Kryptomnesie: Unterschied zwischen den Versionen
K |
|||
(8 dazwischenliegende Versionen von 5 Benutzern werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
− | '''Kryptomnesie''' (gr. für ''vergessene Erinnerung, verstecktes Gedächtnis'') bezeichnet eine Gedächtnisstörung, bei welcher vorhandene Gedächtnisinhalte, an die sich der Handelnde nicht erinnert, als scheinbare Neuschöpfung aufgefasst werden. Tatsächlich hat die Person | + | '''Kryptomnesie''' (gr. für ''vergessene Erinnerung, verstecktes Gedächtnis'') bezeichnet eine Gedächtnisstörung, bei welcher vorhandene Gedächtnisinhalte, an die sich der Handelnde nicht erinnert, als scheinbare Neuschöpfung aufgefasst werden. Tatsächlich hat die Person dem Unterbewussten Gedanken oder Ideen entnommen, die von einer äußeren Quelle stammten. Folge sind scheinbare Neuerfindungen und Plagiate. |
− | Ein Hinweis darauf, ob ein Plagiat oder Kryptomnesie vorliegt, ergibt sich daraus, ob die betroffene Person frühzeitig | + | Ein Hinweis darauf, ob ein Plagiat oder Kryptomnesie vorliegt, ergibt sich daraus, ob die betroffene Person frühzeitig Vertuschungshandlungen vorgenommen hat. |
− | Seit den 2000er Jahren ergibt sich ein aktueller Erklärungsansatz aus der Erforschung des [ | + | Seit den 2000er Jahren ergibt sich ein aktueller Erklärungsansatz aus der Erforschung des [http://de.wikipedia.org/wiki/Inselbegabung Savant-Syndroms] ("Inselbegabung"). Demnach ergibt sich die Vermutung, dass Menschen jegliche Sinneswahrnehmung nahezu ungefiltert speichern und nur der Abruf ins Bewusstsein einer starken Filterung unterliegt, die sich anhand der Bedeutung der Information für das Individuum orientiert. Bei den so genannten "Savants" (frz. savoir = wissen, also "Wissende") sei dann dieser Prozess gestört. |
+ | |||
+ | Eine Bedeutung spielt die Kryptomnesie bei der Erklärung von Berichten zu "geglückten" [[Reinkarnationstherapie|"Rückführungen"]] aus vermeintlichen [[Reinkarnation|Vorleben]], oder zur Plausibilität der vermeintlichen Fähigkeit, plötzlich über Fremdsprachenkenntnisse zu verfügen, ohne die Sprache erlernt zu haben, was als [[Xenoglossie]] bezeichnet wird. | ||
==Berühmte Fallbeispiele== | ==Berühmte Fallbeispiele== | ||
− | *Der Fall Blanche Poynings als ein Fall von Kryptomnesie im [[Spiritismus]]. Dieser 1911 von J. L. Dickinson publizierte Fall angeblicher spiritistischer Kommunikation durch automatisches Schreiben ist bis heute das bekannteste Beispiel scheinbar paranormaler Information, die auf Kryptomnesie zurückgeht. Unter Hypnose (nach der Niederschrift des automatischen Berichtes des angeblichen Geistes von Blanche Poynings) gab das Medium, die 26-jährige "Miss C." die tatsächliche Informationsquelle bekannt. Es war der historische Roman Countess Maud von Emily Holt, den sie im Alter von 12 Jahren gelesen hatte und der alle berichteten Details enthielt: Blanche Poynings war darin die Freundin von Maud, der Gräfin von Salisbury im späten 14. Jahrhundert. | + | *Der Fall Blanche Poynings als ein Fall von Kryptomnesie im [[Spiritismus]]. Dieser 1911 von J. L. Dickinson publizierte Fall angeblicher spiritistischer Kommunikation durch [[automatisches Schreiben]] ist bis heute das bekannteste Beispiel scheinbar paranormaler Information, die auf Kryptomnesie zurückgeht. Unter Hypnose (nach der Niederschrift des automatischen Berichtes des angeblichen Geistes von Blanche Poynings) gab das Medium, die 26-jährige "Miss C." die tatsächliche Informationsquelle bekannt. Es war der historische Roman Countess Maud von Emily Holt, den sie im Alter von 12 Jahren gelesen hatte und der alle berichteten Details enthielt: Blanche Poynings war darin die Freundin von Maud, der Gräfin von Salisbury, im späten 14. Jahrhundert. |
