Cellagon aurum: Unterschied zwischen den Versionen
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− | + | '''Cellagon aurum''' ist ein vom Konsumenten mit Wasser zu verdünnendes Gemüsesaftkonzentrat der Firma H.-G. Berner GmbH & Co. KG aus Hamburg, das mit gesundheitsrelevanten Wirkungen beworben wird. Die Wirksamkeit wird dabei auch [[Esoterik|esoterischen]] Einflüssen zugeordnet und [[pseudowissenschaft]]lich begründet. So sei das Produkt "[[Ganzheitlichkeit|ganzheitlich]] konzipiert", zugesetztes Wasser sei [[Wasserbelebung|"levitiert"]], und im Flaschenboden befinde sich ein Magnet, der für Wunderwirkungen verantwortlich sein soll. Das Saftkonzentrat ist nicht im Lebensmittelhandel erhältlich, sondern wird über Cellagon-Berater, [[Heilpraktiker]] und Apotheken für rund 50 Euro für 500 ml verkauft. Der Saft wird seit 1986 produziert. | |
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+ | Zum Lebensmittel Cellagon verwies der Hersteller jahrelang auf eine wissenschaftlich nichtssagende Studie von [[Ronald Grossarth-Maticek]], nahm diese später aber vom Netz. Kritik an dieser Studie äußerte insbesondere der Internet-Blog "Plazeboalarm".<ref>http://www.scienceblogs.de/plazeboalarm/2009/11/cellagon-aurum-die-zweite-staffel.php</ref> Auf der englischsprachigen Seite zu Cellagon war die Studie weiterhin noch lange Zeit aufgeführt (November 2009), wurde später aber ebenfalls entfernt.<ref>http://www.cellagon.de/en/products/aurum/study.htm</ref> | ||
− | + | Im Internet sind Personen als "Cellagon-Berater" oder "Cellagon-Fachberater" aktiv, die auf "Bioaktivstoffe, Phytamine" und "Kräfte der Natur" verweisen und Hinweise geben, wo das Produkt erhältlich ist. Cellagon mache geistig fit, halte den Konsumenten jung und mache ihn schön, heißt es. Der Bedarf für Cellagon ergebe sich daraus, dass es einer "fabrikmäßig hergestellten Nahrung" angeblich an Vitaminen und Mineralien mangele, die durch [[Nahrungsergänzungsmittel]] auszugleichen seien. Da aber "chemisch hergestellte Präparate" vom Körper "nicht vollständig aufgenommen" würden, müsse der Kunde zu Cellagon-Produkten wechseln. | |
− | + | Firmenchef Hans-Günter Berner (gest. 9. November 2007) hatte passend zum Firmenprofil ein Buch mit dem Titel ''An vollen Töpfen verhungern - Warum Vollwerternährung leider nicht mehr reicht'' veröffentlicht. Im Gegensatz dazu war die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) 2006 zum Ergebnis gekommen: "Gemüse und Obst sind nicht nährstoffverarmt!"<ref>http://www.dge.de/modules.php?name=News&file=article&sid=598</ref> | |
− | + | Auf der Webseite eines italienischen Cellagon-Beraters ist zu lesen, dass Cellagon ein Produkt aus dreißigjähriger Erfahrung einer Gruppe von Wissenschaftlern aus den Bereichen des Biomagnetismus, der [[Elektrosmog]]-Forschung, der [[Geopathie]]n, chemischer Verschmutzungen und der Lebensmittelmanipulationen sei. Die Gruppe sei dabei von zwei deutschen Wissenschaftlern koordiniert worden, dem Ingenieur Hans-Günter Berner und dem Biophysiker [[Wolfgang Ludwig]].<ref>http://www.casadellasalute.com/Berner/partners-berner.htm</ref> | |
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+ | [[image:Cellagon_Verbraucherzentrale.jpg|Beurteilung der Verbraucherzentrale Hamburg im Jahr 2008|420px|thumb]] | ||
