Quantenmedizin: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | Laut "Spiegel Online" handele es sich bei Quantenmedizin um (Zitat) ''"Pseudowissenschaft Quantenmedizin"''.<ref>[http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/quantenmedizin-einstein-fuer-esoteriker-a-1017748.html Tobias Hürter und Max Rauner: "Pseudowissenschaft Quantenmedizin: Einstein für Esoteriker", Spiegel Online, 17.2.2015]</ref> | ||
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+ | Die Verwendung des Begriffs Quant im Zusammenhang mit Medizin soll [[pseudowissenschaft]]lich eine Beziehung zur wissenschaftlichen Quantenphysik oder Quantenchemie herstellen und somit eine Seriosität genau dort vortäuschen, wo im [[pseudomedizin]]ischen Bereich keine plausiblen Erklärungen und seriöse Angaben gemacht werden können. So ist es nicht verwunderlich, dass selbst absurdeste Scharlatanerieprodukte "quantenmedizinisch" begründet und vermarktet werden, beispielsweise auf dem kommerziell erfolgreichen Markt für "energiemedizinische Geräte" (eine ähnliche Situation liegt beim Begriff [[Biophoton]] vor, der ebenfalls im Umfeld diverser pseudomedizinischer Gerätschaften ohne Wirksamkeitsnachweis geläufig ist). | ||
− | + | Eine wissenschaftlich akzeptable Begründung, warum bei den Konzepten, die mit dem Begriff Quantenmedizin belegt werden, die Quantenmechanik (der Zweig der Physik, der Vorgänge im subatomaren Bereich beschreibt) eine Rolle spielen soll, fehlt. Man kann sich vielmehr fragen, ob bei den Protagonisten der Quantenmedizin selbst ein Verständnis der Quantenmechanik vorhanden ist, wenn in deren Texten ohne jede physikalische Rechtfertigung Begriffe wie ''Quantenlogik, Quanten-Entropie, Quantenkohärenz, Quanten-Resonanz, Magnetquanten, photoneninduzierte Superkonduktivität'' oder [[Torsionsfeld]]er verwendet werden, dazu geeignet, selbst medizinisch Vorgebildete ohne physikalische Fachkenntnisse zu beeindrucken und in die Irre zu führen.<ref>Der Betreiber eines "Zentrums für Quantenmedizin", der Heilpraktiker Norbert Schattmann, "erklärt" die Quantenmedizin z.B. so: ''Das Nervensystem und das Quantenvakuum; die virtuell- energetischen Welten; besitzen jeweils Potenziale und Ladungen, die über [[Skalarwellen]] und das universale Informationsfeld (die Holographische Fraktalmatrix) gegenseitig in Kontakt stehen und wechselwirken können. Die Struktur des Potenzials ist dabei die entscheidende physikalische Größe für die Kommunikation mit dem Vakuum. Da unser Organismus alle seine Funktionen mit Hilfe der Potenzial- Regulierung steuert, werden speziell für diese Kommunikation Materiewelt - Vakuumwelt neu entwickelte Quantenpositronische Geräte eingesetzt. [...] Die von einer beliebigen Audioquelle erzeugten Hertz-Frequenzen werden mittels eines Dipols in Skalarwellen umgewandelt, welche eine Brücke zum Quantenvakuum herstellen. Die Skalarwellen erzeugen magnetisierte Wurmlöcher, die als Einstein-Rosen-Brücken bezeichnet werden. In den Geräten befinden sich unter anderem Speicherkristalle, die die Informationen der Holographischen Fraktalmatrix unseres Universums, den so genannten Lebenscode, enthält. Über diese Brücken senden die aktivierten Kristalle eine Photonenstrahlung, die von der DNS empfangen wird. Dies wird auch als eine außerhalb von Raum und Zeit ablaufende Hyperkommunikation bezeichnet.'' (www.quantenmed-schattmann.de/quantenmedizin.htm, Aufruf am 7. Juni 2011)</ref> | |