==In der Literatur== | ==In der Literatur== | ||
− | verwendet Sebastian Fitzek im Thriller "Das Kind" dieses Thema. | + | Literarisch verwendet Sebastian Fitzek im Thriller "Das Kind" dieses Thema. |
+ | |||
+ | ==Siehe auch== | ||
+ | *[[Recall Bias]] | ||
==Weblinks== | ==Weblinks== | ||
*http://www.zeit.de/1996/37/thema.txt.19960906.xml?page=1 | *http://www.zeit.de/1996/37/thema.txt.19960906.xml?page=1 | ||
− | |||
− | {{Wikipedia}} | + | {{Wikipedia|Wikititel=Kryptomnesie|Jahr=2008|Monat=9}} |
[[category:Abkürzung/Begriffserklärung]] | [[category:Abkürzung/Begriffserklärung]] |
Aktuelle Version vom 2. Juni 2015, 21:35 Uhr
Kryptomnesie (gr. für vergessene Erinnerung, verstecktes Gedächtnis) bezeichnet eine Gedächtnisstörung, bei welcher vorhandene Gedächtnisinhalte, an die sich der Handelnde nicht erinnert, als scheinbare Neuschöpfung aufgefasst werden. Tatsächlich hat die Person dem Unterbewussten Gedanken oder Ideen entnommen, die von einer äußeren Quelle stammten. Folge sind scheinbare Neuerfindungen und Plagiate.
Ein Hinweis darauf, ob ein Plagiat oder Kryptomnesie vorliegt, ergibt sich daraus, ob die betroffene Person frühzeitig Vertuschungshandlungen vorgenommen hat.
Seit den 2000er Jahren ergibt sich ein aktueller Erklärungsansatz aus der Erforschung des Savant-Syndroms ("Inselbegabung"). Demnach ergibt sich die Vermutung, dass Menschen jegliche Sinneswahrnehmung nahezu ungefiltert speichern und nur der Abruf ins Bewusstsein einer starken Filterung unterliegt, die sich anhand der Bedeutung der Information für das Individuum orientiert. Bei den so genannten "Savants" (frz. savoir = wissen, also "Wissende") sei dann dieser Prozess gestört.
Eine Bedeutung spielt die Kryptomnesie bei der Erklärung von Berichten zu "geglückten" "Rückführungen" aus vermeintlichen Vorleben, oder zur Plausibilität der vermeintlichen Fähigkeit, plötzlich über Fremdsprachenkenntnisse zu verfügen, ohne die Sprache erlernt zu haben, was als Xenoglossie bezeichnet wird.
Berühmte Fallbeispiele
- Der Fall Blanche Poynings als ein Fall von Kryptomnesie im Spiritismus. Dieser 1911 von J. L. Dickinson publizierte Fall angeblicher spiritistischer Kommunikation durch automatisches Schreiben ist bis heute das bekannteste Beispiel scheinbar paranormaler Information, die auf Kryptomnesie zurückgeht. Unter Hypnose (nach der Niederschrift des automatischen Berichtes des angeblichen Geistes von Blanche Poynings) gab das Medium, die 26-jährige "Miss C." die tatsächliche Informationsquelle bekannt. Es war der historische Roman Countess Maud von Emily Holt, den sie im Alter von 12 Jahren gelesen hatte und der alle berichteten Details enthielt: Blanche Poynings war darin die Freundin von Maud, der Gräfin von Salisbury, im späten 14. Jahrhundert.
In der Literatur
Literarisch verwendet Sebastian Fitzek im Thriller "Das Kind" dieses Thema.
Siehe auch
Weblinks
Dieser Text ist teilweise oder vollständig der deutschen Wikipedia entnommen