Kumdang-2: Unterschied zwischen den Versionen
Abrax (Diskussion | Beiträge) |
Abrax (Diskussion | Beiträge) |
||
(20 dazwischenliegende Versionen von 2 Benutzern werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
− | '''Kumdang-2''' ( | + | [[image:Kumdang.jpg|Kumdang-2 Präparate zur Injektion|320px|thumb]] |
+ | '''Kumdang-2''' (kor.: ''goldener Zucker'', auch ''Kymdan-2'') ist der Handelsname eines 1989 in Nordkorea entwickelten pflanzlichen [[Panazee|Wunderallheilmittels]], das in regelmäßigen Abständen von nordkoreanischen und russischen Quellen ins Gespräch gebracht wird. Erste Nennungen finden sich bereits im Jahr 1996. 2003 wurde es als Wundermittel gegen SARS erwähnt, 2015 angesichts einer MERS-Epidemie in Südkorea. Nach den Vorstellungen des Herstellers, der ''Pugang Pharmaceutical Company'', sei das Mittel geeignet, völlig unterschiedliche Erkrankungen wie AIDS, Ebolafieber, Hepatitis, SARS und MERS, Herzerkrankungen und Tuberkulose zu heilen (siehe dazu: [[Zehn Indizien für Quacksalberei]]). Zusätzlich wurde über die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA verbreitet, dass das Wundermittel auch gegen morgendliche Müdigkeit, Krebs und "Schäden wegen übermäßigen Gebrauchs von Computern" wirksam sei. Obwohl das Mittel das menschliche Immunsystem stimulieren soll, wird es paradoxer Weise explizit zur Behandlung von Entzündungen (Zitat: ''"has a detoxifying and anti-inflammatory action"'') und Zuckerkrankheit beworben. Als vermeintliches [[Entgiftung]]smittel heile es "98% der Fälle einer medizinischen Vergiftung". | ||
− | Erfinder sind die Koreaner Jon Sung Hun und Ri Sun Choi, die das Mittel zum Patent anmeldeten. | + | Erfinder sind die Koreaner Jon Sung Hun (Direktor der Pharmafirma Pugang) und Ri Sun Choi, die das Mittel zum Patent anmeldeten. |
+ | |||
+ | Auf dem internationalen Markt für [[pseudomedizin]]ische Mittel wird Kumdang-2 über eine Firma in Moskau angeboten. In Russland machte die staatlich finanzierte Nachrichtenagentur TASS Werbung für das Mittel. In der Mongolei wird Kumdang-2 von einer Firma "Aisha Pharma" angeboten. | ||
+ | |||
+ | Während Befürworter und Hersteller zahlreiche fragwürdige und unbedeutende internationale Auszeichnungen für Kumdang-2 nennen, findet sich kein einziger Eintrag in wissenschaftlichen Datenbanken (Stand Juni 2015). | ||
+ | |||
+ | In der Werbung zu Kumdang-2 werden unrichtige und unfreiwillig erheiternde Angaben gemacht. So sei das Mittel in Deutschland zugelassen (Zitat: ''"National and International Accreditation and Appraisal ... Kumdang-2 Injection has been registered and approved as follows: ... No. 51528, B-5641 of Analyticon of Germany Ministry of Health of Cuba Reg... Also registered in Uzbekistan."'')<ref>http://kumdang2.com/sample-page/</ref> Laut Hersteller werde in Deutschland Kumdang-2 auch in der Bild-Zeitung erwähnt, da eine "bildhübsche Miss Kim Hey Sung" dem Produkt einen akrobatischen Oskar-Preis "goldener Clown" verdanke. ''"The “Bild”, a German newspaper, in its 22.11.2002 issue, stated that a beautiful girl Miss Kim Hey Sung owes hei [sic] acrobatic Oscar prize “Golden Clown” to her active use of Kumdang-2 Injection, which it depicted as a miraculous non-doping medicine without any attachment (love) or addiction."'' Nordkoreanische Nachrichtenagenturen verbreiten in ihrer Propaganda, dass Kumdang-2 ein Beispiel für die überlegenen, gigantischen Errungenschaften des Landes sei. | ||
− | |||
==Inhaltsstoffe== | ==Inhaltsstoffe== | ||
− | Kumdang-2 soll [[Ginseng]]-Extrakte | + | Kumdang-2 soll [[Ginseng]]-Extrakte (''Kaesong Koryo insam''), geringe Mengen [https://de.wikipedia.org/wiki/Metalle_der_Seltenen_Erden Metalle der seltenen Erden] ([https://de.wikipedia.org/wiki/Lanthan Lanthan], [https://de.wikipedia.org/wiki/Cer Cer]) sowie Spuren von Gold und Platin enthalten. Nach Herstellerangaben soll das Mittel in Form von Injektionen angewendet werden. Nordkoreanischen Quellen zufolge soll das Mittel Extrakte der Ginsengpflanze enthalten. Die Pflanzen seien zuvor mit Metallen der seltenen Erden gedüngt worden. |