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− | + | Als Anwender des Begriffs Quantenmedizin und Erfinder auf diesem Sektor finden sich [[Marco Bischof]], [[Ulrich Warnke]], [[Hartmut Müller]], [[Hendrik Treugut]] von der [[DGEIM]], Norbert Maurer <ref>http://www.oeaz.at/zeitung/3aktuell/2003/19/haupt/haupt19_2003chao.html</ref>, [[Ewald Töth]] (Lehrbeauftragter der [[Donau-Universität Krems]] und Erfinder der Lichtquantenessenz <ref>http://www.quanten-dilettanten.de/links.htm#essenz</ref>), [[Bodo Köhler]], [[Johann Lechner]], diverse "Institute" sowie Hersteller von [[Radionik]]- und [[Bioresonanz]]geräten. In Österreich und Russland finden sich "quantenmedizinische Institute". Zur Frage, was eigentlich unter Quantenmedizin zu verstehen sei, veranstaltete die DGEIM 2007 ein Symposium, auf dem auch [[Konstantin Meyl]] und [[Fritz-Albert Popp]] referierten.<ref>http://www.rafoeg.de/25,Termine/07,Termine_2007/DGEIM_2007.pdf</ref> Man ging auf der Veranstaltung sogar der Frage nach, warum quantenmedizinische Geräte weiterhin Ergebnisse "messen", wenn sich der Proband inzwischen vom Gerät entfernt hat. | |
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− | + | Ebenso ungeklärt wie die Frage, was Quantenmedizin eigentlich sein soll, ist wer als Erfinder des Begriffs anzusehen ist. Als selbsternannter Urheber sieht sich Emil Gerhard Fischer, Inhaber der ''Prof. Dr. Fischer AG Forschung und Entwicklung'' in Liechtenstein. Dies legt er in seinem Buch ''Grundlagen der Quanten-Therapie'' dar<ref>G. Fischer: Grundlagen der Quanten-Therapie. Leben Verlag AG, St. Gallen, 4. Aufl. 2002</ref> dar<ref>Zitat S. 43: ''Im Grunde treffen die bisher benutzten Fachausdrücke den Kern der Sache nicht. Wir haben uns daher für einen neuen Ausdruck entschieden, der die Verbindung, Quantenphysik, Therapie und Kybernetik (=Steuerungstechnologie) zum Ausdruck bringen soll, den Begriff der Quantentherapie bzw. Quanten-Medizin.''</ref> (das 600-seitige Buch ist im Wesentlichen eine Werbeschrift für sein QRS-Gerät<ref>http://www.quantenmedizin.eu/QRS_101_Homesystem_LQ.pdf Prospekt QRS</ref>). Fischers Erfindung, an der Ulrich Warnke und [[Herbert L. König]] mitwirkten,<ref>Offenlegungsschrift DE 4221739 A1: Vorrichtung zum Transport von Ionen, insbesondere Protonen. Erfinder: Warnke, Ulrich; Fischer, Gerhard; König, Herbert L. Anmeldedatum: 02.07.1992</ref> ist aber eindeutig den [[:category:Elektromedizin und Magnetfeldtherapien| Magnetfeldtherapien]] zuzurechnen. Ein ernstzunehmender physikalischer Bezug zur Quantenmechanik fehlt auch hier. Gleichwohl spricht Fischer von "Quanten-Resonanz", nennt seine Erfindung auch "Quantronik" und behauptet, diese bestehe darin, "kleinste Energieformen, nämlich Magnetquanten, in der richtigen Dosierung zielgenau in den Körper zu positionieren und dadurch vorausberechnete günstige Wirkungen im Körper auszulösen." | |
