Aloe Vera: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Aloe Vera''' ist die Bezeichnung von Presssäften oder Extrakten aus dem Mark oder der Blattrinde von Aloe vulgaris oder Aloe barbadensis Miller. Diese werden in großem Umfang über [[MLM|Multilevel Marketing Strukturvertriebe]] an den Kunden gebracht.
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'''Aloe Vera''' ist die Bezeichnung von Presssäften oder Extrakten aus dem Wasserspeichergewebe oder der Blattrinde von Echten Aloe (''Aloe vera''). Diese werden in großem Umfang als [[Nahrungsergänzungsmittel]] oder Wellnessgetränk über [[MLM|Multilevel Marketing Strukturvertriebe]] an den Kunden gebracht und entsprechend aggressiv beworben. Im Internet kursieren zahlreiche Behauptungen über teils wundersame Wirkungen von Aloe vera, die allerdings jeglicher wissenschaftlicher Basis entbehren.
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Deutsche Firmen preisen Aloe Vera Saft als Beitrag zur gesunden Ernährung und zur Gesundheitsstärkung an. Verkauft wird das Produkt legal als Lebensmittel. Im US-Staat Kalifornien ist Aloe Vera auf der Proposition 65 List (“Safe Drinking Water and Toxic Enforcement Act of 1986”). Produkte müssen den Aufkleber "list of chemicals known to the state to cause cancer" tragen.<ref>The National Toxicology Program (NTP) conducted a two-year carcinogenicity study on a substance identified as “nondecolorized whole leaf extract of Aloe barbadensis Miller5,” an unpurified aloe material. Chemical analysis of this material detected the aloin content was between 10,000 – 13,000 mg/L, indicating it was an unfiltered or unpurified aloe vera material (non-decolorized). The results of the NTP oral consumption study concluded that there was “clear evidence of carcinogenicity” in the rats, but not in the mice, after oral exposure to the aloe material for the animals’ lifetime. Based on the conclusions of this study, the International Agency for Research on Cancer (IASC) issued a classification of “possibly carcinogenic to humans (Class 2B)” specific to the aloe material that was utilized in the NTP testing. The IARC classification prompted the State of California to propose the addition of this substance to the Prop 65 list via the “Labor Code” listing mechanism.</ref>
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==Herkunft==
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Basis für Aloe-Produkte ist die in tropischen und subtropischen Regionen der Welt auf Plantagen kultivierte sukkulente Pflanzenart ''Aloe vera'', die aus der Pflanzenfamilie der Affodillgewächse (''Asphodelaceae'') stammt. Wild wachsende Aloe-Arten sind durch das Washingtoner Artenschutzabkommen vom 3.&nbsp;März 1973 geschützt - ausgenommen davon sind Pflanzenprodukte, die von außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes eingebürgerten oder von künstlich vermehrten Aloen stammen.
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Traditionell gilt Aloe in Mesopotamien bereits seit dem 2.&nbsp;vorchristlichen Jahrtausend als medizinisches Mittel und auch in Ägypten wurde Aloesaft bereits 550&nbsp;v.Chr. zur Behandlung von Hautinfektionen verwendet. In US-amerikanischen Arzneibüchern ist Aloe vera bereits seit 1820 in verschiedenen Zubereitungsformen erwähnt und seit 1920 wird die Pflanze auch kommerziell angebaut.<ref>Hadley SK, Petry JJ: Medicinal herbs: a primer for primary care. Hospital Practice, June 15th, 105-123, 1999</ref> Es werden unterschiedliche Aloe-Zubereitungen verwendet. Das sogenannte Aloe-Gel stammt aus dem Mark der Pflanze, während Aloe-Saft aus den Blättern und der Blattrinde gepresst wird.
  
Deutsche Firmen wie die Wertheimer Allcura priesen Aloe Vera Saft als Beitrag für eine gesunde Ernährung und zur Gesundheitsstärkung an. Täglich soll man 2&nbsp;x&nbsp;1&nbsp;Esslöffel Aloe Vera Saft in Mineralwasser oder Fruchtsaft zu sich nehmen. Verkauft wird das Produkt legal als Lebensmittel.
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==Inhaltsstoffe==
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Aloe-vera-Gel wird aus dem Wasserspeichergewebe der Echten Aloe gewonnen. Es besteht vor allem aus D-Glucose und D-Mannose aufgebauten Polysacchariden, die dem Gel eine schleimige Konsistenz verleihen. Weitere Inhaltsstoffe sind die Einfachzucker Glucose, Mannose, Galactose und Xylose sowie wasserlösliche Vitamine, Aminosäuren, Amylase, alkalische Phosphatase, Lipase, Salicylsäure, Glycoproteine und Aloenine. Das bitter schmeckende und stark abführend wirkende Anthrachinon Aloin befindet sich in der Blattrinde und im Gewebe unmittelbar darunter. Andere in der Aloe enthaltene Anthrachinone sind Aloeemodin und Chrysophanol. Bei sorgfältiger Gewinnung ist Aloe-vera-Gel frei von Aloin.
  
