MMS-Einlauf: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 23. November 2024, 14:28 Uhr

Bilder von angeblichen "Seilwürmern", die durch MMS-Einläufe "herausgespült" worden seien
Dietrich Klinghardt als Befürworter von MMS-Einläufen (Bild: Spirit of Health Kongress 2015)

MMS-Einläufe sind Einläufe mit chlordioxid-haltigen Flüssigkeiten (siehe MMS) zu pseudomedizinischen Zwecken. Sie sind gängige Praxis in der Szene der Anhänger des Scharlataneriemittels MMS.

Als Begründung für MMS-Einläufe wird eine Art wunderheilende Wirkung von Chlordioxidgas gegen Autismus, insbesondere bei frühkindlichem Autismus behauptet. Genannt werden in diesem Zusammenhang lediglich anekdotisch berichtete Wunderheilungen, die unabhängig nicht nachprüfbar sind. Seriös zu nennende Veröffentlichungen zu MMS-Einläufen liegen aktuell (April 2015) nicht vor. Zahlreiche Aufsichtsbehörden weltweit warnen vor Anwendungen des Bleichmittels Chlordioxid, das als MMS angeboten wird.

Es existieren verschiedene Varianten von MMS-Einläufen:

MMS-Darmreinigung

MMS-Darmreinigungen sind eine Kombinationen der pseudomedizinischen so genannten Darmreinigungen mit Einläufen mit chlordioxhaltiger Flüssigkeiten.

MMS-Einläufe werden in der MMS-Szene häufig zur Behandlung eines angeblichen Seilwurm-Befalls praktiziert. Einen "Seilwurm" gibt es jedoch in der Biologie oder Parasitologie nicht, bei einem behaupteten Befall durch einen "Seilwurm" handelt es sich um einen klassischen Fall einer alternativmedizinischen Krankheitserfindung zu geschäftlichen Zwecken.

MMS-Darmreinigung / "MMS-Einlauf nach Dr. Klinghardt und Dr. Kalcker"

Auch unter dieser Bezeichnung werden MMS-Einläufe beworben. Man bezieht sich hier auf Dietrich Klinghardt und Andreas Kalcker.

Parasitenprotokoll nach Andreas Kalcker und Miriam Carrasco

Unter der Bezeichnung Parasitenprotokoll nach Andreas Kalcker und Miriam Carrasco (Kalcker Parasite Protocol) wird in der MMS-Szene ferner ein Behandlungschema gegen Autismus empfohlen, welches die haarsträubenden Praktiken der Szene zeigt. Zur Anwendung kommen dabei ein verschreibungspflichtiges Anthelminthikum (Wurmmittel), MMS, Kieselgur (Hauptbestanteil Siliziumdioxid), Rizinusöl und Meerwasser. Als Wurmmittel wird Mebendazol oder Pyrantelpamoat genannt. MMS und Meerwasser sollen als Einlauf gegeben werden. Das Rizinusöl soll getrunken werden, zusätzlich auch weiteres Meerwasser.

Am erstaunlichsten dabei ist der genannte Anlass der komplizierten Prozedur: das so genannte "Wurmverhalten". Darunter wird von den Befürwortern nicht etwa der Nachweis eines Wurmbefalls bei Kindern verstanden, sondern "Nervosität, Angst, Weinerlichkeit, Ärger" bei Kindern.

Auf seiner eigenen Webseite schreibt Kalcker, dass die Behandlung nur bei Vollmond durchgeführt werden solle.[1]

Die genannten Wurmmittel sind verschreibungspflichtig, Medizinlaien wie Andreas Kalcker dürfen in Ländern wie der Bundesrepublik Deutschland oder Österreich keine Dosierungsvorschläge abgeben oder Diagnosen stellen. Um ohne Rezept an die verschreibungspflichtigen Arzneimittel zu gelangen, werden explizit Online-Apotheken in Übersee (beispielsweise Indien) genannt und per Link direkt zur Bestellseite des Arzneimittels verlinkt. Die genannte Miriam Carrasco ist eine Händlerin für Zapper aus Wuppertal.[2]

MMS-Einlauf zur pseudomedizinischen Behandlung von Autismus

MMS-Anbieter bewerben MMS auch zu einer vermeintlichen Therapie des Autismus, vornehmlich des frühkindlichen Autismus. Ursprung dafür sind offenbar Einfälle der US-amerikanischen Laienbehandlerin und Impfgegnerin Kerri Rivera, die (ähnlich wie die Scharlatanin Hulda Clark oder Walter Last) davon ausgeht, dass Autismus durch Parasiten ausgelöst werde und somit eine Parasitose darstelle. Autismus entstehe aber nicht nur durch Parasiten, sondern auch durch Impfungen. Dies widerspricht jedoch dem Wissensstand zu Autismus und wird durch Rivera oder andere auch nicht nachvollziehbar belegt. Anstatt die behaupteten Parasiten durch entsprechende zugelassene Arzneimittel anzugehen, wählte sie Einläufe mit nicht zugelassenen MMS-haltigen Flüssigkeiten. Diese sollen die Parasiten aus dem Körper "herausspülen".

Praxis des MMS-Einlaufs

Eine Beschreibung von MMS-Einläufen findet sich in einem Nexus-Artikel von Walter Last vom August 2009.[3] Befürworter aus dem Alternativmedizinbereich wenden zunächst einen gewöhnlichen Einlauf mit Klistier an. Danach wird eine wässrige MMS-Lösung rektal zugeführt, die 10 bis 20 Minuten einwirken soll. Darauf wird wieder ein gewöhnlicher Einlauf praktiziert und nachfolgend eine höhere MMS-Dosis rektal zugeführt, die 30 Minuten gehalten werden soll. Einzelheiten zur Praxis liefert auch das Buch "Heilen mit MMS?: Chlordioxidbehandlungen nach Jim Humble" des MMS-Vermarkters Ali Erhan.

Weblinks

Quellennachweise

  1. Zitat: PROTOCOLO DE DESPARASITACIÓN PARA TRES MESES:
    En la sociedad en la que vivimos hemos perdido el contacto con la sabiduría popular ancestral. Una de las cosas que hemos olvidado es el seguir el ciclo natural de la Luna para muchas de nuestras rutinas, por eso es importante empezar el tratamiento durante los tres dias de la luna llena y continuar los días de Luna menguante. La efectividad en este periodo es mayor en ese periodo del ciclo porque gran parte de los nemátodos vuelven al intestino para aparearse.
    Durante el tratamiento, sobre todo al principio, se hace totalmente necesario el uso de enemas diarios de MMS o bastante contínuos, al igual que la purga con aceite de ricino, un purgante mineral como las Sales de Epson o un preparado vegetal como las hojas de Sen.
    Este es un tratamiento especialmente orientado a la desparasitación intestinal de parásitos de gran tamaño, sobre todo nemátodos redondos como los Ascaris. Es efectivo para la mayoría de los nemátodos pero puede no resultar eficaz contra los céstodos como el caso de la familia de las Tenias. En el caso de una afectación por Tenias es efectivo el tratamiento con Niclosamida, siendo un medicamento aconsejable por su baja toxicidad.

    Quelle: http://www.andreaskalcker.com/es/salud/parasitos/99-par%C3%A1sitos.html
  2. meditechnologies.com
  3. Walter Last: MMS - eine ganzheitliche Therapie. Nexus, August-Septermber 2009