Liquidakupunktur: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | ==Liquid Acupunture im englischen Sprachraum== | ||
+ | Bereits in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde eine "liquid acupuncture" als Variante der [[TCM]]-Akupunktur von Yu Ru Lin als Injektion bestimmter pflanzlicher Mittel an Akupunkturpunkten beschrieben. | ||
− | + | Im englischsprachigen [[Pseudomedizin]]- und [[Wellness]]bereich wird unter dem Begriff "Liquid Acupuncture" auch eine völlig andere Methode beschrieben, als dies der Deutsche Akademie für Akupunktur e.V. angibt. Es handelt sich dann um eine Variante der [[Akupressur]], bei der bestimmte Flüssigkeiten in die Haut einmassiert werden. Ein Bezug zum Ohr besteht dabei nicht. | |
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Aktuelle Version vom 13. März 2015, 21:33 Uhr
Die Liquidakupunktur (von engl. liquid=flüssig, engl. liquid acupuncture) ist als Akupunkturverfahren eine Variante der Aurikulotherapie. Zur Anwendung kommen bei dieser Methode Injektionen an bestimmten Punkten der Ohrmuschel. In der Werbung zur Methode wird eine "verblüffend schnelle" Wirkung gegen Schmerzen versprochen. Im deutschsprachigen Raum wurde das Verfahren im Jahre 2014 als "neuartige" Methode vorgestellt. Der Akupunktur-Lobbyverein "Deutsche Akademie für Akupunktur e.V" (DAA) verbreitet seit 2014 die Information, dass der deutsche Arzt K. Küstermann anekdotisch über die Heilung eines an therapieresistenten Schmerzen leidenden Freundes berichtet habe, der durch den spontanen Einfall einer Unterspritzung an angenommenen Ohrakupunkturpunkten gesundet sei.[1]
Mit K. Küstermann ist wahrscheinlich Klaus Küstermann gemeint, der Präsident des Lobbyvereins Internationale Gesellschaft für Biologische Medizin (IGBM) aus Baden-Baden. In der Werbung für eigene kostenpflichtige Seminarangebote behauptet der DAA zur Methode der Liquidakupunktur, dass diese auf einem "wissenschaftlich belegten Prinzip der Reflexlokalisationen am Ohr" basiere. Die Methode sei auch in 89% der akuten und 74% der chronischen Fälle erfolgreich. (Zitat: "Weil Sie das wissenschaftlich belegte Prinzip der Reflexlokalisationen am Ohr zu raschen Therapieerfolgen bei Schmerzen nutzen können! .. Weil Sie in 89 % der akuten und 74 % der chronischen Fälle Erfolge erzielen!")[2]
Eine werbend gehaltene Nachricht in der für Pharmawerbung reservierten Rubrik „Pharmaforum“ der Wochenzeitschrift für Allgemein-Mediziner "MMW-Fortschritte der Medizin" thematisierte Anfang 2015 ebenfalls die neu erfundene Methode ("Ganz neu wurde nun die Liquidakupunktur entwickelt..."), deren Prinzip angeblich mittels funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT) bewiesen sei.[3] Laut anonymen Autor des MWW-Artikels seien die angenommenen Aurikulotherapie-Akupunkturpunkte wissenschaftlich nachgewiesen: "In den 1950er-Jahren erkannte Dr. Paul Nogier, dass die gesamte Ohroberfläche eine Reflexzone darstellt, die alle Organe des Körpers abbildet und im Krankheitsfall das betroffene Areal anzeigt. M. Romoli und D. Alimi haben dies 2013/2014 eindrucksvoll mittels fMRT nachweisen können". In Datenbanken lässt sich indes kein Fachartikel finden, in dem Romoli und Alimi zusammen als Autoren genannt werden. Es ist jedoch eine unverblindete und unkontrollierte Pilotstudie von Marco Romoli aufzufinden, die im Supplement der Zeitschrift „Neurological Science“, d.h. nicht peer-reviewed, erschien. Mittels fMRT wurde die Spezifität von Aurikularpunkten untersucht. Gefunden wurde bei sechs gesunden Freiwilligen, dass sich bei Reizung („Akupunktur“) an zwei unterschiedlichen Punkten des Ohres differente Aktivierungsmuster des Gehirns ergaben. Eine statistische Auswertung der Daten fehlt im Artikel. Die Autoren kamen zum Schluss: "Our results provide preliminary evidence on the specificity of two auricular acupoints" (Unsere Ergebnisse liefern vorläufige Belege für die Spezifität von zwei Ohr-Akupunkturpunkten).[4] Eine gewisse Ähnlichkeit zeigt sich zur Methode Augmentierte Akupunktur nach Covic des Konstanzer Anästhesisten Dusan Covic, der ebenfalls Neuraltherapeutika im Rahmen seines Akupunkturverfahrens injiziert.
Methode und behaupteter Wirkmechanismus
Bei der Liquidakupunktur wird mit einer Injektionsnadel in methodenspezifische Ohrakupunkturpunkte ein halber Milliliter eines Lokalanästhetikums bzw. eines Neuraltherapeutikums unter die Haut injiziert. Es bildet sich sodann an der Einstichstelle eine kleine Quaddel. Die deutsche Pharmafirma Heel bietet eigene Heilmittel an, die für die Liquidakupunktur geeignet seien. Dabei handelt es sich aber nicht um rezeptpflichtige Arzneimittel wie Lokalanästhetika, sondern um Homöopathica wie Lymphomyosot, Zeel und Traumeel. Laut Lehre soll durch die Quaddel ein mechanischer Druck auf Nervenenden im Unterhautgewebe entstehen, welcher zu einem "Nervenimpuls" führe, der aus medizinisch nicht nachvollziehbaren Gründen die Formatio reticularis im Stammhirn erreiche, um dort bei Schmerzreizen eine so genannte "Gegenirritation" auszulösen.
Liquid Acupunture im englischen Sprachraum
Bereits in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde eine "liquid acupuncture" als Variante der TCM-Akupunktur von Yu Ru Lin als Injektion bestimmter pflanzlicher Mittel an Akupunkturpunkten beschrieben.
Im englischsprachigen Pseudomedizin- und Wellnessbereich wird unter dem Begriff "Liquid Acupuncture" auch eine völlig andere Methode beschrieben, als dies der Deutsche Akademie für Akupunktur e.V. angibt. Es handelt sich dann um eine Variante der Akupressur, bei der bestimmte Flüssigkeiten in die Haut einmassiert werden. Ein Bezug zum Ohr besteht dabei nicht.
Quellennachweise
- ↑ http://www.akupunktur-patienten.de/fileadmin/akupunktur/akupunktur_zeitschrift/Akupunktur_4_2014.pdf
- ↑ https://www.akupunktur-seminare.de/uploads/tx_sysfiredaaseminare/DAA_Programm_Liquidakupunktur.pdf
- ↑ Autor: Red., Mit Liquidakupunktur gegen chronische Schmerzen, MMW - Fortschritte der Medizin, 2015; 157 (3) S. 70, DOI: 10.1007/s15006-015-2713-2
- ↑ Romoli M, Allais G, Airola G, Benedetto C, Mana O, Giacobbe M, Pugliese AM, Battistella G, Fornari E. "Ear acupuncture and fMRI: a pilot study for assessing the specificity of auricular points", Neurol Sci. 2014 May;35 Suppl 1:189-93. doi: 10.1007/s10072-014-1768-7