==Aloe spec.==
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==Anwendungsgebiete und Vermarktung==
Basis für Aloe-Produkte sind die in Ost- und Südafrika sowie Mittelamerika wachsenden sukkulenten Arten ''Aloe vera'', ''Aloe vulgaris'' und ''Aloe barbadensis'', die aus der Familie der Affodillgewächse (''Asphodelaceae'') stammen. Wild wachsende Aloe-Arten sind durch das Washingtoner Artenschutzabkommen vom 3.&nbsp;März 1973 geschützt - ausgenommen davon sind Pflanzenprodukte, die von außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes eingebürgerten oder von künstlich vermehrten Aloen stammen.
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Aloe-vera-Gel soll äußerlich bei Wunden, geringgradigen Verbrennungen, Hautreizungen, Neurodermitis und Schuppenflechte (Psoriasis) nützlich sein. Zubereitungen zur inneren Anwendung werden aus dem eingedampften Blattsaft der Aloe-Pflanze hergestellt und gegen Verstopfung angewendet. Unbelegten Behauptungen zufolge soll Aloe vera auch gegen Husten, Kopfschmerzen, entzündliche Erkrankungen, rheumatisches Fieber, Allergien, Ulzera, Herzerkrankungen und sogar gegen HIV und Krebs wirksam sein.
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Aloe vera ist daneben auch in vielen Kosmetika, Lebensmitteln, Lifestyle-Produkten und [[Nahrungsergänzungsmittel]]n enthalten. Bei letzteren erfolgt eine intensive Vermarktung vor allem über [[MLM|Multi-Level-Marketing]]-Systeme.
  
Traditionell gelten Aloen in Mesopotamien bereits seit dem 2.&nbsp;vorchristlichen Jahrtausend als medizinisches Mittel und auch in Ägypten wurde Aloesaft bereits 550&nbsp;v.Chr. zur Behandlung von Hautinfektionen verwendet. In der US-amerikanischen Arzneibüchern ist Aloe vera bereits seit 1820 in verschiedenen Zubereitungsformen erwähnt und seit 1920 wird die Pflanze auch kommerziell angebaut (Hadley und Petry 1999). Es werden unterschiedliche Aloe-Zubereitungen verwendet. Das sog. Aloe-Gel stammt aus dem Mark der Pflanze, während Aloe-Saft aus den Blättern und der Blattrinde gepresst wird.
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==Einstufung als Arzneimittel==
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Aloe-Saft-Produkte werden als Arzneimittel eingestuft, da die arzneiliche, laxierende Wirkung im Vordergrund steht. Anthrachinonfreie Aloe-Produkte sind als neuartiges Lebensmittel (Novel Food) bzw. Nahrungsergänzungsmittel verkehrsfähig und bedürfen keiner Zulassung als Arzneimittel. Solche Aloe-vera-Produkte dürfen nicht mit medizinischen Indikationen beworben werden.
  
Aloe vera wird in Plantagen vor allem in Afrika, Texas, Florida und Mexiko, auf den Kanaren, den niederländischen Antillen, in den Küstengebieten von Venezuela und seit Kurzem auch auf einer großen Plantage in Colonche, Ecuador angebaut.<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Echte_Aloe#Artenschutz</ref>
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==Wirksamkeit==
 
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In zahlreichen Studien zeigte sich, dass viele der Aussagen, die zur Wirkung von Aloe vera getroffen werden, nicht zutreffen:<ref>W. Brodschelm: [http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=pharm1_04_2004 Aloe vera auf dem Prüfstand], Pharmazeutische Zeitung, 4. Ausgabe 2004</ref>
==Carter's Little Pills - Die ersten Wunderpillen aus Aloe vera==
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Das Arznei-Telegramm fand im Jahr 2002 in einer kritischen Analyse gerade einmal fünf randomisierte klinische Studien zu Aloe vera. Bei der Behandlung von Druckulzera wirkte das Aloe-Gel bei 49&nbsp;Patienten nicht besser als ein mit Kochsalzlösung getränkter Gaze-Verband. Als Zusatz zur Standard-Wundbehandlung scheint es den Heilungsprozess nach einer weiteren Untersuchung an 40&nbsp;Patienten sogar zu hemmen.<ref>Arznei-Telegramm: Aloe vera - was ist dran? AT, 33, 65, 2002</ref>
In den USA wurden schon vor Jahrzehnten oral einzunehmende Pillen, die Aloe und Podophylum Resin enthielten, als Abführmittel verkauft. Eines dieser Produkte hieß nach seinem Erfinder Carter's Little Pills. Aufgrund des vergleichsweise hohen Aloingehaltes führte es bei einer Patientin zu massiven Gesundheitsproblemen, die bis zu einer hypokalziämischen metabolischen Alkalose reichten (Ramirez und Marieb 1970). Probleme unter Aloe vera sind aber nichts Neues.
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Aloe-vera-Gel, das vorbeugend bei perkutaner Strahlentherapie bei Krebserkrankungen aufgetragen wurde, zeigte keinerlei Nutzen.<ref>Williams, M. S., et al., Phase III double-blind evaluation of an aloe vera gel as a prophylactic agent for radiation-induced skin toxicity. International Journal of Radiation Oncology, Biology, Physics 36 (1996) 345 - 9.</ref><ref>Heggie, S., et al., A Phase III study on the efficacy of topical aloe vera gel on irradiated breast tissue. Cancer Nursing 25 (2002) 442 – 51</ref>
==Der wissenschaftliche Wirksamkeitsnachweis ist dürftig==
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Aloe-Gel soll äußerlich bei Wunden, geringgradigen Verbrennungen, Hautreizungen und Psoriasis nützlich sein. Zubereitungen zur inneren Anwendung werden gegen Verstopfung, Husten, Kopfschmerzen, entzündliche Erkrankungen, rheumatisches Fieber, Allergien, Ulzera, Herzerkrankungen und sogar gegen HIV und Krebs angepriesen.
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Der behauptete Effekt von Aloe-vera-Gel bei der Wundheilung ist als sehr widersprüchlich anzusehen. Die Daten der vorhandenen Studien sind letztlich nicht überzeugend.<ref>Schmidt, J. M., Greenspoon J. S., Aloe vera dermal wound gel is associated with a delay in wound healing. Obstetrics & Gynecology 78 (1991) 115 - 7.</ref><ref>Thomas, D. R., et al., Acemannan hydrogel dressing versus saline dressing for pressure ulcers. A randomized, controlled trial. Adv Wound Care. 1998 Oct. 11 (6) 273 - 6.</ref><ref>Fulton, J. E., The stimulation of postdermabrasion wound healing with stabilized aloe vera gel-polyethylene oxide dressing. J Dermatol Surg Oncol. 1990 May, 16 (5) 460 - 7.</ref>
 
