Emotionscan: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Psiram
Zur Navigation springen Zur Suche springen
 
(45 dazwischenliegende Versionen von 6 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
'''Emotionscan''' ist ein [[pseudomedizin]]isch-[[Esoterik|esoterisches]] Diagnose- und Therapiesystem der Offshore-Firma "Emotiontools Trading Ltd."<ref>Emotiontools Trading Ltd., Griva Digeni 37E, CY-3730 Limassol, P.O.B. 58059. Direktor: Dr. Hans Gulas</ref> aus Limassol (Republik Zypern), das laut Werbung die Gefühle eines Menschen messen und auf Berufung auf eine [[Quantenmedizin|"Quantenphysik"]] entstören könne.
+
[[image:EmotionScan_System.jpg|Emotionscan-System|thumb]]
 +
'''Emotionscan''' ist ein [[pseudomedizin]]isch-[[Esoterik|esoterisches]] Diagnose- und Therapiesystem der Offshore-Firma "Emotiontools Trading Ltd."<ref>Emotiontools Trading Ltd., Griva Digeni 37E, CY-3730 Limassol, P.O.B. 58059. Direktor: Dr. Hans Gulas</ref> aus Limassol (Republik Zypern), das die Gefühle eines Menschen messen und unter Berufung auf eine [[Quantenmystik|quantenmystische]] [[Quantenmedizin|"Quantenphysik"]] entstören könne. Beworben wird Emotionscan als ein ''"kontaktloses, schmerzfreies, bioenergetisches emotionales Erfassungssystem"'', welches es ''"ermöglicht, den menschlichen Körper in kürzester Zeit (20 – 30 Min.) von Kopf bis Fuß energetisch und emotional zu bewerten."''
  
Im Eigenverständnis soll laut Werbung EMOTIONSCAN® ''ein kontaktloses, schmerzfreies, bioenergetisches emotionales Erfassungssystem'' sein, dass ''es ermöglicht, den menschlichen Körper in kürzester Zeit (20 – 30 Min.) von Kopf bis Fuß energetisch und emotional zu bewerten.''
+
==Allgemeines==
 +
[[image:Thomas_Gruenwald.jpg|Miterfinder Thomas Grünwald (Bild:Emotionscan)|thumb]]
 +
Emotionscan ist laut Anbieter eine aktuellere Variante des Vorläufers [[Etascan]] (Hans Schindler), und leite sich auch von einer Methode namens "Metabolic-Screen" ab. Die Methode ist nah mit einer Vielzahl ähnlicher Verfahren wie [[Metascan]], [[Oberon-Metatron-Diagnostik|Oberon-Diagnostik]], [[Scenar]], "Rikta" (ausserhalb von Russland: MILTA) oder [[EPFX]] verwandt. Analogien existieren auch zur [[Bioresonanz]]. Gemeinsam sind diesen Systemen ein nicht nachvollziehbares oder pseudowissenschaftlich erläutertes Funktionsprinzip, fehlende seriöse Nachweise einer Eignung oder Wirksamkeit und das Fehlen jeglicher Fachliteratur. Eine weitere Methode, die vom Hersteller Emotiontools angeboten wird, nennt sich "5d cell scan". Hierbei wird die gleiche Hardware eingesetzt; eine "Heilung" soll durch "Transformationssymbole" und "Kosmische Helfer" erfolgen. Noch nicht ausgearbeitete Unterseiten des Webauftritts von Emotiontools deuten darauf hin, dass weitere Angebote wie "Emotionhorse" oder "Emotionbalance" wohl folgen sollen.
 +
 
 +
Eine etwa zwei Stunden dauernde Emontionscan-Sizung kostet 150 Euro, Folgesitzungen rund 40 Euro. Die Methode scheint zur Zeit (2010) in Österreich verstärkt beworben zu werden. Der Anbieter nennt für Österreich und für Deutschland einige Personen, die sich als Emotionscan-Therapeuten bezeichnen. Ob diese Personen eine medizinische Qualifikation haben, ist nicht ersichtlich.
 +
 
