Fußreflexzonenmassage: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Fussreflexzonenmassage''' ist eine [[Alternativmedizin|alternativmedizinische]] Methode.
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[[image:Fussreflexzonentafel.jpg|angebliche Fußreflexzonen|300px|thumb]]
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Die '''Fußreflexzonenmassage''' (FRZM) ist eine [[pseudomedizin]]ische Behandlungsmethode aus der [[Alternativmedizin]].
  
Vor etwa 40 Jahren wurde in Europa die angeblich bei den Indianern Mittel- und Nordamerikas praktizierte Behandlungsmethode der Fussreflexzonenmassage (FRZM) von H. Marquardt eingeführt. In den USA wurde sie vom Arzt W. Fitzgerald erstmals schriftlich dokumentiert und zur ''zone therapy'' weiterentwickelt.
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Gegen Ende der 1960er Jahre führte H. Marquardt die angeblich bei den Indianern Mittel- und Nordamerikas praktizierte Fußreflexzonenmassage in Europa ein. In den USA wurde sie vom Arzt W. Fitzgerald erstmals schriftlich dokumentiert und zur ''Zone Therapy'' weiterentwickelt.
  
Von Fussreflexzonen-Therapeuten wird behauptet, dass eine Formanalogie zwischen einem sitzenden Menschen und seiner Fussform bestehe. Daraus könne man für das 'Makrosystem Mensch' verschiedene 'Mikrosysteme' ableiten. Ingham (1981) gibt mit der folgenden Abbildung ein Beispiel für die angeblichen Zusammenhänge zwischen verschiedenen Reflexzonen und menschlichen Organen bzw. Körperregionen.
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==Reflexzonen==
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Fußreflexzonentherapeuten behaupten, dass eine Formanalogie zwischen einem sitzenden Menschen und seiner Fußform bestehe. Dabei sollen die verschiedenen Organe des Menschen auf der Hautoberfläche und den Muskelgruppen darunter repräsentiert sein. Daraus könne man für das "Makrosystem Mensch" verschiedene "Mikrosysteme" ableiten. Ingham gibt mit der folgenden Abbildung ein Beispiel für die angeblichen Zusammenhänge zwischen verschiedenen Reflexzonen und menschlichen Organen bzw. Körperregionen.<ref>Ingham ED: Geschichten, die die Füße erzählen können. Drei Eichen Verlag, München-Engelberg, 1981</ref>
  
==Lokalisation verschiedener Reflexzonen nach Ingham (1981)==
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Aus anatomischer Sicht gibt es keinerlei Veranlassung, an solche Zusammenhänge zu glauben. Die Ansicht, der Druck auf die Fußsohle in Höhe der Zehen führe zu einem Reflex am Herzen oder einem anderen Organ, ist weder bewiesen noch plausibel. Fußreflexzonentherapeuten behaupten, solche Zusammenhänge z.B. mit EKG-Messungen beweisen zu können. Belege dafür gibt es bis heute aber nicht, weder für Herzreflexe noch für entsprechend messbare Veränderungen der Lungen- oder Nierenfunktion.
Aus anatomischer Sicht gibt es keinerlei Veranlassung, an die von Ingham angegeben Zusammenhänge zu glauben. Die Meinung, der Druck auf die Fusssohle in Höhe der Zehen würde zu einem Reflex am Herzen führen, ist ebenso richtig wie die Behauptung, der Mond sei auf seiner Rückseite mit gelben Punkten verziert. Es wäre für Fussreflexzonentherapeuten ein leichtes, z.B. mit EKG-Messungen die Behauptung, es gäbe solche Zusammenhänge zu beweisen. Dergleichen Belege gab es bis heute aber nicht, weder für irgendwelche Herzreflexe noch für entsprechend messbare Veränderungen der Lungen- oder Nierenfunktion.
 
