Telegonie: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 1. Juni 2012, 12:25 Uhr
Telegonie (von gr. τηλε (téle) „fern“ und γόνος (gónos) „Nachkommen“) bezeichnet eine überholte und durch heutige Erkenntnisse aus der Biologie widerlegte Hypothese zur Vererbung. Kurz gefasst besagt die Lehre, dass Merkmale von Nachkommen durch die erste Schwangerschaft oder Trächtigkeit beeinflusst werden. Insbesondere behauptet die Lehre eine fortdauernde Weitervererbung von Eigenschaften des ersten Mannes mit dem eine Frau Geschlechtsverkehr hatte auch in folgenden Schwangerschaften mit anderen Vätern.
Die Lehre geht auf Ansichten von Aristoteles zurück und war bis ins 19. Jahrhundert hinein populär. Eine Beziehung existiert zum Lamarckismus. Spätestens seit der Wiederentdeckung der Mendelschen Gesetze (nach Gregor Mendel) um 1900 gilt die Hypothese der Telegonie als obsolet und hat heute nur noch eine historische Bedeutung. In der Tierzucht (z.B. Pferdezucht) hält sich der Glaube an sie in pseudowissenschaftlicher Weise trotzdem zum Teil bis heute.
Telegonie und Rassismus
Die Telegonie wurde auch von Anhängern rassistischer Ideologien und von nationalsozialistischen Ideologen herangezogen. So wurde argumentiert, dass eine Frau, die eine sexuelle Beziehung zu einem "Nichtarier" unterhielt, in ihrem Leben nie einen "Arier" würde gebären können. Diese Idee findet sich in den NS - "Blutschutz-Gesetzen" von 1935 als "Rassenschande" wieder.
Telegonie - Epos
Die Telegonie ist auch der Name eines verschollenen antik-griechischen Epos, das zum trojanischen Sagenkreis gerechnet wird und die Homersche Odyssee fortsetzt. Dieser Epos hat jedoch nichts mit der hier thematisierten Telegonie aus dem Beginn der Biologie und Vererbungslehre zu tun.
Literatur
- Franz K. Stanze: "Telegonie- Fernzeugung: Macht und Magie der Imagination", (2008) Böhlau Verlag Wien