+ | Der Hersteller, die Berner GmbH in Hamburg, bietet vier Saftprodukte mit Namen Cellagon aurum, Cellagon vitae plus, Cellagon felice und Cellagon T.GO an. Es handelt sich um Konzentrate, die mit Wasser zu verdünnen sind. Nach Herstellerangaben wird Cellagon aurum aus den Press-Säften und -Extrakten von über 40 verschiedenen Obst-, Frucht-, Kräuter- und Gemüsesorten gewonnen. Ergänzt wird der Saft durch Omega-3- und Omega-6-Pflanzenöle, [[Antioxidantien|Traubenkernextrakt mit "OPC"]], [[L-Carnitin]], [[Q10|Coenzym Q 10]], [[Probiotikum|probiotischen]] Ballaststoffen und [[Wasserbelebung|levitiertem Quellwasser]]. Insgesamt werden 41 Bestandteile für Cellagon vitale plus aufgeführt, 53 für Cellagon felice und 59 für Cellagon T.GO. Cellagon aurum soll sogar aus 80 Zutaten bestehen:<ref>http://www.cellagon.de/de/produkte/cellagon-aurum.php#Zusammensetzung Aufruf am 15. März 2012</ref> | ||
− | + | :Acerolakirsche (Vitamin C) – [[Aloe Vera]] – Angelika – Anis – Apfel – Aroma (natürlich) – Artischocke – Bierhefe (B-Vitamine) – Borretschsamenöl – Brennnessel – Brokkoli – Buchweizenkeim (B-Vitamine + Spurenelemente) – Calcium – Carnitin (L-Carnitin) – Cistus incanus – [[Q10|Coenzym Q10]] – DHA-reiches Öl (Mikroalge Schizochytriumsp.) – Eisen – Fenchel – Fruchtpektin – Gelee Royal – Glucane (β-Glucane) – Glutathion – Goji – Granatapfel – Grünkohl – Hagebutte – Hagebuttenkernöl – Heidelbeere – Hibiskus – Holunderbeere – Hopfen – Johannisbeere, schwarz – Kamille – Kresse – Kümmel – Kürbis – Kürbiskernöl – Lapacho-Tee – Lecithin (Ei) – Lecithin (Soja) – Limette – Lindenblüte – Löwenzahn – Magnesium – Maracuja – Mate – Mineralwasser (natürlich) – Möhre (milchsauer vergoren) – Oligofructose – OPC (aus Traubenkernextrakt) – Orange – Palmfruchtöl, rot (Vitamin E) – Paprika – Passionsblume – Petersilie – Quellwasser (levitiert) – Quinoa (B-Vitamine) – Rosmarin – Rote Bete (milchsauer vergoren) – Salbei – Sanddorn – Schachtelhalm – Schafgarbe – Schisandra – Schnittlauch – Selen – Shiitake – Stutenmilch (vergoren) – Sucralose – Tomate – Topinambur – Traube – Traubenkern – Vitamin E (aus Sojaöl) – Weißdorn – [[Weizengrassaft|Weizengras]], grün – Zink – Zitronenmelisse – Zwiebel | |
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− | Nach | + | Nach Angaben der Verbraucherzentrale Hamburg aus dem Jahre 2008 ist das Produkt Cellagon aurum "nicht empfehlenswert". Bemängelt wurde eine Überschreitung von Höchstmengen-Empfehlungen für die Vitamine Niacin, Biotin und Vitamin E. Zudem enthalte das Produkte "nur geringe Mengen Calcium".<ref>[http://www.psiram.com/doc/verbraucherzentrale_2008-04_308_vitamin_und_mineralstoffe_im_test.005303.pdf Tabellarische Übersicht der Testergebnisse der Verbraucherzentrale Hamburg aus dem Jahr 2008]</ref> |
==Die Cellagon-Studien== | ==Die Cellagon-Studien== | ||
− | + | Zu Cellagon aurum liegt eine Studie von [[Ronald Grossarth-Maticek]] aus dem Jahr 2003 vor, die in "Erfahrungsheilkunde", einem Blatt ohne Peer-Review, veröffentlicht wurde.<ref>Grossarth-Maticek R (2003): Prospektive, randomisierte Verlaufsstudie zur Erforschung der Wirksamkeit eines Nahrungsergänzungsmittels in Bezug auf subjektive Befindlichkeit und Veränderung physischer Risikofaktoren. Erfahrungsheilkunde/Acta Medica Empirica ([[Medizinverlage Stuttgart|Haug Verlag]]) 8/2003, 499-508 [http://www.thieme-connect.com/ejournals/abstract/ehk/doi/10.1055/s-2003-41226;jsessionid=DA5FA0E4E91542291C230BD5027AB100.jvm3]</ref> Für die Studie untersuchte Grossarth-Maticek alle zweieinhalb Monate jeweils 115 Personen in Experimental- und Kontrollgruppen über einen Zeitraum von fast drei Jahren. Im Ergebnis soll die Einnahme des [[Nahrungsergänzungsmittel]]s verschiedene Risikofaktoren aus unterschiedlichen Bereichen positiv verändert haben. So hätten sich Gesamtcholesterin, Bluthochdruck, Zigaretten- und Alkoholkonsum verringert und Infektionen seien seltener aufgetreten. | |
