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Carotinoide geben vor allem Pflanzen ihre leuchtend roten, gelben und grünen Farben. Außerdem schützen sie Pflanzen vor UV-Strahlen. | Carotinoide geben vor allem Pflanzen ihre leuchtend roten, gelben und grünen Farben. Außerdem schützen sie Pflanzen vor UV-Strahlen. | ||
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− | Dazu ist bekannt dass Retinapigmente die Netzhaut vor hoher Lichteinstrahlung schützen. | + | Sie sind in vielen Pflanzen enthalten, wie z.B. Tomaten, Karotten, Aprikosen, Wassermelonen und auch im Öl der Ölpalme kommen sie in hohem Gehalt vor. Auch Tiere, die mit ihrer Nahrung farbstoffhaltiges Pflanzenmaterial aufnehmen, enthalten Carotinoide. Lachse und andere Krustentiere verdanken der Substanz Astaxanthin ihre rote Farbe und man findet man diese auch in Schneckenhäusern und Muschelschalen. Auch das rosa Farbe des Gefieders der Flamingos stammt von Carotinoiden, die mit der Nahrung - Kleinkrebsen - aufgenommen werden.<ref>http://www.wissen.de/raetsel/warum-sind-flamingos-pink</ref> Dazu ist bekannt, dass Retinapigmente die Netzhaut vor hoher Lichteinstrahlung schützen. Auch die Farbe des Eigelbs stammt von Carotinverbindungen. |
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+ | Carotinoide sind grundsätzlich als potente Antioxidantien zu sehen, wobei zunehmend klar wird, dass sie ihre Wirkung in einem Netzwerk von Antioxidantien am besten entfalten und ihre tatsächliche Wirkung von vielen anderen Einflussfaktoren abhängt, bis hin zum dem Punkt, dass sie auch schädliche Effekte bewirken können. | ||
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+ | So ist die Effizienz der Deaktivierung abhängig von freien Radikalen, z.B von der Struktur der jeweiligen Moleküle und mit welchen Stoffen sie interagieren. Daher kann sich die Anwesenheit von [https://de.wikipedia.org/wiki/Astaxanthin Astaxanthin] negativ auf die antioxidativen Kapazitäten anderer Carotinoide auswirken. Diese Substanz wird von der Nahrungsergänzungsmittel-Industrie gerne auch als "''Superoxidans''" gepriesen und zu sehr hohen Preisen vermarktet.<ref>https://www.vitaminexpress.org/de/astaxanthin</ref> <ref>zentrum-der-gesundheit.de/astaxanthin-ia.html</ref> | ||
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+ | Abhängig von den Reaktionsbedingungen agieren Carotinoide mit Tocopherolen (Vitamin E) und Isoflavonoiden. Solche Netzwerke können unter bestimmten physiologischen Bedingungen auch beim Menschen entstehen. Die Untersuchung dieser Interaktionsmechanismen ist Bestandteil von Forschungsprojekten. | ||
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==An/Verwendungsgebiete== | ==An/Verwendungsgebiete== | ||
− | Carotinoide werden auch in Präparaten verarbeitet die als Selbstbräuner und Sonnenschutz verwendet werden. Untersuchungen ergaben aber, dass herkömmliche Sonnenschutzmittel wirksamer sind<ref> Stahl H, Sies H, Photoprotection by dietary carotinoids: concept, mechanism, evidence and future development, Mol Nutr Food Res2012; 56: 287-295</ref> | + | Carotinoide werden auch in Präparaten verarbeitet, die als Selbstbräuner und Sonnenschutz verwendet werden. Untersuchungen ergaben aber, dass herkömmliche Sonnenschutzmittel wirksamer sind.<ref>Stahl H, Sies H, Photoprotection by dietary carotinoids: concept, mechanism, evidence and future development, Mol Nutr Food Res2012; 56: 287-295</ref> |
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+ | Auch in der Lebensmittelindustrie werden Carotinoide unterschiedlich genutzt, z.B. um damit Käse, Margarine, Speiseeis oder Wurst ein appetitliches und ansprechendes Aussehen zu verleihen. | ||
