eine spezifische Frequenz ermittelbar. Medizin-Nobelpreisträger Luc Montagnier, der sich seit 2005 mit der Digitalen Biologie befasst, ist zudem der Meinung, dass nur von pathogenen (also Krankheiten auslösenden) Mikroorganismen bzw. ihren Nanostrukturen eine derartige Strahlung ausgehe. Ähnliche Überlegungen sind auch von bekannten Scharlatanen wie Royal Raymond Rife oder Hulda Clark bekannt. Das Konzept der Digitalen Biologie ist dabei dem Spektrum von Methoden zuzuordnen, zu der auch die Bioresonanz gehört. Eine wissenschaftliche Rezeption steht aus.
1995 wurde Beneviste aus dem renommierten l’INSERM entlassen. Benveniste stellte Überlegungen zu einem Wassergedächtnis an, die zwar widerlegt wurden, jedoch im Umfeld der Homöopathie weiter Beachtung fanden und finden. Nach Beneviste lasse sich hypothetische, im Wasser gespeicherte Informationen digitalisieren. Derartig digitalisierte Informationen sollen auch per Telefon übertragbar sein, was jedoch ebenfalls widerlegt wurde. Seine Bemühungen führten schließlich im Jahr 1998 zum Ig-Nobelpreis.
Benveniste gründete eine eigene Firma namens DigiBio SA (www.digibio.com), die 2006, nach dem Tod von Benveniste, in der Nanectis Biotechnologies von Luc Montagnier aufging, der sich seit dem Tod von Benveniste mit der Digitalen Biologie befasst.
Postulierte Eigenschaften der Digitale Biologie Strahlung
Nach Montagnier sei die gemeinte Stahlung im Niederfrequenzbereich (20 Hz - 20.000 Hz) mit der Technik der herkömmlichen Elektroakustik erfassbar. Eine übliche elektromagnetische niederfrequente Hintergrundstrahlung löse letzendlich die Strahlung aus, und zwar im Sinne eines Resonanzphänomens. Bedingung sei, dass die in Wasser befindlichen DNA- oder RNA-Moleküle stark verdünnt vorlägen. Die Substanzen sollen dabei auf Konzentrationen von 10-5 bis 10-12 verdünnt werden. Um auswertbare Signale zu erzielen, muss jedoch zwischen jedem Verdünnungsschritt die Probe 15 Sekunden stark durch eine Maschine (Vortex genannt) geschüttelt werden - wie bei der Herstellung homöopathischer Heilmittel. Dies sieht zumindest die Montagnier-Patentschrift 0605599 vor. Probengläser mit der postulierten Signalaussendung sollen auch ihre Eigenschaften verlieren, wenn sie neben eine Probe verbracht werden, die zwar denselben Keim enthalte, aber in höherer Konzentration. Der Verlust der Sendefähigkeit trete hingegen nicht ein, wenn die hochverdünnte Probe neben eine Probe gebracht wird, die in geringer Verdünnung einen anderen Keim/Virus enthalte. Diesen Auslöscheffekt glaubt Luc Montagnier auch diagnostisch nutzen zu können: Eine aktive, hochverdünnte Probe eines bestimmten pathogenen Erregers brauche nur in die Nähe einer mit dem gleichen Erreger infizierten Person gelangen, um inaktiviert zu werden. Um inaktiviert zu werden, müsse der Patient die Probe 5 Minuten lang in der Hand halten. Die hohe Erregerkonzentration im Körper des Infizierten lösche quasi die Sendeeigenschaft der Probe aus, und der Test der Probe sei dann negativ und beweise somit eine Infektion im Sinne der Digitalen Biologie. Analoge Pseudodiagnosen sind auch von der Elektroakupunktur nach Voll bekannt.
Die erfassten Signale sollen in nichtstädtischer Umgebung weniger intensiv sein. Die Abschaltung elektrischer Geräte in der Umgebung führe ebenfalls zu einer Abnahme der Signale. Dies ist ein Hinweis darauf, dass die gemeinten Spektren in Wirklichkeit Artefakte sind. Das trotz der Differenzbildung der Signale aus zwei verschiedenen Spulen (nicht im Bild gezeigt), von denen eine für eine Leermessung sorgen soll. Dazu werden die beiden Eingänge einer Stereo-Soundkarte benutzt. Da die Spule für die Leermessung jedoch nicht mit der Messspule identisch ist und beide räumlich getrennt sind, ergibt sich keine exakte Möglichkeit der Unterscheidung. Bei ausreichend hoher Verstärkung werden so externe Störfelder in der Differenz erscheinen. Von Montagnier gezeigte Spektren stammen von der Software WaveLab, die keine automatische Differenzbildung der beiden Kanäle kennt. 50 Hertz-Felder aus dem öffentlichen Stromnetz und ihre Oberwellen sowie Spektren von Schaltnetzteilen, Lampendimmern und Energiesparlampen kommen hier als Störquellen in Frage.