− | Zu Cellagon | + | |
Die Studie mit vielen kleinen Untergruppen weist allerdings erhebliche methodische Mängel auf, was sie wissenschaftlich wertlos macht. So wird die Studie zwar als "randomisiert" bezeichnet, allerdings erklärt der Autor nicht, auf welche Weise und warum teilweise zweimal randomisisert wurde. Eine Verblindung fand nicht statt. Die Probanden wussten, was sie bekommen, und der durchführende Arzt wusste, was er verabreicht. Die Untersuchungsmethode zur subjektiven Einschätzung des Gesundheitszustandes war nicht validiert und zuvor nie verwendet worden. Es fehlen auch statistische Tests zur Beurteilung der Messergebnisse. | Die Studie mit vielen kleinen Untergruppen weist allerdings erhebliche methodische Mängel auf, was sie wissenschaftlich wertlos macht. So wird die Studie zwar als "randomisiert" bezeichnet, allerdings erklärt der Autor nicht, auf welche Weise und warum teilweise zweimal randomisisert wurde. Eine Verblindung fand nicht statt. Die Probanden wussten, was sie bekommen, und der durchführende Arzt wusste, was er verabreicht. Die Untersuchungsmethode zur subjektiven Einschätzung des Gesundheitszustandes war nicht validiert und zuvor nie verwendet worden. Es fehlen auch statistische Tests zur Beurteilung der Messergebnisse. | ||
− | + | Des Weiteren existiert eine unveröffentlichte, randomisierte, kontrollierte und cross-over Berner-Auftragsstudie vom "Institut für Ernährungswissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität in Jena" mit 10 Probanden aus dem Jahr 2009. In den Resultaten der Studie fehlt ein Vergleich zur Kontrollgruppe. Laut Berner-Webseite habe die Studie gezeigt, dass sich "eine wissenschaftlich starke (signifikant bis höchst signifikant) Zunahme bzw. Aufnahme ausgewählter Vitamine aus dem Darm ins Blut und ein signifikanter Anstieg des Schutzsystems der Zellgewebe" ergeben habe. | |
− | Zu Cellagon | + | Zu Cellagon felice liegt eine Veröffentlichung des SIT-Instituts (Skin Investigation and Technology Hamburg) vor, die nach folgendem Studiendesign durchgeführt wurde: 150 Probanden zwischen 24-78 Jahren, placebokontrolliert, doppelblind, randomisiert. Gemessen wurde vor der Testmusterausgabe und nach zwei, vier und sechs Monaten Anwendung. |
==Der Magnet im Flaschenboden== | ==Der Magnet im Flaschenboden== | ||
− | Im Flaschenboden befindet sich ein kleiner Dauermagnet, der | + | [[image:cellagon_Magnet.jpg|Werbeaussagen zum Magneten in den Cellagon-Flaschen<ref>http://www.xn--lichtflgel-geb.ch/joomla/index.php?option=com_content&view=article&id=27%3Amagnet&catid=4&Itemid=14</ref>|400px|thumb]] |
− | Nach dem | + | Im Flaschenboden befindet sich ein kleiner Dauermagnet, der von Cellagon-Beratern mit [[pseudowissenschaft]]lichen, physikalisch unsinnigen Aussagen beworben wird. Auf den Cellagon-Webseiten heißt es:<ref>http://www.cellagon.de/de/produkte/ueber_cellagon/index.php Aufruf am 15. März 2012</ref> |
− | + | :''"Hochwertig geschützt [...] An jedem Flaschenboden befindet sich ein Magnet, der die vielen kleinen Teilchen darin mit Energie anreichert und damit beweglicher macht."'' | |
− | Ganz profan könne man | + | |