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Das Arznei-Telegramm (2002) fand in einer kritischen Analyse gerade einmal fünf randomisierte klinische Studien zu Aloe vera. Bei der Behandlung von Druckulzera wirkte das Aloe Gel bei 49&nbsp;Patienten nicht besser als ein mit Kochsalzlösung getränkter Gaze-Verband. Als Zusatz zur Standard-Wundbehandlung scheint es den Heilungsprozess nach einer weiteren Untersuchung an 40&nbsp;Patienten sogar zu hemmen. Der vorbeugende Einsatz von Aloe-Gel bei 194&nbsp;Brustkrebspatientinnen, die einer Bestrahlung unterzogen wurden, zeigte im Vergleich zu [[Placebo]] keinen Unterschied. Eine nachgeschobene Studie an weiteren 73&nbsp;Patientinnen konnte das Resultat nicht widerlegen.
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Eine Bestätigung für eine angeblich cholesterin- oder triglyceridsenkende Wirkung von Aloe vera konnte nicht gefunden werden.<ref>Vogler, B. K., Ernst E., [www.jr2.ox.ac.uk/bandolier/booth/alternat/AT125.html Aloe vera: a systematic review of its clinical effectiveness.] British Journal of General Practice 49 (1999) 823 - 828</ref>
 
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==Landgericht Mainz stuft 'B.&nbsp;Vitan Aloe Vera Saft' als Arzneimittel ein==
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Hinweise für direkte antidiabetische (blutzuckersenkende) Effekte von Aloe-Extrakten sind am Menschen bisher nicht belegt. Es sind noch weitere kontrollierte klinische Studien nötig, um eine eindeutige Aussage zur Wirkung von Aloe-vera-Präparaten bei Diabetes abgeben zu können.<ref>Kemper, K. J., Chiou, V., [www.mcp.edu/herbal/aloe/aloe.pdf Aloe Vera] </ref>
Das LG&nbsp;Mainz (Az.&nbsp;11&nbsp;HK&nbsp;0&nbsp;76/98) hat in einem Urteil vom 16.&nbsp;April 1999 den Vertrieb und die Bewerbung des Produktes B.&nbsp;Vitan Aloe Vera Saft wegen Verstoßes gegen §&nbsp;21 Arzneimittelgesetz, §&nbsp;3a Heilmittelwerbegesetz und das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb untersagt. Das Gericht folgte nicht der Ansicht der beklagten Firma, dass es sich bei dem Saft um ein Lebensmittel bzw. ein [[Nahrungsergänzungsmittel]] handele. Dass sich in der Bundesrepublik weiterhin Aloe-Säfte im Verkehr befinden, liegt an der Binsenweisheit: 'Wo kein Kläger, da kein Richter'.
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Andere Studien zeigten, dass Aloe vera bei bestimmten Indikationen einen Nutzen zeigen kann:<ref>W. Brodschelm: [http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=pharm1_04_2004 Aloe vera auf dem Prüfstand], Pharmazeutische Zeitung, 4. Ausgabe 2004</ref>
==Gesamtbewertung==
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Die Einnahme von Aloe-Presssäften oder die Verwendung von Aloe-Gel ist eine fragwürdige Therapie vor dem Hintergrund, dass bestimmte Inhaltsstoffe krebserzeugend sind. Bezeichnend ist, dass seit 1.&nbsp;Februar 1997 die zuständige Arzneibehörde (www.bfarm.de) zwar eine Anwendungsbeschränkung und eine Eingrenzung der Indikation für Aloe-Arzneimittel veranlasst hat, jedoch Aloe-Produkte, die als Lebensmittel oder Kosmetika im Handel sind, munter weiter verkauft werden können. Der Aloin- bzw. Anthrachinongehalt wird nicht deklariert, obwohl die Chance auf entsprechend saubere Produkte gerade im Lebensmittelbereich gering sein dürfte. Wie üblich spielt man sich zwischen der Arznei- und der Lebensmittelüberwachungsbehörde die Bälle der Nichtzuständigkeit zu, um das Geschäft mit einem fragwürdigen Wundermittel nicht zu behindern. Aloe vera hat keinen glaubwürdigen Wirksamkeitsnachweis. Man sollte es deshalb nicht verwenden. Jene, die es trotzdem einsetzen wollen, sollten auf jeden Fall vom Anbieter ein glaubwürdiges Zertifikat eines staatlich geprüften Analyseinstituts verlangen, das die Freiheit des Produkts von Aloin, Aloe-Emodin und anderen krebserzeugenden Anthrachinonen beweist. Man sollte diese Zertifikate auf jeden Fall nachprüfen, wenn man eine dauerhafte Einnahme plant. Kindern sollte man diese Produkte auf keinen Fall verabreichen.
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Eine 0,5-prozentige hydrophile Aloe-vera-Creme ist bei Patienten mit Herpes genitalis wirksamer als Placebo.<ref>Syed, T. A., et al., Management of genital herpes in men with 0.5% Aloe vera extract in a hydrophilic cream: A placebo-controlled double-blind study. Journal of Dermatological Treatment 8 (1997) 99 - 102</ref>
 