  
Die FRZM soll für diverse Indikationen sinnvoll sein, wenn man ihren Verfechtern wie Eichelberger (1993) oder Ingham (1981) Glauben schenkt. Entspannung, Steigerung des Wohlbefindens, Schlafförderung, statisch muskuläre Belastungen und Fehlformen, chronische oder akute Erkrankungen am Bewegungsapparat, Schmerzreduktion und Kopfschmerzen verschiedener Art einschließlich Migräne. Daneben soll sie sich bei Funktionsstörungen des Urogenitaltrakts (z.B. Reizblase), prämenstruellem Syndrom oder funktionellen Zyklusstörungen bewährt haben. Wirft man aber einen Blick in die Fachliteratur, sieht es mit dem Beleg dieser Behauptungen eher fraglich aus. Kristof et al. (1998) veröffentlichten eine Literaturübersichtsstudie mit folgenden Ergebnissen:
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[[image:Reflexzonensocken.jpg|Reflexzonensocken|360px|thumb]]
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==Angebliche Einsatzgebiete==
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Laut Verfechtern wie Eichelberger oder Ingham soll die FRZM bei diversen Indikationen sinnvoll sein: Entspannung, Steigerung des Wohlbefindens, Schlafförderung, statisch-muskuläre Belastungen und Fehlformen, chronische oder akute Erkrankungen am Bewegungsapparat, Schmerzreduktion und Kopfschmerzen verschiedener Art einschließlich Migräne. Daneben soll sie sich bei Funktionsstörungen des Urogenitaltrakts (z.B. Reizblase), prämenstruellem Syndrom oder funktionellen Zyklusstörungen bewährt haben.<ref name='Eichelberger'>Eichelberger C: Studie über Fußzonenreflexmassage. Alternative zu Pillen. Krankenpflege (Soins Infirmiers), 5, 61-63, 1993</ref>
  
Autoren Patientenzahl Indikation Therapie in der Kontrollgruppe Ergebnis im Vergleich zur Untersuchungsgruppe
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==Wirksamkeit==
Engquist und Vibe-Hansen (1977) n=16 Plasmakortisolanstieg bei operativer Entfernung der Gallenblase FRZM an "falscher" Zone kein Unterschied
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Die Fachliteratur belegt die Behauptungen der Befürworter allerdings nicht. Kristof et al. veröffentlichten eine Literaturübersicht mit folgenden Ergebnissen: <ref name='Kristof'>Kristof O, Schlumpf M, Saller R: Fussreflexzonenmassage - Praxis und Evaluation. Forschr Med, 116, 50-54, 1998</ref>
Lafuente (1993) n=32 rezidivierende Kopfschmerzen Massage an "falscher" Zone und Flunarizingabe (in FRZM-Gruppe Placebo) kein signifikanter Unterschied bei Schmerzhäufigkeit und -intensität
 
Petersen et al. (1992) n=30 Bronchialasthma keine FRZM kein Unterschied
 
Eichelberger (1993) n=60 Harnverhalt nach gynäkologischer Operation keine FRZM kein Unterschied in der Nachkatheterisierungsrate
 
Baerkgaard und Vibe-Hansen (1981) n=30 Schmerz bei Harnleitersteinen FRZM an 'falschen' Zonen signifikante Schmerzlinderung nach FRZM an 'richtigen' Zonen
 
Oleson und Flocco (1993) n=50 prämenstruelles Syndrom FRZM an 'falschen' Zonen Symptomenscore signifikant niedriger als bei FRZM an 'richtigen' Zonen
 