− | Ende der 1970er Jahre | + | Der Magnet in der Cellagon-Flasche wird von Anbietern auch als "Magnet-Eisenstein" beschrieben, dessen Dauermagnetfeld alle Moleküle mit Energie anreichere, aus denen die Cellagon-Produkte bestehen. Entdecker der "vitalitätsspendenden Kraft von Magnetfeldern" sei der Schweizer Physiker Auguste Piccard gewesen, der herausgefunden haben soll, dass sich "elektrisch geladene Teilchen - also die kleinsten Grundeinheiten jeder Substanz – in einem Magnetfeld schneller und freier bewegen und auch energiereicher werden". "Magnetisiertes Wasser" lasse im Übrigen Obst und Gemüse schneller wachsen.<ref>http://www.wellness-care-bochum.de/unsere-produkte/celagon%20aurum.htm Aufruf am 15. März 2012</ref> |
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+ | Nach dem Konsum einer Flasche Cellagon-Saft lasse sich der Wundermagnet aber weiter nutzen; z.B. könne man mit ihm "Trinkwasser magnetisieren". Dazu müsse man nur die Flasche ausspülen und mit Wasser füllen; damit könne man dann beispielsweise Pflanzen gießen. Auch als dauermagnetischer "Verkalkungs-Verhüter" lasse sich der Cellagon-Magnet benutzen. Ganz profan könne man damit aber auch Notizen am Kühlschrank befestigen. Ende der 1970er Jahre beschäftigte sich das Unternehmen laut Auskunft der Berner-Webseite mit "Forschung, Entwicklung auf dem Gebiet der Magnetfeld-Therapie". | ||
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+ | Der Londoner Cellagon-Anbieter envida ltd. wirbt ebenfalls mit dem Magneten im Flaschenboden. Demnach dürfe der Magnet nicht entfernt werden, da dieser auf wundersame Weise Moleküle zu Rotation anrege, wodurch das Produkt frei von Bakterien oder Pilzen gehalten werde.<ref>Zitat von http://www.envida.info/uk/Instructions.htm, Aufruf am 15. März 2012: ''"Don't Remove the Magnet!<br>When you open your first bottle of Cellagon you will notice that there is a magnet on the bottom held on by a plastic cap, slotted onto the bottom of the bottle. The magnet has a very important role. Not only does it rotate the molecules in the concentrate so that they are kept free of bacterial or fungal attack (the magnet is one reason the concentrate stays fresh for so long) but it also keeps them in their natural, energetic 'bioactive' state. This makes Cellagon much better in the body and gives it its incredible effects. Please keep the magnet on at all times!<br>The Cellagon magnet is a special one, and makes water better in the body as well. This is why very many Cellagon customers refill their empty Cellagon bottles with water when it is finished and use this magnetised water to dilute their Cellagon concentrate. The magnetism gives the water back its energy - energy which it had when fresh water in exposed lakes and rivers, but loses having travelled through the system of pipes to get to us in our homes. The Cellagon magnet simply puts back the energy that the water we drink should naturally have, making it again great in the body. Enjoy!"''</ref> | ||
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Aktuelle Version vom 15. November 2016, 12:10 Uhr
Cellagon aurum ist ein vom Konsumenten mit Wasser zu verdünnendes Gemüsesaftkonzentrat der Firma H.-G. Berner GmbH & Co. KG aus Hamburg, das mit gesundheitsrelevanten Wirkungen beworben wird. Die Wirksamkeit wird dabei auch esoterischen Einflüssen zugeordnet und pseudowissenschaftlich begründet. So sei das Produkt "ganzheitlich konzipiert", zugesetztes Wasser sei "levitiert", und im Flaschenboden befinde sich ein Magnet, der für Wunderwirkungen verantwortlich sein soll. Das Saftkonzentrat ist nicht im Lebensmittelhandel erhältlich, sondern wird über Cellagon-Berater, Heilpraktiker und Apotheken für rund 50 Euro für 500 ml verkauft. Der Saft wird seit 1986 produziert.
