Moxibustion: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Psiram
Zur Navigation springen Zur Suche springen
(Die Seite wurde neu angelegt: Die '''Moxibustion''', auch '''Moxa-Therapie''' oder landläufig Moxeln genannt, soll von der Bedeutungher dem portugiesischen Wort mechia (Zündschnur, Docht) oder dem...)
 
 
(20 dazwischenliegende Versionen von 8 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
Die '''Moxibustion''', auch '''Moxa-Therapie''' oder landläufig Moxeln genannt, soll von der Bedeutungher dem portugiesischen Wort mechia (Zündschnur, Docht) oder dem japanischen Wort mogusa (Variante der Beifußpflanze) entstammen. Im Chinesischen bezeichnet man sie als Jiu Fa (Jiu = brennen). In Europa wird die Moxibustion erstmals im Jahre 1677 schriftlich erwähnt (Auteroche et al. 1993).
+
[[image:moxa.jpg|240px|thumb]]
 +
Bei der '''Moxibustion''', auch '''Moxa-Therapie''' oder landläufig Moxeln genannt, werden durch Verbrennung unterschiedlicher, meist pflanzlicher Substanzen [[Akupunktur]]punkte gereizt, um eine physiologische Aktivität im Organismus zu bewirken.
  
DIe Moxibustion stammt aus China und ist mit der [[Akupunktur]] verbunden. Im Werk Ying Yang Shi Yi Mai Jui Jing (Behandlung der 11 Yin-Yang-Gefäße), das in der Grabstätte von Ma Wang Dui gefunden wurde, wird die Moxibustion erstmals erwähnt.
+
==Herkunft==
 +
Die Moxibustion stammt aus China. Im Werk Ying Yang Shi Yi Mai Jui Jing (Behandlung der 11 Yin-Yang-Gefäße), das in der Grabstätte von Ma Wang Dui gefunden wurde, wird die Moxibustion erstmals erwähnt. Der Begriff soll sich etymologisch von dem portugiesischen Wort mechia (Zündschnur, Docht) oder dem japanischen Wort mogusa (Variante der Beifußpflanze) herleiten. Im Chinesischen bezeichnet man sie als Jiu Fa (Jiu = brennen). In Europa wird die Moxibustion erstmals im Jahr 1677 schriftlich erwähnt.<ref>Auteroche B, Gervais G, Auteroche M, Navailh P, Toui-Kan E: Übungen zur Akupunktur und Moxibustion. Hippokrates Verlag, Stuttgart, 1993</ref>
  
Bei der Moxibustion werden durch Verbrennung unterschiedlicher Substanzen diverse Akupunkturpunkte gereizt, um eine physiologische Aktivität im Organismus zu bewirken. Die Beifuß-Pflanze ist hierbei die am hauptsächlichsten verbrennte Struktur. Heutzutage werden auch Sonnenstrahlen oder Elektrizität als Wärmespender benutzt. Man kann auch Produkte oder Zubereitungen auf die Haut aufbringen, die durch blasenbildende Wirkung das Gewebe ohne Hitzezufuhr reizen (vgl. Baunscheidtismus). Man bezeichnet dann diese Art der Therapie als Moxibustion ohne Hitze.
+
==Methode==
 +
Verbrannt werden hauptsächlich Blätter der Beifuß-Pflanze. Heutzutage werden aber auch Sonnenstrahlen oder Elektrizität als Wärmespender eingesetzt. Man kann auch Produkte oder Zubereitungen auf die Haut aufbringen, die durch blasenbildende Wirkung das Gewebe ohne Hitzezufuhr reizen (vgl. [[Baunscheidtismus]]). Diese Art der Therapie wird als Moxibustion ohne Hitze bezeichnet. Die Beifuß-Pflanze (Aiye, Artemisia vulgaris oder Artemisia argyi) stammt aus der Familie der Korbblütler. Sie ist weit verbreitet und hat einen herben Geruch. In China stammt die beste Sorte aus der Provinz Hubei, wo sie im Mai geerntet wird. Die Blätter werden von Stielen und Zweigen befreit, getrocknet, zu feinem Flaum zerdrückt, gesiebt und schließlich zu Kugeln geformt. Frische Beifußfasern sind leicht entflammbar. Abgelagerte Fasern sind gelblich und erzeugen beim Abbrennen eine Temperatur von bis zu 600° Celsius. Klassisch wird die Moxibustion mit Moxa-Kegeln oder -Rollen ("Moxa-Zigarren") durchgeführt. Es werden mindestens ein bis drei Kegel gesetzt, meist entlang der Taille, des Rückens, des Abdomens, der Schultern oder der Schenkel.
  
