Desoxycholsäure: Unterschied zwischen den Versionen

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==Gewinnung==
 
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Desoxycholsäure wird meist aus Rindergalle hergestellt. In der [[TCM|traditionellen chinesischen Medizin wird die strukturell sehr ähnliche [[Ursodesoxycholsäure]] aus der Gallenblase des Asiatischen Schwarzbären gewonnen. Dazu werden den in engen Käfigen gehaltenen Tieren die Gallenblasen mittels eines Metallkatheders dauerhaft punktiert, was für die Bären erhebliche Schmerzen und Leiden verursacht und als Tierquälerei gilt.
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Desoxycholsäure wird meist aus Rindergalle hergestellt. In der [[TCM|traditionellen chinesischen Medizin]] wird die strukturell sehr ähnliche [[Ursodesoxycholsäure]] aus der Gallenblase des Asiatischen Schwarzbären gewonnen. Dazu werden den in engen Käfigen gehaltenen Tieren die Gallenblasen mittels eines Metallkatheders dauerhaft punktiert, was für die Bären erhebliche Schmerzen und Leiden verursacht und als Tierquälerei gilt.
  
 
==Falschinformationen zu DCA==
 
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==Wirksamkeit und Risiken==
 
==Wirksamkeit und Risiken==
In der aktuellen wissenschaftlichen Fachliteratur findet sich kein Hinweis auf eine Wirksamkeit von Desoxycholsäure bei Krebs und es gibt auch keine klinische Studie, die eine Wirksamkeit von Desoxycholsäure bei einer Krebsart bewiesen hätte. Lediglich in-Vitro-Laborversuchen an Zellkulturen zeigten Gallensäuren eine wachstumshemmende und krebszellenhemmende Eigenschaften. Andererseits gibt es auch Untersuchungen, die zeigen, dass Desoxycholsäure als Tumorpromotor bei Darmkrebs wirken kann. Etwas 25% aller kolorektalen Karzinome beim Menschen tragen spezifische Rezeptoren für Desoxycholsäure. Somit gilt Desoxycholsäure als Risikofaktor für die Entstehung von Darmkrebs.<ref>Knasmüller, S.: [ http://www.books.google.de/books?id=oL5oAwAAQBAJ&pg=PA268&dq=Desoxycholsäure+darmkrebs&source=bl&ots=Uapm_Gh9&sig=eolxaoGoxiz-ks_Mvbzd_dnlhuU§hl=de&sa=X&ei=K97EU8DIO-rY4QTWhYDgAg&ved=0CCkQ6AEwBA#v=onepage&q=Desoxycholsäure%20darmkrebs&f=false Krebs und Ernährung: Risiken und Prävention - wissenschaftliche Grundlagen] Georg-Thieme-Verlag; 2014, s. 268</ref>
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In der aktuellen wissenschaftlichen Fachliteratur findet sich kein Hinweis auf eine Wirksamkeit von Desoxycholsäure bei Krebs und es gibt auch keine klinische Studie, die eine Wirksamkeit von Desoxycholsäure bei einer Krebsart bewiesen hätte. Lediglich bei in-Vitro-Laborversuchen an Zellkulturen zeigten Gallensäuren wachstumshemmende und krebszellenhemmende Eigenschaften. Andererseits gibt es auch Untersuchungen, die zeigen, dass Desoxycholsäure als Tumorpromotor bei Darmkrebs wirken kann. Etwa 25% aller kolorektalen Karzinome beim Menschen tragen spezifische Rezeptoren für Desoxycholsäure. Somit gilt Desoxycholsäure als Risikofaktor für die Entstehung von Darmkrebs.<ref>Knasmüller, S.: [ http://www.books.google.de/books?id=oL5oAwAAQBAJ&pg=PA268&dq=Desoxycholsäure+darmkrebs&source=bl&ots=Uapm_Gh9&sig=eolxaoGoxiz-ks_Mvbzd_dnlhuU§hl=de&sa=X&ei=K97EU8DIO-rY4QTWhYDgAg&ved=0CCkQ6AEwBA#v=onepage&q=Desoxycholsäure%20darmkrebs&f=false Krebs und Ernährung: Risiken und Prävention - wissenschaftliche Grundlagen] Georg-Thieme-Verlag; 2014, s. 268</ref>
  
