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'''Colin T. Campbell''' (geb. 1934) ist ein US-amerikanischer Biochemiker, Ernährungsforscher und emeritierter Hochschulprofessor.
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'''Thomas Colin Campbell''' (geb. 1934) ist ein US-amerikanischer Biochemiker, Ernährungsforscher und emeritierter Hochschulprofessor. Er wurde insbesondere durch sein Buch "The China Study" bekannt, in dem er eine [[Veganismus|vegane Ernährung]] auf Basis der vermeintlichen Ergebnisse einer epidemiologischen Studie ("China Study") befürwortet. In seinem Werk geht er allerdings nur auf 39 von 350 Seiten auf die von ihm geleitete "China Studie" (siehe unten) direkt ein. Die anderen 380 Seiten berichten über frühere Studien Campbells, überwiegend mit Nagetieren, sowie seine Berufs- und Lebenserfahrungen.
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Sein Buch "China Study"<ref>http://en.wikipedia.org/wiki/The_China_Study</ref> wird in Vegetarier- und Veganerkreisen als Beleg für gesunde Lebensweise herangezogen. Campbells Aussagen über Kasein und generell über tierische Proteine sind jedoch stark umstritten.<ref>http://www.cholesterol-and-health.com/China-Study.html</ref><ref>http://www.cholesterol-and-health.com/Campbell-Masterjohn.html</ref>
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==Kurzbiographie==
 