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+ | Andere "Quantenmediziner" verweisen im Widerspruch dazu auf die in der Alternativmedizinszene beliebte [[Traditionelle Chinesische Medizin]], da angeblich bereits vor 6.000 Jahren die Chinesen darüber Bescheid wussten, dass Krankheit als das Vorhandensein "falscher Informationen" interpretiert werden könne und dies sei als die Basis der Quantenmedizin anzusehen. Als ein Beispiel für einen derartigen Bezug ist die pseudomedizinische [[Mikrowellen-Resonanz-Therapie]] zu nennen, deren Befürworter sich sowohl auf die TCM wie auf eine "quantum medicine" berufen. Andere sehen die Ursprünge der Quantenmedizin hingegen im Russland der 1980er Jahre, wo damals ein quantenmedizinisches "Rikta-Gerät" (ausserhalb von Russland: MILTA) und ein "Quantendoktor-Gerät" von einer Moskauer "Assoziation für Quantenmedizin" als angebliches Abfallprodukt der russischen Raumfahrttechnologie erfunden wurde. | ||
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− | *Das Grazer [[Interuniversitäres Kolleg für Gesundheit und Entwicklung]] führt das Keyword ''Quantenmedizin'' an, offenbar um Kandidaten | + | *Das Grazer [[Interuniversitäres Kolleg für Gesundheit und Entwicklung|Interuniversitäre Kolleg für Gesundheit und Entwicklung]] führt das Keyword ''Quantenmedizin'' an, offenbar um Kandidaten in eigene Ausbildungskurse zu locken.<ref>http://www.inter-uni.net/keywords.htm</ref> |
− | *Prof. Dr. Fischer AG (Institut für Quantenmedizin). Der ausgebildete Maschinenbauer Fischer (Motto: "Die Stärkung der menschlichen Zelle ist unser wichtigstes Ziel") bietet quantenmedizinische Magnetfeldtherapiegeräte, Tinnituskopfhörer sowie | + | *Der in Florida tätige [[Chiropraktik]]er Kinslow erfand eine Methode namens [[Quantenheilung]] |
− | *Quanten | + | *Prof. Dr. Fischer AG (Institut für Quantenmedizin). Der ausgebildete Maschinenbauer Fischer (Motto: "Die Stärkung der menschlichen Zelle ist unser wichtigstes Ziel") bietet quantenmedizinische Magnetfeldtherapiegeräte, Tinnituskopfhörer sowie [[Wellness]]geräte an und beruft sich dabei auf eine Wirkung von (Zitat) "kleinsten Energieformen, nämlich Magnetquanten". Kontakte bestehen angeblich zu diversen Professoren in Graz, Belgrad, München und zu Weltraumforschungseinrichtungen in Russland. |
− | *Eine in Honolulu ansässige ''International Quantum university for integrative | + | *Quanten Medicine AG / Euromed (Tochterunternehmen Quanten Medizin GmbH): Unter dem englisch falschen Begriff einer ''Quanten Medicine AG'' (richtiger wäre quantum medicine) firmierte von 1990 bis 2004 im deutschen Fürth eine Aktiengesellschaft mit Millionenumsätzen, bis sie 2004 von einer QM-AG aufgekauft wurde. Die Liechtensteiner Firma QM-AG sieht sich mittlerweile als Marktführer eines Zukunftmarktes, will zwei Schlüsselpatente in diesem Sektor besitzen und "wie kein anderes Unternehmen vom ständigen Älterwerden der Bevölkerung in den Industriegesellschaften" profitieren.<ref>http://valora.de/ftp/QuantenPresse1205_3.pdf</ref> Als ein Vertragspartner wird die Prof. Dr. Fischer AG genannt. |
+ | *Eine in Honolulu ansässige ''International Quantum university for integrative medicine (IQUIM)'' bietet online [[Titelmühle|Title-Mill-Diplome]] zum "Quantum Doktor" in Alternativmedizin, und zum "Quantum Doktor" in Integrativmedizin an. | ||
+ | *Rikta und Quantendoktor-Gerät: Diese werden als angebliches Abfallprodukt der russischen Raumfahrttechnologie durch eine Moskauer ''Assoziation für Quantenmedizin'' beworben und seien bei einem enormen Spektrum von Erkrankungen wirksam.<ref>http://64.233.183.104/search?q=cache:CXZXsqhv2gkJ:www.naturheilpraxis.de/exclusiv/nh-online/2005/nhp08/a_nh-sp06.html+quantenmedizin+universit%C3%A4t&hl=de&ct=clnk&cd=7&gl=de</ref> | ||