  
Bei Bronchialasthma versagte die FRZM (Petersen et al. 1992). In den Studien von Engquist und Vibe-Hansen (1977) und Lafuente et al. (1993), die insgesamt 46 Patienten repräsentierten, hatte die für die Patienten verblindete Untersuchung keinen Einfluss auf die Schmerzempfindung.
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! Autoren !! Patientenzahl !! Indikation !! Therapie in der Kontrollgruppe !! Ergebnis im Vergleich zur Untersuchungsgruppe
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| Engquist und Vibe-Hansen (1977) <ref>Engquist A, Vibe-Hansen H: Zoneterapi og plasmakortisol under kirurgisk stress. Ugeskr Laeger, 139, 460-463, 1977</ref> || 16 || Plasmakortisolanstieg bei operativer Entfernung der Gallenblase || FRZM an "falscher" Zone || kein Unterschied
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| Lafuente (1993) <ref>Lafuente A: Effekt der Reflexzonenbehandlung am Fuss bezüglich der prophylaktischen Behandlung mit Flunarizin bei an Cephalea-Kopfschmerz leidenden Patienten. Erfahrungsheilkunde, 39, 713-715, 1990</ref> || 32 || rezidivierende Kopfschmerzen || Massage an "falscher" Zone und Flunarizingabe (in FRZM-Gruppe Placebo) || kein signifikanter Unterschied bei Schmerzhäufigkeit und -intensität
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| Petersen et al. (1992) <ref name='Peterson'>Petersen L, Faurschou P, Olksten OT, Svendsen UG: Fodzoneterapi og asthma bronchiale. Uegeskr Laeger, 154, 2065-2068, 1992</ref> || 30 || Bronchialasthma || keine FRZM || kein Unterschied
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| Eichelberger (1993) <ref name='Eichelberger'></ref> || 60 || Harnverhalt nach gynäkologischer Operation || keine FRZM || kein Unterschied in der Nachkatheterisierungsrate
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| Baerkgaard und Vibe-Hansen (1981) <ref>Baerkgaard N, Vibe-Hansen H: Ureterstensanfald og zoneterapi. Ugeskr Laeger 143, 676-678, 1981</ref> || 30 || Schmerz bei Harnleitersteinen || FRZM an "falschen" Zonen || signifikante Schmerzlinderung nach FRZM an "richtigen" Zonen
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| Oleson und Flocco (1993) <ref name='Oleson'>Oleson T, Flocco W: Randomized controlled study of premenstrual symptoms treated with ear, hand and foot reflexology. Obstet Gynecol, 82, 096-911, 1993</ref> || 50 || prämenstruelles Syndrom || FRZM an "falschen" Zonen || Symptomenscore signifikant niedriger als bei FRZM an "richtigen" Zonen
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Bei Baerkgaard und Vibe-Hansen (1981) hingegen waren Verbesserungen unter korrekter FRZM zu erkennen. In ihrer Studie fand sich in der Untersuchungsgruppe bei neun Patienten ein 'verminderter Schmerz' (gemessen an der Zeit bis zur ersten Schmerzmitteleinnahme). In der 'falsch' behandelten Kontrollgruppe hatten nur zwei Patienten eine weniger als eine Stunde dauernde Schmerzlinderung, während 18 weitere Kontrollpatienten keine Schmerzlinderung hatten. Allerdings betrug die Beobachtungszeit nur vier Stunden und über die Verteilung der Erkrankungsschwere der Patienten zu Beginn ihrer Nierensteinkolik war nicht geklärt. Eventuell war der wahre Grund für das bessere Abschneiden korrekt FRZM-behandelter Patienten das überproportional häufigere Vorliegen kleinerer Harnleitersteine bei der Untersuchungsgruppe. Solche Harnleitersteine gehen schneller ab bzw. erzeugen kürzer und weniger heftig andauernde Koliken.
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Bei Bronchialasthma versagte die FRZM.<ref name='Peterson'> </ref> In den Studien von Engquist und Vibe-Hansen (1977) und Lafuente et al. (1993), die insgesamt 46 Patienten repräsentierten, hatte die für die Patienten verblindete Untersuchung keinen Einfluss auf die Schmerzempfindung.<ref name='Vibe'>Baerkgaard N, Vibe-Hansen H: Ureterstensanfald og zoneterapi. Ugeskr Laeger 143, 676-678, 1981</ref>
  