Die Beifuß-Pflanze (Aiye, Artemisia vulgaris oder Artemisia argyi) stammt aus der Familie der Korbblütler. Sie ist in Frankreich weit verbreitet und hat einen stechenden Geruch. In China stammt die beste Sorte aus der Provinz Hubei, wo sie im Mai geerntet wird. Die Blätter werden von Stielen und Zweigen befreit, getrocknet, zu feinem Flaum herdrückt, gesiebt und schießlich zu Kugeln geformt. Frische Beifuß-Fasern sind leicht entflammbar. Abgelagerte Fasern sind gelblich und erzeugen beim Abbrennen eine gleichmäßige Temperatur von bis uu 600 Grad Celsius.
+
== Arten der Moxibustion==
 +
[[image:Moxator.jpg|240px|thumb|"Moxator" der Firma SVESA zur elektrischen Moxibustion. Als Wärmequelle dient eine 10-Watt-Halogenlampe in einem Stift.]]
 +
* Direkte Moxibustion: Die Haut wird mit Alkohol oder Knoblauchsaft gereizt und der Kegel direkt aufgesetzt. Hierbei unterscheidet man dann drei Arten der Moxibustion. Bei der Moxibustion ohne Narbenbildung wird der abbrennende Kegel rechtzeitig vor Erreichen seiner Auflagefläche entfernt, so dass kein Gewebeschaden eintritt. Bei der Moxibustion mit Blasenbildung werden kleine Moxa-Kugeln auf der Haut entzündet und 3 bis 5&nbsp;Sekunden dort belassen. Dies erzeugt eine Brandblase, wobei die Blasen nach ein bis zwei Stunden angestochen werden. Bei der Moxibustion mit Narbenbildung brennt der Moxa-Kegel vollständig ab, was zu heftigen Schmerzen am Applikationsort führen kann. Gelegentlich wird deshalb eine Lokalanästhesie durchgeführt. Man behandelt die Stelle mit Salben. Die Folge der Therapie sind Narbenbildungen.
  
Die Moxibustion wird mit Moxa-Kegeln oder -Rollen (sog. Moxa-Zigarren) durchgeführt. Es werden mindestens 1-3 Kegel gesetzt, meist entlang der Taille, dem Rücken, dem Abdomen, den Schultern oder den Schenkeln. Es gibt verschiedene Variationen der Moxibustion:
+
* Indirekte Moxibustion: Es wird eine isolierende Schicht zwischen den brennenden Moxa-Kegel und die Haut gelegt. Meist handelt es sich um [[Knoblauch]](-scheiben), aber es werden auch Knoblauchpasten, Schnittlauch, Eisenhut(-paste), Ingwer, weißer Pfeffer, [[Heilerde|Lößerde]], Zwiebeln, Schalotten und Beifußkraut verwendet.
  
* direkte Moxibustion: Die Haut wird mit Alkohol oder Knoblauchsaft gereizt und der Kegel direkt aufgesetzt. Hierbei unterscheidet man dann drei Arten der Moxibustion. Bei der Moxibustion ohne Narbenbildung wird der abbrennende Kegel rechtzeitig vor Erreichen seiner Auflagefläche entfern, so dass kein Gewebeschaden eintritt. Bei der Moxibustion mit Blasenbildung werden kleine Moxa-Kugeln auf der Haut entzündet und 3-5 Sekunden dort belassen. Dies erzeugt eine Blasenbildung, wobei die Blasen nach 1-2 Stunden angestochen werden. Bei der Moxibustion mit Narbenbildung brennt der Moxa-Kegel vollständig ab, was zu heftigen Schmerzen am Applikationsort führen kann. Gelegentlich wird deshalb eine Lokalanästhesie durchgeführt. Man behandelt die Stelle mit Salben. Die Folge der Therapie sind Narbenbildungen.
+
* Nabel-Moxibustion: Hierbei wird in bzw. auf den Bauchnabel Salz, Schnittlauch, Moschus und eine Ingwerscheibe gegeben und darauf ein Moxa-Kegel appliziert. Es können mehrere Kegel nacheinander abgebrannt werden.
* indirekte Moxibustion: es wird eine isolierende Schicht zwischen dem brennenden Moxa-Kegel und die Haut gelegt. Meist handelt es sich um Knoblauch(-scheiben), aber es werden auch Knoblauchpasten, Schnittlauch, Eisenhut(-paste), Ingwer, weißer Pfeffer, Löserde, Zwiebeln, Schalotten und Beifußkraut verwendet.
 