+ | *[[Quantenlogische Medizin]] (quantum logic medicine), eine Erfindung des Allgemeinmediziners Walter Köster aus Frankfurt. Unter Quantenlogik versteht er im Gegensatz zur "klassischen Logik" eine "Logik der Ganzheit", was der angestrebten "[[Ganzheitlichkeit|ganzheitliche]]n" Betrachtung des Menschen angemessen sei.<ref>[http://www.quantum-logic-medicine.de/MUI/DEU/files/QL%20Logik.pdf Die Medizinische Quantenlogik]. Text von Walter Köster auf dessen Homepage</ref> Die quantenlogische Medizin ist im Wesentlichen eine Spielart der [[Homöopathie]]; abgesehen von der Entlehnung einiger Vokabeln der Quantenmechanik hat sie nichts mit diesem Teilgebiet der Physik zu tun. 2009 sollte unter Kösters Leitung an der Universität Cordoba (Spanien) der "weltweit erste universitäre Master in quantenlogischer Medizin" beginnen. Auf den Internetseiten der Universität sind dazu aber bislang (Herbst 2010) keine Angaben zu finden. | ||
− | ==Literatur== | + | ==Siehe auch== |
− | *Albertson D | + | *[[Schwache Quantentheorie]] |
− | *Davids B | + | *[[Quantenanalyse]] (Quantenanalytik) |
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+ | *[http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/quantenmedizin-einstein-fuer-esoteriker-a-1017748.html Tobias Hürter und Max Rauner: "Pseudowissenschaft Quantenmedizin: Einstein für Esoteriker", Spiegel Online, 17.2.2015] | ||
+ | *Albertson D: Are we ready for quantum medicine? Physicians Manage 1984 Apr;24(4):47, 51, 55. PMID 10273605 | ||
+ | *Davids B: Quantum medicine; revolution of medical thought caused by results of modern atomic research. Medizinische 1953 Nov 14;46:1499-1501. PMID 13132342 | ||
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==Quellennachweise== | ==Quellennachweise== | ||
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Aktuelle Version vom 19. August 2024, 16:01 Uhr
Der Begriff Quantenmedizin (engl. quantum medicine, teilweise auch synonym benutzt: Informationsmedizin, energetische Medizin oder Energiemedizin) bezieht sich auf verschiedene, sich meist widersprechende, esoterische Konzepte der Alternativmedizin. Eine einheitliche, eindeutige Definition für diesen Begriff aus dem Bereich der Quantenmystik fehlt, trotz Tausender Links bei der Suche nach dem Wort Quantenmedizin in Suchmaschinen. Wissenschaftlich zu nennende Literatur zum Thema fehlt, wissenschaftliche Datenbanken liefern lediglich zwei bis drei alte Fachartikel zu diesem Begriff. Laut "Spiegel Online" handele es sich bei Quantenmedizin um (Zitat) "Pseudowissenschaft Quantenmedizin".[1]
Allgemeines
Die Verwendung des Begriffs Quant im Zusammenhang mit Medizin soll pseudowissenschaftlich eine Beziehung zur wissenschaftlichen Quantenphysik oder Quantenchemie herstellen und somit eine Seriosität genau dort vortäuschen, wo im pseudomedizinischen Bereich keine plausiblen Erklärungen und seriöse Angaben gemacht werden können. So ist es nicht verwunderlich, dass selbst absurdeste Scharlatanerieprodukte "quantenmedizinisch" begründet und vermarktet werden, beispielsweise auf dem kommerziell erfolgreichen Markt für "energiemedizinische Geräte" (eine ähnliche Situation liegt beim Begriff Biophoton vor, der ebenfalls im Umfeld diverser pseudomedizinischer Gerätschaften ohne Wirksamkeitsnachweis geläufig ist).