==Kurzbiographie==
==Buch: The China Study==
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Campbell wuchs auf einem Bauernhof mit Milchkühen auf. Er studierte Veterinärmedizin an der Pennsylvania State University, danach an der University of Georgia sowie an der Cornell University, wo er im Jahr 1958 seinen Master of Science in Biochemie und Ernährungswissenschaften erhielt. 1961 promovierte Campbell zum Ph.D. in Ernährung, Biochemie und Mikrobiologie.
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Er arbeitete zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Massachusetts Institute of Technology und anschließend zehn Jahre lang am Virginia Polytechnic Institute and State University in der Abteilung für Biochemie und Ernährungswissenschaften. Im Jahre 1975 ging er wieder zurück an die Cornell University, wo er in der Abteilung für Ernährungswissenschaften arbeitete. In dieser Funktion war er auch als wissenschaftlicher Berater für das American Institute for Cancer Research tätig.
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Campbell gehört der National Academy of Sciences an und hat einen Lehrauftrag an der Chinese Academy of Preventive Medicine. Er ist zudem Mitglied im Beirat des Physicians' Committee for Responsible Medicine (PCRM), einer 1985 in den USA gegründeten Organisation, die Tierversuche bekämpft und für vegane Ernährung wirbt. Laut einem Bericht von Newsweek im Jahre 2004 sind weniger als 5% der PCRM-Mitglieder Ärzte.<ref>https://www.newsweek.com/atkins-under-attack-131403</ref> Der Gründer Neal Barnard unterhielt zahlreiche organisatorische Verbindungen und persönliche Sympathien zur [[Tierrechte|Tierrechtsszene]], insbesondere zu Tierrechtsorganisation [[PETA]], dessen Vorsitzende [[Ingrid Newkirk]] ebenfalls bis 2005 im Beirat der PCRM saß.<ref>https://en.wikipedia.org/wiki/Physicians_Committee_for_Responsible_Medicine</ref>
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==China-Cornell-Oxford Project und Buch „The China Study“==
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Colin Campbell war der wissenschaftliche Leiter einer epidemiologischen Studie in China, die in den siebziger und achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts durchgeführt wurde, des so genannten China-Cornell-Oxford Project. Die Studie entstand aus der Zusammenarbeit der US-amerikanischen Cornell University und der britischen University of Oxford mit der in China ansässigen Chinese Academy of Preventive Medicine. Es wurden Daten über die Ernährung, die Umwelt, die Lebensweise und die Erkrankungen der rund 6500 Teilnehmer erhoben.
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Campbell interpretierte die Ergebnisse dahingehend, dass eine Ernährung mit tierischen Produkten dem menschlichen Organismus gesundheitlich schade, die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Krebs, Diabetes, Autoimmunkrankheiten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und weiterer deutlich steigere. 2004 veröffentlichte er zusammen mit seinem Sohn Thomas M. Campbell das Buch "The China Study", in welchem er eine überwiegend [[Veganismus|vegane Ernährung]] empfiehlt. Nach Campbell sei das in der Milch zu findende Eiweiß Kasein stark krebserregend (ähnlich wie Aflatoxine) und ursächlich für Typ-1-Diabetes; er rät generell vom Verzehr tierischen Eiweißes ab, da durch dieses alle Zivilisationskrankheiten (Krebs, Diabetes, Herzkrankheiten) entstehen sollen. Er plädiert daher für eine (fast) [[Veganismus|vegane]] Ernährungsweise mit einem Verzehranteil tierischer Eiweiße von höchstens 5% an der Gesamtnahrung. Auch sei die Aufnahme von Cholesterin schädlich: ''"Eating foods that contain any cholesterol above 0 mg is unhealthy"'' (Ein Zitat aus The China Study)
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Das Buch von Campbell führte zu kritischen Kommentaren von Experten.<ref>https://deniseminger.com/2010/07/07/the-china-study-fact-or-fallac/</ref><ref>http://www.cholesterol-and-health.com/China-Study.html</ref><ref>https://www.ugb.de/exklusiv/fragen-service/china-study/</ref><ref>https://sciencebasedmedicine.org/the-china-study-revisited/</ref> Später reagierte Campbell mit eigenen Mitteilungen (unter anderem auf seiner privaten Webseite TCOLINCAMPBELL.ORG) auf die Kritik.<ref>http://www.vegsource.com/news/2010/07/china-study-author-colin-campbell-slaps-down-critic-denise-minger.html</ref><ref>http://www.vegsource.com/articles2/campbell_china_response.htm</ref>
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Die Schlussfolgerungen der Buchautoren stehen in Widerspruch zu mehreren epidemiologischen Arbeiten, bei denen keine oder nur geringe gesundheitliche Unterschiede zwischen Vegetariern und „gesundheitsbewussten“ Nichtvegetariern gefunden wurden. Laut Key et al. (2006) zeigen die bislang vorliegenden Studien keine eindeutigen Unterschiede in den Krebserkrankungsraten von Vegetariern und Nichtvegetariern. Veganer zeigten mehreren Studien eine höhere Mortalität durch koronare Herzerkrankung als Lactovegetarier oder Pescetarier. Die Mortalität durch zerebrovaskuläre Krankheiten, Magenkrebs, Darmkrebs, Lungenkrebs, Brustkrebs, Prostatakrebs oder die Kombination aller anderen Todesursachen unterschied sich nicht signifikant zwischen Vegetariern und Nichtvegetariern. Die Metaanalyse der Daten aus sechs prospektiven Kohortenstudien erbrachte im Jahre 2009 keinen epidemiologischen Nachweis für die Existenz eines unabhängigen Zusammenhangs zwischen der Zufuhr tierischer Fette oder Proteine und Darmkrebs.