 +
Die Anbieter berufen sich bei der Bewerbung von Emotionscan auf die russische Raumfahrt sowie einen österreichischen Miterfinder namens Thomas Grünwald. Angeblich sollen 1.100 Wissenschaftler 7 Jahre lang an der Software gearbeitet haben, allerdings wird kein einziger namentlich erwähnt. Miterfinder Grünwald gibt im Internet jedoch auch an, die Software in Nachtarbeit und in Zusammenarbeit mit seiner Lebensgefährtin Maria Maurer innerhalb von zwei Jahren programmiert zu haben: ''"Als Vorteil erwies es sich, dass ich in der Nacht programmierte und tagsüber bei meinen Therapien sofort überprüfen konnte, ob die Erkennungssignaturen wirklich am Punkt waren. Nach 2 Jahren unermüdlicher Verbesserungen, Anpassungen und vielen tausenden Tests entstand so Emotionscan®."''<ref>http://www.ihr-einkauf.at/de/content/gr%C3%BCnwald</ref>
 +
 
 +
Direktor der "Emotiontools Trading Ltd." in Limassol ist ein Hans Gulas. Auf den Emotiontools-Webseiten werden zwei "Emotiontools agents" genannt: ein Ing. Thomas Grünwald aus Österreich sowie ein Richard Hark aus Vancouver in Kanada.
 +
Limassol in der Republik Zypern ist bekannt für eine große Zahl an Off-Shore Firmen und gilt auch als Finanzzentrum. Emotionscan wird vor allem über das Internet und auf den Werbeseiten von ihreinkauf.at verbreitet. Inhaber der Wortmarke "Emotionscan" ist Thomas Grünwald aus Hartberg/Österreich.<ref>OHIM 7304041</ref>
  
==Allgemeines==
+
==Methode==
Emotionscan ist eine aktuellere Variante des Vorläufers [[Etascan]], und ist nah mit einer Vielzahl ganz ähnlicher Verfahren wie [[Metascan]], [[Oberon Diagnostik]], [[Scenar]] oder [[EPFX]] verwandt. Analogien existieren auch zur [[Bioresonanz]]. Eine weitere Methode, die von Emotiontools angeboten wird, nennt sich "5d cell scan". Hierbei wird die gleiche Hardware eingesetzt, eine "Heilung" soll hier durch "Transformationssymbole" und "Kosmische Helfer" erfolgen. Noch nicht ausgearbeitete Unterseiten des Webauftritts von Emotiontolls deuten darauf hin, dass weitere Angebote wie "Emotionhorse" oder "Emotionbalance" offenbar folgen sollen.
+
[[image:Emotionscan1.jpg|Die Hardware|thumb]]
 +
[[image:Emotionscan3.jpg|Darstellung auf Bildschirm|thumb]]
 +
Der Emotionscan-Kunde muss sich einen so genannten Kopfhörer aufsetzen, in dem sich "Bio-Induktoren" aus einer "Quantenmedizin" befinden sollen, die Sender und Empfänger für "Emotionen" seien. Zur Beschaffenheit der "Bioinduktoren" stellt der Hersteller keine Angaben zur Vefügung. Die genannten "Emotionen" belasteten angeblich einen "Energiekörper des Menschen", was zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führe. Der Bioinduktor soll "völlig schmerzfrei und kontaktlos" Informationen aus dem "Energiekörper" auslesen.
  
Gemeinsam ist diesen Systemen ein unplausibles und oftmal dem Kunden nicht nachvollziehbar oder pseudowissenschaftlich erläutertes Funktionsprinzip, keinerlei seriöse oder nachprüfbare Nachweise einer Eignung oder Wirksamkeit und das Fehlen jeglicher Fachliteratur zum Thema.  
+
Auf dem Bildschirm eines Computers werden sodann Bilder aus dem Inneren eines Menschen gezeigt, die von kleinen bunten Symbolen überlagert sind. Mit Hilfe der Symbole soll der "Therapeut" Organe bestimmen können, welche den größten "emotionalen Druck" aufweisen. Hinzu kommen Angaben zu angeblichen "Umwelt- und Unverträglichkeitsbelastungen". Zudem könne erkannt werden, ob eine "Rotation des Schutzfeldes" oder eine "Herzöffnungsblockade" vorliege und wie "stark" das Immunsystem sei. Die Software soll auch selbständig erkennen, ob beim Kunden "emotionale Wirbel-" oder "Organbelastungen" vorliegen und ob der Körper eine Unterstützung durch eine "Transformation" oder durch [[Geistheilen]] benötige.
  