Eine wissenschaftlich akzeptable Begründung, warum bei den Konzepten, die mit dem Begriff Quantenmedizin belegt werden, die Quantenmechanik (der Zweig der Physik, der Vorgänge im subatomaren Bereich beschreibt) eine Rolle spielen soll, fehlt. Man kann sich vielmehr fragen, ob bei den Protagonisten der Quantenmedizin selbst ein Verständnis der Quantenmechanik vorhanden ist, wenn in deren Texten ohne jede physikalische Rechtfertigung Begriffe wie Quantenlogik, Quanten-Entropie, Quantenkohärenz, Quanten-Resonanz, Magnetquanten, photoneninduzierte Superkonduktivität oder Torsionsfelder verwendet werden, dazu geeignet, selbst medizinisch Vorgebildete ohne physikalische Fachkenntnisse zu beeindrucken und in die Irre zu führen.[2]
Die Protagonisten
Als Anwender des Begriffs Quantenmedizin und Erfinder auf diesem Sektor finden sich Marco Bischof, Ulrich Warnke, Hartmut Müller, Hendrik Treugut von der DGEIM, Norbert Maurer [3], Ewald Töth (Lehrbeauftragter der Donau-Universität Krems und Erfinder der Lichtquantenessenz [4]), Bodo Köhler, Johann Lechner, diverse "Institute" sowie Hersteller von Radionik- und Bioresonanzgeräten. In Österreich und Russland finden sich "quantenmedizinische Institute". Zur Frage, was eigentlich unter Quantenmedizin zu verstehen sei, veranstaltete die DGEIM 2007 ein Symposium, auf dem auch Konstantin Meyl und Fritz-Albert Popp referierten.[5] Man ging auf der Veranstaltung sogar der Frage nach, warum quantenmedizinische Geräte weiterhin Ergebnisse "messen", wenn sich der Proband inzwischen vom Gerät entfernt hat.
Ursprung des Begriffs
Ebenso ungeklärt wie die Frage, was Quantenmedizin eigentlich sein soll, ist wer als Erfinder des Begriffs anzusehen ist. Als selbsternannter Urheber sieht sich Emil Gerhard Fischer, Inhaber der Prof. Dr. Fischer AG Forschung und Entwicklung in Liechtenstein. Dies legt er in seinem Buch Grundlagen der Quanten-Therapie dar[6] dar[7] (das 600-seitige Buch ist im Wesentlichen eine Werbeschrift für sein QRS-Gerät[8]). Fischers Erfindung, an der Ulrich Warnke und Herbert L. König mitwirkten,[9] ist aber eindeutig den Magnetfeldtherapien zuzurechnen. Ein ernstzunehmender physikalischer Bezug zur Quantenmechanik fehlt auch hier. Gleichwohl spricht Fischer von "Quanten-Resonanz", nennt seine Erfindung auch "Quantronik" und behauptet, diese bestehe darin, "kleinste Energieformen, nämlich Magnetquanten, in der richtigen Dosierung zielgenau in den Körper zu positionieren und dadurch vorausberechnete günstige Wirkungen im Körper auszulösen."
Andere "Quantenmediziner" verweisen im Widerspruch dazu auf die in der Alternativmedizinszene beliebte Traditionelle Chinesische Medizin, da angeblich bereits vor 6.000 Jahren die Chinesen darüber Bescheid wussten, dass Krankheit als das Vorhandensein "falscher Informationen" interpretiert werden könne und dies sei als die Basis der Quantenmedizin anzusehen. Als ein Beispiel für einen derartigen Bezug ist die pseudomedizinische Mikrowellen-Resonanz-Therapie zu nennen, deren Befürworter sich sowohl auf die TCM wie auf eine "quantum medicine" berufen. Andere sehen die Ursprünge der Quantenmedizin hingegen im Russland der 1980er Jahre, wo damals ein quantenmedizinisches "Rikta-Gerät" (ausserhalb von Russland: MILTA) und ein "Quantendoktor-Gerät" von einer Moskauer "Assoziation für Quantenmedizin" als angebliches Abfallprodukt der russischen Raumfahrttechnologie erfunden wurde.