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==Anpreisung==
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Das Ergebnis einer ersten Studie zeigt eine Wirksamkeit von Aloe-vera-Gel bei Patienten mit seborrhoischer Dermatitis.<ref>Vardy, D. A., et al., A double-blind, placebo-controlled trial of an Aloe vera (A. barbadensis) emulsion in the treatment of seborrheic dermatitis. Journal of Dermatological Treatment 10 (1999) 7 – 11</ref>
Aloe vera Produkte sollen laut Verkäufern zur Immunstimulation, vorbeugend gegen Erkältung bzw. zur Immunstimulation bis hin zur Behandlung von Krebs und HIV-Infektionen geeignet sein.
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Aloe-vera-Gel könnte bei der Behandlung der Psoriasis (Schuppenflechte) von Vorteil sein. Valide Daten und weitere kontrollierte Studien sind jedoch nötig, um eine eindeutige Aussage machen zu können.<ref>Syed, T. A., et al., Management of psoriasis with Aloe vera extract in a hydrophilic cream: a placebo-controlled, double-blind study., Tropical Medicine & International Health 4 (1996) 505 - 9</ref>
==Wirksamkeitsnachweise==
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Es gibt keinen seriösen Hinweis auf Wirksamkeit.
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Wissenschaftlich gesichert ist die Wirkung von Aloe vera als Abführmittel durch den abführende Effekt der Anthrachinone (vor allem Aloin) in den Präparaten.<ref>Odes HS, Madar Z: A double-blind trial of a Celandin, Aloevera and Psyllium laxative preparation in adult patients with constipation. Digestion, 49, 65-71, 1991</ref> Dafür hat Aloe auch die Zulassung und wird als Arzneimittel eingesetzt. Die Verwendung als Abführmittel lässt sich jedoch wegen des kanzerogenen und genotoxischen Potenzials bei länger dauernder Anwendung nicht mehr rechtfertigen, zumal besser verträgliche Alternativen für die Therapie von Verstopfungen verfügbar sind.
  
 
==Nebenwirkungen==
 
==Nebenwirkungen==
Schadensfälle: Vor allem bei Aloe-haltigen Cremes sind Allergien möglich. Die enthaltenen Anthrachinone können im Darmbereich Veränderungen der Schleimhaut im Sinne von Krebsvorstufen bewirken.
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Die auf dem Markt befindlichen Aloe-vera-Präparate sind hinsichtlich der Qualität und Stoffgehalte sehr unterschiedlich, da die jeweiligen Produkte nach unterschiedlichen Verfahren hergestellt werden. Ein befriedigender Vergleich dieser Produkte ist daher kaum möglich.
 
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Nebenwirkungen unter Aloe vera
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Hauptsächliche Nebenwirkungen von Aloe-Vera-Cremes oder Gels sind Hautreizungen. Vor allem bei Aloe-haltigen Cremes sind Allergien möglich.
 
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Hauptsächlich wurden bisher Aloe vera-Produkte zur Behandlung von Hauterkrankungen eingesetzt oder als Beimischung in Kosmetika verwendet. Dies führte immer wieder zu Nebenwirkungen, weil die Inhaltsstoffe hautreizend wirken können. Hunter und Frumkin (1991) berichteten über drei Patientinnen, die sich nach einem Hautpeeling die gereizte Haut mit Aloe vera-Cremes behandelt hatten. Sie erlitten zum Teil massive Hautausschläge und in der Folge litten sie an langanhaltenden Hautveränderungen. Murrow et al. (1980) berichteten über eine generalisierte ekzematöse und papulöse Dermatitis bei einem 47-jährigen Mann als Folge einer mehrjährigen Selbstbehandlung mit oral eingenommenen Aloe-Kapseln in Kombination mit der dermalen Anwendung von Aloe-Cremes.
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Risiken ergeben sich vor allem bei Überdosierung, bei der es zu Vergiftungserscheinungen kommen kann. Diese äußern sich in krampfartigen Schmerzen und schweren Durchfällen, die zu lebensgefährlichen Elektrolyt- und Wasserverlusten führen können. Auch über Nierenschäden wurde berichtet.
 
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Die Einnahme als Abführmittel ist nicht unbedenklich
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Die Einnahme von Aloe-vera-Produkten als Abführmittel ist auch aus einem anderen Grund gesundheitlich nicht unbedenklich: Das möglicherweise in den Aloe-vera-Produkten enthaltene Aloin und andere Anthrachinone können bei Langzeitanwendung Veränderungen der Darmschleimhaut im Sinne von Krebsvorstufen verursachen.
 
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Die Einnahme von Aloe vera-Säften oder von Produkten, die Aloe vera enthalten, ist gesundheitlich nicht unbedenklich. Zwar gibt es eine Studie, die die Wirksamkeit eins Aloe vera-haltigen pflanzlichen Kombinationsarznei in einer doppelblinden Studie belegt (Odes und Madar 1991), aber die Inhaltsstoffe der Aloe selbst sind dabei nicht unbedingt positiv zu bewerten.
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Gesundheitsdrinks, die Aloe Vera enthalten, können je nach Herstellungsverfahren in unterschiedlichem Maße Aloin enthalten. Der unterschiedliche Gehalt von Aloin in den verschiedenen Aloesäften resultiert daher, dass während der Produktion nicht sauber zwischen dem Mark und den Rinden der Blätter getrennt wird. Das Mark der Blätter, das Aloe-Gel, enthält wenig bis kein Aloin, während die Blattrinde besonders reich an Aloin sein kann. Es kann also gleichzeitig Produkte geben, die aloinhaltig oder nicht aloinhaltig sind. Ebenfalls ist es möglich, dass der Saft des gleichen Herstellers chargenabhängig mit Aloin belastet ist, während andere Chargen keine Belastung aufweisen. Insofern ist die Zufuhr von Aloin nicht kalkulierbar.
 