 
Radim Vlceks Behauptung, metastasierende Tumore könnten durch den Einsatz von DCA in gutartige umgewandelt werden, entspricht in keiner Weise dem Forschungsstand. Sowohl maligne als auch benigne Tumoren (letztere allerdings deutlich seltener) können Tochtergeschwülste (Metastasen) absetzen. Die Behauptung, maligne in benigne Tumoren zu überführen, ist absurd, denn eine Umwandlung wäre (wenn es sie gäbe) leicht nachweisbar, da der genetische Code der Tumorzellen komplett umprogrammiert werden müsste. Wie eine einfache sekundäre Gallensäure dies bewerkstelligen soll, die lediglich zwischen Darmlumen und Leber hin- und her zirkuliert, wird von den Anbietern nicht erläutert.
 
Radim Vlceks Behauptung, metastasierende Tumore könnten durch den Einsatz von DCA in gutartige umgewandelt werden, entspricht in keiner Weise dem Forschungsstand. Sowohl maligne als auch benigne Tumoren (letztere allerdings deutlich seltener) können Tochtergeschwülste (Metastasen) absetzen. Die Behauptung, maligne in benigne Tumoren zu überführen, ist absurd, denn eine Umwandlung wäre (wenn es sie gäbe) leicht nachweisbar, da der genetische Code der Tumorzellen komplett umprogrammiert werden müsste. Wie eine einfache sekundäre Gallensäure dies bewerkstelligen soll, die lediglich zwischen Darmlumen und Leber hin- und her zirkuliert, wird von den Anbietern nicht erläutert.

Aktuelle Version vom 15. September 2015, 08:56 Uhr

Desoxycholsäure (Immunvitamin, DCA - aber nicht zu verwechseln mit Dichloracetat) ist eine sekundäre Gallensäure, die in der Alternativmedizin zur Behandlung von AIDS, Krebs u.a. beworben wird. Es gibt keinen seriösen Hinweis auf Wirksamkeit bei den proklamierten Indikationen.

Desoxycholsäure gehört zur Gruppe der Gallensäuren, deren Grundgerüst im Cholesterinstoffwechsel der Leber produziert wird. Sie sind essentielle Bestandteile der Gallenflüssigkeit; ihre Salze werden als Cholate bezeichnet. Die beim Menschen vorkommenden wichtigsten Gallensäuren sind die Cholsäure und die Chenodesoxycholsäure. Beide werden in den Leberzellen aus Cholesterol synthetisiert und sind primäre Gallensäuren. Daneben gibt es auch Desoxycholsäure und Lithocholsäure, die nach Abspaltung der Hydroxylgruppe am C-Atom 7 der primären Gallensäuren durch bakterielle 7a-Dehydroxylasen entstehen und als sekundäre Gallensäuren bezeichnet werden.

Funktion der Gallensäuren im Organismus

Die physiologische Bedeutung der Gallensäuren liegt darin, dass sie die Lösung und Resorption von Lipiden und fettlöslichen Vitaminen aus dem Darm erleichtern, ebenso wie die pH-Verschiebung im Dünndarm, die Induktion des Gallenflusses, den Abtransport von Produkten aus dem Leberstoffwechsel in den Verdauungstrakt sowie über die Gallensäureausscheidung die Elimination von Cholesterol. Des Weiteren spielen sie eine entscheidende Rolle bei der Rückkopplungshemmung der Gallensäuresynthese und damit verbunden der Modulation der Cholesterolproduktion in der Leber.

Die von der Galle in den Darm abgegebenen Gallensäuren werden zu ca. 90% aus dem Darm rückresorbiert und gelangen zu den Leberzellen zurück. Sie unterliegen somit einem enterohepatischen Kreislauf. Durch ihre amphiphile Struktur sind die Gallensäuren-Konjugate stark grenzflächenaktiv. Sie spielen eine herausragende Rolle bei der Fettverdauung aufgrund der Emulgierung der Lipide, womit deren Abbau durch fettspaltende Enzyme (Lipasen) erleichtert wird.