* Nabel-Moxibustion: hierbei wird in bzw. auf den Bauchnabel Salz, Schnittlauch, Moschus und eine Ingwerscheibe gegeben und oben drauf ein Moxa-Kegel appliziert. Es können mehrere Kegel nacheinander abgebrannt werden.
 
* Moxibustion mit Akupunkturnadeln: Hierbei werden Akupunkturnadeln, die gemäß der Akupunkturlehre gesetzt wurden, meistens mittels Moxa-Zigarren erhitzt.
 
  
==Bis heute kein Wirksamkeitsnachweis der Methode==
+
* Moxibustion mit Akupunkturnadeln: Hierbei werden Akupunkturnadeln, die gemäß der Akupunkturlehre gesetzt wurden, meist mittels aufgesetzter Moxa-Zigarren erhitzt.
Diese mittelalterliche Therapiemethode hat bis heute keinen Wirksamkeitsnachweis erbracht. Es gibt allerdings durchaus Berichte von Schadensfällen wie jenen von Fisman (2002).
 
  
Hautnarben nach Moxibustion (Fisman 2002)
+
* Elektrische Moxibustion: Bei dieser Variante werden keine Substanzen verbrannt, sondern die Hautpunkte werden mit einer elektrischen Wärmequelle erhitzt, was den Geruch und die Gefahr von Verbrennungen vermeiden soll.
  
Ein 38jähriger Kamboschaner kam wegen abdomineller Beschwerden im Rahmen einer Zeberzirrhose als Folge einer chronischen Hepatitis B-Infektion in hochschulmedizinische Behandlung. Da er seine Arzneimittel nur unzuverlässig einnahm und der traditionellen Methode der Moxibustion zugeneigt war, hatte er sich der Behandlung duch einen einschlägigen Heiler unterzogen. Als er in der Klinik neuerlich vorstellig wurde, präsentierte er ein ganze Reihe von Verbrennungsnarben im Bauchbereich. Ausser diesen Narben hatte sich an seiner Grunderkrankung nichts geändert.
+
== Wirksamkeitsnachweise und Risiken==
 +
[[image:Moxibustion2.gif|thumb|Hautnarben nach Moxibustion<ref name="Fisman">Fisman D: Unusual skin findings in a patient with liver disease. Can Med Assoc J, 166, 2002, http://www.cmaj.ca/cgi/content/full/166/12/1567</ref>]]
 +
Diese mittelalterliche Therapiemethode hat bis heute keinen Wirksamkeitsnachweis erbracht.
 +
 
 +
Die Gefahren bei der Moxibustion bestehen vor allem in Hautverbrennungen und Narbenbildung. Verbrennungswunden wiederum können sich infizieren und zu Folgeschäden führen.
 +
 
 +
{{OtherLang|ge=Moxibustion|fr=Moxibustion}}
  
 
==Quellennachweise==
 
==Quellennachweise==
* Auteroche B, Gervais G, Auteroche M, Navailh P, Toui-Kan E: Übungen zur Akupunktur und Moxibustion. Hippokrates Verlag, Stuttgart, 1993
+
<references/>
* Fisman D: Unusual skin findings in a patient with liver disease. Can Med Assoc J, 166, 2002, http://www.cmaj.ca/cgi/content/full/166/12/1567
 
  
[[category:Alternativmedizin]]
 
 
[[category:TCM]]
 
[[category:TCM]]
{{Paralex}}
 

Aktuelle Version vom 17. Februar 2016, 15:01 Uhr

Moxa.jpg

Bei der Moxibustion, auch Moxa-Therapie oder landläufig Moxeln genannt, werden durch Verbrennung unterschiedlicher, meist pflanzlicher Substanzen Akupunkturpunkte gereizt, um eine physiologische Aktivität im Organismus zu bewirken.

Herkunft

Die Moxibustion stammt aus China. Im Werk Ying Yang Shi Yi Mai Jui Jing (Behandlung der 11 Yin-Yang-Gefäße), das in der Grabstätte von Ma Wang Dui gefunden wurde, wird die Moxibustion erstmals erwähnt. Der Begriff soll sich etymologisch von dem portugiesischen Wort mechia (Zündschnur, Docht) oder dem japanischen Wort mogusa (Variante der Beifußpflanze) herleiten. Im Chinesischen bezeichnet man sie als Jiu Fa (Jiu = brennen). In Europa wird die Moxibustion erstmals im Jahr 1677 schriftlich erwähnt.[1]