Verwendung des Begriffs
- Das Grazer Interuniversitäre Kolleg für Gesundheit und Entwicklung führt das Keyword Quantenmedizin an, offenbar um Kandidaten in eigene Ausbildungskurse zu locken.[10]
- Der in Florida tätige Chiropraktiker Kinslow erfand eine Methode namens Quantenheilung
- Prof. Dr. Fischer AG (Institut für Quantenmedizin). Der ausgebildete Maschinenbauer Fischer (Motto: "Die Stärkung der menschlichen Zelle ist unser wichtigstes Ziel") bietet quantenmedizinische Magnetfeldtherapiegeräte, Tinnituskopfhörer sowie Wellnessgeräte an und beruft sich dabei auf eine Wirkung von (Zitat) "kleinsten Energieformen, nämlich Magnetquanten". Kontakte bestehen angeblich zu diversen Professoren in Graz, Belgrad, München und zu Weltraumforschungseinrichtungen in Russland.
- Quanten Medicine AG / Euromed (Tochterunternehmen Quanten Medizin GmbH): Unter dem englisch falschen Begriff einer Quanten Medicine AG (richtiger wäre quantum medicine) firmierte von 1990 bis 2004 im deutschen Fürth eine Aktiengesellschaft mit Millionenumsätzen, bis sie 2004 von einer QM-AG aufgekauft wurde. Die Liechtensteiner Firma QM-AG sieht sich mittlerweile als Marktführer eines Zukunftmarktes, will zwei Schlüsselpatente in diesem Sektor besitzen und "wie kein anderes Unternehmen vom ständigen Älterwerden der Bevölkerung in den Industriegesellschaften" profitieren.[11] Als ein Vertragspartner wird die Prof. Dr. Fischer AG genannt.
- Eine in Honolulu ansässige International Quantum university for integrative medicine (IQUIM) bietet online Title-Mill-Diplome zum "Quantum Doktor" in Alternativmedizin, und zum "Quantum Doktor" in Integrativmedizin an.
- Rikta und Quantendoktor-Gerät: Diese werden als angebliches Abfallprodukt der russischen Raumfahrttechnologie durch eine Moskauer Assoziation für Quantenmedizin beworben und seien bei einem enormen Spektrum von Erkrankungen wirksam.[12]
- Quantenlogische Medizin (quantum logic medicine), eine Erfindung des Allgemeinmediziners Walter Köster aus Frankfurt. Unter Quantenlogik versteht er im Gegensatz zur "klassischen Logik" eine "Logik der Ganzheit", was der angestrebten "ganzheitlichen" Betrachtung des Menschen angemessen sei.[13] Die quantenlogische Medizin ist im Wesentlichen eine Spielart der Homöopathie; abgesehen von der Entlehnung einiger Vokabeln der Quantenmechanik hat sie nichts mit diesem Teilgebiet der Physik zu tun. 2009 sollte unter Kösters Leitung an der Universität Cordoba (Spanien) der "weltweit erste universitäre Master in quantenlogischer Medizin" beginnen. Auf den Internetseiten der Universität sind dazu aber bislang (Herbst 2010) keine Angaben zu finden.