In der 60 Patienten umfassenden Studie von Eichelberger (1993) erhielten alle Frauen 15 Minuten täglich FRZM und zwar 2-4 Tage vor einer geplanten Entfernung eines Blasenkatheters, der ihnen wegen eines postoperativen Harnverhalts hatte gelegt werden müssen. 30 Frauen erhielten zusätzlich ein die Blasenmuskelspannung anregenes Mittel (Flunarizin), 30 Frauen hingegen Placebo. In beiden Behandlungsgruppen musste gleich häufig nochmals katheterisiert werden, weil nach Entfernung des ersten Katheters die Blasenfunktion nicht einsetzte.
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Bei Baerkgaard und Vibe-Hansen hingegen waren Verbesserungen unter korrekter FRZM zu erkennen. In ihrer Studie fand sich in der Untersuchungsgruppe bei neun Patienten ein "verminderter Schmerz" (gemessen an der Zeit bis zur ersten Schmerzmitteleinnahme). In der "falsch" behandelten Kontrollgruppe hatten nur zwei Patienten eine weniger als eine Stunde dauernde Schmerzlinderung, während 18 weitere Kontrollpatienten keine Schmerzlinderung erfuhren.<ref name='Vibe'></ref> Allerdings betrug die Beobachtungszeit nur vier Stunden und die Verteilung der Erkrankungsschwere der Patienten zu Beginn ihrer Nierensteinkolik war nicht geklärt. Eventuell war der wahre Grund für das bessere Abschneiden korrekt FRZM-behandelter Patienten das überproportional häufigere Vorliegen kleinerer Harnleitersteine bei der Untersuchungsgruppe. Solche Harnleitersteine gehen schneller ab bzw. erzeugen kürzere und weniger heftige Koliken.
  
Die Patientinnen von Oleson und Flocco (1993), bei denen die Kontrollgruppe an den"falschen FRZM-Zonen stimuliert wurde, schätzten alle die Behandlung als angenehm und entspannend ein. Anhand eines etwas kritikwürdigen Symptomenscores ohne die Verwendung objektiv nachprüfbarer Kriterien kamen die Autoren zur Erkenntnis, dass die korrekt behandelten Frauen subjektiv die Behandlung häufiger als positiv einschätzten als die falsch behandelten Frauen.
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In der 60 Patienten umfassenden Studie von Eichelberger erhielten alle Frauen 15 Minuten täglich FRZM und zwar 2-4 Tage vor einer geplanten Entfernung eines Blasenkatheters, der wegen eines postoperativen Harnverhalts gelegt werden musste. Jeweils 30 Frauen erhielten entweder ein die Blasenmuskelspannung anregendes Mittel (Flunarizin) oder Placebo. In beiden Behandlungsgruppen musste gleich häufig nochmals katheterisiert werden, weil nach Entfernung des ersten Katheters die Blasenfunktion nicht einsetzte.<ref name='Eichelberger'></ref>
  
Kristof et al. (1998) sind der Auffassung, dass Ergebnisse von Reflextherapeuten, die als Fachkundige über die Therapieform Bescheid wussten und somit ggf. unbewusst die Patienten in den Studien hätten beeinflussen können, nicht ausgeschlossen werden kann. Diesen Effekt in klinischen Studien zu kontrollieren, dürfte jedoch schwer fallen. Wirklich handfeste gesicherte Daten über die Wirksamkeit der FRZM liegen bis heute nicht vor.
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Die Patientinnen von Oleson und Flocco, bei denen die Kontrollgruppe an den "falschen" FRZM-Zonen stimuliert wurde, schätzten alle die Behandlung als angenehm und entspannend ein. Anhand eines etwas kritikwürdigen Symptomenscores ohne die Verwendung objektiv nachprüfbarer Kriterien kamen die Autoren zur Erkenntnis, dass die korrekt behandelten Frauen subjektiv die Behandlung häufiger als positiv einschätzten als die falsch behandelten Frauen.<ref name='Oleson'></ref>
  