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Campbell bezieht sich in seinen Warnungen vor Cholesterin meist auf Tierversuche, in denen Kaninchen (Herbivoren) nach dem Verfüttern von Cholesterin Arteriosklerose entwickelten.<ref>https://nutritionstudies.org/2015-dietary-guidelines-commentary/</ref> Diese Ergebnisse können jedoch nicht auf omnivore Spezies wie Menschen übertragen werden, da diese einen Mechanismus zur Verstoffwechselung von Cholesterin besitzen.<ref>https://www.kardiologie-gamm.de/innere-medizin/cholesterinspiegel/</ref><ref>https://www.herzstiftung.de/ihre-herzgesundheit/gesund-bleiben/cholesterin/was-ist-cholesterin</ref>
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Heute ist auch bekannt, dass Cholesterin auch vom Körper selbst produziert wird, die Ernährung den Cholesterinspiegel nur geringfügig beeinflusst und der höchste Risikofaktor für Hypercholesterinämie genetisch veranlagte Stoffwechselstörungen sind. Aus heutiger Sicht führen Empfehlungen zur Senkung des Cholesterinspiegels häufig dazu, dass sich gesunde Menschen prophylaktisch einer risikobehafteten medikamentösen Therapie unterziehen oder ihre Ernährung umstellen. Auf Basis der umfangreichen Studienlage zu dieser Fragestellung wird zunehmend angezweifelt, dass ein auslösender, kausaler Zusammenhang zwischen dem Cholesterinspiegel und der Koronaren Herzkrankheit (KHK) besteht. In der Framingham-Studie, der größten zu dieser Fragestellung vorliegenden Kohortenstudie, konnte kein kausaler Zusammenhang zwischen dem Cholesterinspiegel und dem Schlaganfallrisiko festgestellt werden. <ref>https://www.ahajournals.org/doi/full/10.1161/01.str.0000128590.48495.02</ref>
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Die [https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(17)32252-3 PURE-Studie] von 2017 (bislang die größte, die das Ernährungsverhalten der Bevölkerung prospektiv erfasst hat) kam sogar zu gegenteiligen Ergebnissen: Teilnehmer, die fettreicher aßen hatten ein insbesondere gegenüber sich kohlenhydratreich ernährenden Mitprobanden erniedrigtes Sterberisiko durch kardiovaskuläre Erkrankungen. Auch der regelmäßige Konsum von Milchprodukten und mehr als einer Portion "rotem" Fleisch pro Woche wirkte sich eher positiv auf die Herzgesundheit und Lebenserwartung der Teilnehmer aus. (Dies ist möglicherweise darauf zurückzuführen, daß sich unter den Teilnehmern aus 21 Ländern auch Personen aus Bevölkerungsschichten befanden, die keinen bedarfsdeckenden Zugang zu essentiellen Fettsäuren sowie tierischem Lebensmitteln haben.)<ref>https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Keine-Belege-fuer-gesunde-fettreiche-Ernaehrung-298631.html</ref>
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Im Kontrast zu Campbells Empfehlungen schnitten Teilnehmer der PURE-Studie mit einem durchschnittlichen Kohlenhydratanteil von 54,0%, 28,3% Fett und 17,9% Eiweiß der täglichen Energiezufuhr mit dem höchsten "Score" ab.<ref>https://www.kardiologie.org/esc-kongress-2018/die-beste-ernaehrung-fuer-ein-langes-leben---rotes-fleisch-und-m/16077732</ref><ref>https://www.aerzteblatt.de/pdf.asp?id=193500</ref>
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Der deutsche Lebensmittelchemiker Udo Pollmer warf Campbell vor, in seinem Werk die Ergebnisse der eigentlichen "China Studie" von 1990 nicht korrekt zu zitieren. Die "echte" Studie von 1990 widerlege durchweg die Aussagen des Bestsellers. Exemplarisch prüft Pollmer die Autorenthese, dass Menschen, die viel Fett essen, häufiger an Krebs sterben. Dazu hätten die Autoren allerlei Zahlen aus allen möglichen Staaten dieser Welt zusammengetragen, nur nicht aus China. Denn laut der echten Chinastudie gebe es zwischen dem Fettverzehr und Krebs keinen Zusammenhang. Es gebe nicht mal einen Zusammenhang zwischen der Fettaufnahme und Herzinfarkten. Bei der Frage nach den Folgen von Fleischeiweiß böten die Originaldaten nicht den Hauch eines schädlichen Zusammenhangs, gleich um welche Todesursache es auch immer gehe. Den „Coup der Autoren“ schätzt Pollmer als „wohlkalkuliert“ ein: Von der Originalstudie gebe es nicht allzu viele Exemplare. Die Veröffentlichung sei zum Teil auf Chinesisch erfolgt, der überwiegende Rest sei „Fachchinesisch – endlose Zahlkolonnen, kleingedruckt auf knapp 1000 Seiten“. Der Rezensent fragt: „Welcher Veganer würde sich schon die Mühe machen und den aktuellen Bestseller anhand der echten China Study auf seinen Wahrheitsgehalt überprüfen?“
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==Werke==
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*Diet, Life-style and Mortality in China (1991)
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*The China Study (2005) 
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*Campbell T C, Campbell T M. China Study - Die wissenschaftliche Begründung für eine vegane Ernährungsweise. Verlag Systemische Medizin, 2. Auflage, Bad Kötzting 2011
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*InterEssen: Ernährungswissenschaft zwischen Ökonomie und Gesundheit. Oktober 2014
  