Eine etwa zwei Stunden lange Emontionscan-Sizung kostet 150,- Euro, Folgesitzungen rund 40,- Euro. Die Methode scheint zur Zeit (2010) in Österreich verstärkt beworben zu werden. Der Anbieter nennt sowohl für Österreich als auch für Deutschland einige Personen, die sich als Emotionscan-Therapeuten bezeichnen. Ob dieser Personenkreis überhaupt eine medizinische Qualifikation hat, oder ob es sich um Laien handelt, wird dabei nicht ersichtlich,
+
Ein weiteres Highlight ist die Beurteilung von Gegenständen durch das Emotionscan (Nahrungsergänzungstest zur Essenzenempfehlung, Kosten je Test 5 Euro). Dazu muss der Gegenstand in ein Gefäß eingebracht werden, um "bestimmt" zu werden (meist werden derartige Behälter in der Szenesprache "Wabe" genannt).
  
Die Anbieter berufen sich bei der Bewerbung von Emotionscan auf die russische Raumfahrt sowie einen österreichischen Mit-Erfinder namens Thomas Grünwald. Laut Werbung sollen angeblich 1.100 Wissenschaftler 7 Jahre lang gearbeitet haben, allerdings wird dabei kein einziger namentlich erwähnt.  
+
Therapeutisch sollen die "Bio Induktoren" durch einen "Frequenz-Impuls" den Körper wieder "richtig stimmen" können. Hinzu komme auch eine heilsame "themenspezifische Meditation" des Emotionscananwenders sowie (laut Werbung) vom Therapeuten angeleitete "Auflösungen" von belastenden Emotionen. Der Emotionscan-Therapeut soll seinem Klienten aber auch, neben einer auf ihn bezogenen [[Affirmation]], "spezielle ENERGY® - Essenzen" verkaufen (auch als "Kräuter-Essenzen mit Bio-Information" bezeichnet, bzw. als aus der [[TCM]] stammend), die die Funktion haben sollen, zu einer "Regeneration" des "physischen Körpers" beitzutragen. Welcher Art diese Essenzen sind, ist unbekannt. Ein Emotionscan-Anwender nennt diese "Engelessenzen".
  
Direktor der "Emotiontools Trading Ltd." ist ein Hans Gulas. Auf den Emotiontools-Webseiten werden zwei "Emotiontools agents" genannt: ein Ingenieur Ing. Thomas Grünwald aus Österreich sowie ein Richard Hark aus Vancouver in Kanada.
+
==Heilbehandlung Emotionscan==
Limassol in der Republik Zypern ist bekannt für eine grosse Zahl an Off-Shore Firmen und gilt auch als Finanzzentrum. Beziehungen scheinen zwischen der Emotiontools und den Werbeseiten von ihreinkauf.at.
+
Um mit dem Gesetz nicht in Konflikt zu geraten, verbreiten die Anwender einen Hinweis auf ihren Webseiten, der den Kunden suggerieren soll, dass keine übliche Heilbehandlung und Diagnose durchgeführt werde:
  
==Methode==
+
''"Sämtliche Aussagen und Empfehlungen beziehen sich ohne Ausnahme auf den ENERGIEKÖRPER und nicht auf den physischen Körper des Klienten."'' Völlig im Gegensatz dazu bezieht man sich gleichzeitig aber auf die Anatomie, Mikroanatomie und Histologie des menschlischen Körpers: ''"Durch die bildhafte Darstellung aller Organe, des Nerven- und lymphatischen Systems bis hin zu den Blutzellen und Chromosomen, erfahren Sie so alle belastenden Einflüsse. Dadurch können Belastungen (Mikroorganismen, Allergene, Umwelteinflüsse, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, psychischer oder emotionaler Natur) gezielt bewertet und entfernt werden oder – falls erforderlich – weiterer fachärztlicher Untersuchungen zugeführt werden."'' Auch die Weitergabe von speziellen "ENERGY-Essenzen" zur "Regeneration des physischen Körpers" spricht für den tatsächlichen Versuch einer Heilbehandlung, zu der der Therapeut zwingend approbierter Arzt oder zumindest [[Heilpraktiker]] sein muss (Situation in Deutschland).
Der Emotionscan-Kunde soll sich einen so genannten Kopfhörer aufsetzen, in dem geheimnisvolle "Bio-Induktoren" aus einer "Quantenmedizin" sich befinden sollen, die zugleich Sender und Empfänger für "Emotionen" sein sollen, die einen angenommenen "Energiekörper des Menschen" belasten sollen, was zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führe.  
 