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+ | Die in diversen Untersuchungen belegten antioxidativen Eigenschaften führten dazu, dass auch dieser Substanzgruppe vielfältige, stets positive Wirkungseigenschaften zugeschrieben werden. Damit wurden sie auch für den Markt der Nahrungsergänzungsmittel interessant und werden dort mit einer Vielzahl von Versprechungen angeboten. | ||
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+ | Teilweise wird aber auch ohne jedwede konkreten Erläuterungen geworben, die einen Mehrwert beschreiben, der die teilweise sehr hohen Preise der Produkte rechtfertigen könnte.<ref>https://www.nu3.de/carotinoide/</ref> <ref>https://www.fairvital.com/de/vitalstoffgruppen/carotinoide</ref> | ||
− | + | Es werden auch Präparate mit Zeaxanthin und Lutein vertrieben, die bei älteren Menschen eine altersbedingte Degeneration der Retina verhindern sollen. | |
+ | Für einen Teil der behaupteten Eigenschaften und Wirkungen ist die Nachweissituation und die Studienlage durchaus nicht klar. Nur für wenige Krankheitsbilder liegen tatsächlich relevante und belastbare Ergebnisse vor (siehe Studienlage). | ||
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− | + | Nur selten wird auf die möglichen Gefahren und Schädigungen hingewiesen, die durch eine erhöhte Aufnahme von Carotinoiden entstehen können, bzw. auf die schädliche Wirkung in bestimmten Zusammenhängen (ß-Carotin und erhöhtes Risiko für Lungenkrebs bei Rauchern). | |
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− | Oxidativer Stress gilt als einer der möglichen Mechanismen in der Krankheitsentstehung. Obwohl die Ergebnisse einiger Studien darauf hinweisen, dass eine | + | Oxidativer Stress gilt als einer der möglichen Mechanismen in der Krankheitsentstehung. Obwohl die Ergebnisse einiger Studien darauf hinweisen, dass eine Vitamin-C-reiche Ernährung einen schützenden Effekt gegen Erkrankung an Parkinson haben können, konnte in anderen Arbeiten dadurch kein Nutzen nachgewiesen werden. In einer im Journal „Lancet Neurology» erschienenen Meta-Analyse war das definierte Forschungsziel, zu erkennen ob zum einen Vitamin C, E und Betacarotin das Risiko, an Parkinson zu erkranken, senken können und zum anderen, ob hohe Einnahmemengen im Vergleich zur moderaten Aufnahme unterschiedlichen Nutzen erbringen. Acht Studien wurden zusammengefasst (sechs kontrollierte Fallstudien, eine Kohortenstudie und eine Querschnittsstudie). |
− | Die Forscher stellten fest, dass eine gesteigerte Einnahme von Vitamin E gegen die Erkrankung schützen kann. Dieser Einfluss war sowohl bei einer mäßigen | + | Die Forscher stellten fest, dass eine gesteigerte Einnahme von Vitamin E gegen die Erkrankung schützen kann. Dieser Einfluss war sowohl bei einer mäßigen als auch bei einer hohen Aufnahme von Vitamin E zu beobachten. Die Studien lieferten allerdings keinen Hinweis auf einen schützenden Effekt durch die Einnahme von Vitamin C und Betacarotin. Die Autoren schlossen aus den Ergebnissen, dass eine hohe Aufnahme von Vitamin E einen neuroprotektiven Effekt haben und das Risiko, an Parkinson zu erkranken, senken kann. Randomisierte Kontrollstudien sind jedoch für die Bestätigung der Ergebnisse erforderlich.<ref>Lancet Neurology 2005; 4(6):362-365</ref> |
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====Studien zu Lutein und Zeaxanthin==== | ====Studien zu Lutein und Zeaxanthin==== | ||