Allgemeines
Zum Lebensmittel Cellagon verwies der Hersteller jahrelang auf eine wissenschaftlich nichtssagende Studie von Ronald Grossarth-Maticek, nahm diese später aber vom Netz. Kritik an dieser Studie äußerte insbesondere der Internet-Blog "Plazeboalarm".[1] Auf der englischsprachigen Seite zu Cellagon war die Studie weiterhin noch lange Zeit aufgeführt (November 2009), wurde später aber ebenfalls entfernt.[2]
Im Internet sind Personen als "Cellagon-Berater" oder "Cellagon-Fachberater" aktiv, die auf "Bioaktivstoffe, Phytamine" und "Kräfte der Natur" verweisen und Hinweise geben, wo das Produkt erhältlich ist. Cellagon mache geistig fit, halte den Konsumenten jung und mache ihn schön, heißt es. Der Bedarf für Cellagon ergebe sich daraus, dass es einer "fabrikmäßig hergestellten Nahrung" angeblich an Vitaminen und Mineralien mangele, die durch Nahrungsergänzungsmittel auszugleichen seien. Da aber "chemisch hergestellte Präparate" vom Körper "nicht vollständig aufgenommen" würden, müsse der Kunde zu Cellagon-Produkten wechseln.
Firmenchef Hans-Günter Berner (gest. 9. November 2007) hatte passend zum Firmenprofil ein Buch mit dem Titel An vollen Töpfen verhungern - Warum Vollwerternährung leider nicht mehr reicht veröffentlicht. Im Gegensatz dazu war die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) 2006 zum Ergebnis gekommen: "Gemüse und Obst sind nicht nährstoffverarmt!"[3]
Auf der Webseite eines italienischen Cellagon-Beraters ist zu lesen, dass Cellagon ein Produkt aus dreißigjähriger Erfahrung einer Gruppe von Wissenschaftlern aus den Bereichen des Biomagnetismus, der Elektrosmog-Forschung, der Geopathien, chemischer Verschmutzungen und der Lebensmittelmanipulationen sei. Die Gruppe sei dabei von zwei deutschen Wissenschaftlern koordiniert worden, dem Ingenieur Hans-Günter Berner und dem Biophysiker Wolfgang Ludwig.[4]
Die Cellagon-Produkte
Der Hersteller, die Berner GmbH in Hamburg, bietet vier Saftprodukte mit Namen Cellagon aurum, Cellagon vitae plus, Cellagon felice und Cellagon T.GO an. Es handelt sich um Konzentrate, die mit Wasser zu verdünnen sind. Nach Herstellerangaben wird Cellagon aurum aus den Press-Säften und -Extrakten von über 40 verschiedenen Obst-, Frucht-, Kräuter- und Gemüsesorten gewonnen. Ergänzt wird der Saft durch Omega-3- und Omega-6-Pflanzenöle, Traubenkernextrakt mit "OPC", L-Carnitin, Coenzym Q 10, probiotischen Ballaststoffen und levitiertem Quellwasser. Insgesamt werden 41 Bestandteile für Cellagon vitale plus aufgeführt, 53 für Cellagon felice und 59 für Cellagon T.GO. Cellagon aurum soll sogar aus 80 Zutaten bestehen:[5]
- Acerolakirsche (Vitamin C) – Aloe Vera – Angelika – Anis – Apfel – Aroma (natürlich) – Artischocke – Bierhefe (B-Vitamine) – Borretschsamenöl – Brennnessel – Brokkoli – Buchweizenkeim (B-Vitamine + Spurenelemente) – Calcium – Carnitin (L-Carnitin) – Cistus incanus – Coenzym Q10 – DHA-reiches Öl (Mikroalge Schizochytriumsp.) – Eisen – Fenchel – Fruchtpektin – Gelee Royal – Glucane (β-Glucane) – Glutathion – Goji – Granatapfel – Grünkohl – Hagebutte – Hagebuttenkernöl – Heidelbeere – Hibiskus – Holunderbeere – Hopfen – Johannisbeere, schwarz – Kamille – Kresse – Kümmel – Kürbis – Kürbiskernöl – Lapacho-Tee – Lecithin (Ei) – Lecithin (Soja) – Limette – Lindenblüte – Löwenzahn – Magnesium – Maracuja – Mate – Mineralwasser (natürlich) – Möhre (milchsauer vergoren) – Oligofructose – OPC (aus Traubenkernextrakt) – Orange – Palmfruchtöl, rot (Vitamin E) – Paprika – Passionsblume – Petersilie – Quellwasser (levitiert) – Quinoa (B-Vitamine) – Rosmarin – Rote Bete (milchsauer vergoren) – Salbei – Sanddorn – Schachtelhalm – Schafgarbe – Schisandra – Schnittlauch – Selen – Shiitake – Stutenmilch (vergoren) – Sucralose – Tomate – Topinambur – Traube – Traubenkern – Vitamin E (aus Sojaöl) – Weißdorn – Weizengras, grün – Zink – Zitronenmelisse – Zwiebel