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Avila et al. (1997) konnten im Hühnermodell zeigen, dass Inhaltsstoffe der Aloe barbadensis Miller zelltoxisch wirken können. Es handelte sich dabei um ein niedrigmolekulares Produkt, um Aloe-Emodin und Aloin (ein Anthrachinon aus der Blattrinde der Aloe vera). Auch Müller et al. (1996) zeigten die zellschädigende Wirkung von 1,8-Dihyeroanthraquinonen wie Aloin, Aloin-Emodin und Danthron im Zellversuch. Die Substanzen greifen in die Zellteilung ein und behindern die vollständige Zellteilung, was wiederum zur Entartung der Zellen führen kann.
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Durch den unkalkulierbaren Gehalt an Aloin kann bei schwangeren Frauen die Gefahr von Fehlgeburten steigen. In Deutschland müssen jedoch weder die Beipackzettel von Aloe-Produkten noch entsprechende Lebensmittel einen Warnhinweis vor möglichen Nebenwirkungen enthalten.<ref>Arznei-Telegramm: Warnhinweis. Pflanzliche Arzneimittel: Hinweise auf Krebsrisiko fehlen im Beipackzettel. AT Nr.8, 82, 1996</ref>
 
 
Gesundheitsdrinks, die Aloe vera enthalten, weisen in unterschiedlichem Maße Aloin auf. Ursache dafür ist der Umstand, dass das bitter schmeckende Exsudat aus der Blattrinde gewonnen wird, die besonders aloinreich sein kann. Das Mark der Blätter (das sog. Aloe-Gel) enthält hingegen wenig bis kein Aloin, sondern vielmehr Kohlenhydratpolymere wie Glukomanne oder Pektinsäure. Der unterschiedliche Gehalt von Aloin bzw. den Anthrachinonen im Allgemeinen in einzelnen Aloesäften resultiert daher, dass während der Produktion nicht sauber zwischen dem Mark und den Rinden der Blätter getrennt wird. Es kann also gleichzeitig Saftprodukte geben, die aloinhaltig oder nicht aloinhaltig sind. Ebenfalls ist es möglich, dass der Saft des gleichen Herstellers chargenabhängig einmal mit Aloin belastet ist und das andere Mal nicht. Insofern ist die Zufuhr von Aloin nicht kalkulierbar.
 
 
 
Bereits 1996 schränkte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte die Anwendung von Anthranoid-Laxantien auf eine Zeitdauer von nicht länger als zwei Wochen bzw. auf eine einmalige Gabe ein. Bereits damals wurde auf eine Studie von Siegers et al. (1993) verwiesen, die zeigen konnte, dass nach einer 9- bis 12-monatigen Einnahme eine Verfärbung bzw. Pigmentierung des Darmes resultiert, die sich bei einer Darmspiegelung (Endoskopie) erkennen lässt. Diese sog. Pseudomelanosis coli ist ein sicheres Zeichen für einen dauerhaften Laxantienmissbrauch (Siegers et al. 1993). Vor nun fast einem Jahrzehnt konnte in der gastroenterologischen Abteilung der Universitätsklinik Lübeck bei 3.049&nbsp;untersuchten Patienten, die sich einer Darmspiegelung unterziehen mussten, nachgewiesen werden, dass die Häufigkeit einer Pseudomelanosis coli bei Patienten mit Adenomen des Darms mit 8,64% signifikant (p&nbsp;<&nbsp;0,01) höher war als bei einem adenomfreien Vergleichskollektiv (3,13%). Dies lässt den Schluss zu, dass dauerhafter Konsum pflanzlicher Abführmittel zu tumorösen Veränderungen des Darms führen kann. Verstärkt wird dieser Verdacht von Laborstudien (Schörkhuber et al. 1998), die eine Wachstumsstimulation von Kolonkarzinomzellen im Zellkulturversuch durch 1,8-Dihydroxyanthraquinone nachweisen konnten, welche sich u.a. in Aloe-Säften finden ließen.
 
 
 
Der Daily Telegraph berichtete am 22.&nbsp;Mai 2000 über eine weitere Gesundheitsgefahr, die Aloe-Säfte bewirken können. Durch den unkalkulierbaren Gehalt schädlicher Inhaltsstoffe wie Aloin würde bei schwangeren Frauen die Gefahr von Fehlgeburten steigen. In Deutschland müssen jedoch weder die Beipackzettel von Aloe-Produkten noch entsprechende Lebensmittel einen Warnhinweis vor möglichen Nebenwirkungen enthalten (Arznei-Telegramm 1996).
 
  
'''Fazit:''' nutzlos in der angepriesenen Indikation, mit Neben/-Wechselwirkungen behaftet, potentiell krebserzeugend.
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==Weblinks==
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*[http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-22339-2018-01-24.html Aloe: Gift statt Wundermedizin? EFSA stuft Inhaltsstoffe aus Aloe-Blättern als krebserregend ein, EFSA/ BfR, 24.01.2018]
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*Thomas Wilke: [http://www.bild-der-wissenschaft.de/bdwlive/heftarchiv/index2.php?object_id=10096046 Aloe vera – Alles nur Werbung?], Interview mit Prof. Edzard Ernst, Bild der Wissenschaft, Ausgabe 10/2003, Seite 46
 +
*[http://gutepillen-schlechtepillen.de/pages/archiv/jahrgang-2009/nr.-3-maijuni-2009/aloe-vera-fuer-alles-und-jedes.php Aloe vera. Für alles und jedes?] Gute Pillen - Schlechte Pillen 2009/03, S. 7
 +
*[http://www.wdr.de/tv/servicezeit/sendungsbeitraege/2012/kw05/0201/05_nahrungsergaenzungsmittel.jsp Überflüssige Nahrungsergänzungsmittel] ARD Ratgeber Sendung vom 01. Februar 2012
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*[http://www.test.de/themen/essen-trinken/meldung/Aloe-Vera-Die-wahre-Aloe-1107149-2107149/ Die wahre Aloe] Stiftung Warentest über Aloe vera. test 07/2003
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*[http://www.vz-nrw.de/UNIQ127175562324462/link20435A.html Nahrungsergänzungsmittel Aloe vera] Informationen der Verbraucherzentrale NRW 09.05.2011
  