Im privaten Bereich wird die FRZM als Heil- und Hilfsmittel angepriesen. Als Patient sollte man wissen, dass die FRZM eine Ausübung der Heilkunde ist und folglich die Zulassung als Heilpraktiker bedingt, wenn sie gewerbsmäßig betrieben wird (OVG Koblenz, 8.11.1988, Az.: 6 A 21/88). Dabei ist es irrelevant, ob für diese Leistung Geldzahlungen verlangt werden oder nicht.
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Kristof et al. sind der Auffassung, dass Reflextherapeuten, die als Fachkundige über die Therapieform Bescheid wussten, ggf. unbewusst die Patienten in den Studien hätten beeinflussen können.<ref name='Kristof'></ref> Diesen Effekt in klinischen Studien zu kontrollieren ist jedoch schwierig. Gesicherte Daten über die Wirksamkeit der FRZM liegen bis heute nicht vor. Mehr als einen [[Wellness|Wohlfühleffekt]] der Massage am Fuß bewirkt die FRZM nicht.
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==Rechtliches==
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Im privaten Bereich wird die FRZM als Heil- und Hilfsmittel angepriesen. Die FRZM ist eine Ausübung der Heilkunde und bedingt folglich bei gewerbsmäßiger Ausübung eine Zulassung als Heilpraktiker. Mit der Frage, ob Fußreflexzonenmassage unter das Heilpraktikergesetz fällt, befasste sich das Oberverwaltungsgericht Koblenz bereits 1988 (Urteil vom 8.11.1988, Aktenzeichen 6 A 21/88). Dieses steht auf dem Standpunkt, dass Fußreflexzonenmassage eine gezielte Behandlungsmethode zur Linderung bzw. Heilung von Beschwerden, ja sogar von Krankheiten darstelle. Anerkanntermaßen, so das Gericht, gehe die Fußreflexzonenmassage von einer Wechselbeziehung zwischen bestimmten Fußpartien und diesen zugeordneten Organen oder Körperteilen aus. Aufgrund dieser Zuordnung solle durch Massieren eines bestimmten Punktes am Fuß auf ein an anderer Stelle des Körpers vorhandenes Leiden, welches nicht selten organischer Art sei, eingewirkt werden. Hieraus werde deutlich, dass die somit der Fußreflexzonenmassage notwendigerweise vorangehende diagnostische Tätigkeit typisch ärztlich sei und ärztliches Fachwissen voraussetze.<ref>Freie und Hansestadt Hamburg [http://www.heilpraktikergesetz.de/fussreflex.html Antwort auf eine Anfrage zur Erlaubnispflicht der Fußreflexzonenmassage]</ref>
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Auch das Verwaltungsgericht Oldenburg stufte die Fußreflexzonenmassage als "Heilbehandlung" ein und zwar u.a. wegen möglicher Kontraindikationen bei akuten Krankheiten (Urteil vom 25.9.1995, Aktenzeichen 7 B 3587/96). Ebenso ging das Finanzgericht Baden-Württemberg (Urteil vom 20.06.2000, Aktenzeichen 1 K 13/96) im Kontext davon aus, dass eigenverantwortlich ausgeübte Fußreflexzonenmassage eine erlaubnispflichtige Heilbehandlung darstelle und damit eine Erlaubnis nach dem Heilpraktikergesetz voraussetze. Wer nicht Arzt oder im Besitz einer Heilpraktiker-Erlaubnis ist, mache sich bei der gewerbsmäßigen Ausübung dieser Tätigkeit strafbar.<ref>Dr. Ernst Boxberg, Rechtsanwalt: [http://www.iww.de/index.cfm?pid=1314&pk=119077&spid=1296&spk=10&sfk=41 Die Rechtsgrundlage für selbständiges therapeutisches Handeln]</ref>
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==Weblinks==
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*[http://www.aok.de/bundesweit/gesundheit/behandlung-nichtmedikamentoese-und-alternative-therapien-fussreflexzonenmassage-8119.php Fußreflexzonenmassage] AOK-Bundesverband, Dezember 2011
  
 
==Quellennachweise==
 
==Quellennachweise==
* Baerkgaard N, Vibe-Hansen H: Ureterstensanfald og zoneterapi. Ugeskr Laeger 143, 676-678, 1981
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<references/>
* Eichelberger C: Studie über Fusszonenreflexmassage. Alternative zu Pillen. Krankenpflege (Soins Infirmiers), 5, 61-63, 1993
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* Engquist A, Vibe-Hansen H: Zoneterapi og plasmakortisol under kirurgisk stress. Ugeskr Laeger, 139, 460-463, 1977
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[[category:Therapie in der Pseudomedizin]]
* Ingham ED: Geschichten, die die Füße erzählen können. Drei Eichen Verlag, München-Engelberg, 1981
 