− | Lutein kann nicht im Körper erzeugt werden und muss daher ständig | + | Lutein kann nicht im Körper erzeugt werden und muss daher ständig zugeführt werden. Aus epidemiologischen Studien gibt es erste Hinweise, dass es möglicherweise ein Zusammenhang zwischen dem erhöhten Konsum von Früchten und Gemüsen und einem verminderten Auftreten der altersbedingten Makuladegeneration geben könnte. Einige dieser Untersuchungen zeigten, dass Personen, die Gemüse mit einem hohen Anteil an Lutein zu sich nehmen, ein deutlich geringeres Risiko der Erkrankung haben als die Vergleichsgruppen mit geringerer Luteinaufnahme.<ref>Seddon et al.,1994; Pauleikhoff, 2001</ref> |
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+ | Dies würde eine unkontrollierte Einnahme von hochkonzentrierten Extrakten zusätzlich problematisch machen. | ||
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− | + | In diversen Tierversuchen wurde festgestellt, dass Carotinoide grundsätzlich sowohl entzündungshemmend als auch antioxidativ wirken. Allerdings sind die Aussagen zur Auslösung von Tumoren sehr widersprüchlich und waren von den Modellen der Experimente abhängig. So sah man in Versuchen mit Lycopin, dass es einen Schutzeffekt bei der Auslösung von Brustkrebs hatte. Verwendete man aber andere Substanzen wie [https://de.wikipedia.org/wiki/Alkylanzien alkylisierendes Agens] waren keine schützende Wirkung mehr erkennen. Aussagen und Befunde zu Tierexperimenten sind in einer Arbeit aus dem Jahre 2012 beschrieben.<ref>Tanaka T, Shnimizu M, Moriwaki H, Cancer chemoprevention by carotinoids. Moleculs 2012; 17: 3202-3242</ref> | |
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+ | Zum Thema der Schutzeffekte liegen auch einige Humanstudien vor. Schon in den 1970er Jahren ergaben sich Hinweise, dass es protektive Faktoren gibt. 1981 wurde eine Arbeit veröffentlicht, in der dies diskutiert wurde.<ref>Peto R, Doll R, Buckley JD, Sporn MB. Can dietary by beta-carotines materially reduces human cancer rates? Nature 1981; 290: 201-208</ref> In den folgenden Jahren wurden viele Untersuchungen auf der Basis von Supplementierung durchgeführt, die aber die durchaus hohen Erwartungen bislang nicht erfüllen konnten. | ||
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+ | Die Substanz nimmt eine Sonderstellung ein, da sie besonders intensiv erforscht wurde. Die Gründe liegen auf der Hand: Das häufige Vorkommen und die Tatsache, dass es in Vitamin A gespalten wird und man davon ausging, dass erhebliche Schutzeffekte vorhanden sind.<ref>Bjelke E. Dietary Vitamin A and human Lung Cancer. Int J Cancer 1975; 15:561-565</ref> | ||
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+ | Allerdings stellte sich bei Untersuchungen heraus, dass offensichtlich auch ein erhöhtes Risiko von Lungenkrebs bei der Einnahme von ß-Carotinoiden besteht. Bei einer Studie in den USA mit über 4.000 Teilnehmern wurden Rauchern 30mg ß-Carotin und 25.000 IU Retinol verabreicht. Nach 6 Jahren wurde ein Anstieg des Krebsrisikos um 36%(!!) festgestellt.<ref>Cullen MR, Barnett MJ, Balmes JR et al. Prdictors of lung Cancer among asbestos-exposed men in beta-carotinoid and retinol effecy trial. Am J Epidemol 2005; 161: 260-270</ref> Auch für die Wirkung von ß-Carotinen bei Nichtrauchern liegen gute Ergebnisse vor. In einer Übersichtsarbeit aus dem Jahre 2008, dass mehrheitlich nicht signifikante Effekte auftreten.<ref>Gallichio L, Boyd K, Matanoski G et al. Carotenoids and the risk of Development Lung cancer: a systematic Review. Am J Clin Nutr 2008; 88: 373-383</ref> | ||