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==Siehe auch==
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* [[Acemannan]]
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==Quellenverzeichnis==
 
==Quellenverzeichnis==
* Arznei-Telegramm: Warnhinweis. Pflanzliche Arzneimittel: Hinweise auf Krebsrisiko fehlen im Beipackzettel. AT Nr.8, 82, 1996
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<references/>
* Arznei-Telegramm: Aloe vera - was ist dran? AT, 33, 65, 2002
+
* Avila H, Rivero J, Herrera F, Fraile G: Cytotoxicity of a low molecular weight fraction from Aloe Vera (Aloe barbadensis Miller) gel. Toxicon, 9, 1423-1430, 1997
+
[[category:MLM]]
* Hadleyx SK, Petry JJ: Medicinal herbs: a primer for primary care. Hospital Practice, June 15th, 105-123, 1999
+
[[category:Nahrungsergänzungsmittel]]
* Hunter D, Frumkin A: Adverse reaction to Vitamin E and Aloe Vera preparations after dermabrasion and chemical peel. Cutis, 47, 193-196, 1991
+
[[category:Naturheilkunde]]
* Ramirez B, Marieb NJ: Hypokalemic metabolic alkalosis due to Carter's Little Pills. Conneticut Medicine, 34, 169-170, 1970
+
[[category:Phytotherapie]]
* Müller SO, Eckert I, Lutz WK, Stopper H: Genotoxicity of the laxative drug components emodin, aloe-emodin and danthron in mammalian cells: Topoisomerase II mediated? Mut Res, 371, 165-173, 1996
 
* Murrow DM, Rapaport MJ, Strick RA: Hypersensitivity to Aloe. Arch Dermatol, 116, 1064-1065, 1980
 
* Odes HS, Madar Z: A double-blind trial of a Celandin, Aloevera and Psyllium laxative preparation in adult patients with constipation. Digestion, 49, 65-71, 1991
 
* Schörkhuber M, Richter M, Dutter A, Sontag G, Marian B: Effect of Anthraquinone-laxatives on the proliferation and Urokinase secretion of normal, premalignant and malignant colonic epithelial cells. Eur J Cancer, 34, 1091-1098, 1998
 
* Siegers CP, Hertzberg-Lottin von E, Otte M, Schneider B: Anthranoid laxative abuse - a risk for colorectal cancer? Gut, 34, 1099-1101, 1993
 
 
 
{{Paralex}}
 
 
[[category:Pseudomedizin]]
 
[[category:Pseudomedizin]]
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[[category:Wellness]]

Aktuelle Version vom 18. Juni 2018, 11:32 Uhr

Aloe vera

Aloe Vera ist die Bezeichnung von Presssäften oder Extrakten aus dem Wasserspeichergewebe oder der Blattrinde von Echten Aloe (Aloe vera). Diese werden in großem Umfang als Nahrungsergänzungsmittel oder Wellnessgetränk über Multilevel Marketing Strukturvertriebe an den Kunden gebracht und entsprechend aggressiv beworben. Im Internet kursieren zahlreiche Behauptungen über teils wundersame Wirkungen von Aloe vera, die allerdings jeglicher wissenschaftlicher Basis entbehren.

Deutsche Firmen preisen Aloe Vera Saft als Beitrag zur gesunden Ernährung und zur Gesundheitsstärkung an. Verkauft wird das Produkt legal als Lebensmittel. Im US-Staat Kalifornien ist Aloe Vera auf der Proposition 65 List (“Safe Drinking Water and Toxic Enforcement Act of 1986”). Produkte müssen den Aufkleber "list of chemicals known to the state to cause cancer" tragen.[1]

Herkunft

Basis für Aloe-Produkte ist die in tropischen und subtropischen Regionen der Welt auf Plantagen kultivierte sukkulente Pflanzenart Aloe vera, die aus der Pflanzenfamilie der Affodillgewächse (Asphodelaceae) stammt. Wild wachsende Aloe-Arten sind durch das Washingtoner Artenschutzabkommen vom 3. März 1973 geschützt - ausgenommen davon sind Pflanzenprodukte, die von außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes eingebürgerten oder von künstlich vermehrten Aloen stammen.

Traditionell gilt Aloe in Mesopotamien bereits seit dem 2. vorchristlichen Jahrtausend als medizinisches Mittel und auch in Ägypten wurde Aloesaft bereits 550 v.Chr. zur Behandlung von Hautinfektionen verwendet. In US-amerikanischen Arzneibüchern ist Aloe vera bereits seit 1820 in verschiedenen Zubereitungsformen erwähnt und seit 1920 wird die Pflanze auch kommerziell angebaut.[2] Es werden unterschiedliche Aloe-Zubereitungen verwendet. Das sogenannte Aloe-Gel stammt aus dem Mark der Pflanze, während Aloe-Saft aus den Blättern und der Blattrinde gepresst wird.