  
Auf dem Bildschirm eines Notebooks auf dem die Software läuft (die angeblich 1100 Wissenschaftler 7 Jahre lang beschäftigt hätte) werden dann Bilder aus dem Inneren eines Menschen gezeigt, denen kleine bunte Symbole überlagert sind. Die Symbole sollen es dem "Therapeuten" dann aus Sicht von Emotiontools erlauben Organe zu bestimmen, welche den größten "Emotionalen Druck" aufweisen sollen. Hinzu kommen Angaben zu angeblichen "Umwelt- und Unverträglichkeitsbelastungen".
+
Ganz explizit wird eine Emotionscan-Anwenderin auf ihrer Webseite:
  
Ein weiteres Highlight ist die szeneübliche Beurteilung von Gegenständen durch das Emotionscan. Dazu muss der Gegenstand in ein Gefäß eingebracht werden um "bestimmt" zu werden. (Meist werden derartige Behälter in der Szenesprache "Wabe" benannt).
+
''Kann die Ursache einer Krankheit mit Emotionscan herausgefunden werden? JA! Egal, ob ein physisches, psychisches, emotionales oder anderes Problem vorliegt: Emotionscan zeigt Ihnen die Ursache auf... Emotionscan arbeitet mit der Quantenphysik. Wenn man 3 Semester Quantenphysik studiert hat, kann man das Verfahren theoretisch ganz einfach wissenschaftlich erklären.''
  
Therapeutisch sollen die "Bio Induktoren" durch einen "Frequenz-Impuls" den Körper wieder "richtig stimmen" können.
+
Zur Frage, wer als zukünftiger Emotionscan-"Therapeut" in Frage komme, wird Interessenten im Internet mitgeteilt, dass zur Eignung medizinische Fachkenntnisse nicht "nötig" seien: ..''Vorkenntnisse aus der Gesundheitsbranche sind dafür nicht nötig''. <ref>http://www.emotionscan.at/387_Wie-werde-ich-Therapeut-.htm?LNG=de</ref>
  
 
==EMOSS car==
 
==EMOSS car==
EMOSS Car ist ein weiteres obskures Produkt der Emotiontools Trading Ltd zur Einsparung von Treibstoff von Automobilen. Dabei handelt es sich um ein Klebeetikett im Sinne der verbreiteten [[Spritsparkarte]]n. Das besondere an dieser Karte ist der Umstand dass Jedermann das Symbol sich garatis ausdrucken könne und selbst unter den Motor des Autos aufkleben könne.
+
[[image:EMOSS_Car.jpg|EMOSS Car|thumb]]
 +
EMOSS Car ist ein weiteres obskures Produkt der Emotiontools Trading Ltd. zur Einsparung von Treibstoff bei Autos. Dabei handelt es sich um ein Klebeetikett, das den verbreiteten [[Spritsparkarte]]n ähnelt. Das Besondere an EMOSS car ist, dass jeder das Symbol gratis ausdrucken ("weltweit freigegeben") und auf den Motor seines Autos kleben könne.
  