* Kristof O, Schlumpf M, Saller R: Fussreflexzonenmassage - Praxis und Evaluation. Forschr Med, 116, 50-54, 1998
 
* Lafuente A: Effekt der Reflexzonenbehandlung am Fuss bezüglich der prophylaktischen Behandlung mit Flunarizin bei an Cephalea-Kopfschmerz leidenden Patienten. Erfahrungsheilkunde, 39, 713-715, 1990
 
* Oleson T, Flocco W: Randomized controlled study of premenstrual symptoms treated with ear, hand and foot reflexology. Obstet Gynecol, 82, 096-911, 1993
 
* Petersen L, Faurschou P, Olksten OT, Svendsen UG: Fodzoneterapi og asthma bronchiale. Uegeskr Laeger, 154, 2065-2068, 1992
 
{{Paralex}}
 
[[category:Alternativmedizin]]
 

Aktuelle Version vom 17. Juli 2014, 14:14 Uhr

angebliche Fußreflexzonen

Die Fußreflexzonenmassage (FRZM) ist eine pseudomedizinische Behandlungsmethode aus der Alternativmedizin.

Gegen Ende der 1960er Jahre führte H. Marquardt die angeblich bei den Indianern Mittel- und Nordamerikas praktizierte Fußreflexzonenmassage in Europa ein. In den USA wurde sie vom Arzt W. Fitzgerald erstmals schriftlich dokumentiert und zur Zone Therapy weiterentwickelt.

Reflexzonen

Fußreflexzonentherapeuten behaupten, dass eine Formanalogie zwischen einem sitzenden Menschen und seiner Fußform bestehe. Dabei sollen die verschiedenen Organe des Menschen auf der Hautoberfläche und den Muskelgruppen darunter repräsentiert sein. Daraus könne man für das "Makrosystem Mensch" verschiedene "Mikrosysteme" ableiten. Ingham gibt mit der folgenden Abbildung ein Beispiel für die angeblichen Zusammenhänge zwischen verschiedenen Reflexzonen und menschlichen Organen bzw. Körperregionen.[1]

Aus anatomischer Sicht gibt es keinerlei Veranlassung, an solche Zusammenhänge zu glauben. Die Ansicht, der Druck auf die Fußsohle in Höhe der Zehen führe zu einem Reflex am Herzen oder einem anderen Organ, ist weder bewiesen noch plausibel. Fußreflexzonentherapeuten behaupten, solche Zusammenhänge z.B. mit EKG-Messungen beweisen zu können. Belege dafür gibt es bis heute aber nicht, weder für Herzreflexe noch für entsprechend messbare Veränderungen der Lungen- oder Nierenfunktion.

Reflexzonensocken

Angebliche Einsatzgebiete

Laut Verfechtern wie Eichelberger oder Ingham soll die FRZM bei diversen Indikationen sinnvoll sein: Entspannung, Steigerung des Wohlbefindens, Schlafförderung, statisch-muskuläre Belastungen und Fehlformen, chronische oder akute Erkrankungen am Bewegungsapparat, Schmerzreduktion und Kopfschmerzen verschiedener Art einschließlich Migräne. Daneben soll sie sich bei Funktionsstörungen des Urogenitaltrakts (z.B. Reizblase), prämenstruellem Syndrom oder funktionellen Zyklusstörungen bewährt haben.[2]

Wirksamkeit

Die Fachliteratur belegt die Behauptungen der Befürworter allerdings nicht. Kristof et al. veröffentlichten eine Literaturübersicht mit folgenden Ergebnissen: [3]

