− | George Soulié de Morant wurde 1878 in Paris geboren (wo er 1955 auch starb). In seiner Kindheit soll er in Frankreich die chinesische Sprache möglicherweise durch einen jesuitischen Pater gelernt haben, als er eine von Jesuiten geführte Schule (St. Ignace) besuchte. Sehr viel wahrscheinlicher erwarb er chinesische Sprachkenntnisse von einem Chinesen namens Tin Tun Ling, den er bei der Tochter des französischen Schriftstellers Théophile Gauthier kennenlernte.<ref>http://www.gera.fr/Downloads/Formation_Medicale/Histoire-de-l-acupuncture-et-de-la-MTC-l-Occident/Figures-de-l-acupuncture-francaise/Soulie-de-Morant/jacquemin-7277.pdf</ref> Ursprünglich wollte er Medizin studieren, gab dieses Vorhaben nach dem Tod seines Vater aber wieder auf. Er wurde im Alter von 19 (oder 20, oder 21) Jahren Bankangestellter und seine Bank (Compagnie industrielle de Madagascar) entschied im Jahr 1901 (nach anderen Angaben bereits 1899), ihn nach China zu entsenden. Dank seiner Sprachkenntnisse gelang es ihm, für den französischen diplomatischen Dienst in China tätig zu werden. Dort soll er zuerst Vizekonsul, später Konsul am Konsulat in Shanghai und Konsul am Konsulat Kunming (Yunnan Fu) gewesen sein. Nach Angaben seiner Tochter Tochter Evelyne (geb. 1914) aus dem Jahr 2007 treffe dies jedoch nicht zu: Soulié de Morant sei in China niemals Konsul oder Vizekonsul gewesen. Erst als er aus dem auswärtigen Dienst ausschied, erhielt er ehrenhalber den Titel "Konsul". Erst ab 1925 ist auf seinen Büchern der Hinweis "Consul de France" zu sehen. Im diplomatischen Dienst versah Soulié de Morant offenbar lediglich den Dienst als "1. Dolmetscher". In Shanghai soll er auch die Funktion eines "Richters" am französisch-chinesischen Gericht in Shanghai ausgeübt haben. Unter den Büchern, die Soulié de Morant schrieb, behandelte eines aus dem Jahre 1925 das Thema "Exterritorialité et Intérèts étrangers en Chine". Im Werk steht, wer für Frankreich in dem Gerichtshof saß: ''un français [...] généralement le 1er interprète du consulat'' (also: ''ein Franzose [...] üblicherweise der 1. Dolmetscher''). Dass er 1903 Übersetzer für dieses Gericht wurde, wird auch aus anderer Quelle bestätigt.<ref>http://www.gera.fr/Downloads/Formation_Medicale/Histoire-de-l-acupuncture-et-de-la-MTC-l-Occident/Figures-de-l-acupuncture-francaise/Soulie-de-Morant/jacquemin-7277.pdf</ref> Auf den Webseiten eines Enkels sind alte Fotografien seines Großvaters zu sehen. Darunter auch zwei, die Soulié de Morant als den "Konsul" von Yunnan Fu zeigen sollen (einmal nur von hinten). | + | George Soulié de Morant wurde 1878 in Paris geboren (wo er 1955 auch starb). In seiner Kindheit soll er in Frankreich die chinesische Sprache möglicherweise durch einen jesuitischen Pater gelernt haben, als er eine von Jesuiten geführte Schule (St. Ignace) besuchte. Sehr viel wahrscheinlicher erwarb er chinesische Sprachkenntnisse von einem Chinesen namens Tin Tun Ling, den er bei der Tochter des französischen Schriftstellers Théophile Gauthier kennenlernte.<ref>http://www.gera.fr/Downloads/Formation_Medicale/Histoire-de-l-acupuncture-et-de-la-MTC-l-Occident/Figures-de-l-acupuncture-francaise/Soulie-de-Morant/jacquemin-7277.pdf</ref> Ursprünglich wollte er Medizin studieren, gab dieses Vorhaben nach dem Tod seines Vater aber wieder auf. Er wurde im Alter von 19 (oder 20, oder 21) Jahren Bankangestellter und seine Bank (Compagnie industrielle de Madagascar) entschied im Jahr 1901 (nach anderen Angaben bereits 1899), ihn nach China zu entsenden. Dank seiner Sprachkenntnisse gelang es ihm, für den