Das alleinige Betrachten und die Anwesenheit der Plakette (letztere ist angebliche Bedingung) soll der Käufer 2-3 Liter Treibstoff auf eine Distanz von 100 Km weniger verbrauchen. Der Wundereffekt soll sich daraus ergeben, dass einerseits sich eine „Vibration“ durch den Aufkleber auf den Motor übertragen werde was zu einer besseren Verbrennung führen soll und durch die Betrachtung des sysmbols eine „innere Energie“ gestärkt werdeDaher muss das Symbol vor jeder Autofahrt durch den Spruch „ICH RUHE IN MIR“ - "I REST IN MYSELF"aktiviert werden. Ausserdem solle Musik nicht zu laut im Auto abgespielt werden. Falls es jedoch dem Käufer nicht gelinge das Symbol mit einem eigenen Gedankenmantra zu „aktivieren“, funktioniere die EMOSS car nicht. Der Käufer ist somit immer für ein Nichtfunktionieren verantwortlich.
+
Durch die Plakette soll das Auto 2-3&nbsp;Liter Treibstoff je 100&nbsp;km weniger verbrauchen. Der Wundereffekt ergebe sich daraus, dass der Fahrer eine "innere Ruhe" erlange und die "Schwingung" dieser inneren Ruhe "mittels dieses Symbols transformiert und auf Ihren Motor übertragen" werde. Das Symbol muss vor jeder Autofahrt durch den Spruch "ICH RUHE IN MIR" - "I REST IN MYSELF" aktiviert werden. Außerdem solle Musik im Auto nicht zu laut abgespielt werden. Falls es jedoch dem Benutzer nicht gelinge, EMOSS car mit einem eigenen Gedankenmantra zu „aktivieren“, funktioniere es nicht.
  
 
EMOSS-Mantras:
 
EMOSS-Mantras:
Zeile 36: Zeile 48:
  
 
==Emotionscan-Werbung beim öffentlich-rechtlichen österreichischen Rundfunk==
 
==Emotionscan-Werbung beim öffentlich-rechtlichen österreichischen Rundfunk==
Eine skandalös völlig unkritische und werbeähnliche Erwähnung fand Emotionscan im von den Hörern bezahlten Ö3 Programm des Österreischischen Rundfunk ORF. (Beitrag von Martina Rupp, Zitat: ''Die Grundlagen sind höchst wissenschaftlich.'' ... Ö3-Reporterin Gudrun Stindl aus der Ö3-Gesundheits- und Wissenschaftsredaktion: ''Der kleine Computer ist unauffällig, die Software nicht. An ihr haben 1.100 Wissenschaftler 7 Jahre lang gearbeitet.'')
+
[[image:EmotionscanOE3.jpg|ORF-Webseite|thumb]]
Erst nachdem kritische Berichte über die Gratis-Werbung für diese pseudomedizinische Methode aufkamen, wurde eine Emotionscan-Erwähnung auf den ORF-Webseiten wieder gelöscht.
+
[[image:EmotionscanOE3-2.jpg|Hinweis bei Emotionscan auf den ORF|left|thumb]]
 +
Eine völlig unkritische und werbeähnliche Erwähnung fand Emotionscan am 21. Juni 2010 im von den Hörern bezahlten Ö3-Programm des Österreischischen Rundfunks ORF. (Ö3-Moderatorin Martina Rupp: ''"Die Grundlagen sind höchst wissenschaftlich."'' Ö3-Reporterin Gudrun Stindl aus der Ö3-Gesundheits- und Wissenschaftsredaktion: ''"Der kleine Computer ist unauffällig, die Software nicht. An ihr haben 1.100 Wissenschaftler 7 Jahre lang gearbeitet."'') Erst nachdem kritische Berichte über die Gratis-Werbung für diese pseudomedizinische Methode aufkamen, wurde eine Emotionscan-Erwähnung auf den ORF-Webseiten wieder gelöscht. Gudrun Stindl nahm einige Tage später dazu Stellung und räumte ein, dass bei dem Beitrag Fehler passiert sind.<ref>http://www.scienceblogs.de/kritisch-gedacht/2010/06/emotionscan-stellungnahme-aus-der-o3redaktion.php</ref>
 +
 
 +
Die Firma Emotiontools verlinkte auf ihren Webseiten die eigene Erwähnung beim ORF.
  