 
==Weblinks==
 
==Weblinks==
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*https://www.ugb.de/exklusiv/fragen-service/china-study/
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*https://achtungpflanzenfresser.wordpress.com/2013/02/23/the-china-study-in-der-kritik-runde-1/
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*https://achtungpflanzenfresser.wordpress.com/2013/03/17/the-china-study-in-der-kritik-runde-2/
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*https://en.wikipedia.org/wiki/China–Cornell–Oxford_Project (englisch)
  
 
==Quellennachweise==
 
==Quellennachweise==
 
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Aktuelle Version vom 3. Oktober 2021, 07:30 Uhr

T. Colin Campbell

Thomas Colin Campbell (geb. 1934) ist ein US-amerikanischer Biochemiker, Ernährungsforscher und emeritierter Hochschulprofessor. Er wurde insbesondere durch sein Buch "The China Study" bekannt, in dem er eine vegane Ernährung auf Basis der vermeintlichen Ergebnisse einer epidemiologischen Studie ("China Study") befürwortet. In seinem Werk geht er allerdings nur auf 39 von 350 Seiten auf die von ihm geleitete "China Studie" (siehe unten) direkt ein. Die anderen 380 Seiten berichten über frühere Studien Campbells, überwiegend mit Nagetieren, sowie seine Berufs- und Lebenserfahrungen.

Sein Buch "China Study"[1] wird in Vegetarier- und Veganerkreisen als Beleg für gesunde Lebensweise herangezogen. Campbells Aussagen über Kasein und generell über tierische Proteine sind jedoch stark umstritten.[2][3]

Kurzbiographie

Campbell wuchs auf einem Bauernhof mit Milchkühen auf. Er studierte Veterinärmedizin an der Pennsylvania State University, danach an der University of Georgia sowie an der Cornell University, wo er im Jahr 1958 seinen Master of Science in Biochemie und Ernährungswissenschaften erhielt. 1961 promovierte Campbell zum Ph.D. in Ernährung, Biochemie und Mikrobiologie.

Er arbeitete zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Massachusetts Institute of Technology und anschließend zehn Jahre lang am Virginia Polytechnic Institute and State University in der Abteilung für Biochemie und Ernährungswissenschaften. Im Jahre 1975 ging er wieder zurück an die Cornell University, wo er in der Abteilung für Ernährungswissenschaften arbeitete. In dieser Funktion war er auch als wissenschaftlicher Berater für das American Institute for Cancer Research tätig.

Campbell gehört der National Academy of Sciences an und hat einen Lehrauftrag an der Chinese Academy of Preventive Medicine. Er ist zudem Mitglied im Beirat des Physicians' Committee for Responsible Medicine (PCRM), einer 1985 in den USA gegründeten Organisation, die Tierversuche bekämpft und für vegane Ernährung wirbt. Laut einem Bericht von Newsweek im Jahre 2004 sind weniger als 5% der PCRM-Mitglieder Ärzte.[4] Der Gründer Neal Barnard unterhielt zahlreiche organisatorische Verbindungen und persönliche Sympathien zur Tierrechtsszene, insbesondere zu Tierrechtsorganisation PETA, dessen Vorsitzende Ingrid Newkirk ebenfalls bis 2005 im Beirat der PCRM saß.[5]