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+ | In einer Arbeitsgruppe aus Salzburg wurde gezeigt, das ß-Carotin bei oxidativem Stress zerlegt wird. Da Raucher unter permanenten oxidativem Stress stehen, wäre dies eine plausible Grundlage zur Erklärung für die erhöhte Anfälligkeit bei Rauchern.<ref>Eck P, Alija A, Bresgen N et al. Carotenoids and Mutagenesis. Hrsg. Carotenoids and Vitamin A in Translational Medicine. Boca Raton, Forida. CRC Press; 2013: 155 -174</ref> | ||
==Literatur== | ==Literatur== | ||
*Biesalski, Hans Konrad; et al.; Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, u.a., 2002. | *Biesalski, Hans Konrad; et al.; Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, u.a., 2002. | ||
+ | *Knasmüller; Krebs und Ernährung, Risiken und Prävention, 2014 Thieme Verlag. | ||
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+ | ==Weblinks== | ||
+ | * Verbraucherzentrale: [https://www.verbraucherzentrale.de/produkte-und-informationen-ganem Klartext Nahrungsergänzung] | ||
+ | * Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin 2016: [http://www.ernaehrung2016.de/files/DGEM16/pdf/Freitag/Loeser_Krebsdiaeten_Fakten_u_Fantasien.pdf Krebsdiäten: Fakten und Fantasien] | ||
+ | * Science-Based Medicine vom 26. Juli 2017: [https://sciencebasedmedicine.org/increase-in-supplement-poisonings/ Increase In Supplement Poisonings] | ||
==Quellennachweise== | ==Quellennachweise== |
Aktuelle Version vom 5. Dezember 2018, 16:03 Uhr
Carotinoide sind eine sehr große Gruppe natürlicher Farbstoffe. Bisher wurde über 800 Carotinoide beschrieben. Am bekanntesten sind die Carotinoide, die den Pflanzen durch ihre roten (z.B. Lycopin in Tomaten) oder gelben Pigmente (z.B. Beta-Carotin der Möhre) die Farbe geben. Ihnen werden vielfältige positive Auswirkungen auf die Gesundheit zugeschrieben.
Vorkommen und natürliche Wirkung
Carotinoide geben vor allem Pflanzen ihre leuchtend roten, gelben und grünen Farben. Außerdem schützen sie Pflanzen vor UV-Strahlen.
Sie sind in vielen Pflanzen enthalten, wie z.B. Tomaten, Karotten, Aprikosen, Wassermelonen und auch im Öl der Ölpalme kommen sie in hohem Gehalt vor. Auch Tiere, die mit ihrer Nahrung farbstoffhaltiges Pflanzenmaterial aufnehmen, enthalten Carotinoide. Lachse und andere Krustentiere verdanken der Substanz Astaxanthin ihre rote Farbe und man findet man diese auch in Schneckenhäusern und Muschelschalen. Auch das rosa Farbe des Gefieders der Flamingos stammt von Carotinoiden, die mit der Nahrung - Kleinkrebsen - aufgenommen werden.[1] Dazu ist bekannt, dass Retinapigmente die Netzhaut vor hoher Lichteinstrahlung schützen. Auch die Farbe des Eigelbs stammt von Carotinverbindungen.
Antioxidative Eigenschaften
Carotinoide sind grundsätzlich als potente Antioxidantien zu sehen, wobei zunehmend klar wird, dass sie ihre Wirkung in einem Netzwerk von Antioxidantien am besten entfalten und ihre tatsächliche Wirkung von vielen anderen Einflussfaktoren abhängt, bis hin zum dem Punkt, dass sie auch schädliche Effekte bewirken können.
So ist die Effizienz der Deaktivierung abhängig von freien Radikalen, z.B von der Struktur der jeweiligen Moleküle und mit welchen Stoffen sie interagieren. Daher kann sich die Anwesenheit von Astaxanthin negativ auf die antioxidativen Kapazitäten anderer Carotinoide auswirken. Diese Substanz wird von der Nahrungsergänzungsmittel-Industrie gerne auch als "Superoxidans" gepriesen und zu sehr hohen Preisen vermarktet.[2] [3]
Abhängig von den Reaktionsbedingungen agieren Carotinoide mit Tocopherolen (Vitamin E) und Isoflavonoiden. Solche Netzwerke können unter bestimmten physiologischen Bedingungen auch beim Menschen entstehen. Die Untersuchung dieser Interaktionsmechanismen ist Bestandteil von Forschungsprojekten.