==Zeitungsartikel und plazierte Werbung==
+
==Zeitungsartikel und platzierte Werbung==
 +
*''Heilung ist ein Bewusstseinprozess - Der Emotionscan®'', Interview mit einem Rudolf Fischer in Zeitschrift Fiesta, August 2008
 
*Werbung und Erwähnung von Emotionscan in der April 2010-Ausgabe von MAXIMA
 
*Werbung und Erwähnung von Emotionscan in der April 2010-Ausgabe von MAXIMA
  
Zeile 50: Zeile 66:
  
 
[[category:Diagnostik in der Pseudomedizin]]
 
[[category:Diagnostik in der Pseudomedizin]]
 +
[[category:Energiesparen]]
 
[[category:Radionik]]
 
[[category:Radionik]]
 +
[[Kategorie:Verwendung in russischer Raumfahrt]]

Aktuelle Version vom 25. Dezember 2021, 22:47 Uhr

Emotionscan-System

Emotionscan ist ein pseudomedizinisch-esoterisches Diagnose- und Therapiesystem der Offshore-Firma "Emotiontools Trading Ltd."[1] aus Limassol (Republik Zypern), das die Gefühle eines Menschen messen und unter Berufung auf eine quantenmystische "Quantenphysik" entstören könne. Beworben wird Emotionscan als ein "kontaktloses, schmerzfreies, bioenergetisches emotionales Erfassungssystem", welches es "ermöglicht, den menschlichen Körper in kürzester Zeit (20 – 30 Min.) von Kopf bis Fuß energetisch und emotional zu bewerten."

Allgemeines

Miterfinder Thomas Grünwald (Bild:Emotionscan)

Emotionscan ist laut Anbieter eine aktuellere Variante des Vorläufers Etascan (Hans Schindler), und leite sich auch von einer Methode namens "Metabolic-Screen" ab. Die Methode ist nah mit einer Vielzahl ähnlicher Verfahren wie Metascan, Oberon-Diagnostik, Scenar, "Rikta" (ausserhalb von Russland: MILTA) oder EPFX verwandt. Analogien existieren auch zur Bioresonanz. Gemeinsam sind diesen Systemen ein nicht nachvollziehbares oder pseudowissenschaftlich erläutertes Funktionsprinzip, fehlende seriöse Nachweise einer Eignung oder Wirksamkeit und das Fehlen jeglicher Fachliteratur. Eine weitere Methode, die vom Hersteller Emotiontools angeboten wird, nennt sich "5d cell scan". Hierbei wird die gleiche Hardware eingesetzt; eine "Heilung" soll durch "Transformationssymbole" und "Kosmische Helfer" erfolgen. Noch nicht ausgearbeitete Unterseiten des Webauftritts von Emotiontools deuten darauf hin, dass weitere Angebote wie "Emotionhorse" oder "Emotionbalance" wohl folgen sollen.

Eine etwa zwei Stunden dauernde Emontionscan-Sizung kostet 150 Euro, Folgesitzungen rund 40 Euro. Die Methode scheint zur Zeit (2010) in Österreich verstärkt beworben zu werden. Der Anbieter nennt für Österreich und für Deutschland einige Personen, die sich als Emotionscan-Therapeuten bezeichnen. Ob diese Personen eine medizinische Qualifikation haben, ist nicht ersichtlich.

Die Anbieter berufen sich bei der Bewerbung von Emotionscan auf die russische Raumfahrt sowie einen österreichischen Miterfinder namens Thomas Grünwald. Angeblich sollen 1.100 Wissenschaftler 7 Jahre lang an der Software gearbeitet haben, allerdings wird kein einziger namentlich erwähnt. Miterfinder Grünwald gibt im Internet jedoch auch an, die Software in Nachtarbeit und in Zusammenarbeit mit seiner Lebensgefährtin Maria Maurer innerhalb von zwei Jahren programmiert zu haben: "Als Vorteil erwies es sich, dass ich in der Nacht programmierte und tagsüber bei meinen Therapien sofort überprüfen konnte, ob die Erkennungssignaturen wirklich am Punkt waren. Nach 2 Jahren unermüdlicher Verbesserungen, Anpassungen und vielen tausenden Tests entstand so Emotionscan®."[2]