China-Cornell-Oxford Project und Buch „The China Study“

Colin Campbell war der wissenschaftliche Leiter einer epidemiologischen Studie in China, die in den siebziger und achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts durchgeführt wurde, des so genannten China-Cornell-Oxford Project. Die Studie entstand aus der Zusammenarbeit der US-amerikanischen Cornell University und der britischen University of Oxford mit der in China ansässigen Chinese Academy of Preventive Medicine. Es wurden Daten über die Ernährung, die Umwelt, die Lebensweise und die Erkrankungen der rund 6500 Teilnehmer erhoben.

Campbell interpretierte die Ergebnisse dahingehend, dass eine Ernährung mit tierischen Produkten dem menschlichen Organismus gesundheitlich schade, die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Krebs, Diabetes, Autoimmunkrankheiten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und weiterer deutlich steigere. 2004 veröffentlichte er zusammen mit seinem Sohn Thomas M. Campbell das Buch "The China Study", in welchem er eine überwiegend vegane Ernährung empfiehlt. Nach Campbell sei das in der Milch zu findende Eiweiß Kasein stark krebserregend (ähnlich wie Aflatoxine) und ursächlich für Typ-1-Diabetes; er rät generell vom Verzehr tierischen Eiweißes ab, da durch dieses alle Zivilisationskrankheiten (Krebs, Diabetes, Herzkrankheiten) entstehen sollen. Er plädiert daher für eine (fast) vegane Ernährungsweise mit einem Verzehranteil tierischer Eiweiße von höchstens 5% an der Gesamtnahrung. Auch sei die Aufnahme von Cholesterin schädlich: "Eating foods that contain any cholesterol above 0 mg is unhealthy" (Ein Zitat aus The China Study)

Das Buch von Campbell führte zu kritischen Kommentaren von Experten.[6][7][8][9] Später reagierte Campbell mit eigenen Mitteilungen (unter anderem auf seiner privaten Webseite TCOLINCAMPBELL.ORG) auf die Kritik.[10][11]

Die Schlussfolgerungen der Buchautoren stehen in Widerspruch zu mehreren epidemiologischen Arbeiten, bei denen keine oder nur geringe gesundheitliche Unterschiede zwischen Vegetariern und „gesundheitsbewussten“ Nichtvegetariern gefunden wurden. Laut Key et al. (2006) zeigen die bislang vorliegenden Studien keine eindeutigen Unterschiede in den Krebserkrankungsraten von Vegetariern und Nichtvegetariern. Veganer zeigten mehreren Studien eine höhere Mortalität durch koronare Herzerkrankung als Lactovegetarier oder Pescetarier. Die Mortalität durch zerebrovaskuläre Krankheiten, Magenkrebs, Darmkrebs, Lungenkrebs, Brustkrebs, Prostatakrebs oder die Kombination aller anderen Todesursachen unterschied sich nicht signifikant zwischen Vegetariern und Nichtvegetariern. Die Metaanalyse der Daten aus sechs prospektiven Kohortenstudien erbrachte im Jahre 2009 keinen epidemiologischen Nachweis für die Existenz eines unabhängigen Zusammenhangs zwischen der Zufuhr tierischer Fette oder Proteine und Darmkrebs.

Campbell bezieht sich in seinen Warnungen vor Cholesterin meist auf Tierversuche, in denen Kaninchen (Herbivoren) nach dem Verfüttern von Cholesterin Arteriosklerose entwickelten.[12] Diese Ergebnisse können jedoch nicht auf omnivore Spezies wie Menschen übertragen werden, da diese einen Mechanismus zur Verstoffwechselung von Cholesterin besitzen.[13][14] Heute ist auch bekannt, dass Cholesterin auch vom Körper selbst produziert wird, die Ernährung den Cholesterinspiegel nur geringfügig beeinflusst und der höchste Risikofaktor für Hypercholesterinämie genetisch veranlagte Stoffwechselstörungen sind. Aus heutiger Sicht führen Empfehlungen zur Senkung des Cholesterinspiegels häufig dazu, dass sich gesunde Menschen prophylaktisch einer risikobehafteten medikamentösen Therapie unterziehen oder ihre Ernährung umstellen. Auf Basis der umfangreichen Studienlage zu dieser Fragestellung wird zunehmend angezweifelt, dass ein auslösender, kausaler Zusammenhang zwischen dem Cholesterinspiegel und der Koronaren Herzkrankheit (KHK) besteht. In der Framingham-Studie, der größten zu dieser Fragestellung vorliegenden Kohortenstudie, konnte kein kausaler Zusammenhang zwischen dem Cholesterinspiegel und dem Schlaganfallrisiko festgestellt werden. [15]