Autoren Patientenzahl Indikation Therapie in der Kontrollgruppe Ergebnis im Vergleich zur Untersuchungsgruppe
Engquist und Vibe-Hansen (1977) [4] 16 Plasmakortisolanstieg bei operativer Entfernung der Gallenblase FRZM an "falscher" Zone kein Unterschied
Lafuente (1993) [5] 32 rezidivierende Kopfschmerzen Massage an "falscher" Zone und Flunarizingabe (in FRZM-Gruppe Placebo) kein signifikanter Unterschied bei Schmerzhäufigkeit und -intensität
Petersen et al. (1992) [6] 30 Bronchialasthma keine FRZM kein Unterschied
Eichelberger (1993) [2] 60 Harnverhalt nach gynäkologischer Operation keine FRZM kein Unterschied in der Nachkatheterisierungsrate
Baerkgaard und Vibe-Hansen (1981) [7] 30 Schmerz bei Harnleitersteinen FRZM an "falschen" Zonen signifikante Schmerzlinderung nach FRZM an "richtigen" Zonen
Oleson und Flocco (1993) [8] 50 prämenstruelles Syndrom FRZM an "falschen" Zonen Symptomenscore signifikant niedriger als bei FRZM an "richtigen" Zonen

Bei Bronchialasthma versagte die FRZM.[6] In den Studien von Engquist und Vibe-Hansen (1977) und Lafuente et al. (1993), die insgesamt 46 Patienten repräsentierten, hatte die für die Patienten verblindete Untersuchung keinen Einfluss auf die Schmerzempfindung.[9]

Bei Baerkgaard und Vibe-Hansen hingegen waren Verbesserungen unter korrekter FRZM zu erkennen. In ihrer Studie fand sich in der Untersuchungsgruppe bei neun Patienten ein "verminderter Schmerz" (gemessen an der Zeit bis zur ersten Schmerzmitteleinnahme). In der "falsch" behandelten Kontrollgruppe hatten nur zwei Patienten eine weniger als eine Stunde dauernde Schmerzlinderung, während 18 weitere Kontrollpatienten keine Schmerzlinderung erfuhren.[9] Allerdings betrug die Beobachtungszeit nur vier Stunden und die Verteilung der Erkrankungsschwere der Patienten zu Beginn ihrer Nierensteinkolik war nicht geklärt. Eventuell war der wahre Grund für das bessere Abschneiden korrekt FRZM-behandelter Patienten das überproportional häufigere Vorliegen kleinerer Harnleitersteine bei der Untersuchungsgruppe. Solche Harnleitersteine gehen schneller ab bzw. erzeugen kürzere und weniger heftige Koliken.

In der 60 Patienten umfassenden Studie von Eichelberger erhielten alle Frauen 15 Minuten täglich FRZM und zwar 2-4 Tage vor einer geplanten Entfernung eines Blasenkatheters, der wegen eines postoperativen Harnverhalts gelegt werden musste. Jeweils 30 Frauen erhielten entweder ein die Blasenmuskelspannung anregendes Mittel (Flunarizin) oder Placebo. In beiden Behandlungsgruppen musste gleich häufig nochmals katheterisiert werden, weil nach Entfernung des ersten Katheters die Blasenfunktion nicht einsetzte.[2]

Die Patientinnen von Oleson und Flocco, bei denen die Kontrollgruppe an den "falschen" FRZM-Zonen stimuliert wurde, schätzten alle die Behandlung als angenehm und entspannend ein. Anhand eines etwas kritikwürdigen Symptomenscores ohne die Verwendung objektiv nachprüfbarer Kriterien kamen die Autoren zur Erkenntnis, dass die korrekt behandelten Frauen subjektiv die Behandlung häufiger als positiv einschätzten als die falsch behandelten Frauen.[8]

Kristof et al. sind der Auffassung, dass Reflextherapeuten, die als Fachkundige über die Therapieform Bescheid wussten, ggf. unbewusst die Patienten in den Studien hätten beeinflussen können.[3] Diesen Effekt in klinischen Studien zu kontrollieren ist jedoch schwierig. Gesicherte Daten über die Wirksamkeit der FRZM liegen bis heute nicht vor. Mehr als einen Wohlfühleffekt der Massage am Fuß bewirkt die FRZM nicht.