Direktor der "Emotiontools Trading Ltd." in Limassol ist ein Hans Gulas. Auf den Emotiontools-Webseiten werden zwei "Emotiontools agents" genannt: ein Ing. Thomas Grünwald aus Österreich sowie ein Richard Hark aus Vancouver in Kanada. Limassol in der Republik Zypern ist bekannt für eine große Zahl an Off-Shore Firmen und gilt auch als Finanzzentrum. Emotionscan wird vor allem über das Internet und auf den Werbeseiten von ihreinkauf.at verbreitet. Inhaber der Wortmarke "Emotionscan" ist Thomas Grünwald aus Hartberg/Österreich.[3]

Methode

Die Hardware
Darstellung auf Bildschirm

Der Emotionscan-Kunde muss sich einen so genannten Kopfhörer aufsetzen, in dem sich "Bio-Induktoren" aus einer "Quantenmedizin" befinden sollen, die Sender und Empfänger für "Emotionen" seien. Zur Beschaffenheit der "Bioinduktoren" stellt der Hersteller keine Angaben zur Vefügung. Die genannten "Emotionen" belasteten angeblich einen "Energiekörper des Menschen", was zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führe. Der Bioinduktor soll "völlig schmerzfrei und kontaktlos" Informationen aus dem "Energiekörper" auslesen.

Auf dem Bildschirm eines Computers werden sodann Bilder aus dem Inneren eines Menschen gezeigt, die von kleinen bunten Symbolen überlagert sind. Mit Hilfe der Symbole soll der "Therapeut" Organe bestimmen können, welche den größten "emotionalen Druck" aufweisen. Hinzu kommen Angaben zu angeblichen "Umwelt- und Unverträglichkeitsbelastungen". Zudem könne erkannt werden, ob eine "Rotation des Schutzfeldes" oder eine "Herzöffnungsblockade" vorliege und wie "stark" das Immunsystem sei. Die Software soll auch selbständig erkennen, ob beim Kunden "emotionale Wirbel-" oder "Organbelastungen" vorliegen und ob der Körper eine Unterstützung durch eine "Transformation" oder durch Geistheilen benötige.

Ein weiteres Highlight ist die Beurteilung von Gegenständen durch das Emotionscan (Nahrungsergänzungstest zur Essenzenempfehlung, Kosten je Test 5 Euro). Dazu muss der Gegenstand in ein Gefäß eingebracht werden, um "bestimmt" zu werden (meist werden derartige Behälter in der Szenesprache "Wabe" genannt).

Therapeutisch sollen die "Bio Induktoren" durch einen "Frequenz-Impuls" den Körper wieder "richtig stimmen" können. Hinzu komme auch eine heilsame "themenspezifische Meditation" des Emotionscananwenders sowie (laut Werbung) vom Therapeuten angeleitete "Auflösungen" von belastenden Emotionen. Der Emotionscan-Therapeut soll seinem Klienten aber auch, neben einer auf ihn bezogenen Affirmation, "spezielle ENERGY® - Essenzen" verkaufen (auch als "Kräuter-Essenzen mit Bio-Information" bezeichnet, bzw. als aus der TCM stammend), die die Funktion haben sollen, zu einer "Regeneration" des "physischen Körpers" beitzutragen. Welcher Art diese Essenzen sind, ist unbekannt. Ein Emotionscan-Anwender nennt diese "Engelessenzen".

Heilbehandlung Emotionscan

Um mit dem Gesetz nicht in Konflikt zu geraten, verbreiten die Anwender einen Hinweis auf ihren Webseiten, der den Kunden suggerieren soll, dass keine übliche Heilbehandlung und Diagnose durchgeführt werde:

"Sämtliche Aussagen und Empfehlungen beziehen sich ohne Ausnahme auf den ENERGIEKÖRPER und nicht auf den physischen Körper des Klienten." Völlig im Gegensatz dazu bezieht man sich gleichzeitig aber auf die Anatomie, Mikroanatomie und Histologie des menschlischen Körpers: "Durch die bildhafte Darstellung aller Organe, des Nerven- und lymphatischen Systems bis hin zu den Blutzellen und Chromosomen, erfahren Sie so alle belastenden Einflüsse. Dadurch können Belastungen (Mikroorganismen, Allergene, Umwelteinflüsse, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, psychischer oder emotionaler Natur) gezielt bewertet und entfernt werden oder – falls erforderlich – weiterer fachärztlicher Untersuchungen zugeführt werden." Auch die Weitergabe von speziellen "ENERGY-Essenzen" zur "Regeneration des physischen Körpers" spricht für den tatsächlichen Versuch einer Heilbehandlung, zu der der Therapeut zwingend approbierter Arzt oder zumindest Heilpraktiker sein muss (Situation in Deutschland).