Nach Angaben der Verbraucherzentrale Hamburg aus dem Jahre 2008 ist das Produkt Cellagon aurum "nicht empfehlenswert". Bemängelt wurde eine Überschreitung von Höchstmengen-Empfehlungen für die Vitamine Niacin, Biotin und Vitamin E. Zudem enthalte das Produkte "nur geringe Mengen Calcium".[6]
Die Cellagon-Studien
Zu Cellagon aurum liegt eine Studie von Ronald Grossarth-Maticek aus dem Jahr 2003 vor, die in "Erfahrungsheilkunde", einem Blatt ohne Peer-Review, veröffentlicht wurde.[7] Für die Studie untersuchte Grossarth-Maticek alle zweieinhalb Monate jeweils 115 Personen in Experimental- und Kontrollgruppen über einen Zeitraum von fast drei Jahren. Im Ergebnis soll die Einnahme des Nahrungsergänzungsmittels verschiedene Risikofaktoren aus unterschiedlichen Bereichen positiv verändert haben. So hätten sich Gesamtcholesterin, Bluthochdruck, Zigaretten- und Alkoholkonsum verringert und Infektionen seien seltener aufgetreten.
Die Studie mit vielen kleinen Untergruppen weist allerdings erhebliche methodische Mängel auf, was sie wissenschaftlich wertlos macht. So wird die Studie zwar als "randomisiert" bezeichnet, allerdings erklärt der Autor nicht, auf welche Weise und warum teilweise zweimal randomisisert wurde. Eine Verblindung fand nicht statt. Die Probanden wussten, was sie bekommen, und der durchführende Arzt wusste, was er verabreicht. Die Untersuchungsmethode zur subjektiven Einschätzung des Gesundheitszustandes war nicht validiert und zuvor nie verwendet worden. Es fehlen auch statistische Tests zur Beurteilung der Messergebnisse.
Des Weiteren existiert eine unveröffentlichte, randomisierte, kontrollierte und cross-over Berner-Auftragsstudie vom "Institut für Ernährungswissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität in Jena" mit 10 Probanden aus dem Jahr 2009. In den Resultaten der Studie fehlt ein Vergleich zur Kontrollgruppe. Laut Berner-Webseite habe die Studie gezeigt, dass sich "eine wissenschaftlich starke (signifikant bis höchst signifikant) Zunahme bzw. Aufnahme ausgewählter Vitamine aus dem Darm ins Blut und ein signifikanter Anstieg des Schutzsystems der Zellgewebe" ergeben habe.
Zu Cellagon felice liegt eine Veröffentlichung des SIT-Instituts (Skin Investigation and Technology Hamburg) vor, die nach folgendem Studiendesign durchgeführt wurde: 150 Probanden zwischen 24-78 Jahren, placebokontrolliert, doppelblind, randomisiert. Gemessen wurde vor der Testmusterausgabe und nach zwei, vier und sechs Monaten Anwendung.
Der Magnet im Flaschenboden
Im Flaschenboden befindet sich ein kleiner Dauermagnet, der von Cellagon-Beratern mit pseudowissenschaftlichen, physikalisch unsinnigen Aussagen beworben wird. Auf den Cellagon-Webseiten heißt es:[9]
- "Hochwertig geschützt [...] An jedem Flaschenboden befindet sich ein Magnet, der die vielen kleinen Teilchen darin mit Energie anreichert und damit beweglicher macht."