An/Verwendungsgebiete
Carotinoide werden auch in Präparaten verarbeitet, die als Selbstbräuner und Sonnenschutz verwendet werden. Untersuchungen ergaben aber, dass herkömmliche Sonnenschutzmittel wirksamer sind.[4]
Auch in der Lebensmittelindustrie werden Carotinoide unterschiedlich genutzt, z.B. um damit Käse, Margarine, Speiseeis oder Wurst ein appetitliches und ansprechendes Aussehen zu verleihen.
Die in diversen Untersuchungen belegten antioxidativen Eigenschaften führten dazu, dass auch dieser Substanzgruppe vielfältige, stets positive Wirkungseigenschaften zugeschrieben werden. Damit wurden sie auch für den Markt der Nahrungsergänzungsmittel interessant und werden dort mit einer Vielzahl von Versprechungen angeboten.
Nahrungsergänzungsmittel
In diesem Marktsegment werden Reihe von Produkte angeboten und zu anspruchsvollen Konditionen verkauft. Teilweise wird dabei mit positiven Auswirkungen auf gesundheitsrelevante Aspekte geworben.
- "Wenn Sie auf diese farbenfrohe Lebensmittel setzen, profitieren Sie in vielen Bereichen von der starken antioxidativen Wirkung des Beta-Carotins. Es kann beispielsweise vor einem erhöhten Cholesterinspiegel ebenso schützen wie vor Herzerkrankungen, die einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt zur Folge haben können. Dieses Antioxidans bekämpft freie Radikale wie Wasser das Feuer. Es reduziert die Oxidation des LDL-Cholesterins im Körper und verhindert so die Verengung der Arterien. Dadurch beugt es der Arteriosklerose wirkungsvoll vor. Zahlreiche Studien haben belegt, dass Lebensmittel, die reich an Carotinoiden sind, das Risiko, einem Herzanfall zu erliegen, signifikant senken können. Andere Studien deuten darauf hin, dass insbesondere zwei Carotinoide – das Beta-Carotin und das Lycopin, das in Tomaten enthalten ist – zudem das Schlaganfall-Risiko wirksam verringern können".[5].
Teilweise wird aber auch ohne jedwede konkreten Erläuterungen geworben, die einen Mehrwert beschreiben, der die teilweise sehr hohen Preise der Produkte rechtfertigen könnte.[6] [7]
Es werden auch Präparate mit Zeaxanthin und Lutein vertrieben, die bei älteren Menschen eine altersbedingte Degeneration der Retina verhindern sollen.
Für einen Teil der behaupteten Eigenschaften und Wirkungen ist die Nachweissituation und die Studienlage durchaus nicht klar. Nur für wenige Krankheitsbilder liegen tatsächlich relevante und belastbare Ergebnisse vor (siehe Studienlage).
In dieser Grauzone bewegen sich die Erzeuger und Vertreiber der Produkte mit ihrem Sortiment. Wie auf diesem Markt üblich werden viele Annahmen, Vermutungen und Zuschreibungen als vorgebliche Fakten präsentiert, was jedoch keiner näheren Betrachtung standhält. Auch die Tatsache, dass die Deckung des täglichen Bedarfs bei gesunden Menschen mit der normalen Ernährung problemlos zu erreichen und die Einnahme der Präparate ernährungsphysiologisch absolut nicht notwendig ist, wird nicht erwähnt.[8]
Nur selten wird auf die möglichen Gefahren und Schädigungen hingewiesen, die durch eine erhöhte Aufnahme von Carotinoiden entstehen können, bzw. auf die schädliche Wirkung in bestimmten Zusammenhängen (ß-Carotin und erhöhtes Risiko für Lungenkrebs bei Rauchern).