Die Desoxycholsäure ist in der Lage, mit Fettsäuren und anderen hydrophoben Verbindungen in einem bestimmten Verhältnis wasserlösliche Einschlussverbindungen (sogenannte Choleinsäuren) zu bilden. Zwei Desoxycholsäure-Moleküle bilden dabei einen 0,28 nm langen Kanal. Auf diese Weise kann beispielsweise ein Molekül Stearinsäure mit einer Länge von ca. 2,4 nm mit acht Molekülen Desoxycholsäure eine derartige Einschlussverbindung bilden. Dieses Verhalten von Desoxycholsäure macht es als Transportmedium für Arzneimittel oder andere Stoffe interessant.

Generell gilt, dass bei Aufnahme fettreicher Nahrung die Sekretion von Gallensäuren gesteigert wird. Die Gallensäuren verbessern auch die Benetzbarkeit von Arzneistoffen erheblich. Durch diese Lösungsvermittlung werden zum einen schlecht wasserlösliche Verbindungen in Lösung gebracht, zum anderen erhöht sich durch die Lösung im Nahrungsfett die Auflösungsgeschwindigkeit wesentlich und damit die Resorption lipophiler beziehungsweise schwerlöslicher Wirkstoffe. Bei Medikamenten wie Griseofulvin, Itraconazol, Chloroquin, Mefloquin, Streptomycin, Gentamicin, Cefazolin, Hydrochlorothiazid oder Ciclosporin verbessern die Gallensäuren nachweislich die Resorption. Ist ihre Sekretion vermindert, muss man die Resorption durch zusätzliche Gabe von Gallensäurenpräparaten verbessern. Zur direkten therapeutischen Verwendung kommen vor allem aus Ochsengalle gewonnene Gallensäuren, die einen hohen Anteil an Cholsäure und Desoxycholsäure aufweisen. Bei gestörtem Gallenfluss werden so genannte Choleretika (z.B. Cholecysmon) verwendet. Cholelitholytika dienen zur Auflösung kleiner, nicht verkalkter Gallensteine. Weiterhin verwendet man Gallensäuren als Ausgangsprodukte für die Synthese von Steroidhormonen, als Arzneistofflösungsmittel und als Hilfsstoffe für eine verbesserte Löslichmachung und erleichterte Membrangängigkeit schwer resorbierbarer Wirkstoffe.

Gewinnung

Desoxycholsäure wird meist aus Rindergalle hergestellt. In der traditionellen chinesischen Medizin wird die strukturell sehr ähnliche Ursodesoxycholsäure aus der Gallenblase des Asiatischen Schwarzbären gewonnen. Dazu werden den in engen Käfigen gehaltenen Tieren die Gallenblasen mittels eines Metallkatheders dauerhaft punktiert, was für die Bären erhebliche Schmerzen und Leiden verursacht und als Tierquälerei gilt.

Falschinformationen zu DCA

Anbieter von Desoxycholsäure, allen voran deren eifrigster Promoter Radim Vlcek, ein Diplom-Psychologe und Heilpraktiker aus dem bayerischen Neumarkt, vertritt die Ansicht seines 1998 verstorbenen Vaters, dem an der chemischen Fakultät der Karls-Universität in Prag lehrenden B. Vlcek, dass Desoxycholsäure ein Wundermittel gegen ein breites Spektrum an Erkrankungen sei.[1]

Radim Vlcek bezeichnet die Gallensäure Desoxycholsäure als Immunvitamin DCA und weist ihr diverse Funktionen zu, die sein Vater und dessen angebliche Forschergruppe in Prag bewiesen haben sollen.

Er behauptet unter anderem, dass DCA sogar gegen Krebs und AIDS wirke. Dies basiert nicht auf Fakten, da bisher weder eine tumorzellhemmende noch eine antivirale Wirkung gegen HI-Viren von hochreiner, 99%er Desoxycholsäure im Zellkulturversuch gezeigt werden konnten.[2]

Radim Vlcek versichert, das Lebenswerk seines Vaters weiterführen und verbreiten zu wollen. Dieses besteht jedoch lediglich aus einer einzigen Publikation (DCA. Die Überlebens-Formel ist in unserem Körper), welche bereits vor längerer Zeit in einem nichtwissenschaftlichen Verlag veröffentlicht wurde.