Methode

Verbrannt werden hauptsächlich Blätter der Beifuß-Pflanze. Heutzutage werden aber auch Sonnenstrahlen oder Elektrizität als Wärmespender eingesetzt. Man kann auch Produkte oder Zubereitungen auf die Haut aufbringen, die durch blasenbildende Wirkung das Gewebe ohne Hitzezufuhr reizen (vgl. Baunscheidtismus). Diese Art der Therapie wird als Moxibustion ohne Hitze bezeichnet. Die Beifuß-Pflanze (Aiye, Artemisia vulgaris oder Artemisia argyi) stammt aus der Familie der Korbblütler. Sie ist weit verbreitet und hat einen herben Geruch. In China stammt die beste Sorte aus der Provinz Hubei, wo sie im Mai geerntet wird. Die Blätter werden von Stielen und Zweigen befreit, getrocknet, zu feinem Flaum zerdrückt, gesiebt und schließlich zu Kugeln geformt. Frische Beifußfasern sind leicht entflammbar. Abgelagerte Fasern sind gelblich und erzeugen beim Abbrennen eine Temperatur von bis zu 600° Celsius. Klassisch wird die Moxibustion mit Moxa-Kegeln oder -Rollen ("Moxa-Zigarren") durchgeführt. Es werden mindestens ein bis drei Kegel gesetzt, meist entlang der Taille, des Rückens, des Abdomens, der Schultern oder der Schenkel.

Arten der Moxibustion

"Moxator" der Firma SVESA zur elektrischen Moxibustion. Als Wärmequelle dient eine 10-Watt-Halogenlampe in einem Stift.
  • Direkte Moxibustion: Die Haut wird mit Alkohol oder Knoblauchsaft gereizt und der Kegel direkt aufgesetzt. Hierbei unterscheidet man dann drei Arten der Moxibustion. Bei der Moxibustion ohne Narbenbildung wird der abbrennende Kegel rechtzeitig vor Erreichen seiner Auflagefläche entfernt, so dass kein Gewebeschaden eintritt. Bei der Moxibustion mit Blasenbildung werden kleine Moxa-Kugeln auf der Haut entzündet und 3 bis 5 Sekunden dort belassen. Dies erzeugt eine Brandblase, wobei die Blasen nach ein bis zwei Stunden angestochen werden. Bei der Moxibustion mit Narbenbildung brennt der Moxa-Kegel vollständig ab, was zu heftigen Schmerzen am Applikationsort führen kann. Gelegentlich wird deshalb eine Lokalanästhesie durchgeführt. Man behandelt die Stelle mit Salben. Die Folge der Therapie sind Narbenbildungen.
  • Indirekte Moxibustion: Es wird eine isolierende Schicht zwischen den brennenden Moxa-Kegel und die Haut gelegt. Meist handelt es sich um Knoblauch(-scheiben), aber es werden auch Knoblauchpasten, Schnittlauch, Eisenhut(-paste), Ingwer, weißer Pfeffer, Lößerde, Zwiebeln, Schalotten und Beifußkraut verwendet.
  • Nabel-Moxibustion: Hierbei wird in bzw. auf den Bauchnabel Salz, Schnittlauch, Moschus und eine Ingwerscheibe gegeben und darauf ein Moxa-Kegel appliziert. Es können mehrere Kegel nacheinander abgebrannt werden.
  • Moxibustion mit Akupunkturnadeln: Hierbei werden Akupunkturnadeln, die gemäß der Akupunkturlehre gesetzt wurden, meist mittels aufgesetzter Moxa-Zigarren erhitzt.
  • Elektrische Moxibustion: Bei dieser Variante werden keine Substanzen verbrannt, sondern die Hautpunkte werden mit einer elektrischen Wärmequelle erhitzt, was den Geruch und die Gefahr von Verbrennungen vermeiden soll.

Wirksamkeitsnachweise und Risiken

Hautnarben nach Moxibustion[2]

Diese mittelalterliche Therapiemethode hat bis heute keinen Wirksamkeitsnachweis erbracht.

Die Gefahren bei der Moxibustion bestehen vor allem in Hautverbrennungen und Narbenbildung. Verbrennungswunden wiederum können sich infizieren und zu Folgeschäden führen.

Anderssprachige Psiram-Artikel

Quellennachweise

  1. Auteroche B, Gervais G, Auteroche M, Navailh P, Toui-Kan E: Übungen zur Akupunktur und Moxibustion. Hippokrates Verlag, Stuttgart, 1993
  2. Fisman D: Unusual skin findings in a patient with liver disease. Can Med Assoc J, 166, 2002, http://www.cmaj.ca/cgi/content/full/166/12/1567