+ | |||
+ | ==Unterstellter Wirkmechanismus== | ||
+ | In der Werbung zu Kumdang-2 wird die Behauptung aufgestellt, dass das Mittel das Immunsystem des Menschen stimuliere und effektiver als Interferon sei. | ||
==Quellennachweise== | ==Quellennachweise== | ||
<references/> | <references/> | ||
[[category:Heilmittel in der Pseudomedizin]] | [[category:Heilmittel in der Pseudomedizin]] | ||
+ | [[category:Korea]] |
Aktuelle Version vom 12. Oktober 2016, 12:59 Uhr
Kumdang-2 (kor.: goldener Zucker, auch Kymdan-2) ist der Handelsname eines 1989 in Nordkorea entwickelten pflanzlichen Wunderallheilmittels, das in regelmäßigen Abständen von nordkoreanischen und russischen Quellen ins Gespräch gebracht wird. Erste Nennungen finden sich bereits im Jahr 1996. 2003 wurde es als Wundermittel gegen SARS erwähnt, 2015 angesichts einer MERS-Epidemie in Südkorea. Nach den Vorstellungen des Herstellers, der Pugang Pharmaceutical Company, sei das Mittel geeignet, völlig unterschiedliche Erkrankungen wie AIDS, Ebolafieber, Hepatitis, SARS und MERS, Herzerkrankungen und Tuberkulose zu heilen (siehe dazu: Zehn Indizien für Quacksalberei). Zusätzlich wurde über die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA verbreitet, dass das Wundermittel auch gegen morgendliche Müdigkeit, Krebs und "Schäden wegen übermäßigen Gebrauchs von Computern" wirksam sei. Obwohl das Mittel das menschliche Immunsystem stimulieren soll, wird es paradoxer Weise explizit zur Behandlung von Entzündungen (Zitat: "has a detoxifying and anti-inflammatory action") und Zuckerkrankheit beworben. Als vermeintliches Entgiftungsmittel heile es "98% der Fälle einer medizinischen Vergiftung".
Erfinder sind die Koreaner Jon Sung Hun (Direktor der Pharmafirma Pugang) und Ri Sun Choi, die das Mittel zum Patent anmeldeten.
Auf dem internationalen Markt für pseudomedizinische Mittel wird Kumdang-2 über eine Firma in Moskau angeboten. In Russland machte die staatlich finanzierte Nachrichtenagentur TASS Werbung für das Mittel. In der Mongolei wird Kumdang-2 von einer Firma "Aisha Pharma" angeboten.
Während Befürworter und Hersteller zahlreiche fragwürdige und unbedeutende internationale Auszeichnungen für Kumdang-2 nennen, findet sich kein einziger Eintrag in wissenschaftlichen Datenbanken (Stand Juni 2015).
In der Werbung zu Kumdang-2 werden unrichtige und unfreiwillig erheiternde Angaben gemacht. So sei das Mittel in Deutschland zugelassen (Zitat: "National and International Accreditation and Appraisal ... Kumdang-2 Injection has been registered and approved as follows: ... No. 51528, B-5641 of Analyticon of Germany Ministry of Health of Cuba Reg... Also registered in Uzbekistan.")[1] Laut Hersteller werde in Deutschland Kumdang-2 auch in der Bild-Zeitung erwähnt, da eine "bildhübsche Miss Kim Hey Sung" dem Produkt einen akrobatischen Oskar-Preis "goldener Clown" verdanke. "The “Bild”, a German newspaper, in its 22.11.2002 issue, stated that a beautiful girl Miss Kim Hey Sung owes hei [sic] acrobatic Oscar prize “Golden Clown” to her active use of Kumdang-2 Injection, which it depicted as a miraculous non-doping medicine without any attachment (love) or addiction." Nordkoreanische Nachrichtenagenturen verbreiten in ihrer Propaganda, dass Kumdang-2 ein Beispiel für die überlegenen, gigantischen Errungenschaften des Landes sei.
Inhaltsstoffe
Kumdang-2 soll Ginseng-Extrakte (Kaesong Koryo insam), geringe Mengen Metalle der seltenen Erden (Lanthan, Cer) sowie Spuren von Gold und Platin enthalten. Nach Herstellerangaben soll das Mittel in Form von Injektionen angewendet werden. Nordkoreanischen Quellen zufolge soll das Mittel Extrakte der Ginsengpflanze enthalten. Die Pflanzen seien zuvor mit Metallen der seltenen Erden gedüngt worden.
Unterstellter Wirkmechanismus
In der Werbung zu Kumdang-2 wird die Behauptung aufgestellt, dass das Mittel das Immunsystem des Menschen stimuliere und effektiver als Interferon sei.