Siehe auch
- Schwache Quantentheorie
- Quantenanalyse (Quantenanalytik)
Literatur und Zeitungsartikel
- Tobias Hürter und Max Rauner: "Pseudowissenschaft Quantenmedizin: Einstein für Esoteriker", Spiegel Online, 17.2.2015
- Albertson D: Are we ready for quantum medicine? Physicians Manage 1984 Apr;24(4):47, 51, 55. PMID 10273605
- Davids B: Quantum medicine; revolution of medical thought caused by results of modern atomic research. Medizinische 1953 Nov 14;46:1499-1501. PMID 13132342
Weblinks
Quellennachweise
- ↑ Tobias Hürter und Max Rauner: "Pseudowissenschaft Quantenmedizin: Einstein für Esoteriker", Spiegel Online, 17.2.2015
- ↑ Der Betreiber eines "Zentrums für Quantenmedizin", der Heilpraktiker Norbert Schattmann, "erklärt" die Quantenmedizin z.B. so: Das Nervensystem und das Quantenvakuum; die virtuell- energetischen Welten; besitzen jeweils Potenziale und Ladungen, die über Skalarwellen und das universale Informationsfeld (die Holographische Fraktalmatrix) gegenseitig in Kontakt stehen und wechselwirken können. Die Struktur des Potenzials ist dabei die entscheidende physikalische Größe für die Kommunikation mit dem Vakuum. Da unser Organismus alle seine Funktionen mit Hilfe der Potenzial- Regulierung steuert, werden speziell für diese Kommunikation Materiewelt - Vakuumwelt neu entwickelte Quantenpositronische Geräte eingesetzt. [...] Die von einer beliebigen Audioquelle erzeugten Hertz-Frequenzen werden mittels eines Dipols in Skalarwellen umgewandelt, welche eine Brücke zum Quantenvakuum herstellen. Die Skalarwellen erzeugen magnetisierte Wurmlöcher, die als Einstein-Rosen-Brücken bezeichnet werden. In den Geräten befinden sich unter anderem Speicherkristalle, die die Informationen der Holographischen Fraktalmatrix unseres Universums, den so genannten Lebenscode, enthält. Über diese Brücken senden die aktivierten Kristalle eine Photonenstrahlung, die von der DNS empfangen wird. Dies wird auch als eine außerhalb von Raum und Zeit ablaufende Hyperkommunikation bezeichnet. (www.quantenmed-schattmann.de/quantenmedizin.htm, Aufruf am 7. Juni 2011)
- ↑ http://www.oeaz.at/zeitung/3aktuell/2003/19/haupt/haupt19_2003chao.html
- ↑ http://www.quanten-dilettanten.de/links.htm#essenz
- ↑ http://www.rafoeg.de/25,Termine/07,Termine_2007/DGEIM_2007.pdf
- ↑ G. Fischer: Grundlagen der Quanten-Therapie. Leben Verlag AG, St. Gallen, 4. Aufl. 2002
- ↑ Zitat S. 43: Im Grunde treffen die bisher benutzten Fachausdrücke den Kern der Sache nicht. Wir haben uns daher für einen neuen Ausdruck entschieden, der die Verbindung, Quantenphysik, Therapie und Kybernetik (=Steuerungstechnologie) zum Ausdruck bringen soll, den Begriff der Quantentherapie bzw. Quanten-Medizin.
- ↑ http://www.quantenmedizin.eu/QRS_101_Homesystem_LQ.pdf Prospekt QRS
- ↑ Offenlegungsschrift DE 4221739 A1: Vorrichtung zum Transport von Ionen, insbesondere Protonen. Erfinder: Warnke, Ulrich; Fischer, Gerhard; König, Herbert L. Anmeldedatum: 02.07.1992
- ↑ http://www.inter-uni.net/keywords.htm
- ↑ http://valora.de/ftp/QuantenPresse1205_3.pdf
- ↑ http://64.233.183.104/search?q=cache:CXZXsqhv2gkJ:www.naturheilpraxis.de/exclusiv/nh-online/2005/nhp08/a_nh-sp06.html+quantenmedizin+universit%C3%A4t&hl=de&ct=clnk&cd=7&gl=de
- ↑ Die Medizinische Quantenlogik. Text von Walter Köster auf dessen Homepage
Anderssprachige Psiram-Artikel
- Français: Médecine quantique