Studienlage
Carotinoide und das Risiko an Parkinson zu erkranken
Oxidativer Stress gilt als einer der möglichen Mechanismen in der Krankheitsentstehung. Obwohl die Ergebnisse einiger Studien darauf hinweisen, dass eine Vitamin-C-reiche Ernährung einen schützenden Effekt gegen Erkrankung an Parkinson haben können, konnte in anderen Arbeiten dadurch kein Nutzen nachgewiesen werden. In einer im Journal „Lancet Neurology» erschienenen Meta-Analyse war das definierte Forschungsziel, zu erkennen ob zum einen Vitamin C, E und Betacarotin das Risiko, an Parkinson zu erkranken, senken können und zum anderen, ob hohe Einnahmemengen im Vergleich zur moderaten Aufnahme unterschiedlichen Nutzen erbringen. Acht Studien wurden zusammengefasst (sechs kontrollierte Fallstudien, eine Kohortenstudie und eine Querschnittsstudie).
Die Forscher stellten fest, dass eine gesteigerte Einnahme von Vitamin E gegen die Erkrankung schützen kann. Dieser Einfluss war sowohl bei einer mäßigen als auch bei einer hohen Aufnahme von Vitamin E zu beobachten. Die Studien lieferten allerdings keinen Hinweis auf einen schützenden Effekt durch die Einnahme von Vitamin C und Betacarotin. Die Autoren schlossen aus den Ergebnissen, dass eine hohe Aufnahme von Vitamin E einen neuroprotektiven Effekt haben und das Risiko, an Parkinson zu erkranken, senken kann. Randomisierte Kontrollstudien sind jedoch für die Bestätigung der Ergebnisse erforderlich.[9]
Studien zu Lutein und Zeaxanthin
Lutein kann nicht im Körper erzeugt werden und muss daher ständig zugeführt werden. Aus epidemiologischen Studien gibt es erste Hinweise, dass es möglicherweise ein Zusammenhang zwischen dem erhöhten Konsum von Früchten und Gemüsen und einem verminderten Auftreten der altersbedingten Makuladegeneration geben könnte. Einige dieser Untersuchungen zeigten, dass Personen, die Gemüse mit einem hohen Anteil an Lutein zu sich nehmen, ein deutlich geringeres Risiko der Erkrankung haben als die Vergleichsgruppen mit geringerer Luteinaufnahme.[10]
Da die Datenlage hinsichtlich der präventiven und interventiven Eigenschaften der Carotinoide noch keine zwingenden Schlüsse zulässt, gibt der Arbeitskreis Klinische Fragen des Wissenschaftlichen Beirats von "Pro Retina Deutschland" konkrete Empfehlungen zur Lutein- und Zeaxanthineinahme. Auch werden weitere Studien und Ergebnisse beleuchtet:[11]
- "... so dass die regelmäßige Carotinoid-Einnahme erhöht werden kann, wobei mögliche Nebenwirkungen zu berücksichtigen sind. Die tägliche Dosis von 15-20 mg sollte in keinem Fall überschritten werden“
- "Die gleichzeitige Einnahme weiterer Carotinoide (z.B. β-Carotin oder Lycopin) könnte sich u.a. wegen Fragen der Resorption und Interaktion durchaus nachteilig auswirken"
Dies würde eine unkontrollierte Einnahme von hochkonzentrierten Extrakten zusätzlich problematisch machen.
Krebs
In diversen Tierversuchen wurde festgestellt, dass Carotinoide grundsätzlich sowohl entzündungshemmend als auch antioxidativ wirken. Allerdings sind die Aussagen zur Auslösung von Tumoren sehr widersprüchlich und waren von den Modellen der Experimente abhängig. So sah man in Versuchen mit Lycopin, dass es einen Schutzeffekt bei der Auslösung von Brustkrebs hatte. Verwendete man aber andere Substanzen wie alkylisierendes Agens waren keine schützende Wirkung mehr erkennen. Aussagen und Befunde zu Tierexperimenten sind in einer Arbeit aus dem Jahre 2012 beschrieben.[12]
Zum Thema der Schutzeffekte liegen auch einige Humanstudien vor. Schon in den 1970er Jahren ergaben sich Hinweise, dass es protektive Faktoren gibt. 1981 wurde eine Arbeit veröffentlicht, in der dies diskutiert wurde.[13] In den folgenden Jahren wurden viele Untersuchungen auf der Basis von Supplementierung durchgeführt, die aber die durchaus hohen Erwartungen bislang nicht erfüllen konnten.