Rechtliches

Im privaten Bereich wird die FRZM als Heil- und Hilfsmittel angepriesen. Die FRZM ist eine Ausübung der Heilkunde und bedingt folglich bei gewerbsmäßiger Ausübung eine Zulassung als Heilpraktiker. Mit der Frage, ob Fußreflexzonenmassage unter das Heilpraktikergesetz fällt, befasste sich das Oberverwaltungsgericht Koblenz bereits 1988 (Urteil vom 8.11.1988, Aktenzeichen 6 A 21/88). Dieses steht auf dem Standpunkt, dass Fußreflexzonenmassage eine gezielte Behandlungsmethode zur Linderung bzw. Heilung von Beschwerden, ja sogar von Krankheiten darstelle. Anerkanntermaßen, so das Gericht, gehe die Fußreflexzonenmassage von einer Wechselbeziehung zwischen bestimmten Fußpartien und diesen zugeordneten Organen oder Körperteilen aus. Aufgrund dieser Zuordnung solle durch Massieren eines bestimmten Punktes am Fuß auf ein an anderer Stelle des Körpers vorhandenes Leiden, welches nicht selten organischer Art sei, eingewirkt werden. Hieraus werde deutlich, dass die somit der Fußreflexzonenmassage notwendigerweise vorangehende diagnostische Tätigkeit typisch ärztlich sei und ärztliches Fachwissen voraussetze.[10]

Auch das Verwaltungsgericht Oldenburg stufte die Fußreflexzonenmassage als "Heilbehandlung" ein und zwar u.a. wegen möglicher Kontraindikationen bei akuten Krankheiten (Urteil vom 25.9.1995, Aktenzeichen 7 B 3587/96). Ebenso ging das Finanzgericht Baden-Württemberg (Urteil vom 20.06.2000, Aktenzeichen 1 K 13/96) im Kontext davon aus, dass eigenverantwortlich ausgeübte Fußreflexzonenmassage eine erlaubnispflichtige Heilbehandlung darstelle und damit eine Erlaubnis nach dem Heilpraktikergesetz voraussetze. Wer nicht Arzt oder im Besitz einer Heilpraktiker-Erlaubnis ist, mache sich bei der gewerbsmäßigen Ausübung dieser Tätigkeit strafbar.[11]

Weblinks

Quellennachweise

  1. Ingham ED: Geschichten, die die Füße erzählen können. Drei Eichen Verlag, München-Engelberg, 1981
  2. 2,0 2,1 2,2 Eichelberger C: Studie über Fußzonenreflexmassage. Alternative zu Pillen. Krankenpflege (Soins Infirmiers), 5, 61-63, 1993
  3. 3,0 3,1 Kristof O, Schlumpf M, Saller R: Fussreflexzonenmassage - Praxis und Evaluation. Forschr Med, 116, 50-54, 1998
  4. Engquist A, Vibe-Hansen H: Zoneterapi og plasmakortisol under kirurgisk stress. Ugeskr Laeger, 139, 460-463, 1977
  5. Lafuente A: Effekt der Reflexzonenbehandlung am Fuss bezüglich der prophylaktischen Behandlung mit Flunarizin bei an Cephalea-Kopfschmerz leidenden Patienten. Erfahrungsheilkunde, 39, 713-715, 1990
  6. 6,0 6,1 Petersen L, Faurschou P, Olksten OT, Svendsen UG: Fodzoneterapi og asthma bronchiale. Uegeskr Laeger, 154, 2065-2068, 1992
  7. Baerkgaard N, Vibe-Hansen H: Ureterstensanfald og zoneterapi. Ugeskr Laeger 143, 676-678, 1981
  8. 8,0 8,1 Oleson T, Flocco W: Randomized controlled study of premenstrual symptoms treated with ear, hand and foot reflexology. Obstet Gynecol, 82, 096-911, 1993
  9. 9,0 9,1 Baerkgaard N, Vibe-Hansen H: Ureterstensanfald og zoneterapi. Ugeskr Laeger 143, 676-678, 1981
  10. Freie und Hansestadt Hamburg Antwort auf eine Anfrage zur Erlaubnispflicht der Fußreflexzonenmassage
  11. Dr. Ernst Boxberg, Rechtsanwalt: Die Rechtsgrundlage für selbständiges therapeutisches Handeln