Der Magnet in der Cellagon-Flasche wird von Anbietern auch als "Magnet-Eisenstein" beschrieben, dessen Dauermagnetfeld alle Moleküle mit Energie anreichere, aus denen die Cellagon-Produkte bestehen. Entdecker der "vitalitätsspendenden Kraft von Magnetfeldern" sei der Schweizer Physiker Auguste Piccard gewesen, der herausgefunden haben soll, dass sich "elektrisch geladene Teilchen - also die kleinsten Grundeinheiten jeder Substanz – in einem Magnetfeld schneller und freier bewegen und auch energiereicher werden". "Magnetisiertes Wasser" lasse im Übrigen Obst und Gemüse schneller wachsen.[10]
Nach dem Konsum einer Flasche Cellagon-Saft lasse sich der Wundermagnet aber weiter nutzen; z.B. könne man mit ihm "Trinkwasser magnetisieren". Dazu müsse man nur die Flasche ausspülen und mit Wasser füllen; damit könne man dann beispielsweise Pflanzen gießen. Auch als dauermagnetischer "Verkalkungs-Verhüter" lasse sich der Cellagon-Magnet benutzen. Ganz profan könne man damit aber auch Notizen am Kühlschrank befestigen. Ende der 1970er Jahre beschäftigte sich das Unternehmen laut Auskunft der Berner-Webseite mit "Forschung, Entwicklung auf dem Gebiet der Magnetfeld-Therapie".
Der Londoner Cellagon-Anbieter envida ltd. wirbt ebenfalls mit dem Magneten im Flaschenboden. Demnach dürfe der Magnet nicht entfernt werden, da dieser auf wundersame Weise Moleküle zu Rotation anrege, wodurch das Produkt frei von Bakterien oder Pilzen gehalten werde.[11]
Siehe auch
Quellennachweise
- ↑ http://www.scienceblogs.de/plazeboalarm/2009/11/cellagon-aurum-die-zweite-staffel.php
- ↑ http://www.cellagon.de/en/products/aurum/study.htm
- ↑ http://www.dge.de/modules.php?name=News&file=article&sid=598
- ↑ http://www.casadellasalute.com/Berner/partners-berner.htm
- ↑ http://www.cellagon.de/de/produkte/cellagon-aurum.php#Zusammensetzung Aufruf am 15. März 2012
- ↑ Tabellarische Übersicht der Testergebnisse der Verbraucherzentrale Hamburg aus dem Jahr 2008
- ↑ Grossarth-Maticek R (2003): Prospektive, randomisierte Verlaufsstudie zur Erforschung der Wirksamkeit eines Nahrungsergänzungsmittels in Bezug auf subjektive Befindlichkeit und Veränderung physischer Risikofaktoren. Erfahrungsheilkunde/Acta Medica Empirica (Haug Verlag) 8/2003, 499-508 [1]
- ↑ http://www.xn--lichtflgel-geb.ch/joomla/index.php?option=com_content&view=article&id=27%3Amagnet&catid=4&Itemid=14
- ↑ http://www.cellagon.de/de/produkte/ueber_cellagon/index.php Aufruf am 15. März 2012
- ↑ http://www.wellness-care-bochum.de/unsere-produkte/celagon%20aurum.htm Aufruf am 15. März 2012
- ↑ Zitat von http://www.envida.info/uk/Instructions.htm, Aufruf am 15. März 2012: "Don't Remove the Magnet!
When you open your first bottle of Cellagon you will notice that there is a magnet on the bottom held on by a plastic cap, slotted onto the bottom of the bottle. The magnet has a very important role. Not only does it rotate the molecules in the concentrate so that they are kept free of bacterial or fungal attack (the magnet is one reason the concentrate stays fresh for so long) but it also keeps them in their natural, energetic 'bioactive' state. This makes Cellagon much better in the body and gives it its incredible effects. Please keep the magnet on at all times!
The Cellagon magnet is a special one, and makes water better in the body as well. This is why very many Cellagon customers refill their empty Cellagon bottles with water when it is finished and use this magnetised water to dilute their Cellagon concentrate. The magnetism gives the water back its energy - energy which it had when fresh water in exposed lakes and rivers, but loses having travelled through the system of pipes to get to us in our homes. The Cellagon magnet simply puts back the energy that the water we drink should naturally have, making it again great in the body. Enjoy!"