ß-Carotin
Die Substanz nimmt eine Sonderstellung ein, da sie besonders intensiv erforscht wurde. Die Gründe liegen auf der Hand: Das häufige Vorkommen und die Tatsache, dass es in Vitamin A gespalten wird und man davon ausging, dass erhebliche Schutzeffekte vorhanden sind.[14]
Allerdings stellte sich bei Untersuchungen heraus, dass offensichtlich auch ein erhöhtes Risiko von Lungenkrebs bei der Einnahme von ß-Carotinoiden besteht. Bei einer Studie in den USA mit über 4.000 Teilnehmern wurden Rauchern 30mg ß-Carotin und 25.000 IU Retinol verabreicht. Nach 6 Jahren wurde ein Anstieg des Krebsrisikos um 36%(!!) festgestellt.[15] Auch für die Wirkung von ß-Carotinen bei Nichtrauchern liegen gute Ergebnisse vor. In einer Übersichtsarbeit aus dem Jahre 2008, dass mehrheitlich nicht signifikante Effekte auftreten.[16]
In einer Arbeitsgruppe aus Salzburg wurde gezeigt, das ß-Carotin bei oxidativem Stress zerlegt wird. Da Raucher unter permanenten oxidativem Stress stehen, wäre dies eine plausible Grundlage zur Erklärung für die erhöhte Anfälligkeit bei Rauchern.[17]
Literatur
- Biesalski, Hans Konrad; et al.; Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, u.a., 2002.
- Knasmüller; Krebs und Ernährung, Risiken und Prävention, 2014 Thieme Verlag.
Weblinks
- Verbraucherzentrale: Klartext Nahrungsergänzung
- Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin 2016: Krebsdiäten: Fakten und Fantasien
- Science-Based Medicine vom 26. Juli 2017: Increase In Supplement Poisonings
Quellennachweise
- ↑ http://www.wissen.de/raetsel/warum-sind-flamingos-pink
- ↑ https://www.vitaminexpress.org/de/astaxanthin
- ↑ zentrum-der-gesundheit.de/astaxanthin-ia.html
- ↑ Stahl H, Sies H, Photoprotection by dietary carotinoids: concept, mechanism, evidence and future development, Mol Nutr Food Res2012; 56: 287-295
- ↑ zentrum-der-gesundheit.de/beta-carotin-wirkung-ia.html
- ↑ https://www.nu3.de/carotinoide/
- ↑ https://www.fairvital.com/de/vitalstoffgruppen/carotinoide
- ↑ https://www.verbraucherzentrale.de/werbung-mit-gesundheit-meist-zu-viel-versprochen
- ↑ Lancet Neurology 2005; 4(6):362-365
- ↑ Seddon et al.,1994; Pauleikhoff, 2001
- ↑ http://www.pro-retina.de/forschungsfoerderung/wissenschaftliche-beratungsgremien/empfehlungen/lutein-und-zeaxanthin
- ↑ Tanaka T, Shnimizu M, Moriwaki H, Cancer chemoprevention by carotinoids. Moleculs 2012; 17: 3202-3242
- ↑ Peto R, Doll R, Buckley JD, Sporn MB. Can dietary by beta-carotines materially reduces human cancer rates? Nature 1981; 290: 201-208
- ↑ Bjelke E. Dietary Vitamin A and human Lung Cancer. Int J Cancer 1975; 15:561-565
- ↑ Cullen MR, Barnett MJ, Balmes JR et al. Prdictors of lung Cancer among asbestos-exposed men in beta-carotinoid and retinol effecy trial. Am J Epidemol 2005; 161: 260-270
- ↑ Gallichio L, Boyd K, Matanoski G et al. Carotenoids and the risk of Development Lung cancer: a systematic Review. Am J Clin Nutr 2008; 88: 373-383
- ↑ Eck P, Alija A, Bresgen N et al. Carotenoids and Mutagenesis. Hrsg. Carotenoids and Vitamin A in Translational Medicine. Boca Raton, Forida. CRC Press; 2013: 155 -174