Ganz explizit wird eine Emotionscan-Anwenderin auf ihrer Webseite:

Kann die Ursache einer Krankheit mit Emotionscan herausgefunden werden? JA! Egal, ob ein physisches, psychisches, emotionales oder anderes Problem vorliegt: Emotionscan zeigt Ihnen die Ursache auf... Emotionscan arbeitet mit der Quantenphysik. Wenn man 3 Semester Quantenphysik studiert hat, kann man das Verfahren theoretisch ganz einfach wissenschaftlich erklären.

Zur Frage, wer als zukünftiger Emotionscan-"Therapeut" in Frage komme, wird Interessenten im Internet mitgeteilt, dass zur Eignung medizinische Fachkenntnisse nicht "nötig" seien: ..Vorkenntnisse aus der Gesundheitsbranche sind dafür nicht nötig. [4]

EMOSS car

EMOSS Car

EMOSS Car ist ein weiteres obskures Produkt der Emotiontools Trading Ltd. zur Einsparung von Treibstoff bei Autos. Dabei handelt es sich um ein Klebeetikett, das den verbreiteten Spritsparkarten ähnelt. Das Besondere an EMOSS car ist, dass jeder das Symbol gratis ausdrucken ("weltweit freigegeben") und auf den Motor seines Autos kleben könne.

Durch die Plakette soll das Auto 2-3 Liter Treibstoff je 100 km weniger verbrauchen. Der Wundereffekt ergebe sich daraus, dass der Fahrer eine "innere Ruhe" erlange und die "Schwingung" dieser inneren Ruhe "mittels dieses Symbols transformiert und auf Ihren Motor übertragen" werde. Das Symbol muss vor jeder Autofahrt durch den Spruch "ICH RUHE IN MIR" - "I REST IN MYSELF" aktiviert werden. Außerdem solle Musik im Auto nicht zu laut abgespielt werden. Falls es jedoch dem Benutzer nicht gelinge, EMOSS car mit einem eigenen Gedankenmantra zu „aktivieren“, funktioniere es nicht.

EMOSS-Mantras:

  1. I am now and forever in harmony with myself and everything there is;
  2. I am now and forever free of conflicting thoughts, feelings and emotions;
  3. I am now and forever free and fill myself and my surroundings with vitality and joy!
  4. I AM IN HARMONY!

Emotionscan-Werbung beim öffentlich-rechtlichen österreichischen Rundfunk

ORF-Webseite
Hinweis bei Emotionscan auf den ORF

Eine völlig unkritische und werbeähnliche Erwähnung fand Emotionscan am 21. Juni 2010 im von den Hörern bezahlten Ö3-Programm des Österreischischen Rundfunks ORF. (Ö3-Moderatorin Martina Rupp: "Die Grundlagen sind höchst wissenschaftlich." Ö3-Reporterin Gudrun Stindl aus der Ö3-Gesundheits- und Wissenschaftsredaktion: "Der kleine Computer ist unauffällig, die Software nicht. An ihr haben 1.100 Wissenschaftler 7 Jahre lang gearbeitet.") Erst nachdem kritische Berichte über die Gratis-Werbung für diese pseudomedizinische Methode aufkamen, wurde eine Emotionscan-Erwähnung auf den ORF-Webseiten wieder gelöscht. Gudrun Stindl nahm einige Tage später dazu Stellung und räumte ein, dass bei dem Beitrag Fehler passiert sind.[5]

Die Firma Emotiontools verlinkte auf ihren Webseiten die eigene Erwähnung beim ORF.

Zeitungsartikel und platzierte Werbung

  • Heilung ist ein Bewusstseinprozess - Der Emotionscan®, Interview mit einem Rudolf Fischer in Zeitschrift Fiesta, August 2008
  • Werbung und Erwähnung von Emotionscan in der April 2010-Ausgabe von MAXIMA

Weblinks

Quellennachweise