Inhaltsstoffe

Aloe-vera-Gel wird aus dem Wasserspeichergewebe der Echten Aloe gewonnen. Es besteht vor allem aus D-Glucose und D-Mannose aufgebauten Polysacchariden, die dem Gel eine schleimige Konsistenz verleihen. Weitere Inhaltsstoffe sind die Einfachzucker Glucose, Mannose, Galactose und Xylose sowie wasserlösliche Vitamine, Aminosäuren, Amylase, alkalische Phosphatase, Lipase, Salicylsäure, Glycoproteine und Aloenine. Das bitter schmeckende und stark abführend wirkende Anthrachinon Aloin befindet sich in der Blattrinde und im Gewebe unmittelbar darunter. Andere in der Aloe enthaltene Anthrachinone sind Aloeemodin und Chrysophanol. Bei sorgfältiger Gewinnung ist Aloe-vera-Gel frei von Aloin.

Anwendungsgebiete und Vermarktung

Aloe-vera-Gel soll äußerlich bei Wunden, geringgradigen Verbrennungen, Hautreizungen, Neurodermitis und Schuppenflechte (Psoriasis) nützlich sein. Zubereitungen zur inneren Anwendung werden aus dem eingedampften Blattsaft der Aloe-Pflanze hergestellt und gegen Verstopfung angewendet. Unbelegten Behauptungen zufolge soll Aloe vera auch gegen Husten, Kopfschmerzen, entzündliche Erkrankungen, rheumatisches Fieber, Allergien, Ulzera, Herzerkrankungen und sogar gegen HIV und Krebs wirksam sein.

Aloe vera ist daneben auch in vielen Kosmetika, Lebensmitteln, Lifestyle-Produkten und Nahrungsergänzungsmitteln enthalten. Bei letzteren erfolgt eine intensive Vermarktung vor allem über Multi-Level-Marketing-Systeme.

Einstufung als Arzneimittel

Aloe-Saft-Produkte werden als Arzneimittel eingestuft, da die arzneiliche, laxierende Wirkung im Vordergrund steht. Anthrachinonfreie Aloe-Produkte sind als neuartiges Lebensmittel (Novel Food) bzw. Nahrungsergänzungsmittel verkehrsfähig und bedürfen keiner Zulassung als Arzneimittel. Solche Aloe-vera-Produkte dürfen nicht mit medizinischen Indikationen beworben werden.

Wirksamkeit

In zahlreichen Studien zeigte sich, dass viele der Aussagen, die zur Wirkung von Aloe vera getroffen werden, nicht zutreffen:[3] Das Arznei-Telegramm fand im Jahr 2002 in einer kritischen Analyse gerade einmal fünf randomisierte klinische Studien zu Aloe vera. Bei der Behandlung von Druckulzera wirkte das Aloe-Gel bei 49 Patienten nicht besser als ein mit Kochsalzlösung getränkter Gaze-Verband. Als Zusatz zur Standard-Wundbehandlung scheint es den Heilungsprozess nach einer weiteren Untersuchung an 40 Patienten sogar zu hemmen.[4]

Aloe-vera-Gel, das vorbeugend bei perkutaner Strahlentherapie bei Krebserkrankungen aufgetragen wurde, zeigte keinerlei Nutzen.[5][6]

Der behauptete Effekt von Aloe-vera-Gel bei der Wundheilung ist als sehr widersprüchlich anzusehen. Die Daten der vorhandenen Studien sind letztlich nicht überzeugend.[7][8][9]

Eine Bestätigung für eine angeblich cholesterin- oder triglyceridsenkende Wirkung von Aloe vera konnte nicht gefunden werden.[10]

Hinweise für direkte antidiabetische (blutzuckersenkende) Effekte von Aloe-Extrakten sind am Menschen bisher nicht belegt. Es sind noch weitere kontrollierte klinische Studien nötig, um eine eindeutige Aussage zur Wirkung von Aloe-vera-Präparaten bei Diabetes abgeben zu können.[11]

Andere Studien zeigten, dass Aloe vera bei bestimmten Indikationen einen Nutzen zeigen kann:[12]

Eine 0,5-prozentige hydrophile Aloe-vera-Creme ist bei Patienten mit Herpes genitalis wirksamer als Placebo.[13]

Das Ergebnis einer ersten Studie zeigt eine Wirksamkeit von Aloe-vera-Gel bei Patienten mit seborrhoischer Dermatitis.[14]

Aloe-vera-Gel könnte bei der Behandlung der Psoriasis (Schuppenflechte) von Vorteil sein. Valide Daten und weitere kontrollierte Studien sind jedoch nötig, um eine eindeutige Aussage machen zu können.[15]

Wissenschaftlich gesichert ist die Wirkung von Aloe vera als Abführmittel durch den abführende Effekt der Anthrachinone (vor allem Aloin) in den Präparaten.[16] Dafür hat Aloe auch die Zulassung und wird als Arzneimittel eingesetzt. Die Verwendung als Abführmittel lässt sich jedoch wegen des kanzerogenen und genotoxischen Potenzials bei länger dauernder Anwendung nicht mehr rechtfertigen, zumal besser verträgliche Alternativen für die Therapie von Verstopfungen verfügbar sind.

Nebenwirkungen

Die auf dem Markt befindlichen Aloe-vera-Präparate sind hinsichtlich der Qualität und Stoffgehalte sehr unterschiedlich, da die jeweiligen Produkte nach unterschiedlichen Verfahren hergestellt werden. Ein befriedigender Vergleich dieser Produkte ist daher kaum möglich.

Hauptsächliche Nebenwirkungen von Aloe-Vera-Cremes oder Gels sind Hautreizungen. Vor allem bei Aloe-haltigen Cremes sind Allergien möglich.