Ähnliche Behauptungen wurden bereits von den Berliner Pseudowissenschaftlern Fosar und Bludorf im Zusammenhang mit ihrer Verschwörungstheorie Teddybär vorgebracht.
Methodik zur Erfassung der Molekül-Signale
Laut Patentschrift soll das Signal einer PC-Soundkarte mit einem Verstärker verstärkt und einer Spule zugeführt werden, die die Probe dem erzeugten magnetischen Wechselfeld aussetzt (Bild links).
Um die Signale zu detektieren, wird das hypothetische Signal mit einer Soundkarte aufgenommen; mit Hilfe des mathematischen Verfahrens der Fourier-Analyse wird der jeweilige Energiegehalt eines Frequenzsegments über einen bestimmten Frequenzumfang im Niederfrequenzbereich berechnet. Es ergibt sich also eine herkömmliche Spektralanalyse (Bild rechts).
Das in der Patentschrift gezeigte schematische Bild ist dabei mit einem Bild identisch, das von dem verstorbenen Benveniste bereits vorher gezeigt wurde, um Wasser mit homöopathischen Signaturen zu versehen.
Der mittlerweile betagte Montagnier veröffentlichte 2009 zur Digitalen Biologie[1] und stellte dazu seine positiven Messergebnisse in der Arbeit vor. Mitautor war der ehemalige Benveniste-Mitarbeiter Jamal Aissa. Aissa war zuvor dafür bekannt geworden, dass in seiner Anwesenheit bestimmte Experimente von Benveniste zur Homöopathie gelangen, in seiner Abwesenheit hingegen misslangen.
Patentstreitigkeiten
Um von Montagnier angemeldete Patente (siehe unten) entwickelten sich Streitigkeiten mit dem Erfinder Bruno Robert, die zu Gunsten von Montagnier endeten. Robert hatte die Firma Digibio von Jacques Benveniste weitergeführt und 2005 ein Patent zu einem Verfahren angemeldet, das biologisches Material durch seine angeblichen elektromagnetischen Felder anzeigen sollte. Es stellte sich heraus, dass sich die Patentansprüche zum größten Teil auf Forschungen von Montagnier bezogen. Montagnier meldete kurz nach Robert selbst ein Patent an. Das französische Patentamt INPI sah jedoch Hindernisse bei der Erteilung des Patents FR2006002735 von Montagnier:
- "..the invention is based on phenomena which contradict the fundamental principle of physics and of chemistry, i.e. the existence of biological or effect without an active molecule and no explanation or theoretical basis makes it impossible at the current time to explain the results obtained..."
Anderssprachige Psiram-Artikel
- Français: Biologie numérique
Literatur
- MONTAGNIER, L, AISSA, J et al. Electromagnetic Signals Are Produced by Aqueous Nanostructures Derived from Bacterial DNA Sequences. Interdiscip Sci Comput Life Sci (2009) DOI: 10.1007/s12539-009-0036-7 Volltext
Weblinks
Patente
- WO/2007/147982 METHOD OF DETECTING MICROORGANISMS WITHIN A SPECIMEN. Inventors: MONTAGNIER, Luc; AISSA, Jamal; (NANECTIS BIOTECHNOLOGIES, 98 rue Albert Calmette, F-78350 Jouy en Josas); eingereicht 22.06.2006. Identisch zu: FR2902883 (A1), "PROCEDE DE DETECTION DE MICROORGANISME AU SEIN D'UN ECHANTILLON" Patentanmeldung
- WO2007/068831 A3. METHOD FOR CHARACTERISING A BIOLOGICALLY ACTIVE BIOCHEMICAL ELEMENT BY ANALYSING LOW FREQUENCY ELECTROMAGNETIC SIGNALS. Inventor MONTAGNIER LUC, publication date 2007-08-09. Identisch zu: FR2894673 (A1) "PROCEDE DE CARACTERISATION D'UN ELEMENT BIOCHIMIQUE PRESENTANT UNE ACTIVITE BIOLOGIQUE, PAR ANALYSES DES SIGNAUX ELECTROMAGNETIQUES DE BASSES FREQUENCES",Patentanmeldung
- WO 00/17637 A, Benveniste / Guillonnet (Verfahren zu Aufzeichnung und Speicherung von Signalen mittels PC-Soundkarte)
- WO 02/04958 A, Benveniste / Guillonnet