Mondmythen: Unterschied zwischen den Versionen
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− | *J. Smolle, G. Prause, G. Pierer, H. Hauser, G. Amann3, H. Baumann, D. Dacar, A. Wasler und Freyja-Maria Smolle-Jüttner | + | *J. Smolle, G. Prause, G. Pierer, H. Hauser, G. Amann3, H. Baumann, D. Dacar, A. Wasler und Freyja-Maria Smolle-Jüttner: Mondphasen und Operationskomplikationen — eine Analyse von mehr als 14.000 Fällen. [http://www.researchgate.net/publication/225668594_Mondphasen_und_Operationskomplikationen__eine_Analyse_von_mehr_als_14.000_Fllen Abstract] European Surgery, Heft 31, Number 1 / S. 36-38. Januar 1999 DOI 10.1007/BF02619877 |
− | *R. Danneel: Der Einfluß geophysikalischer Faktoren auf die Selbstmordhäufigkeit | + | *R. Danneel: [http://www.springerlink.com/content/v66q81765v3m451g/fulltext.pdf Der Einfluß geophysikalischer Faktoren auf die Selbstmordhäufigkeit] European Archives of Psychiatry and Clinical Neuroscience, Heft 219, Number 2 / Juni 1974 DOI 10.1007/BF00342373 |
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Version vom 22. Oktober 2012, 17:02 Uhr
Um Einflüsse des Mondes oder auch der Mondphasen rankten sich Mythen und Legenden zahlreicher Völker. In der ägyptischen esoterischen Geheimlehre hieß der Mond Isis (Göttin der Fruchtbarkeit).
So spielen in der Anthroposophie die Seelenkräfte des Mondes eine Rolle in der biologisch-dynamischen Landwirtschaft.
Ein direkter Einfluss der Mondphasen auf die Menschen und die meisten anderen Lebewesen auf der Erde konnte bisher nicht wissenschaftlich nachgewiesen werden.
Mondphase
Ein Einfluss des Mondes ist über dessen Gravitationskraft - die Gezeiten - und daran gekoppelte Rhythmen von Meereslebewesen nachgewiesen. Diese ist jedoch unabhängig von der jeweiligen Mondphase, denn bei dieser handelt es sich um die Frage, in welcher Weise der Mond, gesehen von einem Punkt auf der Erde, gerade von der Sonne beleuchtet wird.
Folgende Mondperioden sind – je nach Volksglauben oder astrologischer Schule – relevant:
- Phasen der Zu- und Abnahme des Mondes (die eigentlichen Mondphasen, der synodische Mondrhythmus)
- Unterschiedliche Entfernung des Mondes zur Erde (der anomalistischer Mondrhythmus)
- Auf- und absteigender Mond am Himmel (der tropische Mondrhythmus)
- Mondstände in den Tierkreiszeichen (der siderische Mondrhythmus)
Zu einem eventuellen Einfluss des anomalistischen Mondrhythmus (Abstand zwischen Mond und Erde) und des tropischen Mondrhythmus (auf- und absteigender Mond) gibt es keine sichere Bestätigung. Mondphasen wurden in der Vergangenheit nach astrologisch-pseudowissenschaftlichen Hypothesen als Kosmobiologische Empfängnisplanung auch mit der Fruchtbarkeit und der Geschlechtsdetermination von Nachkommen in Zusammenhang gebracht.
Monddiät
Bei der so genannten Monddiät wird die Ernährung nach den Mondphasen und den Tierkreiszeichen gestaltet. Der Körper soll angeblich an bestimmten Tagen auf bestimmte Nährstoffe besonders empfindlich reagieren. Zudem soll jedes Tierkreiszeichen in engem Zusammenhang mit einem der vier Elemente (Erde, Wasser, Luft und Feuer) stehen, denen wiederum einzelne Nährstoffe zugeordnet sind, die zu bestimmten Zeiten den Speiseplan bestimmen bzw. zu meiden sind. Neben einer gesunden Ernährung soll die Monddiät auch zur Gewichtsreduktion und Entschlackung dienen.