Risiken ergeben sich vor allem bei Überdosierung, bei der es zu Vergiftungserscheinungen kommen kann. Diese äußern sich in krampfartigen Schmerzen und schweren Durchfällen, die zu lebensgefährlichen Elektrolyt- und Wasserverlusten führen können. Auch über Nierenschäden wurde berichtet.

Die Einnahme von Aloe-vera-Produkten als Abführmittel ist auch aus einem anderen Grund gesundheitlich nicht unbedenklich: Das möglicherweise in den Aloe-vera-Produkten enthaltene Aloin und andere Anthrachinone können bei Langzeitanwendung Veränderungen der Darmschleimhaut im Sinne von Krebsvorstufen verursachen.

Gesundheitsdrinks, die Aloe Vera enthalten, können je nach Herstellungsverfahren in unterschiedlichem Maße Aloin enthalten. Der unterschiedliche Gehalt von Aloin in den verschiedenen Aloesäften resultiert daher, dass während der Produktion nicht sauber zwischen dem Mark und den Rinden der Blätter getrennt wird. Das Mark der Blätter, das Aloe-Gel, enthält wenig bis kein Aloin, während die Blattrinde besonders reich an Aloin sein kann. Es kann also gleichzeitig Produkte geben, die aloinhaltig oder nicht aloinhaltig sind. Ebenfalls ist es möglich, dass der Saft des gleichen Herstellers chargenabhängig mit Aloin belastet ist, während andere Chargen keine Belastung aufweisen. Insofern ist die Zufuhr von Aloin nicht kalkulierbar.

Durch den unkalkulierbaren Gehalt an Aloin kann bei schwangeren Frauen die Gefahr von Fehlgeburten steigen. In Deutschland müssen jedoch weder die Beipackzettel von Aloe-Produkten noch entsprechende Lebensmittel einen Warnhinweis vor möglichen Nebenwirkungen enthalten.[17]

Weblinks

Siehe auch

Quellenverzeichnis

  1. The National Toxicology Program (NTP) conducted a two-year carcinogenicity study on a substance identified as “nondecolorized whole leaf extract of Aloe barbadensis Miller5,” an unpurified aloe material. Chemical analysis of this material detected the aloin content was between 10,000 – 13,000 mg/L, indicating it was an unfiltered or unpurified aloe vera material (non-decolorized). The results of the NTP oral consumption study concluded that there was “clear evidence of carcinogenicity” in the rats, but not in the mice, after oral exposure to the aloe material for the animals’ lifetime. Based on the conclusions of this study, the International Agency for Research on Cancer (IASC) issued a classification of “possibly carcinogenic to humans (Class 2B)” specific to the aloe material that was utilized in the NTP testing. The IARC classification prompted the State of California to propose the addition of this substance to the Prop 65 list via the “Labor Code” listing mechanism.
  2. Hadley SK, Petry JJ: Medicinal herbs: a primer for primary care. Hospital Practice, June 15th, 105-123, 1999
  3. W. Brodschelm: Aloe vera auf dem Prüfstand, Pharmazeutische Zeitung, 4. Ausgabe 2004
  4. Arznei-Telegramm: Aloe vera - was ist dran? AT, 33, 65, 2002
  5. Williams, M. S., et al., Phase III double-blind evaluation of an aloe vera gel as a prophylactic agent for radiation-induced skin toxicity. International Journal of Radiation Oncology, Biology, Physics 36 (1996) 345 - 9.
  6. Heggie, S., et al., A Phase III study on the efficacy of topical aloe vera gel on irradiated breast tissue. Cancer Nursing 25 (2002) 442 – 51
  7. Schmidt, J. M., Greenspoon J. S., Aloe vera dermal wound gel is associated with a delay in wound healing. Obstetrics & Gynecology 78 (1991) 115 - 7.
  8. Thomas, D. R., et al., Acemannan hydrogel dressing versus saline dressing for pressure ulcers. A randomized, controlled trial. Adv Wound Care. 1998 Oct. 11 (6) 273 - 6.
  9. Fulton, J. E., The stimulation of postdermabrasion wound healing with stabilized aloe vera gel-polyethylene oxide dressing. J Dermatol Surg Oncol. 1990 May, 16 (5) 460 - 7.
  10. Vogler, B. K., Ernst E., [www.jr2.ox.ac.uk/bandolier/booth/alternat/AT125.html Aloe vera: a systematic review of its clinical effectiveness.] British Journal of General Practice 49 (1999) 823 - 828
  11. Kemper, K. J., Chiou, V., [www.mcp.edu/herbal/aloe/aloe.pdf Aloe Vera]
  12. W. Brodschelm: Aloe vera auf dem Prüfstand, Pharmazeutische Zeitung, 4. Ausgabe 2004
  13. Syed, T. A., et al., Management of genital herpes in men with 0.5% Aloe vera extract in a hydrophilic cream: A placebo-controlled double-blind study. Journal of Dermatological Treatment 8 (1997) 99 - 102
  14. Vardy, D. A., et al., A double-blind, placebo-controlled trial of an Aloe vera (A. barbadensis) emulsion in the treatment of seborrheic dermatitis. Journal of Dermatological Treatment 10 (1999) 7 – 11
  15. Syed, T. A., et al., Management of psoriasis with Aloe vera extract in a hydrophilic cream: a placebo-controlled, double-blind study., Tropical Medicine & International Health 4 (1996) 505 - 9
  16. Odes HS, Madar Z: A double-blind trial of a Celandin, Aloevera and Psyllium laxative preparation in adult patients with constipation. Digestion, 49, 65-71, 1991
  17. Arznei-Telegramm: Warnhinweis. Pflanzliche Arzneimittel: Hinweise auf Krebsrisiko fehlen im Beipackzettel. AT Nr.8, 82, 1996