französischen diplomatischen Dienst in China tätig zu werden. Dort soll er zuerst Vizekonsul, später Konsul am Konsulat in Shanghai und Konsul am Konsulat Kunming (Yunnan Fu) gewesen sein. Nach Angaben seiner Tochter Evelyne (geb. 1914) aus dem Jahr 2007 treffe dies jedoch nicht zu: Soulié de Morant sei in China niemals Konsul oder Vizekonsul gewesen. Erst als er aus dem auswärtigen Dienst ausschied, erhielt er ehrenhalber den Titel "Konsul". Erst ab 1925 ist auf seinen Büchern der Hinweis "Consul de France" zu sehen. Im diplomatischen Dienst versah Soulié de Morant offenbar lediglich den Dienst als "1. Dolmetscher". In Shanghai soll er auch die Funktion eines "Richters" am französisch-chinesischen Gericht in Shanghai ausgeübt haben. Unter den Büchern, die Soulié de Morant schrieb, behandelte eines aus dem Jahre 1925 das Thema "Exterritorialité et Intérèts étrangers en Chine". Im Werk steht, wer für Frankreich in dem Gerichtshof saß: ''un français [...] généralement le 1er interprète du consulat'' (also: ''ein Franzose [...] üblicherweise der 1. Dolmetscher''). Dass er 1903 Übersetzer für dieses Gericht wurde, wird auch aus anderer Quelle bestätigt.<ref>http://www.gera.fr/Downloads/Formation_Medicale/Histoire-de-l-acupuncture-et-de-la-MTC-l-Occident/Figures-de-l-acupuncture-francaise/Soulie-de-Morant/jacquemin-7277.pdf</ref> Auf den Webseiten eines Enkels sind alte Fotografien seines Großvaters zu sehen. Darunter auch zwei, die Soulié de Morant als den "Konsul" von Yunnan Fu zeigen sollen (einmal nur von hinten). |
| Während einer Cholera-Epidemie in Peking im Jahr 1905 (nach anderen Angaben 1901) soll Soulié de Morant mit chinesischen Akupunkteuren gemeinsam Patienten behandelt haben. Nach anderen Angabe habe er lediglich einem "Dr. Yang" zugesehen, wie dieser Cholera-Patienten akupunktierte (am Arm, Punkt GI 10 auf dem [[Meridian|"Dickdarm-Meridian"]]). Dieser Dr. Yang soll ihn anschließend in die Akupunktur eingewiesen haben. Die Bezirksregierung von Yunnan soll ihm nach eigenen Angaben aus diesem Grund angeblich ein Diplom als "Akupunktur-Mediziner" erteilt haben. Aufzeichnungen der "History of Chinese Medicine" von Wong und Wu zeigt jedoch, dass 1901 keine Cholera-Epidemie in Peking bekannt war.<ref>Wong K / Wu L: History of Chinese Medicine. Shanghai 1936, Nachdruck Tapei 1977: Southern Materials Verlag, S. 842</ref> Auch ist fraglich, ob Soulié de Morant in China je selbst Kranke behandelt hat, da in späteren Veröffentlichen lediglich davon die Rede ist, dass Akupunkturbehandlungen beobachtet worden seien. | | Während einer Cholera-Epidemie in Peking im Jahr 1905 (nach anderen Angaben 1901) soll Soulié de Morant mit chinesischen Akupunkteuren gemeinsam Patienten behandelt haben. Nach anderen Angabe habe er lediglich einem "Dr. Yang" zugesehen, wie dieser Cholera-Patienten akupunktierte (am Arm, Punkt GI 10 auf dem [[Meridian|"Dickdarm-Meridian"]]). Dieser Dr. Yang soll ihn anschließend in die Akupunktur eingewiesen haben. Die Bezirksregierung von Yunnan soll ihm nach eigenen Angaben aus diesem Grund angeblich ein Diplom als "Akupunktur-Mediziner" erteilt haben. Aufzeichnungen der "History of Chinese Medicine" von Wong und Wu zeigt jedoch, dass 1901 keine Cholera-Epidemie in Peking bekannt war.<ref>Wong K / Wu L: History of Chinese Medicine. Shanghai 1936, Nachdruck Tapei 1977: Southern Materials Verlag, S. 842</ref> Auch ist fraglich, ob Soulié de Morant in China je selbst Kranke behandelt hat, da in späteren Veröffentlichen lediglich davon die Rede ist, dass Akupunkturbehandlungen beobachtet worden seien. |