Mondkalender
Im Zuge des New-Age-Hype in den 1980er Jahren werden im Handel vermehrt Mond- oder Aussaatkalender angeboten, die Gärtnern die astrologisch günstigsten Anbau- oder Erntezeitpunkte in Abhängigkeit zu den Mondphasen nennen.
Andere Mondmythen
Es existieren vielerlei Behauptungen, dass sich bei Vollmond besondere Ereignisse angeblich häufen. So soll es mehr Suizide, Morde, Unfälle und Operationskomplikationen geben, ebenso, wie angeblich besonders viele Kinder bei Vollmond geboren werden sollen. Ferner soll bei Vollmond geschlagenes Holz (sog. Mondholz) besondere Qualitäten aufweisen.
Als Supermond wird umgangssprachlich das zeitliche Zusammentreffen von Vollmond und Annäherung des Mondes an die Erde bezeichnet. Er spielt eine Rolle bei Mondmythen und bislang unbewiesenen Hypothesen zur Entstehung von Naturkastastrophen (Erdbeben, Vulkanausbrüche) und Extremwetter durch Mondeinfluss. Geschichten zum Supermond sind auch ein beliebtes Thema der Boulevardpresse (Bild-Zeitung).
Solche Behauptungen werden oft von Mund zu Mund weitergetragen und erscheinen oberflächlich plausibel. Bei genauerer Untersuchung stellen sie sich aber praktisch immer als Legenden heraus. Im Jahr 2008 erschien eine der größten Auswertungen von Geburtsstatistiken. Insgesamt wurden über 4 Millionen Geburten in Baden-Württemberg in den Jahren 1966 bis 2003 ausgewertet und nach Häufungen gesucht.[2]
Mondmythische Produkte
Auf dem Markt sind verschiedene Produkte erhältlich, die mit Mondmythen beworben werden. Dazu gehören häufig Produkte, die von Anthroposophie-verbandelten Firmen stammen. Beispiele sind:
- Mondkäse. Dabei handelt es sich um Käse, der bei bestimmten Mondphasen oder "an Licht-Blütetagen und Wärme-Fruchttagen" eingekäst wird, oder mit "Aqua Luna" angesetzt wird.
- Mondholz bzw. Mondphasenholz ist Holz von Bäumen, die unter astrologischer Berücksichtigung eines Mondkalenders kultiviert und gefällt wurden. Mondholz wird von Anhängern dieser Methode eine besonders gute Stabilität, Haltbarkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge nachgesagt. Keine dieser behaupteten Eigenschaften konnte bisher in wissenschaftlichen Untersuchungen bestätigt werden.
- "Mondquelle" - "Aqua luna". Ein Mineralwasser der Firma St. Leonhard Quelle von Johann Abfalter aus 83071 Stephanskirchen. Das Mineralwasser wird nach Angaben des Abfüllers zum Vollmond in Flaschen gefüllt. Die Firma ist auch dafür bekannt, den Esoteriker Masaru Emoto für eigene Produkte eingespannt zu haben.[3]
- "Vollmond-Salami": eine Rohwurst-Salami, die laut Werbung mit den geheimnisvollen Kräften des Vollmonds in einer Vollmondnacht hergestellt wird.