Weitere Anbieter

Ein weiterer Verfechter der Therapie mit Desoxycholsäure ist der deutsche Internist Friedrich Douwes, der Desoxycholsäure an der Klinik St. Georg in Bad Aibling anbietet. Er behauptet, DCA sei als Mittel zur Abwehr von Entzündungen (Mittelohr, Nierenbecken, Harnblase, Sehnenscheiden), Herpes, Mumps, Angina gegen Rheuma, Autoimmunerkrankungen wirksam und dass es sogar eine positive Wirkung gegen Krebs haben soll, indem es Fresszellen (Makrophagen) aktiviert.[3]

Wirksamkeit und Risiken

In der aktuellen wissenschaftlichen Fachliteratur findet sich kein Hinweis auf eine Wirksamkeit von Desoxycholsäure bei Krebs und es gibt auch keine klinische Studie, die eine Wirksamkeit von Desoxycholsäure bei einer Krebsart bewiesen hätte. Lediglich bei in-Vitro-Laborversuchen an Zellkulturen zeigten Gallensäuren wachstumshemmende und krebszellenhemmende Eigenschaften. Andererseits gibt es auch Untersuchungen, die zeigen, dass Desoxycholsäure als Tumorpromotor bei Darmkrebs wirken kann. Etwa 25% aller kolorektalen Karzinome beim Menschen tragen spezifische Rezeptoren für Desoxycholsäure. Somit gilt Desoxycholsäure als Risikofaktor für die Entstehung von Darmkrebs.[4]

Radim Vlceks Behauptung, metastasierende Tumore könnten durch den Einsatz von DCA in gutartige umgewandelt werden, entspricht in keiner Weise dem Forschungsstand. Sowohl maligne als auch benigne Tumoren (letztere allerdings deutlich seltener) können Tochtergeschwülste (Metastasen) absetzen. Die Behauptung, maligne in benigne Tumoren zu überführen, ist absurd, denn eine Umwandlung wäre (wenn es sie gäbe) leicht nachweisbar, da der genetische Code der Tumorzellen komplett umprogrammiert werden müsste. Wie eine einfache sekundäre Gallensäure dies bewerkstelligen soll, die lediglich zwischen Darmlumen und Leber hin- und her zirkuliert, wird von den Anbietern nicht erläutert.

Auch gegen AIDS wirkt Desoxycholsäure nicht. El Jabira et. al. gaben hochreine Desoxycholsäure in ein HIV-1-haltiges Prüfmedium und stellten eine Zerstörung der Viren fest. Dieses Resultat hat medizinisch aber keine Bedeutung, da man die notwendigen Konzentrationen im Serum überhaupt nicht erreichen kann. Man könnte jedoch solche Lösungen zu Desinfektionszwecken z.B. in Krankenhäusern oder auf HIV-Stationen einsetzen, da Desoxycholsäure recht hautfreundlich ist. Von einer Option gegen HIV oder gar einer Heilung des durch diesen Virus erzeugten AIDS-Syndroms kann nicht einmal ansatzweise die Rede sein. [2]

Vermarktung

Desoxycholsäure ist preiswert zu beschaffen und kann mit entsprechendem Werbeaufwand auch zu überhöhten Preisen verkauft werden.

Weblinks

Quellennachweise

  1. Webseite vom Vlcek: www.immunvitamine.de
  2. 2,0 2,1 Al-Jabria AA, Wiggb MD, Eliasc E, Lambkina R, Millsc CO, Oxforda JS: In vitro anti-HIV-1 virucidal activity of tyrosine-conjugated tri- and dihydroxy bile salt derivatives. J Antimicrob Chemother, 45, 617-621, 2000
  3. Dr. Douwes informiert: 7-Desooxycholsäure (DCS): Der Makrophagenstimulator
  4. Knasmüller, S.: [ http://www.books.google.de/books?id=oL5oAwAAQBAJ&pg=PA268&dq=Desoxycholsäure+darmkrebs&source=bl&ots=Uapm_Gh9&sig=eolxaoGoxiz-ks_Mvbzd_dnlhuU§hl=de&sa=X&ei=K97EU8DIO-rY4QTWhYDgAg&ved=0CCkQ6AEwBA#v=onepage&q=Desoxycholsäure%20darmkrebs&f=false Krebs und Ernährung: Risiken und Prävention - wissenschaftliche Grundlagen] Georg-Thieme-Verlag; 2014, s. 268