Die PURE-Studie von 2017 (bislang die größte, die das Ernährungsverhalten der Bevölkerung prospektiv erfasst hat) kam sogar zu gegenteiligen Ergebnissen: Teilnehmer, die fettreicher aßen hatten ein insbesondere gegenüber sich kohlenhydratreich ernährenden Mitprobanden erniedrigtes Sterberisiko durch kardiovaskuläre Erkrankungen. Auch der regelmäßige Konsum von Milchprodukten und mehr als einer Portion "rotem" Fleisch pro Woche wirkte sich eher positiv auf die Herzgesundheit und Lebenserwartung der Teilnehmer aus. (Dies ist möglicherweise darauf zurückzuführen, daß sich unter den Teilnehmern aus 21 Ländern auch Personen aus Bevölkerungsschichten befanden, die keinen bedarfsdeckenden Zugang zu essentiellen Fettsäuren sowie tierischem Lebensmitteln haben.)[16] Im Kontrast zu Campbells Empfehlungen schnitten Teilnehmer der PURE-Studie mit einem durchschnittlichen Kohlenhydratanteil von 54,0%, 28,3% Fett und 17,9% Eiweiß der täglichen Energiezufuhr mit dem höchsten "Score" ab.[17][18]

Der deutsche Lebensmittelchemiker Udo Pollmer warf Campbell vor, in seinem Werk die Ergebnisse der eigentlichen "China Studie" von 1990 nicht korrekt zu zitieren. Die "echte" Studie von 1990 widerlege durchweg die Aussagen des Bestsellers. Exemplarisch prüft Pollmer die Autorenthese, dass Menschen, die viel Fett essen, häufiger an Krebs sterben. Dazu hätten die Autoren allerlei Zahlen aus allen möglichen Staaten dieser Welt zusammengetragen, nur nicht aus China. Denn laut der echten Chinastudie gebe es zwischen dem Fettverzehr und Krebs keinen Zusammenhang. Es gebe nicht mal einen Zusammenhang zwischen der Fettaufnahme und Herzinfarkten. Bei der Frage nach den Folgen von Fleischeiweiß böten die Originaldaten nicht den Hauch eines schädlichen Zusammenhangs, gleich um welche Todesursache es auch immer gehe. Den „Coup der Autoren“ schätzt Pollmer als „wohlkalkuliert“ ein: Von der Originalstudie gebe es nicht allzu viele Exemplare. Die Veröffentlichung sei zum Teil auf Chinesisch erfolgt, der überwiegende Rest sei „Fachchinesisch – endlose Zahlkolonnen, kleingedruckt auf knapp 1000 Seiten“. Der Rezensent fragt: „Welcher Veganer würde sich schon die Mühe machen und den aktuellen Bestseller anhand der echten China Study auf seinen Wahrheitsgehalt überprüfen?“

Werke

  • Diet, Life-style and Mortality in China (1991)
  • The China Study (2005)
  • Campbell T C, Campbell T M. China Study - Die wissenschaftliche Begründung für eine vegane Ernährungsweise. Verlag Systemische Medizin, 2. Auflage, Bad Kötzting 2011
  • InterEssen: Ernährungswissenschaft zwischen Ökonomie und Gesundheit. Oktober 2014

Weblinks

Quellennachweise