Mögliche Einflussfaktoren des Mondes auf den Menschen
Gravitationskraft
Der Mond übt über seine Gezeitenkräfte Einfluss auf die Stabilität der Erdachse aus. Einen Einfluss auf den Menschlichen Körper hat er allerdings nicht. Der Mensch besteht zwar zu einem großen Teil aus Wasser, aber verglichen mit den Ozeanen ist die Wassermenge in einem Menschen enorm klein. Da es bei den Gezeitenkräften auf die Menge des Wassers ankommt, kann man Gezeiten nur in sehr großen Gewässern beobachten. Selbst in Seen beobachtet man kaum Gezeiten (die ganz großen ausgenommen). Die Gezeitenkräfte, die der Mond auf einen Menschen ausübt, sind vernachlässigbar gering. Viele Esoteriker berufen sich auf die je nach Mondphase zu- oder abnehmenden Gravitationskräfte. Allerdings wird die Gravitation weder bei Vollmond stärker noch bei Neumond schwächer. Ein eventueller gravitativer Einfluss auf den Menschen wäre also unabhängig von der Mondphase oder davon, wo und in welchem Sternzeichen der Mond am Himmel steht. Die Gravitation scheidet also eindeutig als mögliche Quelle für einen möglichen Einfluss auf den Menschen aus.
Die Gravitationskraft des Mondes hat für einige Tierarten einen indirekten Einfluss. Z.B. für Tiere, die in Küstengebieten leben, stellen die Meeresgezeiten einen wichtigen Umwelteinfluss dar. Darum haben manche Tierarten z.B. ihren Paarungszyklus mit dem Mond synchronisiert.
Licht
Einige Lebewesen orientieren sich nach dem Licht des Mondes, da dieser die hellste natürliche Lichtquelle in der Nacht darstellt und somit auch einer der stärksten Rhythmusgeber ist.
So haben z.B. Korallen ihren Fortpflanzungsrhythmus nach den Mondphasen synchronisiert: kurz nach einem Vollmond laichen der Korallen innerhalb kürzester Zeit, indem sie ihre Eizellen und Spermien in das Meerwasser abgeben – und dies über hunderte von Kilometern hinweg exakt zur gleichen Zeit. Forschungen haben ergeben, dass ein bestimmtes Gen es den Korallen ermöglicht, die Zeit nach dem Mondlicht zu bestimmen und so ihre Fortpflanzung zu koordinieren. Dieses dieses Gen spielt auch beim Menschen noch eine Rolle in der inneren Uhr.[4] Die Forschungsrichtung, die solche Erscheinungen untersucht, nennt sich Chronobiologie und beschäftigt sich mit der zeitlichen Organisation und dem Auftreten von Rhythmen bei den verschiedensten Organismen.
Diese Phänomene haben allerdings nichts mit den Behauptungen in den Mondkalendern über den Einfluss der Mondphasen auf den Menschen zu tun, weil das Licht des Mondes meistens von künstlichen Lichtquellen überstrahlt, bzw. abgeschirmt wird.
Literatur
- J. Smolle, G. Prause, G. Pierer, H. Hauser, G. Amann3, H. Baumann, D. Dacar, A. Wasler und Freyja-Maria Smolle-Jüttner: Mondphasen und Operationskomplikationen — eine Analyse von mehr als 14.000 Fällen. Abstract European Surgery, Heft 31, Number 1 / S. 36-38. Januar 1999 DOI 10.1007/BF02619877
- R. Danneel: Der Einfluß geophysikalischer Faktoren auf die Selbstmordhäufigkeit European Archives of Psychiatry and Clinical Neuroscience, Heft 219, Number 2 / Juni 1974 DOI 10.1007/BF00342373
Weblinks
- http://www.dermond.at/mondphasen.html
- http://www.anomalistik.de/zfa_pdf/mondartikel.pdf
- http://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2007/0375/pdf/dhuh.pdf
- http://www.gwup.org/themen/texte/mond/
- http://de.wikipedia.org/wiki/Mondkalender_(Astrologie)
- http://www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2010/01/wenn-der-mond-beim-putzen-hilft.php
Quellennachweise
- ↑ Artikel in "Krone" vom 19. Januar 2010 [1]
- ↑ Untersuchungen zur Mondphase und der Häufung von Geburten in Südwestdeutschland, engl.
- ↑ http://www.stlq.ch/phil_wasserkristalle.html
- ↑ Geheimnis der Korallenmassenhochzeit gelüftet